19. Alles, was Angehör ist der drei Grade des naturmäßigen Gemüts, ist eingeschlossen in die Werke, welche durch Körperhandlung geschehen

Durch die Gradkunde, die wir hier beibrachten, schließt sich das in Frage stehende Geheimnis auf, daß nämlich des menschlichen Gemüts, oder des menschlichen Willens und Verstandes alles in dessen Handlung oder Werken eingeschlossen liegt, kaum anders als wie Sichtbares und Unsichtbares im Samen, in der Frucht oder im Ei; die Handlungen oder Werke selbst kommen nicht anders als jene zur Erscheinung in dem Äußern, dabei findet sich aber im Innern Unzähliges; es sind nämlich die Kräfte der Bewegfibern des ganzen Leibes, welche mit in das Spiel treten, und es ist das Ganze des Gemüts, das jene Kräfte aufbietet und ihnen die Richtung gibt; daß diese in drei Grade zerfällt, sahen wir oben: und weil es das Ganze des Gemüts ist, so ist es das Ganze des Willens oder alle Regungen der Liebe des Menschen, was den ersten Grad bildet; es ist das Ganze des Verstandes, oder alle Gedanken seines Innewerdens, was den zweiten Grad bildet: und es ist das Ganze des Erinnerungsvermögens, oder alle Denkvorstellungen, welche zunächst der Rede liegen, dem Erinnerungsvermögen entnommen, was den dritten Grad bildet; aus diesem allem, in Handlung auslaufend, erstehen die Werke, in welchem, nach ihrem Äußern angesehen, das Vorangehende nicht zur Erscheinung kommt, während es doch in Wirklichkeit darin liegt. (Oben hörten wir, daß das Letzte in Endfassung, Behälter und Unterlage des Vorangehenden, und daß die Höhengrade in ihrem Letzten sind in Vollbestand.)

Daß die Körperhandlungen dem Auge so einfach und gleichförmig erscheinen, wie in äußerer Gestalt das Samenkorn, die Frucht, das Ei, und wie die Nuß und die Mandel in der Schale, dennoch aber in sich enthalten alles Vorangehende, aus welchem sie rühren, hat zur Ursache, weil alles Letzte ist umdeckt, und dadurch vom Vorangehenden geschieden; jeglicher Grad nämlich ist umzogen mit einer Hülle, und dadurch abgeschieden vom andern: weshalb das, was des ersten Grades ist, nicht erkannt wird vom zweiten Grad, und was dieses Grades ist, nicht erkannt wird vom dritten, wie zum Beispiel; Die Liebe des Willens, welches ist der erste Grad des Gemütes, wird in der Weisheit des Verstandes, welche der zweite Grad des Gemütes ist, nicht erkannt, als durch einen gewissen Lustreiz des Denkens der Sache; der erste Grad, welcher dem Gesagten gemäß Willensliebe ist, wird in dem Gedächtniswissen, welches der dritte Grad ist, nicht erkannt als durch einen gewissen Reiz, solches zu wissen und zu sprechen. Hieraus ergibt sich, daß das Werk, welches ist Körperhandlung, all jenes in sich schließet, obwohl es äußerer Gestalt schlicht als eine Einheit erscheint.

Bestätigung hiervon ist dieses: Die Engel, welche bei dem Menschen sind, werden im Einzelnen dasjenige inne, was aus dem Gemüt in der Handlung ist; die geistigen Engel das, was darin aus dem Verstand ist, die himmlischen Engel das, was darin aus dem Willen ist; diese Wahrheit klingt befremdlich, und doch ist es Wahrheit. Nur bemerke man, daß das am Gemüte, was zu der in Vorwurf liegenden oder gegenwärtigen Sache gehört, sich in der Mitte befindet, und das Übrige im Umkreis je nach der Verwandtschaft. Die Engel sagen, sie würden aus dem einzelnen Werke den Menschen seiner Beschaffenheit nach inne, wiewohl in mannigfaltiger Ähnlichkeit mit seiner Liebe, je nach deren Ausprägung in Regungen und folglich in Gedanken. Bündiger gesagt: Jegliche Handlung oder jegliches Werk des geistigen Menschen ist vor den Engeln wie eine feinschmeckende, nutzbare und schöne Frucht, die geöffnet und genossen, Wohlgeschmack, Wohlbefinden und Freude gibt.

Gleiches tritt ein bei des Menschen Rede, die erkennen aus dem Ton der Rede die Liebe des Menschen, aus der Artikulierung des Tons seine Weisheit, und aus dem Sinn der Wörter sein Wissen: und weiter sagen sie: jene drei fänden sich in jeglichem Worte, weil das Wort ist wie Beschließung, denn es findet sich darin Ton, Artikulierung und Sinn. Von den Engeln des dritten Himmels ward mir gesagt, daß sie aus jeglichem Wort eines in der Fortsetzung Sprechenden den Gemeinzustand seiner Gemütsart und auch manche besonderen Zustände inne würden. Daß in einzelnen Ausdrücken des Wortes ist Geistiges, welches ist der göttlichen Weisheit, und Himmlisches, welches ist der göttlichen Liebe, und daß die Engel solches inne werden, während das Wort von einem Menschen in Andacht gelesen wird, ist in der L e h r e des N e u e n  J e r u s a l e m von der H e i l i g e n  S c h r i f t umständlich gezeigt worden.

Aus dem Ganzen geht der Schluß hervor, daß in den Werken eines Menschen, dessen naturmäßiges Gemüt die drei Grade hindurch niedersteigt zur Hölle, all sein Böses und all sein Falsches von Bösem ist; und daß in den Werken des Menschen, dessen naturmäßiges Gemüt zum Himmel aufsteigt, all sein Gutes und Wahres ist, und daß dieses und jenes die Engel inne werden allein schon aus der Rede und allein schon aus der Handlung des Menschen. Darin der Grund, warum im Worte gesagt ist, der Mensch werde nach seinen Werken gerichtet werden, und , er habe Rechenschaft zu tun von seinen Worten.