87. bis 102. Kapitel der Kindheit und Jugend Jesu  

Lassen wir die Sorgen und Probleme, gehen wir in die Stille  unseres  Herzens. Lauschen und fühlen wir  nach  innen, dort,  wo  die  Liebe Gottes zu Hause ist. In der Tiefe unseres Herzens entfachen wir  das Feuer der Liebe zu Jesus Christus. Eilen wir im Geiste in die Zeit Jesu, fliegen wir nach Ostrazine und sind  mitten  dabei,  auf  den  Flügeln  unserer  Phantasie,  unseres  Glaubens,  unserer  Bejahung  des göttlichen Wortes. Deshalb  lassen  wir  unsere  irdischen  Geschäfte  und  Gedanken ruhen. Gehen wir in eine echte  Sabbat-Heiligung,  in die Ruhe im Worte des Herrn. Fühle die Wärme der Liebe beim ruhigen Aus- und Einatmen. So erleben wir Jesus, der da im  Menschenkinde ungefähr 3 Monate alt  geworden ist. Gott  redet  durch  dieses unmündige Kindlein und wirkt Seine Wunder. Damals unter den Erdbewohnern, heute in dir und  in uns und allen, die es  wahrhaben  wollen.  

Cyrenius, der sich viel bei  der  heiligen  Familie  und  ihrem  Haus ufhielt, hatte wieder  Abschied  genommen,  er  mußte  wieder  geschäftlich tätig sein. Es  war Abend geworden. Maria hatte sich zur Ruhe begeben. Josef stimmte unter freiem  Himmel  ein  Loblied  zu ihrem himmlischen Vater an. Auf einen ca. 20 Klafter hohen  Hügel (40 m), der etwa 100 m von der Villa entfernt war, singen Josef und seine Söhne den 90.  Psalm  Davids.  Die  drei  Heidenpriester,  die als Einzige von der Priesterschaft den  Orkan  überlebt  hatten  und nun im Hause Josefs  wohnten,  glaubten  in  ihrer  Glaubenseinfalt, daß Josef und seine Söhne Götter seien und nun auf den Olymp  ziehen wollten. Deshalb folgten sie heimlich und schüchtern Josef  und seinen Söhnen. Wie staunten sie aber  nun,  als  die  vermeintlichen Götter zu ihrem Gott beteten. Sie fingen  langsam  an,  ihre  Göttervermutung zu bezweifeln.  

Wir beten auch auf dem Hügel mit Josef und  seinen  Söhnen.  Josef  bedeutet  in  seinem  Entsprechungssinn  unseren  Glaubensverstand. Seine Söhne sind die  5 Sinne, die ganz Gott zugekehrt sind,  in  Anbetung und Liebe. Wir sind dabei, wir beten  zu  unserem  Gott  und Herrn,  jetzt in diesem  Augenblick. Wir atmen tief  ein und aus und erleben im Geiste Ostrazine. Wir schauen  den   Sternenhimmel,  die nächtliche   Landschaft.  Fühle  die  Liebe,  siehe  das  Himmelslicht,  schaue sein Strahlen. Erlebe die Gegenwart  Gottes  in  deinem  Herzen. Lassen wir die Segnungen  von  Liebe  und  Licht  strahlen  und  hinfluten, durch  uns  fluten auf alle Menschen dieser Erde. Höre den Psalm Davids und lausche die Erklärung der  inneren  Entsprechung, die uns der Herr Jesus Christus durch Swedenborg  gibt:                          

Herr, Gott, Du bist unsere Zuflucht für und für, ehe denn die Berge wurden und die Erde und  die  Welt  geschaffen ward, bist Du  Gott  von  Ewigkeit.  Der Du die Menschen lassest sterben und sprichst,  kommet  wieder,  Menschenkinder. Denn tausend Jahre sind vor Dir wie ein  Tag,  der gestern ergangen ist und  wie  eine  Nachtwache.  Du  lassest sie dahinfahren wie einen Strom und sie sind dann wie   ein  Schlaf und gleich wie ein Gras, das welk geworden ist. Das da frühe blüht und bald  welk  wird  und  des   abends  abgehauen wird und dann verdorret.  

Diese Verse bedeuten im  geistigen  Entsprechungssinne   laut  Swedenborg, daß der Mensch aus sich nichts sei, sondern allein der Herr Jesus Christus. Du Herr, Gott, Du bist unsere Zuflucht. Wir Menschen sind nichts. Ehe denn die Berge  wurden  und die Erde und die Welt geschaffen ward, bist Du Gott von Ewigkeit  zu  Ewigkeit.  Im erhöhten Sinne heißt dies: Du Herr, Gott, in uns, Du göttlicher Geist, bist eher gewesen als all die Schöpfung, die aus Dir in unseren  Seelenspezifikaten,in unserer geschaffenen Seele Geschöpf wurden, ehe unser Körper entstand. Denn das Denken und Wollen  und  Handeln  unseres geschaffenen Gottgeistes in uns, was hier Herr genannt wird, hat alles verwirklicht durch den  äußeren, wachbewußten Menschen. Unser Wachbewußtsein in  unserem  Kopfverstand  unseres  äußeren Menschen, wie auch unser Seelenmensch sind  nichts, sondern allein  der  Herr. Dieser Gott in uns ist alles. Im Psalm heißt es dann im Vers 7-11:  

Das  macht  Dein  Zorn,   daß  wir  so  vergehen,   und   Dein Grimm, daß wir so plötzlich dahin müssen, denn unsere Missetaten stellst  Du  vor  Dich,  unsere  unerkannte  Sünde  ins Licht vor Deinem Angesicht. Darum fahren alle unsere Tage dahin durch Deinen Zorn; wir bringen unsere  Jahre  zu  wie ein Geschwätz. Unser Leben währet  etwa siebzig  Jahre und wenn´s hoch kommt , sind es  80  Jahre  und wenn es köstlich   gewesen ist, so war es voll  Mühe und  Arbeit, denn es fähret schnell dahin, als flögen  wir  davon.  Wer  glaubt  aber,  daß  Du   so   sehr  zürnest  und  wer  fürchtet  sich   vor   Deinem  Grimm ?                                                                      

Dazu   kündet  uns  der  Herr  die  Entsprechung  in  den  Erklärungen durch Swedenborg:  

Hier wird gehandelt von dem, daß die innere Kirche im Herzen des Menschen untergehe.  

Betrachten wir noch einmal die Psalm-Verse: Das macht  Dein  Zorn,  heißt es, Dein Grimm macht alles, daß es dahinschwindet. Unser göttlicher Geist hat Wollen und Denken in sich aktiviert, aber diese  Aktion war gottfern, sie waren Lichtgedanken, weil ja unser Geburtsgeist aus der Lichtsphäre Luzifers stammt. Deshalb waren  es  Lichtbildungen, diese Lichtbildungen waren frei von der Liebe  Gottes  und  was frei und ledig ist von der Liebe Gottes, das ist nur in der blanken Weisheit Gottes und daher im Zorn und  Grimme.  Der  Zorn  und  Grimm Gottes bedingt die materielle Schöpfung, die  Bindung der  freien  Gedanken und Willensregungen des Geistes in die Zellform  oder  in  die Seelenspezifikate, in die Zellformen unseres  Körpers,  in  die  Seelenspezifikate unserer Seele. Daraus entstand unsere  geschaffene  Seele, deswegen  ist  sie  vergänglich  mit  dem  fleischlichen  Körper.  Bitte, wenn ich sage, die Seele ist vergänglich, dann meine  ich,  daß  sie  in der Art wie sie jetzt besteht, ewig nicht bestehen kann. Die Seele wird wieder geläutert in die Urseele, in die Urgedanken des Göttlichen.  

Und weiter heißt es im 8. Vers des Psalmes:  

Unsere Missetat stellst Du vor Dich und unsere unerkannte Sünde in das Licht vor Deinem Angesichte.  

Die Missetaten sind daraus entstanden, daß wir lieblos aus dem Geiste dachten, daraus wurde Seele, stofflicher Körper, die stelltest  Du vor Dich und die unerkannten Sünden ebenso. Wir ahnen  nichts  von dem, was da in uns wurde. Daß wir heute solch eine Seele und solch einen Körper haben, der sterblich und vergänglich ist, daran schuldet unser liebloses Denken  unseres   geschaffenen   Gottgeistes, aus der Hierarchie Luzifers stammend. Gott stellt nur hier im 8. Vers die un-erkannten Sünden in das Licht vor Sein Angesicht.  Zuerst war es im Licht  Luzifers,  der Satana. Dann aber tritt es in das Angesicht Jesu Christi. Im 9. Vers heißt es:  

Darum fahren all unsere Tage dahin durch Deinen Zorn.  

Das Gericht Gottes, die Bündelung unserer Seelenspezifikate  in den materiellen Hülsen unseres Zellkörpers, das sind die Zornbindungen. Sie wirken die  Jahre,  das Geschwätz der Jahre, wie es so schön im Psalm Davids  heißt.  Unser  Leben währt etwa 70 Jahre, so heißt es im 10. Vers. Hier wird auf das  Erdenleben  Bezug  genommen,  das Erdenleben eilt schnell dahin. Es  fliegt  schneller dahin als wir  glauben. Die Probezeit des Erdenlebens dauert nicht lange.  So  heißt  es weiter im 11. Vers des Psalmes:  

Wer  glaubt  es  aber,  daß  Du  so  sehr zürnest,  und  wer  fürchtet  sich  vor Deinem Grimme ?  

Der Vater zürnet heißt, daß Gott nicht wirklich  zürnet, sondern  das  bedeutet  die  Fesselung  der Hierarchie Satanas, die Bindung in den Seelenstrukturen und in den Zellen unseres  physischen  Körpers,  in unserem Fleische.

Und weiter heißt es im 12. und 13.  Vers:  

Lehre uns aber denken, daß wir sterben müssen,  auf  daß wir klug werden. Herr,  kehre  Dich  doch  wieder  zu  uns und sei Deinen Knechten gnädig.  

Mit diesen beiden Versen erklärt uns der Herr durch Swedenborg:  

Dies  bezeichnet, wenn uns der Herr nicht wieder herstellt- das  tut  Er durch Seine Ankunft - oder wiedergebärt, so werden wir erkennen, daß wir sterben müssen.                                     

Darum: „Herr, kehre Dich doch wieder  zu  uns,  zu  Deinen  Kindern. Und  im 14.Vers wird dann von der Ankunft oder der Zukehrung Gottes zu uns gesprochen, die Ankunft Jesu Christi, die Zukehrung Gottes in Jesus Christus.

So heißt es im 14. Vers:  

Fülle uns frühe mit Deiner Gnade, so wollen  wir  Dich  rühmen und mit Dir fröhlich sein unser Leben lang.  

Das Erfülltwerden mit dem göttlichen  Geist  geschieht am Tage  der  Eingeburt. Das ist bei der Ankunft Christi, vor 2000 Jahren in Bethlehem, heute in dir und mir und alle, die es annehmen wollen.

Im 15.bis 17. Vers lauten die Worte:  

Erfreue uns nun wieder, nachdem Du uns so lange  geplagt hast und wir  so  lange  im  Unglück  waren.  Zeige  Deinen  Knechten Deine Werke und Deine Ehre ihren Kindern. Du, unser Herr und Gott sei  uns  freundlich  und   fördere  das  Werk unserer Hände bei uns, ja  das Werk  unserer Hände  wollest Du fördern.  

Das bedeutet im inneren  Entsprechungssinn:  Die  Seligkeit  kommt  aus der Ankunft Gottes, aus der Fülle der Gnade wird uns die  höchste Seligkeit in Jesum Christum gegeben.  Darum,  selig  sind  Deine Knechte. Du Herr, unser Gott, sei  uns  freundlich  und  fördere  das Werk unserer Hände, sei bei uns!                          

Nachdem unsere drei Priester den Gesang des 90. Psalm  von  David durch Josef und seine Söhne deutlich vernommen hatten, glaubten sie nicht mehr an die Göttlichkeit von Josef und seinen Söhnen.  Darauf  begaben sich alle zur Ruhe. Am nächsten Morgen war  Josef  schon früh auf  und ging mit seinen  Söhnen  an die Arbeit und bestellte seinen Acker. Nur Jakob blieb wie immer beim Jesu-Kindlein. Auf dem  Felde  arbeitete Josefs ältester  Sohn,  namens  Joel, besonders fleißig und wollte die anderen drei Brüder an  Eifrigkeit übervorteilen. Dies war keine redliche Absicht von ihm,  er  wollte  nur immer der Beste sein. Als er so recht emsig mit dem Spaten  in die Erde stach, da hob er auf einmal eine sehr giftige Schlange aus dem Boden. Sie biß ihn in den Fuß. Die drei jüngeren Brüder eilten herbei und erschlugen die Schlange. Dessen ungeachtet schwoll der Fuß des Bruders zusehens an, ein Schwindel befiel ihn  und er sank bald in den Tod. Josef und die drei jüngeren  Brüder  fingen  an  zu wehklagen und flehten zu Gott, daß Er ihnen den Joel  doch  wieder  erwecken möchte. Josef verfluchte die Schlange  und  sagte  zu  den Dreien: „Nun soll ewig nimmer mehr eine  Schlange  diesen  Boden  bekriechen. Hebt den Bruder auf und tragt ihn nach Hause, denn es muß also dem  Herrn gefallen haben, daß Er mir den  Stammhalter nahm. Die drei Brüder erhoben weinend den  Joel  und  trugen  ihn nach Hause. Josef zerriß sein Gewand und folgte ihnen wehklagend.

Im Hause angelangt, kamen alsbald Maria mit dem Kinde entgegen und Jakob  folgte ihr, als sie den entseelten Joel und den Josef   mit  zerrissenem Gewande erblickten , denn es war bei den  Juden  Sitte,  bei  schrecklichen Vorkommnissen, besonders beim  Tod,  die  Kleider zu zerreißen. Auch die drei Priester kamen alsbald  herbei  und erschraken nicht wenig beim Anblick des Leichnams.  Einer  sprach zum Josef, nun erst  glaube  ich  dir  völlig,  daß  du  auch  nur  ein Mensch bist, denn wärest du ein Gott, wie  könnte  da  eines  deiner Kinder  sterben und wie möchtest du sie  nicht  alsbald  erwecken ? Da  aber sprach  das  Jesu-Kindlein,  ihr  irret  euch  alle,  Joel  ist wohl betäubt und schläft,  aber tot ist   er nicht.  Bringet  eine  Meerzwiebel und legt sie ihm auf die Wunde und  es  soll  alsbald  besser mit ihm werden. Eiligst brachte Josef  eine  solche  Zwiebel  herbei und legte sie dem Joel auf die Wunde. Joel kam in  wenigen  Augenblicken wieder zu sich und fragte alle, was denn mit ihm vorgefallen sei. Die Umstehenden erzählten ihm alsbald  alles  und  lobten  und  priesen Gott für die Rettung.  Die drei Priester aber  bekamen  eine große Achtung  vor  dem  Kinde,  aber  noch  eine  größere  vor der   Zwiebel.  

Sinnen wir über das Ereignis  mit  Joel  ein  wenig nach  und  spüren  dem  inneren geistigen Entsprechungssinn  nach.  Die  Schlange  biß den Joel. Er war der älteste Sohn des  Josefs.  Die  fünf  Söhne  sind unsere fünf Sinne. Der älteste  Sinn ist der  erste  Sinn,  der  uns  besonders wichtig dünkt, er ist das Gehör. Das  Gehör  entspricht  dem Gehorsam. Der Gehorsam zu  Gott  wurde  verletzt,  indem  Joel  zu

eigensüchtig begehrte, vor allen anderen der Erste zu  sein.  Ihr  sollt aber die letzten sein, so sagt der Herr. Dieses  Begehren ermöglichte  der  Schlange, ihn zu beißen.

Lesen wir einige Entsprechungsdeutungen aus  der  Wahren  christlichen Religion, geoffenbart durch E. Swedenborg:  

Schlangen bedeuten die Klugheit  des  sinnlichen  Menschen, der  mit  den  fünf  Sinnen  denkt  und  handelt.   Unter   der Schlange wird auch der  Teufel  in  Rücksicht  der  Liebe  zu sich selbst und des Dünkels der eigenen Einsicht  verstanden. Schlangen des Baumes  der Erkenntnis  des  Guten  und  des 

Bösen waren von Alters her so benannt. Die Erkenntnis  von  Gut und Böse wurde mit dem Namen Schlange bezeichnet.  

Der erklärten Offenbarung von  E.  Swedenborg  können  wir weitere  Entsprechungserklärungen entnehmen:  

Die Schlange bezeichnet das  äußere  Sinnliche,  welches  natürlich ist und das Letzte des Lebens und seines  Verstandes ist. Schlange bezeichnet  auch  den  sinnlichen  Menschen  in  Ansehung der Schlauheit  und  der  Klugheit.  Schlangen  bezeichnen das Sinnliche und das Letzte des  natürlichen  Menschen, welcher böse oder auch nicht böse ist.  

Also immer wieder symbolisiert die Schlange das Böse  und  Falsche  des Menschen, das aus  seinem  Verstandesdenken  kommt.  Deshalb entsprach auch der Vater, nämlich  Josef,  dem  Glaubensverständnis

nach dem Gesetz des göttlichen Wortes. So  bezeichnet  also  der  tot gewordene Joel den Gehorsam zu diesem Gesetz, der nun wegen des  Übereifers getötet wurde. Wenn der Mensch zu übereifrig ist und nur für sich und seinen Nutzzwecken Gottes Reich erarbeiten  will,  dann wird es nicht zum Segen sein, sondern eher zum Tode, denn er will ja die anderen übervorteilen. So war es  auch  hier.  Joel  mußte  sterben  und unser kleiner Jesus belebte ihn wieder. Daß Joel in dem  Fuß  gebissen wurde, hängt damit zusammen, daß  der Fuß  eine  Vorbildung des Äußeren, des  Natürlichen  des  Menschen  entspricht,  es  mithin eine äußerlich-sinnliche, natürliche Regung des Menschen war. Jesus verwendet Seine Kraft nicht alleine, sondern  durch die  Meerzwiebel, damit das Wunder vor den drei Priestern nicht zu auffällig wurde. Die Zwiebel bedeutet andernteils das Zusammenziehende. Es  ist  ein  Lebensmittel, daß das Leben, das Brennende in uns  wieder  zusammenzieht.

Ein ähnliches Erlebnis gab es auch im  11.  Lebensjahr  unseres  Jesu-Knaben. Beim  Reisigsammeln wurde der übereifrige Jakob von einer  Schlange gebissen und getötet und nachher wieder von  Jesus  belebt.                                                                                         

Nach der Wiederbelebung lobte Josef Gott und machte ein  Gelübte,  indem er sich verpflichtete, dem Herrn in Jerusalem ein Opfer  darzubringen. Da aber sprach das Kindlein zu  Josef: „Höre  du  Mich an, meinst du der Herr hat daran ein Wohlgefallen, an deinem  Opfer ? O, da irrest  du  dich  gewaltig.  Siehe,  weder an  den  Brandopfern, noch am Blute der Tiere und ebenso wenig am  Mehle,  Öle und am Getreide hat Gott  ein Wohlgefallen, sondern alleine nur an einem reumütigen, zerknirschten  und  demütigen  Herzen,  das  Ihn über alles liebt. Hast  du aber etwas übrig, so gib es  denen, die  da nackt und  hungrig  sind,  so  wirst  du  eine  rechte  Opferung  dem Herrn darbringen. Ich enthebe dich daher von deinem Gelübte, das du dir selbst gemacht hast, und ebenso von der Pflicht für den Tempel. Darum, weil Ich dazu die  volle  Macht  habe.  Ich  Selbst  aber werde einst in Jerusalem ein Gelübte auf eine Art erfüllen,  daß  daran die ganze Erde gesättigt wird  für  die  Ewigkeit.“ Nach  diesen Worten nahm Josef das Kindlein, küßte es und entgegnete Ihm aber, daß die Opferung durch Moses vom himmlischen Vater  ja  geboten  war. Das Kindlein aber erwiderte ihm: „ Josef,  so  Ich  es dir auch sagen würde, wer Ich bin,  so  möchtest  du  es  Mir  dennoch  nicht glauben, indem du in Mir  nur  ein  Menschenkind  erschaust.  Aber dennoch sage Ich dir, da Ich bin, da ist  auch  der  Vater.  Wo  aber Ich nicht bin, da ist auch der Vater nicht. Ich aber bin nun hier und nicht im Tempel, wie sollte  denn da  der  Vater  im  Tempel   sein? Verstehst du das ? Siehe, wo des Vaters Liebe ist, da ist  auch  Sein  Herz. In Mir aber  ist des Vaters Liebe und somit  auch  Sein  Herz. Niemand aber trägt  sein  Herz  außer  sich  und  so auch der Vater nicht. Wo Sein Herz ist, da ist auch Er.“ Diese Worte erfüllten  den Josef, Maria und die fünf  Söhne mit  tiefer, heiliger Ahnung und sie gingen dann hinaus und lobten Ihn im Herzen, den so  nahen Vater.  

Zu diesen Jesu-Worten  spricht  Jesus  durch  Seine  anderen  Seher,  durch  Jakob Böhme in der Aurora:  

Der Sohn aber,  Jesus, ist das Herz im Vater. Alle  Kräfte,  die im Vater sind, die sind des Vaters  Eigentum  und  der Sohn ist das Herz  oder der Kern in allen Kräften im  ganzen Vater. Hier ist die  Ursache der quellenden Freuden in allen Kräften im gesamten Vater.

Durch Eckehart von Hochheim spricht der Herr:                                           

Jesus ist das Licht und der Widerschein des väterlichen Herzens. Nun merke auf, im gleichen Ursprung,  dem  der  Sohn entspringt, dort ist Gottes ewige  Freude  und  aus  dem  gleichen Herzen entspringt  und fließt aus der heilige Geist.  

Durch Jakob Lorber spricht der Herr:  

Sehet, da stehe Ich und Meine linke Hand lege Ich auf Mein Herz gleichsam  sagend, Kinder, da ist der Weg des Lebens, da ist die Tür zum Vater,  wer  nicht  da  hindurchgeht,  der kommt nicht zum Vater.  

Diese Worte sagt Jesus auch zu dir und mir, zu allen, die  Ihn  lieben.  So sagte damals das Kindlein, wo des Vaters Liebe ist,  da  ist  auch  Sein Herz. In  Mir aber ist des Vaters Liebe, da ist  auch  Sein  Herz. Auch uns erfüllen diese Jesu-Worte wie damals Josef, Maria und die  fünf  Söhne  mit einer tiefen, heiligen Ahnung. Nimm  diese  Ahnung in deinem Herzen wahr.  

Maria bereitet das Morgenmahl. Ehe die Hausbewohner zum  Morgenmahl gingen, war es Sitte, nach dem Gebet  ein  Loblied  zu  singen und sich zu  waschen.  Die  drei  Heidenpriester  hatten  jedoch andere  Gewohnheiten  und  weigerten  sich  deshalb,   dies  zu  tun.      

Nachdem aber das Kindlein sie ermahnte,  wuschen  sie  sich  doch. 

Nach dem Morgenmahl dankte Josef seinem Gott.  Die  Priester  erstaunten darüber und fragten Josef, welchem Gott er nun danke, da ja im Jesu-Kindlein der rechte Gott gegenwärtig  sei.  Diese  Frage      brachte  unseren  Josef  sehr  in  Verlegenheit.  Aber  das  Kindlein sprach: „Josef, sorge dich nicht vergeblich, denn was die Drei geredet haben, wird erfüllt werden.“                          

Wenn Jesus sagte, was die Drei geredet haben, wird erfüllt werden, da meinte Er, daß Gott  angebetet  werden  wird  nicht  im  Herrn  Jesus Christus, sondern im unsichtbaren Vater,  obwohl Er  da  bei  uns  so kindlich ist. Das hatte Jesus gemeint  und heute steht es nicht anders. Jesus ist für viele Menschen kindlich geworden, zu kindlich,  als  daß sie in Ihm den Vater anbeten wollen.

Unser geliebter Jesus sprach weiter: „Aber  jetzt sei  du  Josef  ohne Sorge, denn du betest dennoch nur zu einem Gott und  Vater.“  Nach diesen Worten küßt Josef das Kindlein und spricht:„Ja fürwahr, wäre in Dir nicht des  Vaters Herz, nimmer  wärest Du  solcher Worte fähig. Denn wo wohl auf der ganzen Erde ist ein Kind  deines  Alters,  daß da möchte solche Worte aus sich reden, die noch nie ein Weiser geredet hat. Darum sage  mir,  ob  ich  Dich  als  meinen  Gott  und Herrn vollkommen anbeten soll.“ Diese Frage überraschte alle anwesenden Gemüter. Das Kindlein aber sprach sanft lächelnd zu Josef: „Josef weißt du wohl, wie der Mensch zu Gott  beten  soll?  Siehe, du  weißt es nicht völlig,  darum will Ich es dir sagen. Höre,  im  Geiste und in der Wahrheit soll der  Mensch  zu  Gott  beten.  Nicht aber mit den Lippen, wie es die Kinder der Welt tun, die da meinen, daß sie Gott dadurch gedient haben, so sie eine Zeit lang  ihre  Lippen gewetzt haben. Willst du aber im Geiste  und  in  der  Wahrheit beten,  da  liebe  du  Gott  in  deinem  Herzen  und tue  Gutes  allen  Freunden, tue Gutes allen Feinden, so wird dein Gebet gerecht sein vor Gott. Wer bei dieser Wetzerei an allerlei weltliche Dinge denkt, die ihm  mehr am  Herzen  liegen  als  all sein loses Gebet, ja mehr als Gott selbst, sage, ist das dann wohl auch ein Gebet ?  Wahrlich, millionen solcher Gebete werden bei Gott  gerade  also erhört werden, als da erhört ein Stein die Stimme eines Schreiers. So du  aber  durch  die  Liebe  zu  Gott betest, da brauchst du nimmer zu fragen, ob du Mich nun als den  allerheiligsten  Gott  anbeten  sollst,  denn wer also in der Liebe zu Gott betet, der betet auch zu Mir. Denn der Vater und Ich sind eine Liebe und eines Herzens.“  Diese Worte des Kindleins  erweckten in allen die  reine  Einsicht  und  ihre  Herzen waren erfüllt von himmlischer Liebe und Wonne.  

Lasse auch dein Herz erfüllt sein von himmlischer Liebe und Wonne. Fühle beim  Ein-  und  Ausatmen die Wärme der Liebe des Vaters in deinem Herzen und lasse sie strahlen. Die Liebe zu  Gott  in  deinem Herzen ist ein wahres Gebet im Geiste und in der  Wahrheit.  So  du aber diese Liebe zu Gott hast, da brauchst du nimmer äußere Worte, denn diese Liebe ist reines Gebet.  

Nach diesem Ereignis wollten  die  drei  Heidenpriester  dem  Jesu-Kindlein einen Tempel erbauen.  Jesus  verwies  ihnen  ein  solches Vorhaben und  sagte: „Wollt ihr Mir aber schon einen  Tempel  erbauen, da erbauet ihn in euren  Herzen  lebendig,  denn  Ich  bin ja nicht tot und will daher  nur  lebendige,  aber nimmer  tote  Tempel haben.“ Diese Worte trieben die  drei  Priester  zu  Boden  und   sie befolgten den Rat des Kindes.                                                    

Erbauen auch wir dem Vater in unserem Herzen  einen  Tempel  der Liebe, wo Er lebendig herrschen, lieben, denken,  fühlen,  wünschen und wirken kann die Werke Seiner Liebe.  

Josef ging nun an die Arbeit. Maria nahm das Kindlein  und badete  es in reinem und  kalten  Wasser. Stehen wir dabei  und schauen wir zu.  Während  des Badens kam eine blinde Frau zu Maria und klagte über ihr großes Elend. Dann erzählte  sie  ihren  Traum,  in  dem sie ein leuchtendes Kindlein im Bade gesehen hätte  und  das  Badewasser des Kindleins leuchtete  wie von tausend Sternen und dieses Badewasser hätte sie sehend gemacht. Hier reichte Maria der Blinden das Badewasser und nachdem sich die Frau damit  ihre Augen  gewaschen hatte, wurde sie sehend. Diese sehend gewordene  Frau heißt Tullia. Von Liebe und Dankbarkeit war ihr  Herz  erfüllt  und sie wollte deswegen Maria  wie eine Göttin anbeten. Maria verwies

ihr dies strengstens  und  bat  im Stillen, daß das Jesu-Kindlein die Tullia erleuchten möge. Inzwischen waren Josef  und  seine  Söhne vom Acker zurückgekehrt und die  Tullia  bat,  bei  ihm  bleiben  zu dürfen, denn sie war ja eine Vollwaise geworden, da  sie  bei  einer Schiffsfahrt nach Delphi ihre  Eltern  verloren  hatte  und  nur  mit einem  Matrosen gerettet wurde. Das ganze  Schiff  war  bei  einem mächtigen Sturm untergegangen. Josef erfüllte freudig den Wunsch der Tullia.  

Ich möchte bemerken, daß  die  Tullia  dreißig  Jahre  später  wieder  blind wurde. Dies können wir nachlesen im 4.GEJ, Kap. 28,12.  

Nun hatte die Tullia bei Josef wieder ein Elternhaus gefunden   und  das sogar mehrfach, denn wie wir später  erfahren  werden,  konnte sie auch den Namen ihrer wirklichen Eltern erfahren und dann fand sie ja im Hause den Gatten  Cyrenius  und  schließlich  und  endlich fand sie in Jesus Christus ihren Gott und Vater. Josef adoptierte sogar die Tullia und  sprach  dann zu seinen Söhnen:  „Sehet an  eure Schwester und grüßet sie  als  Brüder.  Mit  viel  Freuden  taten  sie dies und am Ende sprach das Kindlein: „Also wie von euch  sei  sie  auch von Mir angenommen. denn das ist ein gutes Werk und  macht  Mir viel Freude.“ Als das Mädchen das  Kindlein  also  reden hörte, da verwunderte es sich, daß das Kindlein  also  redet  wie  ein  Gott.

Sie ging zu Ihm und sprach:„O  was bist Du  doch  für  ein  außerordentliches Wunderkind. Ja , du  bist  dasselbe  leuchtende  Kindlein, von dem mir so wunderbar geträumt  hat,  das  die  Mutter  gebadet hatte und mir hernach dasselbe Badewasser das  Licht  meiner  Augen gab. Ja, ja, Du göttliches Kindlein, Du gabst mir das Licht meiner Augen, Du bist mein   Heiland, Du  bist  der  wahre  Apollo  von  Delphi. Ja Du bist meinem Herzen  schon jetzt mehr als alle Götter Roms, Griechenlands und  Ägyptens.  Welch  ein  hoher,  göttlicher Geist muß in Dir wohnen, der Dir schon so  früh  Deine  Zunge  ge-löst   hat  und  der  durch  Dich  schon  jetzt  so heilbringend   und  mächtig  wirkend sich zu erkennen gibt ! Heil euch   Menschen  der Erde, die ihr samt  mir in großer Finsternis und Trübsal lebet. Hier  ist die Sonne der Himmel, die euch Blinden wie  mir  die  Sehe  wiedergeben wird. O  Rom  du mächtige Bezwingerin der  Erde,  siehe, hier vor mir lächelt der Held mich an, der dich in einen  Schutthaufen umwandeln wird.“  Das  Jesulein aber bot dem Mädchen  Seine Hand und verlangte zu ihm. Tullia nahm Ihn mit ganzer Freude auf  und  liebkoste es. Das Kindlein aber spielte mit den reichen Locken  des  Mädchens und sprach dabei ganz leise  zu  ihm :„ Glaubst  du, Meine liebe Schwester, wohl  den  Worten,  die  du  ehedem   ausgesprochen hast vor Mir ?“ Das  Mädchen sprach auch ganz leise zu Ihm:„Ja, Du mein Heiland, Du mein Licht, Du meine erste Morgensonne, jetzt glaube ich es um so fester, da Du mich danach  gefragt hast !“  Das Kindlein sprach darauf : „Wohl dir, daß du in  deinem  Herzen also glaubst wie du geredet  hast.  Aber  das  sage  Ich  dir: Halte vorderhand nichts geheimer als eben dieses  dein  Glaubensbekenntnis, denn nie hat der Feind alles Lebens sein  Ohr  also  gespitzt als gerade in dieser Zeit. Daher schweige  von  Mir  und  verrate Mich ja nicht, wenn es dir nicht daran liegt, von diesem Feinde getötet zu werden.“ Das Mädchen aber  gelobte  solches  allerkräftigst und ward in der Zeit, da es das Kindlein lockte,  so  ganz  vollkommen jugendlich  schön, daß sich  darob  allehöchst  zu  verwundern anfingen. Das Mädchen konnte sich vor lauter Seligkeit beinahe gar nicht helfen, ja so selig war es, daß es  zu  jauchzen  und  zu jubeln begann.  

Gleichen wir nicht irgendwie der Tullia, der Blinden, die  durch  das Jesu-Kindlein  sehend  wurde ? Das  frische  und  kalte  Badewasser unseres Jesu-Kindleins, weißt du, was es bedeutet? Der  geliebte Jesus wird gebadet, d.h. Er taucht ein in die  Erkenntnis deiner  Wahrheit. Das ist das frische Badewasser. Das Badewasser leuchtet dann wie Sterne. Sterne sind in  der  Entsprechungssprache Swedenborgs

Erkenntnisse aus dem Gottwort. Dieses Badewasser öffnet  uns  die  Augen. Das göttliche Wort, das du hier in der Jugend Jesu  liest, öffnet  dir die Augen. Das Badewasser ist der Geist Gottes,  der  lebendige Jesus Christus badet in diesem Wasser.  Erleben  wir  das !  Mit unseren geistigen Augen schauen wir das Kind.  Erfreuen wir uns an der Geburt Jesu in unserem Herzen. Rufen wir da nicht aus:  „Ja, Du göttliches Kindlein, Du gabst uns das Licht der Augen.  Du  bist  unser Heiland, Du bist mehr als  all  die  Götter  waren.“  Unsere  alten Gottvorstellungen  werden  zertrümmert  durch  die  Gegenwart  des Kindes. Wir erkennen mit Tullia, ja hier ist die  Sonne  der  Himmel, die euch Blinden wie  mir  die  Sehe  wiedergegeben  hat.  All  unser bisheriges Wissen und Erkennen wird im Schutthaufen liegen, genau wie Rom. Das Kindlein fragt auch dich und mich,  ob  wir  das  glauben, was wir denken und aussprechen. Weil uns das  Kindlein  fragt, so glauben wir. Ja, die Liebe hat uns das  Leben,  hat  Gott  lebendig gemacht in unseren Herzen. Aber wir sollen vor der Welt schweigen, denn die Welt versteht nicht.  

Als aber  Tullia  noch  in  großer Freude war, da kam  Cyrenius  in      Gesellschaft mit Maronius Pilla  in  das  Haus  Josefs.  Mit  großer,  herzlicher Freude wird er empfangen. Er sah die Tullia und  blickte

mit großem Wohlgefallen auf  das schöne Mädchen, welches er gerne zur Frau nehmen wollte. Da erzählte nun  Tullia  ihre  Lebensgeschichte und Cyrenius erkannte in ihr seine Base und  Jugendliebe. Abschließend sprach er:„Ich selbst war in diese Tullia, da sie noch kaum 4-5 Jahre alt war,  ganz  verliebt  und  habe  oft  bei  mir  geschworen, diese oder sonst keine soll  mein  rechtes  Weib  werden.

O Gott, nun finde ich  dieselbe  himmlische  Tullia  hier  im  Hause   meines   himmlisch-göttlichen  Freundes,  o  Gott,  das  ist  zu  viel Lohnes auf einmal für einen schwachen Sterblichen  und das Wenige, das ich ein Nichts vor Dir tat ! Hier sank  der  schwach  gewordene Cyrenius auf einen Stuhl und faßte sich erst nach einer  Weile  wieder zur ferneren Rede mit der Tullia. „Tullia, möchtest du   mir  nicht die Hand reichen und werden  mein  rechtmäßiges  Weib,  so ich dich dazu bitte, aus dem  tiefsten  Grunde  meines  Herzens ?“

Tullia sprach: „Was möchtest du mir wohl tun, so  ich  dir solches verweigern würde ? Cyrenius sprach etwas  erregt,  aber  aus   bestem Herzen:„Dann würde ich es dem aufopfern,  den du  auf   deinen  Armen hältst und  würde  sodann  traurig  von dannen  ziehen.

Tullia fragte den Cyrenius  weiter: „Was würdest du denn  tun , so ich den, der nun auf meinen Armen ruht, um einen Rat fragen würde, was ich tun solle und Er widerriet mir, anzunehmen deinen Antrag und hieße mich treu verbleiben diesem  Hause,  das  mich  so überaus freundlichst aufgenommen hat ?“ Cyrenius  stutzte bei dieser Frage ein wenig, sprach aber dann  doch  etwas  verlegen:  „Ja  dann, du meine  herrlichste  Tullia,  dann  würde  ich  freilich  ohne  Widerrede alsbald abstehen  von  meinem  Verlangen,  denn  gegen den Willen Dessen, dem  alle  Elemente gehorchen,  kann  sich  der sterbliche Mensch ewig  nimmer auflehnen. O  frage aber das Kindlein alsogleich, auf daß ich es ehestens erfahre,  wie  ich  daran  bin. Das Kindlein aber richtete sich sogleich auf  und  sprach: „Ich  bin  nicht ein Herr dessen, was der Welt ist;  daher seid ihr von Mir aus in allem Weltlichen frei. Habt ihr aber wahre Liebe in euren Herzen zu einander gefaßt, da sollet ihr  dieselbe  nicht  brechen!  Denn  es gilt bei Mir kein anderes Gesetz  für  die  Ehe,  als  welches  da  mit glühender Schrift geschrieben steht in euren Herzen. Habt ihr euch aber schon beim ersten Anblicke laut  dieses   lebendigen  Gesetzes  erkannt und verbunden, da sollet ihr euch  nicht  mehr  trennen,  so  ihr nicht sündigen wollt vor Mir! Ich halte aber kein weltliches Eheband für gültig, sondern  allein das des Herzens; wer dieses  bricht, der ist ein wahrhaftiger Ehebrecher  vor Mir ! Du, Mein  Cyrenius, hast zu dieser Tochter dein Herz gar mächtig  gefaßt;  daher  sollst du es nicht mehr abwenden von ihr ! Und du,  Tochter,  aber  warst beim ersten Anblicke brennend schon in deinem Herzen zum   Cyrenius,  darum bist du schon sein Weib vor  Mir  und  brauchst  nicht  erst eines zu werden ! Denn bei Mir gilt nicht äußerer Rat und  Widerrat, sondern allein der Rat  eurer Herzen ist bei Mir gültig. Bleibet sonach diesem für ewig  getreu, wollt  ihr  nicht  zu  wahrhaften Ehebrechern werden vor  Mir.  Verflucht  aber  sei  ein  Widerräter aus weltlichen Gründen in der Sache  der Liebe,  die  von  Mir  ist ! Was ist denn mehr: die lebendige Liebe, die aus  Mir  ist,  oder  der  weltliche  Grund, der aus der Hölle ist ? Wehe aber auch der Liebe,  deren Grund die Welt ist; sie sei verflucht!“

Diese Worte des Kindleins machten, daß  sich  alle  entsetzten,  und niemand getraute sich weiter etwas zu reden in der Sache  der  Ehe.  

Wir wollen diese Worte des Kindleins  ganz  besonders  in  uns  aufnehmen. Denken wir daran, nur die wahre Liebe im Herzen ist allein  gültig vor Gott. 

Vor unserem Gott und Vater gibt es kein anderes Gesetz für die Ehe, als  welches  da  mit  glühenden  Schriftzeichen  geschrieben steht in unserem Herzen. Der  Eherat  des  Herrn  soll  uns zeigen, daß eigentlich die Ehe der Vorgrund der Liebe für   die   reine  Liebe ist zu  unserem Gott  und Vater, der in Jesus Christus Mensch wurde. Mögen diese Worte als lebendige Gottsamen  aufgehen  nach  dem Maße deiner Liebe, 30-, 80- oder 100-fach  !