180. bis 184. Kapitel der Kindheit und Jugend Jesu 

Als das große Rettungsboot des Jonatha das Ufer erreichte, da stiegen sogleich alle ans Land und Cyrenius dankte laut  dem  Gott  Israels, daß Er ihn gerettet hatte mit all seinen  Teuren.  Als  Jonatha solches vernommen hatte, da sprach er: „Mein Freund, nun bin ich doppelt froh, darum ich in dir  einen Israeliten  gerettet habe, denn auch ich bin ein Sohn Abrahams.“ Cyrenius  sprach:  „Ich  bin  gerade kein Israelit, sondern ein Römer,  aber  dennoch kenne ich die Heiligkeit deines Gottes und bekenne Ihn denn ganz allein als  meinen Gott.“ Jonatha sprach: „Das ist noch besser, morgen aber wollen wir mehr davon reden. Für heute  begebt euch zur Ruhe. Siehe, meine Hütte ist sehr geräumig und reinlich,  Stroh habe ich auch in großer Menge, daher macht euch  ein  Lager.  Ich  aber  werde  sogleich wieder umkehren und sehen, ob euer Schiff  nimmer  flott  zu machen ist.“ Cyrenius entgegnete dem Jonatha: „Freund, für  mein Schiff ist morgen auch noch Zeit.“ Jonatha aber sagte:„Morgen ist Sabbat, da heißt es von der knechtischen Arbeit ruhen.  Drum  muß vor dem Aufgang noch alles in Ordnung gebracht werden.“ Darauf bestieg Jonatha  mit seinen Gehilfen  wieder das Boot und fuhr hinaus zum Schiff des Cyrenius und hatte mit dem  Flottmachen wenig zu tun, da ihm die Flut des Meeres dabei  half.  Jonatha  ergriff  sogleich das Schlepptau, befestigte es an das  Boot  und  ruderte  voll Freude in die ziemlich tiefe Bucht und brachte so das große  Schiff in seinen sicheren Hafen. Dort ließ er es am Ufer befestigen. Nach dieser Arbeit begab sich Jonatha am schon ziemlich hellen Morgen nach Hause, legte sich auf sein Lager und ruhte mit seinen Gehilfen noch drei Stunden.

Cyrenius  und sein Gefolge schliefen ziemlich lange in den Morgen hinein.  Als  Jonatha wohl  gestärkt erwachte, da lobte und pries er Gott in dem Kinde Josefs und gedachte, was das  Kindlein  zu  ihm geredet hatte. Dann bereitete er das Frühstück für die vielen Gäste und Cyrenius freute sich über sein gerettetes Schiff  und versprach eine hohe Belohnung. Jonatha aber  sagte:  „O  rühmet  nicht  mich, denn  an  allem dem hat jemand  anderes  und  nicht  ich  das  große Verdienst. Ich war nur ein plumpes Werkzeug Dessen, der mich also  geschickt hat und hat vorangezeigt, daß ich  in  dieser  Nacht  einen wichtigen Dienst werde zu versehen bekommen. So war es auch, ich fand dich in großer Not, und ward dir zum Retter  und  das  war der Wille des Allerhöchsten.  Diesem heiligen Willen gehorchte ich  und habe ihn erfüllt. Das Bewußtsein,  den Willen  Gottes  aus  Liebe  zu Ihm Selbst erfüllt zu haben, ist mein hoher Lohn, und wärest  du  ein Kaiser, so könntest du mir keinen  höheren  geben!  Daher  bitte  ich dich auch , an  keine  andere  Belohnung  bei  dir  selbst  zu  denken.

Bringe nur dein schönes und großes Schiff wieder  in  Ordnung  und so ich erfahren werde von dir den Ort deiner Bestimmung, da werde ich dir noch obendrauf mit Rat und Tat  zur  Hand gehen!“ Cyrenius sprach:„Freund, das sollst du gleich erfahren! Siehe, der Ort meiner Bestimmung für diesmal ist Ostrazine  in  Ägypten;  denn ich  bin der Statthalter und ein Bruder des Kaisers! Mein Name ist Cyrenius Quirinius.“

Bei diesen Worten fiel Jonatha auf die Knie nieder und bat Cyrenius  um Gnade, wenn er sich in etwas vermessen hätte. Als aber Cyrenius den Jonatha  aufrichten wollte, da kam Josef mit  seiner  ganzen  Genossenschaft, den Jonatha  zu  besuchen,  weil  dieser sich  so  lange nicht einfinden wollte. Josef  aber ging  nicht alsogleich in die Hütte, sondern er sandte einen Boten hinein und ließ es  dem  Jonatha  melden, daß er hier sei. Jonatha erhob sich bald  und sprach  zu Cyrenius: „Kaiserliche konsulische Hohheit, ich bitte noch einmal um  Vergebung, so ich etwa irgend mich an dir vergangen  habe  durch  eine  gutgemeinte Grobheit! Denn wie sonst bei  mir  alles  massiv  ist,  so ist´s  auch bei manchen Gelegenheiten meine Zunge! Jetzt aber muß  ich wieder hinaus;  denn  mein  Nachbar  und  mein  allerwürdigster Freund hat mich heute heimgesucht!“ Und Cyrenius sprach zu Jonatha:   „O  Freund,  mein  teuerster  Lebensretter,  tue  nach  deinem Wohlgefallen, und sieh nicht auf  mich, deinen Schuldner! Ich  werde mich jetzt hier nur etwas besser ankleiden und  dann  alsbald  selbst dir nachkommen!“ Nun begab sich Jonatha schnell  hinaus,  um  den Josef zu empfangen. Josef ging unterdessen zum Ufer, wo das Schiff war, um es näher  zu  betrachten.  Jonatha eilte ihm nach  und  holte ihn auch bald ein. Als sich die beiden  begrüßt  hatten  und  Jonatha das ihm zulaufende Kindlein auf  seine Arme nahm und es  liebkoste, da fragte Josef den großen Freund  ganz verwundert: „Aber Bruder, sage mir doch, woher hast du  das  Schiff, oder sind imselben Gäste, Reisende angekommen? Fürwahr, das ist ein Prachtschiff, wie  man solcher  Art  Schiffe  nur  aus  Rom  kommen  sieht.“  Und  Jonatha  sprach: „Freund, darum mußte ich noch gestern deine Villa verlassen,  ein  Sturmwind  hatte  gestern  ein  römisches  Schiff  auf  eine Sandbank außerhalb der  Bucht  gesetzt.  Meiner  Mühe  durch  die Gnade dieses deines Kindleins ist es gelungen, das Schiff  vor  dem sicheren Untergange zu retten. Die Geretteten, bei  hundert  an der  Zahl,  befinden sich noch in meiner Wohnung,  die glücklicherweise für sie hinreichend geräumig ist.  Ich denke, sie werden noch heute abfahren, da der Ort der Bestimmung unsere Stadt selbst ist, wie sie mir sagten. Sie wissen zwar noch nicht , wo  sie sich befinden, denn das muß man den Geretteten nicht sogleich kundtun. Wenn sie aber fortreisen werden, dann werde ich ihnen schon  ohnehin  den  Wegweiser machen!“ Josef  fragte den Jonatha, ob die Geretteten  nicht  kundgaben, wer und woher sie  wären.“  Jonatha  aber  antwortete: „Du weißt ja, daß    man nichts aus der Schule schwätzen darf;  denn solange die Geretteten nicht fort sind, dürfen ihre Namen nicht verraten werden, weil  ihnen das bei einer  künftigen   Reise  schädlich sein könnte!“ Hier sagte das Kindlein  zu  Jonatha:  „O  Mann,  du hast wohl ein  edles  Herz, in  dem  keine  Falschheit   wohnt;  aber was da so manchen alten Aberglauben betrifft, da bist du noch sehr  reich daran! Hier aber ist´s dennoch  besser  zu  schweigen, als  zu reden; denn in wenigen Augenblicken  wird sich die Sache ohnehin aufklären!“

Als das Kindlein solches geredet hatte, da trat Cyrenius mit  seinem Gefolge aus der Hütte und begab sich gegen das Schiff an  die  Stelle, wo sich Josef befand. Als Cyrenius nun dahin kam, da sprach er  zu seiner Tullia:„Weib, da sieh einmal hin, ist die Gesellschaft dort bei unserem Retter nicht  ganz  derjenigen  gleich,  deretwegen  wir nach Ostrazine reisten? Bei Gott, dem Lebendigen!  Ich  habe noch nie etwas Ähnlicheres gesehen! Und siehe, unser Wirt  hat auch soeben ein Kindlein auf den Armen, das  dem  heiligen  völlig  gleicht,  das unser himmlischer Freund in Ostrazine hat!“

Hier verlangte das Kindlein auf die Erde gesetzt zu werden und lief, als es frei war, sogleich dem schon sehr nahe kommenden Cyrenius entgegen. Und Cyrenius blieb  stehen  und  betrachtete  mit  großer Aufmerksamkeit das ihm zulaufende  Kindlein.  Das  Kindlein  aber sprach, als Es etwa drei Schritte noch von Cyrenius abstand:„Cyrenius, Cyrenius, Mein lieber Cyrenius, siehe,  wie  Ich dir  entgegeneile; warum eilst du denn nicht auch also mir  entgegen?“  Hier erkannte Cyrenius das Kindlein, fiel sogleich  auf  die Knie samt  der  Tullia    und   schrie  förmlich:  „O  mein  Gott,  o  mein  Herr!   Wo bin ich denn, daß Du - o mein Gott! Du mein Schöpfer, mein  Leben, der Du allein mir alles, alles bist, in  diesem mir noch fremden  Orte  entgegenkommst?“ Das Kindlein aber sprach: „Mein lieber Cyrenius, du bist schon am rechten Orte; denn wo Ich bin, da ist schon der rechte Ort für dich! Siehe, da kommt ja schon der Josef,  die  Maria, die  Eudokia, Meine Brüder und deine  acht  Kinder!“  Hier  sprach Cyrenius: „O Du mein Leben, das ist zu  viel  Seligkeit  auf  einmal  für mich!“ Darauf fing er  an zu  weinen  vor  Seligkeit  und  konnte nicht reden vor zu heiliger Empfindung.

Ist es nicht seltsam, daß Cyrenius nach seiner Seenot Jesus trifft?  Er  gerät in Seenot und kommt weit  weg  von  dem  Ort  seiner  Bestimmung und wird doch wie  durch  ein  Wunder  dorthin  zurückgeworfen, wohin er wollte, nach Ostrazine? Er freut  sich,  daß  er  gerettet und so liebevoll von Jonatha aufgenommen wird.  Dann kommt  ihm das Kindlein entgegen, eine seltsame Begebenheit mit tiefem  inneren Entsprechungssinn.

Jonatha ist der alte Glaube, nach der Tradition des israelischen  Volkes an den Gott Jehova zu glauben. Als Fischer  bildet er in  diesem Sinne den denkenden Verstand in uns vor, der aus gläubiger  Religiosität handelt und  wirkt. Cyrenius  ist  unser  Verstand,  der  in  die Welt hinausblickt, in der Welt seine  Tätigkeit  hat.  Er  erleidet  immer Schiffbruch. Jede Spekulation, die wir Menschen ohne göttliche Führung durchführen, kann nur  schief  gehen.  Und  doch,  was  wir auch tun, wir kommen unserem Gott  näher,  dem  Gott  in  uns,  der Liebe zu  Jesus,  verwirklicht  durch  unsere  Zuneigung  zu  Seinem  göttlichen Worte. Diese Jesuliebe kommt uns als das Kindlein entgegen. Drei Schritte kommt es uns entgegen, d.h.  soweit  unser  Wille bereit ist, die Liebe Gottes anzunehmen. Und dann ruft das Kindlein dreimal uns beim Namen. Es fragt uns, warum kommst du Mir nicht  entgegen?

Warum kommen wir der Liebe Gottes nicht entgegen?  Weil wir sie nicht fassen können. Wir sinken immer wieder auf die  Knie  in  Andacht  nieder, d.h.wir entäußern uns immer unserer  Liebe,  wir  treiben sie nach  außen, statt  nach  innen. Dann läßt uns aber die  Gnade  Gottes die Liebe Jesu in uns  erkennen. Wie Cyrenius das  Kindlein erkannte, so erkennen wir auch. Nun kommt die  äußere  Verehrung, dann unser Stammeln:  „O mein Gott, o mein Herr, wo bin ich  denn?“

Wir  erkennen  nicht, wo wir sind. Schiffbrüchige  waren   wir.  Wir  waren durch unsere Weltgeschäfte so weit von Gott entfernt, entfernten uns aus unserer Liebe,  sodaß wir auf eine Sandbank fuhren. Die Sandkörnchen stellen unsere eingetrockneten  Gedanken dar, ausgetrocknet von der Liebe und eingetrocknet  in  eigene  Begründungen. Da fährt unser Schiff  fest. Jonatha, unser alter Glaube, die Tradition unseres alten Glaubens, hilft uns auf  dieser  Sandbank menschlicher Begründung. Die Liebe  Gottes  kommt  uns  in  dem  Jesu-Knäblein entgegen und  sagt  uns dann trotz all unserer Fehler und trotz allem, daß wir so sündhaft  waren:  „Du  bist  schon am rechten Orte, denn wo Ich bin, da ist schon der rechte Ort.“ Wo  wir  die  Liebe  wieder zulassen, die Liebe Jesu Christi in unserem Herzen,  da sind  wir am rechten Orte, da  ist  unsere  Seligkeit, die  uns  immer  wieder  vom Schiffbruch errettet.

Hören wir unsere Jugend-Jesu-Geschichte weiter. 

Nun kam auch Josef herbei und weinte samt der Maria vor  Freude,  daß er nach zwei Jahren einmal wieder  seinen Freund zu sehen bekam. Das Kindlein aber sagte zu Cyrenius:„Cyrenius, es ist genug,  so du in aller  Liebe  dein  Herz  vor  Mir  beugst,  deine Knie  aber magst du gerade halten, denn siehe, du hast ja viel Gefolge bei  dir, das Mich noch nicht kennt und sollst Mich nicht verraten durch solche Stellung. Daher erhebe dich vom Boden und  mache  es  wie  es da macht der Josef,  der Jonatha, die  Maria  und  all  die  anderen,  auch dein Weib soll sich aufrichten.“ Darauf erhob  sich  Cyrenius mit der Tullia und nahm sogleich das Kindlein auf seine  Arme  und liebkoste es.  

Wir  erleben  diese  Szene  in  lebendigen Bildern, vergegenwärtigen  wir uns die Zeit vor zweitausend Jahren als das kleine Jesu-Kindlein den Cyrenius liebkoste. Immer wieder muß sich die Liebe Jesu Christi in unsere Seele zurückziehen, unseren Verstand (Cyrenius)alleine lassen, damit er seine staatlichen Geschäfte, seine Arbeit in der Welt durchführen kann. Dann kommt ab und zu die Liebe Jesu zu uns und macht uns die Werktage zu  einem  Sabbat, zu  einem  Sonntag,  wie hier in Ostrazine. Wir liebkosen das Kindlein nach  unserer  menschlichen Liebe, nach unserer menschlichen Schwäche.  

Mit dem Kindlein auf dem Arm trat Cyrenius dem Josef  näher  und  sprach:„Sei mir vom Grunde meines Herzens gegrüßt, wie überaus oft hat sich mein Herz nach dir gesehnt. Allein  die  fatalen  Staatsgeschäfte haben sich im Verlauf dieser zwei Jahre so  sehr  gehäuft, daß ich nimmer Zeit zu  gewinnen  wußte, um dieser  hohen  heiligen Forderung meines Herzens nachzukommen. Nun erst hatte  ich  alles so weit in Ordnung gebracht, daß ich auf eine kurze  Zeit  dich,  meinen heiligen Freund, besuchen konnte. Aber selbst jetzt, da  ich  dem Drange meines Herzens nachkam,  wäre  ich  beinahe  zugrunde  gegangen,  so  nicht  ganz  sicher dieses  heiligste  Kindlein  mir  einen  Retter entgegengesandt hätte!“ 

Warum geschah bei der guten  Absicht  des  Cyrenius  solch  ein  Unglück?  Warum gerieten Cyrenius und seine Römer in Seenot? Wieso wird guten Christen, die eine gute Absicht verfolgen, ein Hindernis in den Weg gestellt ? Warum treten Hemmungen auf,  wenn  wir  Gutes wollen? 

Dazu eine Antwort aus der Neuoffenbarungslehre: 

Die Erde  ist  ein  Schulungsort  und  keine  Erholungsanstalt!  Erfahrungen gehen vor Bequemlichkeit. Jedes geringste Fehlverhalten von  gestern wirkt in das Heute oder Morgen. Die  schweren Lehrstunden unseres   Erdenlebens   nennt    man    Heimsuchungen   oder  Versuchungen . Bedenke, Versuchungen sind Prüfungen,  ohne  Prüfungen  kein  Abitur! Ebenso  reift  unsere  Seele  nicht  ohne  Versuchungen oder   ohne  Probleme.   Kein  Mensch  wird  vollendet  ohne  Versuchungen.  Die Versuchung oder geistige Prüfung ist für unseren Lehrmeister Jesus nicht  notwendig, um  zu  erfahren,  wie  unser  Wissen bestellt ist, sondern die Versuchung  oder Prüfung ist allein  eine  Bewährung für uns persönlich, denn Gott weiß in  Seiner Allwissenheit, wie wir reagieren  .Er weiß, wie  wir  handeln  und  es  wäre  für  ihn  nicht Not, uns zu prüfen,  denn  Er ist allwissend. Deshalb sind  Versuchungen notwendige  Erfahrungen, in  denen wir lernen, die Fehler  der Vergangenheit aufzuarbeiten.  Die Fehler der Vergangenheit nennen wir biblisch die Sünde.   Sünden sind unsere Lieblosigkeiten  gegenüber Gott und  dem  Nächsten. Was  die  Liebe  durch  uns  nicht wirken konnte,  das tut  das  Leid.  Deshalb  ist  Liebe  im  gewissen  Sinne  Leidersatz oder  vielmehr kann Leid durch Liebe  oder  Liebe in Leid verwandelt werden. 

Weiter sagte Cyrenius zu Josef:  „O mein Freund und  Bruder,  ich habe in diesen zwei Jahren gar  viel ausgestanden, Verfolgung, Verrat,  Anschwärzung beim  Kaiser  und  viele  höchst  unangenehme Dinge hatte ich zu bestehen. Aber ich dachte dabei allezeit an das,  was mir einmal vor zwei Jahren das Kindlein gesagt hatte, nämlich, daß Es diejenigen zupfe und  kneipe, die Es lieb habe. Und fürwahr, all diese Stürme um  mein  Gemüt  herum  waren  im  Ernste nichts als lauter Liebkosungen dieses meines  Herrn  aller  Herren! Denn  wo immer sich eine Woge wider  mich  erhob  und  mich  mit  Haut  und Haaren  zu  verschlingen  drohte,  da  zerschellte  sie an  einer  noch mächtigeren Gegenwoge,  und es blieb nichts als nur ein eitel leerer Schaum zurück. Und so bin  ich  nun  auch  hier  nach  einer ausgestandenen großen Gefahr, die  alles  zu  verschlingen  drohte, ganz wohlbehalten angelangt und befinde mich nun  in  deiner  mir  so überheiligen Gesellschaft, und aller Sturm,  der  mich  ängstigte, hat sich wie zu einer ewigen Ruhe gelegt. 

Diese Worte des Statthalters  sind  sehr  bedeutungsvoll. Sie  weisen  uns  auf  die Notwendigkeit der Versuchung  hin.  Die  Wogen  sind  die  Versuchungen.  Wo solche Wellen auf uns  zukommen,  geraten wir in Ängste und Furcht, jedoch  die Gegenwoge zerschellt die Versuchungswelle und übrig bleibt leerer Schaum.  Die  Gegenwoge  ist die Hilfe Jesu, der durch Seine Gottliebe unsere Probleme  löst, aber nur dann löst, wenn wir Seine Liebe zulassen. Der leere  Schaum ist dann die Erfahrung, daß der  lebendige  Glaube an  Jesus  die  Berge  des Leides versetzt.  Bedenke,  alle Materie und ihre Ereignisse sind nur leerer Schaum und keine Realität.

Um aber das Leben noch besser begreifen  zu  können  und  uns  die  Möglichkeit zu verschaffen, den  Zupfereien  Gottes  den  gehörigen  Respekt einzuräumen und unsere Hochachtung  auszudrücken, möchte ich dir nun einige Stellen aus der Neuoffenbarung über die  Zupfereien oder Versuchungen Gottes aus  dem  göttlichen  Worte  vortragen.

So spricht der Herr über die Versuchungen durch  Jakob  Lorber  im  7.GEJ 22,10, bzw. läßt der Herr durch Agrikola sprechen: 

Siehe, wen Gott lieb hat, den prüft Er zuvor  ganz gehörig durch, bevor Er ihm vorher vollauf hilft. 

Durch E. Swedenborg spricht der Herr: 

Und alle, die Ich liebe, strafe und züchtige Ich. 

Dies bedeutet im  inneren  Entsprechungssinne, daß Gott  diejenigen, die Ihn lieben und Sein Wort hören,  danach handeln und vom Herrn Jesus geliebt werden wollen, auch in  Versuchungen  kommen  müssen, um gegen sie mit Seiner Hilfe zu bestehen. Dies ist der Sinn  jener Worte, die in der Offenbarung des Johannes stehen. Und so spricht der Herr weiter durch Swedenborg: 

Denn von denen, die von Gott geliebt werden, die müssen notwendig in Versuchungen  kommen,  weil  sonst die  Leugnung      oder Bestärkung wider das göttlich Wahre in ihnen nicht ausgerottet werden könnte. Deshalb sind  die  Versuchungen  geistige Kämpfe gegen das Falsche und Böse bei sich und in sich,   also gegen sich. 

Weiter spricht der Herr durch J. Lorber (1.HGT 43,26 ff).Dies ist eine Stelle, die fast ein Widerspruch zu den vorherigen Stellen sein  könnte. Doch wenn wir genau lesen, dann ist  es  kein  Widerspruch,  sondern  eine wunderbare Ergänzung: 

Denn unser Gott ist gar ein ernster Gott und  überheilig. Er ist unser überheiliger und liebevollster Vater und  hat keine  Freude an den Neckereien und Versuchungen. Denn warum soll  uns Der versuchen, Der  all  unsere Haare  gezählt  hat lange zuvor, ehe  sie  uns  noch auf  dem Haupte gewachsen sind. Wird Er nicht wissen, unser Gott und Vater,  was  wir tun werden? O dessen  bedarf Er nicht,  daß Er  uns  versuchet. Aber wir bedürfen um so mehr Seiner Gnade. Die Gnade aber ist keine Neckerei noch Versuchung, sondern  sie ist  die reine Segensgabe des heiligen Vaters, um unser schwach gewordenes Leben mehr und mehr zu stärken in  Seiner Liebe und darum , ihr lieben Brüder,  sehet  nun  an  in  gerechter Liebe, sehet auf  zu Gott,  unserem  heiligen  Vater,  und ihr werdet  leicht  gewahr  werden,  daß  uns  Gott  dadurch nichts  anderes im Geiste vorgeführt hat als die  tote  Schwäche unserer Liebe zu Ihm. 

Nun eine Stelle aus dem  Traktat  der  göttlichen  Tröstungen  in  der  Quintübersetzung durch Eckehart von Hochheim (S. 128,36 ff): 

Paulus sagt,  daß Gott allein die züchtigt, die Er  zu  Söhnen  annimmt und empfängt. Es gehört, wenn man Sohn sein soll, dazu, daß man leide, nämlich die Kämpfe der Versuchungen  erleide, die uns zur notwendigen Reifung  im  Leben  zukommen.                           

Daraus dürfen wir erkennen, daß  die  Versuchung  erst  im  Zustand unserer Sohnschaft ihr  Ende  nehmen  und  immer  wieder  kommen  werden, bis endlich Jesus  Christus  im  Geiste,  in  der Seele und im  Körper Seine Verklärung durchführen konnte.

Nun noch ein Swedenborg-Zitat aus der Apokalypsis explicata(246): 

Alle, die Ich lieb habe, strafe  und  züchtige  Ich.  Dies  bedeutet die Versuchung.  Seelen, die allein noch in der Lehre des alleinigen  Glaubens  stehen,  müssen  notwendig  in  Versuchung geführt  werden,  denn   die  falschen  Grundsätze   vom   alleinigen  Glauben  und  der  Rechtfertigung  durch ihn, können bei ihnen nur durch Versuchungen vernichtet werden, weil sie mit  dem  Guten der Liebtätigkeit   sonst nicht verbunden werden könnten. 

D.h. also, daß wir unsere Glaubenswahrheiten  durch  Gottwortlesen oder -hören  irgendwie  ja  mit dem Verstand begründen und ehe wir tätig werden in der Liebe,  muß  es von Gott zugelassen werden, daß über uns Versuchungen kommen, damit diese Wahrheiten mit  unserer Lebensliebe in uns verbunden werden.

Hierzu noch einige Stellen aus Swedenborg,  aus  dem  Werke  ,Das Neue Jerusalem’ (187-195): 

Nur die, welche  wiedergeboren  werden,  kommen  in  geistige Versuchungen, denn die geistigen Versuchungen sind  Schmerzen des Gemütes bei denen, welche im Guten  und Wahren sind und diese Schmerzen werden   herbeigeführt von ihren bösen Geistern, indem  sie  bei  denen  aufregen,  entsteht Beängstigung, welche im Gefolge der Versuchung  beim Menschen auftritt.  Der  Mensch  weiß  nicht,  woher diese  Beängstigungen   kommen,  weil  er  den  Ursprung nicht kennt.

Bedenken wir diese Worte. Nur diejenigen , die geistig  wiedergeboren werden, kommen in geistige Versuchungen. Die natürlichen Versuchungen sind Heimsuchungen,  die von  außen  geschehen, in der Umwelt, durch Krankheit, Leid oder Konflikte mit unserer Umwelt. Die  geistigen  Versuchungen  geschehen von innen her. Sie werden im  inneren  Menschen von bösen Geistern herbeigeführt,  die  uns  umgeben. Dann sind wir in  einer  Art Vision oder in einem Traumgeschehen und erleben da auf geistiger Ebene oder Seelenebene die Anfechtungen, die sehr schwer sind und  viel  ärger als die äußeren Versuchungen  im  Naturleben  des  Menschen.  Darum  sagt uns der Herr ja: Heutzutage wird es selten zugelassen  und  nur ganz Wenige werden  in  geistige  Versuchungen  geführt. Das weiß heutzutage kaum jemand.

Weiter führt hier der Herr aus: Es sind böse Geister in und  um  den  Menschen herum und das nennt man  dann  inwendige Beängstigungen, welche Versuchungen genannt werden. Es gibt auch  natürliche  Bangigkeiten. Es sind aber  nicht  die  der  geistigen  Versuchungen.  Die inneren  Kämpfe  bei  den  Versuchungen  entstehen  durch  die Glaubenswahrheiten, die aus dem göttlichen  Worte  stammen.  Aus dem göttlichen Worte  soll  der  Mensch  gegen  das  Böse und  Falsche kämpfen und dabei doch anerkennen, wie es wirklich  ist,  daß der Herr mit Seinem Wort, mit Seinem  Schwert  gegen  seine  höllischen  Geister   kämpft.  Diese  Kämpfe  kommen  beim  Menschen nicht früher als bis er ins reife, erwachsene Alter gekommen ist. Die Versuchungen dienen dazu, dem Guten aus Gott die Herrschaft über das Böse und dem Wahren über das Falsche zu verschaffen.

Ebenso dienen die geistigen Versuchungen auch dazu, den geistig inneren Menschen zu öffnen und diesem inneren  Menschen dann den  natürlichen Menschen zu  unterwerfen,  sodaß  der geistige Mensch  den natürlichen Menschen  beherrscht und  sodann  auch  die  Liebe zu sich und zu der Welt gebrochen wird und  die daher stammenden  Begierden gezähmt werden. Ist dies geschehen, so wird der Mensch erleuchtet und wird den Geist Gottes   inne.  Der  Herr  Jesus  allein kämpft für den  Menschen  in  den  geistigen  Versuchungen.  Wenn der Mensch nicht  glaubt, daß  der Herr Jesus allein  für  ihn  kämpft und für  ihn überwindet, so besteht er die geistige Versuchung  nicht und er besteht dann  nur  eine  äußere  Versuchung, die  ihm  keinen Nutzen bringt.

Nun noch ein letztes Zitat  aus dem  göttlichen  Wort  über  die  Versuchungen, kundgegeben  durch  Eckehart von Hochheim in  der  35.  Predigt, Quintübersetzung S. 321: 

Dann haben  die, die  die Versuchungen   bestanden  haben,  ihre rechte Freude,  wenn  weder  Leid  noch  Qualen  diese Freude nehmen  können. Dann bin ich versetzt  in  das  göttliche  Sein,  in  dem  kein  Leid  Raum  hat.  Wir  erschauen dann und  wir  sehen, daß in Gott weder Zorn noch  Betrübnis ist, sondern nur Liebe und Freude.          

In Gott gibt  es  nur  Freude  und  keine  Leiden  und  keine  Qualen, keine Beängstigungen. Über diese Stellen denken wir  tief  nach, damit diese Gottworte in uns lebendig werden. 

So sprach Cyrenius weiter  zu Josef:„Und so bin ich nun auch hier nach einer ausgestandenen großen Gefahr, die  alles  zu  verschlingen drohte, und ich bin hier ganz wohlbehalten  angelangt  und  befinde mich nun in  dieser  mir  so  überheiligen  Gesellschaft.  Aller Sturm, der mich ängstigte, hat sich wie zu  einer  ewigen  Ruhe  gelegt.“  Hier umarmte Josef den Cyrenius und  sprach:  „Ja, Bruder im Herrn, wie du nun geredet hast, so ist es auch. Ich wußte im Geheimen ja allzeit darum, was mit dir  vorging, aber ich lobte darum  allzeit den Herrn, daß Er dich so lieb hat. 

Auch diese wenigen Worte zwischen Cyrenius und  Josef  haben  ihren  tiefen   Entsprechungssinn. Bedenke , die  Gefahren  der  Versuchung gehen vorüber, die in körperlichen Bereichen häufig auftreten, selten  jedoch geistig stattfinden . Was  bleibt,  ist  die  unersetzliche  Erfahrung, die als Gegenwelle  die Gefahren auflöst. Nach  den  Prüfungen umgibt  uns  bald  wieder  der  Himmel  und  der  Herr  Jesus selbst nimmt Wohnung in unserem  Herzen. Im Jakobus-Evangelium  wurde  dies  ausgedrückt in  den  Worten:  Überheilige  Gesellschaft.

Die überheilige Gesellschaft sind die Engel des  Himmels, die  Liebe  Gottes, die in  unserem Herzen durch das Kindlein, durch Jesus  von   Nazareth in unserem Herzen Wohnung genommen hat.

Wenn es heißt:  Josef umarmte Cyrenius, so  bedeutet  dies  die Verbindung unseres menschlichen Glaubens mit der weltlichen Geschäftigkeit  und  den  daraus entstehenden Planungen und  Sorgen. Unser  Glaube, durch Josef dargestellt, ahnt  durch  die  Innewerdung,  was dem äußeren Menschen  alles  zustoßen  wird  im  Zuge  der  Versuchungen. Der gläubige  Verstand,  aus  klaren  Gottinspirationen  geworden, sieht alles voraus, alles, von dem unser sinnlicher  Verstand  (Cyrenius)  keine  Ahnung hat. Der geistig geweckte Verstand Josef  zeigt nun dem Cyrenius, wo er sich befindet.  

Deshalb spricht Josef  zu  Cyrenius:„Nun aber siehe dorthin gegen Mittag und Morgen und  du  wirst  leicht  die  Stadt  Ostrazine  und noch leichter deine Villa erkennen. Laß daher dein  Schiff versorgen  und ziehe mit mir. Daheim wollen wir uns so recht herzlich ausplaudern.“ 

Auch diese Worte haben einen besonderen  Sinngehalt. Das Licht im  Morgen sollen wir wahrnehmen, wir sollen  zum  Lichte  Gottes  hinschauen. Mittag ist das Paradies und auch  die  Lichtwelt  oder  auch die Erleuchtung aus  dem  Gottwort, das wir zulassen.  „Blicke nach Morgen“ bedeutet, daß wir die Liebe Gottes   in  der  Seele zulassen sollen, denn der Morgen  entspricht der Liebe Gottes, dem Liebehimmel.. „Laß dein Schiff versorgen“, ein  Auftrag  Josefs  an  Cyrenius,  bedeutet, die Erkenntnisse aus den  Versuchungen  als  Erfahrung  in das Gehirn einzuspeichern. Die Erkenntnisse, bzw. die Lehrwahrheiten sind das Schiff,  die all unsere  Schiffsladung  aufnimmt,  die  wir notwendig zu unserem  Lebensunterhalt  auf  dem  Gewässer unserer Versuchungen  brauchen. Diese  Erkenntnisse  sollen  wir versorgen, d.h. einspeichern,  einordnen in  unser  Gehirn. „Daheim  wollen  wir uns so recht  herzlich  ausplaudern“  bezeichnet, alle  die  gemachten Erfahrungen im Herzen, nämlich daheim,  mit Liebe durchdringen zu lassen. Dies geschieht durch die Dankbarkeit und unser wahres Gebet. Unser Gebet öffnet unser Herz und die Liebe zu Gott, unserem Vater. Öffnen wir im wahren Gebet unser Herz, stimmen wir uns ein in Beethovens Bitte: 

„Gott, Deine Güte reicht so weit,  so  weit  die  Wolken  gehen. Du krönst uns  mit  Barmherzigkeit und heißt uns weit zu  stehen. Meine Burg, mein Fels, mein Hort,  vernimm  mein  Flehen, weck auf mein Wort, denn ich will vor Dir beten.“ 

Als Cyrenius hinblickte und gar bald die Villa  erkannte,  da  war  es  völlig aus bei ihm und er konnte sich nicht genug verwundern. Als er sich nach allen Seiten hin von der Richtigkeit überzeugt hatte, da erst fing er ganz verblüfft  wieder ordentlich zu reden an  und  sprach  zu  Josef: „Ja, du mein erhabenster Freund und Bruder, es geschehe sogleich nach  deinem  Verlangen.   Aber  zwei  Dinge  müssen  vorher noch berichtigt sein. Für’s  erste  muß  mein  großer  Retter  belohnt sein - und das auf eine kaiserliche Art -,   und  für’s  zweite  muß  ich  von dir eher noch erfahren, wie es so  ganz  eigentlich  möglich  war, daß ich gerade hierher verschlagen ward, dahin  ich es  am  allerwenigsten  vermeinte! Denn siehe, schon  von Tyrus  angefangen   hatte ich stets einen starken Ostwind,  der  sich  nach  und  nach  in  einen  förmlichen Orkan umwandelte! Ich ward von diesem widrigen Winde bereits zehn volle Tage auf der hohen  See - Gott  weiß es,  wo  überall! - herumgetrieben.  Als  ich  aber mit der Hilfe dieses großen Retters gestern in  der  Mitternacht  endlich  einmal  wieder  Land unter  meine Füsse bekam, da dachte ich mich in Spanien zu befinden, und zwar nahe an den  Säulen des Herkules! Und nun  bin  ich -  anstatt im vermeinten Spanien - genau da, wohin ich so ganz eigentlich habe kommen wollen! O Bruder,  o  Freund,  nur  einen  kleinen  Aufschluß gib mir darüber!“

Josef sprach: „Freund, laß aber doch vorher  dein  Schiff  von  deinen Leuten untersuchen, ob alles in Ordnung ist, dann erst will  ich dir mit der Gnade des Herrn über deine Seefahrt  etwas  kundtun.“  Cyrenius erwiderte dem  weisen  Josef:  „Freund,  du  kommst  mir heute sehr sonderbar vor, prüfst du mich? Oder  was  ist es, was du mit mir vorhast ? Ist  heute  doch  der  Sabbat  deines  und   meines Herrn, auf den du sonst überall so viel gehalten hast. Wahrlich, ich verstehe dich nicht und weiß es nicht, warum du mich heute zu einer Arbeit  zwingen  willst.  Siehe  Dieser hier, der da heilig, überheilig auf meinen Armen ruht,  hat sicher lange schon mein Schiff   geordnet, darum ich Ihn liebe über alles! Wozu  wäre  da  meine  Sorge ? Ich war in großer Gefahr und sorgte  mich  viel, -  aber  alle meine Sorge war zu nichts nütze; denn nur Er ganz allein hat mir  Rettung gebracht! Darum will ich mich  aber  fürder  auch um  nichts  mehr  sorgen und  werde das Schiff heute schon ganz gewiß ruhen lassen! Ist  das  nicht  recht  also ?  Und  das  Kindlein küßte den Cyrenius und sagte: „Josef hat dich in Meinem Namen nur versucht, weil  du den Jonatha eher belohnen wolltest, als mit ihm nach  der  Villa  zu ziehen! Ich aber sage dir, du sollst den Jonatha gar nicht belohnen; denn Ich Selbst bin ja sein Lohn! Darum mache  dich  nur  auf, und ziehe mit dem Josef; daheim soll dir alles klar  werden!“  Cyrenius tat sogleich, was das Kindlein ihm geraten hatte und alles zog nach der Villa.

Als mit Ausnahme der Dienerschaft  des Jonatha die  ganze  Gesellschaft sich in und bei  der  Villa  befand,  da  befahl  Josef  sogleich seinen Söhnen, für ein gutes Mittagsmahl  zu  sorgen. Und  Jonatha übergab  ihnen  zu  diesem  Behufe  die  gute  Ladung  der  edelsten Thunfische, die er mitgenommen  hatte. Nach dieser Beheißung  begab sich Josef mit des Cyrenius Hauptgefolge,  natürlich  mit  Cyrenius, Maria, Jonatha und mit dem Kindlein,  das Cyrenius noch auf den Armen trug ,auf den Lieblingshügel des Josef. Auch die Eudokia und die Tullia, wie die acht Kinder  folgten  der  Gesellschaft.  Hier angelangt, setzten sich alle auf  die von Josef gemachten Bänke und erquickten  sich  unter  dem  Schatten von  duftenden  Rosen-,  Myrthen- und Papyrus-Bäumen.

Der Hügel hatte zwei Abteilungen,  die eine war  dicht  umwachsen,  diese galt für den  Tag,  die andere  aber  war  frei  und  galt für die Abend- und Nachtzeit, um daselbst die  frische  Luft  und  eine  freie Aussicht  über  die  Gegend  wie auch über den Himmel genießen zu können.  

Genießen auch wir auf dem Lieblingshügel unseres Herzens  die freie  Aussicht über das Land der  Erde,  über  unser  irdisches  Leben  und auch über den Himmel in unsere jenseitigen Bereiche. Achten wir darauf, daß der Hügel zwei Abteilungen hat. Der Herr gibt´s den  Seinen im Schlafe. Nachts wird uns alles eröffnet. Da  treten  die  Bilder, die Schattenbilder unserer eigenen Vorstellung völlig  zurück  und  unser Geist blickt in den Himmel und vielleicht auch die Seele, wenn sie dazu Lust hat.

Die andere Abteilung des Hügels ist hingegen bewachsen. Es sind Bilder und Vorstellungen, so schön und duftend sie  auch  sind, sie  verstellen, verschatten uns den  freien Blick in die Unendlichkeit Gottes. Man nennt sie Vorstellungen.  Wir haben unsere Vorstellungen  über das göttliche Wort. Sinnen wir hierüber nach. 

Cyrenius fragte jetzt den Josef , ob er ihm nicht jetzt die  gewünschte Aufklärung über seine Meerfahrt geben könnte. Josef antwortete und sprach: „Ja, Bruder, hier ist der Ort und Zeit dazu und so höre mich denn an:„Siehe, der Ostwind stellt dar die Gnade Gottes. Diese trieb dich stürmisch zu dem, den du nun auf deinen Armen trägst.“ 

Bedenke, der Ostwind ist die Liebe Gottes, die uns direkt  hineintreibt oder zutreibt unserem Gott und Vater.  Was  du  liebst,  sagt Eckehart von Hochheim, das wirst du. 

Weiter sprach Josef:  „Es kennen aber noch viele  des  Herrn  Gnade nicht, wann und wie sie wirkt. Also erkanntest auch du nicht, was des  Herrn  allmächtige Gnade  mit  dir  vorhatte!  Du  dachtest  dich  für verloren und meintest, der Herr habe  deiner völlig vergessen. Siehe, als du strandetest auf  einer  Sandbank  durch  die mächtigste Gnade des  Herrn  und  glaubtest  dich  verloren, da  erst hat  dich der Herr mit aller Gewalt ergriffen und  hat  dich  gerettet  von  jeglichem Untergange!“ 

Weißt du, was die Sandbank bedeutet? Sand sind eingetrocknete  Gedanken, die Bank ist die, die alles in uns  aufnimmt.  Im  Gehirn  speichern sich die nutzlosen   Sorggedanken , Müh-  und   Problemgedanken, sie  speichern  sich und bilden nach und nach Engramme, Eingrabungen in unsere Seele und später im äußeren  Körper,  wenn  sie mit Schmerzen verbunden sind. Das löst dann Versuchungen im  materiellen Fleisch aus. Wir können die Versuchungen  auch auf  Seelenebene in geistiger Form erleben. Aber die meisten  Menschen  verwirklichen die Versuchungen durch ihr ungestümes Verhalten in materiellen  Formen, auf die Sandbank. Dort  müssen wir sie durch Leiderfahrung  zu  überwinden lernen. Davon abgesehen, auch die innere Versuchung ist eine Leiderfahrung. So stand es  auch  hier bei  der  Lebensgeschichte des Cyrenius. So spricht im gewissen Sinne Josef das Schlußwort wie damals zu Cyrenius auch zu uns: 

„Also aber ist es allezeit gewesen  und  wird  ewig  sein  die  Art  des  Herrn,  diejenigen zu  führen, die da waren und sein werden auf dem Wege zu Ihm! Warum  aber führte dich der Herr also? Siehe, als  um Tyrus herum bekannt ward,  daß  du  zu  Schiffe hierher gehen   würdest, da sammelten  sich  bezahlte Meuterer, nahmen Fahrzeuge und wollten dich auf  hoher  See  mörderisch  überfallen!  Da  sandte der Herr plötzlich  einen  starken  Ostwind; dieser schob dein Schiff  gar schnell von den Feinden fort,  daß  sie  es  nimmer zu erreichen  vermochten. Da  aber  deine  Feinde  dich  dennoch nicht  aus  den  Augen ließen,  sondern  dich stets nur um so grimmiger  verfolgten,  da  ward des  Herrn Gnade  über  dich  zu  einem  Orkan. Dieser Orkan ersäufte deine Feinde im  Meer  und   setzte  dein  Schiff  an  rechter Stelle in Ruhe, allwo  dir  dann  Rettung  ward.-  Cyrenius, verstehst  du  nun diese deine Meerfahrt ?  

Diese Frage wird auch uns gestellt. Verstehst du deine  irdische  Meerfahrt ? Wenn  die  Feinde  uns  am  ärgsten  kommen,  uns  vernichten  wollen, dann setzen wir auf eine Sandbank und unser  Schiff wird  gerettet  durch  irgendeinen Jonatha, durch das Kindlein, durch  unseren  Jesus Christus.