Das große Morgenrot
oder der Voraufgang zur Ankunft des Herrn.
Jakob Lorber - 06.
April 1849
Wer ein Licht hat, der stelle es nicht unter einen verhängten
Tisch, allwo es vergeblich leuchtet, da sein Schein nur kaum die Fußspitzen
einiger weniger und müßiger Tischlagerer spärlich erleuchtet, was zu gar nichts
taugt, indem dabei doch das ganze Gemach finster ist und die am Tische lagern
nicht sehen, was auf dem Tische ist oder was sie sonst umgibt; – sondern ein
jeder nur mit einigem Lichte Begabte stelle sein Lämpchen auf den Tisch und
lasse es brennen und erleuchten den Tisch und das Gemach. Und so auf die Art
recht viele Lichtlein am Tische brennen und leuchten, so wird es hell im Gemach
und sehr hell am Tische, also, dass sich darob jeder eintretende Gast verwundern
wird und wird sagen: „Ei, wie ist's da doch so hell und wie wohl tut uns, die
wir eine lange Nacht hindurch gewandelt haben, diese Helle nun! Ja, sie kommt
uns vor als wie ein Morgenrot.“
Da also das Licht so sehr erquickt das Leben und dasselbe
wahrhaft erweckt, sogar auf eine künstliche Art erzeugt, das heißt auf dem Wege
der reineren Vernunft und des geläuterten Verstandes, wie sehr nötig ist es
daher, dass in dieser Zeit ein jeder, der nur irgendein gutes und brauchbares
Lämpchen besitzt, dasselbe nun hervorholt, es wohl reinigt, es reichlich mit Öl
versieht und dann anzündet, auf den Tisch der reineren Erkenntnis stellt und all
da leuchten lässt allen, die an diesem Tische lagern, und auch den Nebengästen,
die sich nur immer in diesem Gemach befinden.
Der Gang dieser Zeiten zeigt allerklärlichst an, woran es nun am
meisten gebricht, nämlich an Licht. Was nützt es da von der Liebe predigen, was
von der Haltung der Gottesgebote, so diejenigen, denen gepredigt wird, sich in
aller Finsternis befinden und dem Prediger ins Gesicht sagen: Was redest du von
dem, was du ebenso wenig je gesehen und empfunden hast als wir? Was würdest du
wohl zu uns sagen, so wir dir vom Lichte und von den wohl erleuchteten Dingen
vor predigen möchten und verlangen von dir, dass du uns den vollsten Glauben
beimessen sollst in allem, was wir dir nur immer vorsagen wollten, da wir doch
samt dir niemals ein Licht und ebenso wenig erleuchtete Gegenstände gesehen
haben? Siehe, du würdest uns das gleiche entgegnen und am Ende sagen: Was
plappert ihr Jünger der Nacht daher und wollt mir Dinge glauben machen, die ihr
nie gesehen und gefühlt habt? Schafft daher eher ein Licht auf den Tisch und
betrachtet es und gebt alles genau an, was ihr seht und bemerkt, so werde ich es
euch leicht glauben können; denn eurer Lampen Schein wird auch erhellen mein
Kämmerlein. – Siehe, eben also zünde du zuvor selbst ein Licht an, bevor du
predigst, alsdann werden auch wir glauben, dass das wahr ist, was du uns nun in
der vollsten Nacht glauben machen willst.
Daher sei hier nicht nur allen, die eines besseren Willens sind
und der Lehre vom wahren Leben bedürfen, sondern auch allen Lehrern gesagt, dass
sie alle ihre Lämpchen nun reinigen sollen und sie versehen reichlich mit gutem
Öle; und so die Lämpchen mit Öl reichlich versehen sind, dass sie dann auch
sogleich angezündet werden und gestellt auf den gastlichen Tisch der rechten
Einsicht und Erkenntnis. Denn der Tag ist herangerückt, an dem die letzte große
Verheißung in die Erfüllung gehen wird!
Es steht geschrieben von dieser Zeit, wie sie beschaffen sein
wird, und seht, die vorhergesagten Erscheinungen sind nun da im Vollmaße; wer
kann sie verkennen?
Sind aber nun allerunzweideutigstermaßen die vorhergeweissagten
Erscheinungen eingetroffen, wer mag noch fernerhin zweifeln daran, dass nun
nicht auch in der Bälde jener große Tag eintreffen werde, der eine abermalige
größte, letzte und daher bleibende Ankunft Dessen mit sich bringen wird, von Dem
die beiden Engel aus den Himmeln an der Stelle, an der Er hinauffuhr in Sein
Reich, aussagten zu denen, die Ihm nachweinten: „Was weilt ihr nun traurig da
und schaut Dem nach, der aufgefahren ist in Sein Reich? Seid getröstet und zieht
nach Hause; denn dieser Jesus, den ihr nun gesehen habet auffahren in die Himmel
aller Himmel, wird einst so, wie Er nun aufgefahren ist, wieder hernieder kommen
und richten alle Geschlechter der Erde! Wohl denen, die Er als gerecht finden
wird; diese werden Seine Kinder und Er ihr Herr und Vater sein. Wehe hingegen
aber allen, die in aller Ungerechtigkeit verharrt sind; wahrlich, ihre
Verantwortung wird ihnen zum Mühlsteine am Hals werden!“
Was diese beiden Engel Gottes und was Ich als der Herr und Gott
Selbst von der einstigen Wiederkunft Christi vorhergesagt habe, das ist nun zur
Reife gekommen und wird geschehen in der Bälde; denn die Vorbereitungen sind nun
schon beinahe alle ins Werk gesetzt worden. Der Menschen Herzen sehen nun aus
wie diese Zeiten mit ihren grauenhaften Erscheinungen. Sie sind voll
Herrschsucht, Geiz, Neid, Fraß, Völlerei und Hurerei, voll Hader, Zank,
Schmähsucht, voll Raub, Krieg, Mord und Pestilenz jeglicher Art. Der Unfrieden
und die Lieblosigkeit und vollste Unbarmherzigkeit hat sich ihrer bemächtigt,
und dadurch ist nun auch solch eine Trübsal über die Erde gekommen, wie
ihresgleichen ebendiese Erde noch nicht getragen, gefühlt und geschmeckt hat. Es
ist daher nötig, dass dieser trübseligsten Zeit bald ein Ende gesetzt werde, da
sonst noch jene, die bisher zu den Auserwählten gezählt wurden, Schiffbruch
leiden könnten.
Bevor aber Ich als der Herr und Schöpfer alles Lebens
wiederkommen kann, muss der Erdboden von allem Unkraut gar fein gereinigt
werden; und diese Reinigung geht soeben auf allen Punkten der Erde vor sich. –
Wer nun an seiner Seele wissentlich krank ist und nicht
trachtet, dass seine Seele gesund werde, der wird nicht lange machen, bis er
zugrunde gehen wird!
Die Zeit der Reinigung aber wird dauern kürzestens vier Wochen;
denn es wird nun Stunden geben, in denen mehr geschehen wird als ehedem in einem
Jahrhundert. – Ein längerer Termin ist gesetzt auf vier Monate; denn es wird nun
Tage geben, von denen einer mehr bedeuten wird als ehedem ein volles
Jahrhundert. – Noch ein weiterer Termin ist gesetzt auf vier Vierteljahre; denn
es wird nun in einer Woche mehr geschehen als in der Vorzeit in einem vollsten
Jahrhundert. – Und noch ein weitester Termin ist gesetzt auf vier Jahre und noch
eine Kleinigkeit der Zeit hinzu; denn es werden nun Monde kommen, in denen mehr
geschehen wird als in der Vorzeit in sieben Jahrhunderten!
Diese Zeit aber ist nun wie ein Morgenrot zu jenem Tage, der da
kommen wird entweder zum Heile für die Gerechten und für alle jene, die eines
sanften und guten Herzens sind und lieb haben ihre Brüder und Schwestern in
Meinem Namen; aber dieser Tag wird auch kommen wie ein Dieb über alle jene, die
Meiner nicht achten und haben ein hartes und stolzes Herz und halten sich für
besser und angesehener als ihre Brüder in was immer und wegen was immer.
Wer aus euch in was und wegen was immer sich für besser hält als
seinen Bruder, der wird an diesem kommenden Tage gar sehr zuschanden werden;
denn von diesem Tage an soll aller äußere Unterschied aufhören, und in großen
Ehren werden nur stehen, die nun um Meines Namens willen verachtet oder
gewisserart nur mitleidig als ehrliche Menschen geduldet werden, aber so sie in
irgendeiner Gesellschaft etwa auch etwas gelten wollten, da werden sie sogleich
in ihre nichtssagenden Schranken zurückgewiesen. Solche Menschen werden aber an
diesem Tage groß und glorreich hervorgehen, während die gegenwärtigen
Honoratioren in was immer sehr 2 klein werden bedacht werden. Meine Erwählten
aber werden glänzen mehr als die Sonne am Mittage!
Es zeigt aber ein natürliches Morgenrot keinen günstigen schönen
Tag an, denn man sagt: Des Morgens Rot ist des Tages Not und des Abends Tod! –
Aber also wird es beim geistigen Morgenrot nicht sein, wohl aber ganz umgekehrt;
denn wie das natürliche Morgenrot alle Herzen erquickt, so wird dies geistige
große Morgenrot alle Herzen mit großer Furcht und Bangigkeit erfüllen; denn es
wird seine Farbe vom Blute und vom großen Brande der Welt, darunter zu verstehen
sind die großen und kleinen Kriege, nehmen.
Aber wie das natürliche Morgenrot ein ungünstiges Zeichen für
den darauf folgenden Tag ist, so wird aber das an sich selbst schlimme geistige
Morgenrot nur als ein sehr günstiger Vorläufer des kommenden großen Tages des
Heils zu betrachten und zu nehmen sein.
Dieses alles habe Ich so eingerichtet und lasse nun alles also
geschehen, wie es geschieht.
Wer aus euch aber will Mir in den Weg treten und sagen: Herr! Du
bist ein grausamer Gott, hast eine Freude am Blute der vielen Hingeschlachteten
und handelst wie ein ewiger Tyrann? Zu dem sei es gesagt: Der Meister ist nicht
da, dass Ihn da richteten Seine Werke; sondern Er wird sie richten recht und
gerecht. – Ihr sollt daher auch nicht sagen: Siehe, dies Volk hat recht und
jenes hat unrecht; und dieser oder jener Feldherr tut Fluchwürdiges oder seine
Vorgänge sind gesegnet. – Also sollt ihr auch weder eine Freude noch eine Trauer
haben, so ihr erfahrt, dass diese oder jene Partei entweder gesiegt hat oder
weidlichst geschlagen wurde.
Überhaupt sollt ihr euch gar nicht viel kümmern, ob das, was nun
geschieht, recht oder unrecht sei; denn Ich lasse alles das also geschehen, wie
es geschieht, und Ich meine, dass Ich doch Herr genug dazu bin und bin weise
genug und bin gut genug! – Wer aus euch aber nun anders denken und urteilen
will, der muss daher aber auch mehr Herr sein wollen, als Ich es bin, und muss
notwendig weiser und besser sein als Ich.
So aber jemand das zu sein wähnt, wenn auch gerade nicht in
seinen Gedanken, aber dennoch durch seine Reden und Taten, der bändige aber
hernach auch die Elemente, zeichne den Sternen ihren Gang vor, gebiete den
Winden, dem Meere und dem mächtigen Feuer im Inneren der Erde; er gebiete den
Wolken und schaffe der Sonne und dem Monde, dass sie besser der Erde dienen, als
wie es manchmal der Fall ist. Denn wer sich für hinreichend weise hält, den
Bewegungen der freien Menschen sein Urteil anzupassen und mit einer gewissen
hartnäckigen Bestimmtheit zu sagen: „Die Herrschaft Österreichs ist arg und
böse, seine Kriege, Siege und Gesetze sind eine Schmach; Russland handelt unter
aller Kritik; nur von Frankreich und Deutschland hängt das Heil der Völker ab“ –
o zu dem sage Ich: Gut, gut! Weil du so weise bist und gar so gründlich alle
Handlungen, Gesetze, Verfügungen, Verhältnisse und Bewegungen der verschiedenen
Völker zu beurteilen imstande bist, was sogar für die weisesten Engel schwerer
ist, als ein ganzes Sonnengebiet in der strengsten Ordnung zu erhalten, so solle
so ein verständigster und weisester Richter über alle Völker denn sich auch an
die Leitung der Sonne und des Mondes machen; er solle den lästigen Winter
abschaffen und solle auch das Loch verstopfen, von wannen die kalten Winde
herkommen. So ihm aber die Sonne im Sommer doch etwas zu warm werden sollte, da
wird seine Weisheit ja doch auch imstande sein, ein Mittel zu finden, um der
Sonne ihre zu große Hitze auszutreiben. – Ist ihm die zu starke Anhäufung des
Polareises etwa zuwider, nun – so kann er ja das unterirdische Polarfeuer recht
anfachen, und das wird schon seine alten auflösenden Dienste tun! Und wenn
am Ende etwa doch Altersschwäche oder andere Krankheiten so affront sein sollten
und beschleichen den Leib eines solchen Völkerweisen, nun, das wird für ihn etwa
doch ein wahrer Spaß sein, sich augenblicklich wieder zu verjüngen und sein
Fleisch unsterblich zu machen.
Sollten aber solche weise Völkerrichter bei sich etwa doch
verspüren, dass ihnen die Leitung und Besorgung des Universums unausführbar sein
solle, was gegen die Leitung der freien Völker freilich wohl nur etwas ganz
Leichtes wäre, da sollen sie dann aber auch ganz demütig in ihre sündige Haut
zurück kriechen und sagen: Herr! Ich habe gar gewaltig gesündigt vor Dir; sei
mir armem Sünder gnädig und barmherzig! –
Da sollen sie dann aber auch wieder Gnade und Erbarmung finden,
und es solle ihnen ein rechtes Licht gegeben werden, das sie auf der rechten
Erkenntnis Tisch stellen sollen und auch stellen werden, bei welchem Lichte sie
aber dann auch bald und leicht erkennen werden, ob ihre Urteile über die
verschiedenen Völker recht oder unrecht waren.
Ich sage euch: Mengt euch in nichts und bleibt fein zu Hause,
auf dass, so Ich in der Bälde kommen werde, Ich euch auch daheim antreffe, euch
tröste, stärke und aufnehme in Mein neu zu gründendes Reich auf Erden und in
allen Sternen! –
Aber so Ich euch nicht daheim antreffen werde, so möget ihr es
euch dann selbst zuschreiben, so ihr an dieser Meiner größten und letzten
Ankunft entweder gar keinen oder nur einen sehr geringen Teil haben werdet.
Ich sage euch: Ich allein bin der Herr der ganzen Unendlichkeit,
und sonst gibt es ewig keinen! – Was ihr seht, denkt, wahrnehmt, empfindet und
fühlt und noch endlos mehr, was vor euch verborgen ist, das alles ist allein
Mein Werk.
Bedenkt – denn also spricht der Herr Jehova Zebaoth: Was könnt
ihr Mir sagen, wenn Ich es mit denen halte, die ihr verachtet? – Was wollt ihr
Mir sagen, so Ich eine Hure an Mein Herz drücke und eine betschwesterliche
fromme Sitten- und Sündenrichterin von Mir weise? – Was wollt ihr Mir sagen, so
Ich in der Zukunft bei lauter Zachäussen einkehren werde und werde allen so
genannten Gottesdienern den Rücken kehren? – Was werdet ihr Mir ferner sagen
können, so Ich künftig hin, wie es auch vorher war, eure wohlerzogenen Töchter
von Meiner Türe weisen werde und werde dafür die gemeinsten Gassendirnen
aufnehmen und sie zu Meinen Gesellschafterinnen machen?
Ja wahrlich, Ich sage es aller Welt: Eine Martha, eine
Magdalena, eine Ehebrecherin, ein samaritisches Weib und eine Hure, die sich
zehn tausendmal hat beschlafen lassen, wird Mir angenehmer sein als alle die
fein und überaus sittlich erzogenen Töchter, die bloß deshalb keine Huren sind,
weil das vor der Welt eine Schande wäre; denn was würde die Welt dazu sagen?! –
Wenn die Welt so etwas erführe, da wäre es ja nur zu sicher um das erhoffte
irdische Glück geschehen. – Oh, so es aber auf Mich ankäme und die Welt vor den
Augen der Menschen kein gültiges Richteramt ausübte, dann wärt ihr mit euren
Kindern bei weitem nicht so heikel als nun!
Ich sage euch aber das nicht etwa darum, als hielte Ich dafür,
dass es schlecht wäre, die Kinder fein und sittsam zu erziehen – o nein, das
will Ich damit gar nicht gesagt haben; aber dass ihr eure Kinder viel mehr der
Welt als Meinetwegen fein und sittlich erzieht und bringt ihnen dadurch eine bei
weitem zu große Überschätzung ihres sogenannten besseren Menschenwertes bei,
welche Überschätzung eine Grundwurzel allen Hochmutes ist, das ist vor Mir ein
Gräuel! –
Und da muss Ich offen und klar
gestehen, dass Mir eine von aller Welt verachtete und von allen Fleischsünden
stinkende Hure bei weitem lieber und angenehmer ist, als eine ganze Million
eurer
aller feinst und
allersittlichst gebildeten Töchter und Söhne.
Ich will damit aber auch nicht sagen, dass Mir die Hurerei etwa
lieber sei, als ein tugendhafter reiner Lebenswandel; denn nichts Unreines kann
in Mein Reich eingehen! Aber das sage Ich, dass, so mit der feinen und zarten
Sitten- und Religionsbildung zugleich ein die geringere Menschheit gering
schätzender, ja manchmal sogar verachtender Hochmut in der engsten Verbindung
steht, Mir jede bis zur letzten Zehenspitze herab verachtete und unter alle
Kloaken hinab gedemütigte Hure um sehr vieles lieber und angenehmer ist, als
eure vor der Welt hoch ansehnlichen Kinder. So wie Mir auch jener Hauptlump von
einem Zöllner – der in den Tempel kam, all da sein schmähliches Leben nur zu
sehr fühlte an geheiligter Stätte und darum bei sich gewisserart also sprach:
„Nein, ich bin doch ein zu heilloser Lump für diesen geheiligten Ort! Gar nicht
würdig bin ich, meine zu sündhaften Augen dort hinauf zu erheben, wo die
Gerechten sich freuen vor dem Heiligtum Gottes; daher ist es auch billig, dass
ich diesen Ort sogleich verlasse und ihn nicht entheilige!“ – lieber war, als
jener mit sich überaus zufriedene Pharisäer, der Gott nicht genug loben und
preisen konnte, weil Er ihn gar so rein und fehlerfrei gemacht habe. Ich sage es
hier nun allen der vollsten Wahrheit gemäß, die allein jeden Menschen wahrhaft
frei machen kann:
Es gibt vor Mir im Grunde des Grundes nur so ganz eigentlich
eine einzige Sünde, welche die Mutter aller anderen Sünden ist, und diese Sünde
heißt: Hochmut!
Aus dem Hochmute aber geht dann alles andere, was nur immer
Sünde heißt, hervor – als da ist die Selbstsucht, Herrschlust, Eigenliebe, Neid,
Geiz, Wucher, Betrug, Dieberei, Raub, Zorn, Mord, Trägheit zur rechten Arbeit,
der süße Müßiggang auf Kosten der unhochmütigen Arbeiter, Hang zum Wohlleben und
Großtun, Geilheit des Fleisches, Unzucht, Hurerei, Gottesvergessenheit und
endlich wohl auch oft eine gänzliche Gottlosigkeit und mit dieser der vollste
Ungehorsam gegen alle Gesetze, mögen sie göttlichen oder bloß politischen
Ursprungs sein.
Betrachtet jede dieser aufgezählten Hauptsünden für sich ganz
analytisch, und ihr werdet am Grunde einer jeden den Hochmut ersehen. Wer dann
aller seiner vermeintlichen tausend Sünden wie mit einem Schlage los sein will,
der sehe allein darauf, dass er seines wie immer gearteten Hochmutes ledig
werde, so wird er auch ledig sein aller seiner anderen Sünden. Denn viele Sünden
sind ohne Hochmut gar nicht denkbar, und das darum, weil er der alleinige Grund
dieser Sünden ist.
Sünden aber, die ohne Hochmut begangen werden, sind keine
Sünden, weil sie den Grund zur Sünde nicht in sich bergen. – –
Es würde aber jemand sein, der sonst gerecht wäre und niemand zu
ihm sagen könnte: Siehe, dieser und jener Sünden hast du dich schuldig gemacht,
– aber er täte sich darauf viel zugute und achtete sich für viel besser als
jene, die er als grobe Sünder erkennt. Wahrlich, da nützte ihm alle seine
Gerechtigkeit nichts. Denn da er sich auf seine Gerechtigkeit und
Unbescholtenheit etwas zugute täte, so wäre er schon vom Hochmute befangen und
somit vor Mir schlechter als einer, der sein Leben lang – aber natürlich ohne
allen Hochmut – in seinem Fleisch gesündigt hätte, was an und für sich wohl auch
eine starke Sünde ist, aber selbst mit dem geringsten Hochmute in gar keinem
Vergleiche steht.
Daher lasse sich aber nun auch ein
jeder durch dieses Morgenrot ganz scharf durch und durch erleuchten und spüre ja
sorgfältigst in seinen erleuchteten Lebenswinkeln und Kammern fleißig nach, ob
er nicht irgendwo etwas antreffen möchte, was so mit dem Hochmute irgendeine
Ähnlichkeit
haben könnte. Trifft er so etwas in seinem Inneren an, so verabscheue er es
augenblicklich und strebe alsbald mit allen Kräften danach, dass er seines noch
so gering scheinenden Hochmutes loswerde, sonst wird dieser mit der Zeit zu
wachsen anfangen wie eine Schmarotzerpflanze am sonst gesunden Ast eines
Fruchtbaumes und den sonst edlen Menschen ebenso zugrunde richten geistig, wie
die Schmarotzerpflanze den sonst ganz gesunden Baum.
Der Hochmut, wie immer geartet er auch sein möchte und von wo
immer er seinen Ursprung nehmen mag, ist für Seele und Geist eine aller
giftigste Stickluft aus der Hölle, durch die in kurzer Zeit alles Leben zugrunde
gehen muss Daher noch einmal für tausendmal gesagt:
Hütet euch vor allem nur vor dem Hochmute, wollt ihr vor Mir als
gerecht und gerechtfertigt erscheinen – und wollt ihr am kommenden großen Tage
euch Meiner sichtbaren Gegenwart erfreuen! Aber so nur ein Atom irgendeines
Hochmutes in euch verbleibt, so werdet ihr von Mir zwar sagen hören, dass Ich
auf der Erde zu Meinen Freunden gekommen bin; so ihr aber rufen werdet: „Herr!
Herr! Komme auch zu uns!“ – da werde Ich dennoch nicht zu euch kommen, dieweil
ihr nicht allem Hochmute entsagt habt.
Wohl wisst ihr vieles, was Millionen nicht einmal zu ahnen
vermögen; aber darum seid ihr nicht um ein Haar besser als jene, die von alldem
keine Ahnung haben, was bei euch schon ein erfahrungsreiches Wissen, ja manchmal
sogar ein förmliches Schauen geworden ist. – Aber so ihr mit eurem Wissen auch
die rechte Demut vereinigt, dann wird euch freilich das tiefe Wissen im Bereiche
des rein Geistigen von einem unberechenbar großen Nutzen sein.
Auf dass sich aber ein jeder Mensch richten kann und erforschen
sein ganzes Wesen, so will Ich zu dem Behufe eine sonderheitliche Anleitung
geben, nach der man gar leicht wird ersehen können, an welche Eigenschaften sich
der schändlichste Hochmut beim Menschen anklebt und all da fort wuchert –
Manche Menschen beiderlei Geschlechts haben gewisserart von
Geburt an ein züchtigeres Fleisch und enthalten sich demnach auch um vieles
leichter von all den sinnlichen Gelüsten des Fleisches. Diese Menschen
triumphieren dann aber gewöhnlich nicht über sich selbst, sondern hauptsächlich
über ihre Nebenmenschen, deren Natur nicht aus so keuschen Substantialspezifiken
zusammengesetzt ist. – Diese also um vieles leichter keusch lebenden Menschen
aber verachten dann gewöhnlich diejenigen, die es wirklich einen großen Kampf
kostet, um sich der fleischlichen Werke zu enthalten. Ja, solche Menschen können
oft beim besten Willen nicht das in die Ausführung bringen, was den andern ein
leichtes ist.
Wenn nun solche sich der fleischlichen Werke leicht enthaltenden
Menschen über die in diesem Punkte Schwachen sich lustig machen, sie schmähen,
oft verfluchen und ihnen die Hölle an den Hals schleudern, da sie sich natürlich
für besser und unfehlbarer halten als ihre schwächeren Brüder und Schwestern, –
da verfallen solche fleischlich ohne ihr besonderes Verdienst Reineren schon dem
Hochmute und sind dadurch schon bei weitem größere Sünder in sich selbst als
ihre schwachen Nebenmenschen. Denn jedes sich für Mehr-, Höher-, Besser- und
Vorzüglicherhalten als seinen Nebenmenschen in was immer rührt schon vom
Hochmute her und ist an sich vor Mir schon schlechter, als was ein Hochmütiger
in was immer als schlecht bezeichnen möchte. Denn schon die geringste Art des
Hochmutes ist bei weitem ärger, als jede andere Sünde für sich.
Denn jede Sünde, einfach für sich
genommen, ist nur wie das Fleisch eines Apfels oder einer
Pflaume
oder einer Birne, das an und für sich keiner Fortpflanzung und Vermehrung fähig
ist. Aber der Hochmut ist das Samenkorn oder die fabelhafte Büchse der Pandora,
aus dem wie aus dieser alle erdenklichen Übel erwachsen können und sich dann
aber auch also vermehren wie das Gras auf dem Erdboden und der Sand im Meere.
Denn wer von sich selbst in was immer eine zu gute Meinung hat, der verlangt,
dass auch andere von ihm das meinen sollen. – –
Nun aber setzen wir den Fall – der sich leider nur gar zu oft
ergibt –, dass andere solch eine ihre eigenen Fähigkeiten überwiegende
Vortrefflichkeit anerkennen und sehr beloben, so wird dann der vortreffliche A
noch lobbegieriger. Er wendet bald alles an, um seine Vortrefflichkeit noch mehr
zu heben. Es gelingt ihm, er wird ein Virtuose, will dann schon viel mehr
Weihrauch. Man streut ihm Blumen und Kränze. Er fühlt sich als eine Art Gott,
wird am Ende selbst von Bewunderung über sich, sozusagen, ganz hingerissen. Und
wenn dann aber etwa doch jemand so keck wäre und sagte zu ihm: „Freund! Du
überschätzest dich, es ist nicht soviel an dem, was du bist und leistest. Siehe,
einige interessierte Lobhudler und Weihrauchstreuer haben dich mit ihrem ganz
leeren Lobgequake trunken und verwirrt gemacht, und du warst so uneinsichtig und
nahmst ein glänzendes wertloses Geflitter für bares gediegenes Gold an. Werde
aber nun nüchtern und beschaue deine vermeinte außerordentliche Vortrefflichkeit
mit klaren Augen, und du wirst finden, dass daran neun Zehntel rein zu verwerfen
sind.“
Auf solch eine recht weise Belehrung wird dann der vortreffliche
A erbost und wird dem recht weisen Belehrer auf eine Art übers Maul fahren, wie
man zu sagen pflegt, dass sich dieser für alle Zeiten den Gusto wird vergehen
lassen, ihm je wieder einmal mit einer weisen Belehrung zu kommen. –
Und seht, so wuchert dann der Hochmut fort und verzehrt endlich
alles Edle, was sonst der Geist vermöge seiner besseren und ausgezeichneteren
Talente hätte zum Frommen vieler schwächer begabten Menschen zustande bringen
können. – –
Wenn jemand recht viel gelernt hat und hat seinen Verstand mit
recht tüchtigen Wissenschaften ausgerüstet, so dass andere, ungelehrte Menschen
im Fache des Wissens als bare Nullen gegen ihn sich verhalten, und wenn es nun
einem Ungelehrten einfiele, dem Hochgelehrten gegenüber zu behaupten, dass er
auch etwas verstehe und es sogar eine Schande wäre, so jemand, der etliche
zwanzig Jahre nichts als studiert hat und sich mit Wissenschaften über
Wissenschaften beschäftigte, nicht mehr verstünde als einer, der dazu weder
Vermögen noch Gelegenheit hatte, – ja da wäre es aus beim Herrn Doktor! Der
würde so einem naseweisen Lümmel ganz kurios begegnen und ihm zeigen, ob er das
Recht habe, ihm gegenüber solch impertinente Bemerkungen zu machen.
Seht, das ist schon wieder Hochmut, der aus dem Herrn Doktor
statt des Segens nur einen Fluch für die arme Menschheit zieht.
Wieviel Gutes könnte ein demütiger Gelehrter stiften, und wie
gesegnet wären alle seine Arbeiten, die er mit Mir zum Frommen der armen
Menschheit vollführte! Wie würde er wahrhaft geschätzt, geliebt und gesucht
sein!
Ja, je weniger er aus sich machte, desto mehr würden die anderen
aus ihm machen. – Aber nein, der Hochmut als Eigendünkel der meisten Gelehrten
versengt und verbrennt all das Edle und Gute, das aus ihnen hätte hervorgehen
können, da er sie, je älter und größer er wird, für die arme und und bedürftige
Menschheit ganz unzugänglich macht.
Desgleichen steht es auch mit den meisten Beamten, die
gewöhnlich auf ihre Amtswürde ein so großes Gewicht legen, dass sie die anderen,
ihnen untergeordneten Menschen nicht selten für nahe weniger als nichts
betrachten. Diese nicht mit dem Amt, das etwas Nützliches ist, verbundene,
sondern eigenmächtig geschaffene Amtserhabenheit des Beamten ist gleichfalls
wieder nichts als ein barster Hochmut, der dem Amte nie einen Segen, sondern
allezeit nur ganz notwendig den Fluch bereitet. –
Wer kann da aufstehen und sagen, dass es nicht also sei?
Der Priester, der ein Vorbild aller Demut sein sollte, bildet sich Himmel und Erde ein, hascht nach Gold und Silber, um sein vermeintes himmlisches Ansehen auf einen Glanz zu stellen, vor dem sogar die Sonne, so es möglich wäre, sich weidlichst schämen müsste.
Ein Lehrer oder Professor der Jugend macht nicht selten
förmliche Studien, wie er den jungen Würmern so recht handgreiflich zeigen
könnte, was Außerordentliches da hinter ihm stecke. Es liegt ihm meistens
weniger daran, dass seine Schüler von der Nützlichkeit seiner Stellung überzeugt
werden möchten, als dass sie nur zittern vor ihm und seiner professorlichen
Amtsautorität.
Es ist allerdings wahr, dass bei manchen Kindern ein ziemlicher
Ernst angewandt werden muss, um sie vom Nutzen und von der Notwendigkeit dessen,
was sie lernen müssen, zu überzeugen und sie dadurch mit Liebe zu den zu
erlernenden Gegenständen zu erfüllen. Aber es ist demgegenüber auch das sehr
wahr, dass ein Lehrer, der seine Schüler mit der rechten uneigennützigen Liebe
zu behandeln versteht, mit ihnen bei weitem mehr ausrichten wird als ein Ehren-
und Ansehenschnapper.
Ich sage euch: Sucht, sei es in was immer, nie die Ehre der
Welt; denn diese ist eine Pest für Seele und Geist, und ihre Folgen kommen
früher oder später, die Erde verheerend, zum Vorschein.
Betrachtet die gegenwärtigen Kriege, in denen sich viele
Tausende der Ehre wegen müssen totschlagen lassen. Wenn Herrscher, Heerführer
und ihre was immer für Namen habenden Völker anstatt des Hochmutes der lieben
himmlischen Demut dienten, – würden oder könnten die Völker je zu solch einer
gegenseitigen Wut entflammt werden? – Wahrlich, bei demütigen Völkern wäre ein
Krieg eine allerpurste Unmöglichkeit!
Da aber bei diesen Völkern anstatt der Demut nur der alleinige
Hochmut groß gewachsen ist, demzufolge sich ein Volk für besser, angesehener,
älter, berechtigter und wer weiß es, für was noch alles hält, so sind auch diese
gegenwärtigen, alles verheeren wollenden Kriege eine ganz natürliche Folge der
gegenwärtigen Großzucht des Hochmutes.
Denn ein Krieg ist im Großen das, was im Kleinen die sogenannten
Raufhändel sind, die auch gewöhnlich viel seltener aus irgendeiner haltbaren
Ursache herrühren, als meistens bloß aus gekränkter Ehre. Denn kommt unter eine
Gesellschaft ein Dieb oder ein Betrüger oder ein bekannter Räuber, so wird die
Gesellschaft mit derlei gefährlichen Individuen ohne alle Händel und blutigen
Exzesse fertig werden. Man wird sie mit vereinter Kraft gefangen nehmen und sie
dem ordentlichen Gericht überliefern.
So aber einer in einer Gesellschaft
etwa einem Großtuer zu nahe tritt, da gibt es dann nur zu bald und gewiss einen
beleidigenden Wortwechsel. Diesem folgen bald ganz ernstliche Drohungen und
diesen als ganz natürliche Folgen eines gereizten Hochmutes Schläge aller Art,
blutige und oft sogar tödliche. Denn da will dann ein jeder mit der Faust oder
mit dem Stocke seine Ehre retten und stiftet dadurch Feindschaften, Rachedurst
und eine Menge Übel aller Art auf lange Zeiten in einer Gegend oder oft in einem
ganzen Lande.
Ah, etwas ganz anderes ist es, so irgend ein äußerer
habsüchtiger oder mutwilliger Feind in ein friedliches, von lauter demütigen und
untereinander sehr verträglichen Menschen bewohntes Land oder Reich einfiele, um
all da eine Beute zu machen. Da hätten freilich wohl die Bewohner solch eines
Landes oder Reiches das Recht, einen solchen schändlichen Feind mit allem Ernste
zu empfangen und ihn auf das empfindlichste zu züchtigen, bei welcher
Gelegenheit Ich als der Herr Himmels und der Erde Mich dann aber auch sogleich
an die Spitze stellen möchte; und der arge Feind würde da nur zu geschwind
erfahren, welches Lohnes seine Handlung wert war. –
Schwerlich dürfte er je wieder den Mut fassen, ein solches Land
heimzusuchen. – – Aber leider ist nun dem nicht also. Ein Volk will nun größer
sein als das andere, also auch ein Reich größer und mächtiger als das andere.
Der Deutsche will der Erste sein. Der Slawe spricht dieses Recht
für sich an. Den Franzosen darf man schon gar nicht mehr fragen, welche Nation
auf der Erde etwa doch die erste, gebildetste und in jeder Hinsicht die erste
wäre.
Der Russe misst mit dem größten Maßstab nur sich; alles andere
ist für ihn eine kaum beachtenswerte Bagatelle.
Der Engländer hat bereits die Einbildung der Chinesen und
Japaner im höchsten Grade überflügelt. Denn hält der Chinese und Japaner auch
dafür, dass sich sein Reich in der Mitte aller Reiche der Erde befinde, so ist
der Engländer de facto gewisserart der Gesetzgeber und VorteileEinsauger der nun
bekannten ganzen Erde, – und ist er gerade schon auf der ganzen Erde und in all
ihren Reichen es nicht ganz, so bildet er sich aber dennoch ein, als wäre er es.
Und findet er irgendwo Verletzungen dieser seiner Meinung, so wird er gewiss
alles aufbieten, um das zu verwirklichen, was bei ihm bis jetzt nur eine
großartige Einbildung war.
Der Amerikaner betrachtet europäische Staaten kaum für soviel,
wie einige Gassenjungen, die das Pflaster einer großen Stadt betreten, zu deren
Erbauung sie freilich nie auch nur ein Sandkörnchen beigetragen haben, die auf
den Alleebäumen hie und da vorfindlichen Spatzennester. Er braucht nur mit einer
amerikanischen Flotte sich dem winzigen Europa bloß auf hundert deutsche Meilen
zu nahen, so muss dasselbe schon untergehen.
Der Afrikaner hält nur sich für einen Menschen, und da selbst
nur den Reichen, Starken und somit auch Mächtigen. Alles andere ist bei ihm
menschenähnliches Lasttier und kann wie jedes andere Vieh verkauft werden.
Frage nun bei den obwaltenden Verhältnissen zwischen Völkern und
Völkern, Reichen und Reichen, Staaten und Staaten, in denen der Hochmut solche
Entzweiungen hervorgerufen hat, die die Erde selbst vor der Sündflut nicht
gekannt hat, jeder sich selbst, ob es wohl noch möglich wäre, dass Ich als der
Herr Himmels und der Erde solchen Greueln noch länger hätte ganz ruhig zusehen
sollen oder können?! – –
Der Herr spricht: Nein, das war nicht mehr möglich!
Der Hochmut der Völker hat alles Maß überschritten, bis in den
höchsten Himmel stieg schon der Dampf der Hölle! Die Erde selbst bat Mich, dass
Ich die arge Brut des Satans doch endlich einmal ausmerzen solle. – Und seht,
die Zeit ist da; sie ist nun enthüllt vor euren Augen: ein Volk zieht wider das
andere; und fragt ihr, warum? – so sage Ich es euch: Aus purem Hochmute!
Denn von einer Not oder Notwendigkeit
war da nirgends eine Spur; denn hätten die Menschen sich gedemütigt – natürlich
alle ohne Ausnahme, wie es die Niniviten einst getan haben, so hätten alle an
allem zur Übergenüge. Aber weil sie alle der Hochmut aufgetrieben hat, wie einst
zu Jerusalem das
verfluchte
Wasser diejenigen, die es zur Probe ihrer Schuld oder Unschuld trinken mussten
und dabei aber schuldig waren, – so ist es denn aber nun ja auch wohl ganz
naturmäßig gerecht, dass sie nun alle an dem Pestwasser ihres Hochmutes zugrunde
gehen!
Denn Ich sage es euch: Die Zeiten sind aus, wo das Schwert
zwischen Ehre und Schande, wie zwischen Tugend und Untugend den Schiedsrichter
machte; denn das Schwert war nie eine Waffe der Demut, sondern allezeit nur der
Ehre und des Ansehens, wie leider auch nur zu oft einer tyrannischen Herrschaft.
Aber forthin solle es nicht mehr also sein! In der Zukunft wird
nur die Demut mit den Waffen der Liebe die Völker beherrschen, d.h. freilich
jene Völker nur, die für diese Waffe aus den Himmeln für würdig befunden werden.
Die Unwürdigen aber werden in dieser Zeit schon ohnehin den Lohn erhalten, den
sie sich schon lange verdient haben. Ich werde zwar wohl noch immer dem besseren
und gerechteren Teile den Sieg zuteil werden lassen; aber so er darauf erbost
und hochmütig wird, dann wehe auch ihm!
Denn von nun an soll niemand mehr geschont werden, der nur einen
Funken Hochmutes als Triebfeder seiner Handlungen in sich besitzt. –
Jede Handlung, wobei nur irgend etwas von einem Ehrgeiz sich
verspüren lässt, soll ohne allen Segen fortan verbleiben. Jede Handlung aber,
die bloß der Nützlichkeit wegen begangen wird mit demütigem Gemüt, soll von Mir
über und über gesegnet werden. Von nun an muss eine andere Ordnung unter den
Menschen eingeführt werden. Die sich aber diese Ordnung nicht werden von ganzem
Herzen gefallen lassen und werden dabei noch immer alte verrostete
Bedenklichkeiten in sich auftauchen lassen, denen sollen die bittersten Folgen
ehestens die genügendste Kunde verschaffen, ob sie dadurch für oder wider Meine
Ordnung waren.
Man sagt nun häufig: Ich möchte dies und jenes wohl tun, denn
ich machte mir nichts daraus; aber was würde die Welt dazu sagen? Dieser würde
sich vor Galle umkehren, jener ein Zetergeschrei anfangen, und so würde mein
guter Hausname darunter einen großen Schaden leiden.
Ich als der Herr Himmels und der Erde sage dir nichts als das:
Alles, was Welt heißt, das ist Hölle!
Was ist ein guter Hausname vor der Welt? – Ich sage es dir und
will und muss es dir sagen: Sieh, du blinder Tor! Ein guter Hausname, von dem
die Welt sagt: „Das ist ein gutes Haus“ – ist ein Zeugnis aus der Hölle. Denn
die Welt kann doch unmöglich etwas gutheißen, was ihr nicht zusagte. Was aber
der Welt zusagt, da lies nur das reine Evangelium, ob dieses irgendwo sagt, dass
das auch vor Gott etwas gelte. Steht es nicht geschrieben: „Was immer vor der
Welt groß ist, das ist vor Gott ein Gräuel“
So ihr aber das doch mit überaus klaren Worten in der Schrift
lest, wie möglich kann da jemand, der mit der Schrift vertraut ist, sagen: Ich
für mich würde wohl ohne alles Bedenken dies und jenes tun; aber was würde die
Welt dazu sagen? – – Ich aber sage es euch nun in dieser Zeit: Wer nun dies und
jenes Gute der Welt wegen zu tun unterlassen wird, der tue also der Welt wegen,
was ihm gut dünkt. So er aber dann zu Mir kommen wird mit dem guten
Weltzeugnisse, werde Ich zu ihm sagen: Der dir dies gute Zeugnis gegeben hat, zu
dem gehe auch hin und verlange deinen Lohn; denn Mein Name steht in diesem
Zeugnisse nicht geschrieben!
Ich kenne dich nicht, denn du hast der
Welt wegen dies
und
jenes getan und wolltest nicht die Mir allein wohlgefälligen Wege der wahren
christlichen Demut wandeln.
Es gefiel dir und schmeichelte deinem Ehrgeiz, so die Welt von
dir sagte: „Siehe, das ist ein Ehrenmann!“ – So wird es dir auch gefallen
müssen, dass du in Meinem Reiche wahrlich zu sehr geringen Ehren gelangen wirst.
Ich will aber damit nicht sagen, als solle da jemand also
handeln, dass die Welt mit Fingern auf ihn zeigte und sagen solle: „Sieh, das
ist ein böser Mensch; er ist ein Hurer, ein Ehebrecher, ein Betrüger, ein
Lügner, ein Gottesleugner, er hält in seinem Hause die schlechteste Ordnung und
Zucht und ist ein Lump und ein Schwelger.“ – O das verlange Ich ewig nicht! Aber
das verlange Ich, dass ihr das wahrhaft Gute – und möge die Welt dazu sagen, was
sie wolle – ohne die geringste Scheu vor ihr vollbringen sollt. Und das darum,
weil es gut ist, und weil Ich es also haben will! – –
So ein vermögliches Elternpaar einen Sohn hat, der schon
erwachsen ist, und dieser, da er ein Amt überkommt mit einem erklecklichen
Auskommen, will ein armes Mädchen zum Weibe nehmen aus Liebe, weil ihm das
Mädchen wohl gefällt, – da er aber dieses seinen Eltern kundtut, so fangen diese
sogleich einen Mordsspektakel an und sagen zu ihrem Sohne: „Aber Sohn! Pfui der
Schande! Was ist dir denn da um Himmels willen eingefallen? So ein hundsgemeines
Bauernmensch willst du, der du von einem so guten Hause abstammst, zum Weibe
nehmen? Bedenke doch, sie hat nichts außer ihr bisschen bäuerisches
Affengesicht. Ihre Eltern sind ganz gemeine, rohe, ungebildete, nach Ochsen- und
Kuhmist stinkende Leute. Und ihre Tochter respektive schon eine Hure von Geburt
an, wird doch nicht etwa gebildeter sein als ihre ochsenmistigen Eltern? – Wir
wollten aber wegen der Bildung und ihrer allfälligen Aufführung noch nicht
soviel sagen, – aber bedenke deine und dann ihre Geburt! Pfui, wo denkst du
hin?! – Wir müßten uns ja noch im Grabe schämen! Du ein Edler von – und jene ein
gemeinstes Kuhmistmensch!“
Ich aber werde zu solchen Eltern sagen: „Pfui der ewigen Schande
mit euch! Wie habt ihr als Menschen je so tief herab sinken können, dass ihr
auch nur einen Augenblick des großen Wertes eines jeden Menschen habt vergessen
können? Wer ist die für euch zu gemeine Bauerntochter, die eures Sohnes gar so
unwürdig war? – Seht und hört! Sie ist Mein Kind, Meine allerhöchsteigene
Tochter; und diese war euch zu schlecht, zu gemein und zu gering?!
Habt ihr denn nie gelesen, dass fürs erste Ich als der urewige
allmächtige Schöpfer aller Himmel und aller Welten, aller Engel und Menschen
Selbst nur im Kleide der größten Niedrigkeit in diese Welt kam und lehrte die
Menschen durch lebendige Worte und durch die klarsten Taten, dass sie gleich Mir
– so sie Meine Kinder sein wollen – die Welt mit all ihrer Größe und Pracht
fliehen sollen und sollen nicht die breite Straße des irdischen Glanzes, der
allezeit vergeht, sondern den schmalen Pfad der Demut, der zum ewigen Leben
führt, wandeln?
Und dass fürs zweite alles, was vor der Welt groß ist, vor Mir
ein Gräuel ist? Dass Ich nur das Kleine und von der Welt Verachtete ansehe, das
Große aber für ewig von Mir weise?
Wenn ihr das je gehört habt und wusstet, welchen Weg Ich Selbst
allen Meinen wahrhaftigen Kindern zur treuen Nachahmung vorangegangen bin, da
sagt Mir nun, aus welchem vor Mir dem Herrn alles Lebens allein gültigen Grunde
habt ihr es nimmer zugegeben, dass das arme Bauernmädchen eures Sohnes Weib
geworden wäre? –
Ihr steht nun stumm und abermals stumm
vor Mir und wisst nun nichts zu erwidern auf Meine Frage. Nun denn, da ihr Mir
nichts zu erwidern wisst und euer himmelschreiendes Unrecht einseht, so will Ich
euch zwar nicht richten und verdammen also, wie ihr Meine Tochter gerichtet und
verdammt habt; aber für jede Minute eures irdischen Lebens sollt ihr hier im
Reiche der armseligsten Geister ein komplettes irdisches Jahr in der größten
Niedrigkeit weilen. Und eben diejenige Meine Tochter, die ihr auf der Erde so
tief verachtet habt, soll – so sie will – euch in ihre
himmlische
Wohnung aufnehmen.
Da sollt ihr erst aller tiefst beschämt diejenige vollkommen
kennenlernen, die ihr auf der Erde für euren Sohn gar so unwürdig gefunden habt,
– und nun weicht von Mir an den Ort, der für euch bestimmt ist!“ – –
Ich sage euch: Wahrlich, wahrlich, also wird es in der jüngsten
Zeit sein schon hier und ganz besonders jenseits. Und so sie, die auf der Welt
gar soviel auf ihr sogenanntes gutes Haus hielten, Mich bitten werden und sagen:
„Herr! Herr! Das wussten wir ja nicht so, wie wir es nun wissen und einsehen,
denn wir waren ja von unseren Eltern selbst also erzogen und gebildet; daher
lasse uns Gnade für Recht ergehen“ – da werde Ich aber zu ihnen sagen: „Ich
weiß, wie es mit der Bildung eures Herzens steht. Wärt ihr allein schuld daran,
dass es so hart und hochmütig war, da wäre euer Los die Hölle; denn diese ist
erbaut aus dem Hochmute und aus des Herzens Härte! –
Da ihr aber nicht ganz selbst schuld an solch schmählicher
Verbildung eures Herzens seid, so ist euch eben aus purer Gnade das beschieden,
was Ich als euer Gott und Herr über euch ausgesprochen habe. Denn bevor nicht
das letzte Atom des Hochmutes eure Herzen verlassen wird, sollt ihr Mein Antlitz
nicht zur Anschauung bekommen. Und so hebt euch von hinnen!“
Ich sage euch: Wahrlich, wahrlich, also wird es sein! Jeder
Sünder soll von Mir nachsichtiger behandelt werden, als wie einer, der in was
immer einen ersichtlichen Hochmut nur einmal an den Tag gelegt hat, hat aber
denselben nicht sogleich aus seinem Herzen mit wahrer Reue und tiefster
Verabscheuung verbannt für immer. Denn wie schon öfter bemerkt: Es gibt vor Mir
nur eine wahrhaft verdammliche Sünde, und diese ist der
Hochmut.
Denn so ihr Sünden hättet so viel, als es da gibt des Grases auf
der Erde und des Sandes an den weiten Ufern des Meeres, und hättet aber dabei
keine Spur von einem Hochmute, so wären alle diese Sünden wie gar keine vor Mir!
Denn wo kein Hochmut ist, da ist die Liebe, die in sich birgt alle Demut; Liebe
und Demut aber tilgen alle Fehler und Sünden, so ihrer noch so viele wären, –
denn Liebe und Demut töten alle Sünden! – Aber so nur ein Atom des Hochmutes
hinter den anderen Sünden steckt, die die Menschen begehen in der Zeit der Probe
ihrer Freiwerdung, so belebt dieses Atom alle Sünden, ja sogar die kleinsten.
Und solche Geister werden einst, wie auch schon hier, sehr gewaltig zu kämpfen
haben, um auch nur eines Atoms des Hochmutes loszuwerden.
Es lässt sich aber der Hochmut der Menschen nirgends in einem so
hohen Grade merken als gerade dort, wo es sich um die Vergebung des
vermeintlichen Standesansehens handelt.
Ich könnte eine Million und abermals
eine volle Million Menschen vorführen, die sogar recht sanft, liebreich,
mildtätig und voll Gerechtigkeit sind. Ja, ihr Gerechtigkeitssinn geht oft so
weit, dass sie es für ein großes Verbrechen hielten, jemanden auch nur um eine
Sperrnadel Wertes zu hintergehen; aber nur bei der Ehre ihres Standes darf sie
beileibe niemand angreifen – dann ist es aus! Vergeben sie aus einer Art Großmut
dem Betaster ihrer Ehre auch sozusagen ganz und gar, so bleibt aber dennoch
etwas zurück, das dem Betaster ihrer Ehre heimlich denn doch gemerkt wird. Und
wäre er auch ehedem des Hauses bester Freund gewesen und hätte die an ihrer Ehre
Gekränkten auch tausendmal um Vergebung gebeten, so wird er aber dennoch nimmer
mehr ganz imstande sein, jenen Fleck vollkommen auszulöschen, den er entweder
durch eine Unbesonnenheit oder auch im Wege früherer zu intimer Vertrautheit dem
Hause zugefügt hatte. Man will zwar darüber ganz hinausgehen und tun, als wäre
da nie etwas vorgefallen, aber dessen ungeachtet wird man im Reden doch kürzer
gefasst. Man macht sich nicht mehr soviel daraus, so der Freund auch längere
Zeit nicht ins Haus kam. Man erkundigt sich seltener nach seinem Befinden
und
dergleichen mehr.
Worin
liegt aber da der Grund von solch einem Benehmen? Seht, daran sind bloß drei
Atome Hochmutes schuld, und diese drei Atome genügen, dass Ich bei solchen
Menschen, mögen sie sonst auch von einer sehr schätzbaren Art sein, so lange
nicht werde einziehen können, als bis nicht das letzte Atomchen Hochmutes aus
ihren Herzen weichen wird. Darin liegt besonders in dieser Zeit auch der Grund,
dass da gar so wenige Mich zu Gesicht bekommen und von Mir Selbst gelehrt und zu
Meinen Kindern gezogen werden können. –
So gibt es auch gute Häuser, was soviel ist als wohlhabende
Familien. Diese Familien tun den Armen recht viel Gutes und haben ein recht
teilnehmendes und mitleidiges Herz; aber wenn ein solcher Armer denn zufällig
doch einmal seine Guttäter durch irgend etwas beleidigen möchte, ja da weiß Ich
Selbst nicht, wie es ihm bei einer solchen Familie erginge. Da käme es wirklich
nur auf das Temperament des beleidigten Wohltäters an, ob der Beleidiger
entweder bloß mit einigen Verweisen und mit der Beschränkung der genossenen
Wohltat oder sogar mit einigen Prügeln und mit dem gänzlichen Verluste der
Wohltat davon käme.
Aber wie ganz anders stünde es mit diesen Wohltätern bei Mir, so
sie dem gewöhnlich nicht boshaften, sondern nur zu wenig besonnenen Beleidiger
aus dem Herzen heraus sagten: „Lieber Freund! Wir haben Sie sehr lieb und sind
bereit, Ihnen alles zu tun, was nur in unserem Vermögen steht. Aber seien Sie
auch gegen uns so gut und tun Sie in Zukunft nicht mehr, was uns nicht angenehm
sein kann. Wir sind aber deshalb durchaus nicht etwa böse auf Sie. Im Gegenteil
werden wir Ihnen die gleiche Freundschaft ungeschmälert angedeihen lassen, und
Sie dürfen uns zu Ihren herzlichst allerbesten und unveränderlichsten Freunden
rechnen. Aber tun Sie auch uns das, was vor Gott und allen guten Menschen recht
und billig ist.“
Seht, wenn der sonst gewöhnlich gutmütige Arme solch eine sanfte
Zurechtweisung von seinen Wohltätern vernehmen wird, wie wird er ergriffen und
gerührt werden, und schwerlich wird er je wieder einer solchen Familie etwas
Unannehmliches verursachen. Und sollte er sich denn doch etwa noch einmal so
weit vergessen, nun – so soll die Familie das gar nicht beachten und denken, wie
gar leicht und oft die besten Menschen fehlen können vor Mir, und dennoch lasse
Ich Meinen Feinden so wie Meinen Freunden alle Wohltaten des Lebens
ungeschmälert zukommen. Warum sollen dann die Menschen alles auf die Haarwaage
legen?
Wahrlich, wer aus euch so denken und handeln möchte, bei dem
würde Ich doch sicher täglich aus und ein gehen und würde ihm tun, wie er tut
den armen Brüdern.
Aber Menschen, die es die Armen fühlen lassen, so diese manchmal
einen halben Tritt über die Schnur der Gebührlichkeit getan haben, sind noch
sehr fern von der Gnade, dass Ich Mich als Gast bei ihnen einfinden möchte, und
werden auch noch lange zu warten haben jenseits, bis Ich Mich bei ihnen
einfinden werde! – –
Also gibt es noch ferner wirklich recht gute Menschen, die das
Glück haben, mit recht guten und schönen Kindern begabt zu sein. Auf diese
Kinder, besonders so sie schon erwachsen sind, bilden sie sich aber dann schon
einen solchen Fleck ein, dass es gerade aus ist. Solche Kinder finden dann nach
der starken Einbildung ihrer Eltern schon kaum wo ihresgleichen.
Sind die Eltern, was sehr oft der Fall
ist, auch noch recht wohlhabend dazu, dann haben sie natürlich einen desto
größeren Wert. Aber solche Überschätzung der Kinder ist nicht Meiner Ordnung
gemäß und daher Mir nicht im geringsten wohlgefällig; denn die rechte Liebe der
Eltern zu ihren Kindern solle sein wie ein rechtes Licht und die Liebe zu den
armen Kindern anderer, armer Eltern wie ein großer
Feuerbrand,
dann wird sie sich Meines all zeitigen und ewigen Wohlgefallens und Segens zu
erfreuen haben.
Aber solch eine Liebe, wie sie oben gezeigt wurde, ist Mir sehr
zuwider, daher Ich sie auch nie segnen werde weder hier noch dort. Wer von euch
Menschen aber ein Amt hat, der bilde sich darauf ja nichts ein als Mensch,
sondern er versehe das Amt nach der Instruktion demütig, getreu und gewissenhaft
und gehorche seiner Amtsvorstehung ohne Murren. Sollte die Amtsvorstehung aber
hie und da Unbilliges verlangen, was gar wider Meine Gesetze der Ordnung wäre,
so kann der Beamte ihr in aller Achtung und Liebe gegründete Vorstellungen
machen.
Gibt sie diesen Gehör, so ist es wohl; gibt sie ihnen aber aus
Hochmut kein Gehör, so handle der Beamte zwar nach dem Verlangen der
Amtsvorstehung – er wird vor Mir ohne Schuld dastehen; aber Ich und die
Amtsvorstehung werden sogleich miteinander Rechnung halten. Aber das Amt solle
kein Beamter verlassen, bis Ich es ihm nicht abnehme.
Also solle sich auch keiner außer in den ersichtlich
dringendsten Fällen pensionieren lassen; denn ein zu frühzeitiger Pensionist ist
gewöhnlich entweder ein Verächter seines Dienstes, weil er keine höhere Stufe
erreichen kann, oder er ist ein fauler Knecht in Meinem Weinberge, scheut die
Arbeit, und das rechtliche Wohl seiner Brüder liegt ihm nicht am Herzen. Solche
Diener werden in Meinem neuen Reiche einen schlechten Lohn erhalten.
Lacht auch nicht zu gewaltig über so manche Dummheit der
Schwachen; denn auch in einem solchen Lachen liegt der eigene Hochmut versteckt
und erbittert das Herz des Ausgelachten oft mehr als eine ganz ernste Rüge.
Also seid auch keine Freunde von den sogenannten Bonmots und
anderen beißenden Reden und Bemerkungen, wodurch bestimmte Menschen herunter
gemacht werden. Denn darin liegt auch wieder Hochmut als ein Grundübel aller
Übel.
Wollt ihr aber schon Dummheiten und Schwächen der Menschen
lächerlich machen, so redet im Allgemeinen, zu einzelnen aber nie anders als
unter vier Augen. Und nützt das nicht, dann nehmt erst einen oder zwei,
höchstens drei Zeugen hinzu; und sollte das auch noch nichts nützen, dann kann
solches erst einer Gemeinde kundgetan werden. Aber bei keiner Rüge solle je die
Person eines Menschen, sondern lediglich nur seine Dummheit, Schwäche oder Sünde
zwar wahr, aber sonst so schonend und gelinde als möglich gerügt werden.
Die vollste Liebe und stete Achtung des Menschen muss überall
wie eine Sonne hervor leuchten –
Sagt auch nicht: Dies Haus, dieser Grund und dieses Vermögen
gehört mir. In meinem Hause bin ich der Herr, und auf meinem Grunde habe ich zu
schaffen. –
Seht, in solchen Äußerungen steckt eine große Portion Hochmut!
Wahrlich, die also denken, reden und handeln, bei denen werde Ich nimmer Einzug
halten, weil sie nicht Mich als den Herrn, dem allein alles wahrhaftigst und
vollkommenst zu eigen ist, sondern nur sich als den Herrn ihrer ihnen von Mir
nur auf eine sehr kurze Zeit geliehenen Sache ansehen.
O darin liegt ein großer Hochmut, der der alleinige Erzeuger
aller Kriege im Kleinen wie im Großen ist.
In Meinem künftigen Reiche wird das alles ganz anders gestaltet
werden müssen: denn da wird es keinen Haus- noch Grundherrn mehr geben; denn da
werde Ich sein Alles in Allem. Und am besten wird der daran sein, bei dem Ich
Wohnung nehmen werde!
Aber das sage Ich euch nun auch, dass
vor Meiner Ankunft auf dieser Erde noch sehr viel Unkraut und dürres Gras und
allerlei untaugliches und unfruchtbares Gestrüpp wird mit der größten
Gerichtsschärfe vertilgt werden; denn wo zwei sind, wird schier einer angenommen
und der andere
ausgeschieden
werden – also eine gewaltige Sichtung bis über die Hälfte! Noch einmal aber
warne Ich euch gar ernstlich, dass ihr Mir in dieser Zeit ja nicht weder links
noch rechts Parteigänger macht! Denn wer zum Kampf gerufen wird, der kämpfe
dort, wo er gerufen ist, nicht auf eigene Faust etwa gar verräterisch, sondern
auf die Faust dessen getreu, der ihn in den Kampf gerufen, – aber wer da siegen
solle, und wer da siegen wird, das steht allein in Meiner Hand!
Niemand aus euch sage: Dieser kämpft mit Recht und jener mit
Unrecht, also verräterisch an jenem, der nach eurem Urteile das Recht haben
soll, sondern eure Sache sei, zu beten für Freund und Feind; was darüber ist,
ist Sünde! Denn durch solche Parteigängerei zieht ihr den Hochmut derjenigen
Partei, die nach eurem Wunsche siegen solle, in euch und wünscht dann aus diesem
Hochmute dem Widerpart den vollen Untergang. –
Fragt aber dabei euer Herz, ob die, welche untergehen sollen,
nicht ebenso gut eure Brüder sind wie jene, denen ihr den Sieg wünscht?
Wie verträgt sich aber solch ein Wunsch, der voll geheimer
Rachgier und Schadenfreude ist, mit Meinem Worte, da Ich Selbst alle Menschen
doch ausdrücklichst lehrte, für die zu beten, die euch hassen, die zu segnen,
die euch fluchen, und denen Gutes zu tun, die euch Übles wollen?
Daher noch einmal gesagt: Lasst sie kämpfen, die da kämpfen!
Betet für alle und habt nie Freude weder an der einen noch an der anderen
Niederlage, so werdet ihr Meinen Engeln im Himmel gleichen, die ihr Antlitz
verhüllen, so ihre Brüder auf der Erde sich erwürgen; denn die Gefallenen sind
ja doch ebenso gut eure Brüder wie die Sieger, welcher Partei sie auch immer
angehören mögen.
Das merkt euch aber: Dies Morgenrot vor Meiner Ankunft wird noch
viel röter werden, als es jetzt ist; und es wird sich erst am Ende alles Würgens
zeigen, dass weder die eine noch die andere Partei der nun Kämpfenden einen
eigentlichen Sieg erkämpfen wird, – denn der rechte Sieger wird erst kommen! – –
Denn wo nun der Hochmut kämpft, da wird dann die Demut zu
kämpfen anfangen, und ihrem Schwerte wird kein Wüterich entrinnen und kein
Richter, der sein Ansehen mit dem Blute harmloser Gefangener auf den größten
Glanz herzustellen bemüht war. –
Wer auf dem Felde kämpft mit Gegenkämpfern, dem solle das Blut
der Gefallenen nicht angerechnet werden; aber verflucht sei der, welcher
waffenlose Gefangene tötet, und dreimal verflucht die Kindermörder! Ihr Los soll
ein erschreckliches sein!
Ich als euer guter Vater, der Ich schon so vieles gegeben habe,
gebe euch nun auch dieses für euer künftiges Wohl und Heil allerwichtigste Wort.
Haltet es getreu und genau, so werdet ihr alles Wohl zeitlich
und ewig finden. Werdet ihr es aber, wie schon so manches andere von Mir euch
Gegebene, nur so für etwas Gewöhnliches annehmen, daran ihr euch mit der Zeit
schon gewisserart gewöhnt habt, und dabei aber dennoch tun nach eurer alten
Gewohnheit und Sitte, so werdet ihr es euch dann nur selbst zuzuschreiben haben,
so ihr an Meiner Wiederkunft entweder nur einen sehr geringen oder aber wohl
auch gar keinen Teil haben werdet.
Denn was hier geschrieben steht durch Meinen Knecht, das wird
unwiderruflich in Erfüllung gehen.
Wohl euch und jedem, der diese und
auch andere ähnliche Mahnungen nicht in den Wind schlagen
wird,
– wahrlich, in dessen Hause werde Ich Einzug halten hie und da!
Wer aber dieser Mahnung und Belehrung – und dieser ähnlich in
vielen anderen Orten – wenig Gehör und Willen schenken wird, in dessen Hause
wird es nur zu bald sehr öde, traurig und verlassen aussehen, – denn so Ich
komme, da werde Ich nur zu den wahrhaft Meinen kommen und werde sie segnen
leibhaftig über und über für ewig! –
Wehe aber dem, dessen Hauses Flur Meine Füße nicht betreten
werden; sein Anteil wird bloß das traurige und verhängnisvolle Morgenrot sein
und bleiben, aber die heiligen Strahlen des kommenden großen Tages werden nicht
über ihn kommen. Amen. – Das sage Ich, der da kommen wird.
Amen, Amen, Amen!
***
Einige Winke über des Herrn Reichsplan.
Empfangen
durch
†
A. K.
3. Oktober 1887
Meine lieben Kinder ! Von Ewigkeit her habe Ich euch geliebet, und Meine Freude war es, im Geiste bei denen zu sein, die einst, als Meine Kindlein Mich liebend, sich um Mich scharen werden. Nun hat sich diese Freude wohl schon öfter Meinem Herzen geboten, aber Mein Vaterherz will Alle um sich sehen als Kinder! Die Wenigen sollen denen, welche noch weit ab von Mir stehen, den Weg
zeigen, sollen die Verirrten heimführen ins Vaterhaus. Da sollet ihr euch durch Meine Gnade an diesem großen Erlösungs-Werke, welches Ich Selbst als Mensch auf Erden auf diese Weise begann, beteiligen ; denn diese Arbeit wird noch Ewigkeiten für sich in Anspruch nehmen, darum müsset ihr in dieser Schule hier selbst erst zu wahren Gotteskindern werden ! Seid ihr fest und treu in Mir geworden, dann wir auch bald der siebenköpfige Drache von dieser Erde vertrieben, und die Welt in ihrer Art zu herrschen aufhören!
Ich werde ja wieder diese Erde besuchen, und zwar sichtbar ; aber nicht um zu töten, sondern lebendig zu machen !
Käme Ich jetzt schon, so würde das Vielen zum Gerichte, darum nun Mein Kommen zu Einzelnen im Geiste in ihre Herzen. Sehet, Meine lieben Kinder, wie Ich schonend der Welt gegenüber handle und walte, wie Ich Alle zum ewigen Leben führen will, auf dem kürzesten Wege, wenn sie Mir nur folgen möchten ; allein so Viele gehen lieber den langen Weg, um nur in diesem Leben --- wie sie sagen --- ein paar gemütliche Tage verleben zu können.
Auch diese
sollen
nun
wieder
Meine
Stimme hören, die
Stimme
ihres
himmlischen
Vaters.
!
Amen
!