17. Der Ursprung des Bösen liegt in dem Mißbrauch der Vermögen, welche dem Menschen zu eigen sind und den Namen führen Vernunftmäßigkeit und Freiheit

Vernunftmäigkeit drückt das Vermögen aus, zu verstehen Wahres und daraus Falsches, und Gutes und daraus Böses; und Freiheit drückt das Vermögen aus, jenes ungehindert zu denken, zu wollen und zu tun. Das Vorstehende kann uns bekunden, und das Nachfolgende wird noch weiteres bekunden, daß diese beiden Vermögen einem jeglichen Menschen von der Schöpfung her und so denn von Geburt aus zustehen, und daß sie ihm vom Herrn kommen; und daß sie ihm nicht genommen werden; und daß aus ihnen die Erscheinlichkeit rührt, daß der Mensch denkt, redet, will und handelt wie aus sich heraus; und ferner, daß der Herr in diesen beiden Vermögen wohnt bei einem jeglichen Menschen; und daß der Mensch aus dieser Verbindung heraus fortlebt in Ewigkeit; und daß der Mensch durch dieselben und nicht ohne dieselben kann gebessert und wiedergeboren werden; sodann, daß der Mensch durch sie sich vom Tier unterscheidet.

Daß der Ursprung des Bösen aus der Mißbrauchung jener Vermögen rührt, wollen wir in dieser Ordnung entwickel:

I.

Der böse Mensch ebenmäßig wie der gute genießt jener beiden Vermögen

II.

Der böse Mensch mißbraucht derselben zur Begründung von Gutem und Wahrem

III.

Böses und Falsches, einmal begründet, verbleibt bei dem Menschen, und wird Angehör seiner Liebe und sofort deines Lebens

IV.

Das, was Angehör der Liebe und des Lebens geworden ist, wird der Nachkommenschaft eingezeugt

V. 

Alles Böse, eingezeugtes sowohl als hinzugefügtes, wohnt in dem naturmäßigen Gemüt

 I.    Der böse Mensch ebenmäßig wie der gute genießt jener beider Vermögen.         

Daß das naturmäßige Gemüt sich für den Betreff des Verstandes bis zu dem Licht erheben läßt, worin die Engel des dritten Himmels sind, und Wahres erblicken, es anerkennen, und zuletzt es sprechen, findet sich in den vorstehendem Abschnitt erörtert: und es belegt sich damit, daß, weil das naturmäßige Gemüt in dieser Art sich erheben läßt, ebenmäßig der böse Mensch wie der gute Mensch jenes Vermögens, welches Vernunftmäßigkeit heißt, genießt: und weil das naturmäßige Gemüt bis dahin sich erheben läßt, so folgt, daß es jenes auch denken und sprechen kann. Daß es aber solches auch kann wollen und tun, obwohl es dasselbe nicht wirklich will und tut, dies bezeugen Vernunft und Erfahrung;                                                                                            V e r n u n f t:  Wer kann nicht wollen und tun, was er denkt? daß er aber nicht will und tut, liegt darin, daß er nicht liebt es zu wollen und zu tun; daß er kann wollen und tun, ist die Freiheit, welche jeglichem Menschen vom Herrn kommt; daß er aber nicht will und tut Gutes, während er kann, rührt aus der Liebe zu Bösem, welche widerstrebt; dieser kann er jedoch widerstehen, und Manche wiederstehen ihr auch. Dies hat sich mir durch  E r f a h r u n g  in der geistigen Welt mannigfach bestätigt; ich vernahm böse Geister, die innerlich Teufel waren, und die Wahres des Himmels und der Kirche auf der Welt verworfen hatten; solche denn wurden, solange der Reiz des Wissens, worin jeder Mensch vom Knabenalter an ist, durch den Ruhm, der jegliche Liebe wie Feuerglanz umgibt, in Aufregung geraten war, Geheimnisse der Engelwelt inne, ebensogut als gute Geister sie inne wurden, die inwendig Engel waren; sagten doch selbst jene teuflischen Geister, sie könnten zwar wollen und tun diesen gemäß, sie wollten aber nicht; als man ihnen sagte, sie würden sie auch wollen, wofern sie nur Böses als Sünde flöhen, so erwiderten sie, sie könnten auch dies, wollten aber nicht: was denn erwiese. daß Bösen ebenmäßig wie Guten das Vermögen zukommt, welches man Freiheit nennt.  - Befrage Jeder sich selbst, und er wird gewahren, daß es so ist: daß der Mensch kann wollen, rührt daher, weil der Herr, von dem jenes Vermögen kommt, fort und fort verleiht, daß er könne; wir sagten nämlich oben, "der Herr wohne in jenen beiden Vermögen bei einem jeden Menschen", so denn in dem Vermögen oder in der Potenz, wollen zu können. Was das Vermögen zu verstehen, Vernunftmäßigkeit genannt, anbetrifft, so findet sich solches nicht bei dem Menschen, bevor sein naturmäßiges Gemüt die Jahre erreicht; solange ist es gleich einem Samenkorn in unreifer Frucht, welches nicht in der Erde sich aufschließen, und in ein Stengelgewächs sich entfalten kann.

II.  Der böse Mensch mißbraucht der beiden Vermögen in Frage zur Begründung von Bösem und Falschen, und der gute Mensch gebraucht derselben zur Begründung von Gutem und Wahrem.  

Dem Verstandesvermögen, das wir Vernunftmäßigkeit (aus dem Geburtsgeist) nennen, und dem Willensvermögen, das wir Freiheit (aus dem Urichgeist der Liebe) nennen, entnimmt der Mensch, begründen zu können, was er nur will; der naturmäßige Mensch  nämlich kann seinen Verstand zu höherem Licht erheben, soweit als ihm gefällt, wer aber in Bösem und daraus in Falschem ist, erhebt ihn nicht höher als in die obere Region seines naturmäßigen Gemüts, und nur selten in die Region des geistigen Gemüts; der Grund ist, weil er in den Lustreizen der Liebe seines naturmäßigen Gemüts ist, und, geht das Emporheben über dieses hinauf, der Lustreiz jener Liebe verschwindet; geht die Emporhebung wirklich weiter, und erblickt der Mensch Wahres, das in Widerspruch ist mit seinen Lebensreizen oder mit den Satzungen seiner eigenen Verständigkeit, dann verfälscht er entweder jenes Wahre, oder geht es ausweichend vorüber, oder läßt es aus Mißachtung liegen, oder behält es im Gedächtnis, damit es der Liebe seines Lebens, oder dem Dünkel seiner eigenen Verständigkeit als Mittel dienstbar sei. Daß der naturmäßige Mensch begründen kann, was er nur immer will, gibt sich klärlich kund an den vielen Irrlehren in der Christenwelt, deren jede begründet wird von ihren Anhängern. Wer wüßte nicht, daß Böses und Falsches jeder Gattung sich begründen läßt? Begründen läßt sich, und wird von Bösen auch begründet, daß es keinen Gott gebe, und daß die Natur sei Alles, und daß diese sich selbst geschaffen habe; daß Religion nur ein Mittel sei, wodurch einfältiger Sinn im Banne gehalten würde, Menschenklugheit sei es, die alles bewirke, und göttliche Vorsehung nichts, als daß sie das Weltganze im Geleise der Ordnung, worin es geschaffen worden, erhalte; ferner: Totschlag, Ehebruch, Diebstahl, Betrug und Rachehandlungen seien erlaubt, nach der Lehre Machiavellis und seiner Schüler. Dies und Ähnliches mehr kann der naturmäßige Mensch begründen, ja mit seinen Begründungen Bücher füllen; und ist es begründet, alsdann zeigt sich jenes Falsche in seinem Afterlicht, und Wahres in solcher Verschattung, daß man es nur so gewahr wird, wie Gespenster zur Nachtzeit; es bündiger zu sagen: nimm das Allerfalscheste, und bringe es in Vorwurf, und sage einem feinen Kopfe "begründe es", und er wird es begründen bis zu voller Verlöschung alles Wahrheitslichtes: und nun lege die Begründungen zur Seite, kehre und beschaue den Satz selbst aus deiner Vernunftmäßigkeit heraus, und du wirst erblicken das Falsche desselben in seiner Mißgestalt. Dies läßt uns erkennen, daß der Mensch jene beiden Vermögen, welche bei ihm sind vom Herrn, mißbrauchen kann zur Begründung von Bösem und Falschem aller Art.  Dies vermag nicht irgend ein Tier, weil es jene Vermögen nicht besitzt; weshalb das Tier in die volle Ordnung seines Lebens und in alles Wissen seiner naturmäßigen Liebe hineingeboren wird, was nicht der Fall ist beim Menschen.

III. Böses und Falsches, einmal begründet, verbleibt bei dem Menschen, und wird Angehör seiner Liebe und sofort deines Lebens.

Begründungen von Bösem und Falschem sind nichts anderes als Ausdrängungen von Gutem und Wahrem, und, nehmen sie die Überhand, Verwerfungen: denn Böses drängt aus und verwirft Gutes, und Falsches verwirft Wahres: demzufolge sind Begründungen von Bösem und Falschem auch Verschließungen des Himmels, denn alles Gute und Wahre fließt vom Herrn den Himmel hindurch ein; und ist der Himmel verschlossen, dann ist der Mensch in der Hölle, und dort in dem Verein, wo gleiches Böses und Falsches herrscht, welchem er endlich nicht mehr kann entnommen werden. Es ward mir verliehen, mit einigen zu sprechen, die vor Jahrhunderten Falsches ihrer Religion bei sich begründet hatten, und ich fand, daß sie in demselben, gerade so wie sie auf der Welt darin waren, verharrten; der Grund ist, weil alles, was der Mensch bei sich begründet, Angehör seiner Liebe und seines Lebens wird; es wird Angehör der Liebe, weil es wird Angehör vom Willen und Verstand, Wille und Verstand aber machen eines Jeden Leben aus; und wird es Angehör von des Menschen Leben, so wird es nicht nur Bestandteil seines ganzen Gemüts, sondern auch seines ganzen Leibes: wir sehen also, daß ein Mensch , der sich begründet hat in Bösem und Falschem, vom Scheitel bis zur Fußsohle so beschaffen ist, und ist der ganze Mensch so beschaffen, so kann er nicht durch irgend ein Umwenden oder Umbeugen in den Stand des Gegensatzes gebracht, und so denn aus der Hölle gezogen werden. Was hier und weiter oben in diesem Abschnitte gesagt ist, läßt uns erkennen, welches der Ursprung des Bösen ist.

IV. Das, was Angehör der Liebe und des Lebens geworden ist, wird der Nachkommenschaft eingezeugt.   

Wir wissen, daß der Mensch in Böses eingeboren wird, und daß er solches als Erbteil überkommt von den Erzeugern (der geschaffene und in Mann und Frau geteilte Geburtsgeist hat ein Vorleben, die Sicht Swedenborgs deckt sich nicht mit der des Herrn durch Jakob Lorber, folglich nimmt der Mensch nicht nur Erbgut auf, sondern auch das, was er bis dahin seinem Buch des Vorlebens eingeschrieben hat ); und von einigen wird angenommen, nicht von den Erzeugern, sondern diese hindurch von Adam wir alle waren einmal im Stadium eines Adams als Vollmensch), was jedoch ein Irrtum ist; er empfängt dasselbe vom Vater, von welchem ihm die Seele kommt, die mit einem Körper wird bei der Mutter (siehe auch ): der Zeugungsstoff nämlich, welcher vom Vater rührt, ist der erste Lebensbehälter, jedoch ein solcher Behälter, wie er war beim Vater, denn er ist in der Gestaltung von dessen Liebe, und eines jeden Liebe ist im Größten und Kleinsten sich ähnlich, und es ist in demselben ein Anstreben zur Menschengestalt, in die er auch nach und nach eingeht; daraus die Folge, daß das Böse, welches wir Erbböses nennen, vom Vater, so vom Großvater und Urgroßvater in Stufenfolge herabgeerbt hat auf die Nachkommenschaft. Dies bezeugt auch die Erfahrung; es besteht nämlich in Absicht auf Neigungen eine Ähnlichkeit von Völkern mit ihrem ersten Erzeuger, und mehr noch eine Ähnlichkeit der Stämme, und noch mehr eine Ähnlichkeit  der Sippen; in eine solche Ähnlichkeit, daß man Stammfolgen nicht an der Gemütsart nur, sondern auch an den Gesichtszügen auskennt. Wir sprechen an einer anderen Stelle von der Fortzeugung der Liebe zum Bösen; hier wurde nur dies Wenige angeführt, damit man wisse, daß das Böse allmählich von den Erzeugern herabgeerbt, und daß es durch häufenden Erbgang anschwillt, bis zu dem Punkt, daß der Mensch von Geburt her nichts als Böses ist (Niederseele); und daß die Bösartigkeit desselben wächst nach dem Grade der Verschließung des geistigen Gemüts (höhere Seele), denn so wird das naturmäßige Gemüt auch von oben her verschlossen; und daß dieses bei den Nachkommen sich anders nicht wiederbringt, als durch Meiden des Bösen, als Sünde, aus dem Herrn; in dieser und in keiner anderen Art, wird das geistige Gemüt erschlossen, und hierdurch das naturmäßige Gemüt in entsprechende Form gebracht.

V.  Alles Böse, eingezeugtes sowohl als hinzugefügtes, wohnt in dem naturmäßigen Gemüt.

Davon, daß Falsches und Böses daraus im naturmäßigen Gemüte wohnt, ist die Ursache, weil dieses Gemüt in Gestaltung oder im Bilde Welt, das geistige Gemüt hingegen in Gestaltung oder im Bilde der Himmel ist, und im Himmel nicht herbergen kann Böses; weshalb dieses Gemüt von Geburt her nicht aufgeschlossen ist, sondern nur im Vermögen, aufgeschlossen werden zu können (Eingeburt!); das naturmäßige Gemüt nimmt auch seine Gestaltung teilweise von Substanzen der naturmäßigen Welt, das geistige Gemüt hingegen bloß von Substanzen der geistigen Welt, welches in seiner Unverletztheit vom Herrn erhalten wird, auf daß der Mensch könne Mensch werden; er kommt nämlich als Tier auf die Welt, und wird zum Menschen (durch Einlegung des Geburtsgeistes). Das naturmäßige Gemüt mit all dem Seinigen wendet sich in Kreislinien von der Rechten zur Linken, das geistige Gemüt hingegen in Kreislinien von der linken zur Rechten; so sind diese beiden Gemüter in entgegengesetzter Richtung gegen einander; ein Anzeichen, daß das Böse in dem naturmäßigen Gemüt heimisch, und daß es aus sich in Widerwirkung ist gegen das geistige Gemüt; nun hat die Kreisbewegung von der Rechten zu Linken ihre Richtung niederwärts, so denn gegen die Hölle, die Kreisgewegung von der Linken zur Rechten hingegen geht aufwärts, so denn dem Himmel zu: daß es sich so verhält, hat sich mir in Erfahrung erwiesen, daß ein böser Gesit seinen Leib nicht umwenden kann von der Linken zur Rechten, sondern von der Rechten zur Linken; ein guter Geist hingegen kann nur mit Mühe die Kreisbewegung von der Rechten zur Linken mit seinem Leibe machen, leicht hingegen die von der Linken zur Rechten; die Kreisbewegung folgt der Strömung des Inwendigen, welches zum Gemüte gehört.