180. bis 184. Kapitel der Kindheit und Jugend Jesu
Als das große Rettungsboot des Jonatha das
Ufer erreichte, da stiegen sogleich alle ans Land und Cyrenius dankte laut
dem Gott
Israels, daß Er ihn gerettet hatte mit all seinen
Teuren. Als
Jonatha solches vernommen hatte, da sprach er: „Mein Freund, nun bin
ich doppelt froh, darum ich in dir einen
Israeliten gerettet habe, denn auch ich bin ein Sohn Abrahams.“
Cyrenius sprach:
„Ich bin
gerade kein Israelit, sondern ein Römer,
aber dennoch kenne ich die Heiligkeit deines Gottes und bekenne
Ihn denn ganz allein als meinen
Gott.“ Jonatha sprach: „Das ist noch besser, morgen aber wollen wir mehr
davon reden. Für heute begebt euch
zur Ruhe. Siehe, meine Hütte ist sehr geräumig und reinlich, Stroh habe ich auch in großer Menge, daher macht euch
ein Lager.
Ich aber
werde sogleich wieder
umkehren und sehen, ob euer Schiff nimmer
flott zu machen ist.“
Cyrenius entgegnete dem Jonatha: „Freund, für
mein Schiff ist morgen auch noch Zeit.“ Jonatha aber sagte:„Morgen
ist Sabbat, da heißt es von der knechtischen Arbeit ruhen.
Drum muß vor dem Aufgang noch alles in Ordnung gebracht
werden.“ Darauf bestieg Jonatha mit
seinen Gehilfen wieder das Boot und
fuhr hinaus zum Schiff des Cyrenius und hatte mit dem Flottmachen wenig zu tun, da ihm die Flut des Meeres dabei
half. Jonatha
ergriff sogleich das
Schlepptau, befestigte es an das Boot und ruderte
voll Freude in die ziemlich tiefe Bucht und brachte so das große
Schiff in seinen sicheren Hafen. Dort ließ er es am Ufer befestigen.
Nach dieser Arbeit begab sich Jonatha am schon ziemlich hellen Morgen nach
Hause, legte sich auf sein Lager und ruhte mit seinen Gehilfen noch drei Stunden.
Cyrenius und sein Gefolge
schliefen ziemlich lange in den Morgen hinein.
Als Jonatha wohl
gestärkt erwachte, da lobte und pries er Gott in dem Kinde Josefs und
gedachte, was das Kindlein
zu ihm geredet hatte. Dann
bereitete er das Frühstück für die vielen Gäste und Cyrenius freute sich über
sein gerettetes Schiff und
versprach eine hohe Belohnung. Jonatha aber
sagte: „O
rühmet nicht
mich, denn an
allem dem hat jemand anderes
und nicht
ich das
große Verdienst. Ich war nur ein plumpes Werkzeug Dessen, der mich also
geschickt hat und hat vorangezeigt, daß ich in dieser
Nacht einen wichtigen Dienst
werde zu versehen bekommen. So war es auch, ich fand dich in großer Not, und
ward dir zum Retter und das
war der Wille des Allerhöchsten. Diesem
heiligen Willen gehorchte ich und
habe ihn erfüllt. Das Bewußtsein, den
Willen Gottes
aus Liebe
zu Ihm Selbst erfüllt zu haben, ist mein hoher Lohn, und wärest
du ein Kaiser, so könntest
du mir keinen höheren
geben! Daher
bitte ich dich auch , an
keine andere
Belohnung bei
dir selbst zu
denken.
Bringe nur dein schönes und großes Schiff wieder
in Ordnung
und so ich erfahren werde von dir den Ort deiner Bestimmung, da werde ich
dir noch obendrauf mit Rat und Tat zur
Hand gehen!“ Cyrenius sprach:„Freund, das sollst du gleich erfahren!
Siehe, der Ort meiner Bestimmung für diesmal ist Ostrazine
in Ägypten; denn
ich bin der Statthalter und ein
Bruder des Kaisers! Mein Name ist Cyrenius Quirinius.“
Bei diesen Worten fiel Jonatha auf die Knie nieder und bat Cyrenius
um Gnade, wenn er sich in etwas vermessen hätte. Als aber Cyrenius den
Jonatha aufrichten wollte, da kam Josef mit seiner ganzen
Genossenschaft, den Jonatha zu
besuchen, weil
dieser sich so
lange nicht einfinden wollte. Josef
aber ging nicht alsogleich in die
Hütte, sondern er sandte einen Boten hinein und ließ es dem
Jonatha melden, daß er hier
sei. Jonatha erhob sich bald und
sprach zu Cyrenius: „Kaiserliche
konsulische Hohheit, ich bitte noch einmal um
Vergebung, so ich etwa irgend mich an dir vergangen
habe durch
eine gutgemeinte Grobheit!
Denn wie sonst bei mir
alles massiv
ist, so ist´s
auch bei manchen Gelegenheiten meine Zunge! Jetzt aber muß
ich wieder hinaus; denn mein
Nachbar und
mein allerwürdigster Freund
hat mich heute heimgesucht!“ Und Cyrenius sprach zu Jonatha:
„O Freund,
mein teuerster
Lebensretter, tue
nach deinem Wohlgefallen,
und sieh nicht auf mich, deinen
Schuldner! Ich werde mich jetzt
hier nur etwas besser ankleiden und dann
alsbald selbst dir
nachkommen!“ Nun begab sich Jonatha schnell
hinaus, um
den Josef zu empfangen. Josef ging unterdessen zum Ufer, wo das Schiff
war, um es näher zu
betrachten. Jonatha eilte
ihm nach und holte ihn auch bald ein. Als sich die beiden
begrüßt hatten
und Jonatha das ihm
zulaufende Kindlein auf seine Arme
nahm und es liebkoste, da fragte
Josef den großen Freund ganz
verwundert: „Aber Bruder, sage mir doch, woher hast du
das Schiff, oder sind
imselben Gäste, Reisende angekommen? Fürwahr, das ist ein Prachtschiff, wie man solcher Art
Schiffe nur
aus Rom
kommen sieht.“
Und Jonatha
sprach: „Freund, darum mußte ich noch gestern deine Villa verlassen,
ein Sturmwind
hatte gestern
ein römisches
Schiff auf
eine Sandbank außerhalb der Bucht
gesetzt. Meiner
Mühe durch
die Gnade dieses deines Kindleins ist es gelungen, das Schiff
vor dem sicheren Untergange
zu retten. Die Geretteten, bei hundert
an der Zahl,
befinden sich noch in meiner Wohnung,
die glücklicherweise für sie hinreichend geräumig ist.
Ich denke, sie werden noch heute abfahren, da der Ort der Bestimmung
unsere Stadt selbst ist, wie sie mir sagten. Sie wissen zwar noch nicht , wo
sie sich befinden, denn das muß man den Geretteten nicht sogleich
kundtun. Wenn sie aber fortreisen werden, dann werde ich ihnen schon
ohnehin den
Wegweiser machen!“ Josef fragte
den Jonatha, ob die Geretteten nicht
kundgaben, wer und woher sie wären.“
Jonatha aber
antwortete: „Du weißt ja, daß
man nichts aus der Schule schwätzen darf;
denn solange die Geretteten nicht fort sind, dürfen ihre Namen nicht
verraten werden, weil ihnen das bei
einer künftigen
Reise schädlich sein könnte!“
Hier sagte das Kindlein zu
Jonatha: „O
Mann, du hast wohl ein
edles Herz, in
dem keine
Falschheit wohnt;
aber was da so manchen alten Aberglauben betrifft, da bist du noch sehr reich daran! Hier aber ist´s dennoch besser zu
schweigen, als zu reden; denn in wenigen Augenblicken wird sich die Sache ohnehin aufklären!“
Als das Kindlein solches geredet hatte, da trat Cyrenius mit
seinem Gefolge aus der Hütte und begab sich gegen das Schiff an
die Stelle, wo sich Josef
befand. Als Cyrenius nun dahin kam, da sprach er
zu seiner Tullia:„Weib, da sieh einmal hin, ist die Gesellschaft dort
bei unserem Retter nicht ganz derjenigen gleich,
deretwegen wir nach
Ostrazine reisten? Bei Gott, dem Lebendigen!
Ich habe noch nie etwas Ähnlicheres
gesehen! Und siehe, unser Wirt hat
auch soeben ein Kindlein auf den Armen, das
dem heiligen völlig
gleicht, das unser
himmlischer Freund in Ostrazine hat!“
Hier verlangte das Kindlein auf die Erde gesetzt zu werden und lief, als
es frei war, sogleich dem schon sehr nahe kommenden Cyrenius entgegen. Und
Cyrenius blieb stehen
und betrachtete
mit großer Aufmerksamkeit
das ihm zulaufende Kindlein.
Das Kindlein
aber sprach, als Es etwa drei Schritte noch von
Cyrenius
abstand:„Cyrenius, Cyrenius, Mein lieber Cyrenius, siehe,
wie Ich dir
entgegeneile; warum eilst du denn nicht auch also mir entgegen?“ Hier
erkannte Cyrenius das Kindlein, fiel sogleich
auf die Knie samt
der Tullia
und schrie
förmlich: „O
mein Gott,
o mein
Herr! Wo bin ich denn,
daß Du - o mein Gott! Du mein Schöpfer, mein
Leben, der Du allein mir alles, alles bist, in diesem mir noch fremden
Orte entgegenkommst?“ Das
Kindlein aber sprach: „Mein lieber Cyrenius, du bist schon am rechten Orte;
denn wo Ich bin, da ist schon der rechte Ort für dich! Siehe, da kommt ja schon
der Josef, die
Maria, die Eudokia, Meine Brüder
und deine acht
Kinder!“ Hier
sprach Cyrenius: „O Du mein Leben, das ist zu viel Seligkeit
auf einmal
für mich!“ Darauf fing er an
zu weinen
vor Seligkeit
und konnte nicht reden vor
zu heiliger Empfindung.
Ist
es nicht seltsam, daß Cyrenius nach seiner Seenot Jesus trifft?
Er gerät in Seenot und
kommt weit weg von dem
Ort seiner
Bestimmung und wird doch wie durch ein Wunder
dorthin zurückgeworfen,
wohin er wollte, nach Ostrazine? Er freut sich,
daß er gerettet und so liebevoll von Jonatha aufgenommen wird.
Dann kommt ihm das Kindlein
entgegen, eine seltsame Begebenheit mit tiefem
inneren Entsprechungssinn.
Jonatha
ist der alte Glaube, nach der Tradition des israelischen
Volkes an den Gott Jehova zu glauben. Als Fischer
bildet er in diesem Sinne den denkenden Verstand in uns vor, der aus gläubiger
Religiosität handelt und wirkt.
Cyrenius ist unser
Verstand, der
in die Welt hinausblickt, in der Welt seine
Tätigkeit hat.
Er erleidet
immer Schiffbruch. Jede Spekulation, die wir Menschen ohne göttliche Führung
durchführen, kann nur schief
gehen. Und
doch, was
wir auch tun, wir kommen unserem Gott
näher, dem
Gott in
uns, der Liebe zu
Jesus, verwirklicht
durch unsere
Zuneigung zu
Seinem göttlichen Worte.
Diese Jesuliebe kommt uns als das Kindlein entgegen. Drei Schritte kommt es uns
entgegen, d.h. soweit
unser Wille bereit ist, die
Liebe Gottes anzunehmen. Und dann ruft das Kindlein dreimal uns beim Namen. Es
fragt uns, warum kommst du Mir nicht entgegen?
Warum
kommen wir der Liebe Gottes nicht entgegen?
Weil wir sie nicht fassen können. Wir sinken immer wieder auf die Knie in
Andacht nieder, d.h.wir entäußern
uns immer unserer Liebe, wir
treiben sie nach außen, statt nach
innen. Dann läßt uns aber die Gnade
Gottes die Liebe Jesu in uns erkennen.
Wie Cyrenius das Kindlein erkannte,
so erkennen wir auch. Nun kommt die äußere
Verehrung, dann unser Stammeln: „O
mein Gott, o mein Herr, wo bin ich denn?“
Wir
erkennen nicht, wo wir sind.
Schiffbrüchige waren
wir. Wir
waren durch unsere Weltgeschäfte so weit von Gott entfernt, entfernten
uns aus unserer Liebe, sodaß wir
auf eine Sandbank fuhren. Die Sandkörnchen stellen unsere eingetrockneten
Gedanken dar, ausgetrocknet von der Liebe und eingetrocknet
in eigene
Begründungen. Da fährt unser Schiff
fest. Jonatha, unser alter Glaube, die Tradition unseres alten Glaubens,
hilft uns auf dieser
Sandbank menschlicher Begründung. Die Liebe
Gottes kommt uns
in dem
Jesu-Knäblein entgegen und sagt uns dann trotz all unserer Fehler und trotz allem, daß wir
so sündhaft waren:
„Du bist
schon am rechten Orte, denn wo Ich bin, da ist schon der rechte Ort.“
Wo wir
die Liebe
wieder zulassen, die Liebe Jesu Christi in unserem Herzen,
da sind wir am rechten Orte,
da ist
unsere Seligkeit, die
uns immer
wieder vom Schiffbruch
errettet.
Hören
wir unsere Jugend-Jesu-Geschichte weiter.
Nun kam auch Josef herbei und weinte samt der Maria vor
Freude, daß er nach zwei
Jahren einmal wieder seinen Freund
zu sehen bekam. Das Kindlein aber sagte zu Cyrenius:„Cyrenius, es ist genug,
so du in aller Liebe
dein Herz
vor Mir
beugst, deine Knie
aber magst du gerade halten, denn siehe, du hast ja viel Gefolge bei
dir, das Mich noch nicht kennt und sollst Mich nicht verraten durch
solche Stellung. Daher erhebe dich vom Boden und
mache es
wie es da macht der Josef,
der Jonatha, die Maria und
all die
anderen, auch dein Weib soll
sich aufrichten.“ Darauf erhob sich Cyrenius mit der Tullia und nahm sogleich das Kindlein auf
seine Arme und liebkoste es.
Wir
erleben diese
Szene in
lebendigen Bildern, vergegenwärtigen
wir uns die Zeit vor zweitausend Jahren als das kleine Jesu-Kindlein den
Cyrenius liebkoste. Immer wieder muß sich die Liebe Jesu Christi in unsere
Seele zurückziehen, unseren Verstand (Cyrenius)alleine lassen, damit er seine
staatlichen Geschäfte, seine Arbeit in der Welt durchführen kann. Dann kommt
ab und zu die Liebe Jesu zu uns und macht uns die Werktage zu
einem Sabbat, zu
einem Sonntag,
wie hier in Ostrazine. Wir liebkosen das Kindlein nach
unserer menschlichen Liebe,
nach unserer menschlichen Schwäche.
Mit dem Kindlein auf dem Arm trat Cyrenius dem Josef
näher und
sprach:„Sei mir vom Grunde meines Herzens gegrüßt, wie überaus oft
hat sich mein Herz nach dir gesehnt. Allein
die fatalen Staatsgeschäfte
haben sich im Verlauf dieser zwei Jahre so
sehr gehäuft, daß ich
nimmer Zeit zu gewinnen
wußte, um dieser hohen heiligen
Forderung meines Herzens nachzukommen. Nun erst hatte
ich alles so weit in Ordnung
gebracht, daß ich auf eine kurze Zeit
dich, meinen heiligen
Freund, besuchen konnte. Aber selbst jetzt, da
ich dem Drange meines
Herzens nachkam, wäre
ich beinahe
zugrunde gegangen,
so nicht
ganz sicher dieses
heiligste Kindlein
mir einen
Retter entgegengesandt hätte!“
Warum
geschah bei der guten Absicht des Cyrenius
solch ein
Unglück? Warum gerieten
Cyrenius und seine Römer in Seenot? Wieso wird guten Christen, die eine gute
Absicht verfolgen, ein Hindernis in den Weg gestellt ? Warum treten Hemmungen
auf, wenn
wir Gutes wollen?
Dazu
eine Antwort aus der Neuoffenbarungslehre:
Die
Erde ist
ein Schulungsort
und keine
Erholungsanstalt! Erfahrungen
gehen vor Bequemlichkeit. Jedes geringste Fehlverhalten von
gestern wirkt in das Heute oder Morgen. Die
schweren Lehrstunden unseres Erdenlebens
nennt man
Heimsuchungen oder
Versuchungen . Bedenke, Versuchungen sind Prüfungen,
ohne Prüfungen
kein Abitur! Ebenso
reift unsere
Seele nicht
ohne Versuchungen oder
ohne Probleme.
Kein Mensch
wird vollendet
ohne Versuchungen.
Die Versuchung oder geistige Prüfung ist für unseren Lehrmeister Jesus
nicht notwendig, um zu erfahren,
wie unser
Wissen bestellt ist, sondern die Versuchung
oder Prüfung ist allein eine Bewährung für uns persönlich, denn Gott weiß in
Seiner Allwissenheit, wie wir reagieren
.Er weiß, wie wir handeln
und es
wäre für ihn nicht Not,
uns zu prüfen, denn Er ist allwissend. Deshalb sind
Versuchungen notwendige Erfahrungen,
in denen wir lernen, die Fehler
der Vergangenheit aufzuarbeiten. Die
Fehler der Vergangenheit nennen wir biblisch die Sünde.
Sünden sind unsere Lieblosigkeiten
gegenüber Gott und dem
Nächsten. Was die Liebe
durch uns
nicht wirken konnte, das tut
das Leid.
Deshalb ist
Liebe im
gewissen Sinne
Leidersatz oder vielmehr kann Leid durch Liebe
oder Liebe in Leid
verwandelt werden.
Weiter sagte Cyrenius zu Josef: „O
mein Freund und Bruder,
ich habe in diesen zwei Jahren gar viel
ausgestanden, Verfolgung, Verrat, Anschwärzung
beim Kaiser und
viele höchst
unangenehme Dinge hatte ich zu bestehen. Aber ich dachte dabei allezeit
an das, was mir einmal vor zwei
Jahren das Kindlein gesagt hatte, nämlich, daß Es diejenigen zupfe und kneipe, die Es lieb habe. Und fürwahr, all diese Stürme um
mein Gemüt
herum waren
im Ernste nichts als lauter
Liebkosungen dieses meines Herrn
aller Herren! Denn
wo immer sich eine Woge wider mich
erhob und
mich mit
Haut und Haaren
zu verschlingen
drohte, da
zerschellte sie an
einer noch mächtigeren
Gegenwoge, und es blieb nichts als
nur ein eitel leerer Schaum zurück. Und so bin
ich nun
auch hier
nach einer ausgestandenen
großen Gefahr, die alles
zu verschlingen
drohte, ganz wohlbehalten angelangt und befinde mich nun
in deiner
mir so überheiligen
Gesellschaft, und aller Sturm, der mich
ängstigte, hat sich wie zu einer ewigen Ruhe gelegt.
Diese
Worte des Statthalters sind
sehr bedeutungsvoll. Sie
weisen uns
auf die Notwendigkeit der
Versuchung hin.
Die Wogen
sind die
Versuchungen. Wo solche
Wellen auf uns zukommen,
geraten wir in Ängste und Furcht, jedoch
die Gegenwoge zerschellt die Versuchungswelle und übrig bleibt leerer
Schaum. Die Gegenwoge
ist die Hilfe Jesu, der durch Seine Gottliebe unsere Probleme
löst, aber nur dann löst, wenn wir Seine Liebe zulassen. Der leere
Schaum ist dann die Erfahrung, daß der
lebendige Glaube an
Jesus die
Berge des Leides versetzt.
Bedenke, alle Materie und
ihre Ereignisse sind nur leerer Schaum und keine Realität.
Um
aber das Leben noch besser begreifen zu
können und
uns die
Möglichkeit zu verschaffen, den Zupfereien
Gottes den
gehörigen Respekt einzuräumen
und unsere Hochachtung auszudrücken,
möchte ich dir nun einige Stellen aus der Neuoffenbarung über die
Zupfereien oder Versuchungen Gottes aus
dem göttlichen
Worte vortragen.
So
spricht der Herr über die Versuchungen durch
Jakob Lorber
im 7.GEJ 22,10, bzw. läßt
der Herr durch Agrikola sprechen:
Siehe, wen Gott lieb hat, den prüft Er zuvor ganz gehörig durch, bevor Er ihm vorher vollauf hilft.
Durch
E. Swedenborg spricht der Herr:
Und alle, die Ich liebe, strafe und züchtige Ich.
Dies
bedeutet im inneren
Entsprechungssinne, daß Gott diejenigen,
die Ihn lieben und Sein Wort hören, danach
handeln und vom Herrn Jesus geliebt werden wollen, auch in
Versuchungen kommen müssen,
um gegen sie mit Seiner Hilfe zu bestehen. Dies ist der Sinn
jener Worte, die in der Offenbarung des Johannes stehen. Und so spricht
der Herr weiter durch Swedenborg:
Denn von denen, die von Gott geliebt werden, die müssen notwendig in
Versuchungen kommen,
weil sonst die
Leugnung
oder Bestärkung wider das göttlich Wahre in ihnen nicht ausgerottet
werden könnte. Deshalb sind die
Versuchungen geistige Kämpfe gegen das Falsche und Böse bei sich und in
sich, also gegen sich.
Weiter
spricht der Herr durch J. Lorber (1.HGT 43,26 ff).Dies ist eine Stelle, die fast
ein Widerspruch zu den vorherigen Stellen sein
könnte. Doch wenn wir genau lesen, dann ist
es kein
Widerspruch, sondern
eine wunderbare Ergänzung:
Denn unser Gott ist gar ein ernster Gott und überheilig. Er ist unser überheiliger und liebevollster
Vater und hat keine Freude an den Neckereien und Versuchungen. Denn warum soll
uns Der versuchen, Der all
unsere Haare gezählt
hat lange zuvor, ehe sie
uns noch auf
dem Haupte gewachsen sind. Wird Er nicht wissen, unser Gott und Vater,
was wir tun werden? O dessen
bedarf Er nicht, daß Er uns
versuchet. Aber wir bedürfen um so mehr Seiner Gnade. Die Gnade aber ist
keine Neckerei noch Versuchung, sondern sie
ist die reine Segensgabe des
heiligen Vaters, um unser schwach gewordenes Leben mehr und mehr zu stärken in
Seiner Liebe und darum , ihr lieben Brüder, sehet nun
an in
gerechter Liebe, sehet auf zu
Gott, unserem heiligen
Vater, und ihr werdet
leicht gewahr
werden, daß
uns Gott
dadurch nichts anderes im
Geiste vorgeführt hat als die tote Schwäche unserer Liebe zu Ihm.
Nun
eine Stelle aus dem Traktat
der göttlichen
Tröstungen in
der Quintübersetzung durch Eckehart von Hochheim (S. 128,36 ff):
Paulus sagt, daß Gott
allein die züchtigt, die Er zu
Söhnen annimmt und empfängt.
Es gehört, wenn man Sohn sein soll, dazu, daß man leide, nämlich die Kämpfe
der Versuchungen erleide, die uns
zur notwendigen Reifung im Leben
zukommen.
Daraus
dürfen wir erkennen, daß die Versuchung erst
im Zustand unserer
Sohnschaft ihr Ende
nehmen und
immer wieder
kommen werden, bis endlich
Jesus Christus
im Geiste,
in der Seele und im Körper Seine Verklärung durchführen konnte.
Nun
noch ein Swedenborg-Zitat aus der Apokalypsis explicata(246):
Alle, die Ich lieb habe, strafe und
züchtige Ich.
Dies bedeutet die
Versuchung. Seelen, die allein noch
in der Lehre des alleinigen Glaubens
stehen, müssen
notwendig in
Versuchung geführt werden,
denn die
falschen Grundsätze
vom alleinigen
Glauben und
der Rechtfertigung durch ihn, können bei ihnen nur durch Versuchungen
vernichtet werden, weil sie mit dem
Guten der Liebtätigkeit sonst
nicht verbunden werden könnten.
D.h.
also, daß wir unsere Glaubenswahrheiten durch
Gottwortlesen oder -hören irgendwie
ja mit dem Verstand begründen
und ehe wir tätig werden in der Liebe, muß
es von Gott zugelassen werden, daß über uns Versuchungen kommen, damit
diese Wahrheiten mit unserer
Lebensliebe in uns verbunden werden.
Hierzu
noch einige Stellen aus Swedenborg, aus
dem Werke
,Das Neue Jerusalem’ (187-195):
Nur die, welche wiedergeboren
werden, kommen
in geistige Versuchungen,
denn die geistigen Versuchungen sind Schmerzen
des Gemütes bei denen, welche im Guten und
Wahren sind und diese Schmerzen werden herbeigeführt von ihren bösen Geistern, indem
sie bei
denen aufregen,
entsteht Beängstigung, welche im Gefolge der Versuchung
beim Menschen auftritt. Der
Mensch weiß
nicht, woher diese
Beängstigungen kommen,
weil er
den Ursprung nicht kennt.
Bedenken
wir diese Worte. Nur diejenigen , die geistig
wiedergeboren werden, kommen in geistige Versuchungen. Die natürlichen
Versuchungen sind Heimsuchungen, die
von außen geschehen, in der Umwelt, durch Krankheit, Leid oder
Konflikte mit unserer Umwelt. Die geistigen
Versuchungen geschehen von innen her. Sie werden im inneren Menschen
von bösen Geistern herbeigeführt, die
uns umgeben. Dann sind wir
in einer
Art Vision oder in einem Traumgeschehen und erleben da auf geistiger
Ebene oder Seelenebene die Anfechtungen, die sehr schwer sind und
viel ärger als die äußeren
Versuchungen im
Naturleben des
Menschen. Darum
sagt uns der Herr ja: Heutzutage wird es selten zugelassen
und nur ganz Wenige werden
in geistige
Versuchungen geführt. Das
weiß heutzutage kaum jemand.
Weiter
führt hier der Herr aus: Es sind böse Geister in und
um den Menschen herum und das nennt man
dann inwendige Beängstigungen,
welche Versuchungen genannt werden. Es gibt auch natürliche Bangigkeiten.
Es sind aber nicht
die der
geistigen Versuchungen. Die inneren Kämpfe
bei den
Versuchungen entstehen
durch die
Glaubenswahrheiten, die aus dem göttlichen
Worte stammen.
Aus dem göttlichen Worte soll
der Mensch
gegen das
Böse und Falsche kämpfen
und dabei doch anerkennen, wie es wirklich
ist, daß der Herr mit
Seinem Wort, mit Seinem Schwert gegen
seine höllischen
Geister kämpft.
Diese Kämpfe
kommen beim
Menschen nicht früher als bis er ins reife, erwachsene Alter gekommen
ist. Die Versuchungen dienen dazu, dem Guten aus Gott die Herrschaft über das Böse
und dem Wahren über das Falsche zu verschaffen.
Ebenso
dienen die geistigen Versuchungen auch dazu, den geistig inneren Menschen zu öffnen
und diesem inneren Menschen dann
den natürlichen Menschen zu
unterwerfen, sodaß der
geistige Mensch den natürlichen
Menschen beherrscht und sodann auch
die Liebe zu sich und zu der
Welt gebrochen wird und die daher
stammenden Begierden gezähmt
werden. Ist dies geschehen, so wird der Mensch erleuchtet und wird den Geist
Gottes inne.
Der Herr
Jesus allein kämpft für
den Menschen
in den
geistigen Versuchungen. Wenn der Mensch nicht glaubt,
daß der Herr Jesus allein
für ihn kämpft und
für ihn überwindet, so besteht er
die geistige Versuchung nicht und
er besteht dann nur eine äußere
Versuchung, die ihm keinen
Nutzen bringt.
Nun
noch ein letztes Zitat aus dem göttlichen Wort
über die
Versuchungen, kundgegeben durch
Eckehart von Hochheim in der
35. Predigt, Quintübersetzung
S. 321:
Dann haben die, die
die Versuchungen bestanden haben,
ihre rechte Freude, wenn
weder Leid
noch Qualen
diese Freude nehmen können.
Dann bin ich versetzt in
das göttliche
Sein, in
dem kein Leid
Raum hat.
Wir erschauen dann und wir sehen, daß
in Gott weder Zorn noch Betrübnis
ist, sondern nur Liebe und Freude.
In
Gott gibt es
nur Freude
und keine
Leiden und
keine Qualen, keine Beängstigungen.
Über diese Stellen denken wir tief
nach, damit diese Gottworte in uns lebendig werden.
So sprach Cyrenius weiter zu
Josef:„Und so bin ich nun auch hier nach einer ausgestandenen großen Gefahr,
die alles zu verschlingen
drohte, und ich bin hier ganz wohlbehalten
angelangt und
befinde mich nun in dieser
mir so überheiligen Gesellschaft.
Aller Sturm, der mich ängstigte, hat sich wie zu
einer ewigen
Ruhe gelegt.“
Hier umarmte Josef den Cyrenius und
sprach: „Ja, Bruder im
Herrn, wie du nun geredet hast, so ist es auch. Ich wußte im Geheimen ja
allzeit darum, was mit dir vorging,
aber ich lobte darum allzeit den
Herrn, daß Er dich so lieb hat.
Auch
diese wenigen Worte zwischen Cyrenius und Josef
haben ihren
tiefen Entsprechungssinn.
Bedenke , die Gefahren
der Versuchung gehen vorüber,
die in körperlichen Bereichen häufig auftreten, selten
jedoch geistig stattfinden . Was bleibt,
ist die
unersetzliche Erfahrung, die als Gegenwelle
die Gefahren auflöst. Nach den
Prüfungen umgibt uns
bald wieder
der Himmel
und der
Herr Jesus selbst nimmt
Wohnung in unserem Herzen. Im
Jakobus-Evangelium wurde
dies ausgedrückt in
den Worten:
Überheilige Gesellschaft.
Die
überheilige Gesellschaft sind die Engel des
Himmels, die Liebe
Gottes, die in unserem
Herzen durch das Kindlein, durch Jesus von
Nazareth in unserem Herzen Wohnung genommen hat.
Wenn
es heißt: Josef umarmte Cyrenius,
so bedeutet
dies die Verbindung unseres
menschlichen Glaubens mit der weltlichen Geschäftigkeit
und den
daraus entstehenden Planungen und Sorgen.
Unser Glaube, durch Josef
dargestellt, ahnt durch
die Innewerdung,
was dem äußeren Menschen alles
zustoßen wird
im Zuge
der Versuchungen. Der gläubige
Verstand, aus
klaren Gottinspirationen geworden, sieht alles voraus, alles, von dem unser sinnlicher
Verstand (Cyrenius)
keine Ahnung hat. Der
geistig geweckte Verstand Josef zeigt
nun dem Cyrenius, wo er sich befindet.
Deshalb spricht Josef zu
Cyrenius:„Nun aber siehe dorthin gegen Mittag und Morgen und
du wirst
leicht die
Stadt Ostrazine
und noch leichter deine Villa erkennen. Laß daher dein
Schiff versorgen und ziehe
mit mir. Daheim wollen wir uns so recht herzlich ausplaudern.“
Auch
diese Worte haben einen besonderen Sinngehalt.
Das Licht im Morgen sollen wir
wahrnehmen, wir sollen zum Lichte Gottes
hinschauen. Mittag ist das Paradies und auch
die Lichtwelt oder
auch die Erleuchtung aus dem
Gottwort, das wir zulassen. „Blicke
nach Morgen“ bedeutet, daß wir die Liebe Gottes
in der
Seele zulassen sollen, denn der Morgen
entspricht der Liebe Gottes, dem Liebehimmel.. „Laß dein Schiff
versorgen“, ein Auftrag Josefs
an Cyrenius,
bedeutet, die Erkenntnisse aus den Versuchungen
als Erfahrung
in das Gehirn einzuspeichern. Die Erkenntnisse, bzw. die Lehrwahrheiten
sind das Schiff, die all unsere Schiffsladung aufnimmt,
die wir notwendig zu unserem
Lebensunterhalt auf dem
Gewässer unserer Versuchungen brauchen.
Diese Erkenntnisse sollen
wir versorgen, d.h. einspeichern, einordnen
in unser Gehirn.
„Daheim wollen
wir uns so recht herzlich ausplaudern“
bezeichnet, alle die gemachten Erfahrungen im Herzen, nämlich daheim,
mit Liebe durchdringen zu lassen. Dies geschieht durch die Dankbarkeit
und unser wahres Gebet. Unser Gebet öffnet unser Herz und die Liebe zu Gott,
unserem Vater. Öffnen wir im wahren Gebet unser Herz, stimmen wir uns ein in
Beethovens Bitte:
„Gott,
Deine Güte reicht so weit, so weit die
Wolken gehen. Du krönst uns
mit Barmherzigkeit und heißt
uns weit zu stehen. Meine Burg,
mein Fels, mein Hort, vernimm mein Flehen,
weck auf mein Wort, denn ich will vor Dir beten.“
Als Cyrenius hinblickte und gar bald die Villa
erkannte, da
war es völlig aus
bei ihm und er konnte sich nicht genug verwundern. Als er sich nach allen Seiten
hin von der Richtigkeit überzeugt hatte, da erst fing er ganz verblüfft
wieder ordentlich zu reden an und
sprach zu
Josef: „Ja, du mein erhabenster Freund und Bruder, es geschehe sogleich
nach deinem
Verlangen. Aber
zwei Dinge
müssen vorher noch
berichtigt sein. Für’s erste
muß mein
großer Retter
belohnt sein - und das auf eine kaiserliche Art -,
und für’s zweite
muß ich
von dir eher noch erfahren, wie es so
ganz eigentlich
möglich war, daß ich
gerade hierher verschlagen ward, dahin ich
es am
allerwenigsten vermeinte!
Denn siehe, schon von Tyrus
angefangen hatte ich
stets einen starken Ostwind, der
sich nach
und nach
in einen
förmlichen Orkan umwandelte! Ich ward von diesem widrigen Winde bereits
zehn volle Tage auf der hohen See -
Gott weiß es,
wo überall! -
herumgetrieben. Als
ich aber mit der Hilfe
dieses großen Retters gestern in der
Mitternacht endlich
einmal wieder
Land unter meine Füsse
bekam, da dachte ich mich in Spanien zu befinden, und zwar nahe an den
Säulen des Herkules! Und nun bin
ich - anstatt im vermeinten
Spanien - genau da, wohin ich so ganz eigentlich habe kommen wollen! O Bruder,
o Freund,
nur einen
kleinen Aufschluß gib mir
darüber!“
Josef sprach: „Freund, laß aber doch vorher dein Schiff
von deinen Leuten
untersuchen, ob alles in Ordnung ist, dann erst will
ich dir mit der Gnade des Herrn über deine Seefahrt
etwas kundtun.“
Cyrenius erwiderte dem weisen
Josef: „Freund,
du kommst
mir heute sehr sonderbar vor, prüfst du mich? Oder
was ist es, was du mit mir
vorhast ? Ist heute
doch der
Sabbat deines
und meines Herrn, auf
den du sonst überall so viel gehalten hast. Wahrlich, ich verstehe dich nicht
und weiß es nicht, warum du mich heute zu einer Arbeit
zwingen willst.
Siehe Dieser hier, der da
heilig, überheilig auf meinen Armen ruht,
hat sicher lange schon mein Schiff
geordnet, darum ich Ihn liebe über alles! Wozu wäre da
meine Sorge ? Ich war in großer
Gefahr und sorgte mich viel, -
aber alle meine Sorge war zu
nichts nütze; denn nur Er ganz allein hat mir
Rettung gebracht! Darum will ich mich
aber fürder auch um
nichts mehr
sorgen und werde das Schiff
heute schon ganz gewiß ruhen lassen! Ist das
nicht recht
also ? Und
das Kindlein küßte den
Cyrenius und sagte: „Josef hat dich in Meinem Namen nur versucht, weil
du den Jonatha eher belohnen wolltest, als mit ihm nach
der Villa
zu ziehen! Ich aber sage dir, du sollst den Jonatha gar nicht belohnen;
denn Ich Selbst bin ja sein Lohn! Darum mache
dich nur
auf, und ziehe mit dem Josef; daheim soll dir alles klar
werden!“ Cyrenius tat
sogleich, was das Kindlein ihm geraten hatte und alles zog nach der Villa.
Als mit Ausnahme der Dienerschaft des
Jonatha die ganze
Gesellschaft sich in und bei der
Villa befand,
da befahl
Josef sogleich seinen Söhnen,
für ein gutes Mittagsmahl zu
sorgen. Und Jonatha übergab
ihnen zu
diesem Behufe
die gute
Ladung der
edelsten Thunfische, die er mitgenommen
hatte. Nach dieser Beheißung begab
sich Josef mit des Cyrenius Hauptgefolge, natürlich
mit Cyrenius, Maria, Jonatha
und mit dem Kindlein, das Cyrenius
noch auf den Armen trug ,auf den Lieblingshügel des Josef. Auch die Eudokia und
die Tullia, wie die acht Kinder folgten
der Gesellschaft. Hier angelangt, setzten sich alle auf die von Josef gemachten Bänke und erquickten
sich unter
dem Schatten von duftenden Rosen-,
Myrthen- und Papyrus-Bäumen.
Der Hügel hatte zwei Abteilungen,
die eine war dicht
umwachsen, diese galt für
den Tag,
die andere aber
war frei
und galt für die Abend- und
Nachtzeit, um daselbst die frische
Luft und
eine freie Aussicht über die
Gegend wie auch über den
Himmel genießen zu können.
Genießen
auch wir auf dem Lieblingshügel unseres Herzens
die freie Aussicht über das
Land der Erde,
über unser
irdisches Leben
und auch über den Himmel in unsere jenseitigen Bereiche. Achten wir
darauf, daß der Hügel zwei Abteilungen hat. Der Herr gibt´s den
Seinen im Schlafe. Nachts wird uns alles eröffnet. Da
treten die
Bilder, die Schattenbilder unserer eigenen Vorstellung völlig
zurück und
unser Geist blickt in den Himmel und vielleicht auch die Seele, wenn sie
dazu Lust hat.
Die
andere Abteilung des Hügels ist hingegen bewachsen. Es sind Bilder und
Vorstellungen, so schön und duftend sie auch
sind, sie verstellen,
verschatten uns den freien Blick in
die Unendlichkeit Gottes. Man nennt sie Vorstellungen.
Wir haben unsere Vorstellungen über
das göttliche Wort. Sinnen wir hierüber nach.
Cyrenius fragte jetzt den Josef , ob er ihm nicht jetzt die
gewünschte Aufklärung über seine Meerfahrt geben könnte. Josef
antwortete und sprach: „Ja, Bruder, hier ist der Ort und Zeit dazu und so höre
mich denn an:„Siehe, der Ostwind stellt dar die Gnade Gottes. Diese trieb dich
stürmisch zu dem, den du nun auf deinen Armen trägst.“
Bedenke,
der Ostwind ist die Liebe Gottes, die uns direkt
hineintreibt oder zutreibt unserem Gott und Vater.
Was du
liebst, sagt Eckehart von
Hochheim, das wirst du.
Weiter sprach Josef: „Es
kennen aber noch viele des
Herrn Gnade nicht, wann und
wie sie wirkt. Also erkanntest auch du nicht, was des
Herrn allmächtige Gnade mit
dir vorhatte!
Du dachtest
dich für verloren und
meintest, der Herr habe deiner völlig vergessen. Siehe, als du strandetest auf
einer Sandbank
durch die mächtigste Gnade
des Herrn
und glaubtest
dich verloren, da
erst hat dich der Herr mit
aller Gewalt ergriffen und hat dich gerettet
von jeglichem Untergange!“
Weißt
du, was die Sandbank bedeutet? Sand sind eingetrocknete
Gedanken, die Bank ist die, die alles in uns aufnimmt. Im
Gehirn speichern sich die
nutzlosen Sorggedanken , Müh-
und Problemgedanken,
sie speichern
sich und bilden nach und nach Engramme, Eingrabungen in unsere Seele und
später im äußeren Körper,
wenn sie mit Schmerzen
verbunden sind. Das löst dann Versuchungen im
materiellen Fleisch aus. Wir können die Versuchungen
auch auf Seelenebene in
geistiger Form erleben. Aber die meisten Menschen
verwirklichen die Versuchungen durch ihr ungestümes Verhalten in
materiellen Formen, auf die
Sandbank. Dort müssen wir sie
durch Leiderfahrung zu
überwinden lernen. Davon abgesehen, auch die innere Versuchung ist eine
Leiderfahrung. So stand es auch
hier bei der
Lebensgeschichte des Cyrenius. So spricht im gewissen Sinne Josef das
Schlußwort wie damals zu Cyrenius auch zu uns:
„Also aber ist es allezeit gewesen
und wird
ewig sein
die Art
des Herrn,
diejenigen zu führen, die da waren und sein werden auf dem Wege zu Ihm!
Warum aber führte dich der Herr
also? Siehe, als um Tyrus herum
bekannt ward, daß du zu
Schiffe hierher gehen würdest,
da sammelten sich
bezahlte Meuterer, nahmen Fahrzeuge und wollten dich auf
hoher See
mörderisch überfallen!
Da sandte der Herr plötzlich
einen starken
Ostwind; dieser schob dein Schiff gar
schnell von den Feinden fort, daß
sie es
nimmer zu erreichen vermochten.
Da aber deine Feinde
dich dennoch nicht
aus den
Augen ließen, sondern
dich stets nur um so grimmiger verfolgten,
da ward des
Herrn Gnade über
dich zu einem Orkan.
Dieser Orkan ersäufte deine Feinde im Meer
und setzte
dein Schiff
an rechter Stelle in Ruhe,
allwo dir dann Rettung
ward.- Cyrenius, verstehst
du nun diese deine Meerfahrt
?
Diese
Frage wird auch uns gestellt. Verstehst du deine
irdische Meerfahrt ? Wenn
die Feinde
uns am
ärgsten kommen,
uns vernichten
wollen, dann setzen wir auf eine Sandbank und unser
Schiff wird gerettet durch irgendeinen
Jonatha, durch das Kindlein, durch unseren
Jesus Christus.