01]
Hier trat ein Pharisäer zu Mir und sagte: »Herr und Meister! Du hast in Deiner
Rede zu uns gesagt, daß Deine Jünger, die Deine wahre Lebenslehre ausbreiten
werden, jene, die vollends Deine Lehre tatsächlich angenommen haben, durch die
Auflegung ihrer Hände taufen, das heißt stärken sollen im Namen des Vaters,
welcher die Liebe ist, im Namen des Wortes, das da ist der Sohn oder die
Weisheit des Vaters, und im Namen des Heiligen Geistes, welcher da ist der alles
vermögende Wille des Vaters und des Sohnes.
02] Ich aber denke mir da: Wenn Deine Jünger
alle die gläubig Gewordenen nur in Deinem Namen oder allein im Namen des Vaters
tauften, so würde das für viele leicht daraus hervorgehende Streitfragen ein
Hinderungsmittel sein; denn mit den drei wennschon allerhöchsten und
hochheiligsten Begriffsnamen können in der Folge die begriffsschwächeren
Menschen ganz leicht auf den Glauben von drei besonderen Göttern als drei
göttlichen Persönlichkeiten gebracht werden, gleichwie der uralte reine Glaube
an nur einen, wahren Gott mit der Zeit bei den alten Ägyptern sich aus den
vielen Eigenschaften Jehovas eine zahllose Menge von Göttern schuf, die dann die
blinde Phantasie der Menschen in allerlei für sich bestehende und besonders
wirkende göttliche Wesen umwandelte, ihnen Tempel erbaute und sie dann auch
besonders verehrte, aber dabei auch in den krassesten Materialismus derart
versank, daß sie den also sich vorstellenden göttlichen Persönlichkeiten oft die
gemeinsten menschlichen Schwachheiten und lasterhaften Leidenschaften zuschrieb.
03] Das könnte mit der Zeit, als etwa nach
mehreren Jahrhunderten, auch wieder der Fall werden, daß die mehr dummen und
blinden Menschen bloß infolge der bei der Taufe vernommenen allerhöchsten
Begriffsnamen anfingen, sich drei Götter vorzustellen, und es würde dann auch
sicher das nicht auf sich warten lassen, daß man die drei sich also
vorgestellten Götter auch besonders zu verehren anfinge in ihren eigens erbauten
Tempeln. Geschieht aber das, so wird es dann auch nicht lange währen, daß die
Menschen auch Deine ihnen dem Namen nach bekannt gewordenen Jünger und auch ihre
Nachfolger Dir gleich zu verehren und in ihnen erbauten Tempeln anzubeten
anfangen werden. Dem wäre nach meiner Meinung dadurch am leichtesten und
dauerndsten vorgebeugt, wenn man Gott den Menschen nur unter einem Begriffsnamen
bekannt machte. - Was sagst Du dazu?«
04] Sagte Ich: »Da hast du ganz wohl und recht
gesprochen; aber Ich kann da dennoch nicht umhin, euch allen ans Herz zu legen,
das zu tun; denn unter den drei Begriffnamen ist das Wesen Gottes wie ganz
erklärt den Menschen vollständig dargestellt.
05] Es ist wahr, daß dabei gewisserart für einen
schwachbegriffsfähigen Menschen eine Art göttlicher Dreipersönlichkeit zum
Vorschein kommt; aber man kann das, um der tiefsten und innersten Wahrheit in
allem völlig getreu zu bleiben, ja doch nicht anders geben, als wie es eben ist.
06] Siehe, der Mensch ist ganz nach dem Ebenmaße
Gottes erschaffen, und wer sich selbst vollkommen kennen will, der muß wissen
und in sich erkennen, daß er als ein und
derselbe Mensch eigentlich auch aus drei Persönlichkeiten besteht!
Du hast einmal einen Leib, versehen mit allen notwendigen Sinnen und anderen für
ein freies und selbständiges Leben nötigen Gliedern und Bestandteilen vom
größten bis zum kaum denkbar kleinsten. Dieser Leib hat zum Bedarf der
Ausbildung der geistigen Seele in ihm ein ganz eigenes Naturleben, das sich von
dem geistigen Seelenleben in allem streng unterscheidet. Der Leib lebt von der
materiellen Nahrung, aus der das Blut und die andern Nährsäfte für die
verschiedenen Bestandteile desselben gebildet werden.
07] Das Herz hat in sich einen eigens belebten
und derartigen Mechanismus, daß es sich in einem fort ausdehnen und darauf
wieder zusammenziehen muß und dadurch das den Leib belebende Blut mit den andern
aus demselben entstehenden Säften in alle seine Teile treibt und durch das
Sichzusammenziehen auch wieder in sich zurück aufnimmt, um es mit neuen
Nährteilen zu sättigen und dann wieder zur Ernährung der verschiedenartigsten
Leibesbestandteile von neuem hinauszutreiben, in welchen zahllos vielen und
allerverschiedenartigsten Bestandteilen auch ebenso viele und verschiedene
Naturgeister wohnen, die die ihnen zusagenden und zur Ernährung und Erhaltung
eben der von einem solchen Geiste beherrschten Teile notwendigen Nähr- und
Erhaltungsstoffe aus dem Blute nehmen und sie dann eben den von ihnen, das heißt
den von eigenen Geistern beherrschten Teilen assimilieren und so den ganzen Leib
kräftigen und stärken, ohne welche fortwährende eigene Tätigkeit des Herzens der
Mensch keine Stunde lang dem Leibe nach leben würde.
08] Siehe,
mit dieser Lebenstätigkeit hat die Seele gar nichts zu tun;
denn sie liegt mit dem freien Willen der
Seele in gar keiner Verbindung und ebenso
auch die eigene Tätigkeit der Lunge, der Leber, der Milz, des Magens, der
Gedärme, der Nieren und so noch von zahllos vielen andern Bestandteilen ihres
Leibes, die sie gar nicht kennen und für die sie denn auch nicht Sorge tragen
kann, und dennoch ist der Leib als eine für sich ganz abgeschlossene
Persönlichkeit ein und derselbe eine Mensch und tut und handelt also, als wären
beide eine und ganz dieselbe Persönlichkeit! Wer von euch aber kann da sagen,
daß Leib und Seele völlig ein Ding seien?!
09] Betrachten wir aber nun die Seele für sich,
und wir werden finden, daß sie auch für sich ein ganz vollkommener Mensch ist,
der substantiell geistig auch in sich und für sich die ganz gleichen
Bestandteile enthält wie der Leib und in höheren geistiger Entsprechung sich
derselben auch also bedient wie der Leib seiner materiellen.
10] Obschon aber einesteils der Leib und
andernteils die Seele für sich zwei ganz verschiedene Menschen oder Personen
darstellen, von denen eine jede für sich eine ihr ganz eigentümliche Tätigkeit
innehat, von der sie sich am Ende nicht einmal eine Rechenschaft über das Wie
und Warum geben können, so machen sie aber im Grunde des eigentlichen
Lebenszweckes dennoch so ganz nur einen Menschen aus, daß da niemand weder von
sich noch von jemand anderm sagen und behaupten kann, daß er nicht ein
Einmensch, sondern nur ein Zweimensch sei.
Denn es muß der Leib der Seele dienen und diese
mit ihrem Verstande und Willen dem Leibe,
weshalb diese auch für die Handlungen, zu denen sie den Leib benutzt hatte,
ebenso verantwortlich ist wie für ihre höchst eigenen, die in allerlei Gedanken,
Wünschen, Begehrungen und Begierden bestehen.
11] Wenn
wir aber das Leben und Sein der Seele für sich noch näher betrachten, so werden
wir auch bald und leicht finden, daß sie als auch noch ein substantielles
Leibmenschwesen für sich um nichts höher stünde als allenfalls die Seele zum
Beispiel eines Affen. Sie würde wohl eine
instinktmäßige Vernunft in einem etwas höheren Grade innehaben denn ein gemeines
Tier, aber von einem Verstande und einer höheren freien Beurteilung der Dinge
und ihrer Verhältnisse könnte da nie eine Rede sein.
12] Dieses
höhere und eigentlich höchste und Gott völlig ähnliche Vermögen in der Seele
bewirkt ein rein essentiell geistiger dritter Mensch, eben in der Seele wohnend.
Durch ihn kann sie Wahres vom Falschen und Gutes vom Bösen unterscheiden und
kann frei nach allen erdenklichen Richtungen hin denken und völlig frei wollen,
wodurch sie sich selbst dem in ihr wohnenden Geiste, je nachdem sie sich mit
ihrem von ihm unterstützten freien Willen für das reine Wahre und Gute bestimmt,
nach und nach völlig ähnlich, also stark, mächtig, weise und als in ihm
wiedergeboren, identisch macht.
13] Ist
daß der Fall, dann ist die Seele so gut wie ein Wesen mit ihrem Geiste, so wie
auch die edleren Leibesteile einer vollkommenen Seele - welche Leibesteile
eigentlich in den gar sehr verschiedenen Leibesnaturgeistern bestehen - ganz in
den geistig substantiellen Leib, den ihr das Fleisch der Seele nennen könnet,
übergehen und am Ende dadurch auch in den essentiellen des Geistes, darunter
auch zu verstehen ist die wahre Auferstehung des Fleisches an dem jüngsten und
wahrsten Lebenstage der Seele, der dann erfolgt, wenn ein Mensch vollkommen im
Geiste wiedergeboren wird, entweder schon
hier in diesem Leben oder etwas mühevoller und langwieriger jenseits.
14] Obschon aber ein im Geiste vollends
wiedergeborener Mensch ganz nur ein vollkommener Mensch ist, so besteht seine
Wesenheit aber dennoch ewigfort in einer in sich wohl unterscheidbaren Dreiheit.
15] Wie aber das, das will Ich euch allen nun
ganz klar dartun, und so habt denn auch alle wohl acht darauf!«
01]
(Der Herr:) »Ihr merket an jedem Dinge, so ihr nur ein wenig aufmerksam sein
wollet, und an jeder Sache ein unterscheidbares Dreifaches: Das erste, das euch
in die Augen fällt, ist doch sicher die Außenform; denn ohne diese wäre kein
Ding und keine Sache denkbar und hätte auch kein Dasein. Das zweite aber, so das
erste einmal da ist, ist offenbar der Inhalt der Dinge und der Sachen; denn ohne
den wären sie auch gar nicht da und hätten auch keine Form oder Außengestalt.
Was ist denn nun das dritte zum Dasein eines Dinges oder einer Sache ebenso
Notwendige wie das erste und zweite? Sehet, das ist eine innere, jedem Ding und
einer jeden Sache innewohnende Kraft, die den Inhalt der Dinge und Sachen
gewisserart zusammenhält und das eigentliche Wesen desselben ausmacht. Und weil
eben diese Kraft den Inhalt und somit auch die Außenform der Dinge und Sachen
ausmacht, so ist sie auch das Grundwesen von allem wie immer gearteten Dasein,
und ohne sie wäre ebensowenig ein Wesen, ein Ding oder eine Sache denkbar wie
ohne einen Inhalt und ohne eine äußere Form.
02] Ihr sehet nun, daß die benannten drei Stücke
an und für sich sicher wohl unterscheidbar sind, da die Außenform nicht ihr
Inhalt und der Inhalt nicht die ihn bedingende Kraft selbst ist. Und doch sind
die benannten drei Stücke völlig eins; denn wäre keine Kraft da, so gäbe es auch
keinen Inhalt und sicher auch keine Form desselben.
03] Gehen wir nun zu unserer Seele zurück! Die
Seele muß des sicheren und bestimmten Daseins wegen einmal eine Außenform, die
eines Menschen nämlich, haben. Die Außenform ist demnach das, was wir den Leib
oder auch das Fleisch nennen, ob noch materiell oder vergeistigt substantiell,
das ist da ganz einerlei.
04] Ist aber die Seele als ein Mensch der Form
nach da, so wird sie auch einen der Außenform entsprechenden Inhalt haben.
Dieser Inhalt oder innere Körper der Seele ist ihr eigenes Lebenswesen selbst,
also die Seele.
05] Ist
das alles aber da, so ist auch die Kraft da, die die ganze Seele bedingt, und
diese ist der Geist, der am Ende alles in allem ist, da es ohne ihn unmöglich
eine gediegene Substanz und ohne diese auch keinen Leib und somit auch keine
Außenform gäbe.
06] Obschon aber die drei wohl unterscheidbaren
Persönlichkeiten im ganzen nur ein Wesen sind, so müssen sie aber dennoch eigens
als unterscheidbar benannt und erkannt werden.
07] Dem
Geiste oder der ewigen Essenz wohnt die Liebe inne als die alles bewirkende
Kraft, die höchste Intelligenz und der lebendig feste Wille; alles das zusammen
erzeugt die Substanz der Seele und gibt ihr die Form oder das Wesen des Leibes.
08] Ist
die Seele oder der Mensch also einmal da nach dem Willen und nach der
Intelligenz des Geistes, so zieht sich der Geist ins Innerste zurück und gibt
der einmal daseienden Seele nach seinem innersten Willen und nach seiner
innersten Intelligenz einen wie von ihm getrennten freien Willen und eine freie
und gewisserart selbständige Intelligenz, die sich die Seele teilweise durch
äußere Wahrnehmungssinne und teils durch ein inneres Innewerden also aneignet
und dann so vervollkommnet, als wäre die vervollkommnete freie Intelligenz ihr
eigenes Werk.
09] Infolge dieses notwendig also gestalteten
Zustandes, in dem sie sich wie von ihrem Geiste getrennt fühlt, ist eben die
Seele auch einer sowohl äußeren, wie inneren Offenbarung fähig. Empfängt sie
diese, nimmt sie sie an und tut danach, so fängt sie dadurch auch an, sich mit
ihrem Geiste zu einen und geht dadurch dann auch stets mehr in dessen
unbeschränkte Freiheit über, sowohl in Hinsicht der Intelligenz und der
Willensfreiheit nach eben der lichtvollen Intelligenz, wie auch in der Kraft und
Macht, alles das bewirken zu können, was sie erkennt und will.
10] Daraus
aber könnet ihr wieder erkennen, daß die Seele als der in die lebendige Substanz
umgewandelte Gedanke des Geistes, der im Grunde der Geist selbst ist, doch
gewisserart als ein zweites aus dem Geiste Hervorgehendes angesehen und
betrachtet werden kann, ohne deshalb ein anderes zu sein, als da ist der Geist
selbst.
11] Daß endlich die Seele als ein Individuum
auch mit einem äußeren Leibe umkleidet erscheint, der gewisserart als die dritte
Persönlichkeit erscheint, das zeigt euch die tägliche Erfahrung. Der Leib dient
der Seele als eine äußere Offenbarung ihres innersten Geistes und hat den Zweck,
die Intelligenz und den freien Willen der Seele nach außen zu kehren, zu
beschränken und dann erst die innere Unbeschränktheit der Intelligenz und des
Willens und dessen wahrer Kraft zu suchen, sicher zu finden und dadurch ein
endlos verherrlichtes und völlig individuell selbständiges Eins zu werden mit
dem innersten Geiste, der immer selbst das alleinige Etwas und durchgreifende
Sein des Menschen ist.
12] Da ihr nun aus dieser Meiner Erklärung
hoffentlich einsehen müsset, wie ein Mensch in und für sich, so wie auch in
untergeordneten Graden ein jedes andere, aus einem gewissen unterscheidbaren
Drei besteht, so wollen wir zum Schlusse dieser hochwichtigsten Beleuchtung und
Verhandlung zu dem dreieinigen Wesen Gottes selbst übergehen, auf daß ihr hell
und klar einsehen möget, warum Ich euch infolge der höheren und inneren
lebendigen Wahrheit habe anbefehlen müssen, daß ihr die Menschen, die an Mich
glauben und Meine Lehre tatsächlich angenommen haben, im Namen des Vaters, des
Sohnes und des Heiligen Geistes taufen, das heißt stärken sollet.
13] Und so habt denn abermals wohl acht darauf,
was ihr nun zur wahrsten Vervollständigung des Ganzen aus Meinem Munde vernehmen
werdet!
14] Sehet, die Schrift der Propheten, wie ihr
das nun schon alle gar wohl wisset, sagt und erklärt, daß Ich, namens Jesus
Christus - auch Menschensohn genannt -, der wahre Gott sei, obschon Er unter
verschiedenen Namen, als Vater, Sohn und Geist bezeichnet und benannt wird! Und
dennoch ist Gott nur eine persönliche Herrlichkeit in der vollkommensten Form
eines Menschen.
15] Wie aber, euch nun schon bekannt, die Seele,
ihr Außenleib und ihr innerster Geist geeint sind also, daß sie nur ein Wesen
oder gewisserart am Ende nur eine individuelle Substanz ausmachen, unter sich
aber doch ein wohl unterscheidbares Drei sind, eben also geeint sind der Vater,
Sohn und Geist, wie das obenerwähnt auch klar lehrt die Schrift der alten Väter
und Propheten.
16] David sagte einst, daß seine Seele, sein
Leib und sein Geist vor Gott möchten als unsträflich befunden werden. Wenn aber
da die Worte des alten, weisen Königs also lauteten, könnte man da nicht auch
sagen und fragen: Wie? Besteht denn der Mensch aus drei Personen oder aus drei
Menschen? So aber das schon beim Menschen nicht angehen kann, bei dem seiner
Bildung und wahren Lebensvollendung wegen die Zerspaltung seines Drei doch gar
fühlbar notwendig da ist, - wie könnte dann erst Gott, der in Sich von Ewigkeit
her höchst vollendet nur Einer ist, in drei verschiedene Personen oder gar in
drei Götter zerteilt werden?«
01]
(Der Herr:) »Höret! Wenn Gott als der Schöpfer aller Wesen, aber dennoch
unterschieden von allen andern von Ihm geschaffenen Wesen, sicher ewig war, ist
und sein wird, legt Ihm das etwa irgendeine unwandelbare Notwendigkeit, zu
verharren im gewissen Urzentrum, auf?! Wenn schon dem Menschen eine freie
Bewegung nach jeder Richtung des Leibes sogar, und noch endlos mehr dem Geiste
nach gegeben ist, wie sollte Sich da der allerfreieste Gott in dem beschränken,
worin Er sogar Seinen Geschöpfen die vollste Freiheit gab? Ich sage es euch: Die
göttliche Unendlichkeit in allem hat die Macht, Sich auch endlos frei zu
bewegen! Ihr steht demnach sicher wohl auch das Recht zu, Ihre Herrlichkeit ins
Fleisch zu wandeln, um Selbst gegenüber den von Ihr geschaffenen Menschen auch
als ein ewig vollkommenster Mensch schau- und begreifbar dazustehen.
02] Aber die Macht hat die endlose Herrlichkeit
Gottes nicht und kann sie unmöglich haben, andere, Ihr völlig gleiche Gottheiten
außer Sich zu schaffen; denn könnte Sie das, so müßte Sie außerhalb des einen
unendlichen Raumes auch noch mehrere ebenso unendliche Räume erschaffen können,
was wohl sicher jeder nur ein wenig helldenkende Mensch schon von ferne für
einen allerbarsten Unsinn ansehen und anerkennen muß. Denn wenn der eine Raum
nach allen denkbaren Richtungen hin unendlich ist, wo sollte dann ein zweiter
ebenso unendlicher Raum seinen Anfang nehmen?
03] Ein nur zweiter vollkommener Gott mit der
vollsten unendlichen Herrlichkeit ist demnach ebensowenig denkbar wie ein
zweiter unendlicher Raum, und ihr könnet daraus nun klar ersehen, daß Ich als
nun euch gleich auch ein Menschensohn im Fleische wandelnd kein zweiter, sondern
nur ein und derselbe Gott bin, der Ich vor aller Kreatur von Ewigkeit her war
und also auch bleiben werde in alle Ewigkeit. Ich kann darum nichts wider Meine
ewige Herrlichkeit tun, aber alles für dieselbe.
04] Würde Ich außer Mir noch zwei Götter
schaffen, wie etwa den Sohn und den Heiligen Geist, so daß dann beide von Mir
individuell unterschieden wären, so müßten sie ja notwendig auf alle Meine
Machtvollkommenheit Anspruch machen, da ohne diese kein Gott denkbar ist,
sowenig wie der Begriff eines zweiten und gar dritten vollkommen unendlichen
Raumes unter einer gewissen Teilung und gegenseitigen Beschränkung. Wenn aber
das denkbar möglich wäre, wie sähe es dann mit dem nur einen möglichen
Hoheitsrechte Gottes aus?
05] Es kann aber nur ein solches endloses
göttliches Hoheitsrecht geben! Denn gäbe es deren drei, so wäre das endlose
Einreich Gottes zersplittert, und sein Bestand wäre ebenso undenkbar möglich wie
der Bestand von drei unendlichen Räumen nebeneinander.
06] Das Einreich des nur einen Gottes kann ewig
bestehen, weil Er allein nur ein Einiger König und Herr desselben ist, wie
solches denn geschrieben steht in der Schrift der Propheten, die aus dem Munde
Gottes also geweissagt haben: 'Gott wird Seine Herrlichkeit keinem andern
geben'. Denn allein Ich, Christus, bin der Einzige Gott! Menschen, Engel,
Herrschaften und Gewalten, ja alle Dinge im Himmel und auf allen Erden haben
sich allzeit vor Mir gebeugt und werden sich auch in Ewigkeit nur vor Mir beugen
und nie vor einem andern, gleichwie auch alle für eure Begriffe noch so endlos
groß scheinenden Weltenschöpfungsräume von dem nur einen unendlichen
Schöpfungsraume verschlungen werden und ihm gegenüber als völlige Nichtigkeiten
erscheinen.
07] Wenn unter dem Namen Vater, Sohn und
Heiliger Geist nicht ein für Sich bestehender, grund- und einwesiger Gott zu
verstehen wäre und man anstatt dessen einen von dem Vater unterschiedenen Sohn
und ebenso einen unterschiedenen Heiligen Geist annehmen müßte, - was für ein
Gott wohl müßte dann der Vater sein?
08] Wenn nach der Schrift der Propheten, die der
grobe, selbstverschuldete Unverstand der Menschen nicht faßt, der Vater den Sohn
mit aller Macht und Gewalt im Himmel und auf allen Erden und Welten bekleidet
und den Heiligen Geist als einen Mitwirker Ihm beigesellt hat behufs der
Heiligung und Bewahrung der nun euch gegebenen neuen Lehre aus den Himmeln, zu
deren Haupt eben nur der Sohn, den Ich vorstelle, wie auch zum Haupte aller
andern Dinge gemacht ist, so frage Ich euch: Was für einen Gott machet ihr dann
da aus dem Vater? Könnet ihr überhaupt noch einen Gott aus Ihm machen?
09] Und könnet ihr euch in der
materiell-menschlichen Blindheit noch einen vorstellen, so müsset ihr Ihn euch
offenbar als müßig und tatlos vorstellen, da ihr doch offenbar einsehen müßt,
daß Er bei so bewandten Umständen nichts mehr zu wirken und auch nichts mehr zu
regieren hätte. Ihr müßtet euch nur nach der höchst finsteren menschlichen Art
vorstellen, daß der Gott-Vater etwa wegen Seines hohen Alters gleich dem alten
Könige Pharao in Ägypten, der die Regierung dem Joseph übergab, auch nun also
Seiner Schwäche und Mühseligkeit wegen sie dem Sohne für ewig übergeben habe,
damit Er Sich nun in Seiner Ruhe ganz müßig könne wohlgeschehen lassen!
10] Könnet ihr euch wohl denken, daß der Vater
alt geworden sei, und daß Er Sich nun zur Ruhe setzen wolle, indem Er nun außer
Sich einen vollkommen Ihm gleich allmächtigen Sohn und weiter noch einen gleich
allmächtigen Heiligen Geist habe, den Er etwa aus Sich und Seinem Sohne
hervorgebracht habe, denen Er nun die ganze Regierung übergeben und, Sich Selbst
abdankend, überweisen wolle?
11] Oh, wie überheidnisch dumm, blöde und blind
müßte da der Menschenverstand sein, dem es möglich würde, in solch eine Raserei
zu geraten!
12] Besteht ein Sohn und ein Heiliger Geist
unterschieden von und außer dem Vater im Gleichen, wie da bestehen Engel und
Menschen, so können sie weiter nichts als nur Seine Geschöpfe sein, weil sie ihr
etwa noch so vollkommenes Wesen nur von dem einen Schöpfer und nicht aus sich
infolge der höchsteigenen und ewigen Machtvollkommenheit erhalten haben.
13] Wie aber kann da eine vollkommene, göttliche
Verwandtschaft oder eine wesentliche Einheit zwischen einem Geiste ohne Leib und
Form und einem Geiste mit Leib und Form bestehen? Kann von dem Sohne, der eine
leibliche Person ist und, wie ihr sehet, einen Körper hat, gesagt werden, daß Er
in dem Vater sei, wenn der Vater keinen Leib, keine Gestalt und keine Form hat?
Oder kann der leib-, gestalt- und formlose unendliche Vater im Sohne sein?
14] Weiter: Wenn der Heilige Geist eine vom
Vater und Sohne ausgehende dritte für sich dastehende Person ist, wie kann sie
da mit beiden gleich geeigenschaftet und gleich ewig sein? Oder kann das, was
sein Sein von einem andern erhält, gleich sein dem, das sein Sein ewig aus sich
selbst hat? Kann je die Ewigkeit gleich sein der stets flüchtigen Zeit oder ein
beschränkter Raum der Unendlichkeit?
15] Wenn man auch annehmen kann, daß alle Zeiten
der Zeiten in der Ewigkeit stecken, sich bewegen und verändern, so kann man aber
unmöglich denken, sagen und behaupten, daß die Ewigkeit in der irgend noch so
lange währenden Zeit enthalten ist, gleichwie man auch wohl denken, sagen und
behaupten kann, daß da alle noch so großen, aber endlich doch noch begrenzten
Räume sicher wohl im endlosen Urraume enthalten sind, aber dieser unmöglich auch
in ihnen.
16] Wenn sonach der Heilige Geist wirklich
gleich einem andern Geschöpf vom Vater und Sohn als eine für sich wesenhafte
Person ausginge, dann wäre er ja offenbar ein Gott der Zeit und nicht der
Ewigkeit! Ein solcher Gott aber könnte dann, wie alles Zeitliche, mit der Zeit
aufhören zu sein! Wenn aber das, wer würde und könnte dann allen Menschen und
Engeln ein ewiges Dasein geben und erhalten?!
17] Damit euch aber diese allerhöchst wichtige
Sache noch heller und klarer einleuchtend wird, so verfolgen wir dieses Thema
noch weiter, und ihr höret Mich!«
jl.rbl2.270. Kapitel
09] Sage Ich: "Warum soll denn das eine Ketzerei sein? Ist ja doch der
Mensch selbst, als nach dem Ebenmaße Gottes geschaffen, eine solche
Dreieinigkeit in einer und derselben Person! Hat er nicht einen Leib, der da
ausmachet seine äußere Form; eine Seele, die diese Form und deren Organismus
belebt, und endlich in der Seele einen göttlichen Geist, welcher der Seele gibt
den Verstand, den Willen und jegliche Kraft? - Würdet ihr es nicht dumm finden
und als eine allerkrasseste Narrheit bezeichnen, so da drei Menschen herkämen
und würden vor euch auf Leben und Tod behaupten, daß sie ganz vollkommen nur ein
Mensch seien, obschon ein jeder von ihnen eine seinen Talenten ganz
entsprechende eigentümliche Verrichtung vollzöge, von welcher der zweite und der
dritte keine besondere Kenntnis und auch die Fähigkeit nicht hätte, sie zu
vollziehen in irgendeiner Tat? So ihr aber eine solche Behauptung von seiten
dreier bornierter Menschen als im höchsten Grade dumm finden müßtet, wie kommt
es hernach, daß ihr eine solche allerschreiendste Torheit der unendlich Weisen
Gottheit ausbürdet? Würde euch nicht sogar das Tierreich auslachen und als
Wahnsinnige aller Wahnsinnigen erklären, so ihr die Gottheit, vorausgesetzt daß
ihr an eine glaubtet, des Wahnsinnes und der Torheit verdächtigen möchtet mit
Worten und Lehren?