Nachwort zum Titelbild „Magnificat“ von Sandro Botticelli

 

Hier zeigt uns Sandro Botticelli in seinem  herrlichsten Bild  der Madonna  des Magnificates mit dem Jesu-Kindlein im Schoße und fünf Engel. Der erste und der fünfte Engel halten eine Krone über die Maria und darüber sehen wir eine halbe Sonne. Es ist die Gnadensonne, die auch ein  gewisses  Zeichen des  heiligen Geistes als Taube sym-bolisiert. Der heilige Geist flutet herunter, Maria wird  gekrönt.  

Maria symbolisiert den  Geist unserer Liebe in uns.  Er  wird  durch den blauen Mantel dargestellt, den  wir  aufgrund  unserer Gotteserfahrungen erhalten haben. Dieser Geist will  die  göttliche  Liebe  in uns beleben und im Herzensschoße den  Urgeist  Gottes in  uns  verwirklichen. Der Urgeist der göttlichen Jesu-Liebe wird in  uns  geboren.  

Aber was  sagt  Jesus,  was  deutet  Er  uns  an ? „Sehet,  alle  Kraft  kommt  von  der göttlichen Gnadensonne außer  euch  und  von  der wahren Sonne in euch.“  Sein  linkes  Händchen  liegt  wie  beschützend  auf  einer herzförmigen  Frucht. Es ist ein Granatapfel. Es war damals Sitte, den Granatapfel als Symbol des Lebens in Bildern darzustellen und an der Anzahl der Kerne konnte man z.B. beim Kaiser die Anzahl seiner Kinder herauszählen. Unser lieber Jesus  hat viele Kinder.

Das rechte Händchen von Jesus zeigt auf  das  Wort  Gottes.  Seine  Verkünder sind die fünf Engel.

Die Heilige Schrift war zur Zeit Botticellis gedruckt und allen  Menschen zugänglich. Doch verstehen konnte sie kein Christ bis zu dem Tag, als Jesus einen Menschen   berief,  der  den  inneren  Sinn  der Gottworte aufschloß. Dieser  Berufene  mußte Vorboten  haben, die das neue Zeitalter der neuen Kirche Gottes, der Wiederkunft Christi in den Wolken des Himmels, wie Jesus Christus das nannte, verkünden  durften.  Denn die  Wolke  ist  ein  Symbol  der  Wortverkündigung.  

Es wurden reine Worte zur Verkündigung  gegeben  und das war im Jahre 1757, als Emanuel Swedenborg im Auftrage  von  Jesus  Christus das Mittelreich mit  den Michaelen reinigen mußte und mit der neuen Offenbarung das Neue Jerusalem  mit den Toren  öffnete.  Darum  wurde  die  neue  Offenbarung  durch  Jakob  Lorber  auch  das Neue Salem, das  Neue Jerusalem,  die  Jerusalems-Offenbarung  benannt. So nennt  sich auch  die Offenbarung durch Emanuel Swedenborg. Das Neue Jerusalem wurde durch vier Boten Gottes verkündet.

Der erste Bote war Meister Eckehart. Er wird als der große mittelalterliche Mystiker verstanden. Er war es, der mit  Dante am  Eingang  des  Mittelalters die Pfeiler einer neuen Evolution, einer  neuen  Entwicklung der Mystik setzte. Was Dante in seiner Göttlichen  Komödie beschrieb, das verkündete Eckehart von Hochheim in seinen Predigten.

Wer hält die Krone auf der anderen Seite?

Jesus hatte einen einzigen  Wortbehüter  und  Wortverkünder  schon zur Adamszeit  ernannt. Er war  der  erste Verfasser alles  religiösen Schrifttums, das auf der Erde  verbreitet  ist.  Er  war der  Begründer des Sanskrit, der  Veda,  der  Upanischaden, der Bhagavad-Gita, der Totenbücher  usw. und  der  weiteren  Kundgaben. Er war der Hüter des  göttlichen Wortes als  Jesus  Christus  als  lebendiges  Gottwort  zur  Erde  kam.  Es  ist  der  Urerzengel  Raphael,  der Jesus auf dem Erdenweg begleitete. Deswegen erscheint er hier im Bild im  weißen Kleid. Wenn wir die  Beschreibung aus  Lorbers  Großen  Johannes-Evangelium lesen  und  zuhören  wie  Cyrenius  Raphael  beschreibt, dann können wir ebenso in  Wonneliebe verfallen  wie  Cyrenius. Er war in Raphael ganz verliebt.

Raphael inkarnierte sich als Henoch und war damals als  Hoherpriester  eingesetzt.

„Außer dir soll kein Hoherpriester sein als  Ich  Selber“. Vor Seinen  Erdenjahren wirkte Jesus Christus  als Hoherpriester  durch  Melchisedek.

Raphael ist der Wortbehüter  bis  zum  Ende.  Er behütete die Worte Emanuel  Swedenborgs, Jakob Lorbers, Jakob Böhmes und  Meister  Eckeharts. 

Diese Vier wurden als  Wortverkünder  ausgewählt. Sie entsprechen den vier Zeichen  des Tetragrammatons des göttlichen Namens. Deshalb mußten die Kleider Jesu Christi bei Seiner  Kreuzigung  in  vier Teile geteilt werden,  und  die Kleider entsprechen  doch  dem  göttlichen Buchstabenwort. Das  göttliche Wort mußte also in  vier  Auffassungsformen  zerteilt  werden, weil ein  Verkünder die  Fülle  des göttlichen  Wortes nicht hätte offenbaren können. Wer  aber  glaubt, einen Lorber von Böhme oder einen Swedenborg von Eckehart oder einen von den anderen trennen  zu  können, der  beschneidet  sich in seiner Weisheitserkenntnis selbst. Er vermauert  sich einen  sicheren Weg  zu Gott, den Weg , der über die Erkenntnisse zu Ihm führt.

Als Swedenborg in den  neuen  Himmel  eintrat,  erblickte  er  einen  Tempel.  Über dessen Pforte standen die Worte: „Nunc licet!“ ,

nun ist es erlaubt, mit Verstand in den Himmel einzudringen. Das ist die Chance der Neuoffenbarungsleser wie die Hebräer über ein göttliches Wort zu erfahren, wie sie in  sich  das  himmlische  Jerusalem, die Stadt Gottes,  erbauen  können,  um  dadurch Kinder Gottes  zu  werden. Denn der höchste Zustand der Himmel ist die Stadt Gottes, so sagt uns der Herr durch Jakob Lorber  in  Robert  Blum  und  Bischof Martin. „Wer sie erreicht hat, ist in Meiner Stadt. Es ist Meine Heimatstadt und Ich habe für euch alle in Meiner  Stadt  schon  eine Wohnung reserviert und eine Landwohnung in einer Hütte im himmlischen Hügelland.“

Diese Vier ,  

Eckehart von Hochheim,  Jakob  Böhme,  Emanuel  Swedenborg  und Jakob Lorber,

sind also ein Guß göttlicher Offenbarung.

Im Hintergrund sehen wir den Demutsstrom, der sich durch die grüne  Aue  schlängelt.  Dahinter  befindet  sich  das  Neue  Jerusalem,  durch  die  Kirchenspitze einer Stadt  angedeutet.  Wir  sehen  also, daß der Zielpunkt dieser vier Propheten das Neue Jerusalem war.

Dies ist aber nicht der Endpunkt unserer   Entwicklung. Denn hoch über den Himmeln sehen wir im Dekor dieses Gewölbes noch  weitere Zustände, die im  Schatten liegen, so  als  wollte  sie  Gott  vor uns verbergen. Er hat sie uns nicht ganz klar  offenbart,  nicht  vom Sonnenlicht durchstrahlt und in der Klarheit der  übrigen   Offenbarung dargestellt. Aber als Ziel und  höchsten  Punkt  sehen  wir  die Sonne, nur zur Hälfte gezeigt. Wohl ist das  Gesamtbild  als  Sonne dargestellt  und  zeigt  uns die Vollendung. Im Dekor des barocken Rahmens sehen wir die  mystischen Rosen. Es sind die  Symbolblumen der Vereinigung, der Einswerdung  der Seele mit Gott.

Die Schattierungen, die angedeuteten Kreislinien deuten weitere  Zu-stände an, die uns aus Gnade in den Umkreis der Göttlichkeit führen  können. In diese Zustände kann nur der heilige Geist führen. 

Inmitten der Gottes-  und Gnadensonne wartet  auf uns,  wohnt  und öffnet  Jesus Christus Sein Herz. Durch Jakob Böhme  sagt  Er  uns:

Sehet, es  war Longinus, der mit seiner Speerspitze in  den geheiligten Körper Jesu  stieß  und  gerade  im Herzen die Pforte  öffnete, durch die wir wieder  eingehen  können  in den Ursprung des Göttlichen  und  eins  werden  mit  dem      Vater.

Dies  sind  mystische Worte, aber Worte der Wahrheit, die  wir  ein-mal begreifen lernen, wenn unsere Füße den Boden  der  Stadt  Got-tes auf dem Berg Zion mit Jesus und Seinen  letzten  Worten  verlassen:

Vater,  geliebter  Vater, Dein Wille geschehe!“

Dieses Bild in den Uffizien von Florenz ist ein Vermächtnis der gött-lichen Liebe, das Sandro Botticelli für  uns  vorausschauend  wie ein  Visionär darstellen durfte.

Fühle den Duft der  Ausstrahlung,  verinnerliche  in  dir  die  Verhei-ßung,  die  uns Jesus mit der leichten Handbewegung  gibt:

In Meinen Worten könnt ihr  die  Wahrheit  finden,  wenn ihr sie aus dem Geiste Meiner gotterleuchteten vier  Jünglinge versteht !

(Auszug aus einem Seminar von  Karl  Dvorak  im  Dezember  1990  im  Schloß Bleckede)