12. Jene drei Höhengrade sind in jeglichem Menschen von Geburt her, und sie können einer nach dem andern aufgeschlossen werden, und, je wie sie sich erschließen, ist der Mensch im Herrn, und der Herr on Ihm

Daß es drei Höhengrade in jeglichem Menschen gibt, wurde bis jetzt nicht kundbar; der Grund ist, weil eben diese Grade nicht bekannt waren, und solange diese im Verborgenen blieben, konnte man nicht von anderen Graden wissen, als von stetigfortlaufenden; und, weiß man bloß von letzteren Graden, so mag man in den Glauben geraten, Liebe und Weisheit bei dm Menschen wachsen nur auf dem Wege des Stetigfortlaufenden. Bemerke man aber nun, daß bei jeglichen Menschen von Geburt der drei Höhengrade oder drei abgesetzte Grade sind, einer oberhalb oder innerhalb des anderen; und daß jeglicher Höhengrad oder abgesetzte Grad auch Breitengrade oder stetigfortlaufende Grade hat, nach welchen er wächst auf dem Wege des Stetigfortlaufenden; es finden sich nämlich beiderlei Gattungen Grade im Höchstgroßen und im Höchstkleinen, wie wir schon oben erörterten; denn es kann nicht geben einerlei Gattung Grade ohne die andere.

Jene drei Höhengrade heißen der naturmäige, der geistige und der himmlische, wie wir schon wissen: der Mensch, bei seinem Eintritt in die Welt, gelangt zuerst in den naturmäßigen Grad, und dieser wächst bei ihm auf dem Wege des Stetigfortlaufenden gemäß seinem Erwerb an Wißtümlichem und gemäß dem hierdurch erworbenen Verstande, bis zum Obersten des Verstandes, welches Vernunftmäßiges heißt; jedoch wird hierdurch nicht der zweite Grad aufgeschlossen, welcher der geistige heißt; dieser wird aufgeschlossen durch Liebe zu Nutzwirkungen auf dem Gebiete des Verstandes, aber durch geistige Liebe zu Nutzwirkungen, welche Liebe ist Liebe gegen den Nächsten; dieser Grad kann gleichmäßig wachsen auf dem Wege seines Stetigfortlaufenden bis zum Obersten desselben, und er wächst durch Erkenntnisse von Wahrem und Gutem, oder durch geistige Wahrheiten. Doch noch immer nicht wird durch diese aufgeschlossen der dritte Grad, welcher der himmlische heißt, sondern dieser wird aufgeschlossen durch himmlische Liebe zu Nutzwirkung, welche Liebe zum Herrn, und Liebe zum Herrn ist nichts anderes, als die Vorschriften des Wortes ins Leben hineintragen, welche nach ihrem höchsten Inhalte dahin gehen, daß man Böses fliehe, weil es höllisch und teuflisch ist, und Gutes übe, weil es himmlisch und göttlich ist. Jene drei Grade werden so einer nach dem anderen bei dem Menschen aufgetan.

Der Mensch, während seines Lebens auf der Welt, weiß nichts von Aufschließung jener Grade bei sich; der Grund ist, weil er solange im naturmäßigen Grade, welches ist der letzte, weilt, und dann aus diesem heraus denkt, will, redet und handelt; und der geistige Grad, welcher ist inwendiger, mit dem naturmäßigen Grade nicht auf dem Wege des Stetigfortlaufenden verkehrt, sondern mittels Entsprechungen. Verkehr mittels Entsprechungen aber sich nicht der Empfindung kundgibt. Wenn aber der Mensch den naturmäßigen Grad ablegt, welches beim Sterben geschieht, alsdann gelangt er in denjenigen Grad, welcher bei ihm auf der Welt erschlossen war; in den geistigen der, bei welchem der geistige Grad erschlossen war, in den himmlischen der, bei welchem es der himmlische war; ein solcher, der in den geistigen Grad nach dem Tode gelangt, denkt, will, redet und handelt  nicht mehr naturmäßig, sondern geistig; und wer in den himmlischen gelangt, der denkt, will, redet und handelt gemäß dem seinigen: und weil ein Verkehr bei den drei Graden unter sich bloß durch Entsprechungen eintritt, so sind die Abstände von Liebe, Weisheit und Nutzwirkung unter dem Gesichtpunkt jener Grade von der Art, daß sie nichts Gemeines auf dem Weg irgend eines Stetigfortlaufenden unter sich haben. Dies bekundet, daß der Mensch hat drei Höhengrade, und daß diese nach und nach können aufgeschlossen werden.

Weil sich drei Grade von Liebe und Weisheit und folglich von Nutzzwecken bei dem Menschen finden, so folgt, daß drei Grade des Willens und des Verstandes und folglich der Schlußnahme, so denn der Bestimmung zur Nutzwirkung, sich bei ihm finden, denn der Wille ist Aufnahmegefäß von Liebe, und der Verstand Aufnahmegefäß von Weisheit; und die Schlußnahme ist Angegör des Nutzzweckes aus jenen heraus: woraus klar wird, daß bei jeglichem Menschen der naturmäßige Wille und Verstand in der Potenz ist von der Geburt her, und in Handlung bei ihrer Erschließung. Dies bündiger zu sagen: das Gemüt des Menschen , welches besteht aus Willen und Verstand, teilt sich von der Schöpfung und folglich von der Geburt her in drei Grade, sodaß der Mensch hat ein naturmäßiges Gemüt, ein geistiges Gemüt und ein himmlisches Gemüt, und daß der Mensch hierdurch emporgehoben werden in Engelsweisheit und diese besitzlich inne haben, während er auf der Welt lebt; doch aber tritt er in sie nicht früher ein, als nach dem Tode, wann er Engel wird, und alsdann redet er Unaussprechliches und für den naturmäßigen Menschen Unfaßliches. Ich kannte einen Mann von kaum mittleren Kenntnissen auf der Welt, und nach seinem Tode sah ich ihn und sprach mit ihm im Himmel, und erkannte klar, daß er wie ein Engel sprach, und daß, was er sprach, für den naturmäßigen Menschen unfaßbar wäre: es lag dies darin, weil er auf Erden die Gebote des Wortes ins Leben übertragen und den Herrn verehrt hatte, und sonach vom Herrn in den dritten Grad von Liebe und Weisheit war erhoben worden. Von Wichtigkeit ist, sich mit dieser Erhebung des menschlichen Gemütes bekannt zu machen, indem das Verständnis des Folgenden sich dadurch bedingt.

Es sind zwei Vermögen vom Herrn bei dem Menschen, durch welche der Mensch sich vom Tier unterscheidet; das eine Vermögen ist, daß er kann einsehen, was wahr ist, und was gut ist; dieses Vermögen heißt Vernunftmäßikeit, und ist Vermögen seines Verstandes: das andere Vermögen ist, daß er tun kann Wahres und Gutes; dieses Vermögen heißt die Freiheit, und ist Vermögen seines Willens; der Mensch kann nämlich aus seiner Vernuftmäßigkeit heraus denken und was ihm beliebt, sowohl mit Gott als wider Gott, und mit dem Nächsten als wider den Nächsten; und er kann auch wollen und tun, was er denkt, sieht er aber Böses und fürchtet er Strafe, so kann er aus dem Grund abstehen vom Tun. Der Mensch ist aus jenen beiden Vermögen heraus Mensch, und unterschieden vom Tier. Jene beiden Vermögen wurden dem Menschen vom Herrn, und fortwährend kommen sie von Ihm; noch werden sie dem Menschen je genommen, denn würden sie dies, so ginge sein Menschtum unter. In diesen beiden Vermögen ist der Herr bei jeglichem Menschen (Geburtsgeist), sowohl bei dem guten als auch bei dem bösen, sie sind die Wohnung des Herrn im Menschengeschlecht; darin der Grund, warum jeglicher Mensch , guter wie böser , in Ewigkeit fortlebt. Jedoch ist die Wohnung des Herrn näher bei dem Menschen, je wie der Mensch mittels jener Vermögen höhere Grade erschließt (Aufbrechen des Urichgeistes) durch deren Aufschließung nämlich gelangt er in höhere Grade von Liebe und Weisheit, so näher zum Herrn. Dies bekundet, daß je jene Grade aufgetan werden, so der Mensch im Herrn ist, und der Herr in ihm.

Oben sagten wir, die drei Höhengrade verhalten sich wie Absicht, Ursache und Wirkung, und gemäß jenen Graden schreiten Liebe, Weisheit und Nutzzweck; erörtern wir nun in Kürze hier die Liebe, daß sie ist Absicht, die Weisheit, daß sie ist Ursache, und den Nutzzweck, daß er ist Wirkung. Jeder, der seine Vernunft, während sie in Licht ist, befragt, kann sehen, daß des Menschen Liebe von Allem in ihm ist, denn, was der Mensch liebt, das denkt er (diese Liebe ist sein Regent), das beschließt er, somit setzt er sich solches als Endabsehen; der Mensch kann auch aus seiner Vernunft heraus sehen, daß Weisheit ist Ursache, denn er, (oder seine Liebe, welche Absicht) sucht im Verstande die Mittel zusammen, wodurch er seine Absicht erreichen mag; so befragt er denn seine Weisheit, und jene Mittel bilden die Ursache wodurch; daß der Nutzzweck ist Wirkung, gibt sich ohne Verdeutlichung kund. Allein die Liebe ist bei dem einen Menschen nicht die gleiche wie bei dem andern, so ist denn auch die Weisheit bei dem einen Menschen nicht die gleiche wie bei dem andern, somit auch der Nutzzweck nicht; und weil jene drei homogen sind, wie wir oben sahen, so folgt, daß, wie bei dem Menschen die Liebe ist, so bei ihm die Weisheit, und so der Nutzzweck ist. "Weisheit" sagen wir, verstehen aber das, was Angehör seines Verstandes ist.