154. bis 161. Kapitel der Kindheit und Jugend Jesu
Wozu
sind diese Abschnitte gut, da doch das herrliche
Gottwort in der „Kindheit und Jugend Jesu“ durch nichts ersetzt
werden kann ?
Des Selbststudiums wirst du nicht enthoben, auch wenn du diese Abschnitte
liest oder meine Bänder hörst. Vielleicht wird mancher
Kritiker in der Tonbandserie und ihrer Niederschrift eine
Gefahr sehen, die Gefahr der menschlichen
Interpretation. Der Vorschlag, das Lorber-Werk einfach ohne Beifügung wörtlich vorzulesen,
ist akzeptabel und einige
Freunde hatten sich schon teilweise an diese
Arbeit gemacht. Ich finde sie sehr gut. Da aber Gottes Wort wie das
unendliche Meer grundlos tief ist, sehnt sich meine durstige Seele nach den
Tiefen der Liebe. Wer will da abseits stehen ?
Willst du nicht auch die Sehnsucht der Tiefen der Liebe in dir erwecken ? Wer
wollte da nicht eintauchen in die Grundlosigkeit des
Göttlichen, in die tiefsten Tiefen
des Meeres göttlicher Liebe und göttlicher
Weisheit und dort lauschen auf dem tiefen Grunde des Meeres nach
dem geistigen, inneren
Entsprechungssinn ?
Hier
möchte ich die 24. Predigt des Herrn
Jesus Christus,
offenbart durch Eckehart von Hochheim, zitieren:
Sankt Gregorius sagte, wo das Lamm
bis auf
den Grund versinkt,
da schwimmt
der Ochse
oder die Kuh, und wo die
Kuh schwimmt, da
überragt sie
laufend der
Elefant und das Wasser reicht ihm nur bis zum
Kopf.
Dieses
Wort enthält einen gar schönen Sinn, man
kann gar viel
daraus entnehmen. Augustinus sagte, die Schrift sei ein tiefes Meer und
das kleine Lämmlein
bedeutet einen
demütigen, einfältigen
Menschen, der die Schrift oder das Wort
Gottes zu
ergründen vermag.
Unter
dem Ochsen aber, der darin schwimmt, verstehen wir grobsinnige Menschen. Ein
jeglicher von ihnen entnimmt
daraus, was ihm
genügt. Aber unter dem Elefanten, der darin
umherläuft, sollen
wir die vernünftelnden Leute verstehen,
die das
Wort Gottes
oder die
Schrift durchwühlen und darin herumlaufen. Mich wundert´s, daß die
Heilige Schrift so gehaltvoll ist und die Weisen sagen, daß man sie in ihrem
unverhüllten Sinn nach nicht auszudeuten vermöge. Sie sagen, wenn etwas
Grobsinniges in dem Gottwort darin sei, so müsse
man es aufschließen. Aber dazu bedarf man
des Gleichnisses. Dem Ersten ging
es bis zum Knöchel, dem Zweiten bis an die Knie, dem Dritten bis
zum Gürtel und
dem Vierten ging es über das Haupt und er versank völlig. Was ist damit
gemeint ? Augustinus sagt:
Die Schrift, das Wort Gottes, lacht
anfangs junge Kinder an und lockt sie an sich. Wenn
man das
Wort Gottes ergründen will,
spottet dieses Wort der
weisen Leute
und niemand ist so einfältigen
Sinnes, daß er darin nicht fände, was ihm gemäß ist. Und wiederum ist
niemand so weise, daß, wenn er das Gottwort ergründen will, er
in diesem
Gottwort jeweils noch mehr
darin findet.
Was wir
hier auf Erden hören können und in allem, was man uns zu
sagen vermag im göttlichen
Worte, finden
wir stets
einen weiteren verborgenen Sinn. Denn alles, was wir hier verstehen, das
ist alles
dem, was es in sich selbst ist
und dem, was es in Gott ist, so
ungleich, als wenn es gar nicht wäre.
Diesem
heiligen, herrlichen, gottnahen, verborgenen
Innensinn des
göttlichen Wortes, dem wollen wir hier nachspüren. Machen wir deshalb
die Tore unserer Herzen weit auf,
damit uns dieser göttliche Innensinn völlig durchglute und entflamme
in der reinen,
selbstlosen Liebe zu Gott und zur Menschheit. Jesus nannte diesen
heiligen Innensinn des
Gottwortes durch Jakob Lorber die
Entsprechungssprache. Immer schon war Jesus bemüht, unser Herz durch das
Herzensdenken in diese Geheimkammer des göttlichen Wortes einzutauchen.
Aus
diesem Grunde wurde schon bei den
Alten die
Entsprechungskunde die Wissenschaft der Wissenschaft genannt, wie
uns dies der
Herr durch Emanuel Swedenborg verkündet.
In Böhmes
Schriften, ebenfalls von Jesus offenbart, wird diese Gottsprache „Signatura
Rerum“ genannt, zu deutsch: die
Bezeichnung der Dinge und ihre äußere
Gestalt, wodurch
sich ihr inneres Leben
offenbart. So findet die Entsprechungssprache in Eckehart ihre mystische
Gott-Einswerdung.
Bei
Jakob Böhme enthüllt
uns dann
die Entsprechungskunde
den Stein der Weisen. Und Swedenborg
wird der
Lehrer der
Entsprechungssprache, die bei Jakob Lorber ihre Erfüllung findet. Es
scheint so als wollte die mittelalterliche Mystik durch Eckehart und
Böhme, in deutscher Sprache begründet, in den
beiden Dioskuren Swedenborg
und Lorber ihre Entsprechungsentfaltung voll erblühen lassen.
Weißt
du, was Dioskuren sind ? Die
Dioskuren sind die
Zwillingssöhne des Zeus, ein Heidengott, und sie heißen Kastor
und Polideutes.
Sie werden
Dioskuren genannt,
weil sie unzertrennliche
Geschwister des Griechengottes waren.
So sind auch Swedenborg und
Lorber Zwillingsbrüder des einen Jesus, ich meine in
Bezug auf
die Gottoffenbarung. Durch Swedenborg
offenbarte sich
die göttliche Weisheit und
durch Lorber die göttliche
Liebe. Beide
gehören zusammen. Durch die
Liebe und Weisheit Jesu Christi wird
uns dann die Wahrheit von
innen heraus über die Entsprechungssprache
kund. Wie Liebe ohne
Weisheit blind ist, so ist Weisheit ohne Liebe
unverständlich. Swedenborg und Lorber bilden daher eine Einheit der göttlichen
Lehre, eine Exegese der Heiligen
Schrift, eine weisheitsliebe-erfüllte
göttliche Auslegung der Bibel. Wie
Wenige wissen
davon.
Wie
wenig gläubige Lorber-Leser machen davon
einen nützlichen Gebrauch !
Das soll an dir nicht geschehen. Du sollst nicht
nur Gottes Wort lesen, sondern auch
hören. Du
sollst im
Liebe-Weisheitsmeer des heiligen Geistes ertrinken. Es ist
ein wonniges
Versinken im Feuerstrom, im
Feuermeer der Jesu-Liebe. Mit jeglichem Tiefersinken
wird die eine, die universale Entsprechung, die
reine unverhüllte
Sprache Gottes
für dich
begreifbarer. Begreifbar wird
die Wahrheit,
verständlich die Liebe. Wie hart, wie lieblos klingen diese Worte,
begreifbar und verständlich. Nein,
nicht nur ein
Begreifen, nicht nur ein Verstehen, höher,
herrlicher, ein
Schauen, ein Leben, ein
Lieben, ein Erglühen und ein Neugeborenwerden, das ist die reine, die unverhüllte
Rede Gottes. Dort, wo
unser spekulatives
Denken, Verstehen und Begreifen aufhört, dort erst beginnt das, was
Himmel, was Gott, was heiliges Leben ist. Was hier verkündet
wird, das soll
sein, was kein Auge je gesehen und kein Ohr gehört hat, was in
keines Menschen Sinn
gekommen ist, das große,
das innere
Erleben, das Gott denen bereitet hat, die Ihn lieben. Nicht
so sehr
ein neuer Glaube, eine
neue Lehre
soll hier
verkündet werden, sondern
die Liebe, die selbstlose, flammende Liebe zu Jesus und Seinen Kindern.
Sie
soll in unsere
Herzen geworfen
werden. Der selige Brand ewigen Gottfeuers soll unsere Gemüter
durchlodern. Wir wollen uns der empfohlenen Herzensdenkweise
öffnen, die
Jesus Seinen
Jüngern angeraten und uns immer wieder neu
verkündet hat.
Dieser Aufruf
von Jesus an dich und alle, die Sein Wort
hören wollen, aber
lautet: Übet euch im
Herzensdenken !
Wie
soll ich mich darin üben? Die Antwort des Herrn lautet:
Erwecket die Liebe immer wieder zu eurem Gott und Vater und zu
Seinen Kindern. Liebet,
liebet und immer wieder liebet ! Lernen wir liebend. Was könnte unsere Liebe zu
Jesus und zu seinen Kindern in unseren Herzen auch mehr erwecken als gerade
die Lebensgeschichte Jesu selbst ? Darum komme, steig in das geistige Fahrzeug
himmlischer Liebe. Du sollst dabei nicht nur Leser und Hörer sein, nein
mehr, viel mehr, empfinde, fühle, schaue, genieße, liebe und erliebe die
Jugend Jesu und in ihr deine ewige Jugend im Herzen Gottes. Lebe bei Josef und
Maria in Ostrazine, sei unter ihnen und erlebe jede Szene. Bringe alle deine fünf
Sinne mit ins Spiel, deine Körpersinne, damit die Seelensinne erwachen und aus
den Seelensinnen die geistigen Sinne frei werden. Unser Jesu-Knäblein ist drei
Monate alt geworden. In einem weisen
Gespräch, das Gott durch
den Kindermund sprach, hat
der himmlische Vater Seine Göttlichkeit dargestellt
im Kinde. Im
Jesu-Kindlein also ist Gott Selbst Mensch geworden in
Bethlehem. Und nun lebt Er, der Gott im Kinde. Wie
staunten da
der gesetzestreue Josef und
seine liebende Maria. Wie staunten Cyrenius
und sein
römisches Gefolge und wie staunen
wir. Doch erliegen wir nicht
der Verwunderung, hören wir
die Lebensgeschichte Jesu weiter.
In der Villa Josefs waren nun die
Erzengel Gottes
allen Anwesenden leibhaftig
sichtbar. Nach ihren Ausspruch sollten sie ja drei Tage bei der Familie Josefs
bleiben. Sie wirkten als liebliche Jünglinge
im Hause der heiligen Familie.
Ein römischer Hauptmann, der nichts von den
Engeln der Juden
wußte, aber
sehr neugierig und
fragelustig war, fragte Cyrenius, woher und wer
die schönen Jünglinge seien. Cyrenius aber beschied ihn
an die Engel
selbst. Der fragemutige
Hauptmann aber wurde durch
den plötzlichen Glanz, der
beim Nähertreten des Engels aufleuchtete,
ganz verlegen
und wußte nicht mehr, was
er eigentlich fragen wollte. Da trat ein himmlischer Engel
zum Hauptmann und sagte zu ihm:„Du wirst ja noch wissen, was du fragen
wolltest. Frage nur zu, du Freund
der Frage.
Ich will dir ja alles gern beantworten.“ Der Hauptmann aber
war ganz weg ob der zu großen Schönheit des Jünglings. Er
konnte kein Wort über die Zunge bringen. Nach einer
Weile, nachdem
er sich an der
unbegreiflichen Schönheit
des Jünglings
vollgegafft hatte, da erst
bat er den Jüngling um
einen Kuß. Der Jüngling küßte den Hauptmann und sprach: „Damit
ein Brand
zwischen uns auf ewig sei. Suche
du nur die Bekanntschaft jenes weisen
Juden und
dir wird viel des Lichtes werden.“
Der Hauptmann ward aber darauf so
entsetzlich verliebt in diesen Jüngling,
daß er
sich aus
lauter Liebe nicht zu helfen wußte und vergaß ganz
seine weitere
Frage. Diese Liebe quälte ihn dann bis
zum Abend
und war
eine kleine Strafe für des
Hauptmanns Frageliebhaberei. Am
Abend aber war er wieder geheilt und
hatte keine Lust
mehr, sich
einem solchen Jüngling zu
nahen.
Wollen
wir hier wieder eine kleine Entsprechungspause
einblenden. Wer könnte der Hauptmann sein ? Nun, unser menschlicher, äußerer
Verstand, der besonders neugierig ist und alles vor der Zeit erfahren
will. Aber der ist gerade der schwächste
Teil unseres Gemütes, um Gott oder die Wahrheit zu erkennen.
So kommt er hin zum Jüngling und
wird geblendet vom Glanze der göttlichen Wahrheit. Denn jeder Engel ist ein
Ausdruck der Wahrheit Gottes oder
der Liebe Gottes. Was will
nun der Hauptmann ? Er verlangt sogar
nach einem
Kuß. Der Kuß aber bedeutet im Sinne der
geistigen Entsprechung
laut Swedenborg die Verbindung aus Liebe. Zu solch einer
Liebeverbindung war unser Hauptmann überhaupt noch nicht
tauglich. So sagt uns der Herr in den Himmlischen Geheimnissen (3573):
Kuß bezeichnet daher die Neigung zur Verbindung.
Unser
wißtümlicher Verstand, das
Wachbewußtsein im
Kopfe, ist dazu noch lange
nicht fähig. Erst unsere Vernunft, von Gott
erleuchtet durch die innere geheime
Sprache der Entsprechungskunde wird dazu fähig. So sagt uns der Herr
durch Eckehart von
Hochheim in der Quintübersetzung (206):
Wenn die Seele von Gott einen Kuß
empfängt, ist sie
vollendet.
Nur
Vollendeten wird der Kuß der wahren Liebe gereicht
und da war eben der
Kuß für ihn ein gewisser Brand, wie der Engel zu
ihm sagte. Ja, ich geb dir
den Kuß, ein
Brand ist zwischen uns auf ewig. Durch diesen Kuß wurde im
Hauptmann die
Liebe eingebrannt
in den Geist, in seinen geschaffenen Geist. Die Seele
des Hauptmanns war dazu noch lange nicht fähig, noch am wenigsten der Körper.
Dafür wurde er ja gestraft. Die Liebe quälte
ihn bis
zum Abend
und dann machte er eine Art Bogen um den Engel . Genauso geschieht es
uns. Hierüber wollen wir im Stillen nachsinnen.
Mittlerweile war der Sabbat-Abend gekommen. Es
verabschiedeten sich Josef und Maria vom Cyrenius und seiner ganzen
Burggesellschaft. Cyrenius wollte ja nach Tyrus fahren und
Josef prophezeite ihm auch
von einem Sturm und daß er mit seinem Schiff nach Kreta
verschlagen würde. Die räuberischen Kreter würden ihn
überfallen, doch die drei Löwen,
die Cyrenius als Schutz
mitbekäme, würden ihn und
die seinen genügend zu schützen wissen. Er würde daher keinen Schaden
erleiden und braucht sich daher nicht zu fürchten.
So verabschiedeten sich mit vielen Danksagungen Cyrenius und
Tullia von der heiligen
Familie und von den drei Priestern. Josef wanderte
dann mit Maria und dem Kindlein wieder in die Villa zurück, da sie ja außerhalb der Stadt lag. Außerhalb der Stadt aber
übergab Maria das Kindlein dem Jakob, denn sie war müde geworden, da sie es
den ganzen Tag auf ihren Armen getragen hatte. Jakob war voll Freude, daß er
wieder einmal seinen Liebling zum Tragen bekam.
Das Kindlein aber schlug die Augen auf und sprach. „Du
Mein lieber Jakob, du hast
Mich wohl recht von ganzen Herzen
lieb. Aber
so Ich dir
recht schwer würde, hättest
du Mich dann auch noch lieb?“
Jakob sprach: „O Du mein
allerliebstes Brüderchen,
auch wenn du mein Gewicht hättest, so würde ich Dich
dennoch mit
dem brennensten
Herzen auf
meinen Armen
tragen.“ Das
Kindlein aber
sprach: „Mein Bruder, jetzt freilich werde Ich dir
nicht zu
schwer werden, aber es wird
eine Zeit kommen, in der Ich dir zur großen Last werde. Daher tust du wohl, daß
du dich jetzt schon liebend an Mein Gewicht gewöhnst. Wenn dann noch die
schwere Zeit kommen wird, da wirst
du Mich in Meinem Vollgewichte ebenso leicht
tragen wie du
Mich nun als Kind trägst. Ich sage dir aber, jeder,
der Mich nicht
zuvor als ein Kind tragen wird, wird
erliegen unter Meinem
Vollgewichte dereinst. Wer Mich aber in seinem
Herzen wie
du nun
auf deinen Händen trägt
und tragen wird als kleines, schwaches Kindlein,
dem werde Ich auch im Mannesalter zu einer ebenso geringen Bürde
werden.“ Jakob, nicht verstehend die
hohen Worte,
fragte liebkosend
das Kindlein: „O Du mein allerliebstes Brüderchen, du
mein Jesus, wirst Du Dich denn auch als Mann herumtragen lassen?“ Das
Kindlein sprach: „Du liebst Mich aus all deinen Kräften und das
genügt Mir. Deine Einfalt aber ist Mir lieber als
die Weisheit
der Weisen, die viel rechnen
und voraussagen, ihre Herzen dabei aber kälter sind, denn das Eis. Was du jetzt
noch nicht fassest, das wirst du
mit den Händen greifen zur rechten
Zeit. Ich aber bin nur ein Kind, das
in einem vollunmündigen Alter
ist. Siehe,
Meine Zunge ist
dennoch gelöst und Ich rede
mit dir wie ein gesetzter Mann. Möchte Ich
nun also verbleiben, da wäre Ich gleich
einem Doppelwesen,
ein Kind dem Auge und ein
Mann dem Ohre.
Also aber
kann es nun nicht
verbleiben. Ich werde Mir noch auf ein Jahr
die Zunge binden vor allen,
bis auf dich. Du aber, Mein lieber Jakob, wirst Meine Stimme nur in deinem
Herzen vernehmen.
Wann Ich aber wieder mit dem
Munde reden werde, dann wird dein Auge
Mich wohl
männlicher erschauen, aber dein Ohr wird nur Kindisches vernehmen von
Mir.
Dir aber habe Ich nun solches kundgetan, auf daß
du dich
dann nicht ärgern sollst an Mir und also sei es.“ Hier ward das
Kindlein wieder sprachlos
und gebärdete sich gleich
jedem anderen Kinde. Während dieser
Unterredung ward
auch schon die Villa erreicht.
Stellen
wir diese Szene in die Entsprechungskunde.
Jakob war eben der, der bei der Geburt Jesu
16 Jahre
alt war.
Er war der
jüngste Sohn Josefs. Was heißt Jakob zu
deutsch ? Jakob
bedeutet Verse, aber auch
betrügen, hintergehen.
In der Geschichte von Jakob und Esau rangen die beiden
Söhne von
Rebekka bereits im
Mutterleib, wer da als Erster das Licht der Welt erblicken sollte. Esau war dann
doch der Erstgeborene. Jakob hatte sich an
der Verse
festgehalten und erhielt deshalb diese Namensbezeichnung. Er war ja
der Betrüger, er wollte
durch seinen Linsenbrei
das Erstgeburtsrecht
erwerben. Unser Jakob im Neuen Testament hat
wieder eine andere
Bedeutung, eine höhere, gottnähere,
er war ja der Liebling des Herrn
und er war immer die Kindsmagd, wie
wir erfahren haben. Nun war Maria außerhalb der Stadt Ostrazine
müde geworden
und übergab das Jesulein
dem Jakob. Jakob hat es voll Freude angenommen. Das Kindlein fragte ihn: „Aber
sage Jakob, wirst
du Mich
auch tragen können, wenn
Ich schwerer geworden bin ?“
Was
bedeutet Jakob im inneren Entsprechungssinn ?
Nach
den Offenbarungen des Herrn, gegeben durch
Emanuel Swedenborg, erfahren
wir in der Wahren christlichen Religion,
daß Jakob die natürliche
Kirche bezeichnet. Die
natürliche Kirche aber ist eine Liebtätigkeit nach außen. Deshalb
entsprach auch der Jakob der Nächstenliebe.
In den
Himmlischen Geheimnissen
von Emanuel Swedenborg sagt
uns der Herr über Jakob (5965):
Jakob bedeutet das natürlich
Gute, nicht
aber schon das
geistig Gute, das wurde ja durch Israel vorgebildet.
Daß
Jakob das Äußere der Kirche vorbildet und
Israel das
Innere, wurde schon
früher gesagt. Das natürlich
Gute oder das Äußere der
Kirche und das geistig Gute oder das Innere der
Kirche ist dasselbe,
denn das natürlich Gute bildet das Äußere
der Kirche und das geistig Gute das innere der Kirche vor.
In den
Himmlischen Geheimnissen
sagt uns dann noch der Herr an anderer Stelle:
Im höchsten Sinne bedeutet
Jakob das
göttlich Natürliche des
Herrn Jesus Christus.
Das
Natürliche aber ist das
Kindliche an
uns. Deshalb
war er
die Kindsmagd und hat das
Kind getragen. Das Kindliche, also das
Äußerste ist das
natürliche Fleisch
beim Mensch
gewordenen Jesus. So auch
hier im Gleichnis. Vielleicht verstehen
wir jetzt, wer eigentlich der Jakob in uns ist:
Er ist das kindlich
langsame Erwachen des Herrn Jesus
Christus, das
Jesus-Christus-Bewußtsein, welches
in uns aufwächst nach dem Tage der Eingeburt im Herzen
des Geburtsgeistes. Erinnere dich wieder an die
Ausführungen über den
Geburts- und Urichgeist. Wir
haben einen
Geburtsgeist aus
der Hierarchie Satanas und
einen Urichgeist aus Jesus,
aus der
göttlichen Liebe.
Dort,
wo dieser Geist aus
der göttlichen Liebe in uns sozusagen einrasten darf, in diesen
unterbewußten Geistschichten, dort ist eine Art Überrest göttlicher
Liebe, kindlich göttlicher Liebe und das ist Jakob. Swedenborg hat dies
einmal Überreste genannt.
Man könnte sie mit diesem Jakob gleichsetzen.
Doch ich will mit dieser
Bemerkung keine Behauptung
aufstellen. Denke einmal selbst
darüber nach. Wenn du die Originalworte
liest und
vergleichst und in
dich hineinhörst, wirst du
entdecken, daß dieser Jakob, der
ja den Jesus ertragen soll, das üben muß, wie es ja hier heißt,
indem das
Kindlein sprach: „Ich sage dir
aber, jeder,
der Mich
nicht zuvor als Kind tragen
wird, wird erliegen
unter Meinem
Vollgewichte dereinst.“
Also wenn nicht die Überreste
in uns
lernen, die Macht der göttlichen
Liebe in uns zu ertragen, langsam
nach und
nach, dann werden wir unter dem Vollgewicht
Jesu in Seiner
vollen Liebe erliegen.
Deshalb muß auch Jesus sich in
Seiner lieblichen
Art von uns zurückziehen, verbergen. Darum mußte das
Kindlein auch schweigen.
Wie Jesus dann ja sagte: Ich gleiche einem
Doppelwesen: Ein Kind
dem Auge und ein Mann dem Ohr. Dem äußeren
Verstande, der das Auge symbolisiert, wird das Kind ein Kind
sein. Doch dem Ohr, das
der Vernunft
entspricht und dem Gehorsam der Liebe, ist das Kindlein ein Mann. Die Überreste,
unser Jakob, können die Männlichkeit der
Liebe Gottes
in sich wahrnehmen. Aber nicht die anderen, nicht einmal die Liebe kann das, nicht einmal
Maria hört mehr das kleine
Jesu-Kindlein ein Jahr lang reden. Auch nicht Josef und die anderen Brüder, die ja die übrigen fünf Sinne darstellen. Jakob
ist von den fünf Sinnen das Gefühl,
das ja die Liebe symbolisiert. Da können wir
nur mit
Staunen die herrliche Übereinstimmung des
göttlichen Wortes
wahrnehmen, besonders bei Swedenborg und Lorber
und wir
verbeugen uns
liebend.
Unsere Familie war nun in der Villa angekommen und Josef befahl seinen Söhnen,
die Haustiere zu versorgen. Wie erstaunten aber alle, da dies die noch
anwesenden Engel
erledigt hatten. Das sogar
noch an einem Sabbat Abend, wo ja
jede Werkarbeit verboten war.
Josef verwunderte sich, daß die Engel nicht den Sabbat
geheiligt hatten.
Da aber sprach der Erzengel Gabriel zu Josef:„O du reiner Mann, wie kannst du
so erstaunt sein und uns
fragen, ob wir
den Sabbat verletzen. Ist der heutige Tag nicht vergangen wie jeder
andere? Ist die Sonne nicht auf- und untergegangen wie an jedem Tage? Ist heute
nicht auch der
Morgen-, der Mittag-, der Abendwind gegangen ? Als wir am
Meere standen, hast du da
nicht gesehen, wie dasselbe
im regsamsten
Wellengange war ? Warum
wollte es dann nicht feiern den
Sabbat? Wie hast du denn heute gehen, essen, trinken mögen und den Atem holen
und hast
nicht deinem
Herzen zu
schlagen untersagt ?
Siehe, du sabbat-ängstlicher Mann, alles, was da in der Welt ist
und geschieht,
besteht ja
allein durch
die uns vom
Herrn verliehene Tatkraft und wird
von uns geleitet und regiert. So wir nun ruhen möchten den
Tag hindurch,
sage, ginge da nicht zugleich die ganze Schöpfung zugrunde? Siehe,
also müssen wir den Sabbat
nur in der Liebe zum Herrn feiern,
aber nicht durch ein müßiges
Nichtstun. Die wahre Ruhe im Herrn besteht sonach in der wahren
Liebe im Herzen zu Ihm und in der unablässigen
Tätigkeit zur Erhaltung der ewigen Ordnung. Alles andere ist vor
Gott ein Gräuel, voll von menschlicher
Torheit. Dies bedenke du wohl und
scheue dich, an keinem Sabbat Gutes zu tun, so wirst du dem Herrn, deinem und meinem
Schöpfer voll
ähnlich sein.“
Auf diese Rede fielen alle Jünglinge
auf ihre Angesichter
vor dem Kindlein nieder und verschwanden
darauf. Josef
aber grub diese
Worte tief in sein Herz und war nachher nicht mehr so ängstlich an einem
Sabbate.
Eudokia aber verwunderte sich über
das plötzliche
Verschwinden der Engel, die
drei Tage hindurch im Hause Josefs sichtbar gewesen waren und sie fragte die
Maria, wer denn so eigentlich
diese Jünglinge gewesen
wären. Eudokia
war noch
eine Heidin
und wußte
nichts von den
außerordentlichen Geheimnissen des Himmels. Daß
aber bei dieser Gelegenheit auch die Heiden
die Engel sahen, rührt daher, weil für diese Zeit
hindurch ihr
inneres Auge
erschlossen gehalten ward.
Und das Verschwinden der Engel war nichts
anderes, als das sich wieder Schließen der geistigen
inneren Sehe.
Aus diesem Grunde kam es der
Eudokia beim Verschwinden der Engel auch vor, als wäre sie aus einem tiefen
Traum erwacht. Sie fühlte sich nun wieder ganz
naturmäßig und alles,
was sie
den ganzen
Tag hindurch
gesehen, gehört
und getan
hatte, kam ihr wie ein
lebhafter Traum vor.
Dazu
wieder eine kleine Bemerkung:
So
spricht der Herr durch E. Swedenborg im Werke „Verkehr
zwischen Seele und Körper:
Zum Einfluß der Engel und Geister auf die Menschen: Kein Mensch, kein Geist oder Engel hat Leben von sich und kann also von sich auch nicht denken und wollen. Im Denken und Wollen aber liegt das Leben des Menschen.
Das Reden und Handeln ist das Leben, welches daraus
hervorgeht. Es gibt nur ein einziges Leben,
nämlich das Leben des Herrn Jesus Christus, welches in
alle einfließt. Aber es wird
auf verschiedene Weise
aufgenommen und
zwar gemäß der
Beschaffenheit, welche
der Mensch
seiner Seele durch das Leben
sich angeeignet hat. Daher
wird bei
den Bösen das Gute und
Wahre in Böses und Falsches
verwandelt und verkehrt. Bei den Guten
aber wird das
Gute aufgenommen als das Gute und das Wahre
als Wahres.
Dies läßt sich vergleichen
mit dem Lichte, das von der Sonne in die Gegenstände einfließt oder
dort verschiedentlich gemäß der
Formteile modifiziert und
verändert wird
und daher
entweder düstere oder freundlichere Farben annimmt.
Und
weiter sagt uns der Herr, daß daher die Engel bei uns immer
gegenwärtig sind, bei jedem Menschen. Dies wird auch in den Werken des
Herrn durch Jakob Lorber bestätigt. So
war es auch bei unserer Eudokia. Die Jünglinge, die da im Hause Josefs
waren, bezeichnen im inneren Sinne nichts anderes als die
Gegenwart Gottes
in unserem ganzen
menschlichen Sein, in unserer Seele. In unserem Körper
und in unserem Geiste sind
Engel, niedere Geister, auch
Teufel können
gegenwärtig sein.
Die göttliche
Vorsehung achtet
darauf, daß die Gegenwart von Engeln und Teufeln
immer im Gleichgewicht gehalten
wird. Zu zwei Teufeln kommen zwei Engel, sodaß wir immer in der
Freiheit unseres
Denkens und
Wollens erhalten werden. Das
Wunder der Gegenwart der Engel Gottes war nun eigentlich nicht so wunderbar,
sondern es wurde lediglich die
innere Sehe aller anwesenden Personen aufgeschlossen, damit
sie die
Engel, die
ständig bei uns sind, wahrnehmen konnten. Als sie
wieder unsichtbar
wurden, ist die
innere Sehe wieder geschlossen worden. Heute können
viele Hellseher in unseren Auren die Gegenwart der Engel
oder bösen Geister
erkennen. Ein Mensch, der
reif und wacher wird, kann
es mindestens im Gefühl wahrnehmen, welche Engel oder Geister in der Aura eines
Menschen gegenwärtig sind. Blicke in die Augen
deines Bruders oder deiner Schwester
und du wirst erkennen,
wer in seinem Hause wohnt.
So war es auch bei unserer Eudokia. Sie war ganz entsetzt, weil die
Engel einfach fort waren. Sie fragte sich daher, warum sie plötzlich
verschwunden seien. Aber die Maria und der Josef konnten sie
trösten. Eudokia war beruhigt, ging sogleich in ihr bestimmtes
Schlafgemach und legte sich auf ihr Lager.
Aber ferne
blieb der Schlaf, denn sie war innerlich zu sehr erregt in ihrem feurigen
Gemüte ob des plötzlichen
Verschwindens der Jünglinge, denn sie hatte sich in Gabriel verliebt und wußte
sich nun nicht zu raten und zu helfen da der Gegenstand ihrer Liebe und ihres
Herzens so plötzlich
vor ihren Augen verschwunden
war. Als aber alles ruhte und schlief, da erhob sich Eudokia. öffnete
ein Fenster und blickte hinaus. Und da stand plötzlich Gabriel vor ihr
und sprach:„Du mußt dein Herz zur Ruhe bringen, denn
siehe, ich bin nicht ein Mensch gleich dir, sondern bin nur ein Geist und
bin ein Bote Gottes. Das Kindlein
aber bete an, denn dieses
Kindlein ist
der Herr,
der wird beruhigen dein
Herz.“ Darauf verschwand der
Engel wieder und Eudokia
bekam Ruhe. Ein neuer Morgen war
gekommen. Eine Stunde vor dem
Sonnenaufgang war im Hause Josefs wie gewöhnlich schon alles lebendig. Das
Kindlein strampelte ganz
munter in
der Wiege und ließ freudige
Kindleinstöne wie
halbsingend von
sich hören. Unser
Jakob spielte
mit dem
Jesu-Kindlein nach
seiner Weise und machte dem
Herrn der Unendlichkeit mit seiner Hand
allerlei Bewegungen und sang und
pfiff dabei. Maria schlummerte noch auf ihrem Lager, deswegen machte Josef, der
betete, dem Jakob ein wenig
Vorwürfe, daß er nicht achte auf
das Gebet
und auf
die noch schlummernde Maria. Jakob
aber entschuldigte
sich und
sprach: „Lieber Vater, es hat ja der Herr Himmels
und der Erde
ein Wohl-gefallen an meiner
Beschäftigung mit
Ihm. Wir sollen ja allzeit
nur das tun, was dem Herrn wohlgefällt und siehe, es gefällt
dem Herrn, was ich tue, wie
mag es dir doch zuwider sein? Die Mutter aber würde nicht so gut schlummern,
wenn wir beide nicht
also lärmten. Ich bitte dich, lieber Vater, mich dadurch für
entschuldigt zu halten und mir fürder keine Vorwürfe zu machen, so ich also
bei meiner Bestimmung manchmal ausgelassen
scheine vor dir, aber dabei doch dem Herrn wohl
gefalle.“ Josef aber sprach:
„Ja, ja, es ist
schon alles recht, ich sehe
es ja gerne, daß du also gut mit dem Kindlein
umzugehen weißt. Aber nur mußt du in Zukunft keinen solchen Lärm
machen, wenn du siehst, daß da noch
jemand schläft
oder irgend
jemand im Gebet zu Gott versammelt
ist.“ Unser Jakob dankte dem
Josef für diese Ermahnung,
fragte ihn aber darauf: „Wenn du also
betest zu Gott, wie du jetzt gebetet hast, zu was für einen Gott betest
du da ? Was ich von diesem Kind hier nun weiß,
so kann es unmöglich je einen größeren und
wahrhaftigeren Gott geben,
wie dieses Kindlein zufolge
des lautesten
Zeugnisses aus
den Himmeln ist! Wenn aber
das - laut der Propheten und laut
der vielen
Wunderzeugnisse - der Fall
ist? Wenn es im Propheten heißt:, Wer ist Der, so von Edom kommt, mit
rötlichen Kleidern von Bazra? Der so geschmückt ist in Seinen
Kleidern und
einher
tritt in
Seiner großen Kraft? Ich
bin es, der Gerechtigkeit lehrt
und ein
Meister bin
zu helfen!’ Vater, diese Worte hat
das Kindlein
gestern vor
dir auf Sich bezogen! Wer
ist es
denn ? Denn
solches kann
doch kein
Mensch von sich sagen! Gott aber gibt es nur einen!“
Hierzu
wieder eine Bemerkung:
Gott
gibt es nur einen, wen beten wir an ? Beten wir das Kindlein in
uns an? Lesen wir noch
einmal Jesaias 63,1,2: Wer ist es, der
von Edom kommt mit bespritzten Kleidern. Warum ist sein Gewand
rot und seine Kleider wie des Treters
einer Kelter ? Was heißt
das im inneren Entsprechungssinn? Der Herr
gibt uns in der Apokalypsis relevata durch E. Swedenborg (Ziff. 825) die
Erklärung dazu:
Die bespritzten Kleider werden auch hier als die göttlichen Wahrheiten
des Wortes bezeichnet. Durch Edom
wird das vom Blut gerötet bezeichnet, woraus erhellt, daß durch angetan mit
einem von Blut getauchten Kleid
und sein Name
heißt, das Wort
Gottes bezeichnet
wird, das
göttliche Wahre im letzten Sinne oder das Wort im Buchstaben,
dem Gewalt
angetan wurde, indem
Menschen es begründeten und dadurch die Wahrheit
verfälschten.
Das
taten viele, sie taten dem göttlichen Wort Gewalt an.
Und so sprach Jakob weiter zu Josef:
„Wer ist demnach das Kindlein, das da spricht? Ich bin
es, der Gerechtigkeit
lehrt und
ein Meister bin zu
helfen.“ Hier stutzte Josef und sprach:
„Fürwahr mein Sohn, du hast recht, du bist besser daran bei der Wiege
als ich hier in meinem Gebetswinkel.“
Die
Wiege, in dem unser kleiner Jesus lag, ist ein Bett und durch das Bett wird
im Entsprechungssinn
der natürliche Mensch bezeichnet, weil das Bett die Unterlage des
Geistigen ist. Daß das Bett
den natürlichen Menschen
und auch die in demselben befindlichen Lehren bedeutet, kann aus vielen
Stellen der Heiligen Schrift erhellen,
wo das Bett genannt wird. Etwas ist noch bemerkenswert, was
uns der Herr
durch Swedenborg
verkündet in
der Apokalypsis explicata
(163):
Wenn in der jenseitigen Welt von Jakob
die Rede ist,
der ja im göttlichen Wort
die äußere
Kirche bezeichnet, so erscheint in der geistigen
Welt oben
zur Rechten
so etwas wie ein Bett, in
dem ein Mann liegt.
Auch
das ist eine wundersame Bemerkung über Jakob. Was soll
das bedeuten?
Wir sollen erkennen, daß es besser ist, vor diesem Bette oder
an der Wiege das Kindlein anzubeten
als irgend in einem äußeren Gebetswinkel einer Kirche
oder sonst wo.
Der äußere
Gebetswinkel bildet dann unsere Glaubensansicht
aus menschlich
irrender Meinung vor, die wir dann anbeten, anstatt des wahren
Bildes Gottes. Auch das Bettchen oder die Wiege ist letztlich nicht die höchste Anbetung, sondern
nur ein Hilfsmittel, vom
äußeren Gebetswinkel
loszukommen, der noch
nicht der Idealfall ist. Die
echte Anbetung Gottes ist das Einswerden unserer
Seele mit Gott, dem Vater.
Nach diesen Worten des Josefs
trat aus
ihrem Gemach
Eudokia voll
höchster Entzückung,
schön wie
eine Morgensonne, wie eine
Morgenröte, und fiel vor der Wiege des Kindleins nieder
und betete das Kindlein an. Und als sie eine
halbe Stunde lang da also gebetet hatte, da erhob sie sich wieder und
sprach: „Ja, ja, Du allein bist es und außer Dir ist keiner mehr. Ich
habe heute Nacht im Traume gesehen eine Sonne am Himmel und die war leer und
hatte wenig
Licht, dann aber ersah ich auf der Erde dies Kindlein
und es
glänzte wie
tausend Sonnen
und von Ihm ging ein mächtiger Strahl hin zu jener
leeren Sonne und erleuchtete sie durch und durch. In diesem Strahle sah
ich die Engel, die hier waren auf- und abschweben und ihre Zahl war endlos ,aber
ihre Angesichter waren unablässig auf das Kindlein gerichtet. Ach welch
eine Herrlichkeit
war das.“
Diese Erzählung der Eudokia brachte unseren Josef
ganz aus seinem Betwinkel
und er hielt nun auch alles auf das Kindlein und betete oft an der Wiege.
Weißt
du, wer diese Sonne ist? So spricht der Herr Jesus in dem Werke Robert Blum
(2.Bd., Kap.283):
Siehe, diese Sonne bin Ich im Grunde
Selbst. Nur
hier im
allerhöchsten Himmel bin Ich außerhalb
dieser Sonne,
obschon auch in der Sonne selbst. Außerhalb
der Sonne
bin Ich wie ihr Mich alle unter euch
sehet. In der
Sonne aber bin Ich pur
geistig durch die Kraft Meines Willens
Meiner Liebe und Weisheit. Ich Selbst bin im Grunde des
Grundes in dieser Sonne und
die Sonne bin Ich Selbst. Aber dennoch ist ein Unterschied zwischen Mir und dieser Sonne. Ich bin der Grund und diese
Sonne ist
gleich der
Ausstrahlung Meines Geistes, der von hier und also aus Mir
alle Unendlichkeit in
ungeschwächter Gottkraft durchströmt und
allenthalben Meine ewige Ordnung schafft.
Unsere
Eudokia aber, die Liebe, die sich nun langsam
Gott zuwendet, dem
Jesubilde, kann nur im Traum diese Sonne sehen.
Es heißt ja, heute Nacht
sah ich im Traume eine Sonne
am Himmel
und die war leer und hatte
wenig Licht. Und dann
sah ich
das Kindlein und es glänzte
wie tausend
Sonnen und
von Ihm ging
ein mächtiger Strahl
hin zu jener
leeren Sonne
und erleuchtete
sie durch
und durch. Durch Swedenborg bestätigt
uns der
Herr: Seit der Menschwerdung Jesu
Christi ist
diese Sonne
ums ungeheuerliche
mehr leuchtend, denn vor der Menschwerdung. Betrachten
wir einmal diese Sonne
Gottes im eigenen Herzen.
Bei dieser
Gelegenheit erwachte auch unsere Maria, rieb sich den
Schlaf aus den Augen, stand
sogleich auf, wusch sich und wechselte im Nebenzimmer
das Schlafkleid mit dem
Tageskleid. In kurzer Zeit kam sie ganz gereinigt wieder zurück, gleichend einem
Engel des Himmels, so schön, so gut, so fromm und
sorglich ergeben
in den Willen des Herrn. Sie begrüßte
den Josef
und küßte ihn, umarmte
dann die Eudokia und küßte sie. Nach dieser
gar freundlichen Begrüßung,
die dem
alten Josef
allzeit einige
Tränen der Freude kostete,
kniete sie, sich im Herzen überaus demütigend, voll Liebe zur Wiege nieder und
gab betend
dem Kindlein
die Brust. Nachdem das
Kindlein gesogen hatte, ließ die Maria
sogleich ein frisches Bad
bereiten und badete
das Kind
wie gewöhnlich.
Das Kindlein strampelte munter im Bade herum
und ließ fleißig
seine unartikulierte Stimme
hören. Als das Kindlein gebadet, getrocknet und wieder in frische
Windeln und Kleidchen gesteckt war, da fragte Maria das Kindlein, wie es sich
befinde und ob Ihm wohl
täten die frischen Kleidchen, denn
sie wußte ja,
daß das
Kindlein göttlich weise
reden konnte. Aber sie wußte
nicht, daß
das Kindlein
sich wieder die Zunge gebunden hatte.
Daher befremdete
sie alle, daß das Kindlein auf die Frage von Maria keine Antwort
erteilte. Maria bat darauf
das Kindlein inständig, daß es doch
nur ein wenig
reden möchte. Aber das
Kindlein trieb
seine Kinderstimme und von einem Worte war keine Rede mehr.
Das beunruhigte die Maria wie den Josef und sie dachten, ob etwa die
Engel das Gotteskind nachts ausgetauscht hätten, denn die
Auswechslung der
Kinder war
bei den Juden Gang und Gebe. Aber wir wissen, daß das nicht der Fall
war.