103. bis 110. Kapitel Kindheit und Jugend Jesu 

Bedenke,  daß  das Denken an unseren himmlischen Vater Seine Gegenwart  bedingt.  Ebenso  bewirken dies die gelesenen und  gesprochenen Gottworte. Erwecken wir aber unsere Liebe  zu  den  Gedanken hinzu, so verbinden wir uns sogar mit Ihm !  Die Verbindung mit unserem allerliebsten Jesus aber ist Verbindung  mit  Gott,  mit  dem Leben, mit dem Heil, mit dem Frieden und der Wonne  aller Himmel. Bedenke, jetzt begegnen wir uns auf der  Seelenebene und  im  Geist sind wir bei Jesus, bei unserem geliebten Jesus Christus. Deshalb erwecke beim Lesen oder Hören des Gottwortes deine Liebe  zum Vater !

Zuletzt vernahmen wir, was  reine  Liebe  bewirkt.  Reine  Liebe  ist wahres Gebet. Willst du im Geiste und in der Wahrheit beten, da liebe Gott in deinem Herzen ! Deshalb erwecken wir  die  Liebe  in  unserem  Herzen, jetzt , in diesem Augenblick. Atme bewußt und fühle den Strom des Lebens im Odem. Nimm die Entspannung deiner Seele und deines Geistes wahr. Erfreue dich, lasse all deine Sorgen draußen. Lasse dich fallen, ganz fallen, du bist frei, du  bist  im  Frieden, du lebst, du bist. Göttliche Liebe, himmlische  Kräfte  verwirklichen sich in deiner Seele und in deinem Körper. Du fühlst die Kühle  des einfließenden Atems und  du  spürst  die Wärme der ausströmenden Atemluft. Das ist Leben.  Fühle  die  Wärme  des  Lebens  in  deiner Brust  und fühle die Liebe deines   himmlischen  Vaters  im  Herzen.

Die Wärme des Lebens ist göttliche Liebe.  Es  gibt  nur ein  Leben, eine Liebe und du  erlebst  sie,  deinen  Gott  und  Vater  im wahren Geistgebet.

Beten heißt nach den göttlichen Worten aus  der  „Kindheit  und  Jugend  Jesu“ lieben, Gott und Menschheit  selbstlos lieben. Die Liebe im eigenen Herzen fühlen heißt  beten.  Liebe  ist  Leben,  Leben  ist Gott, deshalb heißt im Geiste und  in der Wahrheit beten die  Gegenwart Gottes erleben! Entflamme diese Liebe zum  Sonnenbrande,  so lebt Jesus und all das Geschehen Seines göttlichen Lebens in dir und in allen, die es erleben  wollen. Lassen wir  diese  göttliche  Liebe  in uns zu, fühlbar, nicht nur im Herzen,  sondern  in  der  ganzen  Seele, in allen Zellen deines Leibes. So flutet Gottes Liebe durch  uns  flammend und strahlend  von Herz zu Herz.  In  dieser  Liebe  wollen  wir die Kindheit und Jugend Jesu  erleben und die Szenen der  geschichtlichen Ereignisse  von  damals  so  deutlich  als  möglich  in  unserer Glaubensvorstellung erleben.  Unsere  Phantasie  wird  dabei  Handlanger unserer Glaubensliebe. Wir hören,  schauen,  schmecken, riechen und fühlen mit den Ereignissen aus der Jugendgeschichte  Jesu.  Setze alle deine Sinne dazu ein,  damit  deine  Vorstellung  vollendet wird und du somit mitten im Geschehen von damals heute im  Geiste dabei bist und die herrlichen Stunden in Ostrazine gegenwärtig  werden. Wir sind es dann, die in unseren Herzen den Tempel der  Liebe errichten. Glaube und wisse, Gottes  Kirche  ist  keine  Mauerkirche, sondern die Liebe in deinem Herzen. Damit wir aber die  wahre  Liebe zu Gott und Menschen voll erleben  können,  deshalb  wurde  die  himmlische Ehe vom Herrn selbst gestiftet.

Die himmlische Ehe ist die reine eheliche Liebe  von  einer  Frau  zu einem Manne und umgekehrt. Deshalb ist eine solche Ehe eine  Vorstufe zur göttlichen Liebe, in der der  Mensch als  Braut  seinen  großen göttlichen Bräutigam in  Jesus  erkennt. So  spricht  unser  Jesus  durch das Kindlein das Ehegesetz der neuen Schöpfung aus: 

Habt ihr Liebe in euren Herzen zueinander gefaßt, da  sollet ihr dieselbe nicht brechen, denn es gilt bei Mir kein  anderes Gesetz für die Ehe als  welches  da  mit  glühender  Schrift  geschrieben steht in euren Herzen. 

Da aber alle auf diese Rede des  Kindleins  ganz  bestürzt  vor  sich  hinblickten und niemand  sich etwas zu  reden  getraute,  da  sprach  das Kindlein weiter: „Was steht ihr denn alle  so  traurig  um  Mich  herum?  Habe Ich euch doch nichts zu Leide getan ! Dir,  Mein Cyrenius, gab Ich, wonach dein Herz dürstete und auch  dir,  du  liebe Tullia, was wollt ihr denn mehr ? Soll Ich denn etwa den lebendigen Ehebruch gutheißen, während doch ihr Menschen auf den toten die Todesstrafe gesetzt habet?!  Welch  ein Verlangen wohl  wäre  das? Ist denn das, was im Leben vorgeht, nicht mehr, als was im Tode gerichtet ist? Ich meine, ihr sollet euch wohl freuen, aber  nicht  trauern, darum es also ist. Wer da liebt, liebt  der  im  Herzen  oder  im Kopfe ? Ihr aber habt eure Ehegesetze nicht  dem  Herzen, sondern nur dem Kopfe entlockt. Das Leben aber ist nur im Herzen und geht vom selben in alle Teile des Menschen aus und  somit  auch  in  den Kopf, welcher in sich kein Leben mehr hat, sondern  tot  ist.  So  ihr  aber schon  die Gesetze des Kopfes mit dem Tode sanktionieret, die  samt dem Kopfe tot sind, um wie viel billiger ist es dann,  die lebendigen ewigen Gesetze des Herzens zu respektieren! Daher aber freuet euch, daß Ich, als der Lebendige unter euch, die Gesetze  des  Lebens festhalte; denn täte Ich solches nicht, so  wäre  über  euch  alle schon lange der ewige Tod gekommen! Darum aber kam  Ich  in  die Welt, auf daß durch Mich alle die Werke und Gesetze des Todes  vernichtet werden und an ihre Stelle  treten  müssen  die  alten  Gesetze  des Lebens!  So Ich euch aber im voraus zeige, was  da sind Gesetze des Lebens, und was die des Todes, was Leids wohl tue Ich euch dadurch, daß ihr darob trauert und euch vor Mir fürchtet, als hätte Ich euch anstatt des Lebens den Tod gebracht? O ihr Törichten! In  Mir ist das alte, ewige  Leben zu euch gekommen; daher freuet euch und seid nimmer traurig!  Und du, Mein Cyrenius, nimm  hin  das  Weib, das Ich dir gebe, und du, Tullia, nimm den  Mann, den Ich  dir  zugeführt  habe  vollernstlich;  nun  sollet  ihr  euch  nimmer  verlassen! Wenn euch aber des Leibes Tod getrennt wird haben, dann soll  der überlebende Teil frei sein dem Äußeren  nach,  aber  die  Liebe  soll währen ewiglich, Amen!“

Diese Worte des Kindleins  setzten  alle  ins  größte  Erstaunen  und Tullia sprach ganz zitternd  vor  größter  Ehrfurcht: „ O Menschen! Dieses Kind ist kein Menschenkind, sondern Es ist die  höchste Gottheit Selbst! Denn also kann  kein  Mensch,  sondern nur  ein Gott reden; nur ein Gott als das Grundleben  Selbst  kann  die  Gesetze der Liebe und des Lebens kennen  und  kann  sie in  uns  erwecken.  Wir  Menschen aber sind alle tot; wie könnten wir da die Gesetze  des Lebens finden  und  dieselben  als  solche  setzen?  Du  überherrliches Kindlein, jetzt erkenne ich klar, was ich ehedem dunkel geahnt habe: Du bist der Herr Himmels und der Erde von Ewigkeit! Dir sei daher auch alle meine Anbetung!“

Es ist verständlich, daß Tullias Worte Cyrenius hell begeisterten und voll Rührung bat er das Jesu-Kindlein um den Ehesegen.  Das  Jesulein aber forderte Cyrenius auf, die schöne Griechin Eudokia, die ja Cyrenius als Kebsweib hatte, dafür freizugeben. Cyrenius wollte dies nicht gleich, aber dann willigte er ein und ließ Eudokia durch Maronius Pilla von der Stadt holen.  Als  sie ankamen, da bemerkte  Cyrenius wie bedeutend schöner die Eudokia war als  die  Tullia  und  so wurde er wieder  unentschieden. Aber das  Kindlein  ließ  nun  nicht mehr mit sich handeln. Auch Eudokia begehrte auf und wollte  nicht  einverstanden sein, daß Cyrenius die Tullia nahm und  sie  aus  den königlichen Ehren abtreten sollte. So entstand ein  innerer geistiger  Kampf  in  der Eudokia, in Cyrenius und vielleicht nicht  minder  in der Tullia. Aber schließlich siegte doch der Geist Gottes  im Herzen des Cyrenius und er sprach: „Ja,  Eudokia,  gerade  jetzt  werde ich dir zeigen, daß ich ein Mann und ein Römer bin. Siehe, dieses Kindlein hat mir den Rat gegeben,  die  Tullia  zur  Ehefrau  zu  nehmen.

Siehe, so dieses Kind, das die Tullia nun lockt, auch nicht göttlicher Abkunft wäre und es möchte zu mir nahe also reden, so  würde  ich Ihm folgen! Dieses Kind aber ist von  der  allerhöchsten  göttlichen Abkunft, und so will ich Ihm um so mehr  folgen, was immer Es  von mir will. Und so frage ich dich, Eudokia, was wohl  wird  dir  lieber sein zu tun, was dieses Kind aller Kinder will  oder  zu  sterben  für ewig ?“ Diese Worte des Cyrenius an die Eudokia waren  von  großer  Wirkung und sie brachten Eudokia zum Weinen. Sie bedauerte, auf einmal so viele Herrlichkeiten verlassen zu  müssen. Dann aber ergab sie sich in ihr Schicksal und Maria tröstete sie und sprach zu ihr: „Eudokia, traure nicht ob diesem Tausche, denn du  gabst  nur eine geringe Herrlichkeit  hin,  um  für  sie  eine  gar  große andere Herrlichkeit zu empfangen. Siehe, auch ich bin eines Königs  Tochter, aber die königliche Herrlichkeit ist lange  vergangen.  Nun  bin  ich eine Magd des Herrn und das ist eine größere  Herrlichkeit  als alles Königtum der Welt. Diese Worte wirkten gar mächtig  auf  die Eudokia und sie fing an, Herz zu fassen im Hause Josefs. 

Wandeln wir erneut im Garten der Entsprechung. Was bedeuten  Eudokia und Tullia ? Tullia ist die blinde Liebe, die in uns erwacht und  angenommen wird von unserem Verstande Cyrenius.  Eudokia  aber ist die alte Liebe, die Liebe zu weltlicher Schönheit und  Pracht  und Herrlichkeit. Sie muß  Gott  geopfert  werden.  Diese  Liebe  soll  im Hause Josefs Herz fassen. Die Liebe des Vaters soll auch in unserem äußeren Verstand des Gehirns wieder belebt werden und unsere Gedanken lenken, leiten und führen. Erfreuen wir uns, die Liebe vermag unsere kalten Weltgedanken zu erwärmen  und  sie  zu  durchglühen mit den Flammen der Liebe unseres Vaters.  

Es ist selbstverständlich, daß unsere Eudokia  mehr  Licht über das  Kindlein in sich erleben wollte.  Um  eine  Auskunft  zu  bekommen, wandte sie sich daher an Maria. Maria aber ermahnte Eudokia  zur Geduld und tat das beste, was sie tun konnte. Sie legte das Kindlein in die Arme der Eudokia und die Gegenwart des Kindleins ist mehr als alle menschlichen Worte. Mit  großer  Ehrfurcht nahm  Eudokia das Kindlein auf ihre Arme.  Aber  sie  fürchtete  dieses  geheimnisvollste Kind und getraute sich dabei kaum zu rühren und zu  atmen.  Das  Kindlein aber lächelte und sprach: „O Eudokia,  fürchte  dich  nicht vor Mir,  denn  Ich  bin  nicht  dein  Verderber,  sondern  dein  Heiland. In der Kürze der Zeit aber wirst du Mich schon besser kenenlernen als du Mich jetzt kennst.  Dann  wirst du Mich nicht mehr fürchten, sondern lieben wie Ich dich liebe. Diese  Worte  benahmen der Eudokia die Furcht und sie fing an, das Kindlein zu  herzen und zu liebkosen.

Nun aber sprach Cyrenius zu Josef:„Erhabener Freund und Bruder, ich habe nun in diesem Hause mein größtes Glück gemacht  in jeder Hinsicht. Sage nun, welchen Lohn du von mir  für  dich  verlangst.“

Josef sprach: O Bruder und Freund, was wohl hältst  du  von  mir ?Meinst du denn, ich sei ein Wohltatskrämer und tue nur Gutes eines  Lohnes wegen ? O wie groß irrst du dich da,  wenn  du  solches  von mir glaubst! Daher nimm du nun ganz wohlgemut dein Weib  zu  dir,  die da die gereinigte Tullia ist. Was du  ihr  und  noch  so  manchen Armen tun wirst, das werde ich  allezeit  als  einen  guten  Lohn  für meine Taten an dir ansehen und  annehmen. Die Eudokia aber  werde ich erziehen in der Gnade Gottes. Der große Lohn aber, den  ich für all mein Tun habe, siehe, der liegt in den Armen  der  Eudokia.“ Darauf versprach Cyrenius dem Josef drei Mädchen und fünf  Knaben als Geschenk in sein Haus zu bringen. Diese Kinder seien  Waisen und  dieses Geschenk nahm dann auch Josef dankbar an.                                                                             

Nun erfolgte die  Vermählung  des  Cyrenius  mit  der  Tullia  durcheinen der drei Priester. So wurde Tullia das rechtmäßige  Weib  des  Cyrenius. Mit herrlichen, königlichen Kleidern wurde sie beschenkt

und angekleidet. Als die Eudokia das sah, ward es  ihr  schwer  ums Herz und sie seufzte heimlich. Aber das Kindlein sprach leise zu ihr: „Ich sage dir, seufze du nicht  der  Welt  wegen,  sondern  seufze du  deiner Sünden wegen, so wirst du besser fahren.  

Diese Worte spricht Jesus auch zu uns. Betrauern wir nicht die Schätze, die wir verlieren in der Welt, durch die Welt?  Bereuen wir lieber  unsere Sünden. Wir werden dadurch viel schneller  fortfahren  in  der Vollendung des Leben  und  in der  Wiedergeburt  Gottes  in  unserer Seele. 

Und so sprach das Kindlein weiter: „Denn siehe, Ich  bin  mehr als Cyrenius und Rom. Hast du Mich, dann hast du mehr als die  ganze Welt. Willst du Mich aber vollkommen haben, dann  mußt  du  deine Sünden bereuen, derzufolge du unfruchtbar wurdest. Wirst du  aber in Liebe zu Mir deine Sünden bereuen, dann wirst du nach dem  Maße deiner Liebe zu Mir erkennen, wer Ich so ganz eigentlich bin.                                                                             

Erkennen wir nach dem Maße unserer Liebe, wer Jesus  Christus  in  uns ist. Erschauen wir in dem Jesu-Kindlein unseres eigenen Herzens die Göttlichkeit, die göttliche Liebe und das göttliche Licht.  

So sprach das Kindlein weiter:„Wenn du Mich aber erkennen wirst,  dann   wirst du glücklicher sein als wärest du die Gemahlin des Kaisers selbst. Denn siehe, der Kaiser muß starke Wachen halten,  auf daß er nicht vom Throne vertrieben  wird.  Ich  aber  bin Mir allein genug. Geister, Sonnen, Monde, Erden  und alle Elemente sind Mir gehorsam und dennoch brauche Ich keine  Wache und  lasse  Mich  von dir sogar auf den  Armen  tragen,  trotzdem  du  eine  Sünderin bist.  

Auch wir sind Sünder und tragen den Geist  Gottes  auf  den  Armen  unserer Liebe. Herr Jesus, geliebter Vater, wir danken  Dir,  daß  Du zu uns gekommen bist.

In diesem Augenblick schauen wir Jesus, sehen und fühlen  wir  Ihn.  Er ist bei uns auf den geistigen Armen unseres Herzens.  

Und weiter spricht das kleine Jesulein zu uns die Worte wie damals  zu Eudokia: „Daher sei ruhig und  weine  nicht,  denn  du  hast empfangen, was der Tullia genommen ward, da sie empfing die  königlichen Kleider. Das ist endlos mehr als jene goldschimmernden Königskleider, welche tot sind  und den Tod bringen. 

Weißt du, wer die Königskleider sind, die uns den Tod  bringen? All das  äußere  Prunkgewand  der  irdischen  Welt, all das, was uns die Welt anbietet an Schönheiten und Freuden,  auch an  einen gesunden  Körper und an irdischem Glück und irdischer Freude. 

Und weiter sprach das Knäblein: „Während du das Leben  auf  deinen Armen trägst und den Tod  ewig  nimmer  schmeckst,  wirst  du schmecken die große Liebe und das Leben, so du Mich liebst. Diese Worte wirkten so sehr heilsam auf  die Eudokia, daß sie  vor großer Freude und hoher seligster Verwunderung zu weinen anfing. Maria aber merkte, daß Eudokia in Freudentränen ihre Augen badete,  sie ging darum zu ihr und fragte sie: „Holde Eudokia, was wohl ist dir, darum ich süße Tränen in deinen Augen  entdecke?“  Und  Eudokia  erwiderte nach einem tiefen Wonneseufzer: „O du glücklichste  der Mütter auf  der ganzen Erde, siehe, dein Kindlein hat  zu  mir  wunderbar geredet!  Wahrlich,  nicht sterbliche Menschen  in  all  ihrer Weltgröße, sondern nur  Götter können  solcher  Worte  fähig  sein!

Großer Gedanken und Ahnungen  ist nun voll meine Brust! Wie  aus einer verborgenen Tiefe steigen sie in  mir  gleich  wie  helle  Sterne  aus dem Meere empor; und darum weine ich vor Entzückung!“  Maria aber sprach:„Eudokia, gedulde dich nur! Nach den Sternen wird auch die Sonne kommen; in ihrem Lichte wirst du erschauen, wo du bist!  

Gehen wir nun in den tieferen Sinn dieser  gelesenen  Worte ein, die Eudokia und dann Maria gesprochen haben.

Warum  verhüllt  unser  geliebter  himmlischer  Vater  die  göttliche Wahrheit hinter oder unter der Buchstabendecke?  Wieso  wird  die Wahrheit immer so tief verhüllt und ist Entsprechungssprache in jeglichem Gottwort ? Es gibt keinen Satz der göttlichen Lehre, geoffenbart durch Jakob Lorber oder andere Gottwortpropheten, ebenso  in der Heiligen Schrift, es gibt keinen Teil, ja nicht  ein Wort,  ja  nicht einen Buchstaben, hinter dem nicht eine unendliche  Fülle  göttlicher Weisheit verborgen wäre. Die göttliche Wahrheit  ist  deshalb  nicht  immer offen ausgesprochen  im  Gottwort,  sondern  zumeist  immer  wieder verhüllt. Warum hat dies die göttliche Liebe getan ? 

Der Hauptgrund war auch, um die Wahrheit vor der Verfälschung zu  schützen, vor der Entweihung. Darum sagt uns der  Herr  durch  Robert Blum im 2. Band, Kap.204: 

Was aber bleibt in der Welt als  beständig ?  Nicht  einmal das Wort Gottes, denn auch dieses wird von der Lüge  der Welt durchtrübt und  dann  in  allerlei  Dummes,  Falsches und Böses verkehrt. Darum aber ist es den  Menschen  verhüllt gegeben, auf daß es in seinem Heiligsten  nicht  verunreinigt werden kann.  

Und in der Geistigen Sonne im 2.  Band,  Kap. 97,6  sagt  der  Herr  fortfahrend durch Jakob Lorber: 

Der Herr aber hat den inneren Sinn  darum  geflissentlich weise in ein äußeres naturmäßiges Bild verhüllt, damit dieser heilige, inwendige,  lebendige Sinn  nicht  sollte  von  irgend  böswilligen Menschen angegriffen und zerstört werden. Wodurch dann alle Himmel und Welten in den  größten Schaden gebracht werden könnten. Aus diesem  Grunde hat auch der Herr gesagt, vor den  Großen  und  mächtig Weisen der Welt soll es verborgen bleiben und nur den Kleinen und Schwachen und  Unmündigen  soll  es  geoffenbart  werden. 

Weiter offenbart uns der Herr durch Jakob Lorber: 

Die besagte Entsprechungswissenschaft  ist  ja  die  innere Schrift und Sprache der Seele und des Geistes in  der  Seele. Wer aber diese Sprache verloren hat, der versteht Gottes Wort unmöglich.  

Und im Großen Evangelium Johannis spricht der Herr  durch  Jakob  Lorber (5.Bd, Kap. 245,12) : 

Die Lehrbilder des Wortes gebe Ich darum  also  verhüllt, weil sie pur für die Seele gestellt sind.  

Im 3. GEJ 168,12 sagt der Herr: 

Die volle, nackte Wahrheit aber kann im  allgemeinen  den  Menschen von Mir aus  jetzt  nicht  gegeben  werden,  sondern nur verhüllt in Gleichnissen und Bildern, auf daß ihr sie erst aus solchen Bildern suchend  entwirren könnt. 

Bedenke, was diese  Worte  bedeuten.  Die  volle,  nackte  Wahrheit kann uns nicht gegeben werden, auch jetzt nicht,  auch  nicht  in  den  Lorber-Werken, sondern nur  verhüllt in  Gleichnissen  und  Bildern. Erst aus solchen Bildern sollen wir die Wahrheit entwirren lernen. Wie aber Gottes  Wort  zu  uns  kommt  vom  Herrn  Jesus  Christus Selbst, das schildert  uns der Herr  durch  Emanuel  Swedenborg  in der Apokalypsis relevata, S. 959. So spricht der Herr: 

Das Wort, welches vom Herrn  diktiert  worden ist, drang  durch die Himmel Seines himmlischen Reiches und  durch die Himmel Seines geistigen Reiches und  kam  so  zu  den Menschen, durch den es geschrieben  wurde.  Deshalb  ist das Gottwort in seinem ersten Ursprung rein  göttlich.  Indem nun  aber  das  Gottwort   hindurchdringt  durch  die Himmel, war es himmlisch-göttlich. Und indem  das  Gottwort durchging durch die geistigen Reiche, war es geistig-göttlich und wenn  nun  das  Gottwort  zu  den   Menschen kommt, wird es natürlich-göttlich. 

Jegliches Gottwort ist also durch eine  dreifache  Decke  verhüllt.  Es gibt den himmlischen Sinn, den  geistigen  Sinn  und  den  natürlichen Sinn. Alle diese drei Sinne sind wohl göttliches Wort. Aber mehr oder minder ist darin die Wahrheit verhüllt gegeben.

Versuche nicht das Gottwort aus deinem 5-Sinne-Denken zu  begründen, zu dogmatisieren, zu theologisieren.  Wir  können  die  Wahrheit  nur immer gemäß unseres Zustandes erfassen. Bedenke  das und  darum achte das Gottwort. Wisse auch, daß die  Himmel  untereinander verbunden sind nur durch diese Entsprechungssprache. Das sagt  uns der Herr im Werk  „Himmel und Hölle“,  geoffenbart  durch  E. Swedenborg, Pkt. 207: 

Eine Gesellschaft des höchsten Himmels hat keinen Verkehr mit einer Gesellschaft des  niederen  Himmels  außer  durch Entsprechungen und der Verkehr durch Entsprechungen ist  dasjenige, was man den Einfluß Gottes heißt.  

Der göttliche Einfluß kommt also nicht direkt, sondern durch die Himmel, durch die Engel der Himmel und über die Entsprechungswissenschaft. Ohne  Entsprechungswissenschaft  ist  ein  Einfluß  von  Gott  kommend  Illusion und kann Scheinwahrheit oder Scheinbarkeit werden. Ohne Kenntnis der Entsprechungswissenschaft bist du dem dauernden  Irrtum  in göttlichen Wahrheiten unterworfen. Deswegen waren vor der  Enthüllung  der  Entsprechungswissenschaft  alle Völker in der babylonischen Sprachverwirrung. Sie  hatten  wohl  das  Gottwort und besaßen, kannten und wußten es  auswendig, aber sie wußten im Grunde nicht,  was Wahrheit ist. Und  das  wissen viele  auch 

heute noch nicht, die die  Entsprechungswissenschaft,  die  uns  Gott gegeben hat,  negieren.  Die Entsprechungswissenschafts-Enthüllung begann erst mit den großen Werken, die uns  der  Herr  gegeben  hat durch Jakob Böhme, Eckehart von Hochheim, Emanuel Swedenborg, Jakob Lorber. Dazu einige Stellen aus dem Gottwort,  damit  du  die Tiefe   der   Entsprechungswissenschaft   ganz  erkennen  lernst.  So spricht der Herr durch Jakob Böhme in der Aurora:

(Kap. 26,Pkt. 117 ff) 

Moses hat  wohl  recht  geschrieben,  aber  der  rechte Verstand, woraus die Erde wurde, ist dem Moses und auch seinen   Nachkommen  im  Buchstaben  verborgen  geblieben. Und es hat der Geist dies bis auf diese Zeit  verborgen gehalten. Nun aber wird es ganz offenbar, denn  das   Herze Gottes, Jesus Christus, hat an die Kammer des Todes  angesetzt und will durchbrechen. Darum  werden  jetzt  etliche Strahlen des Tages in etlichen Menschenherzen durchbrechen und den wahren Tag verkünden. 

Der Herr durch E. Swedenborg: 

Der geistige Sinn des  Wortes  wurde  nicht  früher  offenbart, weil  - wäre es früher geschehen - die Kirche ihn entweiht hätte und auch die Heiligkeit des  Wortes  entweiht  worden wäre. Dieser geistige Sinn war bei den Alten, welche vor Moses lebten, bekannt und auch ausgebildet. Weil  aber ihre  Nachkommen die Entsprechungen, aus welchen allein ihr Wort und  somit  ihre  Religion  stammt,  in  verschiedene Götzendienste  verkehrt  haben  und  durch  die            Ägypter in  Magie,  so  wurde  die  Entsprechungssprache  durch  Fügung der göttlichen  Vorsehung  zuerst  bei  den Kindern Israels  und  später auch bei den Christen  verschlossen. Aber jetzt,  seit  dem  Jahr  1757  werden  diese  Entsprechungswissenschaftslehren wieder  aufgeschlossen für die Menschen, die  die  neue  Kirche  des  Herrn  Jesus Christus in  ihrem Herzen zulassen. 

Weiter sagt der Herr durch E. Swedenborg: 

Daß man den inneren geistigen Sinn nicht früher  sah,  geschah, wenn man  ihn früher offenbart hätte, ihn  doch nicht angenommen hätte, denn das letzte Gericht, welches im Jahre 1757 in den geistigen Ringen  unserer Erde stattfand, war noch nicht in dieser Geisterwelt vollbracht worden und vor diesem Gericht war die Macht der Hölle  größer  als die des Himmels.  Daher  kam  es  nun  auch,  daß     erst  nach  dem  gehaltenen  Gericht  im  Jahre  1757  und nicht früher die Offenbarungen für  die  neue  Kirche, für das  neue  Jerusalem   gegeben   wurden.  Weil  nach  dem  jüngsten Gericht, gegeben im Jahre 1757, den  Menschen die geistige Freiheit wiedergegeben worden ist, so ist auch der geistige Sinn des Wortes ab nun offenbart worden.                                             

Warum verschließen wir uns noch  dem  inneren  Entsprechungssinn, wenn ihn nun  unser  Herr  Jesus  Christus  uns  persönlich  offenbart durch E. Swedenborg und  durch  J. Lorber und vorher durch  J. Böhme ? Öffnen wir unsere Herzen. Lassen wir die himmlische Wahrheit Gottes endlich in unseren Herzen zu,  damit das Neue  Jerusalem, die Braut Christi,  die  heilige  Jungfrau  göttlicher  Liebe  und  göttlichen Lichtes in unser Herz sich senken kann  und  der  Himmel  auf  Erden oder in der Erde unseres Fleisches sich verwirklichen darf. Herr Jesus Christus, wir danken Dir für Deine Liebe. Öffne Du uns das  Herz für Deine Wahrheit, die göttliche Wahrheit  Deines  verhüllten  Himmelswortes, Deines  verhüllten  Geistwortes,  Deines  verhüllten  Buchstaben-Wortes. Deshalb bildet  Gottes  Entsprechungswissenschaft  den   Schlüssel zum Himmelsreich.  Dazu  drei  Texte aus der Offenbarung des  Herrn  Jesus  Christus  durch  J. Lorber   (Ev 9,93,5; Ev 4.224,8;  Supplemente 319): 

Haben die Menschen die Wissenschaft der Entsprechungen durch ihre eigene Schuld verloren, so haben sie  sich  selbst außer Verkehr mit den Geistern  aller  Regionen  und  aller Himmel  gestellt  und  können  darum  das  Geistige  in  der chrift des göttlichen Wortes nicht mehr fassen und  begreifen. Sie lesen die geschriebenen Worte nach den blind eingelernten  Lauten  des  toten  Buchstabens  und  können  nicht einmal begreifen und dessen innewerden, daß  der  Buchstabe tot ist und niemanden beleben kann, sondern daß es  nur der innerlich verborgene Sinn ist, der als selbst Leben alles  lebendig macht. Jedes von Mir , Jesus Christus,  gesprochene Wort verstehet ihr wohl, soweit ihr es als Menschen  verstehen könnt. Alles aber, was  darin in einer endlosen  Fülle verborgen ist, fasset ihr noch  lange  nicht.  Darum nehmet  die leichten Texte Meines Wortes nicht für leicht, denn je offener sich der Buchstabensinn  ausspricht, desto tiefer liegt der geistig-himmlische Sinn. 

Auch über diese Worte laß  uns  innerlich  nachsinnen.  Die  Wissenschaft der Entsprechungen haben wir verloren , solange wir nicht hinter jedem Gottwort die Entsprechung  heraushören  wollen. Wer dies nicht tut, setzt sich außer Verkehr mit der Geisterwelt, außer Verkehr mit dem Himmel, außer Verkehr mit Gott.  Diese  sind  getrennt. Sie nehmen das Lorberwort nur als Wissenschaft, als Lehrmeinung.  Das hilft nicht zum inneren Leben. Nur der innere Entsprechungssinn des Gottwortes macht dich  lebendig. Wenn du  weiterhin  ein  Gottwort  liest, durch  das dich Gott in deinem Herzen anrührt, dann fühle und spüre dem inneren  geistigen Sinn nach, sonst ist dein Lesen wertlos, ist Wissenschaft, ist  Wahrheitsbegründung.  Deswegen  spricht  der Herr, nehmet meine Texte nicht leicht,  denn je offener die Wahrheit im Buchstaben enthüllt scheint, desto tiefer liegt die Wahrheit dahinter. Ist dies nicht seltsam? Christi Blut und  Fleisch  wird uns  in  seinem Worte gereicht. Bleibst du nur in der äußeren Buchstabendecke hängen, dann gehst du an der Wahrheit vorbei, dann bist du noch  immer im Nachtwissen und nicht im Tagerkennen. Bitte in deinem Herzen deinen Gott und Vater,  daß  Er  dir  die  Wahrheit  enthülle  die Wahrheit aus tiefer Liebe geboren. Das sind  die  hellen  Sterne,  die aufgehen und am Firmamente deines Geisthimmels leuchten. Der silbrige Mond kommt dann, wenn du schon aus reiner Liebe die  Wahrheit im  geistigen  Sinne erkennst. Aber die Sonne des Tages scheint dir erst dann, wenn du den göttlich-himmlischen Sinn hinter der Decke des Buchstabens erfahren hast.

So spricht der Herr Jesus Christus durch Jakob Lorber in dem Werk „Erde und Mond“ im Vorwort, letzter Absatz (Erstauflage): 

Was wohl lehren die Bilder des göttlichen  Wortes ?  Was ist dessen innerer geistiger Sinn ?  

Darüber denke jeder ein wenig nach und übe sich also im Aufsuchen der inneren Wahrheit. Entdecke darin so viel als dies möglich ist, bis  dir die vollkommene Löse gegeben  wird.  Weißt  du,  was  die  vollkommene Löse bedeutet ? Löse ist  Erlösung  von  menschlich  irrenden Meinen und Wissen, vom Bösen,  Falschen. All  dies liegt darin, all dies kann dir werden und nur werden durch den Geist,  durch  das   Leben des Wortes und nicht durch den Buchstaben allein. Diese Löse wird uns gegeben zu einer gewissen Zeit. Zeit aber  bedeutet  Zustand, also wenn wir in den Zustand kommen, dann wird uns die Löse gegeben. Sie wird uns  gegeben,  wenn  wir  in  den  Zustand  der Himmel und der Geisterwelt eindringen.  Wir können es üben, wenn wir das göttliche Wort im inneren geistigen Entsprechungssinn lesen. Der Herr selbst gibt uns den  Schlüssel dazu. Diesen Schlüssel  wollen wir miteinander lesen, ehe wir die zwei Verse  aus  der  Kindheit und Jugend Jesu  selbst entdecken wollen,  ihren  geistigen,  himmlischen  und göttlichen Gehalt.

So spricht der Herr Jesus Christus durch Jakob Lorber : ( 4.GEJ 164,1)                                                   

Das einzige, was dir den Schlüssel gibt und zum Verständnisse des Geistes der Schrift verhilft, ist dein  eigener,  aus  Mir und Meiner  Lehre  wiedergeborener  Geist.  Solange  du  im Geiste nicht wiedergeboren bist, nützt dir keine Regel irgend etwas; bist du aber einmal das, dann bedarfst du  keiner  Regel  mehr,  denn  dein  geweckter  Geist  wird  seinesgleichen auch ohne eine allgemeine Regel gar leicht und gar geschwinde finden. 

Durch Eckehart von Hochheim sagt uns der Herr (Quintübersetzung S. 265): 

Die Schale, der Buchstabe  also  des  göttlichen  Wortes  muß zerbrechen und das, was darin ist, muß herauskommen, denn willst du den Kern haben, so  mußt  du die Schale zerbrechen. Willst du die göttliche Natur unverhüllt finden, so müssen die Gleichnisse alle zerbrechen  und je weiter man eindringt, um so näher ist man dem göttlichen Sein. 

Jetzt hast du den Schlüssel bekommen, den Schlüssel  zum Werke Jakob Lorbers. Diese Regel ist , die göttliche Lehre in aller Liebe  anzunehmen, damit  der  Geist  Gottes  in  dir  wiedergeboren  werde.  Die Schale, der Buchstabe muß  zerbrechen. Wir  sollen  den  Buchstaben nicht verwerfen, zertrümmern, aber wir  sollen  hindurchbrechen. Hindurchbrechen können  wir nur in der Liebe, in der flammenden  Liebe   zu unserem Jesus  und  zur  Menschheit.  Dann  wird unser  Geist  geweckt, dann wird der Geist Gottes, der bisher in  uns schläft, erweckt, geboren, wiedergeboren. Denn er war doch  schon  geboren,  ehe  wir uns in unserem Ego begründeten. Er will und  wird  dann  aufbrechen und uns die göttliche Natur in der wahren Nacktheit, in  der  Hüllenlosigkeit Seiner göttlichen Majestät zeigen.

So spricht der Herr in den Supplementen (S. 302): 

Also ist auch das Wort durch den  Buchstaben  in  der  Zerstreuung  der  Welt  gegeben,  in  welcher  Zerstreuung  da  wohl niemand den Brennpunkt des Wortes ersehen kann. 

Der Brennpunkt des Wortes ist die Liebe des Wortes, die Liebe,  die  hinter der Decke des Buchstabens verborgen liegt.

Weiter spricht der Herr: 

So aber jemand dieses zerstreute Wort in sich zu sammeln  anfängt, so leitet er dadurch alle  diese  zerstreuten  geistigen Strahlen auf einen gewissen  Punkt  in  seinem Herzen und dieser Punkt ist ein  Brennpunkt,  der  entzündet  das empfängliche Herz in  der  Liebe  zu  Mir  und  erleuchtet dann in der Flamme der Liebe das große Geheimnis  Gottes in Ihm Selbst. 

Darum sollst du die Liebe beim Lesen des Wortes in  deinen Herzen  erwecken. So spricht der Herr weiter in den Supplementen: 

Die Liebe aber ist dieses große Geheimnis Gottes. 

Was sind denn die Tiefen der Gottheit ?  Das ist das zerstreute Wort  Gottes im  Buchstabensinn, in welchem  niemand ohne den Geist der Liebe den Geist Gottes  im inneren  Sinn  oder die Tiefe der Gottheit erforschen kann. Die Liebe ist  also  der  goldene  Schlüssel,  mittels  welcher jedermann sogar bis  ins Zentrum Meines  Herzens  dringen kann.

Bis ins Zentrum des Herzens Jesu Christi kannst du mit dem inneren Sinn der Liebe und mit der inneren Kraft der Liebe in das Herz  Gottes eindringen und dadurch im göttlichen Worte das Herz  Gottes im Innersten entschlüsselt finden. Im äußeren Gottwort erfahren wir von der Sonne und erfahren wir vom Herzen Gottes und wie wir  dorthin  kommen können,  aber erst im inneren Sinn erfahren wir, wie unsere Seele eins wird mit dem Vater. 

So hatte das Jesulein zu Eudokia gesprochen,  die  Eudokia,  die  ja  im Schmerz all die Königskleider abgeben mußte und das  Kindlein   hatte zu ihr gesprochen:„Eudokia, Ich sage dir, seufze du nicht der Welt wegen, sondern seufze du  deiner  Sünden  wegen,  so wirst du besser fahren.  

Die königlichen Kleider entsprechen dem Buchstabensinn des  göttlichen Wortes, an dem wir so sehr hängen, weil sie ja die  Königsherrlichkeit Gottes sind, die  uns  gegeben wurde.  König  entspricht  der Wahrheit und diese Wahrheit wird uns nun abgenommen wie damals der  Eudokia.  Die  äußere  natürliche  Wahrheit  des  Wortes,  diese Schale muß zerbrechen, damit das Leben frei wird. „Denn  siehe, Ich bin  mehr   als  Rom,  als  die  äußere  Begründung  des  Gottwortes.                                  

Hast du Mich, hast du mehr, als besäßest du die ganze Welt, die ganze Fülle des äußeren Buchstabenwortes. Wirst du aber  in  Liebe  zu Mir deine Sünden bereuen, nämlich die Sonderung, dein  sonderhaftes, geteiltes Denken von Mir.  Sünde  kommt  von  sondern, absondern. In unseren Erkenntnissen haben wir uns abgesondert von Gott. Selbst durch das  Gottwort  haben  wir  uns  abgesondert  von  Gott.

Und trotzdem ist es ein Hilfsmittel, Gott zu entdecken. All das  sagt uns der Herr und da weinen wir mit Eudokia und die Maria bemerkte das und kam zu  ihr. Eudokia sagte: „ Nur Götter können solcher Worte fähig sein.“ Wir entdecken hinter der Hülle  des  Gottwortes die Liebe und Weisheit  Gottes. „Großer  Gedanken und Ahnungen ist nun meine  Brust  voll.“  Wie  aus  einer  verborgenen  Tiefe,  so sprach Eudokia, steigen sie in  mir gleich wie helle Sterne  aus dem  Meer empor. Also über dem Gottwort, was  ja  das  Meer  symbolisiert, erheben sich  die  hellsten Sterne neuer  Innewerdungen neuer innerer  Erkenntnisse. Weißt  du,  was die Sterne  bedeuten? 

Darüber kündet uns der Herr durch E. Swedenborg: 

Sterne bezeichnen die göttlichen Lehren und die  Erkenntnisse des göttlichen Guten und des göttlichen Wahren. Darum waren die sieben Sterne alle  Erkenntnisse,  was zum Guten   und  Wahren  gehört  und  das  Gute  und  Wahre selbst.  

Was sind die sieben Sterne, die Gott  in  Seinen  Händen  hält,  wie wir in der Offenbarung Johannis nachlesen können ?

Durch Jakob Lorber sagt der Herr (1. GEJ 161,8): 

Sterne sind daher zahllos nützliche Erkenntnisse.

In der Haushaltung Gottes sagt der Herr (2.Bd. 65,9): 

Sterne sind anfangs Wißtümlichkeiten und Verstand.  

Durch E. Swedenborg sagt der  Herr   (Himmlische  Geheimnisse 5912; J. Lorber: Himmelsgaben I,43,7): 

Aus göttlichen  Wahrheiten  entstehen  durch Wiedergeburt kleine Sterne. Und die Freude  am  Herrn, aus  der Liebe kommend, wird ein  heller  Stern sein. 

Durch Jakob Lorber kündet der Herr (6.GEJ 12,13): 

Der neue Stern ist das Neue Jerusalem, die  gesamte  Lehre, die uns Gott gibt. 

In der Haushaltung Gottes hören wir das wunderbare Gleichnis 1.Bd.1,12): 

Schon steht im Osten ein  Stern, der dem  Orion  die  Bahn bricht. 

Der Osten ist die aufgehende Liebe  in  uns  und  sie  bringt  uns  den Stern, der einmal zum Bethlehemstern wird.           

In den Himmelsgaben durch Jakob Lorber sagt der Herr (2.Bd. 121,3): 

Dieser Stern  ist  das Liebelicht  der Offenbarung,  die Ich euch nun gebe durch Jakob Lorber. 

All das sind Sterne. Diese Sterne wurden durch Jakob  Böhme  angekündigt und darum steht hier im 110.  Kapitel  der  Kindheit  und  Jugend  Jesu und der Herr läßt durch Eudokia sprechen: 

Wie aus einer verborgenen Tiefe steigen in mir  helle  Sterne aus dem Meere empor. 

D.h. aus dem Buchstabensinn und Eudokia weint vor Entzücken. Da  spricht Maria abschließend und Maria ist der reine Geist deiner  Liebe zu Jesus Christus, ist die Mutter in dir, die  den  lebendigen  Sohn der Wahrheit in dir gebären wird: 

Eudokia, gedulde dich nur,  nach  den Sternen  wird  auch die Sonne kommen. In ihrem Lichte erst  wirst  du  schauen, wo du bist. 

Die Sonne  aber  bezeichnet  nach  E. Swedenborg den  Herrn  Jesus  Christus in Ansehung seiner göttlichen Liebe. Diese Sonne  wird  genannt die Gnadensonne. Diesen  Sonnenglanz  schildert uns der Herr in Robert Blum und  in  der  „Göttlichen  Liebe  und  Weisheit“  von  E. Swedenborg. Diese Sonne steht 45 Grad  im Osten  des Himmels.

In dieser  Lebensgnadensonne ist Er selbst vollkommen gegenwärtig. Dort ist Seine Urheimat und Sein  Sitz.  Im  natürlichen  Sternenhimmel ist es Regulus im Sternbild Löwe, in dem Gott zu Hause  ist.  So   viel Geheimnisse gibt  es. Lasse in  dir  aus  den  Sternen  deiner  Erkenntnisse die Sonne und die Gegenwart der  Liebe Gottes  sich  verwirklichen und hindere  sie nicht mit deiner  buchstäblichen Meinung an ihrem herrlichen göttlichen Aufgange. In diesem wahren  Sonnelicht wirst du erschauen, wo du bist. D.h. wo dein Zustand sein wird, dort bist du und es liegt bei dir, in  welchem  Zustand  du  sein  oder bleiben willst. In der Natürlichkeit des Buchstabens, im Paradies des geistigen Sinnes oder im Himmel des himmlischen  Sinnes.  Dort  erschaust du dann, wo dein wahres Sein ist, in der  Sonne,  im  Herzen  unseres geliebten Vaters, im göttlichen Sinne Seines göttlichen Wortes.