13. Das geistige Licht fließt durch die drei Grade bei dem Menschen ein, nicht aber die geistige Wärme, als in dem Maße, wie der Mensch Böses als Sünde meidet und zum Herrn aufsieht

Wir wissen aus dem Erörterten, daß von der Himmelssonne, welche das erste Ausgehende der göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit ist, hervorgeht das Licht und die Wärme, von der Weisheit das Licht, und von der Liebe die Wärme; und daß das Licht ist das Aufnahmegefäß der Weisheit, und die Wärme das Aufnahmegefäß der Liebe; und daß in dem Maße, wie der Mensch in Weisheit gelangt, er in jenes göttliche Licht gelangt, und in dem Maße, wie die Liebe, so in jene göttliche Wärme. Aus dem Erörterten wissen wir ferner, daß es drei Lichtgrade und drei Wärmegrade , oder drei Weisheits- und drei Liebegrade gibt, und daß jene drei Grade dem Menschen eingebildet sind, damit der Mensch Aufnahmegefäß der göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit, so des Herrn, sei. Hier nun kommt zu erweisen, daß das geistige Licht einfließt jene drei Grade hindurch bei dem Menschen, nicht aber die geistige Wärme, als nur in dem Maße, wie der Mensch Böses als Sünde meidet und zum Herrn aufsieht; oder, dies anders ausgedrückt: daß der Mensch aufnehmen könne Weisheit bis zum dritten Grade, nicht aber Liebe, wofern er nicht Böses als Sünde meidet und zum Herrn aufsieht; oder wieder mit anderen Worten: daß des Menschen Verstand in Weisheit kann erhoben werden, nicht aber sein Wille, als nur in dem Verhältnis, wie er Böses als Sünde flieht.

Daß der Verstand kann emporgehoben werden in Himmelslicht, oder in Engelsweisheit, und daß der Wille nicht kann erhoben werden in Himmelswärme oder in Engelsliebe, wenn er nicht Böses als Sünde meidet und zum Herrn aufsieht hat sich mir klar durch Selbstansicht in der geistigen Welt bekundet; gar manchmal sah ich und ward ich inne, daß Geister schlichter Art, welche bloß wußten, daß es einen Gott gebe, und daß der Herr als Mensch geboren sei, und sonst so gut wie nichts, Geheimnisse der Engelweisheit völlig verstanden, nahezu wie die Engel; ja sogar nicht diese nur, sondern auch manche aus der Teufelsrotte. Allein sie verstanden, während sie hörten, nicht aber, während sie bei sich dachten; während sie nämlich hörten, trat Licht von oben ein, dachten sie aber bei sich, dann konnte kein anderes eintreten, als das ihrer Wärme oder ihrer Liebe entsprach; daher die Folge, daß solche, nachdem sie jene Geheimnisse angehört, und sie erfaßt hatten, mit dem Wegwenden des Ohrs wieder nichts wußten; ja, die von der Teufelsrotte wiesen sie dann zurück und verwarfen sie reinhin: die Ursache war, weil das Feuer ihrer Liebe und das Licht derselben, die beide von Afterart waren, Dunkel einbrachten, wodurch das von oben eindringende Himmelslicht verlöscht wurde.

Ähnliches geht auf der Welt vor; ein Mensch, der nur nicht ganz stumpfsinnig ist, und der nicht aus Dünkel eigener Einsicht Falsches bei sich begründet hat, hört er andere über höhere Gegenstände reden, oder liest er über solche, wird , wenn er in einigem Anreize zu wissen ist, jene begreifen, und sie auch behalten, und nachher kann er sie begründen; etwas der Art vermag der Böse wie der Gute; ebenso der Böse, verwirft er auch im Herzen die göttlichen Dinge, welche Anteil der Kirche sind, kann doch sie verstehen, und auch sie besprechen und vom Predigtstuhle lehren, und sie wohl in Schriften mit reichem Wissen begründen; denkt aber derselbe sich überlassen, so denkt er aus seiner höllischen Liebe heraus wider solche, und leugnet sie: woraus denn klar ist, daß der Verstand kann in geistigem Lichte sein, ohne daß der Wille in geistiger Wärme ist. Und daraus auch die Folge, daß nicht der Verstand den Willen leitet, oder: daß nicht Weisheit hervorbringt Liebe, sondern daß sie bloß lehrt und den Weg zeigt, lehrt, wie der Mensch leben soll, und zeigt, welchen Weg er dafür einschlagen soll. Und daraus auch das Ergebnis, daß der Wille leitet den Verstand., und bewirkt, daß er mit ihm übereintut; und daß die Liebe, welche dem Willen angehört, das Weisheit nennt im Verstande, was ihr zusagt. In der Folge werden wie sehen, daß Wille durch sich ohne Verstand nicht wirkt, sondern alles, was er wirkt, in Verbindung mit dem Verstande wirkt: daß jedoch der Wille den Verstand in seine Genossenschaft einnimmt mittels Einfließens, nicht aber auch umgekehrt.

Hören wir nun, wie das Einfließen von Licht in die drei Lebensgrade, welche sind Angehör des Gemüts, bei dem Menschen vor sich geht: die Formen, welche sind Aufnahmegefäße für Wärme und Licht, oder für Liebe und Weisheit bei ihm, und welche, wie schon bemerkt ist, in dreifacher Ordnung oder nach drei Graden stehen, sind von Geburt her durchsichtig und lassen geistiges Licht hindurch, wie Kristallglas naturmäßiges Licht; daher kommt, daß der Mensch in Absicht auf Weisheit kann bis in den dritten Grad erhoben werden. Jedoch schließen jene Formen sich nicht auf, als wenn geistige Wärme hinzutritt zu geistigem Licht, oder Liebe zu Weisheit; durch diese Verbindung werden jene durchsichtigen Formen nach den Graden aufgeschlossen. Hier ist das gleiche Verhalten wie bei Licht und Wärme der Weltsonne in Absicht auf Pflanzenkörper über der Erdoberfläche; Winterlicht, das gleiche Weiße hat mit Sommerlicht, erschließt nichts am Samenkorn und am Baume, sondern, wenn Frühlingswärme sich mit Licht verbindet, dann schließt sie auf: ebenso hier, denn das geistige Licht ist in Entsprechung mit naturmäßigem Licht, und geistige Wärme ist in Entsprechung mit naturmäßiger Wärme.

Jene geistige Wärme wird anders nicht erlangt, als dadurch, daß man Böses als Sünde flieht, und daß man sofort aufsieht zum Herrn; solange nämlich der Mensch in Bösem ist, ist er auch in Liebe dazu, denn er ist in Begehrung nach demselben. Liebe zu Bösem aber und Begehrung ist widerstrebendem Lieben gegen geistige Liebe und Trieb, und jene Liebe und Begehrung läßt sich anders nicht entfernen, als dadurch, daß man Böses als Sünde flieht: und weil der Mensch dieses nicht fliehen kann von sich, sondern nur vom Herrn, darum muß er aufsehen zu Diesem; flieht er denn jenes vom Herrn, dann wird die Liebe zu Bösem und ihre Wärme weggeschafft, und an ihrer Stelle hineingegeben Liebe zu Gutem und ihre Wärme, wodurch der höhere Grad aufgeschlossen wird: der Herr nämlich fließt von oben her ein, und erschließt denselben, und dann verknüpft er geistige Liebe oder Wärme geistiger Weisheit, aus welcher Vereinigung der Mensch zu erblühen beginnt, wie der Baum in Frühlingszeit.

Durch das Einfließen von geistigem Licht in alle drei Grade des Gemüts unterscheidet sich der Mensch vom Tier, und kann der Mensch in Vorzug vor dem Tier analytisch  denken, Wahres sehen nicht bloß naturmäßiger Art, sondern auch geistiger Art, und, sieht er dieses, es anerkennen, und so gebessert und wiedergeboren werden. Das Vermögen, geistiges Licht aufzunehmen, ist es, was unter der Vernunftmäßigkeit verstanden wird, die oben erwähnt wurde, die jeglichem Menschen vom Herrn kommt, und die ihm nicht benommen wird; denn würde sie hinweggenommen, so könnte er nicht gebessert werden. Folge jenes Vermögens, welches Vernunftmäßigkeit genannt wird, ist, daß der Mensch nicht nur denken kann, sondern auch aus dem Denken reden, in Vorzug vor dem Tiere; und Folge seines anderen Vermögens, Freiheit genannt, ist, daß er tun kann das, was er aus dem Verstande denkt.