Das naturmaessige Gemuet

16. Das naturmäßige Gemüt, weil es umdeckt und umfängt die oberen Grade des menschlichen Gemüte, ist reagierend; und, werden die oberen Grade nicht erschlossen, so wirkt es wider sie, werden sie aber aufgeschlossen, so wirkt es mit ihnen

Im vorstehenden Abschnitt wurde gezeigt, daß das naturmäßige Gemüt, weil es ist im letzten Grad, umdeckt und umschließt das geistige Gemüt und das himmlische Gemüt, welche höher sind unter dem Gesichtpunkte des Grades: hier nun kommt zu erweisen, daß das naturmäßige Gemüt regiert wider die oberen und inwendigeren Gemüter. Die Ursache, daß es reagiert, liegt darin, weil es jene umdeckt, umfängt und umschließt, und dies ohne Reaktion nicht geschehen kann; denn, wofern es nicht reagierte, so würde das Inwendige oder Umfangene sich aus seinem Verbande lösen, aus der Umgebung herausbrechen, und so denn auseinanderfallen: es wäre der gleiche Fall, wie, wenn die Hautbedeckungen im den menschlichen Körper her nicht in Reaktion ständen, die Eingeweide, welche des Körpers Inwendiges bilden, herausbrechen und sich aus dem Verbande lösen würden; oder auch so, wie wenn die die Bewegungsfibern des Muskels umdeckende Membrane nicht regierte wider die Kräfte jener Fibern in der handelnden Bewegung, nicht allein das Handeln aufhörte, sondern auch die inwendigen Gewebe sich alle lösen würden. Gleiches tritt ein bei jedem letzten Grad von Höhengraden: somit bei dem naturmäßigen Gemüt im Verhalten zu den höheren Graden; es gibt nämlich, wie wir oben sahen, drei Grade im menschlichen Gemüt, den naturmäßigen, geistigen und himmlischen, und das naturmäßige Gemüt steht in dem letzten Grad. Daß das naturmäßige Gemüt regiert wider das geistige Gemüt, hat auch den Grund, weil das naturmäßige Gemüt nicht bloß aus Substanzen der geistigen Welt besteht, sondern auch aus Substanzen der naturmäßigen Welt, wie wir ebenmäßig schon wissen, und weil Substanzen der naturmäßigen Welt kraft ihrer Natur schon reagieren wider Subszanzen der geistigen Welt, denn die Substanzen der naturmäßigen Welt sind in sich leblos, und werden von außenher in Bewegung gesetzt von Substanzen der geistigen Welt, und was leblos ist und von außenher in Bewegung gesetzt wird, tut kraft seiner Natur Widerstand, und ist so kraft seiner Natur in Reaktion. Dies bekundet uns, daß der naturmäßige Mensch reagiert wider den geistigen Menschen, und daß Kampf besteht: gleichbedeutend ist, ob wir sagen, "der naturmäßige und der geistige Mensch", oder "das naturmäßige und das geistige Gemüt."

Aus dem Gesagten ergibt sich, daß, wenn das geistige Gemüt verschlossen ist, das naturmäßige Gemüt in steter Gegenwirkung ist gegen das, was des geistigen Gemüts ist, und in Furcht, es möchte von daher etwas einfließen, wodurch seine Zustände verstört würden: alles das, was das geistige Gemüt hindurch einfließt, ist aus dem Himmel, denn das geistige Gemüt ist in Form der Himmel; und alles, was in das naturmäßige Gemüt einfließt, ist aus der Welt, denn das naturmäßige Gemüt ist in Form die Welt; woraus denn folgt, daß das naturmäßige Gemüt solange, als das geistige Gemüt verschlossen ist, in Reaktion steht wider des Himmels Alles, und solches nicht an sich heran läßt, als wieweit es ihm als Mittel für Erwerb und Besitz dessen dient, was der Welt ist; und wenn, was des Himmels ist, als Mittel dient dem naturmäigen Menschen für seine Zwecke, dann werden diese Mittel, erscheinen sie auch wie himmlisch, dennoch naturmäßig; der Zweck nämlich verleiht ihnen die Eigenschaft, daß sie werden wie Wißtümliches des naturmäßigen Menschen, in welchem innerlich kein Leben ist. Weil sich jedoch das Himmlische nicht in der Weise mit Naturmäßigen verbinden läßt, daß sie übereinwirken, darum scheiden sie sich ab, und das Himmlische bei rein naturmäßigen Menschen lagert sich auswendig im Umkreis um Naturmäßiges her, das innerhalb ist: darin der Grund, warum ein rein naturmäßiger Mensch kann reden und lehren Himmlisches, und es auch in Handlungen heucheln, obgleich er innerlich dawider denkt; letzteres tut er, wenn er mit sich allein ist, jenes hingegen, wenn er in Gesellschaft ist.

Das naturmäßige Gemüt, oder der naturmäßige Mensch , widerstrebt kraft angeborener Reaktion dem, was des geistigen Menschen ist, wenn er sich und die Welt über alles liebt; dann fühlt er auch Reiz an Bösem aller Art, wie Ehebruch, an Trügereien, an Nachhandlungen, an Lästerung usw., und alsdann bekennt dieser sich auch zu der Natur als Schöpferin des Alls: und alles begründet er vermittels seines Vernunftmäßigen; und nach erfolgter Begründung verkehrt oder erstickt oder wirft er hinter sich Gutes und Wahres des Himmels und der Kirche, und endlich meidet er dasselbe, oder weist es ab, oder haßt es; diese in seinem Geist, und so weit im Körper, als er aus seinem Geist heraus mit Anderen ohne Besorgnis für Einbuße an seinem Leumund im Bezug auf äußere Geltung und Erwerb zu reden wagt. Ist der Mensch so beschaffen, dann verschließt er sein geistiges Gemüt stufenweise enger und enger: hauptsächlich verschließen Begründungen von Bösem mittels Falschem; und darin liegt der Grund, warum begründetes Böses und Falsches nach dem Tode sich nicht ausmerzen läßt; es läßt sich einzig auf der Welt ausrotten mittels Reue.

Völlig anders hingegen ist der Zustand des naturmäßigen Gemüts, wenn das geistige Gemüt aufgeschlossen ist; alsdann wird das naturmäßige Gemüt zur Fügsamkeit gegen das geistige Gemüt beschickt, und diesem untergeordnet, denn das geistige Gemüt wirkt von oben herab, oder, was gleichbedeutend ist, von innen heraus auf das naturmäßige Gemüt, und beseitigt, was dort entgegenwirkt; und paßt sich das an, was gleichartig mit ihm wirkt, wodurch denn allmählich die überwiegende Reaktion aufgehoben wird. Man bemerke, daß in den höchstgroßen und in den höchstkleinen Dingen des Weltganzen, belebten sowohl als unbelebten, Aktion und Reaktion ist; daraus alles Ebengewicht; und letzteres hebt sich auf, wenn die Aktion die Reaktion überwiegt und umgekehrt: Gleiches ist der Fall bei dem naturmäßigen Gemüt und dem geistigen Gemüt; handelt das naturmäßige Gemüt aus seiner Liebe Lockungen und aus seines Denkens Reizen, beide in sich Böses und Falsches, heraus, alsdann drängt die Reaktion des naturmäßigen Gemüts das aus, was des geistigen Gemüts ist, und verrammt die Zugänge, damit es nicht hereinkomme, und macht, daß die Reaktion aus Solchem geschehe, das mit seiner Reaktion zusammenstimmt; so geht vor sich Aktion und Reaktion des naturmäßigen Gemüts, welche den Gegensatz bildet von Aktion und Reaktion des geistigen Gemüts, und die Folge davon ist Verschließung des geistigen Gemüts gleich der Umbeugung eines Fühlfadens. Wird hingegen das geistige Gemüt ausgeschlossen, dann wird Aktion und Reaktion des naturmäßigen Gemüts von oben herab (oder von innen heraus) und zugleich mittels dessen, was zu seiner Botmäßigkeit beschickt ist in dem naturmäßigen Gemüt, von innen und von außen her, und beugt den Fühlfaden um, in welchem ist Aktion und Reaktion des naturmäßigen Gemüts; denn letzteres Gemüt ist von Geburt her in Widerstrebsamkeit gegen das, was des geistigen Gemütes ist; es liegt dies in ihm durch Erbgang zu den Erzeugern her, wie wir wissen. Dies ist die Zustandsänderung, welche man Besserung und Wiedérgeburt nennt; der Zustand des naturmäßigen Gemüts von der Besserung läßt sich vergleichen mit einem Fühlfaden, der sich krümmt oder herumwindet niederwärts, nach der Besserung hingegen läßt er sich vergleichen mit einem Fühlfaden, der sich krümmt oder herumwindet aufwärts; weshalb der Mensch vor der Besserung niederwärts blickt zur Hölle, nach der Besserung aber aufwärts zum Himmel.