134. bis 145. Kapitel Kindheit und Jugend Jesu 

Manches wird nur nacherzählt, Einiges aber mit Originaltexten  wiedergegeben und  im  geistigen  Entsprechungssinn  erklärt. Auch die Erklärungen des Innensinnes  stammen  aus  dem  Gottwort,  die  zur Vertiefung und zur Findung  der  Gottwahrheit  förderlich  beitragen. Neben dem Wissen, das hierdurch gewonnen werden kann,  soll  der Leser zur Selbstentdeckung angeregt werden,  ebenso  zur  Selbsterfahrung und zur Anwendung des  Gelesenen  oder  Gehörten  in  der Praxis des Alltags. Der Innensinn geistiger Entsprechung läßt uns die eigene Seele besser erkennen. Wer auf den geistigen Entsprechungssinn achtet, hinter der so wertvollen Buchstabendecke des  Gottwortes, der bleibt nicht nur an den historischen Ereignissen  oder  an der Geschichte der Jesuzeit hängen. Der gläubige Christ  kann  vielmehr schon jetzt in sein eigenes Jenseits  blicken. Da wird ihm  das  Bethlehem zu einem Zustand seiner eigenen Eingeburt, der Einlegung unseres Urichgeistes aus Gott in den geschaffenen Geist. Wer offen ist für den inneren Geistsinn ,für den wird Ostrazine  zur  Zufluchtstätte seiner eigenen Seele. Da begegnen wir dem geliebten  Jesu-Kindlein,  wir begegnen Josef und  Maria  im  eigenen Herzen. Zurückgezogen  von der Welt lesen oder hören wir das Leben der  Kindheit  und  der Jugend Jesu. Da wirkt  Gottes  Lebenskraft  ganz  geheim  in  deiner Seele. Der wachbewußte Mensch ahnt etwas vom Frieden der  Gottnähe. Nichtwissend  und  blind  wirkt  daneben  unser  menschlicher Verstand. Wie im Kerzenlicht  seines Glaubens urteilt  und  beurteilt  er. Der Außenmensch wirkt nach seiner Einfalt die Werke der Liebe nach dem Gesetz des Gottwortes. Allein die Liebe aber aus dem  Innensinn des Geistes  des  Gottwortes  macht  frei  vom  Gesetz.  Der Brand von Ostrazine, die Hochzeit des Cyrenius und  das  abenteuerliche Erleben auf  dem  Götterberg,  all  dies  sind  auch  Bilder  und Gleichnisse deiner seelischen  Kämpfe  der  Versuchungen  und  der Siege. Ahnen wir ihren hohen Sinn ? Ein fernöstliches Wort der alten Weisen sagt: „Wie außen so innen.“ Was wir hier in den äußerlichen Geschichten erzählt bekommen haben, wird innerlich  in  uns täglich erlebt, gleichsam in  ähnlicher  oder  anderer  Form   abgespielt.  Der Kampf des Lebens, das Ringen mit dem Tod, die  Unterjochung  des  Bösen und Falschen,  das  langsame  Einswerden  unserer  Seele  mit  dem Geiste Gottes, all dies stellt das Wort Gottes  in  entsprechende Bilder, hier in der Jugend Jesu, später in der Drei-Tages-Szene und im Großen Evangelium Johannis. Wir erleben es an uns und um  uns  herum im Alltag mit seinen Freuden und Leiden.

Nehmen wir weiter an den Erlebnissen des Jesu-Kindleins in  Ostrazine teil. 

Die heilige Familie mit Cyrenius und seiner Gefolgschaft, der Eudokia  und den zwei Engeln kehrten wieder in das Haus Josefs  zurück.  Die zurückgebliebenen Söhne  begrüßten sie  sehr  freundlich.  Nun erzählte der älteste Sohn Joel ,was alles Wunderbares inzwischen in Ostrazine geschehen war. Auch hier hatte man den Scheinbrand erlebt , man  hatte auch den Götterberg in feurige Wolken gehüllt  gesehen und da gedachten die Söhne an Sinai zur Zeit der großen  Gesetzesoffenbarung durch Mosis.  Es  ist  verständlich,  daß  sich  die Söhne und die anderen zurückgebliebenen Engel sehr um Josef und die Bergwanderer sorgten. Das  Sonderbare  war,  daß  vom  Berge plötzlich drei mächtige Löwen  angesprungen kamen und Schutz  im Hause Josefs suchten. Das war seltsam. Cyrenius wunderte sich, daß die drei Löwen keine Zuflucht in den Bergen,  sondern  in  der  Villa Josefs suchten. Die beiden Engels-Jünglinge aber sprachen :„Diese drei Löwen werden dir, Cyrenius,  heute  Nacht  noch  gute  Dienste tun, denn der Herr weiß alle Zeit die tauglichsten Mittel,  durch  die  Er jemandem hilft. Solche Tiere, nämlich die  Löwen,  waren  schon öfter in göttlichen Diensten. Daher werden  sie  auch  jetzt  erwählt, dir zu dienen in einer Sache, die deiner harrt und also geschehe es.“ 

Warum standen bereits Löwen in göttlichen Diensten?  Denke an die  Bußpredigt der Tiere im 35. Kapitel der  Haushaltung  Gottes.  Auch  da war ein Löwe dabei und er predigte den ängstlichen  Sihiniten. Er-innere dich an David in der Löwengrube. Sie  dienten  Gott.  Es  gibt  noch viele andere Begebenheiten aus dem Gottwort. Nach den Offenbarungen des Herrn durch Jakob Böhme in M.Magnum (Kap. 76, 47 ff)  bezeichnen Löwen Gottes Wort in der Seele. Wie seltsam, dieses göttliche Wort ist die Wache unseres   Cyrenius.  Cyrenius  bedeutet den weltlichen Verstand im  Wachbewußtsein  unseres  Kopfes,  der  nun zu Gott bekehrt  wurde. Wer  schützt  diesen  Verstand  vor  der  Vernichtung? Niemand anderer als Gottes Wort in deiner Seele,  das innere Gottwort, das in deine Seele fluten kann.  Lassen  wir   dieses Gottwort zu, damit es  lebendig  wird.  Das  äußere  Buchstabenwort wird lebendig in der Seele durch den  göttlichen Innensinn.  

Nach dem Abendmahl aber sprach das Kindlein zu Cyrenius:„Heute in der  Nacht  wirst  du  von  einer  kleinen  verräterischen  Rotte  überfallen werden in deinem Schlafgemache. Ich gebe dir aber  darum die drei Löwen mit. Diese laß im Gemach bei  dir  wie  sie  dir folgen werden. Wenn die verräterische Horde in dein  Gemach  treten wird, da wird sie plötzlich von den drei Löwen  angefallen   und  zerrissen werden. Dir aber wird dabei  kein  Haar  gekrümmt   werden. Scheue dich aber nicht vor den drei Löwen, denn  diese  erkennen in dir vollkommen  den  Herrn.“  Nach  diesen  Worten  dankte  Cyrenius inbrünstig dem Kindlein in seinem Herzen und überhäufte es mit vielen Küssen. Dann kam die Nacht. Es war um die 2. Nacht-wache, da kamen 20  vermummte Männer und wollten Cyrenius  ermorden.  In  diesem  Augenblick  aber  sprangen  die  3  Löwen  mit furchtbarem Gebrüll auf die 20 Vermummten los und  zerrissen  sie in wenigen Augenblicken in Stücken und keiner  entkam . So  wurde  Cyrenius wunderbar gerettet.  Nun  weckte  Cyrenius  seine  Dienerschaft und fragte, wie solcher Verrat an ihn geschehen konnte. Doch sie wußten nichts davon. Cyrenius befahl darauf,  die  Leichen  aus dem Zimmer zu schaffen und öffentlich auszustellen  und  dann  erst zu begraben. Die Diener aber ängstigten sich vor  den  noch  anwesenden Löwen. Cyrenius aber sprach zu ihnen: „Wer von euch  redlichen Gemütes ist, der trete hervor und überzeuge sich,  daß  auch diese  grimmigen Tiere die Treue respektieren. Auf diese  Rede  des Cyrenius traten bis auf Einen alle Diener hervor und die Löwen  taten ihnen nicht das Mindeste zu Leide. Cyrenius aber fragte den Zu-rückgebliebenen:  „Warum  bleibst  du  zurück,  während  du  doch siehst, wie deine Kameraden vor den Löwen  nicht  die  allergeringste Furcht  haben.“  Der  Gefragte  sprach:  „Herr,  Herr,  sei  mir barmherzig,   denn  ich  habe  ein  unreines  Gewissen.“   Cyrenius  fragte: „Worin besteht denn die Unreinheit deines Gewissens, rede,  wenn du nicht sterben willst.“ Der Gefragte  sprach:  „Herr,  Herr, ich wußte von diesem Verrate seit  gestern Morgen, wollte dir  aber nichts davon kundtun, weil ich bestochen ward mit  100  Pfund  Silbers. Dann dachte ich mir, du würdest ohnehin gerettet werden, wie der weise Mann in der Villa gerettet ward und so nahm ich das  Silber an. Hier sprang Cyrenius auf und sprach:„Also  muß  denn  ein  jeder ehrlicher Menschenfreund in seinen Dienern auch einen  Teufel  haben ?  Du  elender  Schurke, da  tritt  vor das Gericht Gottes. Tritt vor den Löwen hin und findest du  Gnade vor diesem Gerichte, so will auch ich dich nicht richten. Findest du aber vor diesem  Gerichte keine Gnade, so bist du schon gerichtet.“ Hier  fing  der  Befragte und also Beheißene an zu zagen und sank ohnmächtig  zusammen. Da stand ein Löwe auf, bewegte sich hin zum Ohnmächtigen, erfaßte dessen Hand und schleppte ihn ganz behutsam hin vor  Cyrenius, allwo der Schuldige regungslos  liegen blieb.  Dann  aber  sprang  der Löwe mit großer Hast in  das  offene  Gemach,  packte  imselben einen Ballen, zog ihn hervor und zerriß  ihn  in  tausend  Stücke. Die 100 Pfund  Silbers kamen  zum  Vorschein,  die  der  Diener für  sein Schweigen erhalten hatte. Cyrenius staunte  nicht   wenig  über  diese  Erscheinung. Der Löwe  erfaßte  darauf  den  Schuldigen  wieder am Arm, zog ihn in das Seitengemach und legte ihn gerade an die  Stelle  nieder, wo ehedem der Ballen lag. Da versetzte er dem Verräter einen  Schweifhieb, der den Betäubten  wieder  zu  sich brachte, und tat ihm sonst nichts an. Darauf  kam der Löwe wieder  zurück  an  seine  vorherige Stelle und verhielt sich ganz ruhig. Die  Dienerschaft  begann    aber nun, die Leichen wegzuräumen. Cyrenius  lobte  und  pries  Gott Israels, daß Er ihn also wunderbar gerettet hatte und in einer  Stunde war das Schlafgemach wieder völlig gereinigt.

Tullia hatte von all diesem Geschehen nichts  gemerkt,  sie  hatte   geschlafen und das war gut so, denn sonst  wäre  sie  vielleicht  in  Ohnmacht gefallen. All dieses geschah in  der Burg  des  Cyrenius.  Nachdem kam Josef in die Burg. Er wußte schon, was alles geschehen  war und als er dem Cyrenius begegnete, da sprach er  zu  ihm  die  bedeutungsvollen Worte: „Mein  geliebter  Freund  und  Bruder  im  Herrn, was  du mir erzählen willst, wußte ich noch ehe es geschah. Ich wußte es bis auf ein Haar wie es hernach geschehen ist.  Aber  wisse,  eines hättest du danach nicht also tun sollen  wie du  es  leider  getan  hast und  dieses Eine besteht  darin, daß du die  zerrissenen  Leichen  auf  öffentlichem Platz hast begraben lassen.  Du  hast  es  zwar  in  einer  rechtlich politischen Hinsicht getan, um  nämlich  damit  das  andere Volk durch ein solches Beispiel abzuhalten von ähnlichen Versuchen, aber das ist ein sehr unhaltbares Mittel! Denn  siehe,  nichts  auf  der Welt dauert kürzer als der Schreck, die  Furcht  und  die  Traurigkeit. Daher ist auch  ein  diese  drei  Stücke  erweckendes  Mittel  um  kein Haar haltbarer als die durch dasselbe erweckte Stück selbst. Hat aber irgend ein Mensch diese  drei  Kennzeichen  des  Gerichtes,  nämlich  Schrecken, Furcht und Trauer mit der Freiheit  seines  Geistes  abgeschüttelt, dann wird er erbost und fällt dann mit doppelter  Wut  über den grausamen Richter her. Daher leite du die Menschen allezeit  mit der ewig bleibenden Liebe, und suche solche notwendigen, aber dabei dennoch schaudererregenden Beispiele vor dem Volke  zu  verbergen, so wirst du stets die Liebe  des  Volkes  genießen!  Ich  sage  dir: 

Ein Tropfen Mitleid bei jeder  Gelegenheit  ist  besser denn  ein  ganzer  Palast voll der besten und strengsten Gerechtigkeit. Denn das  Mit-leid bessert den Freund wie den Feind, aber die strengste und beste Gerechtigkeit machen den Gerechten stolz und hochmütig, und der Schuldige und Gerichtete wird voll Ingrimms  und sinnt  nur, wie er sich rächen möchte an dem Gerechten. Was du aber nun getan hast, das läßt sich nicht mehr ungetan machen, aber für die Zukunft merke dir diese Regel; sie ist besser als Gold  und  besser  als  reinstes Gold!“ Nach  dieser Belehrung fiel der Cyrenius dem Josef um den Hals und dankte ihm für diese Lehre wie ein Sohn seinem Vater. 

Was bedeutet nun dieses Ereignis der drei Löwen, die da  das  Wort Gottes in der Seele sind, wie wir schon  durch  Böhme  erfahren  haben ? Cyrenius ist der äußere wachbewußte  Verstand.,  der  von  20 Verrätern überfallen wurde. 20 ist eine mystische Zahl und bedeutet  die ewige Kindschaft. Die Verräter in unserem menschlichen Gehirn sind unsere Zweifelgedanken an  unserem  Gottwort, unsere sinnlich begründeten Wißtümlichkeiten, die den neu  erwachten  Verstand in uns töten, vernichten wollen. Wer schützt  und  behütet  uns  davor ?  Die drei Löwen, d.h. das göttliche Wort, welches vom Herzen in die Seele dringen kann. Nicht das äußere Wort schützt uns, sondern das  innere Wort. Das äußere Wort hat oft scheinbare Widersprüche  und  ist mit anderen  Meinungen  der Welt  oft  im  Gegensatz  und  stößt  immer wieder auf Widerspruch. Aber das  innere  Wort   vom  Geist Gottes aus deinem Herzen in die Seele getragen, das sind  die schützenden  Löwen und es sind gerade drei: Ein Löwe zum Schutze  deines  Geburtsgeistes, ein Löwe zum Schutze deiner Seele und ein Löwe zum Schutze deines äußeren Körpers. Der Verräter ist  die Liebe zur Welt und zu  den  Schätzen  der  Welt,  sie  wird  immer  wieder  zum Verräter am Gottwort. Das war ja  der  Diener,  der  das  Silber liebte, die geistigen Schätze der Welt,  die  natürlichen  Schätze  der  Welt sowie die sinnlichen Freuden der  Welt. Deshalb wurde er zum Verräter.  

Dieser verräterische Diener saß nun aber in einer Ecke und bereute  von Herzen seine Tat, so wird uns in der „ Kindheit und Jugend Jesu“ weitererzählt. Aber niemand gedachte seiner. Er war nun reuig geworden und  bereute seine Schuld, wollte sie wieder gutmachen.  

Wir bereuen unseren Verrat  am  göttlichen  Wort  aufgrund  unserer falschen Gedanken der Weltsucht, wenn wir erkennen, daß die Schätze des Himmels viel kostbarer sind und Gott über alles geliebt werden soll.  

Aber nun sitzt der Diener in der Ecke und niemand beachtet ihn. Nur  die drei Löwen zeigten Erbarmen und beleckten den Diener und zeigten ihm durch allerlei Gebärden, daß sie Mitleid mit ihm hatten. 

Die drei Löwen, die Mitleid haben, sind wieder das göttliche Wort, das uns von unseren menschlichen Irrtümern rettet. 

Bei dieser  Gelegenheit  sagte Josef  zu  Cyrenius:  „Die  drei  Tiere  gehen dir hier mit einem guten Beispiel voran. Gehe hin und tue  als Mensch etwas Besseres. Ich aber habe auf der Herreise von der  Villa von einem dieser Diener vom Herrn erfahren, wie du  bei  deinem Weibe heute  morgen diese drei Tiere gerühmt hast.  Wie  kommt  es, daß diese drei Tiere eben zeigen, was du  eigentlich anfangs  hättest tun sollen? Siehe, also lehret der Herr  fortwährend  den  Menschen. Es geschieht in der Welt  nichts   umsonst.  Aus  der  Drehung  eines Sonnenstäubchens sogar kannst du die wahre  Weisheit  lernen.  Darum sage ich dir, gehe hin und erhebe den dreifach Armen  und  tief Gesunkenen.  Gehe  hin  und  erhebe  einen  überaus  betrübten und reuevollsten Bruder.“ Nach diesen weisen Worten des Josef trat Cyrenius sogleich hin zu dem Diener, der da ein Verräter            an  ihm  war und Reue  fühlte und führte ihn zu seiner Gesellschaft zurück.  Ja ergab ihm sogar glänzende Kleider und dann einen brüderlichen Kuß und stellte ihn sogar über alle anderen Diener. Die  gerecht  gebliebenen Diener des Cyrenius aber waren  darüber  etwas  ungehalten.

Doch Cyrenius verwies  ihnen solches. Und  ein  Jüngling  der  Himmel sprach: „Gerade so wird es einst im Reiche Gottes zugehen.  Es wird mehr Freude über einen reuigen Sünder  sein  als  über  99  Gerechte, die nie gesündigt haben.   

Und so ist es, im Reich Gottes wird mehr Freude sein über einen  reuigen Sünder als über 99 Gerechte,  die  nie  gesündigt  haben.  Darum stimmen wir auch ein in den Chor:„Jesus nimmt die Sünder an, kommt  ihr betrübten Sünder, Jesus ruft euch und Er macht aus Sünder Gotteskinder.“

Weißt du, was die Sünde bedeutet ? Die größte Sünde ist, Gott zu wenig zu lieben, so lehrt uns der Herr in  der  Haushaltung  Gottes  (Bd.1/177 /17). In  der  Johannes-Offenbarung spricht Er: 

Ich habe wider dich, daß du die erste Liebe verlassen hast. 

Sünde ist deshalb die Störung der göttlichen Ordnung   (Haushaltung  Bd.2/151/20).Die göttliche Urordnung zu stören, ist das größte Übel  oder die Sünde. Und durch Eckehart spricht der Herr zu uns (Traktat 20): 

Ach Herr,  ich habe viel gesündigt, ich kann´s nicht  abbüßen. Eben  darum  gehe  zu  Ihm,   er  hat  gebührend  alle Schuld gebüßt.  In Ihm kannst du dem himmlischen Vater  das würdige Opfer für all diese Schuld voll opfern. 

Was heißt das würdige Opfer ? Wir sollen unser menschlich eigenes  Ich opfern. Dies ist das Opfer, welches wir auf den Brandaltar unserer Liebe im  Herzen  legen sollen. Wer ist Jesus in uns? Jesus ist der göttliche Urichgeist aus Gott, der  Vater der Liebe, in  uns  eingeboren am Tage der Eingeburt. Dieser Urichgeist ist göttliche Liebe oder Jesus, unser  Heil.  Dieses Heil aus Jesus, diese Liebe tilgt all unsere  Schuld und deshalb nimmt Jesus alle Sünde an und  hat  für  uns  gebüßt, in dir, in mir und in allen, die die wahre Buße durch  Reue  annehmen.  

Das Sabbatfestmahl wurde wie vereinbart in der Burg  des  Cyrenius gehalten.  Cyrenius  hatte  deshalb  zum  Morgenmahl  in  seiner Burg in einem großen  Saal durch seinen Maronius  Pilla  eine  Art kleinen Tempel Salomos  zu  Jerusalem  errichten  lassen,  als  eine Miniatur des Tempels, aber so eingerichtet, daß man darinnen  das Morgenmahl nehmen konnte. Josef freute sich sehr  über  diese  gelungene Nachbildung des Tempels und er fühlte  sich  wie  in  Jerusalem. Nach  seiner Meinung fehlte bloß das Allerheiligste mit  der Bundeslade. Aber da berief  das Kindlein den Cyrenius zu sich und sprach zu ihm. Hier fielen die Engel  auf  ihr Angesicht nieder, ehe das Kindlein noch zu sprechen begann. 

Stellen wir uns diese Szene ganz deutlich vor, erleben  wir,  wie  die  Engel der Himmel auf ihr Angesicht niederfallen vor dem  sprechenden Kindlein, fallen wir mit ihnen auch nieder in  Hochachtung  und Liebe zu Jesus. 

So spricht das Kindlein:  „Cyrenius,  viel  hast  du  getan,  um  dem reinsten Mann der Erde, nämlich dem  Josef,  eine  Freude  zu  machen. Aber eines hättest du bald vergessen, siehe, du gibst heute ein großes, gar herrliches Gastmahl, was alle drei Weltteile nur immer Bestes und Edelstes hervorbringt, ist heute hier vereint. Daran tust du auch wohl, denn fürwahr, eine größere Ehre  widerfuhr  in  aller Ewigkeit und Unendlichkeit hindurch auf keiner Welt einem  Hause als nun dem deinen, denn du hast nun vor Dem, vor Dem alle  Himmelsmächte ihr Antlitz verdecken, du hast Den nun  vor  dir.  Josef hat dir angedeutet, daß das Allerheiligste im Tempel leer sei, siehe, so ist es  auch.  Es  soll  aber  nicht  also sein. Sende  hinaus  deine Diener, und sie sollen allerlei Arme, Blinde,  Krüppel,  Lahme  und bresthafte Menschen hierher bringen. Für  diese  laß im  nachgebildeten Allerheiligsten auch einen Tisch decken  und  sie  festlich  bewirten und Meine Diener werden ihrer  warten und siehe, also wird das   Allerheiligste lebendig sein und wird den  Allerheiligsten  besser vorstellen als nun die leere Bundeslade in Jerusalem !  Zugleich sorge auch für drei Ziegenböcke; diese wirf den Löwen vor, auf daß auch sie genährt werden!“ Nach diesen Worten des Kindleins küßte Cyrenius das Jesulein und befolgte sogleich dessen Rat. Im Verlauf von einer Stunde war das vorbildliche  Allerheiligste mit Armen angefüllt und die Löwen bekamen ihre Kost. 

Zu dieser außergewöhnlichen Rede des Kindleins wollen wir wieder eine kleine Entsprechungskunde einblenden.

Das herrliche Gastmahl, das Morgenmahl in der  Liebe  unseres  Vaters, erfordert, daß in uns der Tempel Gottes  zu  Jerusalem  nachgebildet wird. Salomon bekam  die  genaue  Anweisung,  wie  er einen Tempel mit Mauerstein bauen sollte. Neutestamentlich  sind  wir  angewiesen, diesen Tempel innerlich im Herzen zu erbauen. Der  Tempel zu Jerusalem bestand aus drei Hallen, der Vorhalle, dort, wo  geopfert wurde, der Vorhof, dort, wo der große  Opferaltar  stand,  wo die Opfer gebracht wurden, das  Brandopfer.  Dieser  Altar  und  die  Vorhalle stellen dar unseren äußeren Körper, das, was  wir  das  Satanische, das Teuflische, das Materielle oder das  Stoffliche  nennen. All dieses ist der äußere Tempel. Die  große  Halle,  in  der  sich das Heiligtum befindet, ist unsere  Seele.  Und  in  unserer  Seele,  hinter  dem Vorhang, ist das Allerheiligste. Im Allerheiligsten war die  Bundeslade, das Gesetz Gottes, nach dem wir gerichtet werden. Sie wird umgeben von zwei Engeln, Cherubim und Seraphim.

Siehe, dieses Allerheiligste ist unser göttlich geschaffener Geist, der durch Jesus Christus gereinigt wurde. Dieses Allerheiligste  war  hier in der  Nachbildung des Cyrenius leer, denn wie sollte es von  einem  Menschen  nachgebildet  werden. Der göttliche Geist ist gottgeschaffen und kann nicht von Menschen nachgebildet werden. Aber in ihm sind viele Einprägungen, die Arme genannt werden, Blinde,  Lahme, Krüppel und bresthafte Menschen. Die Armen sind die Essenzen  im  Gottgeist, die liebend nach  Gott  und  Seiner  Liebe  verlangen.  Die Blinden sind die, die nach der Wahrheit Gottes  verlangen.  Die  Lahmen können sich noch nicht  bewegen, obwohl sie wissend,  d.h. sehend und liebend geworden sind. Die Krüppel sind die, die sich  verunstaltet haben durch menschlich eigene Regungen.  und  die  Bresthaften sind die, die mit der Hölle behaftet sind. Alle diese müssen in das Allerheiligste gebracht werden. Es sind  unsere  Nachwesen, die ersten Urwesen, die wir aus unserem  Denken und Wollen, aus  dem Gottgeist-Denken und -Wollen verwirklicht haben, dies alles sind die  Armen. Sie kommen in das Allerheiligste und werden dort von  Gott  behütet, von Gott verklärt, von Gott verherrlicht, von unserem Vater Jesus Christus.

Das Kindlein bildet dann vor den Urichgeist der neuen Schöpfung.

Was sind die drei Ziegenböcke ?

So sagt der Herr durch  E.  Swedenborg  in  der  Erklärten  Offenbarung  (16,418,600, 632):                         

Der Ziegenbock bezeichnet den von  der  Liebtätigkeit  getrennten Glauben oder der Glaube allein.  

Unsere  Gedankengänge,  die  von  der Liebe getrennt und nicht von der Liebe belegt sind, durch Werke der Liebe belebt sind, der  Glaube, der muß den Löwen   geopfert  werden,  dem  inneren göttlichen  Wort, wie wir durch Jakob Böhme  hörten.  Die  Macht  des göttlich Wahren verschlingt unsere Ziegenböcke menschlicher  Glaubensauffassung, menschlicher Irrmeinung,  begründet  auf  den  Buchstaben.

Darüber denke tief nach. Denken wir  noch  weiter  über  die  Unterscheidung des Gottgeistes nach, der auch  der  göttliche  Funken  im Menschen genannt  wird.  Nach  den  Neuoffenbarungen  durch  den  Herrn, gegeben durch Jakob  Lorber,  Emanuel  Swedenborg,  Jakob Böhme und Eckehart von Hochheim unterscheidet der Herr  drei  ineinandersteckende Menschen. Es sind

1.        der  äußere  stoffliche Körper mit dem Wachbewußtsein, auch Oberbewußtsein im Gehirn,

2.        der mittlere Mensch als unsterbliche Seele mit  einem  Seelenbewußtsein, auch Gemüt genannt, und