jl.ev08.024. Kapitel

 

   01] Hier trat ein Pharisäer zu Mir und sagte: »Herr und Meister! Du hast in Deiner Rede zu uns gesagt, daß Deine Jünger, die Deine wahre Lebenslehre ausbreiten werden, jene, die vollends Deine Lehre tatsächlich angenommen haben, durch die Auflegung ihrer Hände taufen, das heißt stärken sollen im Namen des Vaters, welcher die Liebe ist, im Namen des Wortes, das da ist der Sohn oder die Weisheit des Vaters, und im Namen des Heiligen Geistes, welcher da ist der alles vermögende Wille des Vaters und des Sohnes.
   02] Ich aber denke mir da: Wenn Deine Jünger alle die gläubig Gewordenen nur in Deinem Namen oder allein im Namen des Vaters tauften, so würde das für viele leicht daraus hervorgehende Streitfragen ein Hinderungsmittel sein; denn mit den drei wennschon allerhöchsten und hochheiligsten Begriffsnamen können in der Folge die begriffsschwächeren Menschen ganz leicht auf den Glauben von drei besonderen Göttern als drei göttlichen Persönlichkeiten gebracht werden, gleichwie der uralte reine Glaube an nur einen, wahren Gott mit der Zeit bei den alten Ägyptern sich aus den vielen Eigenschaften Jehovas eine zahllose Menge von Göttern schuf, die dann die blinde Phantasie der Menschen in allerlei für sich bestehende und besonders wirkende göttliche Wesen umwandelte, ihnen Tempel erbaute und sie dann auch besonders verehrte, aber dabei auch in den krassesten Materialismus derart versank, daß sie den also sich vorstellenden göttlichen Persönlichkeiten oft die gemeinsten menschlichen Schwachheiten und lasterhaften Leidenschaften zuschrieb.
   03] Das könnte mit der Zeit, als etwa nach mehreren Jahrhunderten, auch wieder der Fall werden, daß die mehr dummen und blinden Menschen bloß infolge der bei der Taufe vernommenen allerhöchsten Begriffsnamen anfingen, sich drei Götter vorzustellen, und es würde dann auch sicher das nicht auf sich warten lassen, daß man die drei sich also vorgestellten Götter auch besonders zu verehren anfinge in ihren eigens erbauten Tempeln. Geschieht aber das, so wird es dann auch nicht lange währen, daß die Menschen auch Deine ihnen dem Namen nach bekannt gewordenen Jünger und auch ihre Nachfolger Dir gleich zu verehren und in ihnen erbauten Tempeln anzubeten anfangen werden. Dem wäre nach meiner Meinung dadurch am leichtesten und dauerndsten vorgebeugt, wenn man Gott den Menschen nur unter einem Begriffsnamen bekannt machte. - Was sagst Du dazu?«
   04] Sagte Ich: »Da hast du ganz wohl und recht gesprochen; aber Ich kann da dennoch nicht umhin, euch allen ans Herz zu legen, das zu tun; denn unter den drei Begriffnamen ist das Wesen Gottes wie ganz erklärt den Menschen vollständig dargestellt.
   05] Es ist wahr, daß dabei gewisserart für einen schwachbegriffsfähigen Menschen eine Art göttlicher Dreipersönlichkeit zum Vorschein kommt; aber man kann das, um der tiefsten und innersten Wahrheit in allem völlig getreu zu bleiben, ja doch nicht anders geben, als wie es eben ist.
   06] Siehe, der Mensch ist ganz nach dem Ebenmaße Gottes erschaffen, und wer sich selbst vollkommen kennen will, der muß wissen und in sich erkennen,
daß er als ein und derselbe Mensch eigentlich auch aus drei Persönlichkeiten besteht! Du hast einmal einen Leib, versehen mit allen notwendigen Sinnen und anderen für ein freies und selbständiges Leben nötigen Gliedern und Bestandteilen vom größten bis zum kaum denkbar kleinsten. Dieser Leib hat zum Bedarf der Ausbildung der geistigen Seele in ihm ein ganz eigenes Naturleben, das sich von dem geistigen Seelenleben in allem streng unterscheidet. Der Leib lebt von der materiellen Nahrung, aus der das Blut und die andern Nährsäfte für die verschiedenen Bestandteile desselben gebildet werden.
   07] Das Herz hat in sich einen eigens belebten und derartigen Mechanismus, daß es sich in einem fort ausdehnen und darauf wieder zusammenziehen muß und dadurch das den Leib belebende Blut mit den andern aus demselben entstehenden Säften in alle seine Teile treibt und durch das Sichzusammenziehen auch wieder in sich zurück aufnimmt, um es mit neuen Nährteilen zu sättigen und dann wieder zur Ernährung der verschiedenartigsten Leibesbestandteile von neuem hinauszutreiben, in welchen zahllos vielen und allerverschiedenartigsten Bestandteilen auch ebenso viele und verschiedene Naturgeister wohnen, die die ihnen zusagenden und zur Ernährung und Erhaltung eben der von einem solchen Geiste beherrschten Teile notwendigen Nähr- und Erhaltungsstoffe aus dem Blute nehmen und sie dann eben den von ihnen, das heißt den von eigenen Geistern beherrschten Teilen assimilieren und so den ganzen Leib kräftigen und stärken, ohne welche fortwährende eigene Tätigkeit des Herzens der Mensch keine Stunde lang dem Leibe nach leben würde.
   08]
Siehe, mit dieser Lebenstätigkeit hat die Seele gar nichts zu tun; denn sie liegt mit dem freien Willen der Seele in gar keiner Verbindung und ebenso auch die eigene Tätigkeit der Lunge, der Leber, der Milz, des Magens, der Gedärme, der Nieren und so noch von zahllos vielen andern Bestandteilen ihres Leibes, die sie gar nicht kennen und für die sie denn auch nicht Sorge tragen kann, und dennoch ist der Leib als eine für sich ganz abgeschlossene Persönlichkeit ein und derselbe eine Mensch und tut und handelt also, als wären beide eine und ganz dieselbe Persönlichkeit! Wer von euch aber kann da sagen, daß Leib und Seele völlig ein Ding seien?!
   09] Betrachten wir aber nun die Seele für sich, und wir werden finden, daß sie auch für sich ein ganz vollkommener Mensch ist, der substantiell geistig auch in sich und für sich die ganz gleichen Bestandteile enthält wie der Leib und in höheren geistiger Entsprechung sich derselben auch also bedient wie der Leib seiner materiellen.
   10] Obschon aber einesteils der Leib und andernteils die Seele für sich zwei ganz verschiedene Menschen oder Personen darstellen, von denen eine jede für sich eine ihr ganz eigentümliche Tätigkeit innehat, von der sie sich am Ende nicht einmal eine Rechenschaft über das Wie und Warum geben können, so machen sie aber im Grunde des eigentlichen Lebenszweckes dennoch so ganz nur einen Menschen aus, daß da niemand weder von sich noch von jemand anderm sagen und behaupten kann, daß er nicht ein Einmensch, sondern nur ein Zweimensch sei.
Denn es muß der Leib der Seele dienen und diese mit ihrem Verstande und Willen dem Leibe, weshalb diese auch für die Handlungen, zu denen sie den Leib benutzt hatte, ebenso verantwortlich ist wie für ihre höchst eigenen, die in allerlei Gedanken, Wünschen, Begehrungen und Begierden bestehen.
   11]
Wenn wir aber das Leben und Sein der Seele für sich noch näher betrachten, so werden wir auch bald und leicht finden, daß sie als auch noch ein substantielles Leibmenschwesen für sich um nichts höher stünde als allenfalls die Seele zum Beispiel eines Affen. Sie würde wohl eine instinktmäßige Vernunft in einem etwas höheren Grade innehaben denn ein gemeines Tier, aber von einem Verstande und einer höheren freien Beurteilung der Dinge und ihrer Verhältnisse könnte da nie eine Rede sein.
   12]
Dieses höhere und eigentlich höchste und Gott völlig ähnliche Vermögen in der Seele bewirkt ein rein essentiell geistiger dritter Mensch, eben in der Seele wohnend. Durch ihn kann sie Wahres vom Falschen und Gutes vom Bösen unterscheiden und kann frei nach allen erdenklichen Richtungen hin denken und völlig frei wollen, wodurch sie sich selbst dem in ihr wohnenden Geiste, je nachdem sie sich mit ihrem von ihm unterstützten freien Willen für das reine Wahre und Gute bestimmt, nach und nach völlig ähnlich, also stark, mächtig, weise und als in ihm wiedergeboren, identisch macht.
   13]
Ist daß der Fall, dann ist die Seele so gut wie ein Wesen mit ihrem Geiste, so wie auch die edleren Leibesteile einer vollkommenen Seele - welche Leibesteile eigentlich in den gar sehr verschiedenen Leibesnaturgeistern bestehen - ganz in den geistig substantiellen Leib, den ihr das Fleisch der Seele nennen könnet, übergehen und am Ende dadurch auch in den essentiellen des Geistes, darunter auch zu verstehen ist die wahre Auferstehung des Fleisches an dem jüngsten und wahrsten Lebenstage der Seele, der dann erfolgt, wenn ein Mensch vollkommen im Geiste wiedergeboren wird, entweder schon hier in diesem Leben oder etwas mühevoller und langwieriger jenseits.
   14] Obschon aber ein im Geiste vollends wiedergeborener Mensch ganz nur ein vollkommener Mensch ist, so besteht seine Wesenheit aber dennoch ewigfort in einer in sich wohl unterscheidbaren Dreiheit.
   15] Wie aber das, das will Ich euch allen nun ganz klar dartun, und so habt denn auch alle wohl acht darauf!«
 

jl.ev08.025. Kapitel

 

   01] (Der Herr:) »Ihr merket an jedem Dinge, so ihr nur ein wenig aufmerksam sein wollet, und an jeder Sache ein unterscheidbares Dreifaches: Das erste, das euch in die Augen fällt, ist doch sicher die Außenform; denn ohne diese wäre kein Ding und keine Sache denkbar und hätte auch kein Dasein. Das zweite aber, so das erste einmal da ist, ist offenbar der Inhalt der Dinge und der Sachen; denn ohne den wären sie auch gar nicht da und hätten auch keine Form oder Außengestalt. Was ist denn nun das dritte zum Dasein eines Dinges oder einer Sache ebenso Notwendige wie das erste und zweite? Sehet, das ist eine innere, jedem Ding und einer jeden Sache innewohnende Kraft, die den Inhalt der Dinge und Sachen gewisserart zusammenhält und das eigentliche Wesen desselben ausmacht. Und weil eben diese Kraft den Inhalt und somit auch die Außenform der Dinge und Sachen ausmacht, so ist sie auch das Grundwesen von allem wie immer gearteten Dasein, und ohne sie wäre ebensowenig ein Wesen, ein Ding oder eine Sache denkbar wie ohne einen Inhalt und ohne eine äußere Form.
   02] Ihr sehet nun, daß die benannten drei Stücke an und für sich sicher wohl unterscheidbar sind, da die Außenform nicht ihr Inhalt und der Inhalt nicht die ihn bedingende Kraft selbst ist. Und doch sind die benannten drei Stücke völlig eins; denn wäre keine Kraft da, so gäbe es auch keinen Inhalt und sicher auch keine Form desselben.
   03] Gehen wir nun zu unserer Seele zurück! Die Seele muß des sicheren und bestimmten Daseins wegen einmal eine Außenform, die eines Menschen nämlich, haben. Die Außenform ist demnach das, was wir den Leib oder auch das Fleisch nennen, ob noch materiell oder vergeistigt substantiell, das ist da ganz einerlei.
   04] Ist aber die Seele als ein Mensch der Form nach da, so wird sie auch einen der Außenform entsprechenden Inhalt haben. Dieser Inhalt oder innere Körper der Seele ist ihr eigenes Lebenswesen selbst, also die Seele.
   05]
Ist das alles aber da, so ist auch die Kraft da, die die ganze Seele bedingt, und diese ist der Geist, der am Ende alles in allem ist, da es ohne ihn unmöglich eine gediegene Substanz und ohne diese auch keinen Leib und somit auch keine Außenform gäbe.
   06] Obschon aber die drei wohl unterscheidbaren Persönlichkeiten im ganzen nur ein Wesen sind, so müssen sie aber dennoch eigens als unterscheidbar benannt und erkannt werden.
   07]
Dem Geiste oder der ewigen Essenz wohnt die Liebe inne als die alles bewirkende Kraft, die höchste Intelligenz und der lebendig feste Wille; alles das zusammen erzeugt die Substanz der Seele und gibt ihr die Form oder das Wesen des Leibes.
   08]
Ist die Seele oder der Mensch also einmal da nach dem Willen und nach der Intelligenz des Geistes, so zieht sich der Geist ins Innerste zurück und gibt der einmal daseienden Seele nach seinem innersten Willen und nach seiner innersten Intelligenz einen wie von ihm getrennten freien Willen und eine freie und gewisserart selbständige Intelligenz, die sich die Seele teilweise durch äußere Wahrnehmungssinne und teils durch ein inneres Innewerden also aneignet und dann so vervollkommnet, als wäre die vervollkommnete freie Intelligenz ihr eigenes Werk.
   09] Infolge dieses notwendig also gestalteten Zustandes, in dem sie sich wie von ihrem Geiste getrennt fühlt, ist eben die Seele auch einer sowohl äußeren, wie inneren Offenbarung fähig. Empfängt sie diese, nimmt sie sie an und tut danach, so fängt sie dadurch auch an, sich mit ihrem Geiste zu einen und geht dadurch dann auch stets mehr in dessen unbeschränkte Freiheit über, sowohl in Hinsicht der Intelligenz und der Willensfreiheit nach eben der lichtvollen Intelligenz, wie auch in der Kraft und Macht, alles das bewirken zu können, was sie erkennt und will.
   10]
Daraus aber könnet ihr wieder erkennen, daß die Seele als der in die lebendige Substanz umgewandelte Gedanke des Geistes, der im Grunde der Geist selbst ist, doch gewisserart als ein zweites aus dem Geiste Hervorgehendes angesehen und betrachtet werden kann, ohne deshalb ein anderes zu sein, als da ist der Geist selbst.
   11] Daß endlich die Seele als ein Individuum auch mit einem äußeren Leibe umkleidet erscheint, der gewisserart als die dritte Persönlichkeit erscheint, das zeigt euch die tägliche Erfahrung. Der Leib dient der Seele als eine äußere Offenbarung ihres innersten Geistes und hat den Zweck, die Intelligenz und den freien Willen der Seele nach außen zu kehren, zu beschränken und dann erst die innere Unbeschränktheit der Intelligenz und des Willens und dessen wahrer Kraft zu suchen, sicher zu finden und dadurch ein endlos verherrlichtes und völlig individuell selbständiges Eins zu werden mit dem innersten Geiste, der immer selbst das alleinige Etwas und durchgreifende Sein des Menschen ist.
   12] Da ihr nun aus dieser Meiner Erklärung hoffentlich einsehen müsset, wie ein Mensch in und für sich, so wie auch in untergeordneten Graden ein jedes andere, aus einem gewissen unterscheidbaren Drei besteht, so wollen wir zum Schlusse dieser hochwichtigsten Beleuchtung und Verhandlung zu dem dreieinigen Wesen Gottes selbst übergehen, auf daß ihr hell und klar einsehen möget, warum Ich euch infolge der höheren und inneren lebendigen Wahrheit habe anbefehlen müssen, daß ihr die Menschen, die an Mich glauben und Meine Lehre tatsächlich angenommen haben, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes taufen, das heißt stärken sollet.
   13] Und so habt denn abermals wohl acht darauf, was ihr nun zur wahrsten Vervollständigung des Ganzen aus Meinem Munde vernehmen werdet!
   14] Sehet, die Schrift der Propheten, wie ihr das nun schon alle gar wohl wisset, sagt und erklärt, daß Ich, namens Jesus Christus - auch Menschensohn genannt -, der wahre Gott sei, obschon Er unter verschiedenen Namen, als Vater, Sohn und Geist bezeichnet und benannt wird! Und dennoch ist Gott nur eine persönliche Herrlichkeit in der vollkommensten Form eines Menschen.
   15] Wie aber, euch nun schon bekannt, die Seele, ihr Außenleib und ihr innerster Geist geeint sind also, daß sie nur ein Wesen oder gewisserart am Ende nur eine individuelle Substanz ausmachen, unter sich aber doch ein wohl unterscheidbares Drei sind, eben also geeint sind der Vater, Sohn und Geist, wie das obenerwähnt auch klar lehrt die Schrift der alten Väter und Propheten.
   16] David sagte einst, daß seine Seele, sein Leib und sein Geist vor Gott möchten als unsträflich befunden werden. Wenn aber da die Worte des alten, weisen Königs also lauteten, könnte man da nicht auch sagen und fragen: Wie? Besteht denn der Mensch aus drei Personen oder aus drei Menschen? So aber das schon beim Menschen nicht angehen kann, bei dem seiner Bildung und wahren Lebensvollendung wegen die Zerspaltung seines Drei doch gar fühlbar notwendig da ist, - wie könnte dann erst Gott, der in Sich von Ewigkeit her höchst vollendet nur Einer ist, in drei verschiedene Personen oder gar in drei Götter zerteilt werden?«
 

jl.ev08.026. Kapitel

 

   01] (Der Herr:) »Höret! Wenn Gott als der Schöpfer aller Wesen, aber dennoch unterschieden von allen andern von Ihm geschaffenen Wesen, sicher ewig war, ist und sein wird, legt Ihm das etwa irgendeine unwandelbare Notwendigkeit, zu verharren im gewissen Urzentrum, auf?! Wenn schon dem Menschen eine freie Bewegung nach jeder Richtung des Leibes sogar, und noch endlos mehr dem Geiste nach gegeben ist, wie sollte Sich da der allerfreieste Gott in dem beschränken, worin Er sogar Seinen Geschöpfen die vollste Freiheit gab? Ich sage es euch: Die göttliche Unendlichkeit in allem hat die Macht, Sich auch endlos frei zu bewegen! Ihr steht demnach sicher wohl auch das Recht zu, Ihre Herrlichkeit ins Fleisch zu wandeln, um Selbst gegenüber den von Ihr geschaffenen Menschen auch als ein ewig vollkommenster Mensch schau- und begreifbar dazustehen.
   02] Aber die Macht hat die endlose Herrlichkeit Gottes nicht und kann sie unmöglich haben, andere, Ihr völlig gleiche Gottheiten außer Sich zu schaffen; denn könnte Sie das, so müßte Sie außerhalb des einen unendlichen Raumes auch noch mehrere ebenso unendliche Räume erschaffen können, was wohl sicher jeder nur ein wenig helldenkende Mensch schon von ferne für einen allerbarsten Unsinn ansehen und anerkennen muß. Denn wenn der eine Raum nach allen denkbaren Richtungen hin unendlich ist, wo sollte dann ein zweiter ebenso unendlicher Raum seinen Anfang nehmen?
   03] Ein nur zweiter vollkommener Gott mit der vollsten unendlichen Herrlichkeit ist demnach ebensowenig denkbar wie ein zweiter unendlicher Raum, und ihr könnet daraus nun klar ersehen, daß Ich als nun euch gleich auch ein Menschensohn im Fleische wandelnd kein zweiter, sondern nur ein und derselbe Gott bin, der Ich vor aller Kreatur von Ewigkeit her war und also auch bleiben werde in alle Ewigkeit. Ich kann darum nichts wider Meine ewige Herrlichkeit tun, aber alles für dieselbe.
   04] Würde Ich außer Mir noch zwei Götter schaffen, wie etwa den Sohn und den Heiligen Geist, so daß dann beide von Mir individuell unterschieden wären, so müßten sie ja notwendig auf alle Meine Machtvollkommenheit Anspruch machen, da ohne diese kein Gott denkbar ist, sowenig wie der Begriff eines zweiten und gar dritten vollkommen unendlichen Raumes unter einer gewissen Teilung und gegenseitigen Beschränkung. Wenn aber das denkbar möglich wäre, wie sähe es dann mit dem nur einen möglichen Hoheitsrechte Gottes aus?
   05] Es kann aber nur ein solches endloses göttliches Hoheitsrecht geben! Denn gäbe es deren drei, so wäre das endlose Einreich Gottes zersplittert, und sein Bestand wäre ebenso undenkbar möglich wie der Bestand von drei unendlichen Räumen nebeneinander.
   06] Das Einreich des nur einen Gottes kann ewig bestehen, weil Er allein nur ein Einiger König und Herr desselben ist, wie solches denn geschrieben steht in der Schrift der Propheten, die aus dem Munde Gottes also geweissagt haben: 'Gott wird Seine Herrlichkeit keinem andern geben'. Denn allein Ich, Christus, bin der Einzige Gott! Menschen, Engel, Herrschaften und Gewalten, ja alle Dinge im Himmel und auf allen Erden haben sich allzeit vor Mir gebeugt und werden sich auch in Ewigkeit nur vor Mir beugen und nie vor einem andern, gleichwie auch alle für eure Begriffe noch so endlos groß scheinenden Weltenschöpfungsräume von dem nur einen unendlichen Schöpfungsraume verschlungen werden und ihm gegenüber als völlige Nichtigkeiten erscheinen.
   07] Wenn unter dem Namen Vater, Sohn und Heiliger Geist nicht ein für Sich bestehender, grund- und einwesiger Gott zu verstehen wäre und man anstatt dessen einen von dem Vater unterschiedenen Sohn und ebenso einen unterschiedenen Heiligen Geist annehmen müßte, - was für ein Gott wohl müßte dann der Vater sein?
   08] Wenn nach der Schrift der Propheten, die der grobe, selbstverschuldete Unverstand der Menschen nicht faßt, der Vater den Sohn mit aller Macht und Gewalt im Himmel und auf allen Erden und Welten bekleidet und den Heiligen Geist als einen Mitwirker Ihm beigesellt hat behufs der Heiligung und Bewahrung der nun euch gegebenen neuen Lehre aus den Himmeln, zu deren Haupt eben nur der Sohn, den Ich vorstelle, wie auch zum Haupte aller andern Dinge gemacht ist, so frage Ich euch: Was für einen Gott machet ihr dann da aus dem Vater? Könnet ihr überhaupt noch einen Gott aus Ihm machen?
   09] Und könnet ihr euch in der materiell-menschlichen Blindheit noch einen vorstellen, so müsset ihr Ihn euch offenbar als müßig und tatlos vorstellen, da ihr doch offenbar einsehen müßt, daß Er bei so bewandten Umständen nichts mehr zu wirken und auch nichts mehr zu regieren hätte. Ihr müßtet euch nur nach der höchst finsteren menschlichen Art vorstellen, daß der Gott-Vater etwa wegen Seines hohen Alters gleich dem alten Könige Pharao in Ägypten, der die Regierung dem Joseph übergab, auch nun also Seiner Schwäche und Mühseligkeit wegen sie dem Sohne für ewig übergeben habe, damit Er Sich nun in Seiner Ruhe ganz müßig könne wohlgeschehen lassen!
   10] Könnet ihr euch wohl denken, daß der Vater alt geworden sei, und daß Er Sich nun zur Ruhe setzen wolle, indem Er nun außer Sich einen vollkommen Ihm gleich allmächtigen Sohn und weiter noch einen gleich allmächtigen Heiligen Geist habe, den Er etwa aus Sich und Seinem Sohne hervorgebracht habe, denen Er nun die ganze Regierung übergeben und, Sich Selbst abdankend, überweisen wolle?
   11] Oh, wie überheidnisch dumm, blöde und blind müßte da der Menschenverstand sein, dem es möglich würde, in solch eine Raserei zu geraten!
   12] Besteht ein Sohn und ein Heiliger Geist unterschieden von und außer dem Vater im Gleichen, wie da bestehen Engel und Menschen, so können sie weiter nichts als nur Seine Geschöpfe sein, weil sie ihr etwa noch so vollkommenes Wesen nur von dem einen Schöpfer und nicht aus sich infolge der höchsteigenen und ewigen Machtvollkommenheit erhalten haben.
   13] Wie aber kann da eine vollkommene, göttliche Verwandtschaft oder eine wesentliche Einheit zwischen einem Geiste ohne Leib und Form und einem Geiste mit Leib und Form bestehen? Kann von dem Sohne, der eine leibliche Person ist und, wie ihr sehet, einen Körper hat, gesagt werden, daß Er in dem Vater sei, wenn der Vater keinen Leib, keine Gestalt und keine Form hat? Oder kann der leib-, gestalt- und formlose unendliche Vater im Sohne sein?
   14] Weiter: Wenn der Heilige Geist eine vom Vater und Sohne ausgehende dritte für sich dastehende Person ist, wie kann sie da mit beiden gleich geeigenschaftet und gleich ewig sein? Oder kann das, was sein Sein von einem andern erhält, gleich sein dem, das sein Sein ewig aus sich selbst hat? Kann je die Ewigkeit gleich sein der stets flüchtigen Zeit oder ein beschränkter Raum der Unendlichkeit?
   15] Wenn man auch annehmen kann, daß alle Zeiten der Zeiten in der Ewigkeit stecken, sich bewegen und verändern, so kann man aber unmöglich denken, sagen und behaupten, daß die Ewigkeit in der irgend noch so lange währenden Zeit enthalten ist, gleichwie man auch wohl denken, sagen und behaupten kann, daß da alle noch so großen, aber endlich doch noch begrenzten Räume sicher wohl im endlosen Urraume enthalten sind, aber dieser unmöglich auch in ihnen.
   16] Wenn sonach der Heilige Geist wirklich gleich einem andern Geschöpf vom Vater und Sohn als eine für sich wesenhafte Person ausginge, dann wäre er ja offenbar ein Gott der Zeit und nicht der Ewigkeit! Ein solcher Gott aber könnte dann, wie alles Zeitliche, mit der Zeit aufhören zu sein! Wenn aber das, wer würde und könnte dann allen Menschen und Engeln ein ewiges Dasein geben und erhalten?!
   17] Damit euch aber diese allerhöchst wichtige Sache noch heller und klarer einleuchtend wird, so verfolgen wir dieses Thema noch weiter, und ihr höret Mich!«
 

jl.rbl2.270. Kapitel

09] Sage Ich: "Warum soll denn das eine Ketzerei sein? Ist ja doch der Mensch selbst, als nach dem Ebenmaße Gottes geschaffen, eine solche Dreieinigkeit in einer und derselben Person! Hat er nicht einen Leib, der da ausmachet seine äußere Form; eine Seele, die diese Form und deren Organismus belebt, und endlich in der Seele einen göttlichen Geist, welcher der Seele gibt den Verstand, den Willen und jegliche Kraft? - Würdet ihr es nicht dumm finden und als eine allerkrasseste Narrheit bezeichnen, so da drei Menschen herkämen und würden vor euch auf Leben und Tod behaupten, daß sie ganz vollkommen nur ein Mensch seien, obschon ein jeder von ihnen eine seinen Talenten ganz entsprechende eigentümliche Verrichtung vollzöge, von welcher der zweite und der dritte keine besondere Kenntnis und auch die Fähigkeit nicht hätte, sie zu vollziehen in irgendeiner Tat? So ihr aber eine solche Behauptung von seiten dreier bornierter Menschen als im höchsten Grade dumm finden müßtet, wie kommt es hernach, daß ihr eine solche allerschreiendste Torheit der unendlich Weisen Gottheit ausbürdet? Würde euch nicht sogar das Tierreich auslachen und als Wahnsinnige aller Wahnsinnigen erklären, so ihr die Gottheit, vorausgesetzt daß ihr an eine glaubtet, des Wahnsinnes und der Torheit verdächtigen möchtet mit Worten und Lehren?