11. Es gibt drei unendliche und ungeschaffene Höhengrade in dem Herrn, und es gibt drei endliche und geschaffene Höhengrade in dem Menschen

In dem Herrn sind drei unendliche, und und geschaffene Höhengrade darum, weil der Herr ist die Liebe Selbst und die Weisheit Selbst, wie wir schon wissen; und weil der Herr ist die Liebe Selbst und die Weisheit Selbst, darum ist Er auch die Nutzwirkung Selbst; denn die Liebe hat zum Endzwecke Nutzwirkung, welche sie verwirklicht durch Weisheit; Liebe nämlich und Weisheit ohne Nutzwirkung haben keine Begrenzung oder Auslaufpunkte, oder, anders ausgedrückt, keine Wohnstätte; weshalb man nicht sagen kann, daß sie seien und da-seien, ohne Nutzwirkung worin. Diese drei (-Liebe, Weisheit und Nutzwirkung-) bilden die drei Höhengrade in Subjekten des Lebens: es verhalten sich diese drei wie Urabsicht, Mittelzweck (Ursache genannt), und Endzweck (Wirkung genannt): daß Absicht, Ursache und Wirkung die drei Höhengrade bilden, haben wir ebengezeigt und mannigfach begründet.

Daß drei Grade im Menschen vorhanden sind, bekundet sich an der Emporhebung seines Gemüts bis zu den Graden von Liebe und Weisheit, worin die Engel des zweiten und dritten Himmels sind, denn alle Engel waren als Menschen geboren, und der Mensch, für den Betreff seines Inwendigen, das dem Gemüte zugehört, ist der Himmel in kleinster Gestalt; so viele Himmel es denn gibt, so viele Höhengrade gibt es bei dem Menschen von der Schöpfung her; auch ist der Mensch Abbild und Ähnlichkeit Gottes; weshalb jene drei Grade in den Menschen hineingetragen sind, weil sie sind im Gottmenschen, d.i. im Herrn. Daß jene Grade im Herrn unendlich und geschaffen sind, und daß sie im Menschen endlich und geschaffen sind, bekundet sich aus dem oben Ausgeführten; z.B. daraus, daß der Herr ist Liebe und Weisheit in Sich; und daß der Mensch ist Aufnehmendes der Liebe und der Weisheit vom Herrn; sodann daraus, daß vom Herrn nichts als Unendliches kann ausgesagt werden, und von dem Menschen nichts als Endliches.

Jene drei Grade bei den Engeln heißen der himmlische, der geistige und der naturmäßige, und für sie ist der himmlische Grad der Liebgrad, der geistige Grad der Weisheitsgrad . Die Ursache, warum diese Grade so benannt werden, ist die, weil die Himmel in zwei Reiche geschieden sind, und das eine Reich das himmlische heißt, und das andere das geistige, zu welchen hinzukommt das dritte Reich, in welchem die Menschen auf der Welt sind, welches ist das naturmäßige Reich. Auch sind die Engel, aus welchen das himmlische Reich besteht, in der Liebe, und die Engel, aus welchen das geistige Reich besteht, in Weisheit; die Menschen auf der Welt aber sind in den Nutzwirkungen: und darum sind jene Reiche in Verknüpfung.

Aus dem Himmel vernahm ich, daß in dem Herrn von Ewigkeit, welches ist Jehovah, vor Annahme des Menschlichen auf der Welt die beiden ersteren Grade in Wirklichkeit gewesen seien, und der dritte Grad in Potenz, wie sie auch bei den Engeln sind, daß Er aber mittels Annahme des Menschlichen auf der Welt auch den dritten Grad, welcher der naturmäßige heißt, noch angetan habe, und daß Er dadurch Mensch geworden sei, ähnlich dem Menschen auf der Welt, mit dem Unterschied jedoch, daß dieser Grad, gleich den vorangehenden, endlich und ungeschaffen sei, daß dagegen jene Grade im Engel und im Menschen endlich und geschaffen sind. Das Göttliche nämlich, welches erfüllt hatte alle Räume ohne Raum, drang auch zum Letzten der Natur; vor Annehmung des Menschlichen aber war das göttliche Einfließen in den naturmäßigen Grad vermittelt durch die Engelshimmel, nach der Annahme dagegen unvermittelt von Ihm: welches der Grund ist, warum alle Kirchen auf der Welt vor Seiner Ankunft vorbildend von Geistigem und Himmlischem waren, nach Seiner Ankunft aber naturmäßig-geistig und himmlisch wurden, und der vorbildende Kultus aufgehoben: welches noch weiter der Grund ist, warum - wir sagten es eben - die Sonne des Engelhimmels, welche das Ausgehende Seiner göttlichen Liebe und göttlichen Weisheit war, nach Annahme des Menschlichen in höherem Strahl und Schimmer erglänzte als vor der Annnehmung: dies ist es auch, was die Stelle des Jesaias bezeichnet "An jenem Tage wird sein Licht des Mondes wie Licht der Sonne, und Licht der Sonne wird sein siebenfach wie Licht von sieben Tagen." (30,25); diese Stelle spricht von dem Zustande des Himmels und der Kirche nach der Herabkunft des Herrn in die Welt: so auch die Stelle in der Offenbarung "Das Angesicht des Menschensohnes ward gesehen wie die Sonne glänzt in ihrer Macht" (1,16) und andere Stellen, z.B. Jes. 60,20, Sam.23,3.4, Matth. 17,1.2. Die mittelbare Erleuchtung der Menschen den Engelhimmel hindurch, welche vor der Ankunft des Herrn bestand, läßt sich vergleichen mit dem Lichte des Mondes, welche ist mittelbares Licht der Sonne, weil nämlich dieses nach seiner Ankunft unvermitteltem wurde, steht bei Jesaias, Licht des Mondes soll werden wie Licht der Sonne; und bei David: "Blühen wird an Seinem Tag der Gerechte,, und vieler Friede, bis nicht mehr der Mond" (Ps. 72,7); dies auch ist vom Herrn gesagt.

Daß der Herr von Ewigkeit, oder Jehovah, jenen dritten Grad mittels Annehmung des Menschlichen auf der Welt noch hinzunahm, hatte den Grund, weil Er in jenen nicht eingehen konnte, als mittels einer der Menschennatur ähnlichen Natur, nicht anders denn, als mittels Empfängnisses von seinem Göttlichen, und durch Geburt von der Jungfrau; denn so mochte Er die Natur, welche in sich tot ist, doch aber Aufnahmegefäß des Göttlichen, ausziehen und das Göttliche anziehen. Dies ist die Bedeutung der beiden Zustände des Herrn auf der Welt, welche heißen der Stand der Erniedrigung und der Stand der Verherrlichung. (Hiervon ist gehandelt in der Lehre des Neuen Jerusalem vom Herrn)

Das Bisherige gilt von dem dreistufigen Aufsteigen der Höhengrade im Allgemeinen, weil aber jene Grade sich in Höchstgroßem und in Höchstkleinem finden, wie wir nur eben bemerkten, so läßt sich von ihnen hier nichts in Sonderheit sagen; dies nur, daß dergleichen Grade im Ganzen und im Einzelnen der Liebe, und folglich auch solche Grade im Ganzen und im Einzelnen der Weisheit, und in Folge beider solche Grade im Ganzen und im Einzelnen von Nutzwirkungen sind; daß aber all jene im Herrn sind unendlich, im Engel aber und im Menschen endlich. Wie aber jene Grade sind in Liebe, in Weisheit und in Nutzwirkungen, läßt sich nicht schildern und erörtern, als in stufenweiser Entwicklung.