3. Es gibt zweierlei Arten von Graden, Höhegrade und Breitengrade

Die Wissenschaft der Grade ist sozusagen der Schlüssel, die Gründe der Dinge aufzuschließen und in sie einzugehen. Ohne diese Wissenschaft läßt sich kaum irgend Ursächliches erforschen, denn es erscheinen Objekte und Subjekte von beiderlei Welt ohne dieselbe so einerlei, als ob sich nichts bei ihnen fände, als was dem Auge sich darstellt, während eben dieses, im Vergleich zu dem, was im Inwendigen verborgen liegt, sich wie Eines zu Tausenden, ja wie zu Myriaden verhält. Das Inwendige, was nicht zu Tage liegt, läßt sich lediglich nicht aus seiner Hülle winden ohne Kenntnis der Grade. Denn es nimmt das Äußere seinen Lauf gegen das Inwendige, und, dieses hindurch, zum Innersten durch Grade, nicht durch stetigfortlaufende Grade, sondern durch abgesetzte Grade. "Stetigfortlaufende Grade" heißen sie Abnahmen oder Entschwellungen vom Stärkeren zum Schwächeren oder vom Dichteren zum Dünneren, oder vielmehr wie die Anwachsungen oder Anschwellungen vom Schwächeren zum Stärkeren oder vom Dünneren zum Dichteren, ganz wie das Verhalten ist von Licht zu Schatten, oder von Wärme zu Kälte. Die "abgesetzten" Grade dagegen sind ganz andere, sie sind wie Vorangehendes, Nachgehendes und Letztes, und auch wie Absicht, Ursache und Wirkung. Diese heißen abgesetzte Grade darum, weil das Vorangehende für sich besteht, das Nachgehende für sich besteht und das Letzte für sich besteht, während sie jedoch zusammengenommen Eines machen. es gibt Atmosphären vom Höchsten zum Untersten, oder von der Sonne herab bis zum Erdkörper, welche wir Atmosphären und Luft nennen, die in solche geschieden sind; und es gibt wie einfache Körper, zusammengeschichtet aus jenen, und wieder aus dieser zusammengeschichtet, welche zusammengenommen Composita heißen: Diese Grade sind abgesetzt, weil sie geschieden in die Erscheinung treten, und sie werden verstanden durch "Höhegrade; jene dagegen sind stetigfortlaufende Grade, weil sie in stetigem Fortgange sich entfalten, und man versteht sie unter "Breitgraden".

Das Ganze und alles Einzelne, was in der geistigen Welt und was in der naturmäßigen Welt existiert, das existiert zumal vermöge abgesetzter und wieder vermöge stetig fortlaufender Grade, oder aus Höhegraden und aus Breitegraden; diejenige Dimension, die aus abgesetzten Graden besteht, heißt Höhe, und die Dimension, so aus stetigfortlaufenden Graden besteht, heißt Breite; ihre Ortslage der Sehe des Auges gegenüber ändert nicht ihre Benennung. Ohne Kenntnis dieser Grade weiß man nichts von dem Unterschiede zwischen der Liebe und Weisheit der Engel daselbst, noch von dem Unterschied zwischen der Wärme und dem Lichte, worin sie sind, noch von dem Unterschiede zwischen den umkreisenden und zusammenhaltenden Atmosphären. Und wieder weiß man ohne Kenntnis dieser Grade nichts von dem Unterschiede der inwendigen Vermögen, Angehör des Gemüts, so denn von deren Stand in Bezug auf Besserung und Wiedergeburt; nichts von dem Unterschied der äußeren Vermögen, Angehör des Leibes, bei den Engeln sowohl als bei den Menschen; und lediglich nichts von dem Unterschiede zwischen Geistigem und Naturmäßigem, und folglich nichts von der Entsprechung; ja selbst nichts von irgend einem Lebensunterschiede zwischen Mensch und Tier, und von einem Unterschied zwischen vollkommeneren und unvollkommeneren Tieren; noch endlich von den Unterschieden zwischen Formen des Pflanzenreiches und zwischen Stoffen des Mineralreichs. Was uns denn bekundet, daß die, welchen diese Grade unbekannt sind, nicht aus irgend einem Urteil heraus Ursachen zu erschauen vermögen; sie erschauen bloß Wirkungen und beurteilen die Ursachen nach diesen, was meistens mittels einer Induktion geschieht, die an Wirkungen anhält auf dem Wege des Stetigfortlaufenden; indes doch Ursachen nicht Wirkungen hervorbringen auf dem Wege des Abgesetzten; es ist nämlich Ursache etwas anderes, und wieder Wirkung etwas anderes; es liegt zwischen ihnen der Unterschied, wie zwischen Vorgehendem und Nachgehendem, oder wie zwischen Bildendem und Gebildetem.

Zu noch besserem Verständnis, was und wie geartet die abgesetzten Grade sind, und worin ihre Verschiedenheit von stetigfortlaufenden Graden liegt, nehmen wir als Beispiel die Engelshimmel: Es gibt drei Himmel und diese geschieden durch Höhengrade; weshalb ein Himmel ist unterhalb des andern; noch verkehren sie unter sich anders, als durch Einfließen, welches geschieht vom Herrn die Himmel hindurch in Seiner Ordnung bis zum untersten hinab, und niemals umgekehrt. Jeglicher Himmel in sich selbst dagegen ist nicht durch Höhengrade, sondern durch Breitengrade geschieden; diejenigen, welche sich in der Mitte, oder im Zentrum befinden, sind im Licht der Weisheit, die in den Umzirken dagegen bis hinaus zu den Marken in der Weisheit Verschattung, so schwindet und schwindet Weisheit bis zur Unwissenheit, wie Licht in Schatten verschwindet, was auf dem Wege des Stetigfortlaufenden geschieht. Gleiches tritt bei den Menschen ein; das Inwendige, welches ihrem Gemüt angehört, ist in ebensoviele Grade geschieden, als die Engelshimmel es sind, und einer seiner Grade ist oberhalb des anderes, weshalb das Inwendige des Menschen, welches seinem Gemüt angehört, geschieden ist durch abgesetzte Grade oder durch Höhengrade: Daraus die Folge, daß der Mensch kann in dem untersten Grade sein, dann in einem höheren und auch im höchsten, je nach dem Grade seiner Weisheit; und wieder: daß, ist er nun im letzten Grade, der obere Grad verschlossen wird, je wie er Weisheit aufnimmt vom Herrn. Es finden sich auch bei dem Menschen, wie im Himmel, stetigfortlaufende Grade oder Breitengrade. Daß der Mensch himmelähnlich ist, hat zum Grunde, weil das Inwendige seines Gemüts ist der Himmel in kleinster Gestalt, wieweit er in Liebe und in Weisheit ist vom Herrn. (Daß der Mensch für den Betreff des Inwendigen seines Gemüts der Himmel in kleinster Gestalt ist, findet sich ausgeführt in dem Werk über "Himmel und Hölle" Ziff 51-58).

Dies Wenige bekundet, daß, wer von abgesetzten oder Höhengraden nichts weiß, auch nichts wissen kann von dem Stande des Menschen hinsichtlich seiner Besserung und Wiedergeburt, welche vor sich gehen durch Empfang von Liebe und Weisheit vom Herrn, und sofort durch Aufschließung der Grade des Inwendigen seines Gemüts in seiner Reihenfolge; noch kann er etwas wissen von dem Einfließen die Himmel hindurch vom Herrn, noch etwas von der Ordnung, in der er geschaffen ist. Denkt nämlich, überall dies jemand aus stetigfortlaufenden oder Breitegraden, so kann er darein keinen Blick gewinnen als von Wirkungen her, keinen von Ursachen her; aus bloßen Wirkungen aber sehen, ist aus Trugscheinen sehen, und die Folge hiervon sind Irrtümer, einer auf den andern, die sich auf dem Wege der Induktion in der Weise vermehren lassen, daß endlich greuelhaftes Falsches Wahrheit heißt.

Kaum wird bisher etwas zur Kunde gekommen sein über abgesetzte oder Höhengrade, sondern allein über stetigfortlaufende oder Breitengrade: Und doch kann nichts Ursächliches in seiner Wahrheit zum Verständnis kommen ohne Kenntnis der Grade beider Gattungen. Darum müssen wir nun von denselben handeln, denn es ist unser Absehen, daß die Ursachen aufgedeckt werden, und aus diesen heraus Wirkungen erschaut; und daß so das Dunkel zerstiebe, worin der Angehörige der Kirche über Gott ist, und über den Herrn, und im Allgemeinen über die göttlichen Dinge, welche wir Geistiges nennen. Dies kann ich erwähnen: Die Engel sind in Betrübnis wegen des Dunkels aus dem Erbfall. "Kaum irgend an einer Stelle", sagen sie, "lasse sich Licht gewahren, und die Menschen rafften Trugwahrheiten zusammen und begründeten sie, und dadurch häuften sie Falsches, und zur Begründung von diesem brächten sie mittels Erschließungen aus Falschem und aus gefälschtem Wahren Solches auf, das, wegen des Dunkels über den Ursachen und wegen der Unkunde von Wahrheiten, sich nicht zerstreuen lasse. Am tiefsten klagen sie über Begründungen hinsichtlich des von der Liebtätigkeit abgesonderten Glaubens, und über die Rechtfertigung durch diesen; sowie über die Vorstellungen von Gott, von den Engeln und Geistern, und über die Unkunde, was Liebe und Weisheit ist.