Aus TV Hören und Sehen Nr. 39/ 2008

 

 

 

Was ist Licht?&

Gottfried Mayerhofer

Lebensgeheimnisse

Niederschrift nach wörtlichem innerem Diktat an Gottfried Mayerhofer (1807-77)

gm.lgeh. 001. Kapitel: Bedeutung von Licht, Leben und Liebe und die Rolle ihrer Gegensätze (30.06.1870)

   01] Du hast hier drei Worte gewählt. Richtiger und umfangreicher konntest du nicht wählen im ganzen Wortreichtum einer menschlichen Sprache; denn diese Worte bezeichnen den Inbegriff alles Geschaffenen, das Fortbestehen desselben und dessen Dauer!
   02] Siehe, alles, was von Mir geschaffen ist, wurde im Lichte geschaffen, Leben ihm gegeben und aus Liebe ewig nie mehr vernichtet.
   03] Was gibt es wohl in dem großen Kreise der Unendlichkeit, das nicht diesen drei inhaltschweren Worten seine Existenz und seine ewige Fortdauer verdankte?
   04] Mit dem Licht beginnt das Leben, mit dem Leben die Liebe. Das Licht repräsentiert die schöpferische Kraft, die ewig Neues gebärt, immer ausströmend nach allen Richtungen der Unendlichkeit, Leben erweckend, das Finstere verscheuchend und dann durch die Liebe das Erhalten des Geschaffenen und immer neues Schaffen bedingend!
   05] Mit dem Licht entwickelt sich die Wärme, die Wärme entspricht dem Leben; denn wo Kälte herrscht, hört das Leben auf, da hat die Liebe keinen Anhaltspunkt mehr; denn auch die Liebe ist nichts anderes als der entzündete Eifer, alles vollkommen glücklich und gesättigt zu sehen.
   06] Wo also das Licht mit seinen sanften Strahlen die zerstreuten Elemente zur Anziehung und Abstoßung anregt, da erzeugt sich durch dieses Regen und Assimilieren die Wärme oder, wo es sich regt, da ist Leben.
   07] Das Leben aber will gesättigt, will alles in allem sein, und das kann es nur durch die Liebe werden.
   08] Die Liebe will das Leben erhalten, während der Haß es zerstören will. Wo ihr hinblicket, dort werdet ihr diese Elemente im Kampfe mit den Gegenpolen finden.
   09] Licht hat den Kampf mit der Finsternis, Leben mit dem Tode und Liebe mit dem Haß als Gegenpol zu führen. So sehr die ersteren alles erhalten und anziehen wollen, ebenso wollen die anderen alles abstoßen und zerstören.
   10] Ihr seht also in dem Vereine der ersten drei Meine Gottheit, als ewigen Erhalter alles Geschaffenen, und in den letzten drei den Gegenpol, den Satan mit seiner Kälte und seiner Zerstörungswut.
   11] So zieht sich der Kampf vom Engel angefangen bis zum letzten, härtesten und gebundensten Geist in der Materie hindurch; stets kämpfend erringt die Liebe durch das Licht das Leben und zerstört die Finsternis mit dem Tode und dem Haß.
   12] Hier habt ihr also in diesen drei Worten mit ihren Gegensätzen das einzige Erhaltungsprinzip für alles Geschaffene.
   13] Als Ich, das Licht Selbst, Mich entschloß, auch außer Mir Geister zu schaffen, die Mich lieben, Mich verstehen und Mir nach und nach gleichkommen sollten, da ward der erste Impuls gegeben des Werdens; deswegen leset ihr in den mosaischen Büchern: "Alles war wüst und leer, und der Herr schuf das Licht!"
   14] Mit dem Licht erwachte die Tätigkeit der Elemente, und Geister begannen sich ihrer selbst bewußt zu werden, sich anzuziehen, sich abzustoßen. Es begann mit dem Licht das Leben; denn auch der Zerstörung, so scheinbar grausam sie oft ist, liegt der höhere und schönere Zweck zugrunde, dem allerhöchsten Licht näherzukommen, indem die niederen Formen verlassen werden, um höhere, dem allgemeinen Lichte näherstehende anzunehmen.
   15] Sobald also Licht und Leben erwacht war, sobald das Geschaffene anfing seines Daseins sich zu freuen im Glanze des ewigen Grundlichtes aus den Himmeln, da ward der dritte Gedanke erweckt, der alle diese Geschöpfe der sicht- und unsichtbaren Welt vereinen sollte; es war die Liebe, der Grundgedanke des Lichtes und des Lebens, der alles, was sich nun seiner Existenz freute, stets vervollkommnend ewig erhalten wollte.
   16] So wurden die reinsten Engel, die Liebe in Person, mit dem größten Lichte ausgestattet und des intensivsten Lebens halber ausgesandt, von der Fülle ihres eigenen Ichs allen andern lebenden Wesen von dem Gnadenstoff mitzuteilen, den sie in solchem Maße zur Verfügung erhalten hatten.
   17] Die andern Wesen, dadurch gestärkt, erleuchtet und erwärmt, vereinten sich, erkannten ihr hohes Ziel, und jubelnd und kämpfend streben sie demselben nun entgegen. Freudig zerbricht der niedere Geist seine Hemmschale, die ihn hinderte, vorwärtszuschreiten; er zerstört seine eigene Existenz, um zu einer höheren zu gelangen, wo er mehr Licht, mehr Leben und mehr Liebe von dem alleinigen Urquell all dessen einsaugen kann.
   18] Das also, was ihr blindlings Zerstörung nennt, ist nichts anderes als ein Sichfreimachen zu einer höheren Stufe, da ein Geist schon seit seiner Gefangennehmung in der Form die Materie dulden mußte und nur den Moment abwartet, wo diese Fesseln fallen, und er, einzeln oder vereint durch das Band der Liebe mit tausend andern Gleichgesinnten, im großen Kreise der Schöpfungen einen höheren Platz einnehmen kann.
   19] Die Liebe, die allbeseligende Wärme, die dem Urlicht entströmt, sie ist es, die den Geist antreibt, sein Geschick selbst zu vollenden und so stufenweise zurückzukehren zum Urquell des Lichtes, von Dem er ausgegangen ist.
   20] So ergeht es allen Engelsgeistern. Nannten ja doch schon eure Vorgänger den einen, obwohl jetzt gefallenen Engel, "Luzifer" Lichtträger.
   21] Ja, er war ein Lichtträger durch alle weiten Räume Meiner Schöpfung; aber weil er, sich seiner unermeßlichen Gnade von Mir aus bewußt, mit einer Macht sich ausgestattet sah wie kein anderer, so verwandelte sich seine durch sein Licht zu entwickelnde Wärme in zu großer Heftigkeit in das Entgegengesetzte der Liebe, in Haß, gerade gegen Den, Der ihn mit so vieler Macht bekleidet hatte; und noch jetzt ist er, ein gefallener Engelsfürst, Mein eifrigster Gegner, der nur noch eine kurze Zeit frei bleiben, dann aber genau wird wählen müssen, ob er Meine ersten drei großen Worte der Schöpfung annehmen oder bei ihren Gegenpolen verharren will!
   22] Mittelwege zu wählen und geschicktes Ausweichen gegen Mein Drängen, zu Mir zurückzukehren, wird ihm nicht lange mehr gelingen; er wird bald sich kategorisch erklären müssen, ob er zum ewigen Leben des Lichtes und der Liebe oder zum ewigen Tode der Finsternis und der Kälte sich wenden will.
   23] Und auch ihr Menschen, denen Ich mittels Meines Gnadenlichtes einen Funken göttlichen Lebens in eurer Seele angezündet habe, bedenket doch, was ihr eigentlich im Herzen tragt! Ihr traget göttliches Licht, Leben der Liebe, von eurem Vater in der Brust!
   24] Er gab euch diese Dreifaltigkeit als Pfand eures Ursprungs, eures Anfangs und eures Endziels: verscherzet nicht so leichtsinnig diese göttlichen Geschenke, die ihr, ihrer bewußt, als Gnadengeschenk vor Millionen anderer Geschöpfe voraushabt. Begreifet wohl das göttliche Licht, geschenkt und eingehaucht mit Liebe, welches euer Seelen und Geistesleben ausmacht; gedenket des Gebers, Der euch als Kinder einst mit Seinem Blute unter herbsten Leiden erkauft, wieder zu dem machen will, was ihr in dem großen Kreis der geschaffenen Wesen sein sollt; vergesset nicht, es ist Seine Liebe, die euch zum ewigen Leben führen möchte, indem Er euch das Licht der Erkenntnis und göttlichen Bewußtseins angezündet hat.
   25] Strebet nach der Vollkommenheit, die euch als geschaffenen Wesen zu erreichen möglich ist, damit ihr außer den erhaltenen drei Geschenken diese einst in höheren Potenzen ertragen könnt! - Denn Mein göttlich Licht, ausstrahlend aus Mir in alle weiten Schöpfungsräume, hat keine Grenzen, stets neues Leben erweckend will es alles Geschaffene einst liebend vereinen und um Den sich scharen sehen, Der das höchste Licht des Lebens und der Liebe ist.
   26] So, Meine lieben Kinder, betrachtet diese drei Worte, sie haben den Urborn alles Seins in sich, sie sind die Grundfundamente alles Geschaffenen, ohne sie gibt es kein Wesen und kein lebendes Geschöpf. Wo sie mangeln, hat aller Fortschritt aufgehört, da ist der Tod, die Finsternis und der ewige Haß!
   27] Dort steht ein Lebensengel mit einer Siegeskrone und angetan mit einem Lichtkleid, zum Beweis, daß die Dreifaltigkeit der Gotteseigenschaften stets siegen wird, und verbergen muß sich bis in die innersten Winkel der Erde, wer dagegen sich sträubt und dem Lichte die Finsternis, dem Leben den Tod und der Liebe den Haß vorzieht!
   28] Vorwärts, Meine Kinder, drängt alles; die Liebe, die nie gesättigte Liebe, die alles gibt, um alles wieder zurückzuerhalten, das Licht, das alles erleuchtet, damit jeder finstere Winkel aus der Schöpfung verbannt werde, und das Leben, das nur Bewegung, Wechsel der Formen und Fortschritt von einer Stufe zur andern bedingt! Alle drei rufen euch zu: "Ohne uns keine Welt, keine Vergangenheit und keine Zukunft! Wir sind deren Träger im Innersten des höchsten Herrn; wir sprechen Sein ganzes ,Ich` aus!"
   29] Also vorwärts, ihr Abkömmlinge des Lichtes! Schwinget euch hinauf, dorthin, wo keine Sonne mehr untergeht, kein Tod mehr mit dem Leben wechselt, und kein Streit, kein Zorn noch Haß das schöne harmonische Konzert der Liebe unterbricht!
   30] Höret die Engelsharmonien, die durch diese drei Worte getragen durch alle Unendlichkeiten dringen, sie sind der immerwährende Lobgesang des einen und einzigen Herrn und Schöpfers, eures Vaters, Der nur darin Sein ganzes Glück und Seine Seligkeit findet, wenn Er sieht, daß die Geschöpfe, die Er geschaffen hat, sich Seiner freuen, Ihn lieben und stets mehr begreifen lernen. Die so oft mißdeutete Dreifaltigkeit ist nur in diesen drei mächtigen Worten und liegt im Kleinen in jedem geschaffenen Wesen, mit dem Keim sich ausbilden zu können bis zur höchsten Potenz eines Lichtengels, der an den Stufen des Herrn aller Himmel steht!
   31] Kinder, erkennet euer großes Geschenk! Seid stolz darauf, Meine Kinder werden zu können, frohlocket! Es wird einst eine Zeit kommen, wo ihr, mit der geistigen Sehe begabt, die unermeßlichen Räume der Ewigkeit durchblicken und von dem Throne des Vaters bis zum letzten Raum, wohin nur ein Lichtstrahl noch dringen kann, die Grundprinzipien Meines Wesens, verteilt in Millionen und Millionen Wesen, in dem großen harmonischen Lobgesang zu Seiner Ehre werdet vernehmen können!
   32] Trachtet also danach, dieser Stufe der Aufklärung würdig zu werden; trachtet danach, im wahren Sinne Meine Kinder zu werden, und ihr werdet dann fühlen, daß:

   33] Wohl in allen Räumen und Sternen,
In unermeßlichen Weiten und Fernen
Des Vaters Licht und Leben nur strahlet.
Wo Seine Liebe mit Großem nicht prahlet
Und nur im Kleinen Er suchet zu finden,
Was Seinen Geist ans (Un)Endliche könnt' binden!
Da ist das Leben des Lichts und der Liebe
Als das Höchste vom rein göttlichen Triebe.
Drei ist die Zahl der inhaltschweren Worte,
Sie tönen fort und fort von Ort zu Orte.
Laßt nie sie verhallen, die himmlischen Töne,
Die allein nur entwickeln das geistig Schöne!
Wo Licht, Leben und Liebe nicht wehet,
Da alle Freude der Schöpfung vergehet;
Wo aber sie alle im Frieden stets walten,
Da wird sich des Vaters Lieb' auch entfalten!
D'rum getrost nur gebaut auf Vaters Segen,
Er wird ja geben, woran jedem gelegen:
Des Lichtes Strahl, des Lebens Reiz und der Liebe Freuden,
Ob derowegen auch die Gefall'nen euch meiden
Verharret bei Mir - im Lichte, im Leben und in der Liebe,
Ihr pflegt so der Schöpfung Gott-geistige Triebe.
Nur wer mit diesen drei Worten sich weihet
Dem höchsten Vater, als Sein Kind sich erfreuet,
Der hat den Grundstoff, die Liebe, als besten Samen
Zur Kindesstatt bei Mir, und somit - Amen!

 

G. Mayerhofer: 'Lebensgeheimnisse'

 

gm.lgeh.011. Kapitel: Die Sprache (Den 30. Januar 1871)

Abs. 20:  Bibel: "Und Er schuf das Licht!"

01} Gestern abend besprachen sich zwei deiner Brüder über den Stil oder die Art der Wortfügung, die in Meinen Diktaten an euch öfters herrscht, und gemäß ihren Ideen der deutschen Grammatik nicht immer angemessen ist.
   02] Dein Bruder M-ch brachte zuerst die kritische Bemerkung, daß es ihm mehrmals begegnet, wo er ändern wollte, daß er doch wieder zu der von Mir gesetzten Reihenfolge der Worte zurückkehren mußte, worauf ihm dein Bruder L. ganz gut antwortete: "man soll Meine Worte nicht mit dem Kopfe, sondern mit dem Herzen lesen, dann wird der Sinn stets klar sein!"
   03] Da nun letzterer so recht den Nagel auf den Kopf getroffen hat durch seine Bemerkung, so will Ich dir hier überhaupt über die Art und Weise sich auszudrücken, über die rechte Wortfügung und endlich über eine Grundwahrheit den Aufschluß geben, welche sich durch Meine ganze Schöpfung hindurchzieht, und von dem eben angeregten Zweifel deines Bruders Mch anfängt und bei dem großen Geistesmenschen aufhört.
   04] Bevor wir uns aber so ganz in die nähere Erklärung dieser Frage, warum Mein Stil oft sich von dem eurigen unterscheidet, einlassen, müssen wir, wie überall, bei dem eigentlichen Grund anfangen und sagen:
   05] "Was ist die Sprache? Wie entstand sie? Und wer war der eigentliche Leiter, welcher die Reihenfolge der Wörter so festsetzte, wie ihr es jetzt gewohnt seid zu lesen, zu schreiben und zu denken?"
   06] Stets von dem Einfachsten ausgehend - kommt man am leichtesten zu einem wahren und wahrhaft tauglichen Schluß, der dann auf soliden, einfachen und festen Grund gebaut, als wie ein auf Felsen fest gebautes Haus auch nimmer umzustoßen ist.
   07] Um nun also bei der allerersten Frage "Was ist die Sprache?" anzufangen, so müssen wir antworten:
   08] Die Sprache ist eine Zusammensetzung von verschiedenen Lauten, die durch Mundwerkzeuge hervorgebracht werden, und in ihrer Verschiedenheit, oft einzeln, oft zusammenhängend, ein Wort und das Wort einen Begriff ausdrücken.
   09] Je niederer ein Volk auf der geistigen Bildungsstufe steht, desto weniger Bedürfnisse hat es und braucht auch deswegen desto weniger Worte, um seine Bedürfnisse und sonstigen Gegenstände zu bezeichnen.
  10] Die Sprache also entstand, indem man durch die artikulierten Laute und hervorgebrachten Töne entweder den Laut gewisser tönender Dinge nachahmen wollte, oder eigentliche Laute erfand, die das eine oder andere Bedürfnis, sei es des Körpers oder der Seele, ausdrücken sollten: so wie ihr es auch jetzt noch in der Kindersprache findet, wo in jeder Familie vom ersten Lallen des Kindes bis zur bessern Verständigung jedes Kind seine eigene Art hat, kundzugeben, was es eigentlich will.
   11] Was ihr bei den Kindern täglich seht, das war auch einst bei den ersten Menschen, wo auch sie viele Worte sich selbst erfinden mußten, viele andere aber durch die innige Verbindung mit Meiner Geisterwelt von dieser erlernten, Worte, die stets in Entsprechung den betreffenden Gegenstand geistig bezeichnen.
   12] Nach Vermehrung der Menschen, nach dem Falle des ersten Menschen schon, wodurch die Geistergemeinschaft abgeschnitten wurde, bis auf eure Zeit haben sich Sprachen und untergeordnete Mundarten zu Tausenden ausgebildet; die Menschen verstehen sich nicht mehr, und es müssen die Sprachen der Völker erlernt werden, mit denen man sich in Verbindung setzen will, weil sonst ein Sich-Verständigen nicht möglich ist.
   13] Diese mehrere Tausende jetzt bestehender Sprachen haben auch natürlich von ihrem Ursprung an bis auf die Jetztzeit viele Änderungen erlitten; manche sind vorwärts, manche rückwärts gegangen, je nach dem Kulturstand und der geistigen Bildung der Völker selbst.
   14] Überall aber, wo eine Sprache besteht oder bestand, war eines ihrer charakteristischen Merkmale, außer den der Sprache eigentümlichen Benennungen der Gegenstände und Begriffe, auch die Art, die Worte zu einem Satz zusammenzufügen, und endlich noch die Art - dieselben schriftlich oder bildlich aufzuzeichnen.
   15] Bei der Wortfügung, wo eben deine beiden Brüder auch über die von Mir übliche Art ihre Gedanken austauschten, ist die erste Frage: "wie soll dieselbe eigentlich richtig gehandhabt werden?"
   16] Sehet nun, hier sind wir bei dem angekommen, wo Ich eben entgegen der euch angewöhnten Art zu schreiben, öfters Mich anders ausdrücke.
   17] Um euch dieses zu erklären, wollen wir uns in eine Diskussion einlassen und vorerst fragen: "Was ist ein Satz?" Ein Satz ist der Ausdruck eines Gedankens, dem entweder die Erklärung eines Begriffes oder die einer Handlung zugrunde liegt.
   18] Wenn ich also eine Handlung erklären will, so sollte eigentlich im Satz zuerst das handelnde Zeitwort, als Willensäußerung des Handelns, und dann erst das die Handlung bezeichnende Wort folgen.
   19] Wenigstens in der Sprache eines jeden Geistes setzt sich vorerst der Grundgedanke fest - ich will etwas tun, und dann kommt - was ich tun will.
   20] So zum Beispiel heißt es in der Bibel: "Und Er schuf das Licht!" und nicht: "Er hat das Licht geschaffen", wie ihr gewohnt seid zu schreiben; es geht das Wort "schaffen" dem des Lichtes voraus.
   21] Nun, in Meinen Diktaten findet sich sehr oft ebenfalls diese nämliche Wortsetzung, und L. hatte ganz recht: Mit dem Herzen, das heißt geistig gelesen, ist es recht, wie Ich es diktierte, und wie es beinahe in allen alten Sprachen des Morgenlandes und Asiens und auch noch in einigen neueren der Brauch ist, in der eurigen aber gerade vermieden wird, indem das Nennwort zwischen dem Hilfs und Haupt-Zeitwort eingeschaltet zu werden pflegt, ja oft ganze Sätze so eingeschoben werden, daß erst am Ende das eigentliche Zeitwort kommt, welches bezeichnet, was eigentlich geschehen soll.
   22] Nachdem nun allem ein geistiges "Warum" zugrunde liegt, so ist es auch hier wieder das Geistige, welches Meine Wortfügung rechtfertigt, und "geistig" mit "Herz" vertauscht soviel sagen will, als - wenn ihr euer Verstandesleben beiseite laßt, und mit dem Herzen wie Meine Geister denkt, so wird euch Meine Wortfügung ganz recht sein, sobald ihr aber von der inneren Seelensprache abgeht und zum Gehirn oder Außenleben übergeht, so verliert ihr auch diese Ordnung, wie solches auch bei dem Schreiben der Sprachen geschehen ist.
   23] Die alten Sprachen Asiens und Afrikas sind alle wie die allgemeine Geistersprache! Diese sollte von der Rechten zur Linken nur lesbar geschrieben werden, während bei euren jetzigen der nach außen oder dem Verstande lebenden Menschheit gerade das Gegenteil ausgeübt wird, das heißt von der Linken zur Rechten.
   24] Auch dieses Verkehren deutet wieder auf den nämlichen Unterschied hin, wie Materielles und Geistiges.
   25] Im Materiellen, wie zum Beispiel im menschlichen Körper, ist die linke Seite die Herz-Seite, von wo das Blut in den ganzen Körper ausströmt, sie ist die positive oder die geistige Seite; die rechte aber, wo das Blut zur Lunge und später wieder dem Herzen zurückgebracht wird, ist die negative und materielle Seite.
   26] Was durchs Ohr zum Gehör und Gefühlsorgan der Seele, oder dem geistigen Menschen von der Außenwelt mitgeteilt wird, ist die negative, und was die Seele durch ihre Bewegungs-Werkzeuge der Außenwelt kundgibt, ist die positive Seite.
   27] Ein jedes Ding hat ebenfalls zwei Seiten, eine rechte und eine linke, eine negative und eine positive, eine innere und eine Außenseite.
   28] Die menschliche Haut ist innerlich linke Seite positiv, Außenseite rechts - negativ! Sie scheidet aus als positiv, wechselt dann die Pole, und saugt ein als negativ; was in jedem Augenblicke zahllose Male vor sich geht; denn Abstoßen und Anziehen, Reibung und erzeugte Wärme, Zerstören und Neuschaffen ist erstes Prinzip des Lebens! (Positiv ist auch "männlich", negativ ist auch "weiblich")
   29] Das Auge, als Aufnahmeorgan der Eindrücke von außen, ist negativ, aber als Spiegel des Innern positiv.
   30] Was hier als "positiv" und "negativ" bezeichnet wird, ist auch im Geisterleben, mit andern Worten gesagt, ein Annähern oder ein Entfernen von Mir und Meinen Gesetzen!
   31] In den ersten Zeiten, wo die Menschen und Völker noch mehr dem Geisterleben näherstanden, erfanden sie ihre Sprachen ihrem geistigen Zustande gemäß; so war ihre Wortsetzung, so ihre Schreibart; wie sie aber mit der Zeit von dem großen Naturgesetz abfielen und den verkehrten Weg einschlugen, so wurden auch ihre Ausdrucks und Schreibweisen verkehrt, deswegen die meisten neueren Sprachen verkehrten Stil und verkehrte Schreibart haben.
   32] Die Menschen vertauschten die Herzens-Geistersprache mit der Verstandes-Gehirn-Sprache, sind von Mir und ihrer eigenen Mission abgefallen, und deswegen scheint ihnen auch in der Natur manches ganz verkehrt, was den einst einfacher lebenden Naturmenschen gerade richtig erschien.
   33] Ihr seht also, wie da vom Herzen, zum Herzen, oder durchs Herz, oder durch den Verstand ein Ab und Zu, ein Nahen und Entfernen, ein Bessern und Verschlechtern ist.
   34] Was Ich euch früher von der Haut sagte, das gilt von jeder Frucht, von jedem Baum und von jedem Ding, überall sind es zwei Dinge, wodurch die Intelligenz des Innern sich der Außenwelt kundgibt oder von der Außenwelt Eindrücke erhält, überall positiv - negativ, überall rechts - links, überall Annähern und Entfernen, Ausscheiden und Einsaugen, gerade oder verkehrt.
   35] So geht es fort in der ganzen Schöpfung - bis zum großen Weltenmenschen, dessen Eingeweide lauter Sonnen, Kometen und Planeten, und bis zum noch endlos größeren Geist-Welten-Menschen, dessen innere Einrichtungen lauter Himmel der verschiedensten Arten und Seligkeiten sind.
   36] Auch diese saugen zu ihrem Bestande von außen ein, was sie dann in sich zu Geistigem verkehren, und geben oder stoßen hinaus, was dem Weltenmenschen an Geistigem gebricht.
   37] Dort herrscht auch die rechte Ordnung, dort ist das Herz Mein Himmel im Zentrum der große positive Pol, der alles Gute hinausströmen läßt, und die Geister in der materiellen Welt - der negative Pol, welcher Mir wieder alles Geistige gereinigt zurückbringt, wo es sich aber vorerst vom negativen in positiven Pol veränden haben muß, wodurch der Wechsel von neuem beginnt.
   38] Dieses ist das große Grundgesetz der Schöpfung, Ich, die Liebe - positiver Pol, und ihr und Meine Geister und Engel, als aufsaugende Teile - der negative Pol, bis nach vielem Aufsaugen und Abstoßen, was der Bewegung oder dem Leben gleichkommt, endlich Mein positiver Pol, als geistig ewig und unveränderlich bestehend, allein dastehen wird, und alles Aufgesaugte vergeistigt Mir gleich dann ewigen Frieden und Seligkeit genießen wird, wo nur stets sanfte Anziehung, aber kein Abstoßen mehr sich ereignen kann! (Siehe das Kapitel "Elektrizität" in dem Buch "Schöpfungsgeheimnisse")
   39] Äonen und Äonen von Zeiträumen werden zwar wohl bis dahin verrinnen, aber geschehen wird es doch einmal, wo Geist und Materie so gereinigt und vergeistigt ihre als ersten Impuls gegebenen Prinzipien verleugnen, und ruhig neben und ineinander leben wird, was einst nur durch Kampf und Auflösung sein Fortbestehen sichern mußte, und wo also Einigung zwischen allem bestehen wird.
   40] Nun, seht ihr, Meine lieben Kinder, von der kleinen Frage und der Antwort Lks. angefangen bis zum Geistesmenschen das nämliche Band geschlungen und in alle Schöpfungen verflochten; dort als kleine Frage der Wortfügung in eurer Sprache, und hier in ungeheuren euch nicht denkbaren Entfernungen als Attraktions und Repulsionskraft (Anziehungs und Abstoßungskraft) gegründet.
   41] Ihr mögt aus dem ersehen, wie wenig dazu gehört, um eine ganze große Wahrheit, ein großes Grundgesetz Meines göttlichen Haushalts zu entdecken und zu erklären; freilich gehört aber eben auch Der dazu, Der es euch erklären kann; Der all diesen großen und kleinen Welten, all diesen Produkten, seien es geistige oder materielle, den nämlichen Weg verzeichnet hat; es gehört dazu euer Vater, Der euch solch große Wunder in kleinen Fragen erläutern und wieder dadurch zeigen will, wie viel und wie wenig dazu gehört, erstens Meine Größe, und zweitens Meine Liebe zu begreifen und dieselbe schätzen zu lernen! Amen!

 

G. Mayerhofer: 'Lebensgeheimnisse'

"Wo Licht da ist Wärme, wo Wärme Leben!"

gm.lgeh.019. Kapitel: Wesensgrund des Lebens (Am 12. August 1872)

   01] Sehet, unter diesem Wort liegt wieder so viel Geheimnisvolles, so viel falsch Aufgefaßtes und schlecht Bewiesenes von euren Gelehrten, Naturforschern und Medizinern, daß Ich Mich bewogen fühle, euch wieder ein Licht anzuzünden, das in Ewigkeit leuchten soll, euch und allen künftigen Geschlechtern!
   02] "Was ist denn das Leben?". Nun, wenn Ich diese Frage erörtern wollte, wie sie euch von euren studierten Männern gegeben wird, so würde Ich ebenfalls so wie sie falsch schließen müssen; denn alle insgesamt nehmen die Wirkung für die Ursache, nehmen das Produkt für die Faktoren, indem sie nur nach dem urteilen, was ihnen sichtbar oder greifbar ist.
   03] Wollte Ich euch das Leben nach einem früheren Wort in seiner dortigen Beziehung wiedergeben, wo es heißt: "Wo Licht da ist Wärme, wo Wärme Leben!", so würde Ich wieder die sichtbare Wirkung oder Erscheinung des Lebens für das Produkt aus Licht und Wärme erklären; Ich will aber mit diesem heutigen Wort euch weder das eine noch das andere sagen, sondern Ich will euch das Leben von tieferer und höherer geistiger Seite zeigen, um manchen Zweifler und Gottesleugner faktisch seines Unglaubens zu überweisen (überführen), damit auch er, von den triftigen Gründen überzeugt, nicht anders kann, als zu glauben oder zu ahnen, was er bis jetzt mit so großer Hartnäckigkeit verleugnet hat.
   04] Nun zur Sache; die Frage heißt also: "Was ist Leben?"
   05] Sehet, wenn Ich die Sache so nehme, wie es euren Sinnen sich kundgibt, so ist "Leben" überall da, wo eine Veränderung, ein Wechsel, eine Bewegung sich kundgibt; ihr sagt: die Pflanze, dieses Tier, dieser Mensch lebt; dort, wo das Leben nicht sichtbar, euren Gefühlen nicht bemerkbar ist, wie im Mineralreich, da nehmt ihr kein Leben mehr an, sondern höchstens einen gesetzmäßigen Stoffwechsel, gemäß welchem auch der Stein, wenngleich langsam oder unmerklich, einer Veränderung entgegengeht; jedoch, wie ihr glaubt, einer unwillkürlichen, einer von den Einflüssen anderer Elemente auf ihn bedingten.
   06] So betrachtet ihr das Leben. Eure Botaniker beweisen euch durch ihr eifriges Studium die Zirkulation der Säfte in den Pflanzen, sagen euch, soweit ihre Mikroskope und sonstigen chemischen Analysen reichen wie und aus was der Baum, das Blatt, die Blüte und die Frucht bestehen, erklären euch die Fasern und Kanäle und das Mark der Bäume und Pflanzen; erklären euch aber mit diesem nur die Träger und Leiter des Lebens, aber nicht das Leben selbst.
   07] Eure Anatomen zerschneiden lebende und tote Tiere, suchen bei den Martern der ersteren oder bei Leblosigkeit der letzteren, freilich auf verkehrtem Wege, wenn das Leben entflohen ist, dessen Wirkungen; sie erklären euch die Nerven, die weiße, die graue Masse, als Gefühls und Bewegungs-Faktoren, sie erklären euch das organische Leben und das tierische Leben im Menschen, finden auch zum Teil den Mittelpunkt, von wo alles Leben ausgeht, erklären euch endlich auch das Gehirn mit seinen Windungen, Verzweigungen, seinen Sympathisierungen und seiner Abhängigkeit von dem andern Nervensystem, als von den will und unwillkürlichen Nerven, erklären euch die Struktur der Nerven als Leiter des Willens und der Lebenskraft; aber das Leben selbst wissen sie nicht zu ergründen. Warum der Nerv wie ein Telegraphendraht den menschlichen Gliedern den Willen der Seele oder des inwohnenden Lebens kundgibt, das wissen sie nicht; sie sagen bloß: der Nerv sei so gebaut und geschaffen als Leiter zu dienen; aber das Fluidum, welches diesen Telegraphen belebt, die Lebenspotenz selbst ist ihnen unbekannt und wird es, so lange sie bloß mit dem Verstande suchen, auch bleiben; denn den Gedanken, der in den Windungen des Gehirns bis zur Zunge oder schreibenden Feder fortgeleitet wird, diesen imponderablen (unkörperlichen) Faktor werden sie nie, obwohl durch das Gehirn kommend, mit diesem ergründen können!
   08] Der Gedanke ist Geistes-Produkt, und das sieht und begreift nur der tiefer sehende Geistes-Mensch, wie und warum er entsteht.
   09] Dieses Leben, das höher noch als das organische und tierische steht, ist ebendeswegen noch weniger erklärbar; denn weder die Masse des Gehirns noch die daraus entspringenden Nerven werden ihm je sagen können, wer oder was sie zu dem fähig machte, die Innenwelt der äußern kundzugeben, oder von letzterer die Eindrücke im Innern aufzunehmen und zum weiteren geistigen Aufbau des Seelenmenschen zu benützen!
   10] Umsonst plagen sich manche Materialisten ab, alle Bewegungen und Erscheinungen im menschlichen wie auch im tierischen oder pflanzlichen Leben auf die chemischen Assimilationsgesetze zurückzuführen, es ist und bleibt ein ewig falscher Schluß; denn wenn eure Gelehrten euch alle Elemente hersagen, aus denen euer Körper oder der eines Tieres oder einer Pflanze besteht; wenn sie nachweisen, daß dieses oder jenes aus Phosphor, Kalk, Eisen, Salz usw. besteht, so will Ich ihnen nur sagen: Nehmet alle diese primitiven Elemente und vermischt sie, ob sich daraus eine Arterie, eine Vene, ein Nervenstrang oder gar ein pulsierendes Herz je bilden wird?
   11] Sehet, ihr schwachen blinden Gelehrten, ihr könnt wohl sehen, daß im organischen Leben gewisse Grundelemente in ihren Mischungen Verbindungen eingehen und wieder andere Stoffe höherer Ordnung erzeugen; aber das ganze chemische Laboratorium wird aus allen diesen Stoffen keinen Grashalm zuwege bringen, viel weniger ein mit organischem Leben bedachtes lebendes Wesen!
   12] Zu diesem gehört eine andere Kraft, die die rohen Materialien der Stein und Mineralwelt nach anderen Gesetzen als denen der Attraktion (Anziehung) oder der Abstoßung verarbeitet und daraus Organe als Träger organischen Lebens bildet. Hierher gehört ein anderes Gesetz, ein anderes Leben, und eben dieses Leben ist euch und so vielen ein Geheimnis, und der Zweck Meiner heutigen Worte.
   13] Dieses Leben, was im Stein zu seiner Verwandlung drängt, was ihn entstehen, vergehen oder in andere Elemente auflösen macht; dieses Leben, welches bei der Pflanze ihre Organe baut, bei den lebenden Tieren ihren instinktmäßigen Führer macht, und beim Menschen alles frühere Leben des Steines und der Pflanze zusammenfassend, eben daraus das Geistige für eine andere und ewig dauernde Welt entwickelt; dieses Leben läßt sich nicht mit chemischer Analyse, nicht mit dem Mikroskop, nicht mit dem Seziermesser finden und klassifizieren; dieses Leben steht höher, als ihr schwachen Forscher glaubt: denn dieses Leben ist nicht ein Produkt der Materie, sondern "ein Ausläufer Meines eigenen, ewigen, nie endenden Lebsns!"
   14] Wie wollet ihr endliche, schwache Geschöpfe das Leben des unendlichen Gottes bemessen? Ihr seht sichtbar Seine Wirkung in allem, was euch umgibt, ihr könnt es ahnen, wenn ihr nur euer eigenes Ich betrachtet, welches für so viele ein Rätsel ist und bleiben wird!
   15] Überall werdet ihr finden, daß es noch eine andere Potenz gibt als alle Luftarten, als Magnetismus und Elektrizität; denn alle diese sind nur da, um das Leben zu verbreiten und die ganze sichtbare Welt zu bauen, zu erhalten, und so einem geistigen, höheren Ziel entgegenzuführen.
   16] Alle Absurditäten der Herren Materialisten werden noch von ihnen selbst bereut und verflucht werden, wenn der Moment herantritt, wo der Sarg sich öffnet und das so viel gerühmte materielle Machwerk, der Körper, nolens volens in selben hineingelegt der Erde übergeben wird, um wieder das zu werden, aus dem er hervorgegangen ist.
   17] Dort an dieser Brücke der Ewigkeit wird es ihnen schaudern vor der trostlosen Aussicht, welche sie sich und andern haben weis machen wollen, als existiere sie nicht, und die nun doch auch an sie herantritt!
   18] Allein, dort wird es "zu spät" sein, sie werden in ein erbärmliches Jenseits kommen, in ein "Nichts", wie sie sich's gedacht haben; dort wird ihnen dann Zeit gelassen werden, bis sie ihre materialistischen Schöpfungs-Gedanken abgestreift haben und nach und nach ein wenig Geistes-Licht ertragen können!
   19] Das wird ihr Schicksal sein, ein Schicksal, das nicht Ich, sondern sie sich selbst bereitet haben. Sagte doch einst der Apostel Paulus: "Wie der Stamm fällt, so bleibt er liegen!"
   20] Ungläubig fielen sie, und ungläubig werden sie auch dort wieder erwachen! Das Gehirn und Verstandesleben haben sie mit dem Apparate dazu der Erde übergeben müssen, und das geistige Leben, was sie während ihres Erdenwandels leugneten, ist auf Null herabgesunken; welch trostloser Zustand sie dort erwartet, Meine Kinder, begreift ihr nicht und könnt es auch nicht fassen!
   21] Doch lassen wir sie mit ihrem Weisheitsdünkel nur fortarbeiten und kehren wir zu unserm Wort "das Leben" zurück; denn Ich will nicht das Los der Ungläubigen, sondern jenes der Gläubigen schildern. Dieses wird euch in Aussicht gestellt, das erstere ist jedem selbst anheimgestellt, daß er es sich selber so oder so bereiten kann, wie es ihm gut dünkt.
   22] Nun sehet also, das Leben, wie Ich es euch gezeigt habe, als "Ausfluß Meines ewigen unvergänglichen Lebens" ist es allein, welches die ganze Schöpfung durchwebt, im Lichte bis in die weiteste Ferne dringt, dort durch Vibration die Wärme hervorbringt, und dann nach Meinen unumstößlichen Gesetzen die primitiven Elemente zuerst antreibt, sich miteinander zu verbinden, von Grad zu Grad höhere Stufen im unorganischen Leben erringend, endlich langsam ins organische Leben übertritt, wo vermittels der Organe alle früheren Elemente zu andern Zwecken und durch andere Prozesse, vom Festen ins Flüssige umgewandelt, dem neugestalteten Leben nur dienen können.
   23] So wird der frühere, scheinbar "leblose Stoff" ein lebendiger, bei den Tieren ein seelischer, und endlich beim Menschen als Geistiges verarbeitet.
   24] Das angenehme Einatmen der Frühlingsluft ist nicht das Produkt von Sauer oder Kohlenstoff, wie ihr sie nennt, sondern es ist das geistige, neu aus dem Winterschlaf erwachende Leben, welches die eine Halbkugel der Erde überkommt, während die andere ihrem Ruhepunkte auf einige Monate entgegengeht oder -eilt.
   25] Es ist nicht bloß materielles Wohlsein oder materieller Einfluß, den die Gebirge auf den Wanderer äußern, wenn er zwischen ihnen wandelt, wenn er rauschende Waldbäche von schroffen Felswänden herabstürzen sieht, oder verwitterte Steinmassen und Schneefelder ihn aus unübersteigbarer Höhe anblicken; es ist ein weit größerer, geistiger Zug des geistigen Lebens im Menschen, welcher ihn beschleicht, ihn ahnen läßt, daß hoch über der stummen Materie in der Natur noch ein anderer Geist weht, welcher freundlich zu ihm spricht: "Siehe, kleiner winziger Wanderer! Das was du siehst und was du fühlst hier in meiner Nähe, ist Gottes Stimme, welche zu dir spricht und welche hier im ewigen Walten, zum Besten von euch, mit wenigen Mitteln Zufriedenheit, Ruhe und Glückseligkeit unter euch verbreiten und euch sagen möchte:
   26] "Verlieret euch nicht so, ihr Menschen, in materiellen Interessen, die nur auf diese kurze Spanne Zeit des irdischen Lebens Bezug haben! Achtet mehr auf eure geistige Ausbildung! Wir alten Zeugen einer vorweltlichen Natur, die wir waren, ehe ihr den Fuß auf diesen Erdball gesetzt habt, wir zeugen euch stets von Gottes Größe, von Seiner Allmacht, von Seiner Liebe! Schließet euch an uns an! Seid einfach und stets gleich wie die Natur, und euer physisches, wie euer geistiges Leben wird nicht wie unsere Gewässer, rauschend und tobend sich zwischen Felsen und Engpässen Bahn brechen müssen, sondern wird langsam und sanft dann zwischen blumigen Wiesen und schattigen Wäldern seinem Ziel entgegengehen!
   27] Betrachtet das Leben als Ausfluß aus eures Schöpfers Geist, durch Dessen mächtigsten Willen auch wir gehoben wurden, um einst wieder verwittert zur Tiefe herabzusinken; als hartes Gestein stehen wir da, Wind und Wetter trotzend, bis auch unsere Elemente, unser Leben, zur höheren Stufe reif geworden, in ein anderes, höheres übergehen kann."
   28] So sprechen die Berge zu euch, so spricht das geistige Leben in ihnen zu eurem Geiste, der im herabfallenden Wasser nicht Wasser, im bedeckten Schneehaupt eines Berges nicht kalten Schnee, sondern geistige Entsprechungen lesen kann, welche Speise für seine Seele und Nahrung für seinen Geist sind!
   29] Dieses Leben kultiviert, und so fasset das Leben auf, welches wohl durch Gefäße und Nerven geleitet euch Kunde gibt von etwas Höherem, Größerem, als bloß von Anziehen und Abstoßen oder Assimilierung (Angleichung) verwandter chemischer Elemente, und ihr werdet dann leichter begreifen, daß euer Gehirn mit seinen Windungen wohl dasein muß, um euch das Leben mitzuteilen und es zu erhalten; aber daß alles dieses nur Leiter, Behälter und Verbreiter eines höheren Lebens ist, welches dem tierischen wie dem organischen und unorganischen Leben den Impuls zur Manifestation (Bekundung) gibt, aber doch nicht das Leben selbst ist!
   30] Bedauert alle, welche die Äußerungen des vegetativen Lebens für Hauptsache halten und kein höheres, über alle Mißzustände des Lebens erhabenes Geistiges anerkennen wollen! Arme Geschöpfe! Sie plagen sich mit der Materie, die ihnen nichts gewähren, nichts ersetzen kann; sie müssen eine große Masse von seligen Eindrücken und Stunden entbehren, die derjenige genießt, welcher, ein höheres Leben anerkennend, sich mit selbem trösten kann, wann gerade das Irdische, Materielle ihn so recht in den Staub ziehen will, aus dem er geboren wurde!
   31] Ja, Meine Kinder, es gibt ein höheres Leben, ein Leben, das weit über alles Vergängliche hinausreicht, das selbst im Steine unendlich ist; denn auch er verändert nur die Form und seine chemischen Verhältnisse, aber zu nichts wird auch er nicht; und was im Steine schon, weil von Mir kommend, unendlich ist, was im Pflanzen, Tierreich und im Menschengeschlecht noch mehr ausgedrückt ist, dieses unvergängliche Etwas, dieses ist das Band, welches die materielle mit der geistigen Welt und beide mit Mir verbindet!
   32] Je mehr das Gefühl vorhanden ist, daß das, was das pulsierende Herz treibt, das, was die Seele zum Denken drängt, nicht mechanische Kraftanstrengung als Produkt von materiellen Faktoren ist, desto mehr erhebt sich das Bewußtsein eines höheren, geistigen Lebens, welches über diese vergänglichen Kraftäußerungen des tierischen und organischen Lebens noch weiter hinausreicht und, wo alle Materie aufhört, noch fortdauert.
   33] So fasset das Leben, dieses Drängen nach vorwärts auf, und ihr werdet in den kleinsten Monaden oder Infusions-Tierchen noch ein höheres Leben entdecken, das nicht von den Bestandteilen dieses winzigen Geschöpfes abhängt, sondern ihr werdet begreifen, daß alle, wenn auch euch nicht sichtbaren Organe dieses Tierchens, ebenso wie die größten Welten, von der nämlichen Kraft belebt und durchdrungen sind, welche diese Tierchen zur Vervollkommnung treibt.
   34] Dieses geistige Leben äußert sich natürlich durch das Vegetative, durch das Organische, weil es anders nicht möglich ist; aber es ist nicht dieses selbst, sondern steht höher und ist dauernder als alles andere.
   35] Das organische Leben äußert sich bloß, solange Organe vorhanden, solange diese tüchtig sind, ihre Funktionen zu erfüllen. Sind die Organe nicht mehr tätig, so entschwindet zwar scheinbar das Leben in ihnen; aber der Trieb, welcher sie zur Tätigkeit drängte, hat nicht aufgehört, er ist eben nur wegen der Unfähigkeit der Organe, ihn in sich aufzunehmen, nicht sichtbar.
   36] Mein geistiges Leben hat nicht aufgehört; denn kann es so nicht weiterschreiten, so führt es die Materie durch deren Auflösung wieder in neue Kombinationen, wo auf höheren Stufen und in andern Verhältnissen das Leben von neuem beginnt, um so dem Ziele, der einstigen Rückkehr zu Mir, näher zu kommen!
   37] So ist das Leben als ewig ausfließender Geistesfunken aus Mir dasjenige, welches den ersten Atomen im großen Äther die Kraft mitteilte, sich zu verdichten, aus ihnen Welten und Sonnen machte, diese mit allen Wundern der Schöpfung ausstattete, sie bevölkerte und sie einst auf demselben Wege zurückführen wird, um aus den gebliebenen Überresten wieder andere, geistige und höhere Wohnungen für freiere, größere Geister aufzubauen.
   38] Das Leben aus Mir ist unendlich, und sein Wirken ebenfalls! Wer sein eigenes oder das Leben der ihn umgebenden Welt nicht in diesem Sinne versteht, der begreift nicht, was Gott, was Schöpfer heißt, der faßt nicht den Gedanken eines liebenden Vaters, der ja alles tut und tat, um von Seinen Geschöpfen geliebt, geehrt und auch gekannt zu werden, der begreift nicht, warum Ich eben gerade jetzt mehr als sonst Kundgebung auf Kundgebung, Licht auf Licht auf euch herabsende, damit ihr nicht im Finstern wandeln sollt, nicht mit Vorurteilen und falschen Begriffen kämpfen, sondern das eigentliche Licht des wahren Lebens recht erkennen möget, welches doch aus jedem Schlage eures Herzens euch zuruft, daß jeder Pulsschlag eine Gnade, ein Ausfluß jenes göttlichen Lebens ist, das nie Anfang noch Ende haben wird.
  39] Nehmt euch diese Worte zu Herzen! Da verwahret und verdauet sie; denn da ist der Sitz, wo geistiges Leben, durch organisches getragen, in euren Körper einströmt und Gesundheit, Segen und Frieden euch verleihen kann.
   40] So sollten alle Meine Worte nach und nach alle Lücken ausfüllen, alle Zweifel verdrängen und euch stets mehr die Gewißheit geben, daß ihr nicht in einer materiellen, sondern in einer Geisterwelt schon jetzt lebt, wo die Materie nur die rohe Überkleidung ist, die wechselt, während das eigentlich Geistige, Höhere, sich als Leben manifestierend (offenbarend), stets und ewig bleibend ist.
   41] Es gibt keine abstrakte Materie, sondern nur gebundenes Geistiges, und dieses ist es, welches zur Verwandlung der ersteren drängt, sich in Formen äußert, vom Unorganischen zum Organischen, und von dem zu seinem eigentlichen Ursprung, zum Geistigen übergeht.
   42] Es ist also alles nur Mittel zum Zweck, was in der sichtbaren Welt euren Sinnen entgegentritt; die Ursache liegt tiefer und ist nur als geistiges Leben mit geistigen Sinnen zu ahnen und teilweise zu fassen.
   43] Dort liegt der Herd eines nie versiegenden Lebensborns; dort ist die große elektrische Batterie, welche durch ihre Telegraphendrähte an alle Welten ihre Impulse aussendet, um alles zum Fortschritt, zur Vervollkommnung anzutreiben; dort liegt das Leben, das geistige Grundelement, welches ewig wie Ich Selbst nur Geistiges zum Ziele hat, nur Geistiges anstrebt, wenn es gleich je nach den Organen sich materieller Mittel bedienen muß.
   44] Dieses geistige Leben wird sich dieser Mittel so lange bedienen, als es ihrer bedarf; ist einst alles vergeistigt, dann wird auch sein Wirken intensiver und mächtiger werden, und was jetzt auf langsamem, materiellem Wege geschehen muß, wird dort in kurzer Frist und mit ganzer Macht ausgeführt werden, so wie Ich mit Meinem Willen auf einmal Welten entstehen lassen oder vernichten kann, wenn es Mein großer Plan erheischt und Ich nicht den Weg der langsamen Entwicklung beibehalten will.
   45] Ihr kennt die Kraft dieses Geistlebens nicht, ahnen möget ihr es, und dazu euch zu führen sollen diese Worte dienen, damit ihr stets im Auge haben möget, daß ihr "Kinder einer Geisterwelt" eben Geistiges in euch habt und zu dessen Ausbildung mehr verwenden sollt als ans Materielle, Irdische, Flüchtige, welches nur für kurze Dauer ist, während das andere mit euch ewigen Geschöpfen ewig bleiben wird.
   46] So hat euer Lebenswandel einen Zweck, und euer einstiger Hingang in das andere Leben ein gewisses Ziel, nämlich mit Benutzung der Zeit das in euch gelegte Lebenskapital so auszubeuten, daß es euch im Jenseits die gerechten Zinsen und Früchte tragen mö
ge! Amen!

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