9. Die Höhengrade sind in ihrem Letzten in Vollendung und in Mächtigkeit

Im vorstehenden Abschnitt ist gezeigt worden, daß der letzte Grad ist Zusammenfassung und Behälter der vorgehenden Grade. Daraus folgt, daß die vorgehenden Grade in ihrem Letzten in ihrem Vollbestand sind; sie stehen nämlich in ihrer Wirkung, und alle Wirkung ist der Ursachen Vollendung.

Daß jene aufsteigenden und niedersteigenden Grade, die wir auch heißen vorgehende, und wieder Höhengrade und abgesetzte Grade, in ihrem Letzten in ihrer Mächtigkeit sind, läßt sich begründen mit alledem, was in Vorstehendem von Sinnlichem und Wahrnehmbarem behufs von Begründungen angeführt wurde: hier will ich solches nur begründen durch die Strebungen, Kräfte und Bewegungen in leblosen Trägern und in lebendigen Trägern. Es ist bekannt, daß die Strebung aus sich heraus nichts wirkt, sondern durch Kräfte, die mit ihr in Entsprechung sind, und daß sie durch letztere Bewegung hervorbringt; sowie, was die Folge hiervon ist, daß die Strebung in alles in den Kräften, und durch die Kräfte in der Bewegung; und, weil die Bewegung ist der Strebung letzter Grad, daß sie durch diese ihre Macht äußert: Strebung, Kraft und Bewegung sind nicht anders verknüpft, als nach Höhengraden, deren Verbindung nicht auf dem Wege des Stetigfortlaufenden vor sich geht, denn sie sind abgesetzt, sondern durch Entsprechungen; Strebung nämlich ist nicht Kraft, noch ist Kraft Bewegung, sondern Kraft wird hervorgebracht von Strebung, denn die Kraft ist Strebung in Aufregung, und Bewegung wird hervorgebracht durch Kraft; deswegen findet sich lediglich keine Mächtigkeit in der Strebung allein, noch in der Kraft allein, sondern in der Bewegung, dem Produkte dieser beiden. Daß dem wirklich so ist, scheint noch Zweifel zuzulassen, weil es nicht mittels Anwendung auf Sinnliches und auf Wahrnehmbares in der Natur klargestellt ist; dennoch ist dies das Vorschreiten derselben Kraftäußerung.

Machen wir eine Anwendung damit auf lebendige Strebung, und auf lebendige Kraft, und auf lebendige Bewegung; die lebendige Strebung im Menschen, einem lebendigen Träger, ist sein Wille, geeint mit Verstand; lebendige Kräfte im Menschen sind, was innerlich seinen Körper bildet, worin durchaus Bewegfibern sind, in mannigfaltigem Sinne verwoben; und lebendige Bewegung im Menschen ist die Handlung, welche hervorgebracht wird durch jene Kräfte von dem mit dem Verstande geeinten Willen: das Inwendige nämlich, welches dem Willen und Verstand angehört, bildet den ersten Grad; das Inwendige, was dem Körper angehört, bildet den zweiten Grad, und der gesamte Körper, die Endfassung dieser beiden, bildet den dritten Grad: daß das Inwendige, welches Angehör des Gemütes ist, in keinem Vermögen steht als mittels der Kräfte im Körper, und daß auch die Kräfte nicht in Vermögen stehen, als mittels Handlung des Körpers selbst, ist kundbare Tatsache. Diese drei wirken nicht in stetigfortlaufender, sondern in abgesetzter Reihe, und, in abgesetzter Reihe wirken, ist durch Entsprechungen wirken; das Inwendige, welches dem Gemüte zugehört, ist in Entsprechung mit dem Inwendigen des Körpers, und, das Inwendige des Körpers in Entsprechung mit dem Auswendigen desselben, durch welches Handlungen zur Erscheinung kommen, weshalb die beiden ersteren durch das Auswendige des Körpers in Vermögen sind. Es könnte scheinen, als ob Strebung und Kräfte im Menschen in etwelches Vermögen treten auch ohne daß eine Handlung vorgeht, wie im Schlaf und in Traumzuständen, es richten sich jedoch in diesem Falle Strebungen und Kräfte in die allgemeinsamen Bewegwerkzeuge des Körpers, welche sind das Herz und die Lunge; stellt sich aber das Handeln dieser ein, so stellen sich auch die Kräfte, und mit den Kräften die Strebungen ein.

Weil das Ganze, der Körper nämlich, seine Vermögen vorzüglich gerichtet hat in Arme und Hände, welche sind Letztes, darum wird durch "Arme" und "Hände", welche sind Letztes, darum wird durch "Arme" und "Hände" im Worte Macht bezeichnet, und durch "die Rechte" höhere Macht. Weil ein solches Entfalten, und gleichsam Hinausstrecken, der Grade in Kraftäußerung vorgeht, darum entnehmen die Engel , welche bei dem Menschen und Entsprechung mit seinem Ganzen sind, aus einer einzigen Leibeshandlung, die mittels der Hand geschieht, wie der Mensch beschaffen ist in Absicht auf Verstand und Willen, dann in Absicht auf Liebtätigkeit und Glauben, so denn in Absicht auf inneres Leben, die Angehör des Gemütes, und in Absicht auf das äußere Leben, welches aus jenem heraus im Körper ist. Daß ein solches Erkennen den Engeln zukommt aus der Körperhandlung mittels der Hände heraus, erregte vielfältig mein Staunen; allein sie ist mir mehrmals in lebendiger Erfahrung erwiesen, und dabei gesagt worden, daraus habe es die Entstehung, daß die Einweihung in geistliches Amt mittels Handauflegung geschehe, und daß durch Händefassen bezeichnet werde Mitteilen, anderer Erscheinungen gleicher Art nicht zu erwähnen. Hieraus wurde der Schluß gezogen, daß der Liebtätigkeit und des Glaubens Ganzes in den Werken sei, und daß Liebtätigkeit und Glauben ohne Werke wie Farbenbögen um die Sonne seien, welche dahinschwinden und von einer Wolke verflattern; aus welchem Grunde so häufig im Worte die Rede wird von "Werken" und von "Tun", und daß der Menschen Seligkeit davon abhänge; auch heißt, wer tut, weise, und wer nicht tut, töricht. Hierbei werde jedoch bemerkt, daß durch "Werke" hier verstanden werden Nutzzwecke, die verwirklicht werden; in diesen nämlich gemäß ist der Liebtätigkeit und des Glaubens Alles, mit den Nutzzwecken besteht jene Entsprechung, weil jene Entsprechung ist geistig, sie geht aber vor sich mittels Substanzen und Materien, welche die Träger sind.

Hier fügt es sich, zwei Geheimnisse kund zu geben, die mit Hilfe des Obenerörterten unter die Verstandesansicht fallen: das erste Geheimnis ist, daß das Wort in dem Buchstabensinn in seinem Vollbestand und in seiner Mächtigkeit ist: es gibt nämlich dreierlei Sinn zufolge den drei Graden im Worte, den himmlischen Sinn, den geistigen Sinn, und den naturmäßigen Sinn: weil dieser dreifache Sinn gemäß den drei Höhengraden im Worte liegt, und die Verknüpfung dieser dreierlei Sinne durch Entsprechungen vor sich geht, darum ist der letzte Sinn, welches der naturmäßige, und Buchstabensinn heißt, nicht nur Endfassung, Behälter und Unterlage der inneren, entsprechenden Sinne, sondern es ist auch das Wort im letzten Sinn in seinem Vollbestand und in seiner Mächtigkeit. Daß es so sei, ist mit vielen nachgewiesen worden in der Lehre des Neuen Jerusalem über die Heilige Schrift Ziff. 27, 35, 36, 49, 50, 61, 62, 69. Das zweite Geheimnis ist: Daß der Herr in die Welt gekommen ist und das Menschliche angenommen hat, damit Er in die Macht sich versetze , zu unterwerfen die Höllen und in Ordnung zu bringen alles, in den Himmeln sowohl als auf den Weltkörpern. Dieses Menschliche fügte Er Seinem früheren Menschlichen bei: das Menschliche, welches Er auf der Welt hinzufügte, war wie das Menschliche eines Menschen auf der Welt, beides jedoch göttlich, und folglich unendlich über dem endlichen Menschlichen von Engeln und Menschen: und weil Er vollständig verherrlichte das naturmäßig Menschliche bis hinaus in dessen Letztem, darum erstand Er mit dem ganzen Leib, wie nie ein Mensch: durch Annahme dieses Menschlichen hat Er die göttliche Allmacht, nicht allein die Höllen zu unterwerfen und die Himmel zu ordnen, sondern auch die Höllen in Ewigkeit unterworfen zu halten und die Menschen zu erretten. Diese Macht bezeichnet den Ausdruck: "Er sitze zur Rechten der Macht und der Kraft Gottes." Weil der Herr durch Annahme des naturmäßigen Menschlichen sich gemacht hat zum göttlichen Wahren im Letzten, darum wird Er genannt das Wort, und gesagt, das Wort sei Fleisch geworden. Das göttliche Wahre im Letzten ist das Wort hinsichtlich des Buchstabensinnes: in diesem hat Er Sich gemacht mittels Erfüllung des Ganzen des Wortes über Ihn in Moses und den Propheten. Ein jeglicher Mensch nämlich ist sein Gutes und sein Wahres, der Mensch ist durch nichts anderes Mensch; der Herr dagegen durch Annehmung des naturmäßigen Menschlichen ist das göttliche Gute selbst und das göttlich Wahre selbst, oder, anders ausgedrückt, Er ist die göttliche Liebe Selbst und die göttliche Weisheit Selbst, sowohl in dem Ersten, als in dem Letzten: darin der Grund, warum Er in den Engelshimmeln als Sonne, nach Seiner Herabkunft auf die Welt in stärkerer Strahlung und in größerem Glanz, als vor Seiner Herabkunft, erscheint. Dies ist das Geheimnis, das infolge der Gradlehre unter Verstandeslicht fällt. Von Seiner Allmacht vor der Herabkunft auf die welt reden wir in Verfolg.