Karl Dvorak

Schrift Nr. 33

"Mensch, gibst du Gott dein Herz, Er gibt Dir Seines wieder;

Ach, welch ein werter Tausch,  du steigest auf, Er nieder."

Ach, könnte nur dein Herz zu einer Krippe werden,

Gott würde noch einmal ein Kind auf dieser Erden."

                                                   Abgelius Silesius: "Cherubinischer Wandersmann"

 

 

1.  Das natürliche Herz im Menschen


Eine nüchterne Formel über Beschaffenheit und Wirkungsbereich des Herzens in medizinischen  Werken klingt etwa so:

"Das Herz ist das Zentralorgan des Gefäßsystems, das die Triebkraft für den Blutkreislauf liefert. Das Herz des Menschen ist ein kegelförmiger, muskulöser, etwa faustgroßer Hohlkörper. Es liegt eingeschlossen im Herzbeutel im Mittelfeld dicht hinter dem Brustbein, zu einem Drittel
rechts, zu zwei Drittel links davon."

Wie inmitten des Körpers das "Herz" die Antriebskraft des natürlichen Menschen ist, so bildet das geistige Herz die Geburtsstätte seelischer Lebensäußerungen.

Gefühle, Freud und Leid, Neigungen wie Erregungen der Liebe quellen aus dieser Zentralsonne des Erdenbürgers. Menschliches Wollen und Denken beeinflussen und gestalten das seelische Herz.
Hier ist nicht nur Keimstätte des künftigen Schicksals, weit mehr, hier ist der Brunnen "ewiger Daseinsformen". -
Nehmen wir Hoffmann von Fallersleben poetischen Rat in erhöhter Glaubensart, so wird unser Dasein ein beseligendes sein:

" Oh glücklich, wer ein Herz gefunden,
Das nur in Liebe denkt und sinnt."


"Das gefundene Herz" soll das eigene sein, das durch Gesinnänderung, Glaube, Liebe und Hoffnung den Menschen zum "glückhaften Finder" eines neuen und seligen Lebens macht.

Abkehr von Eigen- und Weltliebe erwecken die Liebe zu einer "Göttlichen Heilslehre" und mit Pater Bodelschwingh erkennen wir.:

"Wer erlösende Liebe erfahren hat, der kann
rettende Liebe üben."


Ermuntert uns nicht Rückerts Gedicht "Bausteine" zum geistigen Tempelbau im menschlichen Herzen:

"Im selben Maße du willst empfangen mußt du geben;
willst du ein ganzes Herz, so gib ein ganzes Leben."


So gesehen ist unser Herz neben seiner Körperarbeit hauptsächlich geheimer Schrittmacher zur ewigen Geisteswelt. -

Wie der äußere Mensch durch Tätigkeit seine Leibes-Kräfte stärkt, so lerne die gläubige Seele durch geistige Übungen ihre Gottkraft entfalten!

Hier wird Christi Liebesrat dem Gutwilligen und Strebenden zum Vermächtnis:

"Seid vollkommen gleichwie euer Vater im Himmel!"
(Math. 5,48.)


Schillers Dichterwort aus dem "Antritt des neuen Jahrhunderts" gibt eine gleichnisweise Anleitung zu menschlicher Vollendung:


"In des Herzens heilig stille Räume
Mußt du fliehen aus des Lebens Drang!
Freiheit ist nur in dem Reich der Träume,
Und, das Schöne blüht nur 'im Gesang."


Deutet man das" "Reich der Träume" entsprechungsgemäß mit dem "Reich Gottes" und das "Schöne im Gesang" mit sichtbar und hörbarem Gotterleben, so ist eine religiöse Lösung obigen  Spruches gefunden.

Wie reine göttliche Musik, - bei Schiller hier "Gesang" genannt, die als Gemüts-Erwecker der Liebe wirkt, so erleuchtet "göttliche Wortkundgabe" die menschliche Vernunft.

Das "Reich Gottes" zieht damit ein: "Und das Schöne blüht nur im Gesang", d.h. die Wahrheit wird nur aus gotterleuchteter Herzensvernunft erkannt. -

In diesem Sinne können wir Adalbert Stifter verstehen, der den hohen Wert des Herzens mit folgenden Worten preist:

"... Alles" ist unbedeutend und nichtig gegen die
Größe des Herzens, -
das Herz allein ist das einzige Kleinod auf der Welt. "


So ist unser Herz nicht nur kostbarster Schatz des stofflichen Leibes, sondern heimlicher Fruchtacker der Himmel.
Hingabe und Treue an das große göttliche Ich vereinet Herz mit Herzen, von dem uns Novalis so herrlich gesungen:


"Wenn alle untreu werden, "
so bleib ich Dir doch treu,
daß Dankbarkeit auf Erden
nicht ausgestorben sei.
Für mich umfing Dich Leiden,
vergingst für mich in Schmerz;
drum geb ich Dir mit Freuden
auf ewig dieses Herz.

Ich habe Dich empfunden,
0 lasse -nicht von mir!
Laß innig mich verbunden
auf ewig sein mit Dir.
Einst schauen meine Brüder
auch wieder himmelwärts
und sinken liebend nieder
und fallen Dir ans Herz."
(Novalis)


Mit diesem Lied wenden wir uns bereits dem Worte Gottes zu.

Der Schriftkundige weiß:

"Im körperlichen Sinn kennt natürlich auch die Bibel das Herz als zentrales Organ des Blut-kreislaufes, von dessen regelmäßigem Schlag das Leben abhängt.

Geistig gesehen bedeutet "Herz" in der "Heiligen Schrift" den Kern einer Sache, ihren Mittelpunkt, das Wesentlichste und Wichtigste daran überhaupt, den vornehmsten Teil, durch den das Ganze repräsentiert werden kann. In dieser Bedeutung wird das Wort "Herz" auch im Alten Testament weit überwiegend und im Neuen Testament fast ausschließlich gebraucht." (Bibel-Lex.)

Die glühende Liebes-Offenbarung Jesu öffnet den Kindern Seiner Erde die Herzenstür zum Vater. (Vgl. Gal.4,6. Eph.3,17.)

Nun läßt uns der ehemals unnahbare Gott hineinschauen in die geheimen Herzenskammern und lauschen dem Schlag der Erlösung.

Das Blut Christi und die Liebe Gottes ergießt sich in fromme Herzen. (Röm.5, 5.)

Jesus hob mit Seiner Menschwerdung nicht das starre Gesetz alttestamentlichen Zornes und göttlichen Gerichtes auf, sondern durchglutete das alte Wort mit warmer Herzensliebe aus dem neuen 'Erkenntnis-Bunde". -
"Absalom" " der dritte Sohn Davids, diene als Beispiel:

Durch seinen Tod bildete er die Kreuzigung Christi vor. Als der Königssohn auf seinem Maultier unter einer großen Eiche ritt, blieb er mit seinem langen Haar im Geäst hängen. Sein Feind Joab stieß ihm darauf drei Spieße ins Herz. (Vgl. 2.Sam.18,9.f.)
Dieser Herzstich wiederholte sich in ähnlicher Art ungef. 1000 Jahre später an Christus. (Vgl. Böhme: Gnadenwahl 12,11. und Myscter.Mag. 19,2. u. 2.Sam.18,14.!)

So mußte der Hebräer "Absalom",  welcher zu deutsch "Vater des Friedens" heißt, durch seinen Tod den großen Friedefürstund menschgewordenen Vater vorbilden.

Als Christus auf Golgatha Sein Werk der Erlösung bekrönte mit den Worten: "Es ist vollbracht" (Joh.19,30.), da zerriß der Vorhang im Tempel zu Jerusalem und gab damit das Allerheiligste frei. (Matth.27,51.)

Dies war ein äußeres Zeichen, daß nun gar "keine Schranke mehr - sei zum allerheiligsten Herzensraum des Vaters." (Vgl. L. Engel: Gr..Evangel.Joh. Bnd 11/ Kap.74.-)

Auch "Adam" diente dieser göttlichen Erlösertat als Vorbild. Als der erste Mensch in Schlaf gefallen war, da Baute Jehova aus einer Rippe Adams das Weib. (1.Mos.2, 21.ff)

"Die Rippe aber' bedeutete Adams Zerbrechung, daß dieser Leib sollte und würde zerbrechen, denn anstatt derselbingen Rippe mußte hernach am Kreuze Christi, Longini Speer in dieselbe Stätte  eingehen, und den Bruch im Grimme Gottes mit himmlischen Blute tingieren und- heilen."
(Myst Mag.19, 2. )

Der Kriegsknecht "Longinus" war es also, der die natürliche Herzenspforte Christi eröffnete. (Vgl. Joh.19,34.)

Der gleiche Longinus könnte hier als der "äußere Mensch" oder das "Oberbewußtsein", welches fähig ist, die geistige Herzenskammer Gottes in uns zu erschließen, gedeutet werden.

Gerade dann, wenn diese innere Herz-Eröffnung gelungen ist, wird unser Heide "Longinus", - will sagen der äußere Mensch, zu Gott gewandt. (Vgl. Böhme: Gnadenwahl 12,11.) -

Mit dem historischen Herzstich an Christus wurde, geistig gesehen, die geheimen Innenräume des göttlichen Vaterherzens für Gläubig-Liebende geöffnet.

Dieser einmalige Augenblick in der Schöpfungsgeschichte ist damit heilige Geburtsstunde gottinnerer Seinsbereiche im Allherzen  geworden. -

Mit dem Anbruch der "Neuen Schöpfung" im biblischen Sinne wurde zugleich der Keim ewiger Schöpfung" innerer Gottherzenszustände für gereifte Gotteskinder eingesät.

Noch können Sterbliche nicht fassen, was hiermit den "Wiedergeborenen" geschenkt wird.

Erst Gottes Mund lüftet durch Seine neuen christlichen Lehrschriften den Schleier dieser höchsten Herz-Geheimnisse.

Durch das Dreigestirn der Göttlichen Lehre (Eckehart v.Hochheim -Jakob Böhme u. Jakob Lorber) kündet der Alliebende den hohen Gottes-Sinn menschlichen Herzens:

"Der Seele Sein liegt vornehmich im Herzen, wiewohl sie auch vollständig in allen Gliedern ist." (Eckehart: EQ 404,14.)

"Das Leben sitzt im Herzen." (EQ 264,33.)

"So ist das Herz im Menschen der Webstuhl oder die Werkstätte des gesamten organischen Lebens."  (Lorber:EM 2,1.)

"Das Herz ist die Stätte, da das edle Leben inne werde geboren, und das Leben gebiert wieder das  Herze." (Böhme: Princ.14,1.)

"Darum ist das Herz allein nur die ewige Wohnstätte des Lebens" (Lorber: HGt 2/171,20.)

Swedenborg, der Bote wahren Neu-Christentums, nennt die Liebe den einzigen Beleber des Herzens:

"Die Liebe ist gleichsam die Quelle, aus welcher die Neigung als Bäche hervorfließen. Man kann die Liebe mit dem Herzen vergleichen, und die Neigungen mit den aus dem Herzen abgezweigten und fortlaufenden Gefäßen." (Apokal.Expl. Bd. 4/S. 469)

"Alle der Liebe angehörigen Regungen bringen im Herzen Veränderungen hervor, in Ansehung seines
Schlagens, wie am Puls der Arterien zu ersehen ist, welche mit dem Herzen einen gleichzeitigen Schlag
halten.
Seine Veränderungen und seine Schläge je nach den Regungen der Liebe sind unzählige." (Swedenborg: GLW 378.)

Wie im gleichen Stile führt der Herr durch Seinen Schreibknecht Jakob Lorber diese Herz-Liebes-Lehre weiter und weist zugleich auf Gottes Gegenwart im Menschen hin:

"Das Herz ist auch ein höher atmendes Wesen, das heißt, es atmet Liebe aus und will daher auch wieder Liebe einatmen." (GS 1/58,4.)

"Im Herzen aber ruht die Liebe, als ein Geist, aus eines Herzens Geist genommen." (RB 2/279,5.)

"In eines jeden Menschen Herz ist der lebendige Same gelegt, aus dem dir des ewigen Lebens ewiges
Morgenrot erblühen wird." (Ev 2/8,4.)

Um aber das Wirken Gottes im Menschenherzen begreifen zu können, wollen wir uns vorerst im natürlichen Herzen umsehen. Hier gibt der Schöpfer aller Herzen wieder den besten Aufschluß durch Seinen Boten Lorber.

Lesen und sehen wir im folgenden, etwas vereinfacht und zusammengezogen, die lange vor medizinischen Entdeckungen von Gott geoffenbarte Herzlehre:

Das Herz und seine Beschaffenheit:

 

Beschreibung durch Jakob Lorber (GEJ  5-114,2 ; 8-56,5-6)

56/05] Es befinden sich im Herzen zwei überaus kleine Kämmerlein, die den beiden großen Blutkammern entsprechen. Für eure Augen würden diese beiden Kämmerlein wohl kaum als kleinste Pünktlein sichtbar sein. So klein aber auch diese Pünktlein sind, so bedingen sie durch ihre Einrichtung doch ganz allein zuerst das Leben des Herzens und durch dasselbe das Leben des ganzen Leibes und aller seiner zahllos vielen Teile und Organe.
   06] Das eine erste und somit allerwichtigste Kämmerlein entspricht dem, was des Geistes und somit des eigentlichen Lebens ist, und wir wollen es das bejahende und somit wahre nennen. Das zweite, gewisserart minderwichtige, obschon zum natürlichen Leben des Leibes auch unumgänglich notwendige, aber wollen wir das der Materie entsprechende, also auch das verneinende nennen. Dieses hat für sich kein Leben, sondern ist nur ein Aufnahmegefäß fürs Leben, welches es mit jedem erneuten Herzschlage aus dem bejahenden Kämmerlein wie von neuem aufnimmt und es dann dem ganzen Leibe durch das Blut mitteilt.

114/02] Eines jeden Menschen Organismus hat nahe in der Mitte des Herzens seinen Lebensnerv, ein kleinstes Klümpchen, von dem aus der ganze andere Leibesorganismus belebt wird. Dieses einen Herzensnervklümpchens Teile haben eine solche Einrichtung, den Lebensäther aus dem Blute und aus der eingeatmeten Luft derart an sich zu ziehen, daß sie dadurch fürs erste selbst überaus lebenstätig verbleiben und dann fürs zweite diese Lebenstätigkeit dem ganzen Organismus mitteilen und dadurch den ganzen Leib beleben auf dem geeigneten Wege.

Das Herz hat in sich einen eigens belebten und derartigen Mechanismus, daß es sich in einem fort ausdehnen und darauf wieder zusammenzienen muß. Durch diese Herzbewegung wird das den Leib belebende Blut mit den anderen aus demselben entstehenden Säften in alle Teile getrieben und wieder zurück aufgenommen.
Dann wird es mit neuen Nährteilen gesättigt und wieder zur Ernährung der verschiedenartigsten Leibesbestandteile von neuem hinausgetrieben.
Im Blute bzw. Nährsaft sind zahllos viele und allerverschiedenartigste Bestandteile und wohnen auch ebenso viele und verschiedene Naturgeister.
Die Naturgeister nehmen die ihnen zusagenden Nähr- und Erhaltungsstoffe aus den von ihnen beherrschten Blut-Teilen und assimilieren (=angleichen) diese mit dem ganzen Leibe, der dadurch gestärkt und gekräftigt wird.
Ohne diese fortwährende eigne Tätigkeit des Herzens  könnte der Mensch keine Stunde lang dem Leibe nach leben. (Lorber: Ev 8/24,7.)

Die wichtige Verbindung zwischen Herz, Milz und Sonnengeflecht über Nervengeist und Blutgeist mögen folgende Worte des Herrn durch Lorber und die anschließende Zeichnung veranschaulichen:

"Wenn die Speise in den Magen gelangt,. so wird sie dort gewisserart zum zweiten Male gekocht. ...
Die gröberen Hauptbestandteile dienen zur Ernährung des Leibes.
Durch den aufgenommenen Trank kommt die Speise in den unteren kleineren Magen, der in zwölf Fächer abgeteilt ist.
In diesem wird auf dem Wege eines eigenen Gärungsprozesses der ätherische Stoff der zu dir genommenen Speise aus den kleinen Zellen abgesondert und dient zur Belebung der Nerven, daher du ihn auch den Nervengeist nennen kannst.
Das ganz außerordentlich fein Ätherische, das wir S u b s t a n z nennen wollen, wird durch die M i I z auf einem ganz geheimen Weg ins Iierz geleitet." (Ev 10/209,3.f.)

 


Schon bei der Geburt eines Säuglings bildet das Herz als Zentralkraft die Lebensquelle für das werdende Kind, wie erst das geistige Herz bei der Wiedergeburt des Menschen.

Hören wir darüber die Worte des Herrn:
 

"Das Herz läßt nach der Geburt aus seiner rechten Kammer Blut in die Lunge ein, und nach dem Übergang läßt es dasselbe in seine linke Kammer ein öffnet so die Lunge." (Swedenborg: GLVI 405)

"Die Substanz der Seele (vom Bläschen aus der Magengrube herrührend) teilt sich dem ganzen Organismus durch die Verbindung der Nerven mit, umwandelt ein in allen Nerven vorfindliches magnetisches Fluidum in das ihrige und dringt hierauf in aller elektrischen Schnelle bald auch  in alle übrigen Organe, aber erst zuletzt in die Herzmuskeln. ... .
Dann fängt ganz langsam das Herz an, sich auszudehnen durch die allmähliche Füllung mit der Seelensubstanz, und wenn es so nach und nach voll geworden ist, gleich einer elektrischen Flasche, so entladet es sich dann in die Adern durch eine obere Kammer.
Dieses entladene Fluidum teilt sich allen dort befindlichen Säften mit, zwingt sie in alle Gefäße, und so auch die in den Gefäßen selbst vorhandenen Säfte zur Bewegung weiter in die Venen (Aeterien), und durch dieselben wieder zum Herzen zurück, währenddessen das Herz schon wieder geladen wird und die zurückkehrenden Säfte sogleich  weiterbefördert." (Lorber: "Weg zur Wiedergeb."  Seite 77 und 78)

"Im gleichen Zeitpunkt, da die Materie des Kindes im Mutterleibe bereitet ist, im gleichen Augenblick gießt Gott den lebendigen Geist in den Leib, d.h. in die Seele, die des Leibes Form ist.
Es ist ein Augenblick: das Bereitsein und das Eingießen." (Eckehart: EQ 436,6.f.)


Mit den letzten Worten oben hat unser allerliebster Vater bereits  eine Verständnisbrücke vom natürlichen zum geistigen Menschenherzen geschlagen.

Unter "Eingießen des lebendigen Geistes" verstand Eckehart das Gleiche, was etwa 500 Jahre später unser Jakob Lorber mit dem Neuwort "Eingeburt" bezeichnete.

Über den Tag der Eingeburt vergleiche man besonders: "Weg zur Vviedergeburt", Seite 9;
"Großes Evangelium Johannes" Band 4/220,10. und
"Himmelsgaben" Band 1, Seite 210, Pkt 2.

 

2. Das geistig-seelische Herz des Menschen


Wie Gott, so ist auch der Mensch eine D r e i h e i t: Geist- Seele - Körper.
Innerhalb des K6rperherzens befindet sich das seelische Herz und inmitten desselben das geistige Herz.

0alim,  ein Nachkomme des Urstammvaters Seth . (vgl. Lorber: HGt2;73,5.1) schaute schon zu Adams Zeiten in einem hellen Gesicht sein d r e i f a c h e s Her z . Wir werden darauf noch zurückkommen.
 

Zuvor noch einen kleinen Ausflug in die Entsprechungskunde des Herzens:

Die hohe Bedeutung des Herzens zeigt uns der Herr durch Swedenborg folgendermaßen:

"Das Leben des Willensgebietes aber ist, das Wahre um des Wahren willen und das Gute um des Guten willen wollen und lieben, dieses Leben heißt im Göttlichen Worte. "Herz ". ( HG 981 8 . )

"Ein neues Herz haben, bedeutet daher einen Willen." (HG 9818.)

"Darum bedeutet  Herz dasjenige, was dem Willen, somit der Liebe angehört. ...

Die Liebe, weil sie Sache des Willens ist, macht das eigentliche Leben. Daher kommt es, daß durch Herz das Inwendigste bezeichnet wird.

Das Inwendigste bei den Guten ist die Liebe zum Herrn und die Liebe gegen den Nächsten.
Das Inwendigste aber bei den Bösen ist die Selbstliebe und die Weltliebe."(HG 7542)

Einen Schritt weiter, wenn auch noch sehr heimlich, führt uns der liebende Vater durch Jakob Böhme. Da lesen wir im Werke "Aurora":

"Das Herze im Menschen bedeutet die Hitze oder das Element Feuer und ist auch die Hitze, denn die Hitze hat im Herzen ihren Ursprung im gazen Leibe." (Aur.2,20.)

Unter "Hitze" und "Element Feuer" wird, wie kann es anders sein, die " L i e b e" verstanden.

Selbstlose Liebe verwandelt die "Hitze" zum Segen des Menschen.

Das F e u e r  der Gottes- und Nächstenliebe läutert die Seele  und reinigt das Herz von aller Sünde.

Der Allweise offenbarte dies durch Swedenborg und Eckehart kurz so:

"Die  reinen Herzens sind, bedeutet diejenigen, die im Guten aus der Liebe sind." (Ap.Expl.340.)

"Das Herz ist allein rein, das alle Geschaffenheit in sich zunichte gemacht hat." (EQ 1 79 , 1 4 . )

Ein durch Gott gereinigtes Menschenherz steht nicht nur mit dem "Großen Schöpfungsmenschen" in Verbindung, sondern auch in beseligender Harmonie mit dem "Himmelsmenschen", ja in höchster
Art sogar mit dem Gottesherzen.

Man vergleiche dazu die ausführliche Schilderung in den "Himmlischen Geheimnissen", verkündet durch E. Swedenborg. Hier wird ab § 3883 ff. die Entsprechung des "Größten Menschen" (= Schöpfungsmensch) mit dem Herzen sachlich dargelegt!

An einer Stelle sagt hier der Herr:

"Diejenigen" welche im himmlischen Reich des Herrn sind, gehören Alle zum Gebiet des Herzens, ... denn ,das Herz regiert im ganzen Leib." (HG 3887)

Selbst einem Sonnenbewohner, der ja nicht wie die Menschen dieser Erde aus dem Herzen Gottes stammt (vgl. HGt 1/3,3.), verheißt der Herr durch Johannes die Herzverbindung mit Gott:

"Korrespondierst du schon deiner wesentlich äußeren Form nach nicht mit dem Herzen Gottes,  so aber korrespondierst du deinem Leben nach, so gut wie ich(= Johannes der Evangelist) vollkommen
mit dem Herzen Gottes.", (GS 2,/60,13.)

Ist schon für Geschöpfe  (Bewohner aller anderen Gestirne) eine wesenhafte Herzensverbindung mit dem Vater möglich, wie erst viel höher und inniger mit Seinen Kindern dieser Erde.

In diesem Sinne können wir erst die "Berufung" der Erdenmenschen aus dem Munde Jesus verstehen:

"Ich will es, daß von  nun an alle Meine Gedanken und Ideen durch euch, Meine Kindlein, erst ins vollste Werk  gesetzt werden, hier schon für Seele, Herz und Geist eurer Brüder und Schwestern, und jenseits aber in alle die großen Wirklichkeiten  von ihrer innersten geistigen Entstehungssphäre, bis zu ihrer alleräußersten materiellen Ausbildung,  und von da zur abermaligen Rückführung ins gemehrte, rein und selbständig geistig, vollendete Leben." (Ev 4/9,7.)


Mögen die hier angeführten Gottworte mit ihrer heiligen Tiefe des Lesers Gemüt erhöhen zu einem noch innigeren Liebesblick ins "Göttliche Vaterherz"! -


3. Das Herz des Vaters


Im Gelehrtenstil Swedenborgs spricht der Herr kurz und markig über Gottes Herz folgendes aus:

"Das Herz, wenn vom Herrn die Rede ist, bezeichnet das göttlich Gute der göttlichen Liebe." , (Ap.Expl. 750) .

Mit romantischen Worten fährt der Allgütige durch Jakob Böhme fort:

"Jehova, das ist Gott, hat sich in dem Jesus, als in der Lust der ewigen Liebe beweget, als mit Gottes Herze, und Christum in der Menschheit geboren und offenbart." (Irrth.Stief.156.)

"Jesus Christus ist des Vaters Herz und Wort, und das Herz ist überall im Vater.
Also wo Sein Herz ist, da ist auch der Himmel und göttliche Wesenheit mit der Fülle der Weisheit umgeben. ...
Denn die ganze Gottheit hat sich im Menschen Christo offenbaret." (Epist.12,56.58.)
 

Die Jahrhunderte, welche zwischen den verschiedenen Gottoffenbarungen liegen, werden wie in einem Augenblick verschmolzen und man hört obig begonnenen Gedankengang nahtlos weiterentwickelt:

"Jesus spricht: Ich bin aber von Ewigkeit der Grund alles Lebens und alles Seins und bin somit auch die urbejahende Lebenskammer im ewigen  Lebensherzen der Unendlichkeit." (Ev 8/57,3.)

" J e s u s ist das Licht und der Widerschein des väterlichen Herzens. " (Eckehart: EQ 161,12.f.)

Kurz wiederholt: "Jesus ist das Herz Gottes" dahinein wird die gereinigte Seele wieder eingeboren. -

Das Vaterherz ist also "Ziel" und "ewige Heimstätte" der Zurückkehrenden.

Was unser Herr vollbrachte, was Seine Jünger und alle Seligen in ihrer Wiedergeburt bestätigten, das dürfen die Gläubigen in Gnaden nachvollziehen und mit Böhme sagen:

"Ich suche allein das Herze Jesu Christi, mich  darinnen zu verbergen vor dem grimmen Zorn Gottes
und den Angriffen des Teufels." (Epistel 12,6.)

Der "Zorn Gottes" bedeutet hier die Knechtschaft und das Gericht der Stofflichkeit, aus der wir Menschen durch geistige Vollendung erlöst werden können.

Nur hier, auf dem härtesten aller Weltkörper im Schöpfungsraume, ist die Geburtsstätte lebendiger Gotteskinder.

Gerade diese kleine Erde ist seit Adams Zeiten dazu auserkoren, der Hauptbejahungspunkt des Herzens im großen Schöpfungsmenschen zu sein und das auch zu verbleiben bis ans Ende der Zeiten.
(Vgl. dazu Lorber,: Ev 8/57 !)


In einem kurzen Satz zusammengefaßt enthüllt der himmlische Vater den hohen Sinn des Herzens:

"Wie aber der Mensch seinen gesamten Unterricht und seine gesamte Ausbildung nur aus seinem Herzenskämmerlein überkommt, in gleicher Weise erhalten die Menschen anderer Welten ihre bestimmte Ausbildung auch nur aus des großen Schöpfungsmenschen Herzenskämmerlein. - " (Ev 8159,10.)


Mit diesem Hochwissen erahnen wir hauchweise den unendlichen, für menschliche Sinne unfaßbaren, geheimen Gottvorsatz, den der Allgütige fiir Seine Kinder vorgesehen hat.

Wagen wir einmal diesen göttlichen Liebewunsch auszusprechen, der da lautet:

"Des Vaters Herz will den heimkehrenden Söhnen eine ewig-göttliche Wohnstätte sein. "


4. Des Menschen Geburt ins Herze Gottes


Alles Geschaffene ist Gedanke und Idee Gottes, belebt aus einem Ur-Leben,  aus Gottes Leben.

Der Mensch ist wie alle Kreatur nur Aufnahmsgefäß des "Göttlichen Lebens".

Jeder Erdegeborene muß daher mit seinem stofflichen Körper altern, sterben und verwesen, während sein geistiger Lebensleib in höhere Daseinsformen übergeht.

"Gott ist nicht ein Zerstörer der Natur, sondern ihr Vollender". (Eckehart: EQ 93,5.f.)

Jeder Mensch, ganz gleich wie er denkt und lebt, geht einen göttlichen Weg der Vollendung.

Der Unterschied zwischen unwissenden Weltmenschen und Gläubigen besteht nur darin, daß Kinder Gottes  b e w u ß t  leben.

Bewußt oder glaubensgehorsam leben heißt: Natürliches Wollen und Denken des kleinen  Menschen-Ich dem großen Göttlichen Ich freiwillig unterwerfen.


Gott wirkt, der Mensch erleidet. -

Der neue Glaube und seine Liebe erheben den natürlichen Menschen in den geistigen Kindes-Stand Gottes.

Zu ihnen sagt der Herr durch Lorber:

"Die Menschen dieser Erde rief Ich aus dem Zentrum Meines Herzen' s hervor und schuf sie vollkommen nach Meinem Ebenbilde, und sie sollten nicht nur Meine Geschöpfe, sondern Meine lieben Kinder sein. (HGt 1/3,3)


Erstrebenswertes Hochziel dieser schweren Erdgeburt ist daher:

Die getrennten Herzer "Gott und Mensch" wieder im Vaterherzen zu e i n e n !

Gott ist zur Einung jederzeit bereit, Er sagt:

"Ich möchte wohl ganz und gar in dein Herz einziehen,  aber du hältst die Tür in dies Mir wohlgefällige Gemach des Lebens stets sehr enge.
... Was aber ist es wohl, das in dir die Türe in dein Herz so sehr beengt?! -
Siehe, es sind die Sinne_Deiner Seele, welche da ausmachen deinen Verstand." (Hg 2/261,2.)


Wer Gemüt und Herz für  den "göttlichen Einfluß" offen hält, der schaut ganz bestimmt einmal das Antlitz Seines himmlischen Vaters.

Hören wir nun, wie oben angekiindigt, das GotterIeben des Oalim:

Als ich aber dieses S o n n e n h e r z  stets mehr und mehr betrachtete, da entdeckte ich auf einmal in der Mitte dieses Sonnenherzens ein kleines, Dir, oh heiliger Vater, vollkommen ähnliches, lebendiges A b b i l d . - Von Dir aus aber gingen endlos viele überherrlichste Strahlen, und einer dieser Strahlen fiel in das Sonnenherz im neuen Menschen in mir und bildete also Dich Selbst lebendig in mir.'"
(HGt 2/72,1'1.ff.)


Um wie bei Oalim das innerste Herz, das Herz unseres Gottgeistes aufzuschließen, müssen wir durch Glaube und Liebestat dem "göttlichen Herzeinfluß" freien Eingang verschaffen.

Nur nach und nach geschieht dieses Wunder neuer "Herz-Geburt".
Immerwährende Selbstverleugnung vollendet die Seele, eint Herz mit Herzen.

Die "göttliche Neulehre" redet eigentlich nur offen oder geheim von dieser innigen Herzverbindung Gottes zur Seele.

Hier nur einige Gedankensplitter aus der Neuoffenbarung:

"So du in Gott geboren wirst, so ist in dir selbst, in deinem Lebenszirkel das ganze Herze Gottes unzerteilt. , (J. Böhme: Dreif. Leb.6, 66.)

"Gott hat es wohlgefallen, sogar im kleinen Herzen des Menschen, Sich eine Wohnstätte zu errichten." (Lorber: HGt 3/55,18.)

"Und darum hat Gott ja das menschliche Herz gemacht zur Wohnstätte für Sich, damit da niemandaußer oder ohne Gott leben sollte." (Lorber: HGt 3/56,15.)


"Die linke Hand habe Ich aufs Herz gelegt, gleichsam sagend: Kinder, da ist der Weg des Lebens, da ist die Tür zum Vater! Wer nicht da hindurchgeht, der kommt nicht zum Vater!" - (Lorber: Hg 1/29,15.)


"Das Herz ist da die  r e c h t e  P f o r t e in das Haus deines Lebens." (Lorber: BM 167,4.)

Mein Reich ist daher in eines jeden Menschen kleines Herz gelegt. Wer da hineinkommen will, der muß also in sein eigen Herz eingehen und sich da ein Plätzchen der Ruhe gründen, das da heißt Demut, Liebe und Zufriedenheit." {Lorber: RB 2/278,4.)

"Es gibt kein größeres Wunder, als daß da das Herz eines Menschen werden kann zur Wohnstätte des Heiligen Geistes aus der Liebe des ewigen Vaters, des unendlichen, überheiligen, allmächtigen Gottes!
(Lorber: GS 1/10,13.)


"Gott hat keine eigentlichere Stätte als ein reines Herz und eine reine Seele, dort gebiert der Vater Seinen Sohn, wie Er ihn in der Ewigkeit gebiert, nicht mehr und nicht weniger."
(Eckehart: EQ 175,29.f.)

Durch Lesen oder Hören des reinen Gottwortes, sei es in der Heiligen Schrift oder durch Neupropheten, wird der heilige Gottsame "Väterlichen Lebens" in die Furchen reifer Menschenherzen
gesät.

Sonnenstrahl und Regen neuerwachten Wollens und Denkens beleben den göttlichen Samen bis zur Fruchtwerdung.

So wächst Gott im Seelengrumde unbemerkt vom äußeren Menschen.
Je nach dem Eifer der Liebe wird der eingesäte Gottsame zum dreißigfachen, sechzigfachen oder hundertfachen Fruchtträger einer ewigen Gottwelt. (Vgl. Matth.1'3,8.)

Die gläubig-liebende Seele wird zur Braut des Herrn:

"Ich,  spricht der Vater, will die Seelenbraut geleiten in eine Einöde und dort zu ihrem Herzen sprechen. Herz zu Herzen, Eins in Einem, das liebt Gott." (Eckehart: EQ 127,32.f.)

In welchem Maße der Gläubige die "Saat Gottes" ohne Widerstand vom Eigenwollen und Selbstdenken reifen läßt, so wird seine neue " e w i g e We I t  beschaffen sein:

"Des Menschen Herz ist die Sonne der geistigen Welt für ewig!" (Lorber: BM 22,5.)

"Durch dein Herz wirst du nach dem Tode deines  Leibes hinaustreten in den endlosen Gottesraum.  Und nach der Art deines Herzens wirst du ihn  entweder als Himmel oder als Hölle antreffen!"
(Lorber: Ev 2/8,6) .

Wisse daher: "Dein jenseitiges Haus hat der Herr aus deinem Herzen erbaut."  (Lorber: RB 1/121,15.)


Der göttliche Herzens-Tempel braucht kein einfaches Glaubenshaus zu bleiben, die Seele kann immerzu wachsen und zunehmen an Liebe und Licht. Reiner Liebeseifer gestaltet prachtvolle Paradiese und entfaltet fruchttragende Herzenslandschaften "himmlischer Reiche".

Selbst der höchste der Himmel, die "Stadt Gottes" (= Neues Jerusalem) erblüht einer nimmersatten  Liebe.

Nie endet göttlicher Erbarmungs-Segen, immer höher, näher und gottinniger zieht der All-Liebende seine Seele zu Sich.

Kaum wagt der Buchstabe "göttlichen Wortes" das geheime Vorhaben Gottes mit Seinen Herzenskindern auszusprechen. Nur selten und verborgen redet der liebende Vater davon, damit der Böse nicht vergifte den Gottsamen.

Belauschen wir das geheime Lispeln! Hören wir die höchste Verheißung! Die Nüchternen mögen einstweilen ihr Ohr verschließen vor der unermeßlichen Liebe Gottes zu Seinen Kindern:

" J e s u s als Licht und Widerschein des väterlichen Herzens dieser Jesus ist mit der jungfräulichen d.h. reinen) Seele vereint und sie mit Ihm, und sie leuchtet und glänzt mit Ihm als ein einiges Eins und als ein lauterklares Licht im väterlichen Herzen ." (Eckehart: EQ 161,12.f.)

"Darum wir sollen in Ihn (d.h.in Jesus) verwandelt werden und völlig vereinigt werden, sodaß das Seine unser wird und alles Unsere Sein, unser Herz und das Seine  e i n H e r z, und unser Leib und Sein Leib ein  L e i b ." (Eckehart: EQ 83,30.f.)

Nun ist ausgesprochen das Geheimnis und schon empört sich die Glaubenseinfalt. -

An Gotteslästerung denkt der menschliche Verstand, an Anmaßung die Vernunft.

Die Hochreligion oder besser gesagt die Ur-Religion Gottes durch Seinen Eckehart von Hochheim wird nur von wenigen verstanden, den übrigen sei gesagt:

"Wer diese Rede nicht versteht, der bekümmere sein Herz nicht damit. Denn solange der Mensch dieser Wahrheit nicht gleicht, solange wird er diese Rede nicht verstehen. Denn es ist eine unverhüllte Wahrheit, die da gekommen ist aus dem Herzen Go0 t t e s unmittelbar." (Pred.32)

Unfaßbar scheinen einer sündigen Seele diese Worte und doch sie sind aus Gottes Mund geflossen.
Keine leere Menschenmeinung blickt uns hier an, sondern eine ungetrübte "göttliche Weisheit".

Eine Sonnenwahrheit, die uns frei machen kann, - frei vom Eigen=Ich, damit "Gottes Ich" wieder im Herzen des kleinen Menschen-Ich sein kann. -

Das ist wahrlich eine neue, eine ewige Gottgeburt. Durch den Tod Christi und durch den nachvollzogenen Tod unseres äußeren Menschen geschieht dies einmalige Wunder.

Der Stich ins Herze Gottes, bei Adam mit dem Rippenbruch vorgebildet, wird durch die Rückkehr unseres verlorenen Sohnes wieder geheilt.

Der sündige Sinnenmensch hat sich wie einst Absalom mit seinen Haaren (= bez. das natürliche Wollen und Denken des Menschen) verfangen im Geäst der Hierarchie Satana.

Nun durchbohren die drei Spieße des Eigenen (= Joab) sein Herz, damit der echte und einzige König "Jesus" im Herzen wieder regieren kann.

So wird auch der historische Stich ins Herz Christi zum persönlichen Erleben der willigen Seele. -

"Die Liebe ist stark wie der Tod, der uns das Herze bricht."

"Allein die Liebe, die stark ist wie der Tod, tötet so lieblich den Menschen in seinem Ich und scheidet die Seele vom Leibe." (Eckehart: EB 281.f.)

Erst in diesem höchsten Tod der Liebe findet sich Herz zu Herzen.

Da erkennen wir gleich dem Oalim das dreifache innere Herz-Wunder, Schauen den neuen Menschen, erblicken die Herzenssonne und lassen zunichte werden alles Geschaffene am Eigen-Ich, damit aufgehe die "Gnadensonne" unseres geliebten Jesus. -

Im Volllzuge dieses Erlebens hat die Seele nicht unsonst gelitten. So war alles Leid, alle Mühsal irdischen Lebens "ewig sich entfaltender Same aus Göttlichem Herzen".

Der herbe Verwesungsvorgang hat die goldne Saat gereift. Selig, die reinen Herzens sind, denn sie schauen in die geheime Kamner göttlichen Liebeherzens und hören den Pulsschlag der Ewigkeit!