15. Der naturmäßige Grad des menschlichen Gemüts, in sich gesehen, ist ein stetigfortlaufender, durch die Entsprechung aber mit den beiden oberen Graden erscheint er bei seiner Emporhebung als ob er abgesetzt sei

Diese Wahrheit, so schwer sie auch von solchen zu lassen ist, die noch nicht in der Kunde der Höhengrade sind, muß dennoch kundgetan  werden, weil sie Angehör der Engelsweisheit ist, welche Weisheit, wiewohl sie der naturmäßige Mensch nicht in der Weise denken kann, wie der Engel, doch mit dem Verstand erfaßt werden mag, solange er bis zu dem Lichtgrade, worin die Engel sind, emporgehoben ist; denn bis dahin kann der Verstand erhoben, und gemäß der Erhebung auch erleuchtet werden. Es steigt aber die Erhellung des naturmäßigen Gemüts nicht auf durch abgesetzte Grade, sondern sie schwellt sich auf dem Wege des stetigfortlaufenden Grades; und wie es denn anwächst, so wird es von innen her aus Licht der beiden oberen erhellt. Wie dies erfolgt, läßt sich aus einer Anschauung der Höhengrade klar machen, daß nämlich der eine ist oberhalb  des anderen, und daß der naturmäßige Grad, welcher der letzte ist, gleichsam die gemeinschaftliche Hülle der beiden oberen Grade bildet; je wie alsdann der naturmäßige Grad emporgehoben wird zu dem Grade des nächstoberen, so wirkt der nächstobere von inwendig in den äußeren naturmäßig ein, und erleuchtet denselben: zwar kommt die Erleuchtung von innen her aus dem Lichte der oberen Grade, sie wird aber von dem naturmäßigen Grad, welcher umdeckt und umschließt, aufgenommen auf dem Wege des Stetigfortlaufenden, somit lichter und reiner nach dem Maße des Aufsteigens; d.i. der naturmäßige Grad wird erleuchtet von inwendig her aus dem Lichte der oberen Grade in abgesetzter Art, in sich aber in stetigfortlaufender Art. Das Gesagte bekundet, daß der Mensch, solange er auf der Welt lebt, und dadurch in dem naturmäßigen Grade steht, nicht kann erhoben werden in die eigenste Weisheit, welche bei den Engeln ist, sondern nur in oberes Licht bis hinan zu den Engeln, und sofort Erleuchtung empfangen von ihrem Licht, das von innen heraus einfließt und erhellt. All dies läßt sich jedoch vorerst noch nicht klarer beschreiben, und besser an den Wirkungen absehen; die Wirkungen nämlich setzen die Ursachen, hat man die letzteren zu vorgängigem Verständnis gebracht, in sich in Licht, und so erhellen sie.

Die Wirkungen sind:                                                                                                                                                                                     1. Daß das naturmäßige Gemüt kann bis zu dem Himmelslichte, worin die Engel sind, erhoben werden, und in naturmäßiger Art inne werden, was die Engel in geistiger Art inne werden, somit nicht ebenso füllig; nicht jedoch kann das naturmäßige Gemüt des Menschen in das Engelslicht selbst erhoben werde.                                                                                                                                  2. Daß der Mensch kann, mittelst seines zum Lichte des Himmels erhobenen Gemüts, mit den Engeln denken, ja selbst reden, alsdann aber fließt Denken und Rede des Engels in das naturmäßige Denken und Rede des Menschen ein, und nicht auch umgekehrt, weshalb die Engel mit dem Menschen in naturmäßiger Sprache reden, welches ist die Muttersprache des Menschen.  3. Daß dieses also wird in Folge geistigen Einfließens in Naturmäßiges, und nicht irgend durch naturmäßiges Einfließen in Geistiges.                                                                                                                                                                                                      4. Daß menschliche Weisheit, welche naturmäßig ist solange der Mensch in der naturmäßigen Welt lebt, lediglich nicht in die Engelsweisheit sich emporheben läßt, sondern bloß in eine Art von Abbild davon; der Grund ist, weil Emporhebung des naturmäßigen Gemüts vor sich geht auf dem Wege des Stetigfortlaufenden, wie von Schatten zu Licht oder von Gröberen zu Reinerem. Jedoch gelangt der Mensch , bei welchem der geistige Grad aufgeschlossen ist, in jene Weisheit, wenn er stirbt, und kann auch darein gelangen durch Einschlummerung der Körperempfindungen, und sofort durch Einfließen von obenher in dieses Gemütes Geistiges.                                                                                                                                                                                      5. Des Menschen naturmäßiges Gemüt besteht aus geistigen Substanzen, und zugleich aus naturmäßigen Substanzen; aus dessen Substanzen geht das Denken hervor (Einwohnerschaft), nicht aber aus den naturmäigen Substanzen; letztere Substanzen treten beim Tode des Menschen zurück, nicht aber die geistigen Substanzen; weshalb eben dieses Gemüt nach dem Tode, da der Mensch Geist oder Engel wird, in ähnlicher Gestalt verbleibt, worin es auf der Welt war.                                                                                    6. Die naturmäßigen Substanzen dieses Gemüts, welche, wie nur eben bemerkt ist, infolge des Todes zurücktreten, bilden eine hautartige Umhüllung des geistigen Leibes, worin Geister und Engel sind. Durch solche Umhüllung, welche der naturmäßigen Welt entnommen ist, bestehen die geistigen Leiber derselben, denn Naturmäßiges ist letzte Umfangung; darin liegt, daß es keinen Geist oder Engel gibt, der nicht als Mensch wäre geboren worden. Diese Geheimnisse der Engelweisheit werden hier angeführt, damit man wisse, wie bei dem Menschen das naturmäßige Gemüt beschaffen ist, von dem im Verfolge noch weitere Rede wird. (Swedenborg blickte m.E. aus der Hierarchie Satanas. Sie Welt der nicht gefallenen Engel liegt außerhalb dieser Hierarchie. Innerhalb der Hierarchie Satanas sind alle Geister und Engel einmal auf der Erde inkarniert gewesen. Deswegen darf das Werk Swedenborgs z.B. nicht mit dem Lorber-Werk verglichen werden, z.B. mit dem 5. Kapitel des ersten Buches der Haushaltung Gottes)

Ein jeglicher Mensch wird geboren in das Vermögen, Wahres zu begreifen bis zum innersten Grad, in welchem die Engel des dritten Himmels befindlich sind; denn der menschliche Verstand nimmt, indem er auf dem Wege des Stetigfortlaufenden längs der beiden oberen Grade hinansteigt, das Licht der Weisheit jener Grade auf, in der Art, wie wir oben zeigten; daraus die Folge, daß der Mensch kann vernunftmäßig werden nach dem Maß der Erhebung; wird er zum dritten Grad emporgehoben, so wird er vernunftmäßig aus dem dritten Grad; wird er zum zweiten Grad emporgehoben, so wird er vernunftmäßig aus dem zweiten Grad; und wird er nicht erhoben, so ist er vernunftmäßig im ersten Grad: "er werde vernunftmäßig aus jenen Graden", sagen wir, weil der naturmäßige Grad das gemeinsame Aufnahmegefäß ihres Lichtes ist. Daß der Mensch nicht weise wird bis zu der höchsten Stufe, deren er fähig ist, hat seinen Grund darin, weil Liebe, welche ist Angehör des Willens, nicht gleichmäßig wie Weisheit, welche ist Angehör des Verstndes, erhoben werden kann; Liebe, welche ist Angehör des Willens, erhebt sich bloß durch Meidung des Bösen als Sünde, und sofort durch Liebtätigkeitsgutes, (Nutzwirkungen nämlich), welches der Mensch, zuletzt aus dem Herrn leistet; hebt sich denn nicht Liebe, welche ist Angehör des Willens, zugleich mit empor, so senkt sich Weisheit, welche ist Angehör des Verstandes, wie hoch sie auch immer möchte gestiegen sein, doch wieder auf die Linie ihrer Liebe nieder: darin der Grund, warum der Mensch, wenn sich nicht seine Liebe zugleich in den geistigen Grad erhebt, doch immer nicht vernunftmäßig ist, als nur auf der untersten Stufe. Dies läßt uns erkennen, daß des Menschen Vernunftmäßiges in der Erscheinlichkeit wie dreigradig ist, Vernunftmäßiges aus Himmlischem, Vernunftmäßiges aus Geistigem, und Vernunftmäßiges aus Naturmäßigem; und wieder, daß jederzeit Vernunftmäßigkeit, das Vermögen nämlich sich emporheben zu können, dem Menschen beiwohnt.

Wir sagten, ein jeglicher Mensch werde in dieses Vermögen, in die Vernunftmäßigkeit nämlich, hineingeboren, verstehen aber dabei jeglichen Menschen, bei welchem nicht das Äußere durch Zufälle (= göttliche Vorsehung), sei es im Mutterleib, oder nach der Geburt infolge von Krankheit, oder einer Kopfverletzung, oder durch eine hervorbrechende und die Bande sprengende Leidenschaft zerrüttet worden ist; bei solchen kann sich das Vernunftmäßige nicht erheben; das Leben nämlich, welches in Willen und Verstand liegt, hat bei solchen keine Beschließungen, in die es ausliefe, und die so beschickt wären, daß es ordnungsgemäß könnte die letzten Verrichtungen vollbringen, denn es äußert sich gemäß den Bestimmungen, wiewohl nicht aus den letzten Bestimmungen heraus. Auch bei Kindern und Knaben kann das fragliche Vermögen nicht eintreten, wie wir gleich nachher sehen werden.