14. Der Mensch, wird bei ihm nicht der höhere Grad, welcher geistig ist, aufgeschlossen, wird naturmäßig und sinnenhaft

Oben sahen wir, daß es drei Grade des menschlichen Gemütes gibt, genannt der naturmäßige, der geistige und der himmlische, und daß diese Grade nach und nach bei dem Menschen können aufgetan werden. Ferner sahen wir, daß zuerst aufgeschlossen wird der naturmäßige Grad, und dann, flieht der Mensch Böses als Sünde und sieht er zum Herrn auf, der geistige Grad, und endlich der himmlische. Weil diese Grade nach ihrer Reihenfolge geöffnet werden, gemäß des Menschen Leben, so folgt, daß die beiden oberen Grade auch nicht können aufgeschlossen werden, und daß der Mensch alsdann in dem naturmäßigen Grade, welches ist der letzte, verbleibt. Es ist bekannt auf der Welt, daß der Mensch sich in den naturmäßigen und in den geistigen, oder in den äußeren Menschen, teilt; unbekannt aber ist, daß der naturmäßige Mensch zum geistigen wird durch Aufschließung eines bestimmten höheren Grades bei ihm, und daß die Aufschließunmg erfolgt durch geistiges Leben, welches ist das Leben den göttlichen Geboten gamäß; und daß ohne Leben diesen gemäß der Mensch naturmäßig bleibt.

Es gibt drei Gattungen naturmäßiger Menschen; die eine Gattung besteht aus solchen, welche nichts wissen von den göttlichen Geboten; die andere aus solchen, welche wissen, daß dergleichen bestehen, nicht aber an ein Leben ihnen gemäß denken; die dritte aus solchen, welche dieselben mißachten und leugnen. Was die erste Gattung, solcher nämlich, die nichts von göttlichen Geboten wissen, betrifft, die können nicht anders, als naturmäßig bleiben, weil sie sich selbst nicht belehren können; jeder Mensch wird über die göttlichen Gebote von anderen belehrt, welche dieselben aus der Religion kennen, und nicht durch unmittelbare Offenbarungen. Die von der zweiten Gattung, solche nämlich, welche das Dasein der göttlichen Gebote kennen, nicht aber an ein Leben ihnen gemäß denken, bleiben ebenfalls naturmäßig und heften ihr Augenmerk einzig auf Dinge der Welt und des Leibes; diese werden nach dem Tode Dienende und Knechte je nach den Leistugnen, die sie solchen tun können, welche geistig sind; denn der naturmäßige Mensch ist Dienender und Knecht, der geistige Mensch aber ist Hausvater und Herr. Die von der dritten Gattung, welche die göttlichen Gebote mißachten und leugnen, bleiben nicht nur naturmäßig, sondern sie werden auch sinnenhaft nach Verhältnis der Mißachtung und Verwerfung: Sinnenhafte sind Naturmäige niedrigster Ordnung, welche nicht vermögen über Erscheinlichkeiten und Täuschungen der Körpersinne hinaus zu denken; solche sind nach dem Tode in der Hölle.

Weil man in der Welt nicht zur Klarheit gebracht hat, was der geistige Mensch ist und was der naturmäßige Mensch, und von manchen geistig genannt wird der, welcher lediglich naturmäßig ist, und wieder umgekehrt, darum wollen wir genauer entwickeln:

I.    Was ist naturmäßiger Mensch und was ist geistiger Mensch?                                                                                                           II.  Wie artet der naturmäßige Mensch, bei welchem der geistige Grad erschlossen ist?                                                                      III. Wie artet der naturmäßige Mensch, bei welchem der geistige Grad nicht erschlossen ist, jedoch aber auch nicht verschlossen? IV. Wie artet der naturmäßige Mensch, bei welchem der geistige Grad völlig verschlossen ist?                                                          V.   Welches ist endlich der Unterschied zwischen dem Leben des rein-naturmäßigen Menschen und dem Leben des Tieres?

I.   Was ist naturmäßiger Mensch und was geistiger Mensch?                                                                                   

Der Mensch ist nicht Mensch vermöge Angesichts des Leibes, sondern kraft Verstandes und Willens (unser Geburtsgeist äußert sich in Verstand und Willen, bis zur seelischen Wiedergeburt überläßt er die Herrschaft unserem Wachbewußtsein im Verstand und Willen); weshalb unter naturmäßigem Menschen und geistigem Menschen sein Verstand und sein Wille gemeint sind, daß diese nämlich entweder naturmäßig oder geistig seien. Der naturmäßige Mensch ist für den Betreff seines Verstandes und seines Willens wie die naturmäßige Welt, und mag auch genannt werden Welt oder Mikrokosmos; und der geistige Mensch für den Betreff seines Verstandes und seines Willens ist wie die geistige Welt, und mag auch heißen geistige Welt oder Himmel. Dies bekundet, daß der naturmäige Mensch, weil er in einer Art von Abbild die naturmäßige Welt ist, liebt, was der naturmäßigen Welt ist, und daß der geistige Mensch, weil er in einer Art von Abbild die geistige Welt ist, liebt, was der geistigen Welt oder des Himmels ist: zwar liebt der geistige Mensch auch die naturmäßige Welt, jedoch nicht anders, als wie der Hausherr seinen Dienstboten, durch welchen er Nutzzwecke erfüllt; je nach den Nutzzwecken wird auch der naturmäßige Mensch wie geistig, was der Fall ist, wenn der naturmäßige Mensch Reiz empfindet an Nutzwirkungen aus Geistigem; ein naturmäßiger Mensch dieser Art mag naturmäßig-geistig heißen. Der geistige Mensch liebt geistiges Wahres, er liebt nicht nur, es zu wissen und zu verstehen, sondern er will es auch; der naturmäßige Mensch dagegen liebt jenes Wahre zu reden und auch zu tun; Wahres tun, ist Nutzzwecke erfüllen. Diese Unterordnung rührt aus der Verbindung der geistigen Welt und der naturmäßigen Welt; denn was immer zur Erscheinung kommt und geschieht in der naturmäßigen Welt, nimmt seine Entstehung in der geistigen Welt. Dies bekundet, daß der geistige Mensch völlig geschieden ist vom naturmäßigen Menschen, und daß keine andere Gemeinschaft zwischenliegt, als welche zwischen Ursache und Wirkung besteht.

II.  Wie artet der naturmäßige Mensch, bei welchem der geistige Grad erschlossen ist?   

Der naturmäßige Mensch ist vollständiger Mensch, solange der geistige Grad bei ihm aufgeschlossen ist; denn er ist alsdann gesellt mit den Engeln im Himmel, und zugleich gesellt mit Menschen auf der Welt, und für beiden Betreff lebt er unter der Obhut des Herrn; der geistige Mensch nämlich holt Befehle ein mittels des Wortes vom Herrn, und führt sie aus mittels des naturmäßigen Menschen. Der naturmäßige Mensch, welchem der geistige Grad erschlossen ist, weiß nicht, daß er denkt und handelt aus seinem geistigen Menschen heraus, denn es erscheint wie aus ihm, während es nicht aus ihm heraus, sondern aus dem Herrn geschieht.  Der naturmäßige Mensch, dessen geistiger Grad erschlossen ist, weiß nicht, daß er durch seinen geistigen Menschen im Himmel ist, während doch sein geistiger Mensch in Mitte der Engel des Himmels ist, und auch bisweilen den Engeln sichtbar erscheint, jedoch, weil er sich zu seinem naturmäßigen Menschen zurückzieht, nach kurzem Weilen daselbst verschwindet. Der naturmäßige Mensch, bei welchem der geistige Grad erschlossen ist, weiß auch nicht, daß sein geistiges Gemüt ist von tausend Geheimnissen der Weisheit, und von tausend Wonnen der Liebe vom Herrn, und daß er in dieselben nach dem Tode gelangt, wenn er Engel wird: der Grund, warum der naturmäßige Mensch um dieses nicht weiß, liegt darin, weil der Verkehr zwischen dem naturmäßigen und geistigen Menschen durch Entsprechungen vor sich geht, und Verkehr durch Entsprechungen sich nicht anders kundbar macht im Verstande, als daß man Wahres in Licht sieht, und nicht anders im Willen, als daß man Nutzzwecke erfüllt aus Trieb.

III. Wie artet der naturmäßige Mensch, bei welchem der geistige Grad nicht erschlossen ist, jedoch aber auch nicht verschlossen?

Der geistige Grad ist nicht aufgeschlossen, jedoch auch nicht verschlossen bei solchen, die einiges Leben der Liebtätigkeit führten, doch aber wenig Echtwahres gekannt haben; der Grund ist, weil jener Grad sich erschließt mittels Verbindung von Liebe und Weisheit, oder von Wärme und Licht; Liebe, nämlich geistige Wärme, allein schließt ihn nicht auf, noch Weisheit, oder geisstiges Licht, allein, sondern nur beide in Verbindung; kennt man denn nicht Echtwahres, woraus Weisheit oder Licht, so vermag Liebe nicht, jenen Grad aufzuschließen, sondern hat ihn bloß in der Potenz, eröffnet werden zu können;  und dies bezeichnet der Ausdruck: "er sei nicht zugeschlossen." Es geschieht hier Gleiches wie im Pflanzenreich, daß nämlich Wärme allein den Samenkörnern und Bäumen keine pflanzliche Entwicklung bringt, sondern Wärme in Verbindung mit Licht solches bewirkt. Bemerkt man, daß alles Wahre ist Angehör von geistigem Licht, und alles Gute Angehör von geistiger Wärme, und daß Gutes durch Wahres erschließt geistigen Grad, indem Gutes durch Wahres Nutzwirkung hervorbringt, und Nutzwirkung Liebesgutes ist, welches sein Grundwesen nimmt aus der Verbindung von Gutem und Wahrem. Das Los derer, bei welchen der geistige Grad nicht eröffnet ist, und doch auch nicht verschlossen, ist nach dem Tode dieses, daß sie doch immer naturmäßig sind und nicht geistig, zu unterst im Himmel sind, wo sie zuweilen Widriges erdulden; oder daß sie sind irgendwo in einem oder anderen Himmel an den Marken, wo sie sozusagen in Abendlicht sind; denn - wir bemerkten es schon - im Himmel und in jedem Vereine desselben verschwächt sich das Licht von der Mitte heraus zu den Marken, und in der Mitte weilen, welche in göttlichem Wahren sind vor den anderen, an den Marken aber, die in dürftigem Wahren sind: in dürftigem Wahren aber sind, die mehr nicht wissen aus der Religion, als daß es einen Gott gibt, und daß der Herr für sie gelitten hat, auch daß Liebtätigkeit und Glaube wesentliche Stücke der Kirche seien, ohne daß sie Reiz empfänden zu wissen, was Glaube und was Liebtätigkeit ist; indeß doch Glaube in seinem Grundwesen Wahrheit, und Wahrheit vielartig, und Liebtätigkeit sämtliches Berufswerk ist, das der Mensch vollbringt aus dem Herrn: und das er völlig aus dem Herrn alsdann vollbringt, wenn er Böses flieht als Sünde. Es verhält sich nach dem Obengesagten, daß nämlich Absicht ist das Ganze der Ursache, und Wirkung das Ganze der Absicht die Ursache hindurch; Absicht ist Liebtätigkeit oder Gutes, Ursache ist Glaube oder Wahres, und Wirkungen sind gute Werke oder Nutzwirkungen; woraus ersichtlich ist, daß aus Liebtätigkeit sich nicht mehr in die Werke hineintragen läßt, als wieweit Liebtätigkeit verbunden isr mit Wahrem, welches wir Glaubenwahres nennen; durch dieses geht die Liebtätigkeit ein in die Werke und gibt ihnen ihre Geschaffenheit.

IV. Wie artet der naturmäßige Mensch, bei welchem der geistige Grad völlig verschlossen ist?       

Der geistige Grad verschließt sich bei solchen, die in Bösem sind hinsichtlich des Lebens, und mehr noch bei solchen, die aus Bösem heraus in Falschem sind; es tritt hier etwas Ähnliches ein, wie bei einem Nervenfäserchen, das bei der leichtesten Berührung eines fremdartigen Körpers sich zusammenzieht, und ebenso jede Bewegungsfiber  der Muskel, ja die Muskel selbst, wie auch der ganze Leib, von der Berührung eines harten oder kalten Körpers; so denn auch die Substanzen oder Formen des geistigen Grades  bei dem Menschen in Folge von Bösem und von Falschem aus diesem, denn diese sind fremdartig; der geistige Grad nämlich, weil er in der Form des Himmels ist, läßt nur Gutes bei, und Wahres, das aus Gutem ist, denn diese sind ihm homogen; Böses aber und Falsches, das Bösem zugehört, ist fremdartig. Dieser Grad zieht sich zusammen und verschließt sich durch Zusammenziehung vorzüglich bei solchen, die auf der Welt aus Selbstliebe in Herrschliebe sind, weil dies Liebe den Gegensatz bildet wider die Liebe zum Herrn; er verschließt sich auch bei solchen, die aus Weltliebe in leidenschaftlichem Gelüste nach dem Besitze fremder Güter sind, jedoch nicht in demselben Maße; die Ursache, warum diese Liebgattungen den geistigen Grad verschließen,  ist die, weil sie die Grundquellen des Bösen sind. Die Zusammenziehung oder Verschließung dieses Grades ist wie das Umbeugen eines Fühlfadens nach der entgegengesetzten Seite; was denn verursacht, daß, wenn dieser Grad verschlossen ist, er das Licht des Himmels abweist, wodurch denn, statt Himmelslicht, da Finsternis ist; sonach wird Wahrheit, die in Himmelslicht ist, Widerndes. Bei solchen verschließt sich nicht nur dieser Grad selbst, sondern auch die obere Gegend des natürmäßigen Grades, welche die vernunftmäßige heißt; bis denn allein noch geöffnet steht die untere Gegend des naturmäßigen Grades, welche die sinnenhafte heißt, denn diese liegt zunächst der Welt und den äußeren Körpersinnen, aus welchen denn ein solcher Mensch denkt, redet und schließt. Der naturmäßige Mensch, der sinnenhaft geworden ist durch Böses und durch Falsches heraus, der erscheint in der geistigen Welt, in Himmelslicht gesehen, nicht als Mensch, sondern als Mißgestalt, auch mit eingedrückter Nase; mit eingedrückter Nase darum, weil Nase in Entsprechung ist mit Innewerden von Wahrem; ein solcher trägt selbst keinen Strahl von Himmelslicht; in ihren Höhen haben sie kein anderes Licht, als wie das Licht aus Kohlenglut. Das Gesagte bekundet, welches und wie beschaffen die sind, bei welchen der geistige Grad verschlossen ist.

V.   Welches ist endlich der Unterschied zwischen dem Leben des rein-naturmäßigen Menschen und dem Leben des Tieres?

Über diesen Unterschied in der Folge, wo vom Leben besonders die Rede wird; hier nur soviel: das Unterscheidungsmerkmal ist, daß der Mensch hat drei Grade des Gemütes, oder drei Grade des Verstandes und des Willens; und daß diese Grade sich im Stufengang erschließen lassen, wo denn, weil sie durchscheinend sind, der Mensch für den Betreff  des Verstandes erhoben werden kann in Licht des Himmels, und Wahres schauen, nicht allein staatlicher und sittlicher Art, sondern auch geistiger Art, und aus geschautem Mannigfaltigem Wahres erschließen in Folgereihe, und so den Verstand vervollkommnen in Ewigkeit. Das Tier hingegen hat nicht die beiden höheren Grade, sondern bloß die naturmäßigen Grade, die ohne höheren Grade in keinerlei Vermögen stehen zu denken über etwas Staatliches, Sittliches oder Geistiges; und weil seine naturmäßigen Grade nicht fähig sind der Aufschließung, und folglich der Emporhebung in höheres Licht, so kann es nicht denken in Skzessivordnung, sondern nur in Gesamtordnung, was nicht ist denken, sondern aus dem in Entsprechung mit seiner Liebe stehenden Wissen heraus tun; und weil es nicht kann analytisch denken, und das niedere Denken von irgendeinem höheren herab schauen, darum kann es nicht reden, sondern bloß dem Wissen seiner Liebe gemäß Töne geben. Doch unterscheidet sich der sinnenhafte Mensch, welcher naturmäßig auf niederster Stufe ist, vom Tiere lediglich nur darin, daß er das Erinnerungsvermögen kann mit Wißtümlichem anfüllen, und aus diesem heraus denken und reden, was er aus dem, jeglichen Menschen zukommenden Vermögen nimmt, Wahres verstehen zu können, wenn er will; dieses Vermögen ist das Unterscheidende; wobei jedoch Manche durch Mißbrauch dieses Vermögens sich unter das Tier herab gestellt haben.