Auch in dieser Blume spiegelt sich göttliches Sein!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(Im Folgendem eine Widmung für Daryush)

 

K. O. SCHMIDT

Zum Autor:

 

 

Anleitungen zur Selbsterstarkung

 

FRICK VERLAG GmbH - Postfach4 47

D-75104 PFORZHEIM

Kraftgewinnung

durch Selbstbesinnung

 

In allem Lebendigen waltet die Doppelkraft des Drangs nach vorn und des Zugs nach oben. Alles Leben strebt nach Selbstentfaltung und Mehrsein, nach Fortschritt und Aufstieg, nach dem Größer-, Reicher- und Vollkommenerwerden.

"In die Höhe will es sich bauen", sagt Nietzsche vom Leben, "und weil es Höhe braucht, braucht es Stufen und Widerspruch der Stufen und Steigenden. Steigen will das Leben und steigend sich selbst überwinden."

Wenn trotzdem das Dasein der meisten Menschen im AIltag und Durchschnitt stecken bleibt und nur einen Bruchteil der möglichen Fortschritte und Erfolge mit sich bringt, so vor allem deshalb, weil nur wenige der in ihnen wirkenden Doppelkraft inne werden und bewußt folgen, weil die meisten nichts von der Kunst der Kraftgewinnung durch Selbstbesinnung wissen und die dynamischen Kettenreaktionen positiven Denkens nicht kennen.

Kennzeichen aller Großen und Erfolgreichen war und ist hingegen das instinktive Gefühl dafür oder das intuitive Wissen darum, daß aIle Kraft von innen kommt und daß neue Gedanken neues Leben bedeuten. Deshalb halten sie sich für neue Ideen aufgeschlossen, schlagen gern neue Wege ein und ergreifen mutig neue Möglichkeiten. Ihre bejahende Haltung macht sie hellsichtig für das, was heute noch im Werden ist, aber morgen schon die Welt beherrschen kann.

Wer sich von Furcht- und Sorgegedanken zum Zweifeln und Zögern verleiten läßt der zum passiven Ausruhen auf dem Errungenen neigt, macht sich vorzeitig schwach und alt, schaffensunlustig und erfolgsarm. Ist einer hingegen für den Strom der inneren Kraft aufgeschlossen und offen für neue Gedanken, bleibt er lebendig und jung und gelangt fortschreitend zu neuen Einsichten und Kenntnissen, Fähigkeiten und Erfolgen.

Wir bergen alle zehnmal mehr Talente und Reichtümer in uns, als wir ahnen. Aber wir wecken und nutzen sie nur, wenn wir die verborgenen Kräfte der Seele - die geistigen Bildekräfte, die in uns und unserem Leben im Sinne ständiger Erneuerung und Höherführung wirken - durch positives Denken aktivieren und sich planvoll durch uns auswirken lassen.

 

Dann erweist sich, daß diese inneren Bildekräfte denen der Muskeln, des Gehirns und der Umstände weit überlegen sind und uns befähigen, alles zu meistern - zuerst und vor aIlem uns selbst.

Die hier gegebenen bewahrten Anleitungen zur Selbsterstarkung von innen her wollen deutlich machen, daß, wer sich rechte Selbstbesinnung, bejahendes Denken und positives Verhalten durch tägliche Übung zur Gewohnheit macht, mit absoluter Sicherheit dahin gelangt, daß die Schöpferkräfte seiner Seele nicht nur seine innere Aufhellung, Harmonisierung und Erstarkung bewirken, sondern auch sein äußeres Leben zunehmend lichter und leichter gestalten.

Im gleichen Maße erwacht er zu der befreienden und beglückenden Einsicht, daß er, wie aIles Lebendige, auf ewigen Aufstieg angelegt ist.

 

Der Stein der Weisen

 

"Ich glaube, daß der Geist die Kraft besitzt, auf das Atom und auf Atomgruppen einzuwirken und selbst die Zufälligkeit des Verhaltens der Atome zu beeinflussen,

 und daß im letzten selbst der Lauf der Welt nicht allein durch physikalische, sondern auch durch geistige Gesetze bestimmt wird und durch den Willen des Menschen geändert werden kann. " (Sir Arthur Eddington)

 

Wenn das Leben uns freudlos und unbefriedigend oder gar feindlich und gefahrvoll erscheint, so daß wir bei jedem Schritt in die Zukunft fürchten, zugrunde zu gehen, brauchen wir, um das zu verhindern, nur uns seIber und den Dingen auf den Grund zu gehen. Wir gewahren dann, daß, wenn auch vieles vergeht, wir selbst und unsere guten Gedanken und Taten bleiben und unsere Zukunft durchlichten.

Nichts vergeht ganz, sagt Hippel, am wenigsten unsere Gedanken und Handlungen; jede pflanzt sich fort und wirkt sich aus, und oft entspringt aus einem positiven Gedanken oder einer guten Tat eine ganze Welt. Darum gilt es für uns, Bejahende zu sein und nicht müde zu werden, Gutes zu tun; dann werden wir zu seiner Zeit ernten ohne Aufhören! -

Vor einiger Zeit hatte ich Gelegenheit, einem verzweifelten Menschen das Vertrauen zum Leben wiederzugeben. Er hatte den Zusammenbruch seiner Hoffnungen erlebt und wollte die Flinte ins Korn werfen.

Ich versuchte, ihm als erstes bewu8t zu machen, daß nichts verloren sei, solange er nicht sich selbst aufgebe. Dazu aber habe er keinen Grund. Denn was verloren ist, sind nur äußere Werte. Was unerfreulich aussieht, sind nur die äußeren Umstände. Über diese aber sei er Herr und jederzeit fähig, sie zu ändern - nicht mit verzweifeltem Widerstand und verbissener Gewalt, sondern mit der unscheinbarsten und doch stärksten Kraft im Universum: mit seinen Gedanken.

Die Einsicht, die ihn aufrichtete und mit neuem Lebensmut erfüllte, war jene, die schon vor 2500 Jahren von Buddha  ausgesprochen wurde: "Der Geist entscheidet! Was Du denkst, das wirst Du! "

Von jenem Wort führt eine unabsehbare Kette praktischer Erfahrungen und Lebenslehren bis zu der Erkenntnis der heutigen dynamischen Psychologie: "Einstellungen sind entscheidender als Tatsachen, weil sie Tatsachen ändern!"

Tatsachlich sind nicht die Umstände oder Verhältnisse, in denen ein Mensch sich befindet, für sein Schicksal entscheidend, sondern seine Einstellung, die Richtung seiner Gedanken, seiner Gefühle, seiner inneren Haltung, die auf sein Verhalten und im weiteren auf seine Verhältnisse umstimmend und umgestaltend wirkt.

Und da wir unsere Einstellung bestimmen - einfach, indem wir bestimmte Gedanken beharrlich wiederholen und festhalten -, bestimmen wir auch die Umstände unseres Lehens. Das ist so, weil, wie schon Emerson lehrte, jeder Gedankenimpuls das Bestreben hat, sich zu verwirklichen. Erfüllen wir unser Gemüt ständig mit bejahenden Gedanken, mit Vertrauen zum Leben, mit dem Glauben an die Besserung, an den Sieg, dann bewirken wir nicht nur eine seelische Umstimmung, sondern ändern auch das Gesicht und Gewicht der Umstände.

Dies war es, was ich dem Manne abschließend klarmachte: "Mögen die Umstände Ihres Lebens im Augenblick unerfreulich erscheinen, dann besinnen Sie sich, daß Sie das ändern, indem Sie Ihre Einstellung ändern! Bejahen Sie von nun an das Gute, statt das Schlechte zu fürchten, vertrauen Sie Ihrer inneren Kraft und Überlegenheit, glauben Sie unbeirrt an Ihren Aufstieg, dann bewirken und erleben Sie das Wunder, daß die Umstände in Bewegung geraten und sich zunehmend günstiger erweisen."

Der 'Stein der Weisen', von dem die alten Alchemisten als einem Mittel träumten, dem Menschen ewige Jugend, Kraft und Gesundheit zu verschaffen und Glück im Leben zu sichern, wird in der Außenwelt vergeblich gesucht.

"Mensch, geh nur in Dich selbst; denn nach dem Stein der Weisen brauchst Du nicht allererst in fremde Länder zu reisen", mahnt Angelus Silesius mit Recht. Denn dieser Stein der Weisen ist - der Gedanke, mit dessen Hilfe wir uns selbst und die Welt zu verwandeln vermögen.

Es liegt, wie Marden sagt, "eine magnetische Kraft darin, wenn Du ständig den Gedanken in Deinem Geiste festhältst, daß Gesundheit und Leistungskraft, Glück und Erfolg Dir bestimmt sind und daß nichts in der Welt Dich davon abhalten kann, sie zu erreichen, solange Du Dich nicht selbst daran hinderst! Mache es Dir zur Gewohnheit, diesen Glauben an den endlichen Sieg zu bejahen und ihn ständig kraftbewußt festzuhalten, dann werden die Dinge von selbst herbei kommen, nach denen Deine Sehnsucht steht."

Möchte jeder; wenn Gefühle der Angst oder Sorge ihn beschleichen wollen, sich von dieser Wahrheit ermutigen lassen: daß der Geist entscheidet, daß die Einstellung die Umstände umstellt und ändert.

Diese Erkenntnis ist so fundamental und lebenswichtig, daß wir sie von alIen Seiten betrachten und uns immer lebendiger bewußt machen wollen.

 

 

Denken heißt Verwirklichen

 

Niemand kann sagen, was Elektrizität ihrem Wesen nach ist. Man kann sie auch nicht sehen; aber wir haben gelernt, sie nutzbringend zu betätigen, und wir können ihre Wirkungen jederzeit feststellen und bestimmen.

Genau so weiß niemand, wie ein Gedanke beschaffen ist. Man kann ihn auch, einstweilen, nicht sichtbar machen; aber man kann lernen, seine Kraft segenbringend zu betätigen, und man kann jederzeit seine Wirkung feststellen und vorausbestimmen.

Denn alles, was wir um uns sehen, ist verwirklichter Gedanke: Stuhl und Tisch, Werkzeuge und Apparate, Flugzeuge  und Autos, Häuser und Fabriken. Unsere gesamte Umwelt ist aus dem 'Stoff ' gewoben, aus dem unsere Träume bestehen: was zuerst nur unsichtbar, als Idee, im Geiste existierte, wird, beharrlich bejaht, schließlich greifbare Wirklichkeit und beweist durch sein Dasein die Realisationskraft der Gedanken. Wenn wir auf das Wesentliche eines Tisches blicken, sehen wir nicht seine äußere Gestalt, sondern die ihr zugrunde liegende Idee, die aus unsichtbarer Innenwirklichkeit zu sichtbarer Sinnenwirklichkeit wurde.

Wie wir hier den Entstehungsvorgang gewissermaßen zurückverfolgen - von der realen Materialisation zurück zur unstofflichen Idee -, so sollten wir uns andererseits über den Verwirklichungsprozeß klar werden, der vom ursprünglichen unsichtbaren Gedanken bis zu seiner sichtbaren Materialisation, dem realen Gegenstand, führt. Das Primäre ist der innere, gedankliche Zustand, das Sekundäre der aus ihm hervorgehende Gegenstand.

Wenn wir diesen Prozeß und die dabei zum Wirken gebrachten Gesetzmäßgkeiten verfolgen und beachten, werden wir fähig, jeden Gedanken, wenn seine Verwirklichung überhaupt im Bereich des Möglichen liegt, seiner Verwirklichung oder 'Materialisation' zuzuführen – durch  bewußte Aktivierung der in ihm angelegten Realisationskraft.

Wiederum diene die Elektrizität als Vergleich: elektrische Energie ist überall in der Natur - bis hinab zum Atom und Elektron - vorhanden. Sie kann akkumuliert, gespeichert und zu entsprechenden Dienstleistungen veranlaßt werden. Die Drehung eines Schalters genügt.

 

Ebenso ist die Gedankenkraft überall vorhanden. Sie kann ebenfalls gespeichert und potenziert werden – durch Zielkonzentration und Bejahung - und uns mannigfache Dienste leisten. Der Drehung des Schalters entspricht die innere Hinwendung auf das bejahte Ziel, die erstrebte Wirklichkeit.

Was wir bis heute vorwiegend dachten, das hat sich in unserem Körper in unserem Beruf und Besitz, in unserer Familie, in den Umständen unseres Lebens sichtbar realisiert. Unser Leben ist erfreulich, wenn und soweit wir die Macht der Gedanken - bewußt oder zumeist, unbewußt positiv und lebensgerecht betätigen, unerfreulich hingegen, wo wir diese Macht negativ und falsch anwandten.

Wenn wir irgend etwas in unserem Körper, unseren Lebensbedingungen, unserer Umwelt ändern möchten, müssen wir es folglich zuerst in unseren Gedanken ändern und möglichst in diesem Augenblick damit beginnen, den ersehnten besseren Zustand gedanklich zu gestalten und zu bejahen. Denn Leib und Leben sind Produkte unserer Innenwelt. Unsere Lebensumstände sind unsere materialisierten Gedanken.

Denken heißt bewegen und verwirklichen.

Wir können keine Bewegung tun, ohne daß ihr ein Gedanke vorausgeht. Wenn wir essen, sind es Gedankenimpulse, die die Hände bewegen, die Finger Messer und Gabel ergreifen lassen, die Reihenfolge der Speisen bestimmen, den Mund öffnen, die Kau- und Schluckbewegungen veranlassen und begleiten, im Magen die entsprechenden Verdauungssäfte zum Fließen bringen und so fort. Die ursachenden und begleitenden Gedanken sind uns größtenteils nicht bewußt, wir können sie aber ins Bewußtsein emporheben und dadurch aIle Lebensprozesse dynamisieren.

Buddha lehrte seine Jünger mit Recht, alles, was sie taten, bewußt zu tun, also vom Augenblick des Aufwachens bis zu dem des Einschlafens alles mit rechten Gedanken zu begleiten, weil das nicht nur die geistige Wachheit erhöht und das Konzentrationsvermögen steigert, sondern auch die zunehmend spürbare Herrschaft über die Gedanken, den Körper, das Leben und die Umwelt verbürgt. Er gab damit einen wertvollen Schlüssel zur Selbst- und Lebensbemeisterung.

Wenn wir um die Macht, die Verwirklichungskraft der Gedanken wissen, werden wir uns schon aus Gründen der Selbsterhaltung, der Lebensklugheit und der Gesundheit angewöhnen, stets richtig zu denken, um uns richtig zu verhalten und unsere Verhältnisse so günstig wie möglich zu gestalten.

Richtig denken heißt bejahend denken, positiv und kraftbewußt, auf höchstmögliche Vollkommenheit und Fülle ausgerichtet, wobei wir die innewohnende Verwirklichungskraft der Gedanken durch die Beharrlichkeit der Bejahung wie bei einer Lawine ins Unvorstellbare steigern können.

Tun wir das, dann erweist sich unser positives Denken als Quell wachsender Gesundheit und zunehmenden Wohlstands, als Bringer immer neuer Freuden und Beglückungen, als Förderer allseitiger Vervollkommnung unserer selbst wie unseres Lebens.

Dieser Verwirklichungskraft unserer Gedanken ist keine Grenze gesetzt: das heßt, wir sind alle viel stärker; als wir dachten, viel fähiger und vermögender; als wir wußten, und können zehnmal mehr erreichen, als wir bislang für möglich hielten. Alles, was wir denken können, können wir auch erreichen, soweit dieser Verwirklichung keine Natur- und Lebensgesetze entgegenstehen.

Man spricht heute von Gedankendynamik und dynamischer Psycholpgie als einem Schlüssel zu dieser Technik. In Wirklichkeit stehen wir hier aber erst am Anfang: an der Grenze eines neuen Kontinents, dessen Eroberung den Menschen eines Tages weit über das Lebensreich der Erde hinausführen wird. Schon heute wird deutlich, daß die entscheidenden Fortschritte der Menschheit sich nicht im Bereich der Technik, sondern im Reich des Geistes vollziehen werden - Fortschritte, die die Menschen zu heute noch unvorstellbaren Höhen der Natur- und Lebensbeherrschung führen werden.

Wer seelisch wach ist und tiefer blickt, erkennt überall die Konturen einer neuen Welt und eines neuen Lebens, das in kosmische Fernen und Höhen weist. Er weiß, daß keine Zeit so fruchtbar und zukunftweisend ist wie die gegenwärtige. Das kann im übrigen jeder erkennen und praktisch erfahren, der darangeht, die Macht der Gedanken, die Kraft des Geistes gläubig zu betätigen, wie dies heute schon unzählige Menschen in alIen Ländern der Erde bewußt tun.

 

Schaltwerk der Gedanken

 

Unter einem Schalter versteht man eine Einrichtung zum Öffnen und Schließen eines Stromkreises, wobei man Zug-, Dreh-, Druckknopf-, Hebel- und andere Schalter unterscheidet je nach der Art, wie die Verbindung zwischen Stromquelle und Stromverbraucher hergestellt und unterbrochen wird.

Von einem Schaltwerk spricht man dort, wo Schaltungen zentral planvoll gesteuert werden. Und von einem 'Schaltwerk der Gedanken' sprach erstmals der durch seine schmerzlosen Operationen mittels der von ihm erfundenen Methode der Infiltrations-Anasthesie bekannt gewordene Arzt und Dichter Carl Ludwig Schleich (1859-1922).

Wir benutzen hier den Ausdruck im Sinne der dynamischen Psychologie als umfassende Bezeichnung für die vom Bewußtsein bewirkten Schaltungen des Gedankenkraftstroms, bei denen die Fehlschaltungen heute noch weithin überwiegen, weil die wenigsten Menschen die Regeln der Gedankenschaltkunst kennen.

Was den Menschen über das Tier erhebt, ist seine Fähigkeit, schöpferisch zu denken. (Durch unseren Geist, Tiere haben keinen Geist) Durch das Schaltwerk der Gedanken wird schöpferische Energie zum Fließen und Wirken gebracht, so daß aus inneren Bildern sichtbare Gebilde werden, aus Vorstellung Wirklichkeit - je nach der Richtung der Gedanken. Wie die elektrische Energie zu aufbauenden und zerstörenden Zwecken betätigt werden kann, so auch die schöpferische Energie; und die bisherige überwiegend leidvolle Geschichte unseres Planeten erweist, daß der Mensch die Kräfte, die er durch sein Denken mobilisiert, bisher kaum kannte und deshalb, unbewußt und ungewollt mehr zu seinem Nachteil und Schaden als zu seinem und seiner Mitgeschöpfe Vorteil und Segen entfesselt hat.

Erst heute dämmert die Einsicht auf, dass die Gedanken das Schaltwerk bilden, durch das die schöpferische Energie des Geistes zum Fluch oder Segen für aIle aktiviert wird, und dass nur, weil das Denken der meisten überwiegend bei leidvoIlen, unerfreulichen Dingen, Umständen und Möglichkeiten weilte, die leidvollen Erfahrungen bislang überwogen.

Ist dieser Zusammenhang einmal erkannt, ist damit auch die Möglichkeit eröffnet, durch bewußt positive Gedankenschaltungen eine Änderung der Lebenserfahrungen, eine Umstellung der Umstände, eine Erneuerung des Lebens von Grund auf zu bewirken. Die Zahl der Menschen, die sich zu ihrem Vorteil mit den Regeln der Gedankendynamik oder Gedankenschaltkunst vertraut machen, nimmt ständig zu.

Und schon beginnt man, hier noch höhere Möglichkeiten zu ahnen:

Auf der untersten Stufe macht der Mensch infolge Unkenntnis des Gedankenschaltwerks einen überwiegend falschen und darum nachteiligen Gebrauch von der schöpferischen Energie des Geistes. Er spielt wie Goethes 'Zauberlehrling' noch mit Kräften, die er nicht meistert, weil er sie nicht versteht.

Auf der nächsten Stufe macht er, in Erkenntnis der Bedeutung des Schaltwerks der Gedanken für den rechten Einsatz der schöpferischen Energie, einen zunehmend weiseren Gebrauch von den lebenfördernden Kräften.

Auf noch höheren Stufen geht er mehr und mehr dazu über, sich bei der Gedankenschaltung von innen her beraten und von dem leiten zu lassen, der das Schaltwerk schuf: vom Ingenieur in ihm.

 

Ihn besingst Du in Gospels (zu D):

Oder im Weihnachtsoratorium:

Weihnachtsoratorium

(Enthält Dein Ethik-Unterricht hiervon etwas?) 

Und schließlich kommt er so weit, daß er sich von den Inspirationen und Intuitionen des inneren Steuermanns und Ingenieurs, des göttlichen Geistes in ihm lenken läßt, sich zum willigen SchaItwerk des Geistes des Lebens macht und die schöpferische Lebenskraft bewußt und freudig zum Segen für aIle durch sich wirken läßt.

Einzelne ahnen bereits, daß es eine noch höhere Stufe gibt: daß man sich durch die Gesinnung und Haltung des 'Nicht wie ich, sondern wie Du willst!' geradezu in eine lebendige Energiequelle im Dienste der Veredelung und Vervollkommnung des Menschengeschlechts verwandeln

kann.

Aber auch hier ist kein Gipfel so hoch, daß von ihm aus nicht abermals höhere, weit erhabenere Gipfel sichtbar würden.

 

 

"Es kommt oft anders, als man denkt"

 

Die Vielzahl der zu vermeidenden Gedanken-Fehlschaltungen läßt sich am einfachsten durch Untersuchung der dem Gesetz der Gedankenverwirklichung scheinbar entgegenstehenden Erfahrung aufzeigen, daß die Dinge oft "anders kommen, als man dachte und wünschte".

Wenn man hier nämlich tiefer blickt, werden zehn hauptsachliche psychologische Ursachen für dieses 'Anderskommen' erkennbar, an denen sich die Gültigkeit der Gesetze der Gedankendynamik demonstrieren läßt. Hier sind sie:

 

1. Der häufigste Fall ist der, daß das 'Anderskommen' die Folge negativ getonten, weil angstgebundenen, zweifelsüchtigen Denkens ist. Hier haben sich die einen Wunsch oder eine Erfolgsbejahung begleitenden negativen Erwartungen, weil gefühlsbetonter, verwirklicht - im Sinne des Wortes: "Nicht, was ich hoffte, sondern was ich fürchtete, ist über mich gekommen."

2. Oft ist das 'Anderskommen' Folge einer das Zieldenken begleitenden Willensverkrampfung, bei der an die Stelle der ruhigen Bejahung und Erwartung der Erfüllung das bremsende Gefühl der Schwierigkeit tritt, die Konzentration auf das Hindernis, über das man dann stolpert.

3. Eine Folge der Willensspannung ist, daß das Ziel oft zu angestrengt verfolgt wird. Was zu heftig, zu krampfhaft angestrebt, was übertrieben wird, schlägt ins Gegenteil um. Hier wirkt sich das von Baudouin formulierte "Gesetz der das Gegenteil bewirkenden Anstrengung" aus.

4. Weiter wird das 'Anderskommen' ausgelöst, wenn eine Erfolgsbejahung praktisch auf die gefühlsbetonte Verneinung eines Mißerfolgs hinausläuft. Etwas verneinen bewirkt oft, daß die Anziehungskraft des Verneinten gesteigert wird. Der Radfahrer, der ein Hindernis ängstlich vermeiden will, wird, eben durch die angstbetonte Konzentration darauf, dorthin gelenkt und stürzt darüber.

5. Zuweilen offenbart das 'Anderskommen', daß sich die negativen Denkgewohnheiten von Jahrzehnten nicht in ein paar Tagen oder Wochen zum Positiven umstimmen lassen. Dem Bemühen des Bewußtseins, positiv zu denken, stellen sich die negativen Denktendenzen des Unbewußten entgegen mit der Wirkung, daß statt des Bejahten zum Teil noch das Gegenteil erfolgt. Anfänger lassen sich durch solche Erfahrungen entmutigen; Könner meistern den inneren Widerstand durch beharrliche Wiederholung des positiven Denkens, bis es sich durchgesetzt hat.

6. Manchmal rührt das 'Anderskommen' auch noch daher, daß die Bejahung nicht zielbewußt und siegüberzeugt, nicht bildhaft und lustbetont genug war, schöpferisch und tatauslösend. Auch da bewirkt beharrliche Wiederholung des rechten Denkens die Wandlung. Die dynamische Psychologie vergleicht die Seele einem See: je mehr frisches Wasser man zulaufen läßt, desto mehr schlechtes, trübes Wasser läuft ab und desto klarer wird der See. Je mehr positive Gedanken man in sich einströmen läßt, desto mehr verlieren sich die negativen Gedanken und schlechten Stimmungen - und desto eher können die guten Gedanken, die in der Seele Wurzel fassen, sich verwirklichen.

7. Das 'Anderskommen' kann ferner Folge eines Falschglaubens oder Aberglaubens sein. Wenn wir glauben, daß es "anders kommt, als wir denken", schaffen wir einen entsprechenden psychischen Automatismus, der die unbewußt erwarteten Erfahrungen auslöst ... Viele Pechvogel, denen immer alles verkehrt geht, sind Opfer solcher Mißerfolgs-Automatismen, mit deren Überwindung durch rechtes Denken auch die Fehlschaltungen, Fehlhaltungen und Fehlschläge aufhören.

8. Zuweilen liegen dem 'Anderskommen' längst vergessene, verdrängte Groll-, Neid- und Haßgefühle zugrunde, die positive Tendenzen in ihr Gegenteil verkehren können. Diese Fehlschaltungen im Unbewußten hören auf, wenn die negativen Komplexe durch die stärkeren Kräfte der Liebe, des Verzeihens und der Hilfsbereitschaft gelöst sind.

9. Einzelne FäIle von 'Anderskommen' entpuppen sich in der psychologischen Analyse als Auswirkungen von Selbstbestrafungsideen, die auf ungelöste Schuldgefühle zurückgehen. Im Widerstreit des Willens mit dem Gewissen siegt das letztere und tritt als Gegenwille auf den Plan, der alles Mühen in sein Gegenteil verkehrt. (Deine Wutausbrüche) Hier kann die meditative Selbstbesinnung zur seelischen Entgiftung und Befreiung von Hemmungen führen, so daß der seelische Dynamismus wieder normal funktioniert.

10. Endlich kann das 'Anderskommen' auch eine Folge des Eingreifens der inneren Führung sein - und zwar dort, wo einer in blinder Ichsucht und ohne Rücksicht auf das Glück anderer gierbesessen nur nach äußerem Gewinn strebt und darüber das Wichtigste vergißt: seinen inneren Fortschritt und seinen unlösbaren Zusammenhang mit den anderen Wesen. In solchen Fällen tut man gut, sich zu besinnen, sein Denken und Wollen zu prüfen und es so auszurichten, daß es dem inneren und äußeren Wohl anderer ebenso dient wie dem eigenen.

In jedem Falle hat das 'Anderskommen' uns etwas zu sagen: Es kann uns Denk - und Verhaltensfehler ebenso bewußt machen wie ungelöste Hemmungen und tiefere Schicksalszusammenhänge. Das Bewußtwerden der nicht zutageliegenden Ursachen wird die Fehlschaltung beseitigen, nicht minder die Gewöhnung an rechtes Denken und Verhalten, bis wir schließlich erkennen, daß es in Wirklichkeit durchaus nicht 'anders', sondern immer so kommt, wie wir es innerlich denken, ersehnen, wünschen, gäubig erwarten und inbrünstig bejahen.

 

 

Gesetz des 'Gegenwillens'

 

Viele leib-seelische Störungen, äußere Widrigkeiten und Mißgeschicke haben ihre Ursache in der unbewußten Auslösung des Gesetzes der das Gegenteil bewirkenden 'Anstrengung', das man auch kurz das 'Gesetz des Gegenwillens' nennt.

Eine ursprünglich einmalig aufgetretene harmlose Störung wird dadurch, daß der Erschrockene seinen Willen auf ihre Unterdrückung richtet, leicht zu einer dauernden Erscheinung, die immer dann, wenn der Gehemmte ihr Auftreten fürchtet und sie mit Gewalt verhindern will, zwangsweise auftritt.

Sowie er in eine Situation gerät, in der er Achtung erringen oder einen Erfolg erzielen möchte, tritt - als Folge seiner negativen Blickrichtung und seines sich verkrampfenden Abwehrwillens- die befürchtete Störung, die Hemmung, das Erröten, das In-Schweiß-Geraten, das Stottern, das nervöse Zucken oder sonst eine Fehlreaktion in Erscheinung.

Wohlgemerkt: nicht immer, sondern nur, wenn der Mensch gespannt ist, wenn seine Furcht, etwas falsch zu machen, unangenehm aufzufallen oder ein Ziel nicht zu erreichen, seinen 'Gegenwillen' wachruft - etwa vor einer Prüfung, bei einer Begegnung mit anderen Menschen, angesichts einer schwer erscheinenden Aufgabe -, tritt die Störung auf den Plan. Bleibt der 'Gegenwille' ausgeschaltet, bleibt auch die Störung weg.

Solange man sich angstverkrampft mit einer Not, einem Hindernis befaßt und darauf starrt, kommt man nicht über die Hemmung hinweg. Der Schüchterne, der sich nicht blamieren will, wird eben durch sein Abwehrenwollen in die gefürchtete Not hineingetrieben und zusehends unsicherer. Lernt er hingegen die hier allein hilfreiche und befreiende Blickwendung zum Positiven, ist ihm die Meinung der Leute, ihr Tadel wie ihr Beifall, gleichgültig und bleibt er gelassen, dann bleibt die Fehlreaktion aus.

Wenn Paulus sagt: "Das Gute, das ich will, das tue ich nicht; aber das Böse, das ich nicht will, das tue ich", so umschreibt er damit die gleiche Tatsache: daß nämlich jede Konzentration auf das Nicht-Wollen, jede Mobilisation des 'Gegenwillens' zwangsläufig zum Gegenteil des Gewollten, also zur Verwirklichung des Nichtgewollten führt. Ähnlich wie ein Kind, dem die Mutter einschärft, das Geld nicht zu verlieren, das Geld um so eher verliert, je ängstlicher es seine Sorge aufs Nichtverlieren richtet, während nichts passiert, wenn die Mutter solche negative Vorstellung gar nicht erst wachruft.

Aus dem gleichen Grunde streben die Gehemmten meist vergeblich nach dem Freisein. Sie wollen ja von etwas frei sein; ihr Wille ist also gar kein Freiheitswille, sondern ein auf ein Hindernis gerichteter 'Gegenwille', der sie mit jeder Abwehr tiefer in die Sklaverei hineinführt ... Erst wenn ihr Wille sich auf positive Ziele richtet, wenn sie zu etwas frei sein wollen, fallen die Fesseln.

Ein Mann, der diesen Weg rechter Selbsthilfe instinktiv fand, gab davon folgende launige Darstellung:

"Schlaflose Nacht. Schwerer Existenzkampf. Zwei gegen einen. Der 'eine' bin ich. Herz voll Wut. Wut führt zum Abwehrwillen.. Abwehrwille schmiedet Pläne. Pläne werden verworfen. Verworfenes wird wieder aufgebaut, einmal von vorn, dann von hinten. Lage bleibt hinten wie vorn. Ich schreie nach Schlaf. Ich fahre mit den Händen über mein Gesicht. Spüre dicke Unmutfalten, verkniffenen Mund. Da fällt mir mein Freund, der Optimist, ein. Ich versuche, sein Lächeln nachzuahmen. Massiere mir die Falten aus dem Gesicht. Ziehe den Mund in die Breite. Lächle. Zuerst mühselig. Reiner Galgenhumor. Doch dann war's, als ob der Versuch, zu lächeln, die Falten wegmassierte. Und die Sorgen auch. Unglaubliches geschah: lächelnd schlief ich ein." Und mit dem gleichen Lächeln wachte er am Morgen auf und meisterte, weil die innere Not, die falsche Blickrichtung, überwunden war, auch die äußere Not.

Soweit wir die Angst und mit ihr den Gegenwillen ausschalten, unseren Willen entspannen und dann auf positive Ziele hin einsetzen, verschwindet die Hemmung und die Meisterung auch des äußeren Hindernisses wird leicht.

Das muß man selbst einmal erprobt und erfahren haben, um zu ermessen, was diese Wandlung für das weitere Leben bedeutet.

 

Grübeln führt zu Übeln

 

So viele vergeuden täglich Zeit und Kraft mit der grübelnden Suche nach möglichen Wegen und Auswegen. Sie kämen eher zum Ziel, wenn sie Kastners Rat folgten:

 

"Du rennst im Kreis und suchst ein Loch?

Du rennst umsonst! Begreif' es doch!

Besinn' Dich!

Ein einziger Ausweg bleibt Dir noch:

Geh' in Dich!"

Wer das tut, der erlebt, wie beim entspannten Blick nach innen jäh die rechte Lösung, der beste Weg sichtbar wird.

"Keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt", sagt Hesse. Und Flaubert meint gleiches mit seinem Wort, daß "die glorreichsten Augenblicke in unserem Leben nicht die Stunden der Erfolge sind, sondern jene, in denen uns aus Düsternis und Verzweiflung ein neuer Lebensmut und die Gewißheit künftiger Siege erwächst."

Dem diente das Dunkel, der in ihm lernte, sich dem Lichte zuzuwenden, nicht hingegen jenen, die durch fruchtloses Grübeln nur neuen Übeln den Weg bereiten und sich so unfähig machen, Beruf und Leben erfolgreich zu meistern. Denn im grübelnden Nachdenken überlassen sie sich negativen Gedanken, die sie verleiten, das Gute zu übersehen und sich das Widrige solange auszumalen und durch Darandenken einzuladen, bis es eingetreten ist.

So erklärt sich die Erfahrung, daß, "wer Unglück fürchtet, die Finger im Hirsebrei bricht". Tatsachlich scheitern mehr Menschen am Grübeln, Zagen und Zaudem als an den Widerständen der Umwelt. Denn "das Grübeln ist der Tod der frischen Tat".

Was Taten weckt, ist der Mut, zu dem der Dichter rät: "Der Mut zum Glück, der Mut, zu lieben, wie wir's möchten, der Mut, zu leiden, wie wir's können, der Mut, das Leben mit jenem freudigen Ja zu leben, das aIle Kräfte auf den Plan ruft."

Dem gleichen Gedanken begegnen wir schon in den Sprüchen Salomos (15, 15): "Ein Betrübter hat nimmer einen guten Tag; aber ein guter Mut ist ein täglich Wohlleben."

Er rät, den Tag mit dem Psalmwort (118, 24) zu beginnen: "Dies ist der Tag des Herrn; laßt uns freuen und fröhlich darinnen sein", also schon beim Aufwachen bewußt auf Freude schalten und bejahen: "Heute ist ein guter Tag; heute will ich mich freuen und fröhlich sein!"(weil ich den himmlischen Vater in mir weiß)

Wenn man dann tagsüber noch recht oft über diesen Satz meditiert und sich hier atmend mit dem Gefühl der Freude durchpulst und erfüllt (dies ist keine eigene Leistung, Engelshilfe erhalten wir in der Regel eher, wenn wir dabei auf unseren himmlischen Vater im Herzen blicken : der göttliche Funken im Herzen: ), dann hat die immer erneute Abstimmung auf die Welle der Freude und Fröhlichkeit zur Folge, daß man das schädliche Grübeln und Sorgen läßt und alsdann vor manchen Übeln bewahrt bleibt, die einem sonst zu schaffen gemacht hätten ...

Wir haben zwei Möglichkeiten: Wir können uns dem Grübeln überlassen, um dann jene Erfahrung zu machen, von der der Psalm (7, 16) spricht: "Er hat eine Grube gegraben und ist in die Grube gefallen"; und wir können es uns andererseits zur Gewohnheit machen, den neuen Tag mit einer freudigen Bejahung unseres Glücks und Erfolgs zu beginnen (Ich lebe mit Dir, Du unser himmlischer Vater! - Er hat gesagt: „Ich bin das Leben!“) und diese positive Einstellung den ganzen Tag hindurch festzuhalten. Alsdann werden wir mit Sicherheit mehr sonnige als dunkle Stunden erleben und uns immer sichtbarer geführt und vor Enttäuschungen bewahrt sehen.(Aber ohne diesen Bezug stellt sich das Glück nicht ein, unser himmlischer Vater ist allein das Glück! - Sicher wird uns aber sehr viel ohne unser Zutun Tag für Tag geschenkt) Denn die ständige Blickrichtung auf das Gute (allein Er ist gut!) hat naturgesetzmäßig (Falsch! Dies ist kein Naturgesetz!) zur Folge, daß das Gute in uns wie in unserem Leben immer stärker hervortritt und zunimmt und im gleichen Maße das Ungute zurücktritt und abnimmt. (Paulus sagt: Jetzt lebe nicht mehr ich, sondern Du in mir)

Wer also zufriedener und glücklicher leben möchte, kann nichts Klügeres tun, als jeden Gedanken der Sorge und jede Neigung zum Grübeln sogleich mit bewußter Umschaltung auf positive Gedanken, auf Bejahungen seines Zufrieden- und Geborgenseins, seiner Kraft, seines Glücks, und Erfolgs in Beruf und Leben zu beantworten. Je mehr positive Keime günstigen Geschicks er dadurch aussät, desto besser ergeht es ihm in der Zukunft. (ohne Ihn läuft aber nur die gefallene Welt!)

Das ist der einfachste Weg, Pechvogel in Glückspilze zu verwandeln. Man muß diesen Weg nur willig und beharrlich gehen, das Sorgen dem gütigen Geist des Lebens (=Gott!) überlassen und das Leben so vertrauensvoll nehmen, wie es die Kinder tun, um zu erfahren, daß man auch als Erwachsener von hilfreichen Kräften und Wesen umhegt wird. Eben dies ist der tiefere Sinn von Uhlands Rat:

 

"Nimm alles leicht! Das Träumen laß und Grübeln!

So bleibst Du wohlverwahrt vor tausend Übeln."

 

 

Die Furcht löst aus, was der Mut fernhält

 

Als Hiob klagte, "was ich gefürchtet habe, ist über mich gekommen", gab er einer jahrtausendealten Erfahrung Ausdruck, die besagt: Etwas fürchten heißt es herbeirufen. Mit Überlichtgeschwindigkeit kommt der Teufel, den man an die Wand malt. (Furcht und Angst ist Abgewendetsein von Gott!)

In medizinischen Kollegs kommt es oft vor, daß sich bei Behandlung der Erscheinungen der Masern, des Scharlachs usw. Studenten melden, die eben diese Erscheinungen an sich verspüren. Prof. Schleich berichtet einen klassischen Fall dieser Art, in dem eine Hysterikerin in seiner Klinik plötzlich aufschrie, sie sei von einer Biene gestochen, obwohl weit und breit keine Biene war: es bildete sich eine Geschwulst, die sich bei der Untersuchung in nichts von der unterschied, die nach einem wirklichen Bienenstich entsteht.

Tausend Erfahrungen dieser Art zeigen, wie groß die Verwirklichungskraft gefühlsbetonter negativer Gedanken ist, die sich nicht auf den Körper beschränkt, sondern sich gleichermaßen auf das Leben und die Umweltbeziehungen erstreckt.

Oft scheint es dann, als hätten sich selbst die toten Dinge gegen uns verschworen, als ginge alles schief. In Wirklichkeit steht hinter der vielbeklagten 'Tücke des Objekts' nichts als ein negativer Gedanke, der entsprechende Fehlleitungen und Fehlleistungen unbewuBter Energien auslöste, uns unbewußt ungeschickt und zu Auslösern entsprechenden Mißgeschicks machte ...

Warum werden - um ein Beispiel herauszugreifen – gerade die Menschen am ehesten von Hunden gebissen, die sich vor Hunden fürchten oder eine Abneigung gegen sie haben? Ist es nicht so, daß ihre Furcht vom Hund gespürt wird und ihn erst zum Wildwerden und Beißen reizt? - Offenbar, denn auf der anderen Seite vermag, wie verbürgte Berichte zeigen, selbst ein Tier der Wildnis einem Menschen nichts anzuhaben, wenn dieser ihm mutig entgegentritt im Bewußtsein gelassener Überlegenheit und mit der Überzeugung, daß das Raubtier ihn fürchtet. Woraus man den Schluß ziehen kann, dass die Furcht das auslöst, was der Mut fernhält.

Immer ist die Furcht ein ärgeres Übel als das, wovor man sich fürchtet. Denn sie verwirrt die Sinne, läßt uns die Dinge anders sehen, als sie sind, und raubt uns die Kraft, das Gefürchtete zu meistem. Wer hingegen in Gefahr und Not auf Mut umschaltet - und müßte er ihn sich selbst einreden! -, der gewinnt damit klare Sicht, mit ihr innere Überlegenheit, mit dieser die Kraft und damit den Sieg.

Dieser Schluß wird von der Lebenserfahrung bestätigt:

Immer ist es so, daß der Mutige dort durchkommt, wo der Ängstliche stürzt oder nicht weiter kann, daß das Leben leichter wird und der Weg sichtbar aufwärts führt, sowie und solange wir überzeugt sind, daß alles unserem Besten dient, daß alles gut (In jedem Menschen weilt Sein Gottesfunken) und darum nichts und niemand zu fürchten ist.

 

Wenn wir uns diesen Zusammenhang einmal gründlich klargemacht und erkannt haben, daß der Ursacher unserer Befürchtungen und Sorgen, unserer Mißgefühle und Mißgeschicke, unserer Fehlreaktionen und Fehlschläge in uns steckt, in unseren ängstlichen Gedanken, dann fäIlt es uns leichter, uns negative Reaktionen abzugewöhnen.

Denn hier wie überall im Leben gilt die psychodynamische Regel, daß das Wissen um ein psychologisches Gesetz dessen Wirksamkeit für den, der es durchschaut, aufhebt.

Wissen wir, daß jeder negative Gedanke uns zwangsläufig in die befürchtete Situation hineinzieht, dann machen wir dies Gesetz für uns unwirksam, indem wir uns nun bewußt daran gewöhnen, immer und in jeder Lage positiv-optimistisch zu reagieren, unseren Mut und unseren Erfolg zu bejahen. Und dann wird der Ausgang uns jedesmal recht geben.

 

 

Erfolglosigkeit und seelische Anfälligkeit

 

"Ich habe nur einen wahren Feind auf Erden - und das bin ich selbst", erkannte Morgenstern. (Trifft nicht! Link auf Du und deine Einwohner: )

    Der Mensch und seine Einwohner*)

 Wie aIle Weisen stellte er darum die Selbstbemeisterung vor die Schicksalsmeisterung. Goethe berührt das gleiche Geheimnis der Freiwerdung von innen her: "Von der Gewalt, die aIle Wesen bindet, befreit der Mensch sich, der sich überwindet!" Wer überwindet, gewinnt.

Erfolgentscheidend im Leben ist der Grad der Selbstbestimmung. Viele richten darum so wenig aus, weil sie sich zu vieI nach anderen richten, sich von der Umwelt stimmen und bestimmen lassen. Wer sein Lebensziel erreichen will, darf sich nicht vom Geschrei der Menge, von den Strömungen der Zeit, von den Meinungen der Umwelt beirren und lenken lassen, sondern muß handeln, als ob er allein sei, und sich nach sich seIber richten (Das Gute ist in uns, Gott, hieraus dürfen wir schöpfen!). Dann wird von selbst recht, was er wirkt, und er erreicht, wozu er berufen ist. Das heißt: er findet dann von selbst  (nein, engelsgeführt) die ihm gemäße Aufgabe und berufliche Tätigkeit, die seiner innersten Neigung und Eignung entspricht. Er folgt damit der alten Lebensregel:

 

"Von den Wegen, die durch´s Leben gehn,

Mußt Du immer den Dir ausersehn,

Ob auch mancher andere Dich locken möchte,

Von dem Dein Herz Dir sagt: das ist der rechte."

(Dein Herz, in dem Dein Gottesfunke weilt!)

 

Solange einer das nicht tut und in einem Lebenskreis und Beruf tätig ist, der seiner inneren Berufung nicht entspricht, bleibt er seelisch anfällig und wird leicht ein Opfer der Seelengrippe unbewußter Mißerfolgsbereitschaft.

 

Wenn die Großen und Erfolgreichen den Mißerfolg ein Übel nennen, sprechen sie damit eine erfolgstherapeutisch wichtige Wahrheit aus: sie leiten innere Fehlschaltungen und äußere Fehlschläge und Unfälle wie auch seelisch-körperliche Anfälligkeiten, Kränkungen und Erkrankungen im Gefühl eines Kausalzusammenhangs aus der gleichen Wurzel ab.

 

In der Tat fallen die durchweg positiv gestimmten Erfolgreichen seltener Unpäßlichkeiten und Unfällen zum Opfer, und auch die Erscheinungen der sogenannten Managerkrankheit treten kaum bei ihnen auf, sondern mehr dort, wo Lebensängste, Sorgen, übersteigerter Ehrgeiz, Gier und die Furcht vor kommendem Unvermögen die entsprechenden Ausfallerscheinungen im Körper wie in den beruflichen Leistungen auslösen ... Warum sind Menschen, die einmal  Erfolg hatten, immer wieder erfolgreich? Nicht, weil das Glück ihnen günstig ist, sondern weil sie die richtige positive Grundeinstellung gewonnen haben, die sie gegen Unstimmigkeiten in Seele, Leib und Leben immun macht und bewirkt, daß negative Gedanken, Stimmungen und Erfahrungen, die den seelisch Labilen rasch unsicher, führungs- und hoffnungslos, schwach und erfolglos machen, sie nicht erreichen können.

Ihr Zieldenken ist erfolgbetont, ihre innere Sicherheit und Selbstgegründetheit hält Zweifel und Pessimismus fern, so daß ihre positiven Gedanken sich ungehindert auswirken und verwirklichen können.

Ihre seelischen Steuerungskräfte, die ja der Ordnung des Lebens wie der des Körpers dienen, sind positiv ausgerichtet. Infolgedessen empfinden sie ihre Arbeit als beglückende Selbstauswirkung; ihr Denken und Fühlen ist frei von jenen Verneinungen, die erst Zweifel und Hemmungen, Fehlverhalten und Fehlschläge auslösen.

So kommt es, daß Widerstände, die den Labilen und seelisch Anfälligen zum Halten, Zögern und Zagen veranlassen, sie zum Durchhalten reizen: ihr Tatverlangen und Selbstverwirklichungsstreben sucht sich mit der Selbstverständlichkeit eines vorwärtsdrängenden Baches sofort ein neues Strombett, bis die unveränderte Zielbesinnung und die innere Dynamik sie wieder in ihre Erfolgsbahn einschwenken läßt.

Sie fühlen sich, weil recht gesinnt, seelisch und körperlich gesund. Und wenn sie sagen, sie hatten mehr Erfolg als andere, weil Mißerfolgsgedanken in ihrem Gemüt keine Existenzmöglichkeit fanden, so ist daran etwas Wahres: wie Angst und Sorge zu entsprechenden Fehlschlägen – aktiv wie passiv verstanden - führt, so bewirken Selbstvertrauen und Bejahen Gelingen.

Viel gewonnen hat, wer diesen Zusammenhang zwischen seelischer Anfälligkeit und Erfolglosigkeit klar erkennt und diese Fehlschaltung und Fehlhaltung bei sich bewußt abstellt.

 

 

Hemmungen als Folgen falscher Erziehung

 

Eine der erfreulichsten Feststellungen des Begründers der Psychoanalyse, Siegmund Freud, ist sein Wort: "Wir Menschen sind nicht nur oft schlechter, als wir glauben, wir sind auch viel besser; als wir wissen." Und das Beglückende ist, daß, je nachdrücklicher die letztere Wahrheit dem Menschen bewußt gemacht wird, um so mehr positive Kräfte in ihm zur Entfaltung kommen, die zeigen, daß die bessere Hälfte seines Wesens (zwei Seelen in unserer Brust : die eine Hälfte kommt von unten, die andere von oben, aus den Himmeln. Nur die untere ist der Ede entnommen, ihre Bestsndteile kommen aus den Mineral- Pflanzen- und Tiereichen! - Nur insoweit stimmt die geltende Abstammungslehre nach Darwin) noch lange nicht erforscht und ausgeschöpft ist und zu den besten Hoffnungen für die Zukunft berechtigt.

 

 

Gerade hier liegt die Aufgabe der Erziehung, die bisher viel zu wenig beachtet und erfüllt wurde. Rechte Erziehung sieht nämlich ihre Aufgabe darin, nicht das zu Vermeidende, sondern das zu Erreichende ins Blickfeld des Denkens, Wollens und Tuns zu ziehen, so daß es den Lernenden und Wachsenden Freude macht, diesem lusterweckenden Ziel nachzustreben. Entgegenstehende Fehler, Schwächen und Unarten verlieren sich dabei von selbst.

Leider gehen hier aber schon die Eltern nur zu oft noch den entgegengesetzten Weg: sie beantworten Fehler und Unarten der Kinder mit Verboten, Abschreckungen und Strafen und richten eben damit den Blick der Eingeschüchterten auf das zu Meidende, über das diese nun in ihrer Angst und Gehemmtheit fortgesetzt stolpern ... Auf diese Weise werden die Fehler ständig vergrößert und vemehrt und Hemmungen gezüchtet, die sich bei manchen oft das ganze fernere Leben hindurch glückverhindernd auswirken.

Auch dort, wo Eltern und Erzieher einem Kinde etwas aufzwingen, was gegen dessen Art oder seinem Entwicklungsstand ungemäß ist - etwa durch Aufpfropfung wesensfremder Glaubensvorstellungen in früher Kindheit -, wird zwar zunächst dem stärkeren Fremdwillen des Erziehers gehorcht; zugleich aber verwandelten sich die unterdrückten eigenen Willenskräfte im Unbewußten in einen immer mächtiger drängenden Abwehrwillen, der den Menschen solange nicht zur inneren Ruhe, zum seelischen Gleichgewicht und zu wirklicher Leistung im Leben kommen läßt, solange der Fremdwille nicht abgeschüttelt und die Selbstbesinnung und Selbstfindung erreicht ist.

Jeder seelische Zwang führt zu leidvollen Willensspaltungen und im weiteren zu Ungehorsam und Unarten, wo das Kind sich unbeobachtet glaubt, oder zu Verdrängungen, mit denen der Mensch sich oft zeitlebens herumplagt, ohne zu erkennen, woher seine Schüchternheit, seine Gehemmtheit, seine Neigung zu Verstecktheiten, seine Platzangst, seine Angewohnheiten, seine Autoritätsfurcht und Oppositionssucht, seine Lebens- und Todesängste stammen...

Wenn einem Kinde vorgehalten wird: "Das kannst du nicht - dazu bist du zu dumm - das lernst du nie - du wirst nie gescheit - aus dir wird nichts", wird es, in heimlichem Ehrgeiz, seinen Willen anstrengen und zwangsläufig verkrampfen - mit dem Ergebnis, daß die ihm suggerierte Dummheit, Ungeschicktheit oder Unfähigkeit immer peinlicher zutage tritt, weil jede krampfhafte Bemühung zwangsläufig das Gegenteil des Gewollten hervorruft.

Auf solche Weise wurde mancher Mensch zu einem Opfer der negativen Suggestionen seiner Eltern oder Erzieher - und er entschuldigt dann später sein Versagen im lebenslangen Kampf gegen seine Minderwertigkeitskomplexe mit der Erklärung, er habe diese Unbeholfenheiten, Gehemmtheiten oder Unzulänglichkeiten geerbt ...

... Aber Hemmungen und Minderwertigkeitsgefühle sind nicht angeboren, sondern anerzogen. Kein Neugeborenes ist schüchtern. Erst später werden ihm negative Empfindungen und Verhaltensweisen eingeimpft und aufgezwungen.

Würden Eltern und Erzieher sich einem Kinde gegenüber von Anfang an und beständig so verhalten, als ob es ein kleiner Engel wäre, dann würden ihm die dazugehörigen Flügel wachsen, weil seine Seele sehr wohl fühlt, dass Adel verpflichtet.

Zum Glück können solcherart anerzogene Hemmungen und Fehlhaltungen wieder aberzogen, umgewandelt und die in ihnen wirkenden Energien in positive Bahnen gelenkt werden, so daß der Gehemmte wieder frei, stark, lebenstüchtig und leistungsfähig wird - und zwar durch positive Kraft-, Fähigkeits- und Zielbejahungen, die  solange wiederholt werden, bis die aufbauenden Tendenzen im unbewußten stärker geworden sind als die im Grunde wesensfremden hemmenden und zerstörenden Tendenzen.

Denn letztlich ist jeder Mensch ein Eigener, ein Einmaliger und Freier, mit besonderen schöpferischen Gaben ausgestattet, die nur ihm eigen sind. Darum hat jeder Mensch auch sein eigenes Schicksal, das er, als ihm gemäß und auf seine Vervollkommnung zielend, bejahen sollte. Statt sich seIber und seinem Schicksal auszuweichen - und dann zu erfahren, wie es ihm in anderer Gestalt als Notwendigkeit entgegentritt, sollte und kann er er selbst sein und sich selbst und sein Los, sein So-Sein wie sein Leben liebend bejahen. Die Bejahung ist der Schlüssel zur Meisterung.

 

 

Verbote oder Gebote?

 

"Der verdorbenste Staat hat die meisten Gesetze", sagt Tacitus,  und Lao-Tse ergänzt: "Je mehr Gesetze, desto mehr Diebe." Die meisten Gesetze und Verbote sind Frucht und Ausdruck menschlicher Unzulänglichkeit und führen erfahrungsgemäß dazu, die Fehler, Mängel und 'Sünden', gegen die sie gerichtet sind, zu vertiefen, zu vermehren und zu verewigen.

Die meisten glücklichen und friedlichen Menschen findet  man in Ländern, in denen Verbotstafeln selten sind, während dort, wo die Verbotstafeln - bildlich wie wirklich gemeint - wie Unkraut an alIen Wegen wuchern, die Zahl der gehemmten, unzufriedenen, unglücklichen, 'asozialen' Elemente am größten ist. Wie das möglich ist? Jeder Psychologe weiß, daß negative Beeinflussungsversuche jeder Art gar zu leicht den Abwehrwillen ansprechen und auf den Plan rufen und zu Verbotsübertretungen reizen. Jeder Mensch erträgt ein gewisses Maß an Ge- und Verboten; aber jeder hat seine Belastungsgrenze, jenseits von der Verbote zu neurotischem Verhalten führen.

Kraß ausgedrückt, könnte man sagen: je mehr Verbote, desto mehr Neurotiker und Verbotsübertretungen, desto deutlicher bewahrheitet sich der alte Satz: "Der Mensch verlangt zu jeder Frist grad nach dem, was verboten ist." Das ist ein natürlicher Vorgang: jedes Verbot ist nämlich, psychodynamisch gesehen, eine Hinlenkung der Aufmerksamkeit und des Willens auf zu Meidendes, zu Lassendes und hat zur Folge, daß das zu Unterlassende als Gegenstand unbewußter Zielbejahung leichter getan als gemieden wird.

Wird hingegen ein Verbot durch ein freundliches Gebot ersetzt, die Aufmerksamkeit statt auf das zu Meidende auf das zu Tuende hingelenkt, das positive Ziel oder Ideal, das erreicht werden solI, dann wird der psychische Verwirklichungsautomatismus mit der gleichen Zielstrebigkeit auf dieses positive Ziel hin in Bewegung gesetzt mit dem Ergebnis, daß das Gebotene leichter getan und das Unerwünschte von selbst gelassen wird.

"Unser Tun solI bestimmen, was wir lassen; indem wir tun, lassen wir", sagt ein Weiser mit Recht.

Wer diesen Zusammenhang erfaßt hat, begreift auch, warum das Böse überhaupt eine Macht werden konnte: weil zu viel Böses verboten wurde, wo man das Gute hatte bejahen und gebieten sollen.

Gleiche Wirkungen zeitigte das beständige Gerede vom 'Sündertum' des Menschen. Fichte nannte es eine abgeschmackte Verleumdung der menschlichen Natur, zu behaupten, der Mensch werde als Sünder geboren. Erst diese negative Suggestion, daß "der Mensch böse ist von Jugend auf', die auf Moses zurückgeht, hat so viel Unerfreuliches in der Menschheit zur Entfaltung gebracht - weil eben die fortgesetzte Blickwendung und Konzentration auf das 'Böse' die entsprechenden unbewußte Willensrichtung  auf das Böse hin und - wegen der daraus resultierenden seelischen Konftikte - wachsende innere und äußere Not bewirkte. Das meinte auch Feuerbach:

 

"Doppelte Sünde begehst Du, fixierst Du die Sünd' in Gedanken;

Denn Du befteckest den Geist, welcher von Sünden ist frei !"

 

(Einschub: Wir haben zwei Seelen in unserer Brust, sagte schon Goethe, der gefallene Teil muß zu Gott geführt werden. Nur dieser Teil ist böse und will uns immer wieder negativ stimmen - Die Reinkarnationslehre wird leider ignoriert! - Die christliche Theosophie)

 

Eben dieses 'Fixieren der Sünde in Gedanken', das beständige Verdammen der Sünde, das unaufhörliche Reden von ihr reizt und verleitet das Unterbewußtsein, sich in Richtung des Vorgehaltenen und Vorgestellten zu betätigen und die innere Lichtheit und Göttlichkeit des Menschenwesens zu ignorieren. Nicht die Sünder, sondern die Sündenprediger tragen an dieser Entwicklung die Schuld. Je mehr sie sich bemühten, "das Böse zu bekämpfen und zu unterdrücken, damit das Gute hervorkomme", desto vergnügter wucherte das Unkraut des Bösen und erstickte das Gute. Denn jede Konzentration der Gedanken und des Willens auf diese negativen Geister steigert ihre Macht. So wurden die erbittertsten Sündenprediger die besten Forderer der Sünde.

Den einzig richtigen Weg wies hier der große Lebenslehrer Jesus Christus mit seiner Mahnung: "Widerstehet dem aber nicht!"

In der Tat: Innerlich von einem Übel los-lassen heißt, es los werden. Dagegen angehen heißt, seine Macht vermehren. Sich bewußt dem Guten zuwenden heißt, das Gute mehren und das Böse mindern. Denn das Böse ist nur der Schlummer des Guten, es schwindet von selbst, sowie das Gute durch Bejahung geweckt, als selbstverständlich erwartet und mutig betätigt wird.

Der Apostel Paulus erkannte gleichfalls (innere Einsprache von Jesus!), wie nutzlos und nachteilig der Kampf gegen negative Zustände, wie harmonisierend und hilfreich hingegen die von Jesus gelehrte Bejahung des Positiven auf Gemüt, Willen und Umwelt einwirkt. Darum riet Er: "Was wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht, was gut, was lieblich, was wohllautend, was eine Tugend ist - dem denket nach!" Die Erziehung des Einzelnen wie der Gesamtheit kann in der Tat nur dann erfolgreich zur Mehrung des Guten und zur Überwindung aller Unzulänglichkeiten führen, wenn sie nicht mehr mit Verboten, sondern nur noch mit lusterweckenden Geboten arbeitet, also den positiven Weg der Bejahung des zu Erstrebenden geht. Aufbau des Positiven hat automatischen Abbau des Negativen zur Folge.

Das gilt bis in den Bereich der beruflichen und sonstigen Pflichten hinein: So mancher stöhnt ob seiner Pflichten und macht eben dadurch eine Last aus dem, was ihm Lust sein konnte. Denn die Pflicht, sagt der Vedanta-Lehrer Vivekananda, "hört für den auf, der sich als frei erkennt. Welche Macht könnte ein freies Wesen zwingen? Es tut das Gute, weil es seiner Natur (Gott) gemäß ist, nicht weil es ihm geboten wird."

Wo immer Pflicht freudig als Selbstverpflichtung gewertet und bejaht wird, wird sie alsbald aus Last zu Lust, und das rechte Denken und Tun des Guten wird zu einer Selbstverständlichkeit, die keiner Ver- und Gebote mehr bedarf.

 

 

Triebe als Erfolgs-Antriebe

 

Das Primitive, d. h. Ursprüngliche im Menschen sind die Leidenschaften, die triebhaft den Tiefen des Unbewußten entspringen. Lange Zeiten der Entwicklung waren nötig, um diese im Kampf um die Selbsterhaltung notwendigen Strebungen in edlere Regungen emporzuwandeln, d. h. ihre lichte Seite zu entfalten.

Ein Spätling in der menschlichen Entwicklung ist die Vernunft, die bewirkt, daß die Gedanken nicht mehr "unstet auf dem Meer der Leidenschaften treiben", sondern zunehmend zu Mitteln der Selbst- und Lebensmeisterung wurden. Hier liegt auch heute noch unsere Bestimmung und Aufgabe: daß aus dem Kampf ums Dasein bewußte Höherentwicklung werde, wobei die höhere Vernunft immer mehr niedere Leidenschaften in lichtwärtstreibende Freudenschaften umwandeln wird.

Immanuel Kant kommt in seiner "Kritik der praktischen Vernunft" zu dem Schluß: "Wenn es möglich wäre, in eines Menschen Denkungsart so tiefe Einblicke zu gewinnen, daß uns jede Triebfeder dazu bekannt würde, könnte man sein Verhalten auf die Zukunft mit der Gewißheit einer Sonnenfinstemis ausrechnen."

Dazu ist zu sagen, daß die Haupttriebe des Menschen bekannt sind und mit ihrer Bewußtmachung mehr und mehr zu Erfolgs-Antrieben entsprechend dem im Menschenwesen wirkenden Drang nach vorn und Zug nach oben entfaltet werden können. Es sind vor allem die folgenden acht:

Das Streben nach Selbstverwirklichung, das Verlangen nach Liebe und Freundschaft, das Streben nach Macht und Geachtetsein, das Verlangen nach Kraft und Gesundheit, das Streben nach Glück und Erfolg, das Verlangen nach Behaglichkeit und Zufriedenheit, das Streben nach äußerer Sicherheit und ausreichendem Lebensstandard und das nach innerer Geborgenheit und Harmonie mit dem Unendlichen.

(Diesen Ansatz halte ich nicht für treffend. Unsere Triebe entstammen  dem gefallenen Sein. Vorrangig ist die Entwicklung unseres Geistes aus dem in uns gelegten Gottesfunken)

Diese acht Haupttriebe im Menschen sind sämtlich Äußerungen seines Lebenswillens, (der in unserem göttlichen Geist wurzelt) so daß, wer diesen positiv anspricht, auch seine Triebe positiv zu aktivieren und weise zu lenken und höherzuwandeln vermag. (Tiere sind triebgesteuert, aber der Mensch sollte sich aus den Trieben, die er aus der Erde erhalten hat, lösen – Teile der Seele, die der Erde entnommen worden sind)

Voraussetzung positiver Triebaktivierung und damit zugleich der Gedanken- und Willenslenkung anderer ist die Kenntnis, rechte Lenkung und Veredelung der eigenen Triebe. Dazu muß man sich prüfen, welche Grundstrebungen in einem am stärksten entwickelt sind; denn deren rechte Entfaltung und weiser Einsatz führen nicht nur zu besserer Selbstbeherrschung, sondern erleichtern auch die Menschenkenntnis und -gewinnung und die erfolgreiche Durchsetzung im Leben - nicht gegen die anderen, sondern mit ihnen, durch rechtes Ansprechen und bewußtes Spannen ihrer stärksten Triebfedern.

Der englische Nationalökonom Adam Smith (1723-1790) bemerkt in seinem Hauptwerk über "Natur und Ursachen des Volkswohlstands" treffend, daß "der natürliche Trieb jedes Menschen, seine Lage zu verbessern, wenn er sich in Zeiten der Freiheit und Sicherheit entfalten kann, ein so mächtiger Hebel ist, daß er nicht nur für sich allein, ohne Hilfe des Staates, zu Wohlstand und Reichtum führt, sondern auch aIle noch so starken Widerstände überwindet, mit denen die Torheit menschlicher Gesetze ihn nur allzu oft an der Verfolgung seiner Ziele zu hindern sucht."

Was Adam Smith hier von einem der acht Grundtriebe - dem nach äußerer Sicherheit und ausreichendem Lebensstandard - aussagt, gilt sinngemäß für die übrigen Triebe die in ihrer Gesamtheit, recht entfaltet, den Menschen befähigen, innerlich und äußerlich voranzuschreiten und jedes mögliche Ziel zu erreichen - solange er nicht übertreibt, also nicht über den Rahmen seiner stärksten Triebe hinausgeht,  und nicht versäumt, auch bei anderen Menschen jeweils ihre stärksten Triebe positiv anzusprechen und sie so zum Mitgehen und Mitmachen zu veranlassen.

Je mehr wir unsere Triebe veredeln und zugleich auf die stärksten positiven Triebe der Menschen um uns abstimmen, desto mehr Glück haben wir im Umgang mit ihnen und mit dem Schicksal. Denn eines ist mit dem anderen verzahnt, weshalb der, der den Grundstrebungen anderer entgegenkommt und diese glücklich zu machen sucht, stets auch das eigene Glück und Wohlergehen sichert und mehrt.

Um besser gestellt zu sein, gilt es, sich auf die Grundstrebungen anderer Menschen besser einzustellen. Wer das tut und damit zugleich sein eigenes Triebleben veredelt und verfeinert und seinen inneren Reichtum an positiven Antrieben erhöht, der wird, als Triebbeherrscher und in allem auf das Bessere Eingestellter, bald auch zu den Bessergestellten gehören. 

 

 

Die Kunst des Abreagierens

 

Es gibt drei Wege, starke Reize, die uns aus dem inneren Gleichgewicht brachten, abzureagieren: den Weg des Ausweichens; den der Gegenwehr und den Mittelweg gelassenen Nichtwiderstehens.

Der erste Weg ist der der Schwachen und Passiven: sie versuchen Reiz oder Schmerz durch Stillhalten zu mildern, die Auswirkungen eines Schicksalsschlags durch Nachgeben zu verringern. Sie reagieren durch  Tränen, Wehklagen, williges Sichbeugen und demütiges Ertragen der Unbill; sie ringen die Hände, aber rühren sie nicht, sondern suchen dem Unheil auszuweichen.

Ihr Verhalten gleicht dem Totstellreflex bestimmter Insekten. Wenn sie nicht in Ohnmacht fallen oder durch einen Nervenzusammenbruch, eine Neurose, der Notwendigkeit der Auseinandersetzung auszuweichen vermögen, reagieren sie - im schlimmsten FaIle absoluter Rat- und Hilflosigkeit – durch Freitod.

Der zweite Weg ist der der Starken und Aktiven: sie reagieren auf unerwünschte Reize durch Widerstand und stürmische Bewegung. Sie beantworten Druck durch heftigeren Gegendruck; sie spielen etwa den wilden Mann, beantworten Kränkungen und Verletzungen ihres Selbstgefühls, Störungen ihres Gleichgewichts mit GroIlen, Schimpfen, Schreien, Fluchen und Toben, mit Schaumschlagen und Wutausbrüchen einerseits und - um angesprochene Minderwertigkeitsgefühle zu kompensieren - mit übersteigerter Betriebsamkeit und erhöhter Leistung andererseits.

Daß sie durch ihren Widerstand das Übel zumeist nicht beseitigen, sondern vergrößern oder auf ein anderes Gleis schieben und die Schwierigkeiten mehren, sehen sie in der Regel zu spät oder gar nicht ein.

 

Beide, die Schwachen und die Starken, tun unbewußt noch ein weiteres: sie versuchen, das Unangenehme, Beängstigende, Verletzende zu verdrängen, also die Unlustgefühle zu entsprechender Abfuhr an das Unbewußte weiterzugeben.  Sie fressen das unverdauliche Ärgernis in sich hinein und meinen, es durch Vergessen beseitigt zu haben.

... Aber das Unverdaute wirkt von innen her lastend und hemmend, bis es dem Abwehrmechanismus des Unbewußten gelingt, das Übel abzuleiten. Im günstigsten Falle wirkt es vorübergehend oder länger auf die Magen-Darm-Funktionen hemmend oder steigernd, Verstopfung oder Durchfall bewirkend; in weniger günstigen Fällen verpuppt sich das Unverdaute in entsprechenden Neurosen oder es kommt am Punkt des geringsten Widerstandes im Körper als Störung, als Krankheit zum Vorschein, in der die zugrunde liegende Selbstkränkung oft nur schwer erkennbar ist.

Bei den Schwachen werden diese unverdauten Affekte vom leib-seelischen Organismus langsamer ausgeschieden, bei den Starken rascher. Diese werden mit den seelischen Gleichgewichtsstörungen leichter fertig.

Beide können sich das Leben störungs- und leidfreier gestalten, wenn sie den dritten Weg versuchen würden:

Der dritte Weg ist der der Weisen und Lebenskünstler: sie reagieren auf unerfreuliche Reize durch gelassenes Nichtwiderstehen und folgen damit der Forderung Jesu und aller Weisen von Lao-Tse bis Gandhi. Sie antworten auf Störungen mit dem geringsten seelischen Aufwand: entweder mit der freundlichen Gelassenheit inneren Stärker- und Überlegenerfühlens oder mit der ruhigen Bejahung der der Störung entgegengesetzten positiven Stimmung und Haltung, bis die Wogen sich beruhigt haben und die Sonne wieder scheint, oder durch bewußte Entspannung, die die Erregung nicht in ihr Inneres hineinläßt, durch Bagatellisierung oder Ironisierung des Ärgernisses, durch ein befreiendes, spannungslösendes Lachen. Sie nehmen es leicht und machen es leichter überwindbar. Auf keinen Fall fressen sie es in sich hinein, sondern lassen es draußen, wo es hingehört. Es ist diese durch Übung angewöhnte gelassene Heiterkeit (Jesus wächst in uns) der Seele, die sie weitgehend unerschüttert läßt durch das, was andere außer sich geraten läßt. Sie bleiben bei sich und ruhen in sich, sie vergeuden keine Kraft im vergeblichen Widerstehen, und so gleichen sie einer Insel, an deren breitem Strand die haushohen Wellen des Sturms sich totlaufen.

Während der Widerstehende den Sturm noch steigert und seine Verletzlichkeit in dem Maße erhöht, wie er außer sich gerät und die Fassung verliert, rnacht das gelassene Nichtwiderstehen den Lebenskünstler unverletzlich; und wenn der Sturm vorüber ist, geht er unzerzaust und mit ungeminderter Kraft seinen Weg weiter.

 

 

Laß deine Schwäche deine Stärke sein!

 

Alles Lebendige ist auf Wachstum, Mehr- und Stärkerwerden angelegt, und wie der Baum, so kann auch der Mensch am Widerstand wachsen und erstarken. Dies um so sicherer, je bewußter er die Unerschütterlichkeit und Unbesiegbarkeit seines Innern bejaht: "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker."

Wer spürt und weiß, daß er um die Kraft jedes Widerstands, dem er gelassen standhielt, zunimmt, der wird wie ein sturmerprobter Baum mit jedem Jahresring standfester und stärker. Nun vermögen allerdings viele Menschen weder sich noch ihr Leben kraftbewußt zu ordnen, weil sie im Wahn ihres Schwächerseins ihre Bermühungen darauf richten, die Umstände zu ändern, statt zuerst sich selbst zu ändern.

Die Lenkung und Meisterung der Umstände gelingt erst, wenn sie dem Rat des griechischen Weisen folgen: "Erkenne Dich selbst!" Denn sich selbst erkennen und ordnen heißt sich selbst überwinden, wandeln und erneuern, worauf die Wandlung und Besserung der Umstände von selbst nachfolgt. Wer sich an seine Träume erinnert, weiß, wie oft er mit feindlichen Mächten, Widrigkeiten und Dämonen zu kämpfen hatte. Träume dieser Art zeigen, daß der Mensch noch im Widerstreit mit sich selbst liegt und noch nicht sich selbst überwunden hat. (die gefallene Seele)

Jeder Traum-Gegner ist ein abgespaltener negativer Teil oder Splitter des Ich, der sich gegen den positiven Kern erhebt, den Menschen schwach macht und in seiner Zerrissenheit und Ohnmacht erhält.  (der positive Kern ist unser Gottesfunke)

Jedes Traum-Hindernis ist ein abgesprengter Willensteil, der sich gegen den positiven Kernwillen des inneren Selbst erhebt und im Menschen das Gefühl des Gespalten-, Friedlos- und Unzufriedenseins, des Unvollkommen- und Unglücklichseins wachhält.

(Denken wir daran, dass die sichtbare Schöpfung die Gottesträne ist, die im obigen Bild dargestellt wird. Seine Liebe eilte den gefallenen Geschöpfen nach und gestaltete daraus die sichtbare Schöpfung, die in Seinem Geist  - für uns nur wahrnehmbar, wenn wir uns mit Ihm verbinden - eingebettet ist. Ähnlich verhält es sich mit unserer Seele, in dem der positive Kern oder unser Gottesfunke liegt- im geistigen Herzen. Siehe erstes Bild am Anfang dieses Buches!)

Der göttliche Funken im Menschen

 

Nun sind aber diese Schwächen oder Gegenkräfte immer noch Bestandteile unseres Wesens. Solange wir diese negativen 'Spaltprodukte' bekämpfen, ihnen widerstehen, verewigen wir den inneren Zwiespalt und Kampf und bleiben nach außen hin schwach, weil uneins. (nicht treffend genug)

Sowie wir hingegen diese negativen Kräfte in uns, die uns schwach und mutlos machen, bewußt ins Auge fassen, sie als Teile unseres göttlichen Wesens und Wollens erkennen, statt sie abzuwehren, beenden wir den inneren Zwiespalt und Streit und bewirken, daß hinter der inneren Uneinigkeit die Einheit hinter der Schwäche die in ihr verborgene Kraft sichtbar wird und an die Stelle der ewigen Niederlagen der Sieg tritt. (Prozeß der Umwandlung der niederen Seelenteile in göttliches Sein- oder Verbannung nach außen - Übergabe in die liebenden Hände unseres himmlischen Vaters)

Das erfährt wohl keiner beglückender als gerade der, der sich am schwächsten und unfähigsten fühlt: der Nervöse. Denn seine Nervosität ist, psychodynamisch gesehen, ein Anzeiger für das Vorhandensein reicher seelischer Energien (aus unserem Gottesfunken). Nervöse sind meist besonders hochwertige Menschen, bei denen eben die seelischen Bruchstellen einen reichen Quellgrund schlummernder Kräfte und brachliegender Talente anzeigen. Solche 'Bruchstellen' hat an sich jeder - unabhängig von Alter und Geschlecht. Es komrnt nur darauf an, was er aus ihnen macht: ob er sich durch sie hemmen und quälen läßt - oder ob er die vermeintlichen Unzulänglichkeiten und Schwächen als Anreize und Mittel zur Steigerung seiner schöpferischen Leistungen nützt. (Sie - die Talente - wurden uns zum Gebrauch geschenkt, sie bleiben in dem göttlichen Sein, Seine Anwesenheit sollte uns hier bewusst werden! Erst diese Erkenntnis macht uns selig)

Der eine verhält sich passiv, der andere aktiv zu ihnen; der eine wird von seiner Disposition zu nervösen Reaktionen aus dem Gleichgewicht gerissen und aus der Bahn geworfen; der andere wächst an ihr: sie brachte ihn nicht um, sondern machte ihn stärker. Warum? Weil er, bewußt oder unbewußt, positiv auf sie antwortete, weil er hinter den Schwächen die verborgenen Stärken erkannte und im Vertrauen darauf das Beste aus seiner Lage zu machen begann.

So paradox es klingt, so wahr ist es doch: je nervöser einer ist, desto größer ist sein Kraftvorrat und desto umfassender sein Leistungsvermögen. Es gilt nur, die durch Selbstunterschätzung und Selbstverkrampfung gehemmten, blockierten und fehlgeleiteten schöpferischen Energien des Unbewußten (nicht treffend genug, unser himmlischer Vater hält sich verborgen: Ich bin das Leben!) in die rechten Kanäle zu lenken. Je lastender das Gespaltensein, je erbitterter der innere Widerstreit, desto stärkere Tiefenkräfte quellen empor und drängen zum Licht (Er allein ist die sprudelnde Quelle in uns – die vielen Wesenheiten wandeln sie aber ab). Wo immer Unvollkommenheiten schmerzhaft empfunden werden, da ist die Geburtsstätte des Vollkommeneren (Jesus in uns). Ohne Bewußtwerdung von Mängeln kein Wachwerden der Überwinder- und Aufbaukräfte der Seele! (Unsere Seele ist doch nicht eigenständig, Sie hat die hier dargestellten Quellen:)

Der göttliche Funken im Menschen

 

 

Recht gesehen, liegt eben in der inneren Not und Schwäche die Stärke und Aufgabe des Nervösen und Gehemmten. Gerade er hat bessere Anlagen und Entfaltungsmöglichkeiten als der Durchschnittsmensch, der gedankenlos dahinvegetiert. Gerade ihn ruft das Schicksal auf, die produktiven Kräfte seiner Seele zu erkennen, zu bejahen und mutig zu betätigen, seinen Willen zu einen und sich zur schöpferischen Tat aufzuraffen. Eben das, was ihn zum Verzagen und Verzweifeln geneigt macht, kann ihn zu außergewöhnlichen Leistungen leiten - wenn er lernt, positiv statt negativ zu reagieren, und wenn er sich diese neue Einstellung zur Gewohnheit macht. -

Sind nicht aIle Sagen und Mythen der Vorzeit von den Kämpfen der HeIden mit Ungeheuern und Dämonen im Grunde symbolische Darstellungen unseres ewigen Kampfes gegen innere Schwächen? (Die Kriege Jehovas toben auch in unserer Seele!)

Die Schlangen, die Herakles als junger Mensch besiegte, waren die der Sinnlichkeit. Die Ungeheuer, die er im weiteren niederrang, waren die wilden Tiere in der eigenen Brust. Die Hydra mit den hundert Köpfen sind die negativen Gedanken, die ständig nachzuwachsen scheinen – bis man sich auf die überlegene Kraft positiven Denkens besinnt und mit dessen Hilfe alles Negative von Grund auf ausrottet. Der Augias-Stall, den Herakles reinigte, ist auch in uns - und nur der Strom der Liebe vermag den aufgehäuften Unrat an Hemmungen und Selbstschwächungen aus uns und unserem Leben zu entfernen (umzuwandeln).

Gleiches meinte Walther von der Vogelweide: "Wer trifft den Leu, wer schlägt den Riesen? Wer überwindet den und diesen? Das tut der, der sich selbst bezwingt und das Böse in sich niederringt."

Ist das Negative in uns - durch Selbsterkenntnis und Liebe - überwunden, dann weicht es auch aus unserem Leben, da das Äußere nur (teilweise!) Spiegel des Inneren ist; und unsere ursprüngliche innere Lichtheit (die spiegelt sich eben nicht immer oder wenig im Äußeren – weil dort abgewandelt) und Unvernichtbarkeit durch Leid und Unglück, Not und Tod wird offenbar.

Alsdann erkennen wir, daß wir in Wirklichkeit aufgerufen und berufen sind, glücklich zu sein, und daß die Kraft in uns ist, unser Glück zu schaffen, zu erhalten und zu mehren. Nun bewahrheitet sich, was Thomas von Kempen sagt: "Wer sich selbst besiegt, der ist ein Herr der Welt, Christi Freund und ein Erbe des Himmels." (Wir sind nie Herr der Welt, sondern allein Jesus und Er schenkt uns sehr viel, wenn Er unser Regent geworden ist) Denn indem er sich selbst besiegte und die innere EINHEIT wiederherstellte, (ja, Jesus wird Regent) deren sicherstes Kennzeichen der Aufstrom der inneren Kraft ist, ist er auch mit dem Leben, der Umwelt und dem Geist des Lebens eins (Dies sind die Wiedergeborenen!).

Er weiß dann um seine eigentliche und letzte Bestimmung: "Siegen ziemt dem Gottersohne; sich besiegen aber weiht ihm die höchste Strahlenkrone himmlischer Unsterblichkeit."(Dazu gehört mehr als sich zu besiegen!)

Ihn beglückt die Erkenntnis der Wahrheit, die frei macht: daß wir aIle Kinder, Teile und Teilhaber des Ewigen sind - um so sichtbarer, je lebendiger wir dessen mitten im Alltag bewußt werden. Wir müssen nur, wie Mulford sagt, diese Wahrheit täglich in unserem Geiste bewegen und bejahen, daß wir von der Kraft des Ewigen jeden Tag ein wenig mehr besitzen als am Tage zuvor; und wir müssen uns immer aufs neue daran erinnern, daß jeder Mensch ein Reich ist, das an Kraft und Macht ständig zunimmt. (Dies geschieht nicht von selbst, auch nicht durch Erkenntnis der Wahrheit – siehe Wege zur Wiedergeburt)

 

           Wiedergeburt          

       

 

 

Gelenkte Heinzelmännchen

 

 Schutzgeister

 

Der Mensch und seine Einwohner

 

Unter 'Heinzelmännchen' verstehen wir - in Anlehnung an die bekannte Sage - freundliche Hausgeisterchen, die in der Stille der Nacht liegengebliebene Arbeiten der Menschen zu Ende führen.

Wie vielen anderen Mythen, Märchen und Sagen liegt auch dieser eine jahrtausendealte Erfahrung zugrunde, wobei Tatsachen und Gesetzmäßigkeiten der Seelen- und Innenwelt zur Verständlichmachung in die Sinnen- oder Außenwelt hinausprojiziert werden. Aus einem triftigen Grunde: die inneren Bildekräfte  werden nämlich durch ihre Personifizierung also 'Heinzelmännchen' leichter angesprochen, aktiviert, gelenkt und zu bestimmten Handlungen veranlaßt.

Diese 'inneren Bildekräfte' sind die der Gedanken und des Glaubens. Jeder Gedanke ist eine Bildekraft, weil er danach strebt, das ihm zugrunde liegende Urbild herauszubilden und in der Außenwelt zu 'objektivieren', zu vergegenständlichen, wie wir bereits sahen.

Wie alle Kräfte des Lebens ist aber auch die der Gedanken zweipolig: je nachdem, ob die von uns gehegten Gedanken negativ sind oder positiv, verwirklichen sie uns Hinderndes oder uns Förderndes, ziehen uns abwärts oder tragen uns aufwärts. So sind unsere Gedanken unsere unsichtbaren Heinzelmännchen oder unsere geheimen Feinde – je nach der Richtung unseres Denkens, Erwartens und Glaubens. Heute ahnen wir nur, was die Wissenschaft der Zukunft einmal als Wirklichkeit erweisen wird: daß jeder Gedanke eine ätherische Wesenheit ist - ein in uns hausendes Heinzelmännchen, das über Nacht die ihm wesensgemäßen Dinge und Umstände herbeizieht.

Wenn wir in der geistigen Welt so klar sehen konnten wie in der physischen, würden wir gewahr werden, daß jeder Mensch zeitlebens von zwei Heeren hilfreicher und hindernder Heinzelmännchen (besser Engel/Finsterlinge) begleitet wird und daß er unaufhörlich neue Gedankenwesen ins Dasein ruft und sich so ständig neue Scharen unsichtbarer Hinderer und Förderer schafft, die sich mit ihresgleichen verbinden und ihm zum Schicksal werden.

Jeder Gedanke des Neides oder Hasses z. B. verbindet ihn sogleich mit unzähligen Haßgeisterchen und zieht ihn abwärts in eine selbstgeschaffene Hölle. Jeder Gedanke und jede Tat der Liebe hingegen verbindet ihn mit hilfreichen engelgleichen Wesen, die sein Leben lichter und freudenreicher und zum Abglanz des Himmels machen. Himmel und Hölle sind in uns und werden von uns je nach der Richtung unserer Gedanken auch um uns geschaffen ...

 

   Auren-Bilder

 

 

... Es liegt bei uns, ob wir von Regimentern hemmender Wesenheiten und damit von Widrigkeiten und Mißgeschicken begleitet werden oder von Armeen hilfsbereiter Gedankenwesen und damit von Freuden und Beglückungen. Durch die Art und Richtung unseres Denkens bestimmen wir den Charakter der Heinzelmännchen (Engel oder Finsterlinge), die beständig in und um uns am Werke sind.

Wir können die Heinzelmännchen um uns also bewußt lenken, so daß wir, wenn wir wollen, zunehmend Forderungen, Hilfen und günstige Zufälle erfahren. Jeder wählt sich seine Heinzelmännchen selbst - und wie er sie behandelt, so handeln sie. Bejaht, segnet und liebt er sie, tun sie ihm alles zuliebe.

Seien wir uns darum ständig bewußt: Millionen hindernde Kräfte lauern darauf, uns zu schaden! Und Abermillionen dienstbare Wesenheiten harren darauf, uns zu helfen! Sie warten auf unsere Befehle, unsere positiven Gedanken! Bejahen wir darum unsere Macht ((trifft nicht, über unsere Engel haben wir keine Macht, sie dienen allein aus ihrem göttlichen Sein und folgen ihrer inneren Stimme aus unserem himmlischen Vater) über die Heinzelmännchen, geben wir ihnen unsere Wünsche in Form ständiger Bejahungen bekannt und vertrauen wir den unsichtbaren Helfern, dann wächst die Macht des Guten (Das Gute ist allein Gott) in unserem Leben, wir werden uns in steigendern Maße von Helfern umgeben sehen und erfahren, daß alles unserem Besten dient.

Praktisch hängt also der Ablauf unseres Lebens und Wirkens von der Art und Richtung unserer Vorstellungen (Nicht nur! Es kommt auch darauf an, was wir in dieses irdische Leben aus dem Jenseits eingebracht haben) ab. "Recht vorgestellt - recht vorgetan!" lehrt die dynamische Psychologie. Sie macht uns damit folgendes bewußt:

Wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir etwas tun. Um es recht zu tun, müssen wir unseren Willen einspannen. Um ihn recht einzuspannen, müssen wir ihm ein klares positives Ziel setzen. Dazu wieder ist nötig, daß wir das zu Erreichende fest ins Auge fassen, es im Geiste vor uns hinstellen und unsere Vorstellungskraft darauf konzentrieren. (Aber auch hier gilt: ohne innere Gebete erreichen wir wohl weltliche Ziele, aber nicht das Wachsen unseres göttlichen Geistes)

Mit der Klarheit und Schärfe der Vorstellung wächst die Zielstrebigkeit des Willens (Sein Wille geschehe!) und damit unsere Tatkraft und die Aussicht der Zielerreichung. Keine Zielerreichung ohne Zielvorstellung! Das wird deutlich, wenn wir uns vorstellen, was 'rechtes Vorstellen' bedeutet und wohin es führt:

Sich etwas vorstellen heißt, einen Zielgedanken, ein Ideal (Ideale gib unser himmlischer Vater vor!)als inneres Bild vor sich hinstellen und als Wirklichkeit sehen. Da jeder Gedanke, der ins Bewußtseinsblickfeld gerückt und dort als lebendige Vorstellung eine Weile festgehalten wird, zunehmend schöpferischer wird, ist Vorstellungskraft gleich Verwirklichungskraft. (ohne Seine Kraft erreichen wir nur weltliche Ziele)

Das wird noch deutlicher, wenn das Vorstellen bewußt (auch hier sollten wir auf Jesus in uns blicken) geschieht und dadurch dynamischer und produktiver wird. Je beharrlicher das geschieht, desto tiefer dringen die WurzeIn der Vorstellung ins Unbewußte (Im Unbewußten liegt unser göttliche Funken und ohne diese Blickrichtung erreichen wir nicht Seinen Willen) , desto wirkstarker wird das innere Bild, desto konzentrierter, verdichteter, wirklichkeitsnäher wird die Vorstellung, desto wirksamer entfaltet sich ihre Bildekraft, desto tiefer greift sie ins feine Netzwerk des Geschehens ein und wirkt auf andere Wesen und den Lauf der Dinge und Geschicke umstimmend und ändernd ein.

Die volle Reichweite der Macht lebendiger Vorstellungen ist noch nicht erforscht. Wir wissen noch licht, wie weit sie sich mit verwandten Ideen, Eindrücken, Tendenzen und Krafteströmungen im persönlichen und kollektiven Unbewußten anreichern und dynamisieren (Er zieht überall Seine Fäden und  nur Ihn liebend können  wir uns darauf bewegen.)

Aber das wissen wir; daß jede Konzentration auf eine Vorstellung zu entsprechenden Anschlüssen an Kräfte im Unbewußten führt und von dorther Hilfen herbeizieht – nicht nur in Form intuitiver Erkenntnis sonst nicht wahrgenommener günstiger Möglichkeiten, sondern auch in Gestalt erhöhter Willens- und Durchsetzungskraft und vor allem in von auBen und von oben kommenden Forderungen und Hilfen, die von der Kraftwelle der konzentrierten Vorstellung angesprochen, angerufen, gleichgerichtet und zum Mitwirken bei der Verwirklichung des Vorgestellten gebracht werden.

Diese Tatsache läßt sich, wie wir im weiteren sehen, mannigfach segenbringend berücksichtigen.

 

 

 

Positive Gefühlslenkung

 

Mancher gerät schon bei Kleinigkeiten ‚außer sich', fährt wutentbrannt 'aus der Haut' und fällt entweder der Umwelt durch seine Unbeherrschtheit auf die Nerven oder belustigt er sie, weil ihm mit dem Zorn auch der Verstand davonrennt.

Ist sein Zorn verrauscht, hat sich seine Wut ausgetobt und gelegt, bleibt der bittere Nachgeschmack: das Gefühl der Beschämung, daß er sich wieder einmal hat hinreißen lassen. - Ist es nun möglich, solche Ausbrüche zu verhindern, etwa gar die negativen Gefühlswallungen in positive Bahnen zu lenken, Ärger, Zorn und Wut zu bannen?

Durchaus! Es gibt einfache und bewahrte Schaltmethoden, die, im rechten Augenblick angewandt, nicht nur zu einer positiven Gefühlslenkung führen, sondern zugleich die dem Gefühlsausbruch zugrunde liegenden tieferen Ursachen mit zum Verschwinden bringen.

Wie das? Ein Beispiel mag verdeutlichen, was gemeint ist: Herr M. kleidet sich um, entnimmt dem Wäscheschrank ein frisches Hemd und entdeckt, daß daran ein Knopf fehlt. Er wird wütend und schimpft. Er fühlt sich im Recht, weil er schon mehrmals zu gleichem Groll Grund hatte, so daß ihm das negative Reagieren infolge der Wiederholung jedes Mal leichter fällt. Und da er das fühlt, versäumt er nicht, seiner Frau Schlamperei vorzuwerfen.

Was ihm dabei nicht bewußt wird, ist, daß mit dem Zorn ein noch ungelöster innerer Groll darüber wiedererweckt wird, daß er vor der Ehe eine Freundin hatte, daß seine Frau ihm dies hier und da vorhält und dadurch sein Selbst- und Überlegenheitsgefühl verletzte ... Nun kann er sich Luft machen, sein Überlegenheitsgefühl wiederherstellen und durch erhöhte Lautstärke dokumentieren. Die Folge ist tagelange Schlechtwetterstimmung.

Wenn er hingegen die Kunst positiver Gefühlslenkung beherrscht, wird er folgendes tun: sowie beim Blick auf den fehlenden Knopf sein Gefühl aufwallen will, atmet er hier ein und pfeifend aus, blickt in den Spiegel, zieht die Mundwinkel bewußt nach oben und lächelt sich an oder bricht, um das gestaute Gefühl zu entladen, in fröhliches Lachen aus. Und dann geht er zu seinem Frauchen und bittet es mit freundlicher Miene, das fehlende Knöpflein anzunähen. (Dieses Verhalten ist verstandesgelenkt, besser ist es, aus dem liebenden Herzen zu handeln)

Ist seine Unbeherrschtheit größer und verlangt seine Erregung infolge des in der Tiefe mit aufgewühlten alten Grolls nach Betätigung, dann wird er schweigend ein anderes Hemd anziehen und den zweiten Gang .der positiven Gefühlslenkung einschalten, indem er seine Wut in Arbeitswut umsetzt und sich auf eine bisher aus Unlust liegengelassene Arbeit stürzt - möglichst eine, die körperliche Betätigung verlangt, oder auf eine besondere Leistung erfordernde Arbeit, deren Erledigung ihm zur Selbstbesinnung und Selbstbestätigung verhilft und ihn fühlen läßt, daß er mit ihr positive Werte schafft, die auch seinen eigenen Wert erhöhen. (auch hier fehlt die innere Herzensliebe)

Ist die Arbeit geleistet, fühlt er sich wieder wohl und obenauf. Nun fallt es ihm nicht schwer, aus der wiedergewonnenen Ruhe und Selbstbestätigung heraus seine Frau zu bitten, den fehlenden Knopf anzunähen. Der Friede ist gewahrt. (Dies ist ein verstandesmäßiger Umweg, durch die Bitte findet  er zur Herzensliebe)

Das waren zwei von zwanzig Möglichkeiten, die Furien der Wut nicht ganz loszubinden, sondern sie am Zügel zu halten und ihre Energien in positive Bahnen zu lenken, auf positive Ziele zu richten, so daß sie nicht glückzerstörend, sondern werteschaffend wirken. (Dieser Umweg verschafft ihm eine Besinnungsphase))

Während sonst, wenn der Zorn verraucht ist, Scham und Reue zurückbleiben, ist nun aus dem Übel ein Segen geworden, aus dem Unmut und der Ohnmacht des Grimms der Mut und die Kraft der Selbstüberwindung. (wieder lieb werden)

Auf diese Weise werden die entfesselten Affekte, statt alles vernichtend auszubrechen, zu positiver Betätigung und Arbeitsleistung veranlaßt, wobei erfahrungsgemäß auch die tieferliegenden Spannungen und Konflikte Kraft abgeben und so schrittweise transmutiert und gelöst werden – bis hinter den Dornen des Zorns die Rose des Verzeihens und der Liebe sichtbar wird.

 

 

Rechte Reizschaltungen

 

Warum verbinden wir die Gewöhnung an positives Denken oft mit entsprechenden Körperhaltungen, etwa mit aufrechtem Sitz und Gang, Aufwärtsrichten der Mundwinkel usw.? Weil bei solchen positiven Reiz-Koppelungen schließlich der eine Reiz den anderen mit auslöst.

Zumeist werden solche Koppelungen unbewußt nach der negativen Seite hin vorgenommen. Eine Frau lebt mit ihrem Mann in Unfrieden. Seine Rücksichtslosigkeit, sein verachtliches Pfeifen löst bei ihr Herzbeklemmungen aus, die schon auftreten, wenn er pfeifend die Treppe heraufkommt - und schließlich sogar, wenn ein Kind auf der Straße pfeifend vorübergeht. Sie ist gegen Pfeifen allergisch geworden, d. h. ihr Organismus reagiert auf den Pfeifton mit einer Überempfindlichkeit.

Beispiele dieser Art lassen sich dutzendweise anführen. Gerade bei Allergien ist es oft gar nicht mehr der ursprüngliche Reiz, der die Überempfindlichkeitserscheinungen auslöst, sondern ein irgendwann mit dem ursprünglichen gekoppelter zufälliger zweiter Reiz, der nun die gleichen Wirkungen auslöst wie der erste.

Diesen psychischen Automatismus können wir uns mannigfach dienstbar machen: durch bewußte Koppelung positiver Reize oder durch Bejahung im Zusammenhang mit bestimmten Körperhaltungen.

Wenn wir z. B. am Schluß der Entspannung das durch die Lockerung des Körpers gewonnene Wohlgefühl, die erhöhte Frische und Leistungsfreudigkeit bewußt mit der Aufwärtsrichtung der Mundwinkel koppeln, mit einem lächelnden Gesicht, und dies eine Weile üben, dann hat diese Koppelung zur Folge, daß sich schließlich beim Lächeln, also beim Emporziehen der Mundwinkel, zugleich das damit assoziierte Wohlgefühl des Krafterfülltseins und Überlegenseins über die Alltagswidrigkeiten einstellt.

Wir können uns auf diese Weise über einen Ärger, der sonst verstimmt und bedrückt hätte, lächelnd erheben und ihn mit erhöhtem Wohlgefühl beantworten.

Oder wenn der Rat gegeben wird, zur Erhöhung des Lebensmutes und der inneren Standfestigkeit die Bejahung der inneren Kraft mit einer bewußt aufrechten Körperhaltung und - beim Schreiben - etwa mit der Umstellung von der rechtsschrägen Schriftlage auf eine steil aufgerichtete, in den Abstrichen druckstärke Schrift zu verbinden, dann hat dies nach einiger Zeit der Übung zur Folge, daß jedesmal, wenn man sich bewußt aufrichtet oder beim Schreiben auf steile Schrift achtet, automatisch der damit gekoppelte Reiz - das Gefühl mutigen Selbstvertrauens und inneren Starkseins - mit ausgelöst wird.

Durch solche positiven Reiz-Koppelungen kann, wenn sie richtig und lange genug durchgeführt werden, die Abgewöhnung von Fehlern und Schwächen und die Überwindung auch körperlicher Unstimmigkeiten erleichtert werden.

Sowie durch beharrliche Wiederholung die Zusammenschaltung positiver Vorstellungsbilder mit bestimmten Körperhaltungen vollzogen ist, genügt je nachdem entweder die Bejahung, um die entsprechende Haltung und Leistung auszulösen, oder die Einnahme der Körperhaltung, um die entsprechende seelische Stimmung herbeizuführen.

Ebenso lassen sich positive Reize mit bestimmten Dingen oder Vorgängen koppeln - mit der Folge, daß das In-die-Handnehmen solcher Dinge oder die Herbeiführung des betreffenden Vorgangs genügt, um die damit assoziierten Gefühle, Stimmungen oder Leistungstendenzen auf den Plan zu rufen. Gerade wenn es gilt, Unlustgefühle, Erregungen oder Verstimmungen rasch zu meistern, leisten solche einfachen Reizkoppelungen beste Dienste.

Wir tun also gut, zu überlegen, welche positiven Reiz-Schaltungen wir bei uns im Berufs- und Alltagsleben nutzbringend einbauen können. Es ist oft erstaunlich, wie rasch sich das Unterbewußtsein auf solche Schaltungen umstellt und aktiv mitmacht.

Wir erhöhen immer auch unser körperliches Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit, wenn wir auf solche Weise innere Ruhe und Gelassenheit, freundliches Lächeln, aufrechte Haltung, heitere Lebenseinstellung, Harmonie und andere positive Verhaltensweisen zu jederzeit einschaltbaren psychischen Automatismen erhoben haben, weil der leibseelische Organismus ja keine Zweiheit, sondern eine Einheit ist.

 

 

Stimmung und Bestimmung

  Zur Bestimmung

 

"Stimmung ist alles im Leben; sie macht aus Steinen Gold und Steine aus Gold", sagt ein Dichter. Wo immer wir, tiefer blickend, den Ursachen des Geschehens und der Lebenserfahrungen nachspüren, erkennen wir, daß drei Viertel unseres Glücks (nur Gott ist Glück) und Unglücks nicht an den Dingen und Umständen liegt, sondern durch die Stimmung bestimmt wird, mit der wir ihnen begegnen:

Wie unsere Stimmung die Dinge und Umstände ansieht, so sind und werden sie. Je nach der Richtung unseres Gestimmtseins rufen wir Hindernisse und Widrigkeiten oder Glücksfälle und Hilfen herbei. Soweit einer seine Stimmungen bestimmt, soweit bestimmt er folglich auch sein Schicksal.(Und unsere Stimmung wird himmlisch, je mehr Jesus in uns wächst)

Nun sagt man andererseits, daß letztlich alles im Leben Bestimmung sei: aIle Dinge seien so, wie sie sind, angelegt; nichts geschehe ohne den Willen Gottes.

Auch diese Wertung der Dinge besteht zu recht. Widerspricht sie aber nicht der zuerst geäußerten Auffassung? Keineswegs. Es handelt sich um zwei Aspekte des gleichen Gesetzes von Ursache und Wirkung. Machen wir uns das klar:

Daß die Gedankenrichtung und Gefühlslage eines Menschen sein Verhalten, seine Leistung, seinen Kontakt mit der Umwelt, seine Geschicktheit und Lebenstüchtigkeit bestimmen, daß Verstimmungen leistungs- und erfolgshemmend wirken, daß sich mit der getrübten Sicht auch die Aussichten eines Menschen verschlechtern, ist eine Erfahrungstatsache. Fehlsicht und Fehlhandlung kommen von innen her.

Ebenso hat das, was wir Bestimmung oder, mit Schopenhauer, die "anscheinende Absichtlichkeit im Schicksal des Einzelnen" nennen, seine letzten Wurzeln in uns, nicht außer uns, wie Schopenhauer im einzelnen bewiesen hat und wie auch das Wort 'angelegt' ausdrückt: der Mensch empfindet sich als auf eine bestimmte Grundbeschaffenheit, ein bestimmtes Verhalten zur Umwelt und auf ein bestimmtes Schicksal angelegt. Wiederum wird hier der Zusammenhang zwischen innerer Grundhaltung, Verhalten und äußeren Verhältnissen sichtbar. Nun lassen sich die Anlagen eines Menschen, wie sie in seinem Verhalten und Handeln zum Ausdruck kommen, durch Erziehung, Selbsterziehung und Umwelt hemmen oder fördern. Insbesondere aIle Selbsterziehung läuft ja darauf hinaus, aIle positiven inneren Anlagen und Gestimmtheiten des Menschen zu möglichster Entfaltung zu bringen, damit der Mensch seiner inneren Bestimmung gemäß leben, sein Schicksal bejahen und erfüllen kann.

Unsere Gestimmtheit können wir weithin zum Guten bestimmen, wenn wir lernen, unser Gemüt von negativen Tendenzen durch bewußte Harmonisierung zu reinigen.

Wir reinigen unsere Zimmer, unser Auto, unser Werkzeug, unsere Kleider, die Straßen und selbst die Luft. Aber unser Gemüt, unsere Stimmung zu reinigen - daran denken wir weniger, obwohl das viel wichtiger ist. Dabei kann jeder ein Stimmungsreiniger sein - durch sein bloßes Dasein und durch seine Gedanken.

Das beste Stimmungsverbesserungs- und Selbstreinigungsmittel sind sonnig-freundliche Gedanken (Einsprache unserer Schutzengel), die wir unentwegt ausstrahlen und bewußt auf andere übertragen. Ein freundlicher Blick kann Wolken der Schwermut vertreiben; ein gutes Wort kann den Staub und die Spinneweben wochenlanger Verärgerung aus dem Gemüt entfernen. Ein liebevoller Gedanke wirkt auf eine seelische Umdüsterung fühlbar aufhellend. Eine GefäIligkeit, eine freundliche Geste kann Mißstimmungen ohne Worte aus dem Wege räumen. Das beste Reinigungsmittel ist ein froher, freudiger (engelhafter) Gedankenimpuls; oft wirkt er lange nach und löst eine Vielzahl unerwarteter Wandlungen aus.

Wichtiger als die Klimaanlage im Haus oder Auto ist die bewußte seelische Klimaverbesserung durch gütige Gedanken und freundliches Verhalten. Denn wenn in uns Harmonie und gute Stimmung herrschen, erscheint uns auch die Atmosphäre reiner und atembarer, und nicht nur Menschen und Tiere, auch die Dinge kommen uns sichtbar entgegen.

In dem Maße, wie einer das lernt und tut, fühlt und sieht er sich von innen und oben her geführt und gefordert, während der sich dagegen Sträubende die gleichen Umstände als Schicksalszwang oder Verhängnis empfindet. Der erstere hat Erfolg und sieht sich vom Schicksal oder der Gnade des Ewigen begünstigt, der andere hält sich selbst unten und merkt nicht, daß seine Mißgunst die Ungunst der Umstände auslöst.

Einer der größten Gedanken Nietzsche's ist sein "Amor fati! Liebe Dein Schicksal!" Denn die dankbar-frohe Schicksalsbejahung, hinter der das gläubige Vertrauen zum Geist des Lebens steht, ist immer der erste Schritt zur Schicksals-Harmonie, zum Einklang von Ichwillen und Allwillen,

und im letzten zur Schicksalsmeisterung.

 

 

Wesenswandlung durch Gewöhnung

 

Schlechte Angewohnheiten werden gern mit dem Hinweis entschuldigt, daß "die Gewohnheit eine zweite Natur" und, wie die erste, der Charakter, schwer oder gar nicht zu ändern sei.

Dem wird mit Recht entgegengehalten, was schon Francis Bacon feststellte: "Nur die Gewohnheit allein ist es, wodurch die Natur völlig verändert und gemeistert werden kann." Die sogenannte 'zweite Natur' ist nämlich wie die erste letztlich ein Bündel von - Gewohnheiten.

Was wir Charakter nennen, ist, mit einem Goethe-Wort, "eine psychische Gewohnheit, und seinem Charakter gemäß handeln heißt, seinen seelischen und geistigen Gewohnheiten gemäß handeln ... In der Gewohnheit ruht das einzige Behagen des Menschen; selbst das Unangenehme, woran wir uns gewöhnten, vermissen wir ungern."

Nun haben wir uns nicht nur Gutes, sondern auch manches weniger Gute angewöhnt. Und hier wird immer wieder beklagt, daß sich Gewohnheiten nicht überwinden lassen, daß sie eher den Willen brechen als sich von ihm ändern lassen.

Das ist richtig beobachtet, denn Gewohnheiten werden nie durch Willensbemühung, durch Bekämpfung überwunden, sondern allein durch - neue Gewohnheiten. Die Gewohnheit gleicht einem Nagel, der durch ständig wiederholtes Hämmem zu tief in ein Brett hineingehämmert wurde und nun mit der Zange des Willens nicht mehr erfaßt und herausgezogen werden kann. Eben darum nimmt man - einen neuen Nagel- eine bessere Gewohnheit - setzt ihn  auf den alten und schlägt solange zu, his der neue Nagel fest sitzt und der alte auf der anderen Seite des Brettes herausgefallen ist.

Das Wort Gewohnheit kommt von 'wohnen': In uns wohnt eine schlechte Gewohnheit. Nun nehmen wir einen ihr entgegengesetzten positiven Gedanken und geben diesen in uns Wohnung. Wir hegen, pflegen und verwöhnen ihn, so daß er sich bei uns wohlfühlt. Wir finden Gefallen an ihm, gewinnen ihn lieb und - gewöhnen uns an ihn, so daß sich unser Wünschen, Wollen und Tun von selbst immer mehr mit ihm befaßt und sich für ihn erwärmt. Wenn der Gedanke (durch häufige Beschäftigung mit ihm) in uns wohnlich geworden ist, bildet er mit gleichgerichteten Gedanken und Strebungen eine Familie, eine Wohngemeinschaft, und wächst zur Neigung aus, die bei weiterer Pflege zur Gewohnheit wird.

 

                                      Bei

 

Beim ersten Mal scheint es noch schwer, den neuen Gedanken festzuhalten, es noch schwer, den neuen Gedanken festzuhalten, beim siebzigsten Mal geschieht es bereits neigungsmäßig und automatisch, und beim hundertsten Male ist der Gedanke zu einer neuen starken Gewohnheit geworden, die die entgegengesetzte durch Nichtmehrdarandenken geschwächte alte Gewohnheit aus der Bewußtseins-Wohnung hinausgeworfen hat.

Auf diese Weise können wir an die Stelle jeder schlechten Angewohnheit einen positiven Gedanken setzen und dadurch, daß wir ihn in uns wohnen lassen, ihn verwöhnen und uns an ihn gewöhnen, ihn zu einer lieben, gern vollzogenen, erfolgbringenden Gewohnheit heranwachsen lassen, wobei die frühere schlechte Gewohnheit von selbst – ohne irgendwelchen Widerstand - zugrundegeht.

Im Blick auf diese Praxis der Wesenswandlung durch Gewöhnung vergleicht ein Weiser die menschliche Seele einem See: wenn man ständig frisches Wasser zulaufen läßt, fließt das trübe, unreine Wasser ab und der See wird immer klarer. Wenn man stetig gute Gedanken in sich aufnimmt und sich an Bejahung gewöhnt, schwinden die schlechten Strebungen und Regungen von selbst und das innere und äußere Leben wird im gleichen Maße heller, freundlicher und beglückender. Von einer anderen Warte aus gesehen, kann diese Selbsterziehungsarbeit mit einer Laubsägearbeit verglichen werden, bei der wir das Negative heraussägen, damit das Positive, das Kunstwerk, sichtbar wird: wir sägen mit der Laubsäge positiven Wollens und Bejahens aus der Atomtafel unseres Daseins unser Lebenswerk heraus, wobei alles Negative, Disharmonien, unsere Leistungen verhüllende schlechter Gewohnheiten von selbst wegfallen, wenn wir unser ganzes Augenmerk nur auf das Positive, unser Werk, richten.(Besser: auf das Göttliche in uns richten!)

lnteressiert uns dabei die Form des Abfalls? Nein. Genau so wenig sollte uns das Negative im und am Leben bekümmern, also Kummer machen. Wie man alles, was die Laubsäge herausschneidet, als Abfall wegwirft, so gilt es, den unvermeidlichen negativen Abfall unseres Selbstverwirklichungs-Werkes beiseite zu räumen und ausschließlich auf die fortschreitende Vollendung unseres Werkes zu achten. Je bewußter das geschieht, desto rascher und unmerklicher verschwindet das Negative an und um uns aus unseren Augen und unserem Leben und desto herrlicher tritt unsere Lebensleistung hervor. (Ebenbild Gottes als Lebensziel)

Durch solchermaßen planmäßig durchgeführte Wesenswandlung mit Hilfe neu geschaffener positiver Gewohnheiten gestalten wir nicht nur unseren Charakter, sondern auch unser Leben glück- und erfolgreicher.

Da der Gedanke der Vater aller Dinge ist und, wenn beharrlich festgehalten, in den Tiefen des Unbewußten die ihm verwandten Kräfte und Fähigkeiten weckt und in der Umwelt die ihm gemäßen Bedingungen und Umstände herbeiführen hilft, ist ein glückliches Leben letztlich eine Frage rechten Denkens und rechter Gewohnheitsbildung, die dem Menschen, wenn er will, das Reich ungeahnter und unbegrenzter Möglichkeiten erschließt.

 

 

Jedem geschieht nach seinem Glauben

 

Ein Asthmatiker bekam in einem Gasthaus während der Nacht einen Anfall. Nach Luft ringend sprang er aus dem Bett und ans Fenster, schlug es kurzerhand ein, weil er den Riegel zum Öffnen nicht fand, und atmete, vor dem Ersticken gerettet, beglückt in tiefen Zügen die frische Luft ein. Dann legte er sich beruhigt wieder ins Bett und schlief ungestört his zum Morgen ...

... Beim Aufwachen entdeckte er, daß er nicht das Fenster, sondern die Scheibe eines Schrankes zertrümmert hatte.

Dieses Erlebnis machte ihm bewußt, daB die bloße Vorstellung der frischen Luft ihm geholfen hatte. Es wurde für ihn eine Wende: er hatte das Geheimnis der geistigen Selbsthilfe erkannt und vermochte von da an durch Schließen der Augen und einen tiefen Atemzug jedem Anfall und der damit einhergehenden Angst zuvorzukommen. -

Hier wie in tausend anderen Fällen ist es die Erwartung, der begleitende Gedanke, der Glaube, der einen Gegenstand oder ein  Mittel die innerlich bejahte Wirkung auslösen läßt. Auch bei Heilmitteln hat sich oft gezeigt, daß Unglaube deren Wirkung verringert oder gar aufhebt, zuversichtliche Einstellung auf die erwartete Wirkung hingegen sie steigert.

Mancher Schlaflose hat, ohne es zu wissen, die ihm von einem weisen Hausarzt verschriebenen wirkungslosen Tabletten geschluckt und damit traumlos tiefen Schlaf erreicht, weil er diese Wirkung erwartete, weil er an sie glaubte, sich infolge der selbstverständlichen Erwartung des Schlafenkönnens entspannte und dann prompt und tief schlief. Jedem geschieht nach seinem Glauben - und wer das einmal erkannt hat, wird Dutzende von Mitteln und Methoden herausfinden, sich in alIen Lagen auf einfache Weise selbst zu helfen.

Wenn ich in eine Zitrone hineinbeiße, läuft rnir das Wasser im Munde zusammen. Wenn ich mir mit geschlossenen Augen vorstelle, wie ich in eine saftige Zitrone hineinbeiße, geschieht das gleiche. Wenn ich mir eine Lieblingsspeise schon zubereitet vorstelle, beginnen die Magendrüsen bereits die entsprechenden Verdauungssäfte abzusondern, wie diesbezügliche Versuche ergeben haben.

Eine gleich bemerkenswerte Beobachtung kann man beim Fasten machen: Wer gezwungen hungert und den Hungertod fürchtet, hält das Fasten nicht halb so lange aus wie einer, der im Fasten ein Heilmittel sieht und in Erwartung der günstigen Heilwirkungen des Fastens tage- und wochenlang auf Nahrung verzichtete. Der Hungernde leidet furchtbare Qualen; der Fastende, der das gleiche tut, erlebt die erwarteten günstigen Wirkungen der Nahrungsenthaltung. Auch hier geschieht jedem nach seinem Glauben.

Wer fürchtet, von nassen Füßen einen Schnupfen zu bekommen, hat ihn schon. Die Angst vor dem Schnupfen, die geistige Verschnupfung, zieht den körperlichen Schnupfen nach sich, während der schnupfenfrei bleibt, der nasse Füße einfach als Abhärtungsmittel wertet.

Wer eine Schiffahrt macht und wer die Seekrankheit fürchtet, hat die beste Aussicht, ihr zum Opfer zu fallen. Für das Fliegen gilt gleiches. Der bloße Glaube, daß man seefest ist, daß das Fliegen höchst gesund ist, macht jeden Anfall unmöglich. Darum helfen Mittel gegen See- und Luftkrankheit erfahrungsgemäß nur, wenn ihre Wirkung bejaht wird.

Wer aber weiß, daß die Bejahung, der Glaube, das entscheidende ist, kann auf Mittel weitgehend verzichten.

Was nämlich im einen Fall krank macht, im anderen gesund erhält, ist nicht der äußere Umstand, sondern der begleitende Gedanke. Wir werden und bekommen in der Regel das, was wir denken, bejahen, glauben - wobei 'Bejahung' im negativen wie im positiven Sinne zu verstehen ist. Auch Furcht ist Bejahung und Herbeirufung dessen, was man fürchtet. Wer das begriffen hat, hat den Schlüssel zum Gesundbleiben in der Hand - und ebenso den Schlüssel zum Glücklichsein.

Der Glaube ist die Kraft, (aus Gott!) die die Hindernisse ausschaltet, die der Verwirklichung entgegenstehen. Die Kraft des Glaubens ist stärker als die der Muskeln, mächtiger als alle äußeren Mittel und jeder fremde Beistand. Gewiß kann der Glaube kein verlorenes Bein nachwachsen lassen; aber im  Rahmen des biologisch, lebens- und schicksalsgesetzlich Möglichen gibt es nichts, was ein unerschütterlicher Glaube nicht verwirklichen könnte. Es ist wichtig, daß wir uns dieser Wahrheit bewußt werden; denn sie macht uns freier und stärker, tüchtiger und lebensfähiger.

 

 

Geistige Immunisierung

 

Der Ängstliche denkt sich schwach und macht sich krank, weil seine Furcht das natürliche Regenerations- und Gesundheitsstreben seines leibseelischen Organisms lähmt und damit dem Kranksein Tür und Tor öffnet. Der Lebensbejahende hingegen denkt und erhält sich gesund, weil sein ja zum Heilsein automatisch alle Lebenskräfte aktiviert und ihnen die Überwindung seeIischer und körperlicher Störungen erleichtert.

Machen wir uns das an einem Bilde klar:

Jeder Gedanke ist ein Saatkorn im Garten unseres Lebens.

Wir legen es in den fruchtbaren Ackerboden des Unbewußten (in dem auch Gott weilt- Finsterlinge zemetieren Ihn aber ein), wo es in der Stille zu keimen und Wurzel zu schlagen beginnt, bis die ersten Sprossen erscheinen.

Der Garten unseres Lebens ist als Ganzes ein getreues Spiegelbild unseres bisherigen Denkens: wenn er uns nicht gefällt, müssen wir das Unkraut der negativen Gedanken durch nützliche positive Gedankenpflänzchen ersetzen. Um so reichere Frucht trägt der Garten: um so glückreicher gestalten sich unser Wirken und unser Dasein.

Ein einmal im Unbewußten festgehaltener und verwurzeIter Gedanke wächst von Jahr zu Jahr ans Licht, blüht und trägt Frucht und ruft neue Gedanken gleicher Art ins Dasein. Der Anfang ist winzig klein und unsichtbar; das Ergebnis aber kann unser ganzes Leben zerstörend überwuchern oder beglückend verschönen - je nach der Art der von uns gepflegten Gedanken...

Hier gilt die Regel: Wohin unsere Gedanken vorwiegend gerichtet sind oder gar bewußt gesteuert werden, dorthin strömen auch die inneren Bildekräfte, die beständig daran sind, unsere Gedanken in Wirklichkeit zu verwandeln, wobei sie auf jede Zelle und Zellgemeinschaft im Sinne des Auf - oder Abbaus einwirken.

Fürchten oder denken wir z. B. Grippe, haben wir die beste Aussicht, sie zu kriegen, von ihr bekriegt und besiegt zu werden. Ersetzen wir hingegen den ersten auftauchenden Grippe-Gedanken durch das wohlig-erwärmende gefäßerweiternde Gefühl lebendigen Gesundseins und -bleibens, des inneren Stark-, Licht- und Hellseins, dann arbeiten die geistigen Bildekrafte an der Erhaltung unserer Gesundheit. Jede Zelle bekommt dann über das Schaltwerk des Unterbewußtseins entsprechend positive Weisungen, und der ganze Zellenstaat wandelt sich in ein von Helferkräften wimmelndes Aufbaugelände.

Wie eine Wunde sich von selbst schließt, weil der Heilwille unablässig am Werk ist, so bewirkt er auch Dein Gesundwerden und -bleiben, wenn Du ihn nicht durch Angstdenken und Krankheitsbefürchtungen störst und auf Abbau schaltest, sondern ihn vertrauensvoll wirken läßt. Eben weil sein Wirken von der schöpferischen Kraft Deiner Gedanken gelenkt wird, ist es wichtig, daß Du Dich zum rechten Denken, zum Bejahen Deines Gesundseins erziehst.

Das hat eine erfreuliche weitere Wirkung: Wer innerlich ganz auf Gesundsein abgestimmt ist, ist gegen Ansteckung weitgehend immun. Diese geistige Immunisierung ist deshalb so wichtig, weil sie die natürlichen Abwehr- und Selbstheilkräfte des leibseelischen Organismus aktiviert und ausschließlich in den Dienst des Aufbaus und Gesundbleibens stellt.

Die Technik der geistigen Immunisierung beginnt – auf der untersten Stufe - mit Vertrauen und der Zuversicht, daß einem nichts geschehen kann, und führt über die Stufen der gläubigen Bejahung des Gesundbleibens und der bewußt positiven Ausrichtung aller Gedanken und Gefühle auf Heilsein und Lebenskraft his hinauf zu den höheren Stufen der Heilmeditation und des vom absoluten Vertrauen getragenen Gebets um Heilung und Gesundheit von innen her. Sie bewirkt, daß zu den hilfreichen Maßnahmen des Arztes und dem positiven Einsatz der Selbstheilkräfte des Organismus die geistige Heilhilfe von oben (und aus unseren Gottesfunken) hinzutritt mit der Wirkung, daß die Gesundung beschleunigt und erhöhte Immunität gegenüber künftigen Krankheitsfällen bewirkt wird.

Am weisesten handelt, wer diese geistige Immunisierung schon in gesunden Tagen vornimmt, indem er sein Bewußtsein täglich mit Bildern der Kraft und des Gesundseins erfüllt und allen Gefühlen des Schwach- und Krankseins durch gläubige Bejahung seines Beschütztseins von innen her den Zugang zu seinem Innern verschließt.

Auf diese Weise schafft er einen wirksamen Schutz vor Ansteckungen, Anfälligkeiten und Unpäßlichkeiten und erspart sich schon dadurch viele Sorgen und Verluste an Kraft und Wohlgefühl. Zu solcher geistigen Selbstimmunisierung ist jeder in der Lage; und was einer in dieser Beziehung für sich selbst tut, tut er zugleich für die AIIgemeinheit.

 

 

Die geistige Komponente

 

Der französische Psychologe Emile Caué hat durch die Erfolge seiner Methode der bewußten Autosuggestion tausendfach demonstriert, daß jedes Leiden neben der körperlichen eine geistige Komponente hat, mit deren Beseitigung auch die körperlichen Beschwerden mehr oder minder wegfallen. Die moderne Psychosomatik ist nichts anderes als die praktische Auswertung und Weiterführung dieser Erkenntnis.

Lange vor ihm hatte der amerikanische Lebenslehrer Prentice Mulford gezeigt, dass auch jede Not und Schwierigkeit im äußeren Leben eine innere Komponente hat: ein aus falschen Denkgewohnheiten geborenes 'geistiges Äquivalent', mit dessen Beseitigung durch Umstellung auf rechtes Denken und Verhalten auch die äußere Schwierigkeit ihr Gewicht und ihre Macht verliert. Die moderne Psychodynamik lehrt die praktische Auswertung dieser Erkenntnis.

Beide hatten schon vor Jahrtausenden ihre Vorläufer. Einer von ihnen war der indische Yogalehrer Patanjali, dessen Katechismus praktisch nichts anderes war als eine Unterweisung bewußten rechten Denkens, aus dem die Meisterung von Leib und Leben hervorgeht.

Schon er ahnte die Bedeutung der geistigen Komponente für die Erlangung der Selbstbemeisterung, der Gesundheit und des Lebensglücks: er lehrte, wie man die inneren Bildekräfte, die das Schicksal von Leib und Leben bestimmen, positiv ausrichtet, also das Fundament für eine positive geistige Komponente legt.

Da der Geist mächtiger ist als die Materie, folgt der inneren Umstimmung die äuBere Umstellung von selbst. Die Ergebnisse solcher Umstimmung auf rechtes Denken zeigen denn auch, daß in der Tat aIle Nöte in Leib und Leben ihre Wurzel im Innern haben - in einer falschen geistigen Haltung - und darum auch von innen her überwunden werden können.

Dazu kommt die weitere Erkenntnis, daß der Mensch viel stärker und reicher ist, als ihm in der Regel bewußt ist. Die Menschenseele ist ein Kosmos an positiven und negativen Energien, die durch Bejahung zum Wirken gebracht und planvoll in den Dienst eines gesunden und glückreichen Lebens gestellt werden können.

Es liegt beim Menschen selbst, ob und in welchem Umfang er sich die schlummernden Kräfte der Seele dienstbar macht. Es hängt davon ab, ob er dem in ihm drängenden Verlangen nach Mehrsein, nach vollkommenerer Selbst – und Lebensmeisterung nachgibt oder ob er sich mit dem kleinen Glücksbereich, den er sich bisher mangels zureichender Kenntnis seiner Innenkräfte erschloß, begnügen will.

Es liegt beim Menschen selbst, ob er weiter wie bisher dahinvegetiert oder ob er sich den Schlaf aus den Augen reibt, aufsteht und sich auf ein höheres Lebensziel hin in Bewegung setzt. Auf dieses dynamische In-Bewegung-geraten und Vorwärtsschreiten kommt es an!

Damit es uns besser gehe, müssen wir mehr gehen, in Bewegung bleiben, und zwar geistig wie körperlich – in Richtung nach vorn und oben! Mag eine Situation noch so beängstigend, verfahren oder undurchsichtig sein: sowie wir in Bewegung bleiben, beginnen wir uns aus ihr zu lösen, uns von ihr zu entfernen, schreiten wir neuen, besseren Bedingungen entgegen und entdecken, daß im gleichen Maße auch unser Schicksal in Bewegung gerät und sich zum Bessern wendet.

"Bewegung heißt des Lebens Genius", sagt Julius Hammer. Stillstand bedeutet Vergehen und Tod. Darum heißt das Motto der Erfolgreichen in Notzeiten: "In Bewegung bleiben, tätig sein; dann wird's bald besser!" Sie entsprechen damit der eigentlichen Natur des Menschen, von der Pascal in seinen "Pensées" bemerkt, daB "zu ihr die Bewegung gehört, während jede Ruhe zum Tode führt." In eine Merkformel zusammengefaßt: Gehen führt zum Bessergehen, Stillstehen zum Vergehen.

"Tätigkeit ist der wahre Genuß des Lebens, ja das Leben selbst", meint Schlegel. Wenn wir durch unentwegtes geistig-körperliches Tätigbleiben eine Schwierigkeit hinter uns gebracht haben, gewinnen wir die zusätzliche Gewißheit, daß es das nächste Mal noch besser und leichter geht. Denn mit der Wiederholung wächst unsere Leistungs- und Durchsetzungskraft, wie mit der Gewöhnung an unbeirrtes Weitergehen unser Wohlergehen zunimmt.

Wer sich bei jeder Schwierigkeit an die Alternative erinnert: Gehen oder Vergehen! und einfach weitergeht und weiterschafft, der legt sich die für sein Bessergehen wichtigste Gewohnheit zu. Und dann geht es ihm wirklich, im Blick auf die Hilfe von oben (und aus seinem Herzen mit dem Gottesfunken), mit jedem Tage in jeder Hinsicht immer besser und besser!

 

 

Aus der Stille kommt die Kraft

 

In früheren Zeiten besaßen die Menschen weniger Wissen, aber mehr Weisheit; darum war ihr Leben geordneter und harmonischer als unser heutiges Dasein. Doch auch heute kann jeder in sein Leben den Geist der Ordnung und Harmonie hineintragen, wenn er lernt, in schweigendem Alleinsein mit sich seIber auf die Stimme der Stille zu horchen und ihr zu gehorchen. Mit ihrem Vernehmlichwerden beginnt das tiefere, wachere, wahrere, reichere, vollkommenere Leben, das aus den Irrungen und Wirrungen der Gegenwart heraus- und immer höher führt. AIle Großen der Menschheit stimmen mit Grillparzer in der Erfahrung überein: "Eines nur ist Glück hinieden: eins - des Innern stiller Frieden." An diesem inneren Frieden und Geborgensein kann jeder jederzeit teilhaben, wenn er sich nach innen wendet. Denn die Welt ist, wie Gottfried Keller sagt, "innerlich ruhig und still, und so muß auch der Mann sein, der sie verstehen und, als ein wirkender Teil von ihr, sie widerspiegeln will."

Soweit einer still zu sein, sich dem Schweigen des Innern hinzugeben vermag, soweit ist er fähig, wirklich glücklich zu sein. Aus der Stille kommt der Friede des Herzens, die Zufriedenheit und die Kraft zur Sinnerfüllung des Lehens.

Wenn wir auf beglückende Erlebnisse zurückblicken, entdecken wir, daß manche von ihnen uns zuteil wurden, als wir ganz still waren, wunschlos still, frei von ichhaftem Verlangen und Gieren, hingegeben und empfänglich für alles Große, Gute und Schöne. Und wenn wir aus dieser Erkenntnis den rechten Schluß zieben und uns entschließen, wenigstens die ersten und letzten Minuten jedes Tages, die seine stillsten und fruchtbarsten sind, der Selbstbesinnung und Kraftgewinnung aus der Stille zu weihen, einige Augenblikke gelassen schweigend nach innen zu lauschen, von woher alles Große und Wesentliche kommt, dann sind wir auf dem Wege zu Frieden, Zufriedenheit und Glück.

Solch Stillesein ist kein passives Träumen, sondern ein aktives Überlassen alles Niederen an das Höchste (Gott) in uns, willige Einsenkung unseres kleineren 'ich' in unser wahres, höheres Selbst (Ebenbild Gottes) - ein Erwachen zur Kraft des inneren Menschen, die aus dem Ewigen gespeist wird.

Wir erleben, wie in der Stille unser Körper von Verkrampfungen frei wird und gelockert, wie er sich entspannt und erneuert, wie die Gedanken zur Ruhe kommen, Lärrn und Hast der Welt und aIle lauten Wünsche schweigen, wie die Seele Frieden findet in der Einkehr und Heimkehr zu sich selbst, wie die Sorgen und Ärgemisse des Alltags von ihr abfallen und Angst und Kummer dem erwachenden Vertrauen weichen zu Dem, dessen Frieden, Liebe und Kraft nun das Herz erfüllt, die Seele froh und die Augen wieder leuchtend macht.

Folgen wir dem Rat des Dichters Karl May in seinem Lied "Wie das Meer", dessen erster und letzter Vers sagen, worauf es ankommt:

 

"Sei still in Gott, still wie das Meer!

Nur seine Fläche streift der Wind.

Und tobt als Sturm er noch so sehr,

Wiß', daß die Tiefen ruhig sind!

Ja sei, mein Herz, stets wie das Meer

In Gott so still, so tief, so weit;

Dann landest Du nicht hoffnungsleer

Am Küstensaum der Ewigkeit."

 

Je inniger wir aus der Stille des Innern leben, desto freier werden wir, desto mehr Herr über uns selbst, die Zeit und die Dinge. Je betriebsamer und getriebener die Welt, desto gelassener werden wir; und wo andere sich aufreiben und zersplittern, da sammeln wir uns, schöpfen dankbaren Herzens Kraft aus der Stille und nehmen zu an Ruhe und Frieden, Besinnlichkeit und Besonnenheit, innerer Einheit und Überlegenheit.

Wir folgen dann von selbst der Forderung der griechischen Weisen: Erkenne Dich selbst (als Ebenbild)! und Sei Du selbst!

Erkenne Dich selbst! heißt dann für uns: Werde Dir bewußt, daß alles, was Dich bedrängt und ängstigt, erregt oder verstimmt, ärgert und kränkt, nichts mit Deinem innersten Selbst gemein hat, daß Du ihm - durch Dein Selbst (als Ebenbild)! – überlegen bist. Sowie Du erkennst, daB aIle Schwäche von außen, aIle Kraft von innen kommt, bist Du für alles Äußere, Niedere unerreichbar geworden.

Sei Du selbst! heißt nun: Ruhe in Dir selbst und bleibe bei Dir selbst! Dann wird Dir die Kraft von innen und Dein Überlegensein allem Äußeren gegenüber lebendig bewußt und Du weißt: "Wer in sich selbst ruht in Gelassenheit, an dem zerschellt die Springflut der Zeit."

Solch Selbstsein ist mehr als Entspannung: es ist ein Kraftholen von innen - aus dem 'Reiche Gottes', das in uns ist. Wie es Paulus empfand: "Nicht ich lebe, sondern Christus lebt in mir; von dorther kommt meine Kraft!" Diese Kraft kommt ebenso wie aIle Gewißheit und alle Führung von innen, sowie man sich vertrauensvoll einwärts wendet, statt ängstlich nach außen zu blicken.

Das gilt für die alltäglichsten Dinge und Umstände: Du hattest Ärger und fühlst Dich im ersten Augenblick gedrängt, Deinen Verdruß anderen mitzuteilen, um die Last durch Teilung zu verringern ... Tue das Gegenteil: Sei Du selbst, wende Dich einwärts und erkenne Dich als frei und durch die Innenkraft allem überlegen, was Dich reizen und ärgern will! Lächle im Bewußtsein Deines inneren Stärkerseins - und Mißmut und Mißstände werden unbedeutend und verschwinden.

Oder Du hast vor etwas Angst und schaust sorgenvoll um Beistand nach außen ... Tue das Gegenteil: blicke nach innen und erkenne Dein inneres Selbst als den Quell aller Kraft. Fühle Dich, im Gewißsein Deines Selbstseins und Stärkerseins, allem gewachsen und überlegen! Dann weicht das Übel und verschwindet.

 

Wir befinden und auf dem Weg der seelischen u. geistigen Wiedergeburt

 

Oder Du fühlst Dich unpäßlich, fürchtest vielleicht Unvermögen oder Krankheit und grübeIst, was wohl helfen könnte ... Tue das GegenteiI: Kehre bei Dir seIber ein und sei Du selbst! Bejahe die innere Kraft als den Garanten Deines Eins- und Heilseins und überlasse Dich gänzlich dem Arzt (Gott) in Dir. Um so gefeiter bist Du gegen leibseelische Mißgefühle und Mißstände.

Und so in alIen Lebenslagen:

Sei Du selbst, besinne Dich auf die innere Kraft und hilf Dir selbst! Dann hilft Dir der Himmel und die feindliche Welt verfreundlicht sich.

Das meint der Dichter: "Der Mensch hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von dem, was er selbst ist. Das Innere ist es, nicht das ÄuBere, was eines Menschen Wert ausmacht. Je mehr lnnerlichkeit, desto mehr Leben und Kraft. Das Innere ist mächtiger als das ÄuBere."

 

 

Gleichgewicht der Innenkräfte

(Wir haben 7 Chakren, die in Harmonie kommen müssen)

 

Wenn ein Graphologe eine Handschrift prüft, beurteilt er den Schreiber zunächst nach den drei Grundkräften Wille, Gefühl und Verstand sowie danach, ob diese drei sich im Gleichgewicht befinden und den harmonischen Typ anzeigen, oder ob und in welchem Verhältnis zwei Kräfte überwiegen, also ein Mischtyp vorliegt, oder ob eine Kraft vorherrscht, es sich also um einen Willens-, GefühIs- oder Verstandesmenschen handelt.

Jeder der hier möglichen Typen und Kombinationen kann einen Erfolgsmenschen kennzeichnen, wenn die stärkste Grundkraft bewußt und positiv in den Dienst des inneren und äußeren Fortschritts gestellt wird. Die wirklich Großen gehören vorwiegend dem harmonischen Typ an, bei dem die Innenkräfte sich einigermaßen das Gleichgewicht halten, also keine die andere unterdrückt. Diese Harmonie der Innenkräfte findet dann von selbst im glückhaften Ablauf der äußeren Geschicke ihr Echo und ihre Entsprechung.

AIle Lebenskunst hat demzufolge die Herbeiführung des bestmöglichen Gleichgewichts der Innenkräfte zum Ziel - nicht zuletzt durch die bewute Pflege der unterentwickelten Tendenzen, weil dadurch die Gewöhnung an eine positiv-optimistische, selbstvertrauende und bejahende Lebenshaltung und die Erzielung eines Höchstmaßes an Lebensleistung erleichtert wird.

Diese Selbsterziehung geht, wie gesagt, den positiven Weg: sie stellt das Gleichgewicht nicht her, indem sie die stärkst-entwickelte Kraft einzudämmen oder gar zu unterdrücken trachtet, was nur zu Verdrängungen und Disharmonien führt, sondern dadurch, daß sie die am schwächsten entfaltete Kraft durch Bejahung, Pflege und Betätigung aktiviert.

Die drei Grundkräfte werden also nicht gegeneinander ausgespielt, sondern an Zusammenarbeit gewöhnt. Wenn sich so jede Kraft durch die beiden anderen harmonisch ergänzt und bestätigt fühlt, werden innere Spannungen, Verkrampfungen und Konflikte leichter vermieden und abgebaut.

Wir mehren also unsere innere Stabilität und Leistungskraft, wenn wir uns eine Zeitlang der Pflege der unterentwickelten Grundkraft widmen. Denn gegenüber dem Willensmenschen, bei dem Gefühl und Verstand benachteiligt sind, gegenüber dem gefühlsarmen Verstandesmenschen und gegenüber dem Gefühlsmenschen, bei dem Verstand und Wille zu kurz kommen, ist der harmonische Mensch, bei dem alle drei Kräfte gleich bewußt und gleich gerichtet sind, zumeist der Überlegene. Erfahrungsgemäß fühlt sich ein Mensch mit der Zunahme des Gleichgewichts der Innenkräfte nicht nur wohler und zufriedener, er ist auch stärker und lebenstüchtiger, da die inneren Disharmonien, die jedes Überwiegen einer einzelnen Grundkraft begleiten, hier fortfallen und aIle Energien dem gleichen Ziele dienen.

Wie stürmisch es in unserem äußeren Leben alsdann zugehen mag, was immer auch uns verstimmen, erschüttern, bedrücken oder erschrecken will, wir werden uns ihm weitgehend entziehen und darüber stehen. Außen wird immer Kampf sein, Sieg und Niederlage; innen aber ist Friede. Je tiefer wir uns in schweigender Selbstbesinnung einwärts wenden, desto näher kommen wir dem unbewegten Zentrum unseres Wesens, der Heimstatt des Friedens und der Harmonie, also jenem Punkt, von dem aus wir uns und das Leben beherrschen, und desto mehr Ruhe und Gelassenheit, Kraft und Überlegenheit atmet unser ganzes Wesen.

"Gib mir einen Punkt, wo ich stehen kann - und ich werde die Erde bewegen", rief einst Archimedes aus. Heute wissen wir, daß dieser Punkt in uns ist, in unserem innersten Selbst, und daß von dorther die Kraft kommt, aIle irdischen Dinge in Bewegung zu setzen und nach unserem Willen zu gestalten.

Wer sein Selbst gefunden und damit das Gleichgewicht der Innenkräfte hergestellt hat, ist allem gewachsen.

 

 

Überlegenheit durch Gelassenheit

 

Die Schule vermittelt Wissen, das Leben Weisheit. Und das ist mehr. Denn Wissen erleichtert die Erlangung des Lebensunterhalts, Weisheit ermöglicht darüber hinaus die Meisterung und Sinnerfüllung des Lebens.

Nur der ist weise und wohlgelehrt, der aIle Dinge zum Besten kehrt, der seine Lebensaufgabe am vollkommensten löst. Auf ihn trifft das holländische Sprichtwort zu: "Eines weisen Mannes Ernte währt das ganze Jahr." Albrecht von Haller meint gleiches: "Zwar der Weise wählt nicht sein Geschicke, doch er wendet Elend selbst zum Glücke."

Am deutlichsten haben die Stoiker ausgesprochen, daß Weisheit (sie strömt aber aus der göttlichen Liebe aus, Weisheit allein ist kalt) mehr ist als Wissen:

Seneca sagt vom Wissen, daß es zu den Fertigkeiten gehöre, mit denen man Geld verdient: "Wirklich nützlich ist es aber nur, wenn es der Schulung des Geistes dient, nicht jedoch, wenn es uns von höheren Aufgaben abhält. Es gibt nur eine Art rechter Wissensmehrung: das ist das Studium der Weisheit ...(auf dem Fundament der Liebe)

... Du lehrst mich zum Beispiel, wie hohe und tiefe Töne Harmonie ergeben. Sorge lieber dafür, daß in meinem Innern Harmonie herrsche und meine Entschlüsse sich nicht widersprechen ...

Du lehrst mich den Gebrauch der Zahlen und stellst dies Wissen in den Dienst der Habsucht, statt mich anzuleiten, zu berechnen, was ich an mir seIber habe.

Du weißt den Kreisumfang zu bestimmen, Du kannst die Entfernung der Sterne angeben, alles vermagst Du zu messen; aber Ierne einmal, Deine Maßstäbe an den Menschengeist zu legen und mir zu sagen, ob er groß ist oder klein. Du weißt, was eine gerade Linie ist; aber was nützt es mir, wenn Du nicht verstehst, im Leben eine gerade Linie einzuhalten! Hinsichtlich äußerer Lebensziele ist Wissen nützlich; was aber das rechte Verhalten anlangt, fördert es uns nicht im geringsten, während man andererseits auch ohne fachwissenschaftliche Studien zur Weisheit vorstoßen kann ... Aber auch unsere Philosophen - wieviel Ballast schleppen sie mit sich herum, wieviel totes Wissen, dem jede praktische Anwendungsmöglichkeit fehlt! So ist es gekommen, daß sie besser zu reden verstehen als zu leben ...

... Aber gerade auf das Lebenlernen kommt es an, und hier wiederum nicht darauf, daß wir lange leben, sondern daß wir richtig leben.

... Wenn einer lange lebt, verdankt er das dem Schicksal, wenn einer weise lebt, seiner rechten geistigen Haltung. Das Leben ist lang, wenn es Fülle umschließt. Und es wird immer Fülle in sich tragen, wenn der Geist seinen Eigenwert verwirklicht und volle Selbstbeherrschung erlangt hat. Was aber nützen achtzig Jahre, wenn sie unweise verbracht wurden? Ein solcher Mensch hat nicht wirklich gelebt, sondern er hat sich nur lange auf Erden aufgehalten. Nicht die Länge des Lebens, sondern sein Gehalt entscheidet (auf dem Fundament der göttlichen Liebeweisheit).

... Sieh den Unterschied zwischen einem geistig beweglichen Menschen, der mit alIen Aufgaben des Lebens fertig geworden ist und den Sinn seines Daseins erkannt und erfüllt hat, und einem anderen, der bloß viele Jahre dagewesen ist. Der eine lebt noch nach seinem Tode, der andere ist schon vor seinem Tode gestorben.

Den Mann wollen wir preisen, der die ihm beschiedene geringe Spanne Zeit recht anwendet. Er hat das wahre Licht gesehen. Er hat gelebt, hat sich kraftvoll und weise betätigt und sich nicht nur treiben lassen. Wer zur Weisheit gelangte, der hat das höchste Ziel des Lebens erreicht." (Nicht die Weisheit ist das höchste Ziel, daß die Erkenntnis, daß alle Weisheit aus der Liebe hervorgeht)

 

*

Der römische Philosoph Seneca war bei seinen Zeitgenossen geschätzt wegen seines heilsamen Einflusses auf leidgebrochene und haltlos gewordene Menschen. Und wie half er ihnen? Dadurch, daß er sie anleitete, von ihrer Not weg und auf positive Ziele hinzublicken, die es zu erreichen gaIt: "Alles, was Dich heute quält, ängstigt, bedrückt, geht vorüber und wird Dir in einem Jahre unwesentlich erscheinen. Was aber in einem Jahre belanglos ist, ist es in Wahrheit auch heute schon. Wichtig hingegen ist heute wie immer, daß Du Dich auf Dich selbst und Deine Kraft besinnst und Deine innere Überlegenheit über jede Not und Schwäche hier und jetzt durch die Tat beweisest.

... Niemand ist durch Zufall gut und keiner wird durch Zufall stark. Er muß sich dazu erziehen. Und es gibt keinen, der das nicht vermöchte. Alles hängt vom Willen ab und vom rechten Denken. Beides ist erzielbar, und nichts ist wichtiger für den, der sein Leben meistern will, als die Gewöhnung an rechtes Denken und Wollen.

... Jeder schafft sich selbst seinen Willen, jeder gibt sich selbst seine Denkrichtung, seine Gesinntheit, seinen Charakter; jeder verursacht somit selbst sein Geschick. Jeder kann jederzeit sich selbst, sein Denken und Wollen und damit sein Leben zum Bessern gestalten. Selbst der Greis kann und muß noch lernen und sich wandeln; wieviel mehr also der Mensch, der nicht am Ufer, sondern im Zentrum des Lebensstroms vorwärts strebt. Gewöhne Dich an rechtes Denken und Wollen und zugleich an Gelassenheit, dann bewirkst Du, daß Dein Leben ein Meisterwerk wird. Zu dem Größten, was wir den Stoikern verdanken, gehört die Erkenntnis, daß die Gewöhnung an Gemütsruhe, an Gelassenheit wachsende Lebensüberlegenheit sichert und den Menschen instandsetzt, mehr und mehr alles, was er ersehnt, aus dem eigenen Innern zu schöpfen. Jenseits alIen Streits und Zwiespalts gibt es eine EINHEIT, die Sicherheit und Geborgenheit gewahrt: in uns.

 

Anmerkung zu den Stoikern:

jl.ev10.052. Kapitel

  10] Zugleich aber hatte dies Doppelbesessensein noch einen andern großen Nutzen, und das namentlich für die beinahe um allen Glauben gekommenen Abiläer; denn sie waren zumeist der Lehre des Diogenes zugetan, also Stoiker in hohem Grade, und glaubten an kein Fortleben der Menschenseele nach des Leibes Tode.

jl.ev10.066. Kapitel

08] Sagte Ich: »Dem ist es schon ganz genehm also; denn die Heiden und besonders so starre Stoiker, wie dieser Bürgeroberste einer ist, können nur durch große Zeichen zum Glauben an den einen, allein wahren Gott und Herrn Himmels und der Erde von Ewigkeit, dem alle Dinge möglich sind, und der allein aus Sich durch Sein Wort alles erschaffen und gestaltet hat, wieder bekehrt werden.«

 

Alles Große, nach dem wir außer uns vergeblich jagen, finden wir in uns, wenn wir, mitten im Jagen und Mühen, innehalten und uns entspannt nach innen wenden. In uns finden wir mehr Halt, mehr Inhalt und mehr Haltung, als die Welt uns geben kann. Und wir finden es mühelos: durch Einhalten und williges Gewährenlassen. In diesem Innehalten werden wir des inneren Halts und des inneren Reiches gewahr als der Quelle alles Guten und Schönen.

Versuche einmal, das, was sich Deinen gierig zugreifenden Sinnen und Händen entzog, in spannungsfreiem, gelassenem Lassen von innen zu gewinnen! Statt gegen ein Übel, einen Widersacher anzukämpfen, entleere Dein Bewußtsein von jedem Gedanken und Gefühl daran und überlasse Dich völlig dem Wohlgefühl inneren Friedens, Einsseins und Starkseins. Mache dieses Gewißsein des Einsseins in Frieden für einige Augenblicke zur Zufluchtsstätte für alle unruhigen Gedanken und für Dein aufgeregtes Herz. Löse Dich, ehe Du in das Schweigen des Innern eintrittst, bereitwillig von alIen Mißgefühlen der Bitterkeit und des Grolls, der Angst und Unzufriedenheit; überlasse Dich gänzlich dem Segensstrom des inneren Friedens und der göttlichen EINHEIT im Innern, die alles ausgleicht und befriedet ...

... Wenn es Dir gelingt, auch nur einen Augenblick lang restlos gelassen im Kraftstrom des inneren Lebens der EINHEIT zu schwingen und alles Äußere zu vergessen, wirst Du bei der Rückkehr in den Alltag genügend Kraft in Dir finden, um jedes Problem streitlos zu lösen. Du siehst dann alles mit anderen, mit göttlichen Augen an, von einer höheren Bewußtseinsebene: von oben statt von unten, von innen statt von außen - und wandelst zugleich auch das Gesicht der Umwelt.

In dem einen Augenblick gelassenen Einsseins und völligen Erfülltseins mit dem Frieden des Innern, dem Frieden Gottes, hat sich jeder Zwiespalt gelöst und auch die äußere Einigung und Befriedung angebahnt - gleichwie die stärkere, weil positive Kraft der Liebe Zwietracht, Haß und Neid löst und verwandelt, oder wie die positive Kraft des Lichts Zwielicht, Dämmerung und Dunkelheit löst und aufhebt, oder wie die Kraft der Einheit Zweifel und Verzweiflung auflöst und zu Gewißheit, Weisheit und Sicherheit erhöht. Um frei zu werden, brauchen wir nur loszulassen, was wir selbst gebunden haben. Furcht und Fesseln fallen von uns ab, wenn wir uns willig der inneren Einheit, Ordnung und Freiheit überlassen, gelassen innehalten, dem inneren Halt vertrauen und den inneren Helfer (Jesus) machssen.

 

Ein Beamter fragte den chinesischen Weisen Kung-Tse, wie man die Dinge, Umstände und Menschen am besten lenke. Der Philosoph antwortete: "Verlange nicht, daß die Dinge rasch erledigt werden; lasse jedes sich nach seiner Weise entfalten und vollenden. Drängen und Hasten bewirken nur kurzweilige Vorteile und verhindern das Werden des Großen." AIle Großen lassen gelassen die Zeit wirken, weil sie wissen, daß alles Große sich Zeit läßt. Aus Zeit-Gelassenheit erwächst Zeit-Überlegenheit.

Was die Natur und jeder Blick zum Milliardenheer der Sterne uns lehren kann, ist jene von Wilhelm Raabe gerühmte "Gelassenheit unter alIen Umständen und gegenüber alIen Wesen und Dingen ... Denn wenn die Selbstüberwindung das Höchste ist, was der Mensch in ethischer Beziehung erreichen kann, so ist Gelassenheit jene hohe Stufe, von der aus der Mensch lächelnd auf das Weltgewirr hinabsieht."

Solche Gelassenheit verbürgt Lebensüberlegenheit. Sie kennzeichnet den Lebensphilosophen, den Weisen, den Schopenhauer rühmt:

 

0, wie ruhst du im Sturme, der alles beugt und zerstreuet,

Fest, unerschüttert und still: du Strahl der erheiternden Sonne!

Lächelnd wie du, wie du mild, wie du fest und in ewiger Klarheit

Ruhet der Weise im Sturm des jammer- und angstvollen Lebens."

(Ebenbild Gottes)

 

Ob wir vom Schicksal hart oder weich gehämmert werden, hängt von uns ab: von der Richtung unseres Denkens, von der Macht unseres Glaubens, von der Dynamik unseres Willens und von der Gelassenheit, mit der wir dem Schicksalsgeschehen und den Schicksalsschlägen standhalten. Denn Schicksal ist nicht das, was geschieht, was uns trifft, sondern das, was wir daraus machen. "Nicht, was wir erleben", sagt Ebner-Eschenbach, "macht unser Schicksal aus, sondern wie wir das empfinden und beantworten, was wir erleben."

Dem Großen wird alles zum Baumaterial für ein großes Schicksal. Nicht, was außer uns, sondem was in uns geschieht, ist schicksalbildend und -entscheidend.

 

 

Glückgläubiger Optimismus

 

Wo immer ein Mensch aufhört zu denken: "Was meinen Vorvätern genügte, ist auch für mich gut genug", wo immer in ihm neue Ideale und neue Wünsche lebendig werden nach Dingen, die er gern hatte - dort ist die Geburtsstätte des Fortschritts.

Jeder Fortschritt in Kultur und Zivilisation ist denen zu danken, in denen der 'Wille zum Mehrsein lebendig ward, deren Wunschkraft sich regte, deren Verlangen nach Dingen langte, die das Leben aller schöner und reicher, lichter und vollkommener machen, in denen neue Gedanken, neue Ideale wach wurden, die sich zu ihrer Verwirklichung der Wunsch-, Bejahungs- und Glaubenskraft des Herzens bedienten.

Ein fortschrittlicher Mensch ist ein Idealist, dessen optimistische Gedanken und Wünsche ihn zum Real-ldealisten machten - und das heißt: zu einem dynamischen Menschen, der bewußt danach strebt, seine Ideale zu realisieren und die ideale Welt zu idealisieren, und der mit der angestrebten Vervollkommnung des Lebens und der Welt zugleich sich selbst vervollkommnet. -

Du möchtest gern glücklicher sein? Nun, gerade Deine Wünsche und Ideale sind sichere Anzeiger dessen, was Du zu erreichen berufen und imstande bist. Deine Sehnsucht ist der beste Maßstab dafür, wieviel Du in Wirklichkeit zu leisten und zu vollbringen vermagst. Mit jedem Ideal und Verlangen wird nämlich so viel Kraft in Dir wach, wie Du brauchst, um das Ersehnte zu verwirklichen.(Sein Wille geschehe!)

Deine Wünsche sind die Saugrohre, mit denen Du die zur Wunschverwirklichung erforderlichen Energien aus den Tiefen Deines Selbstes heraufholst. (Sein Wille geschehe!) Dein sehnsüchtiges Verlangen nach einem reicheren und vollkommeneren Leben ist bereits der Anfang der diesem Verlangen entsprechenden Wirklichkeit. Nur darfst Du nicht beim bloßen Sehnen und Verlangen stehen bleiben, sondern mußt auch die weiteren Schritte tun, um die Verwirklichungskraft Deiner Gedanken und Wünsche in Tätigkeit zu setzen. Du muBt das Ersehnte ernstlich und beharrlich wollen, seine Erreichung gläubig bejahen und alles tun, was Dich dem Ziele näherbringt.(Engelshilfe?)

Was Du dabei vor allem brauchst, ist jener glückgläubige Optimismus, der inbrünstig-aktiver Glaube ist an die Macht des Guten (nur Gott ist gut), an die Verwirklichungskraft der Gedanken, und zugleich Glaube an den unendlichen Geist der Liebe und des Lebens und Glaube an uns selbst, die wir als die Kinder des Geistes des Lebens nach seinem Bilde geformt sind. Wer so glaubt, der erfährt, was Schiller verhieß: "Dem, der glaubt, ist das Heilige nah", dem ist Erfüllung gewiß.

Dies nicht zuletzt deshalb, weil wir auf alles, worauf wir unsere Gedanken, unsere gläubige Erwartung richten, eine wachsende Anziehungskraft ausüben, die mit jeder Wiederholung der Bejahung gesteigert wird, so daß das gläubig Bejahte schließlich unweigerlich unser wird. Voraussetzung ist, daß wir das geistige Bild des Ersehnten immer lebendiger in uns ausgestalten und die Verwirklichung als selbstverständlich ansehen, sie als schon jetzt daseiend bejahen.

Welche lebensverwandelnde Macht der Glaube ist, kann uns ein amerikanischer Lebenslehrer bewußt machen, der die größten Erfolge dort erzielte, wo er anderen den praktischen Wert solchen Lebensglaubens bewußt machen konnte.  Dieses sind die vier Sätze seines Glaubens an ein glückliches Leben:

1. Ich glaube an die Macht der Wahrheit, die sich im inneren und äußeren Leben durchsetzt.(Die Wahrheit muß aber nicht ein formulierter Wunsch sein, denn Sein Wille geschehe! Hier ist Herzenserforschung nötig, um Seine Impulse zu empfangen und daraus abzuleiten, was im Augenblick zu tun ist)

2. Ich glaube an die Schöpferkraft der Gedanken, die alIen materiellen Kräften überlegen ist.

3. Ich glaube an die Notwendigkeit der geistigen Erneuerung als Voraussetzung eines glücklichen Lebens; denn die innere Wandlung zieht stets die entsprechende Wandlung im äußeren Leben nach sich.

4. Ich glaube an die Macht der Liebe. Nur wo Liebe, wo der Geist der Einheit (=Gott) tätig ist, entsteht Harmonie und dauerndes Glück.

 

Dieser optimistische Lebensglaube gibt weder Wunsch noch Meinung wieder, sondern ist Ausdruck klaren Wissens um die bewegenden Kräfte des Daseins. Er enthält vier Wahrheiten, deren Befolgung jedem inneres und äußeres Glück, Wohlergehen und Wohlstand sichert. Wie das möglich ist? Hier ist die Erklärung, die der Psychodynamiker diesen vier Wahrheiten gibt:

Die erste Wahrheit besagt, daß jede Seele die Kraft in sich trägt, sich selbst aus Unwissenheit, Gebundenheit und Mangel zu befreien und zur Fülle zu finden, wenn sie sich bemüht, in ihrem Denken und Tun ehrlich und wahr zu sein. Das bedeutet eine Abwendung von der bisherigen meist faIschen und negativen Denkweise und Lebenshaltung, die Harmonie im Innern und Frieden und Fülle im äußeren Leben fernhielten.

Die zweite Wahrheit besagt, daß aIles, was wir wünschen, zuerst in unseren Gedanken Wirklichkeit werden, im Geist aIs verwirklicht bejaht werden muß, bevor es sich äußerlich realisieren kann. Die Gedanken sind mächtiger als die Umstände; sie sind die innere Bildekraft und das Fundament jeder äußeren Wirklichkeit.(ohne Gott?)

Die dritte Wahrheit besagt, daß unser Leben sich nicht wandeln kann, solange unsere geistige Haltung die alte bleibt. Erst wenn unser Geist sich erneuert und unsere Gesinnung sich von Grund auf zum Positiven gewandelt hat, wird die Wandlung auch in unserem Leibe und Leben sichtbar werden.

Die vierte Wahrheit endlich besagt, daß alles, was wir denken, wünschen und tun, vom Geist der Goldenen Regel erfüllt, von Sympathie und Liebe getragen sein muß, wenn es dauernd von Segen und Erfolg begleitet sein solI. Nur was dem Geiste der Einheit (Er muß diesen Namen tragen: Gott) entspringt, führt zur Freiheit für aIle.

Die Umstellung auf diese vier Wahrheiten hat vielen Menschen, die aIles verloren hatten, zu einer neuen Lebenshaltung, zu neuer Kraft und Gesundheit und zu dauerndem Lebensglück verholfen. Von dem Augenblick an, wo sie den Zusammenhang zwischen Glück und Glauben begriffen und einsahen, daß ihre bisherigen Mißerfolge Folgen inneren Mißverhaltens waren, und darangingen, sich neu einzustellen und im Sinne der vier Wahrheiten ihr Glück gläubig zu bejahen, ging es mit ihnen rapide bergauf.

Gleich ihnen kann jeder erleben, daß Erneuerung des Denkens immer auch Erneuerung von Leib und Leben bedeutet und dass, wer die Kunst gläubiger Bejahung und rechten Verhaltens meistert, sein Glück macht.

Erfahrungsgemäß erweist sich das meiste von dem, was gemeinhin für unmöglich gehaIten wird, in dem Augenblick aIs durchführbar und erreichbar, wo seine Möglichkeit gläubig bejaht wird.

Viele wurden erfolgreich, weil sie nicht wußten oder beachteten, daß das, was sie anstrebten, aIIgemein als unmöglich galt; und weil sie einfach hingingen und es erfolgüberzeugt taten, erreichten sie, was sie sich vorgenommen hatten. Wer gleich ihnen das Wort 'unmöglich' aus seinem Denk- und Wortschatz streicht, der hat die besten Aussichten, immer mehr 'Unmögliches' möglich zu machen.

 

 

Licht und Kraft

 

Elektrizotät und heiliger Geist

 

       Die magische Kraft des Lichtes

 

Das Wesen des Magnetismus / der Elektrizität

Das Licht repräsentiert die schöpferische Kraft

 

Jeder vorwärtsstrebende Wahrheitssucher hat schon erlebt, daß, sowie er bewußt um höhere Erkenntnis und vollkommenere Lebensbemeisterung rang, die Hindernisse zunächst scheinbar zunahmen. Aber wenn er sich durch die Schwierigkeiten nicht den Blick trüben ließ, sondern unbeirrt weiterging, entdeckte er auch, daß er mit der Gewinnung höherer Erkenntnisse nicht nur vom SchicksaI größere Aufgahen und Verantwortungen erhielt, sondern auch größere Kraft.

Es ist ein Lebensgesetz, daß der Mensch im Grunde - vom Zentrum seines Wesens her - immer stärker ist aIs das was sich hemmend vor ihm aufzutürmen scheint, um ihm Halt zu gebieten oder ihn zurückzuwerfen. Wer dessen gewiß ist, daß er bestimmt ist, den Kampf des Lebens, in dem ihm nichts erspart wird, siegreich zu beenden, der bringt durch die Kraft in ihm - die Kraft von oben ist - aIle Dämonen, aIle Widrigkeiten innen und außen, zum Weichen.

Aber die wenigsten wissen um diese Kraft - und noch wenigere bedienen sich ihrer - und nur einzelne leben bewußt aus diesem Quell grenzenloser Macht. Dabei sind die meisten nicht nur fähig, sondern auch reif, zu ihrer inneren Kraft zu erwachen. Was sie von ihr und damit von der Fülle des Lebens fernhält, ist lediglich ihre Erkenntnisblindheit und ihr mangelndes Vertrauen zum inneren Licht.

Die geistige Erleuchtung der meisten entspricht jener Stufe, auf der unsere Vorfahren in bezug auf äußere Beleuchtung standen, als sie sich noch des Kienspans und der Pechfackel bedienten...

... Wie lange dauerte es, bis das heimelige Kerzenlicht erfunden wurde ... Wie rasch folgten einander aber dann die Verbesserungen: das Petroleumlicht, das fahle Gaslicht und das kalte elektrische Licht... Wer weiß, welche Lichter dem Menschen der Zukunft leuchten werden ...

Gleichermaßen vollzieht sich die innere Erleuchtung des Menschen immer rascher und sieghafter, wenn er erst einmal seine schlummernde Kraft entdeckt und das innere Licht entzündet hat: immer heller wird es dann in ihm und um ihn - bis die Schatten der Not und der Sorge, die ihn heute noch bedrängen, vor den Strahlen der inneren Sonne gewichen sind.

Heute leben die meisten von einem Bruchteil ihrer wirklichen Kraft. Dabei konnte jeder das Mehrfache leisten und die Zahl der Enttäuschungen und Fehlschläge auf ein Mindestmaß zurückschrauben, wenn er lernen würde, seine Innenkraft bewußt zum Wirken zu bringen. Denn die Kraft ist immer in ihm, und ebenso ist das Licht der Inspiration und Intuition immer in ihm - und nur non ihm selbst hängt es ab, wie wenig oder wie viel davon er in den Dienst des eigenen Fortschritts und Wohlergehens und den der Gemeinschaft stellt.

Und der Weg dorthin? Er führt über die Stufen der Selbstbesinnung und Kraftbejahung. Es lohnt sich, diesen Weg zu gehen.

Je tiefer Du auf diesem Wege in das geheimnisvolle Reich des Innern eindringst, desto größere Kräfte werden Dir bewußt und beginnen, Dir zu dienen. Die Mühe allerdings, diesen Weg einwärts zu gehen, kann Dir niemand abnehmen. Du mußt Dir durch eigenen Entschluß und eigene Anstrengung das Recht ( Durch unsere Liebe können wir alles vom himmlischen Vater haben, so es Sein Wille ist!“) zum Eintritt in das Reich der Fülle erringen und mußt selbst - im Lichte des innersten Selbst - gewahr werden, daß nichts Dir den Weg aus Schwäche und Not zu Kraft und Fülle versperrt als Dein eigenes mutloses Denken.

Du lebst in einem unendlichen Ozean der Kraft. Nur einige Tropfen daraus sind jene Fähigkeiten und Gaben, die bis heute in Dir lebendig und fruchtbar wurden. In Wahrheit ist das ganze große Meer der Kraft Dein und dient Dir (Gefahr: So spricht auch der gefallene Geist! Er will sein wie Gott, aber ohne Ihn)); sowie Du beginnst, richtig zu denken und im Vertrauen auf die innere Kraft und das innere Licht mutig Deinen Weg zu gehen.

 

 

Der gefallene Geist:

Eingefangen während eines Gewitters, und im Internet präsentiert.

 

 

Der Mensch als Kraftfeld

 

 

Nach einem Lehrsatz der Physik ist Arbeit gleich Kraft mal Weg. Das heißt: Arbeit ist das Produkt aus Kraft und Weg; auf den Menschen bezogen: das physikalische Maß der Arbeit ist vergleichbar dem subjektiven Maß der Anstrengung, die man bei der Arbeitsleistung empfindet.

... Da der durchschnittliche Krafteinsatz des Menschen mit einem Zehntel PS veranschlagt wird, kommt seine Tagesleistung, in elektrische Kraft umgerechnet, etwa einer Kilowattstunde im Werte von einigen Pfennigen gleich.

Es liegt auf der Hand, daß diese Wertung genau so unzulänglich und unzutreffend ist wie der Vergleich der menschlichen Arbeitsleistung mit der einer Maschine. Denn der Mensch ist ein Dynamismus, die Maschine ein Mechanismus.

Gewiß ist der Kräfteleerlauf beim Menschen meist weit größer als bei einer Maschine - aber auf der anderen Seite entfaltet der Mensch Kräfte und Fähigkeiten, über die keine Maschine verfügt: über die der Erholung, Regeneration und Selbstheilung, der Ordnung und Zielsetzung, des Verstandes und der Vernunft, der Inspiration und Intuition und der Kraftgewinnung von innen her; aus dem Geiste.

Die dynamische Psychologie macht uns auf mannigfache Weise das Dasein und Wirken dieser Innenkraft bewußt, mit deren Hilfe wir unser schöpferisches Leistungsvermögen vervielfachen können. Letztlich beruht alles, was in der Welt geschieht, auf geistiger Kraft, wie Albert Schweitzer klarstellt: ,,Ist dieses Geistige stark, so schafft es Weltgeschichte; ist es schwach, so erleidet es sie."

Die menschliche Arbeits- und Leistungskraft ist also nicht nur mechanische Körperkraft, sondern auch und weit mehr dynamische Seelen- und Geisteskraft, die erfolgentscheidender  sind als die physische Kraft. Diese zielhafte Innenkraft ist geistige Schöpferkraft, die nicht durch Muskelspannung und -bewegung, sondern durch Gedanken- und Willensimpulse zum Wirken gebracht wird und deutlich macht, daß der Mensch ein lebendiges Kraftfeld ist, dessen Arbeit auf Selbstverwirklichung abzielt.

Wie der Kosmos eine ungeheure dynamische Einheit von Kräftefeldern der verschiedensten Dimensionen ist – von den physikalischen Kraftfeldern der Quanten, Elektronen und Atome bis zu denen der Spiralnebel und Metagalaxien, von den biodynamischen Kraftfeldern aller Lebensformen im Universum und den meta-dynamischen Energiefeldern der geistigen Hierarchien bis hinauf zum Urkraftfeld der Gottheit-, so ist auch der Mensch, als Mikrokosmos, eine Vielheit von Kraftfeldern verschiedener Ordnungen und Potenzen irdischer und kosmischer Natur.

 

Das Universum enthüllt sich in der Innenschau als das Sternenkleid der Weltengottheit (Wer diese ist sieheDie heilige Dreieinigkeit Gottes) , in welchem unsere heimatliche Milchstraße mit ihren Milliarden Sonnenreichen – eine Sterneninsel unter Myriaden galaktischen Geschwistern - nicht mehr ist als ein Molekül, unsere Erde nur ein Elektron. Der Mensch aber erweist sich als ein Kleinbild des Allgeistes: er hat am Gesamtleben des Kosmos vom innersten Zentrum seines Wesens her lebendig teil - teil auch an alIen Kräften und Mächten des Alls (insbesondere beim Wachsen seines Gottesfunkens!).

Im Menschen ist, wie wir sahen, nicht nur der Drang nach vorn lebendig, sondern auch der Zug nach oben, mit dem der Geist der Gottheit ihn auf dem Wege fortschreitender Vervollkommnung, Kraftentfaltung und Selbstverwirklichung lichtwärts zieht, damit er nicht nur bewegter Teil, sondern mehr und mehr bewußter und mitbewegender Teilhaher der Allkraft und Mitverwirklicher des göttlichen Entwicklungs- und Selbstoffenbarungswillens werde ...

... In dieser Vergegenwärtigung verbergen sich Wahrheitsfunken und Kraftquellen, die uns um so dynamischer werden lassen, je williger wir uns von der göttlichen Innenkraft und der Weisheit der inneren Führung zu immer tieferen Einblicken in das größere Leben leiten lassen, das auf uns wartet.

 

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Wie nun aktivieren wir die latenten Energien unseres Wesenskraftfeldes?

 

Wir entfalten sie durch gläubige Bejahung und mutige Betätigung. Das heißt: wenn wir die Macht der Gedanken, die Kraft des Glaubens bewußt und mit dem Blick auf die innere Kraft in positiver Richtung betätigen, dann verwandeln wir uns mit der Zeit in einen wirksamen Energiestrahler, in einen lebendigen Dynamo sozusagen, der auch seine Umwelt mit Lebenskraft und Zielstrebigkeit erfüllt und bewirkt, daß ihr Denken, Wollen und Tun sich unbewußt und unwillkürlich dem Kraftfeld seines Wollens gleichrichtet.

Früher oder später spürt die Umwelt, daß hinter unserer gläubigen Bejahung ein Zielwille und hinter diesem ein Mensch steht, der sich dank seiner erwachten Innenkraft durchzusetzen weiß und mit dem zusammenzuwirken für die anderen gewinn- und segenbringend ist.

Nietzsche sagte einmal von sich, er sein kein Mensch, sondern Dynamit. Im übertragenen Sinne gilt das für jeden Menschen, der sich vom Wahn des Klein- und Schwachseins freigemacht, die Sprengkraft seiner positiven Gedanken, die schicksalgestaltenden Macht seines Glaubens erkannt hat und die innere Kraft ebenso zielbewußt wie siegüberzeugt betätigt.

Jeder Mensch gleicht einem Dynamo, der aus dem Kraftstrom des AIls gespeist wird und so viel zu leisten vermag, als er sich zutraut. Für den, der an die Erreichung seines Zieles unbeirrt glaubt, gibt es nichts, was er nicht zu verwirklichen vermöchte. Alle bisherigen und alle künftigen Fortschritte der Menschheit sind denen zu danken, die ihre innere Kraft erkannten und gläubig einsetzten.

 

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Die Entdeckung der uns innewohnenden Kraft, die die Weiterblickenden zu den wichtigsten Entdeckungen der letzten hundert Jahre zählen, hat aber nicht nur eine lebenstechnische, sondern auch eine religiös-dynamische Seite: Woher kommt es wohl, daß die Verheißung der Bibel: "Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler, daß sie wandeln und nicht mehr müde werden!" sich bei den einen erfüllt und bei anderen nicht?

Eine Prüfung der FäIle, in denen beharrliche Bejahung, vertrauend ausharrendes Warten auf die Hilfe von oben und gläubiges Gebet zur Wunscherfüllung führten, und jener, in denen vergeblich gehofft und geharrt wurde, macht einen entscheidenden Unterschied in der geistigen Haltung sichtbar und zeigt, daß es hier wie überall im Leben ist: man kann etwas richtig oder falsch machen. Im ersteren FaIle stellt sich naturgesetzmäßig der Erfolg ein, im letzteren bleibt er ebenso naturgesetzmäßig aus.

Ein Beispiel aus vielen möge zeigen, worauf es hier ankommt: Ein Mann lag auf den Tod darnieder und war von den Ärzten aufgegeben. Für seine Frau war er in seiner Hilflosigkeit eine schwere Bürde, da sie für eine Schar Kinder zu sorgen hatte. Der Mann kam zu dem Schluß, auf den Herrn zu harren, damit er ihn von seinem Leiden erlöse. Das Bild, auf das sein Harren ausgerichtet war, war das des Todes. Die Folge war, da9 er von Tag zu Tag schwächer und hinfälliger wurde ...

... Seine Frau, die ihn über alles liebte und ihn nicht verlieren wollte, stieß auf der Suche nach Trost und Hilfe auf das Wort, daß jene, die auf den Herrn harren, neue Kraft kriegen.

Im Gegensatz zu ihrem Mann, der nur das Negative sah und infolgedessen passiv blieb, richtete sie ihre Gedanken und ihre Hoffnung auf das Positive - die neue Kraft – und wurde aktiv.. sie erfüllte zuerst ihr eigenes Herz und alsdann in unaufhörlichem Zureden auch das Herz ihres Mannes mit neuer Zuversicht auf die Hilfe von oben. Sie flehte ihn an, gleich ihr sein ganzes Denken auf die gläubige Erwartung der göttlichen Hilfe zu richten, voll Vertrauen auf die neue Kraft zu warten, die im gläubig Harrenden aufbricht, und nicht mehr an seine Krankheit, sondern an seine Gesundung zu denken.

Ihre Liebe ließ sie intuitiv erfassen, was der Mann nicht begriffen hatte: daß es gilt, nicht auf das zu warten, was Gott für uns tun werde, sondern das ganze Denken und Verhalten auf das zu richten, was Gott durch uns tun kann und will!

Als es ihr gelungen war, diese Wahrheit ihrem Manne bewußt zu machen, wurde auch er aktiv und sein Harren wurde positiv und schöpferisch: er wartete nun ebenso freudig und gläubig wie sie auf das Wunder der Heilwerdung von innen her, und er  tat, was er konnte, um dieser Zuversicht von früh his spät durch sein Verhalten Ausdruck zu geben. Harrend dankte er Gott im voraus für die neue Kraft und die Wiedergenesung. Diese neue Haltung entfesselte die schlummernden Kraftereserven in seinem leibseelischen Organismus, so daß die heilende Kraft von oben in seinem Körper einen aufgeschlossenen und fruchtbaren Boden fand und das gläubig bejahte Wunder der Wandlung wirken konnte. Der Zustand des Mannes besserte sich von Woche zu Woche. Nach sechs Wochen konnte er das Bett verlassen, und nach drei Monaten war er gesund und blieb es. Beide waren überglücklich und stärker als vorher, weil sie etwas gelernt hatten, was das Leben jeden lehren will:

Daß wir nie müde und verzagt die Hände in den Schoß legen und passiv werden dürfen, sondern in gläubigem Vertrauen auf die Hilfe von oben unverzagt unseren Weg weiter gehen, tätig bleiben und geduldig darauf harren, daß die innere Kraft wach wird und uns immer neue Kraft von oben her zuströmt. Wenn wir solchermaßen aktiv harren und das unsere tun, können wir gewiß sein, daß die innere Kraft, die ein Aspekt der Kraft von oben ist, aufströmt, uns stark macht, uns beflügelt und befähigt, unseren Weg zu gehen, ohne matt und müde zu werden!

 

 

Von der Spannung zur Spannkraft

 

Die Erkenntnis, daß jeder Mensch ein biologisches Kraftfeld ist, das auf seine Umwelt unablässig dynamisch einwirkt, führt zu der weiteren Einsicht, daß das verborgene Kräftespiel von Mensch zu Mensch für das Gedeihen des Einzelnen wie der Gesamtheit weit entscheidender  ist als die sichtbaren Handlungen der einzelnen Menschen.

Wo immer zwei Menschen sich begegnen oder zusammenleben, entstehen kraftfeldbedingte Spannungen, die sich alsbald in Neigung und Verhalten offenbaren und auswirken. Je stärker dabei die Gedankenimpulse und Gefühle sind, desto ungestümer drängen sie nach Entladung und Auswirkung.

Infolge der seitherigen meist unpsychologischen Erziehung in Elternhaus und Schule, die Selbstbeherrschung durch Unterdrückung der Gefühle fordert, bildet sich bei den meisten leicht ein Stausee unerlöster Stimmungen und Spannungen, deren Druck wiederum die Tendenz zu negativen Reaktionen - Mißtrauen, Angst, Abwendung und Abwehr - begünstigt.

Nun läßt es sich, energiewirtschaftlich gesehen, nicht vermeiden, daß bei jeder menschlichen Begegnung und Zusammenarbeit Spannungen entstehen. Wohl aber haben wir es in der Hand, was wir aus diesen Spannungen machen:

Reagieren wir nämlich, statt unbewußt negativ, bewußt positiv, dann ist das Ergebnis überaus erfreulich: aus der Spannung wächst uns dann Spannkraft zu, die wiederum bewirkt, daß die Spanne zwischen uns und den anderen sich verringert, der sympathische Kontakt zunimmt.

Die auf diese Weise entfesselte schöpferische Spannkraft ist oft so stark, daß mit der eigenen inneren Umstellung zum Positiven auch der andere unbewußt mit umgestimmt wird, daß sein Seelenkraftfeld sich dem unseren gleichrichtet, so daß aus Zwiespalt und Zwietracht Einklang und Eintracht entstehen: einmütiges Trachten nach dem gleichen Ziel.

Allgemein gilt: je positiver und lebensgerechter unser Verhalten ist, desto mehr unerlöste Spannungen wandeln wir in Spannkraft und im weiteren in Erfolgskraft.

Wenn wir uns diesen Zusammenhang bewußt machen erkennen wir bald, was wir tun können, damit Begegnungen mit anderen Menschen nicht zu Zusammenstoß und Niederlage führen, sondern zum Zusammengehen und beiderseitigen Gewinn. Der Schlüssel zum guten Auskommen mit der Umwelt liegt in dieser Kunst positiver innerer Umschaltung.

Solange wir die natürliche Spannung zwischen zwei menschlichen Kraftfeldem mißverstehen und mit Mißtrauen reagieren, wird die Spannung leidig und leidbringend und erhöht unsere Bereitschaft zu Mißverhalten und Mißgeschicken. Wenn wir hingegen im Zusammensein mit anderen eine empfundene Spannung sogleich dahin beantworten, daß wir durch liebevolles Denken, gütige Worte, freundliche Gesten und hilfreiche Handlungen an die positive Umschaltung der Spannung in schöpferische Spannkraft gehen, dann folgen wir der goldenen Regel rechten Verhaltens und bewirken eine entsprechend positive Wandlung unseres Kontakts mit der Umwelt.

Wir machen uns dadurch positiv magnetisch für alles, was unserem Wohle dient und das gute Einvernehmen mit der Umwelt erhöht. Und wir spüren, wie schön und reich das Leben sein kann, welche Glücksfülle es birgt für den, der durch seine eigene innere Umstellung zugleich die Welt zu verwandeln weiß.

Himmel und Hölle sind in uns (zwei Seelen in unserer Brust), und es liegt bei uns, was wir aus uns entfalten und um uns verwirklichen. Entscheiden wir uns für den Himmel, dann werden wir uns bereitwilliger anpassen und bald entdecken, daß wir und die anderen viel besser zusammenpassen, als wir bisher dachten.

Probieren wir es darum mutig aus, ob nicht aus jeder Spannung wachsende Spannkraft und Bereicherung für uns und die anderen entspringt, wenn wir vom negativen Gedanken des Gegeneinander bewusst auf den positiven ImpuIs des Miteinander und Füreinander umschalten und solcherart unser Verhalten auf die goldene Regel rechten Lebens ausrichten.

Wenn es heute noch nicht möglich erscheint, den 'Himmel auf Erden' als Dauerzustand zu errichten, so vermögen wir doch ein weniges vom himmlischen Licht der Einheit in unser Erdendasein hineinzutragen und wenigstens teilweise an der Seligkeit jener Vollendeten teilzuhaben, die, wie Jesus Christus, über alles Erdenleid hinauswuchsen.

 

Niemand sollte sich hier unterschätzen: alle Möglichkeiten des Universums sind in ihm angelegt, und alle Mächte des Lebens warten auf seinen gläubigen Anruf, um ihm beizustehen.

 

 

Schwerkraft und Gebet

 

Unter Schwerkraft versteht man die Kraft, die infolge der Massenanziehung der Erde auf jeden Körper einwirkt. Ihre Größe wird gemessen an der Beschleunigung, die sie einem frei fallenden Körper erteilt.

Es war Newton, der 1686 das Gesetz der Gravitation entdeckte, dem aIle Materie unterliegt - nicht nur auf der Erde, sondern überall im Universum, wo die Massenanziehung den Lauf der Planeten um die Sonne wie den des Mondes um die Erde bestimmt, die Bewegung der einzelnen Fixsterne wie die der Sterngruppen innerhalb der gaIaktischen Systeme oder Spiralnebel.

Diese Fernwirkung der Gravitation beobachten wir nicht nur am Lauf der Erde und der anderen Planeten um die Sonne, sondern auch an den von der Massenanziehung des Mondes bewirkten Gezeiten der Meere, von den feineren Einflüssen hier ebenso abgesehen wie von der Tatsache, daß die Masse nur eine Form der Energie ist und in andere Energieformen umgewandelt werden kann ...

Der Arzt und Nobel-Preistrager Alexis Carrel hat als erster die Wirkung der Gedanken und insbesondere des Gebets der der Schwerkraft verglichen. Das Gebet, sagt er, "ist die mächtigste Energie, die der Mensch einsetzen kann, denn sie ist ebenso wirklich und wirksam wie die Schwerkraft.  Ich habe als Arzt immer wieder erlebt, daß die Menschen sich aus schwerster Krankheit und Niedergeschlagenheit erhoben, weil das Gebet ihnen Kraft und Gesundheit gab."

Wodurch nun wird bewirkt, daß die Energie des Gebets gleichsam in eine andere Energieform, die wir als Lebenskraft und Gesundheit wahrnehmen, umgewandelt wird? Das Geheimnis der Umwandlung der Gravitationskraft des Gebetes in psychosomatische Energie oder 'Lebenskraft' kann, wenigstens annäherungsweise, physikalisch erklärt werden:

Nach dem Newton'schen Gravitationsgesetz wird die Anziehung zwischen zwei Massen um so größer, je geringer ihre Entfernung ist. Beim Gebet nun handelt es sich gleichsam um das Aufeinanderwirken von zwei Kraftfeldern: dem relativ kleinen biologischen Kraftfeld des Menschen und dem praktisch unendlichen Urkraftfeld Gottes.

Im allgemeinen ist die Entfernung zwischen beiden infolge der Weltzugewandtheit des Menschen beträchtlich; aber das Gebet und ebenso die Meditation als innere Hinwendung zum Urquell aller Kraft bedeutet und bewirkt eine Annäherung der beiden Kraftfelder, wobei der Einfluß des größeren Kraftfeldes auf das kleinere im Quadrat der inneren Annäherung zunimmt.

Daher die oft unmittelbar verspürbare Teilhabe des menschlichen Wesenskraftfeldes an den Energien des göttlichen Urkraftfeldes! Daher das Vermögen spontaner leibseelischer Durchkraftung, Wandlung, Erneuerung und Heilung von innen her - nach dem Maße williger Hingabe des kleinen menschlichen an das universelle göttliche Urkraftfeld.

Carrel hat durch seinen Vergleich eine Parallele sichtbar gemacht, die auch dem Materialisten die Wirkung des Gebets und ebenso die Anziehungs- und Wandlungskraft von Wallfahrtsorten - einigermaßen begreifbar macht. Uns im Gebet nach innen wenden heißt einfach: uns dem größeren Gravitationsfeld der göttlichen Urkraft hingebend nähern und im gleichen Maße an seinen heilenden und erneuernden Potenzen teilhaben.

Das Geheimnis dieser Teilhabe liegt im wunsch- und zweckfreien alliebenden Sich-Lassen, also der menschlichen Hingabe des eigenen Wesens und Lebens an das göttliche Leben im Sinne des "Nicht wie ich, sondern wie Du, Gott in mir, willst!" Wie wir uns des elektrischen Stroms bedienen, um einen Raum mit Licht und Wärme zu erfüllen, so bedienen wir uns des Gebets oder der Meditation, um unseren leibseelischen Innenraum ebenso wie unseren Lebensraum gänzlich mit dem Licht und der Kraft des Ewigen zu erfüllen.

Das Gebet hilft uns, unser eigenes Kraftfeld um das des Ewigen zu erweitern und in den Augenblicken inneren Gottnah- und Einsseins einen Teil der göttlichen Ur-Energien in andere Energieformen - Lebenskraft, Gesundheit, Fülle, Verwirklichungskraft – umzuwandeln.

So wird verständlich, warum ein Gebet, eine Heilmeditation, inbrünstig im Gewißsein der Nähe des Ewigen nach innen gesprochen, in Erfüllung geht - einfach als Folge liebend-hingebender Annäherung und Angleichung unseres Wesenskraftfeldes an das der göttlichen Urkraft selbst.

Zugleich wird verständlich, warum die Weisen und Erleuchteten aller Religionen fordern, daß man nicht nur hier und da bete oder meditiere, sondern vielmehr so lebe, daß das ganze Dasein zum Gebet, zur Meditation wird: zum sichtbaren Ausdruck lebendiger Bejahung unseres inneren Nah- und Einsseins mit der unbegrenzten Quelle aller Kraft, Gesundheit und Fülle - ein freudiges Leben im Kraft – und Strahlungsfeld des Ewigen.

Erfahrungsgemäß bewirkt schon die beharrliche Konzentration der Gedanken auf einen gläubig als existent bejahten Zustand oder ein Ziel, daß sich unser Körper auf das bejahte Ziel hin in Bewegung setzt, daß unsere Seele das Bejahte seiner Verwirklichung zuzuführen strebt ...

... Kommt zu der inbrünstigen Bejahung und Konzentration auf das Bejahte das lebendige Gewißsein der Nähe und der Kraft des Ewigen hinzu und das gäubig-hingebende Vertrauen auf die Hilfe von oben, dann wird von innen her eine Kettenreaktion von zunächst unsichtbaren, sozusagen atomar winzigen Wandlungen und nach und nach von immer größeren, gewichtigeren Veränderungen und Ereignissen ausgelöst, die am Ende zu einer so tiefgreifenden Wandlung der Verhältnisse in Leib und Leben führt, daß sie oft als Wunder empfunden wird.

AIle diesbezüglichen Erfahrungen machen deutlich, daß die Kraft der Gedanken und die Macht des im Gebet aktivierten Glaubens im Reich des Lebens ähnliche Wirkungen zur Folge hat wie die entfesselten Atomenergien im Reich der Materie: einmal aktiviert und auf ein Ziel hin in Bewegung gesetzt, bringt ein in gläubigem Gebet oder hingebender Meditation bejahter Gedankenimpuls auch die größten Widerstande und Schwierigkeiten durch die Kraft von oben, vom göttlichen Urkraftfeld her, zum Weichen und Verschwinden - bis am Ende genau das eintritt, was innerlich geglaubt und erwartet wurde. Wohl dem, der die hier wirkenden Gesetzmäßigkeiten beachtet und in gläubigem Vertrauen seiner Gesundung, Selbstvollendung und Lebenssinnerfüllung dienen läßt - im Gewißsein seines Frei- und Starkseins von innen her!

 

 

Frei sein von innen her

 

Zu den wertvollsten Ergebnissen der dynamischen Psychologie gehört das Fähigwerden des Menschen zu geistiger Selbsthilfe im stufenweisen Wachwerden des Bewußtseins und Gewißseins inneren Stark- und Freiseins.

Im Grund fühlt jeder, wie wahr das Wort des Philosophen ist: "Seine Freiheit verlieren heißt sein Menschsein, seine Menschenwürde, sein Menschenrecht verlieren." Aber - wer in der Welt ist wirklich ganz ohne Fesseln und wähnt nicht nur, frei zu sein? Auch der Mächtigste und Unabhängigste ist noch nicht frei, solange er kein Weiser ist und seine Freiheit recht gebraucht.

Dennoch kann jeder so frei sein, wie er will, wenn sein Streben nicht dem (negativen) Freisein von etwas, sondern dem (positiven) Freisein für etwas gilt.

Aus diesem Grunde bleibt jeder Rat, sich von vermeintlich einengenden fremden Einflüssen, Menschen, Dingen und Umständen, freizumachen, etwa durch Abwendung oder Abwehr, fruchtlos, weil negativ.

Wie aber sich dann frei machen?

Der Schlüssel zum Freisein steckt in dem Worte selbst: Frei hängt etymologisch mit den Worten Friede, Freude und Freund zusammen und hat die Grundbedeutung: lieb und geliebt sein. Es ist nicht nur sprachlich, sondern auch psychodynamisch begründet, wenn man sagt, Freisein sei eine Frage und Folge rechten Denkens, rechter Einstellung: denn frei ist, wer vom Geist des Friedens - der Harmonie mit sich selbst, der Umwelt und dem Unendlichen  der Freude- der frohen Aufgeschlossenheit für alles Gute und Beglückende - und des Freundseins - des liebevollen Verbundenseins und Einsseins mit anderen und mit dem Schicksal - erfüllt ist.

In der Jugend freilich versteht man unter Freiheit naturgemäß zunächst Freisein von etwas: von Abhängigkeit, Bevormundung, Zwang jeder Art. Das Selbstvertrauen hat noch kein sicheres Ziel und weiß nichts von der Wahrheit des Goethe-Wortes: "Von der Gewalt, die aIle Wesen bindet, befreit der Mensch sich, der sich überwindet."

Erst wenn man älter und reifer wird, begreift man die Freiheit tiefer als ein Freisein für etwas: für das Großer- und Vollkommenerwerden, für fortschreitende Selbstverwirklichung und Schicksalsmeisterung. Man ahnt oder weiß dann, was die ihrer Stärken und Schwächen nur halb bewußte Jugend noch nicht spürt: daß niemand frei ist, der nicht Herr ist über sich selbst, und daß nur, wer sich selbst bezwang, auch das Leben meistert. Die Nutzanwendung liegt auf der Hand:

Um von etwas frei zu sein, gilt es, sich für etwas frei zu machen, was dem Wesen wahren Freiseins gemäß ist, also die dreifache Kraft des Friedens - innen und außen -, der Freude - gebend und empfangend - und der Freundschaft - mit Gott und den Menschen - zu mobilisieren.

Auf das Leben im Alltag bezogen, heißt das praktisch: Um von fremden Einflüssen frei zu sein, stelle Dich nicht gegen die, die Deiner Selbstentfaltung hinderlich sind oder scheinen, sondern entfalte die stärkere Kraft der Liebe, die Hindernisse in Forderungen verwandelt und Dich allem Hemmenden überlegen macht.

Um von Angst und Furcht frei zu sein, stelle die Abwehr ein und laß Dich von der erlösenden Kraft der Freude lichtwärts leiten; blicke nicht rückwärts, auf Enge und Beängstigendes, Dunkelheit und Unfreiheit, sondern vorwärts auf Dein Freund-sein mit dem Leben und der Umwelt, Dein Verbundensein mit den helfenden Mächten des Guten.

Um von Fehlern, Mängeln, schlechten Gewohnheiten frei zu sein, beende den Kampf mit Dir selbst, erfülle Dich mit der stärkenden Kraft des Einsseins mit Dir selbst und dem inneren Helfer und bejahe und betätige mutig die guten Gewohnheiten, deren Entfaltung die schlechten streitlos schwinden läßt. Wo das Licht einer guten Gewohnheit entzündet wird, verschwindet die Dunkelheit der negativen Eigenschaft von selbst.

Um von lästigen Gedanken und Dingen frei zu sein, mache Schluß mit Flucht und Widerstand und wende Dich einwärts: betrete in Stille und Schweigen das Reich des Friedens in Dir, sprich Dich los von allem, was hinter Dir liegt, und schreite, Dein Gelöst- und Erlöstsein freudig fühlend und bejahend, hinauf zu den Höhen inneren Licht- und Leichtseins und öffne Dich in frohem Schaffen und liebendem Freundsein allem Guten und Schönen, damit es Dich und Dein Leben erfülle.

Wer solchermaßen stets den positiven Weg des Freiseins von innen her geht, der spürt nicht nur bald die Zunahme seines Selbst- und Frohgefühls, seiner inneren Sicherheit und Geborgenheit, sondern sieht sich auch in einer Welt des Friedens und der Freude, der Freundschaft und Einheit, der gegenseitigen Hilfe und Förderung.

Er lebt weiter in der Welt; aber die Welt lebt nicht mehr in ihm und kann ihn darum auch nicht mehr beirren, entwurzeln und umwerfen. Denn er weiß dann: Mag es außen noch so dunkel sein und stürmisch zugehen - innen ist Licht und Kraft, Friede und Freiheit! Er braucht sich nur, wie die 'Theologia deutsch' lehrt, nach innen offen zu halten. Denn "wenn das Vollkommene (göttlicher Funke) in uns erwacht, wird alles Geteilte zunichte." Und seine Erfahrung lehrt ihn: Nur in Freiheit leben heißt wirklich leben.

In den verschiedensten Bildern wird dieses Wachwerden des Menschen für ein neues Leben in Kraft, Freiheit und Frieden von denen beschrieben, die den Weg rechten Denkens und Tuns gingen:

Die einen empfinden es als ein Hinüberwechseln aus kaltem sichtverhüllendem Nebel ins helle, wärmende Licht der Sonne wirklichen Lebens; andere beschreiben es als ein Herausgelangen aus dem Kerker lähmender Ichgebundenheit ins Freie lebendiger All-Einheit oder als ein Erwachen aus lastenden Träumen zu beglückender Wirklichkeits-Gewißheit, aus Unsicherheit in die Sicherheit und Geborgenheit der Gottunmittelbarkeit. Noch andere schildern es als ein Fallen der Fesseln, die sie bisher unten hielten, und als fühlbaren Aufschwung zu den Höhen des Lebens, zur Kraft und Fülle.

Immer vollziehen sich diese Wandlungen auf drei Ebenen: im inneren Leben, im Körper und im äußeren Dasein. Sie seien nochmals kurz zusammengefaßt:

Die erste und stärkste Wirkung zeigt sich im inneren Leben: das Erwachen zum Bewußtsein inneren Freiseins wirkt stimmunghebend, aufhellend, aufheiternd, lockernd und lösend auf alle positiven Kräfte, dynamisierend und begeisternd. Es erhöht das Selbstvertrauen, das Gefühl, neue Kraftquellen in sich erschlossen zu haben und dem Leben gewachsen zu sein, es meistern zu können. Und im weiteren erwacht das Gewißsein, daß jede Bekundung des Selbst- und Lebensvertrauens von innen her beantwortet wird: man spürt das Wirken einer höheren Führung, eines inneren HeIfers, dem man sich immer inniger verbunden und verbündet weiß.

Die zweite gleich wichtige Wirkung äußert sich im Körper: schon die tägliche Entspannung bringt Verkrampfungen im Organismus zur Lösung, und die beharrliche Erfüllung des Bewußtseins mit positiven Gedanken des Selbsthelfenkönnens läßt die innere Kraft durch aIle Zellen und Organe pulsen mit der Wirkung, daß Schmerzen abklingen, die Nerven besser funktionieren, der Kopf kIar, der Blutdruck normal wird, der Blutkreislauf angeregt wird und der Blutstrom in der Entspannung bewußt überall hingelenkt werden kann, weiter, daß die Angst vor Krankheiten schwindet und die Kraft zum Gesundsein ebenso wie das körperliche Wohlbehagen zunimmt - einfach, weil man spürt, daß man den Körper vollkommener beherrscht und bewirken kann, daß sich positive Impulse in ihm durchsetzen und realisieren.

Die dritte Wirkung vollzieht sich im äußeren Leben: das Erwachen des Bewußtseins inneren Frei- und Überlegenseins über alle äußeren Umstände hat als erstes das schrittweise Abklingen und Wegfallen aller Mißgefühle, Hemmungen und Fehlhaltungen der Umwelt gegenüber zur Folge.

An die Stelle früherer Unsicherheiten, Schüchternheiten und Schreckhaftigkeiten treten Gelassenheit, Güte und Wohlwollen, freudiges Jasagen zum Leben und zu den Mitmenschen. Wo man früher nach fremdem Beistand Ausschau hielt, sieht man sich nun gedrängt und fähig, anderen zu helfen, sich selbst zu helfen. Die zweite Folge ist der ständig stärkere Aufstrom bisher gestauter und zurückgedrängter Innenkräfte. Neue Fähigkeiten treten in Erscheinung, das Leistungsvermögen wächst, die innere Wachheit und Geistesgegenwart nimmt zu, der Horizont weitet sich und der Sinn für das Höherführende schärft sich. Die dritte Folge ist die Zunahme beruflicher Leistungen und Erfolge, die Verbesserung des Kontakts mit der Umwelt wie mit günstigen Umständen, die fühlbare Besserung des sozialen Klimas, die mit der Hebung des Lebensstandards Hand in Hand geht.

Inneres Wohlgefühl, körperliches Wohlergehen und wirtschaftlicher Wohlstand erweisen sich so als ein Dreiklang, der immer fühlbarer das ganze Leben durchlichtet und durchkraftet. Auf den Höhen des Lebens erweist sich das voll erwachte Selbstvertrauen im letzten und tiefsten als ein Vertrauen auf das Bestimmt- und Befähigtsein zum Höchsten und auf das Geführtsein von oben nach dem Maße des Bereitseins, als Vertrauen zu den lenkenden Mächten des Lebens und auf die Hilfe von oben, als Gottvertrauen.

Dies ist es, was den Menschen überlegen und mutig macht, aber nicht übermütig, entschieden, aber nicht unbescheiden, was ihn über die Welt erhebt, aber nicht überheblich werden läßt. Dies meinte Karl Julius Weber: " Es gibt eine menschliche Allmacht, mit der man sich selbst und die Welt überwindet: Glaube an Gott und an sich selbst.“

Wo Selbst-, Lebens- und Gottvertrauen eins geworden sind, da gelangt der Mensch zum Höchsten, das auf Erden erreicht werden kann: zur dreifachen Harmonie mit sich selbst, mit dem Leben und mit dem Unendlichen.

 

Besinnliche Stimmungen

 

Diese Schrift in schwarz-weiß:

Jesus spricht hierzu am 25.10.2009

Die Furcht lost aus, was der Mut fernhalt