134. bis 145.
Kapitel Kindheit und Jugend Jesu
Manches wird nur nacherzählt, Einiges aber mit
Originaltexten wiedergegeben und
im geistigen
Entsprechungssinn erklärt.
Auch die Erklärungen des Innensinnes stammen
aus dem
Gottwort, die
zur Vertiefung und zur Findung der
Gottwahrheit förderlich
beitragen. Neben dem Wissen, das hierdurch gewonnen werden kann,
soll der Leser zur
Selbstentdeckung angeregt werden, ebenso
zur Selbsterfahrung und zur
Anwendung des Gelesenen
oder Gehörten
in der Praxis des Alltags.
Der Innensinn geistiger Entsprechung läßt uns die eigene Seele besser
erkennen. Wer auf den geistigen Entsprechungssinn achtet, hinter der so
wertvollen Buchstabendecke des Gottwortes,
der bleibt nicht nur an den historischen Ereignissen
oder an der Geschichte der
Jesuzeit hängen. Der gläubige Christ kann
vielmehr schon jetzt in sein eigenes Jenseits
blicken. Da wird ihm das
Bethlehem zu einem Zustand seiner eigenen Eingeburt, der Einlegung
unseres Urichgeistes aus Gott in den geschaffenen Geist. Wer offen ist für den
inneren Geistsinn ,für den wird Ostrazine
zur Zufluchtstätte seiner
eigenen Seele. Da begegnen wir dem geliebten
Jesu-Kindlein, wir begegnen
Josef und Maria
im eigenen Herzen. Zurückgezogen
von der Welt lesen oder hören wir das Leben der
Kindheit und
der Jugend Jesu. Da wirkt Gottes Lebenskraft ganz
geheim in
deiner Seele. Der wachbewußte Mensch ahnt etwas vom Frieden der
Gottnähe. Nichtwissend und
blind wirkt
daneben unser
menschlicher Verstand. Wie im Kerzenlicht seines Glaubens urteilt
und beurteilt
er. Der Außenmensch wirkt nach seiner Einfalt die Werke der Liebe nach
dem Gesetz des Gottwortes. Allein die Liebe aber aus dem
Innensinn des Geistes des
Gottwortes macht
frei vom Gesetz.
Der Brand von Ostrazine, die Hochzeit des Cyrenius und
das abenteuerliche Erleben
auf dem
Götterberg, all
dies sind
auch Bilder
und Gleichnisse deiner seelischen Kämpfe
der Versuchungen und der Siege.
Ahnen wir ihren hohen Sinn ? Ein fernöstliches Wort der alten Weisen sagt:
„Wie außen so innen.“ Was wir hier in den äußerlichen Geschichten erzählt
bekommen haben, wird innerlich in
uns täglich erlebt, gleichsam in ähnlicher
oder anderer
Form abgespielt.
Der Kampf des Lebens, das Ringen mit dem Tod, die
Unterjochung des
Bösen und Falschen, das
langsame Einswerden
unserer Seele
mit dem Geiste Gottes, all
dies stellt das Wort Gottes in entsprechende Bilder, hier in der Jugend Jesu, später in der
Drei-Tages-Szene und im Großen Evangelium Johannis. Wir erleben es an uns und
um uns
herum im Alltag mit seinen Freuden und Leiden.
Nehmen wir weiter an den Erlebnissen des
Jesu-Kindleins in Ostrazine teil.
Die heilige
Familie mit Cyrenius und seiner Gefolgschaft, der Eudokia
und den zwei Engeln kehrten wieder in das Haus Josefs
zurück. Die zurückgebliebenen
Söhne begrüßten sie sehr freundlich.
Nun erzählte der älteste Sohn Joel ,was alles Wunderbares inzwischen in
Ostrazine geschehen war. Auch hier hatte man den Scheinbrand erlebt , man
hatte auch den Götterberg in feurige Wolken gehüllt
gesehen und da gedachten die Söhne an Sinai zur Zeit der großen
Gesetzesoffenbarung durch Mosis. Es
ist verständlich,
daß sich
die Söhne und die anderen zurückgebliebenen Engel sehr um Josef und die
Bergwanderer sorgten. Das Sonderbare
war, daß
vom Berge plötzlich drei mächtige
Löwen angesprungen kamen und
Schutz im Hause Josefs suchten. Das
war seltsam. Cyrenius wunderte sich,
daß die drei Löwen keine Zuflucht in den
Bergen, sondern
in der
Villa Josefs suchten. Die beiden Engels-Jünglinge aber sprachen
:„Diese drei Löwen werden dir, Cyrenius,
heute Nacht
noch gute
Dienste tun, denn der Herr weiß alle Zeit die tauglichsten Mittel,
durch die
Er jemandem hilft. Solche Tiere, nämlich die
Löwen, waren schon öfter
in göttlichen Diensten. Daher werden sie
auch jetzt
erwählt, dir zu dienen in einer Sache, die deiner harrt und also
geschehe es.“
Warum standen bereits Löwen in göttlichen Diensten?
Denke an die Bußpredigt der
Tiere im 35. Kapitel der Haushaltung
Gottes. Auch
da war ein Löwe dabei und er predigte den ängstlichen
Sihiniten. Er-innere dich an David in der Löwengrube. Sie
dienten Gott.
Es gibt
noch viele andere Begebenheiten aus dem Gottwort. Nach den Offenbarungen
des Herrn durch Jakob Böhme in M.Magnum (Kap. 76, 47 ff)
bezeichnen Löwen Gottes Wort in der Seele. Wie seltsam, dieses göttliche
Wort ist die Wache unseres Cyrenius.
Cyrenius bedeutet den
weltlichen Verstand im Wachbewußtsein
unseres Kopfes,
der nun zu Gott bekehrt
wurde. Wer schützt
diesen Verstand
vor der
Vernichtung? Niemand anderer als Gottes Wort in deiner Seele,
das innere Gottwort, das in deine Seele fluten kann.
Lassen wir
dieses Gottwort zu, damit es lebendig
wird. Das
äußere Buchstabenwort wird
lebendig in der Seele durch den göttlichen
Innensinn.
Nach dem
Abendmahl aber sprach das Kindlein zu Cyrenius:„Heute in der
Nacht wirst
du von
einer kleinen
verräterischen Rotte überfallen
werden in deinem Schlafgemache. Ich gebe dir aber
darum die drei Löwen mit. Diese laß im
Gemach bei dir
wie sie
dir folgen werden. Wenn die verräterische Horde in dein
Gemach treten wird, da wird
sie plötzlich von den drei Löwen angefallen
und zerrissen werden. Dir
aber wird dabei kein
Haar gekrümmt
werden. Scheue dich aber nicht vor den drei Löwen, denn
diese erkennen in dir
vollkommen den
Herrn.“ Nach
diesen Worten
dankte Cyrenius inbrünstig
dem Kindlein in seinem Herzen und überhäufte es mit vielen Küssen. Dann kam
die Nacht. Es war um die 2. Nacht-wache, da kamen 20
vermummte Männer und wollten Cyrenius
ermorden. In
diesem Augenblick
aber sprangen
die 3
Löwen mit furchtbarem Gebrüll
auf die 20 Vermummten los und zerrissen sie in
wenigen Augenblicken in Stücken und keiner
entkam . So wurde
Cyrenius wunderbar gerettet. Nun
weckte Cyrenius
seine Dienerschaft und
fragte, wie solcher Verrat an ihn geschehen konnte. Doch sie wußten nichts
davon. Cyrenius befahl darauf, die Leichen
aus dem Zimmer zu schaffen und öffentlich auszustellen
und dann
erst zu begraben. Die Diener aber ängstigten sich vor
den noch
anwesenden Löwen. Cyrenius aber sprach zu ihnen: „Wer von euch
redlichen Gemütes ist, der trete hervor und überzeuge sich,
daß auch diese
grimmigen Tiere die Treue respektieren. Auf diese
Rede des Cyrenius traten bis
auf Einen alle Diener hervor und die Löwen
taten ihnen nicht das Mindeste zu Leide. Cyrenius aber fragte den Zu-rückgebliebenen:
„Warum bleibst
du zurück,
während du
doch siehst, wie deine Kameraden vor den Löwen
nicht die allergeringste
Furcht haben.“
Der Gefragte
sprach: „Herr,
Herr, sei
mir barmherzig, denn
ich habe
ein unreines
Gewissen.“ Cyrenius
fragte: „Worin besteht denn die Unreinheit deines Gewissens, rede,
wenn du nicht sterben willst.“ Der Gefragte
sprach: „Herr,
Herr, ich wußte von diesem Verrate seit
gestern Morgen, wollte dir aber
nichts davon kundtun, weil ich bestochen ward mit
100 Pfund
Silbers. Dann dachte ich mir, du würdest ohnehin gerettet werden, wie
der weise Mann in der Villa gerettet ward und so nahm ich das
Silber an. Hier sprang Cyrenius auf und sprach:„Also
muß denn
ein jeder ehrlicher
Menschenfreund in seinen Dienern auch einen
Teufel haben ?
Du elender
Schurke, da tritt
vor das Gericht Gottes. Tritt vor den Löwen hin und findest du
Gnade vor diesem Gerichte, so will auch ich dich nicht richten. Findest
du aber vor diesem Gerichte keine
Gnade, so bist du schon gerichtet.“ Hier
fing der
Befragte und also Beheißene an zu zagen und sank ohnmächtig
zusammen. Da stand ein Löwe auf, bewegte sich hin zum Ohnmächtigen,
erfaßte dessen Hand und schleppte ihn ganz behutsam hin vor
Cyrenius, allwo der Schuldige regungslos liegen
blieb. Dann
aber sprang
der Löwe mit großer Hast in das
offene Gemach,
packte imselben einen
Ballen, zog ihn hervor und zerriß ihn
in tausend
Stücke. Die 100 Pfund Silbers
kamen zum Vorschein,
die der
Diener für sein Schweigen
erhalten hatte. Cyrenius staunte nicht wenig über
diese Erscheinung. Der Löwe
erfaßte darauf
den Schuldigen
wieder am Arm, zog ihn in das Seitengemach und legte ihn gerade an die Stelle nieder,
wo ehedem der Ballen lag. Da versetzte er dem Verräter einen Schweifhieb, der den Betäubten
wieder zu
sich brachte, und tat ihm sonst nichts an. Darauf
kam der Löwe wieder zurück
an seine
vorherige Stelle
und verhielt sich ganz ruhig. Die Dienerschaft
begann aber nun,
die Leichen wegzuräumen. Cyrenius lobte
und pries
Gott Israels, daß Er ihn also wunderbar gerettet hatte und in einer
Stunde
Tullia hatte
von all diesem Geschehen nichts gemerkt,
sie hatte
geschlafen und das war gut so, denn sonst wäre sie
vielleicht in
Ohnmacht gefallen. All dieses geschah in
der Burg des
Cyrenius. Nachdem kam Josef
in die Burg. Er wußte schon, was alles geschehen war und als er dem Cyrenius begegnete, da sprach er
zu ihm
die bedeutungsvollen Worte:
„Mein geliebter
Freund und
Bruder im
Herrn,
Ein Tropfen
Mitleid bei jeder Gelegenheit
ist besser denn
ein ganzer
Palast voll der besten und strengsten Gerechtigkeit. Denn das
Mit-leid bessert den Freund wie den Feind, aber die strengste und beste
Gerechtigkeit machen den Gerechten stolz und hochmütig, und der Schuldige und
Gerichtete wird voll Ingrimms und
sinnt nur, wie er sich rächen möchte
an dem Gerechten. Was du aber nun getan hast, das läßt sich nicht mehr ungetan
machen, aber für die Zukunft merke dir diese Regel; sie ist besser als Gold
und besser
als reinstes Gold!“ Nach
dieser Belehrung fiel der Cyrenius dem Josef um den Hals und dankte ihm für
diese Lehre wie ein Sohn seinem Vater.
Was bedeutet nun dieses Ereignis der drei Löwen, die
da das
Wort Gottes in der Seele sind, wie wir schon durch Böhme
erfahren haben ? Cyrenius
ist der äußere wachbewußte Verstand., der
von 20 Verrätern überfallen
wurde. 20 ist eine mystische Zahl und bedeutet
die ewige Kindschaft. Die Verräter in unserem menschlichen Gehirn sind
unsere Zweifelgedanken an unserem
Gottwort, unsere sinnlich begründeten Wißtümlichkeiten, die den neu
erwachten Verstand in uns töten,
vernichten wollen. Wer schützt und
behütet uns
davor ? Die drei Löwen,
d.h. das göttliche Wort, welches vom Herzen in die
Dieser verräterische
Diener saß nun aber in einer Ecke und bereute
von Herzen seine Tat, so wird uns in der „ Kindheit und Jugend Jesu“
weitererzählt. Aber niemand gedachte seiner. Er war nun reuig geworden und
bereute seine Schuld, wollte sie wieder gutmachen.
Wir bereuen unseren Verrat am göttlichen
Wort aufgrund
unserer falschen Gedanken der Weltsucht, wenn wir erkennen, daß die Schätze
des Himmels viel kostbarer sind und Gott über alles geliebt werden soll.
Aber nun sitzt
der Diener in der Ecke und niemand beachtet ihn. Nur die drei Löwen zeigten Erbarmen und beleckten den Diener und
zeigten ihm durch allerlei Gebärden, daß sie Mitleid mit ihm hatten.
Die drei Löwen, die Mitleid haben, sind wieder das göttliche
Wort, das uns von unseren menschlichen Irrtümern rettet.
Bei dieser
Gelegenheit sagte Josef
zu Cyrenius:
„Die drei
Tiere gehen dir hier mit
einem guten Beispiel voran. Gehe hin und tue
als Mensch etwas Besseres. Ich aber habe auf der Herreise von der
Villa von einem dieser Diener vom Herrn erfahren, wie du
bei deinem Weibe heute morgen diese drei Tiere gerühmt hast. Wie kommt
es, daß diese drei Tiere eben zeigen, was du
eigentlich anfangs hättest
tun sollen? Siehe, also lehret der Herr fortwährend
den Menschen. Es geschieht
in der Welt nichts
umsonst. Aus
der Drehung
eines Sonnenstäubchens sogar kannst du die wahre
Weisheit lernen.
Darum sage ich dir, gehe hin und erhebe den dreifach Armen
und tief Gesunkenen.
Gehe hin
und erhebe
einen überaus
betrübten und reuevollsten Bruder.“ Nach diesen weisen Worten des
Josef trat Cyrenius sogleich hin zu dem Diener, der da ein Verräter an
ihm war und Reue fühlte und führte ihn zu seiner Gesellschaft zurück.
Ja ergab ihm sogar glänzende Kleider und dann einen brüderlichen Kuß
und stellte ihn sogar über alle anderen Diener. Die
gerecht gebliebenen Diener des Cyrenius aber waren
darüber etwas
ungehalten.
Doch Cyrenius
verwies ihnen solches. Und
ein Jüngling
der Himmel sprach: „Gerade
so wird es einst im Reiche Gottes zugehen.
Es wird mehr Freude über einen reuigen Sünder
sein als
über 99
Gerechte, die nie
gesündigt haben.
Und so ist es, im Reich Gottes wird mehr Freude sein
über einen reuigen Sünder als über
99 Gerechte, die nie gesündigt
haben. Darum stimmen wir
auch ein in den Chor:„Jesus nimmt die Sünder an, kommt
ihr betrübten Sünder, Jesus ruft euch und Er macht aus Sünder
Gotteskinder.“
Weißt du, was die Sünde bedeutet ? Die größte Sünde
ist, Gott zu wenig zu lieben, so lehrt uns der Herr in
der Haushaltung
Gottes (Bd.1/177 /17). In der Johannes-Offenbarung
spricht Er:
Ich habe wider
dich, daß du die erste Liebe verlassen hast.
Sünde ist deshalb die Störung der göttlichen
Ordnung (Haushaltung
Bd.2/151/20).Die göttliche Urordnung zu stören, ist das größte Übel
oder die Sünde. Und durch Eckehart spricht der Herr zu uns (Traktat 20):
Ach Herr,
ich habe viel gesündigt, ich kann´s nicht
abbüßen. Eben darum
gehe zu
Ihm, er
hat gebührend alle
Schuld gebüßt. In Ihm kannst du
dem himmlischen Vater das würdige
Opfer für all diese Schuld voll opfern.
Was heißt das würdige Opfer ? Wir sollen unser
menschlich eigenes Ich opfern. Dies
ist das Opfer, welches wir auf den Brandaltar unserer Liebe im Herzen legen
sollen. Wer ist Jesus in uns? Jesus ist der göttliche Urichgeist aus Gott, der
Vater der Liebe, in uns
eingeboren am Tage der Eingeburt. Dieser Urichgeist ist göttliche Liebe
oder Jesus, unser Heil.
Dieses Heil aus Jesus, diese Liebe tilgt all unsere
Schuld und deshalb nimmt Jesus alle Sünde an und
hat für
uns gebüßt, in dir, in mir
und in allen, die die wahre Buße durch Reue
annehmen.
Das
Sabbatfestmahl wurde wie vereinbart in der Burg des Cyrenius
gehalten. Cyrenius
hatte deshalb
zum Morgenmahl
in seiner Burg in einem großen
Saal durch seinen Maronius Pilla
eine Art kleinen Tempel
Salomos zu
Jerusalem errichten
lassen, als
eine Miniatur des Tempels, aber so eingerichtet, daß man darinnen
das Morgenmahl nehmen konnte. Josef freute sich sehr
über diese
gelungene Nachbildung des Tempels und er fühlte
sich wie
in Jerusalem. Nach
seiner Meinung fehlte bloß das Allerheiligste mit
der Bundeslade. Aber da berief das
Kindlein den Cyrenius zu sich und sprach zu ihm. Hier fielen die Engel
auf ihr Angesicht nieder,
ehe das Kindlein noch zu sprechen begann.
Stellen wir uns diese Szene ganz deutlich vor,
erleben wir, wie die
Engel der Himmel auf ihr Angesicht niederfallen vor dem
sprechenden Kindlein, fallen wir mit ihnen auch nieder in
Hochachtung und Liebe zu
Jesus.
So spricht das
Kindlein: „Cyrenius,
viel hast
du getan,
um dem reinsten Mann der
Erde, nämlich dem Josef,
eine Freude
zu machen. Aber eines hättest
du bald vergessen, siehe, du gibst heute ein großes, gar herrliches Gastmahl,
was alle drei Weltteile nur immer Bestes und Edelstes hervorbringt, ist heute
hier vereint. Daran tust du auch wohl, denn fürwahr, eine größere Ehre
widerfuhr in
aller Ewigkeit und Unendlichkeit hindurch auf keiner Welt einem
Hause als nun dem deinen, denn du hast nun vor Dem, vor Dem alle
Himmelsmächte ihr Antlitz verdecken, du hast Den nun
vor dir. Josef hat
dir angedeutet, daß das Allerheiligste im Tempel leer sei, siehe, so ist es
auch. Es
soll aber
nicht also sein. Sende
hinaus deine Diener, und sie
sollen allerlei Arme, Blinde, Krüppel,
Lahme und bresthafte
Menschen hierher bringen. Für diese
laß im nachgebildeten
Allerheiligsten auch einen Tisch decken und
sie festlich
bewirten und Meine Diener werden ihrer
warten und siehe, also wird das
Allerheiligste lebendig sein und wird den
Allerheiligsten besser
vorstellen als nun die leere Bundeslade in Jerusalem !
Zugleich sorge auch für drei Ziegenböcke; diese wirf den Löwen vor,
auf daß auch sie genährt werden!“ Nach diesen Worten des Kindleins küßte
Cyrenius das Jesulein und befolgte sogleich dessen Rat. Im Verlauf von einer Stunde war das vorbildliche
Allerheiligste mit Armen angefüllt und die Löwen bekamen ihre Kost.
Zu dieser außergewöhnlichen Rede des Kindleins
wollen wir wieder eine kleine Entsprechungskunde einblenden.
Das herrliche Gastmahl, das Morgenmahl in der
Liebe unseres
Vaters, erfordert, daß in uns der Tempel Gottes
zu Jerusalem
nachgebildet wird. Salomon bekam die
genaue Anweisung,
wie er einen Tempel mit
Mauerstein bauen sollte. Neutestamentlich sind
wir angewiesen, diesen
Tempel innerlich im Herzen zu erbauen. Der
Tempel zu Jerusalem bestand aus drei Hallen, der Vorhalle, dort, wo
geopfert wurde, der Vorhof, dort, wo der große
Opferaltar stand,
wo die Opfer gebracht wurden, das Brandopfer.
Dieser Altar
und die
Vorhalle stellen dar unseren äußeren Körper, das, was
wir das Satanische,
das Teuflische, das Materielle oder das Stoffliche
nennen. All dieses ist der äußere Tempel. Die
große Halle,
in der sich das Heiligtum befindet, ist unsere Seele. Und
in unserer
Seele, hinter
dem Vorhang, ist das Allerheiligste. Im Allerheiligsten war die
Bundeslade, das Gesetz Gottes, nach dem wir gerichtet werden. Sie wird
umgeben von zwei Engeln, Cherubim und Seraphim.
Siehe, dieses Allerheiligste ist unser göttlich
geschaffener Geist, der durch Jesus Christus gereinigt wurde. Dieses
Allerheiligste war
hier in der Nachbildung des
Cyrenius leer, denn wie sollte es von einem
Menschen nachgebildet
werden. Der göttliche Geist ist gottgeschaffen und kann nicht von
Menschen nachgebildet werden. Aber in ihm sind viele Einprägungen, die Arme
genannt werden, Blinde, Lahme, Krüppel
und bresthafte Menschen. Die Armen sind die Essenzen
im Gottgeist, die liebend
nach Gott
und Seiner
Liebe verlangen.
Die Blinden sind die, die nach der Wahrheit Gottes
verlangen. Die
Lahmen können sich noch nicht bewegen,
obwohl sie wissend, d.h. sehend und
liebend geworden sind. Die Krüppel sind die, die sich
verunstaltet haben durch menschlich eigene Regungen.
und die
Bresthaften sind die, die mit der Hölle behaftet sind. Alle diese müssen
in das Allerheiligste gebracht werden. Es sind
unsere Nachwesen, die ersten Urwesen, die wir aus unserem
Denken und Wollen, aus dem
Gottgeist-Denken und -Wollen verwirklicht haben, dies alles sind die
Armen. Sie kommen in das Allerheiligste und werden dort von
Gott behütet, von Gott
verklärt, von Gott verherrlicht, von unserem Vater Jesus Christus.
Das Kindlein bildet dann vor den Urichgeist der neuen
Schöpfung.
Was sind die drei Ziegenböcke ?
So sagt der Herr durch E. Swedenborg
in der
Erklärten Offenbarung
(16,418,600, 632):
Der Ziegenbock
bezeichnet den von der
Liebtätigkeit getrennten Glauben oder der Glaube allein.
Unsere Gedankengänge,
die von
der Liebe getrennt und nicht von der Liebe belegt sind, durch Werke der
Liebe belebt sind, der Glaube, der
muß den Löwen geopfert
werden, dem
inneren göttlichen Wort,
wie wir durch Jakob Böhme hörten.
Die Macht
des göttlich Wahren verschlingt unsere Ziegenböcke menschlicher
Glaubensauffassung, menschlicher Irrmeinung,
begründet auf
den Buchstaben.
Darüber denke tief nach. Denken wir
noch weiter
über die
Unterscheidung des Gottgeistes nach, der auch der göttliche
Funken im Menschen genannt
wird. Nach
den Neuoffenbarungen
durch den
Herrn, gegeben durch Jakob Lorber, Emanuel Swedenborg,
Jakob Böhme und Eckehart von Hochheim unterscheidet der Herr
drei ineinandersteckende
Menschen. Es sind
1.
der äußere
stoffliche Körper mit dem Wachbewußtsein, auch Oberbewußtsein im
Gehirn,
2. der mittlere Mensch als unsterbliche Seele mit einem Seelenbewußtsein, auch Gemüt genannt, und