53. bis 64. Kapitel  der Kindheit und Jugend Jesu 

Um den  heiligen Gottschatz  innerer Aussagen, die einen  göttlicherhabenen Liebe-Weisheits-Sinn beinhalten, dem Leser  zugänglich zu  machen, habe ich  diese Ausführungen  zusammengestellt. Vertieftes Hinhören und Lesen,  inniges  Mitfühlen  und  Visualisieren  der  geschichtlichen Bilder, der Menschen, der  Begebenheiten,  der  Landschaften erwecken in uns Liebe und den Geist Gottes  im Herzen unserer Seele. Diese Liebes- und Lehre-Jesu- Serie will den Leser  mit Gottworten und Entsprechungsdeutungen zum  Eigenerleben führen.

Wer will nicht Gott selbst erleben ? Jesus in seinem Herzen erschauen ?

Entdecke den Himmel in dir, sei im erzählten Geschehen  mitten  dabei. Sei mit deiner Glaubensvorstellungs-Liebe beim Jesus-Knäblein  gegenwärtig.   Stehe  an  Seiner  Krippe,  höre  Seine  ersten  Worte, schaue mit deinen Glaubensaugen die Landschaft, die heilige Familie, den Kornelius, den Cyrenius und die vielen Hirten, die Patrizier  und Römer. Erblicke auch die Feinde der Familie,  schaue  auch  auf  die Armen und Kranken, die Leidenden und die Reichen. Höre die Worte, die Maria, Josef und all die anderen Personen um Jesus herum  sprechen. Und ganz besonders lausche den Worten  des  göttlichen  Kindes. Empfinde,  höre, schaue mit den  Sinnen  deiner  Seele  und  sei mitten unter den Zeitgenossen  Jesu. Wohlgemerkt, du  bist  nicht zu spät gekommen.  In der Allgegenwart deines Gottgeistes  erlebst  du das Gestern im Heute und Morgen.  Im Heute erlebst du das Morgen im göttlichen Nun. So bleibt  das  Jesu-Leben  nicht  nur  Wissen, es wird dein Eigenerleben, wahrnehmbar  im  Gefühl,  im  Schauen,  im Hören. Glaube  daran,  alles  wird  dir  völlig  bewußt  im  wonnigen Eigenerleben. So gesehen ist das Leben  Jesu  in   allen  Einzelheiten  dein, mein und aller Christen Schicksal. Empfinde, liebe und bewahre das Gelesene in deinem  Herzen.  Alles,  was  uns  die  Jugend  Jesu offenbart, geht uns und alle Menschen dieser Erde an.

Ein Gottaufruf  der  Liebe, des ewigen  Lebens,  die  Erlebnisse  des Christuskindes werden da zu  Stationen  unserer  eigenen  Wiedergeburt,  unserer  selbst zu  erfahrenden  Lebensvollendung.  Diese  Abschnitte   gleichen  einer  Art  Meditation,  einem  Gebet,  einer  Andachtsstunde, wenn du ab und zu  innehältst, die Augen schließt und  darüber  tief nachsinnst. Wer so lebendig dabei  sein  kann,  für  den werden die eigenen Probleme und die seelischen Verknotungen  völlig aufgelöst. Nach dem Grad unserer Innigkeit und Liebe kann Gottes Geistkraft deinen und meinen Geist erwecken, unsere Seelen reinigen und  unsere Körper heilen. Bedenken wir, wir sind nicht allein. Auf Seelenebene sind wir miteinander verbunden.  Im  Geiste  ist  Er unser Jesu-Vater und Er ist mitten unter uns und wir in Ihm. Wo sich der Geist Gottes wie  hier  zum  Ausdruck  bringen  kann  durch  die  Wiedergabe  Seines  reinen  Wortes,  da ist  Gott gegenwärtig in der Fülle Seines Lichtes  und  Seiner Liebe. So erleben  wir  jetzt  schon  gemeinsam die Freuden der Himmel. Geleitet vom Geiste Jesu Christi  steigen wir aus den  Dornen der Welt in  die  Wonnen  des  göttlichen   Reiches.  Die  lieblichen  Vaterworte,  durch  Jakob   Lorber kundgegeben, führen uns wie  Jesus  selbst,  sie  führen  uns  an  der Gotthand zu Seinem Gottherzen und beleben unseren  Verstand  und unsere Herzen. Wort und Ton erquicken die Seele und erwecken den Geist.                         

Das kleine Jesu-Kindlein hatte seine  ersten  Worte  gesprochen,  er  war  gerade drei Monate alt. Nun war Cyrenius wieder in Ostrazine angekommen. Josef Maria mit dem Kindlein und die Söhne machten  sich auf dem Weg zur Burg,  in der  Cyrenius  verweilte.  Der  Platz vor der Burg war überfüllt von  Kriegern  und  Soldaten,  sodaß unsere Familie kaum weiterkommen konnte. Josef wollte schon umkehren, da entdeckte Maria den lieben Cyrenius. Mit glänzendem Helm  auf  seinem Haupte stand er da, umdrängt  von Soldaten  und  Volk. 

Neben ihm aber  ging  der  Landpfleger  Maronius  Pilla.  Josef  erkannte  den  Herodes-Handlanger  sofort,  erschrak   darüber   und  wollte so schnell  als   möglich   davoneilen.   Doch   das   Volksgedränge verhinderte seine Flucht.                                                    

Als Cyrenius aber des Josefs ansichtig ward, der Maria und des ihn anlächelnden Kindes, da  wurden  seine  Augen  vor  Freude  voller  Tränen. Ja so erfreut war Cyrenius, daß er kaum zu reden vermochte. Aber er faßte  sich  schnell,  ergriff  mit  Hast  die  Hand  Josefs, drückte sie an sein Herz und sprach:„Mein erhabenster Freund, du siehst meine Geschäfte, o vergib mir, daß ich dich noch  nicht habe besuchen können. Aber soeben ist die Musterung zu Ende.  Ich werde  sogleich  die  Truppen  in  ihre  Kasernen  abziehen  lassen, sodann  meinem  Obersten  meinen  Befehl  für  morgen  erteilen  und  dann alsgleich umgekleidet bei dir sein und dich  geleiten  in  deine Wohnung.“ Hier wandte sich Cyrenius  zu  Maria  und  dem  Kinde und fragte,  gleichsam  das  Kinde  kosend: „O Du mein Leben, Du mein alles, kennst Du mich noch, hast Du mich lieb?  Du mein holdestes Kindlein Du ?“ Das Kindlein hob seine  Hände  weit  ausgebreitet zu Cyrenius auf, lächelte ihn gar sanft an und  sprach  deutlich:„O Cyrenius, Ich kenne dich wohl und liebe dich, weil du Mich so sehr lieb hast, komme nur zu Mir, denn Ich muß dich ja segnen.“

Das war zu viel für das Herz des Cyrenius.  Er  nahm  das Kindlein auf seine Arme, drückte es an sein Herz und sprach:  „Ja Du  mein Leben. Mit Dir auf den  Armen will ich das Kommando zum langen Frieden der Völker erteilen.“ Hier rief er den Obersten zu sich, erteilte ihm seine volle Zufriedenheit und befahl ihm, die Truppen abziehen und drei Tage lang auf  seine Kosten  verpflegen  zu  lassen.

Er lud dann den  Obersten  zu  einem  guten  Male  nebst mehreren  Hauptleuten auf  die Villa des Josef ein. Er aber zog wie er war, geleitet von den sich stets mehr  wundernden Maronius Pilla, sogleich das Kindlein  selbst  tragend,  mit  Josef und  Maria,  auf  die  Villa und ließ sogleich  durch  seine Diener ein festliches Mahl  bereiten.

Das aber machte ein großes Aufsehen in der Stadt, denn alles Volk war entflammt mit Liebe für den Cyrenius, da  es  in  ihm  einen  so großen Kinderfreund sah. 

Stelle dir diese Szene so deutlich als möglich vor: Ostrazine, die Villa, male sie dir aus nach der Vorstellung deiner Liebe. Schaue  Josef und Maria, das Kindlein. Schaue den mit strahlendem Helm  bedeckten Cyrenius, wie er da kommt und das  kleine  Kindlein  auf  seinen Arm nimmt. Frage du dein Jesu-Kindlein, ob  es  dich noch liebt. Sei selber Cyrenius, lege alles nieder, deinen  Beruf,  deine  Sorgen  und die Arbeit, die Existenz deines Lebens. Erlebe dies und während  du ruhig aus- und einatmest, empfindest du die  Wärme  der  Liebe  des Vaters in deinem Herzen. Erfreue dich an der Liebe, lasse die  Liebe  fluten durch dein Herz auf die große Welt  und  all  seine  Bewohner. Du trägst Jesus,  den  geliebten,  überheilgen,  Mensch  gewordenen  Liebe-Vater auf deinen Armen. Deine Angst schwindet vor der Welt. Deine Angst, die sich im Verstande des Josefs gebildet  hat,  sie entweicht. Nun hat die ängstliche Besorgnis des  Josef  ein  überglückliches Ende genommen, so auch deine Besorgnis.Sorge dich nicht, leg  all deine Sorgen in Gottes Hand.  

Trotzdem beunruhigte unserem Josef die Anwesenheit  des  Maronius Pilla und er fragte darum aufgeregt den Cyrenius,  weshalb  der  Maronius Pilla anwesend sei. Cyrenius  konnte  aber  sogleich  den Josef  beruhigen und er sagte  zu  ihm:  „Maronius  Pilla  ist  nicht mehr in Jerusalem, sondern er ist nun, wie du ihn siehst,  mein  Gefangener und wird seine Stelle nicht eher wieder einnehmen als bis er wieder vollkommen geheilt  ist von  seiner  Seelenschwäche.  Ich aber habe ihn gerade deinetwegen mitgenommen. Denn als ich ihn  verhörte, der Gräueltaten in Palästina wegen, da gab er  vor,  dich und die Maria  persönlich zu kennen. Wie es sich aber  zeigt, kennt er aber weder dich noch die Maria. Das ist  schon  ein  sehr  gutes Wasser auf unsere Mühle. Er weiß aber  keine  Silbe,  daß  du  hier bist, darum mußt du dich auch nirgends verraten, denn er erwartet hier nur einen überweisen Mann, der ihm sein  Eingeweide  enthüllen wird. Dieser ist kein anderer als du selbst. Du selbst, Josef, bist  der   weise  Mann.  Denn   darum   habe  ich  ihn  ja  nach   meiner Aussage mitgenommen, daß er in  dir den  weisen  Mann  erkennen und zu seinem Besten verkosten  lernen soll. Er fürchtet dich daher schon im voraus ganz entsetzlich  und ist, nach seinem sehr blassen Aussehen zu schließen,  schon  sicher der Meinung, daß du der von mir erwählte Mann  sein  wirst. Aus diesem wenigen kannst du dich

vorderhand schon  ganz  beruhigen, die Folge wird  dir  aber  alles  ins klarste Licht  setzen.“ Josef war nun überfroh und unterrichtete heimlich  auch  Maria und  den älteren Sohn,  wie sie sich  nun  gegenüber Maronius Pilla verhalten sollten. Die Villa wurde erreicht, das Mahl bereitet und die Gäste geladen. 

Erleben wir gemeinsam die Villa  Josefs  und  das Mahl. Wir achten auf die Kleinigkeiten. Das Volk  ist da, die Soldaten, Cyrenius, Josef  und Maria und das von uns  so sehr geliebte Jesu-Kindlein. Bedenke,  dein Cyrenius, das ist dein äußerer  Mensch,  der  vor  der  Welt  im Ansehen steht, trägt das Kindlein auf  den Armen.  

Unsere Liebe, vorgebildet durch Maria, hatte  kein  schönes  Kleid an. Die Liebe geht immer im grauen  Kittel der Demut  einher.  Deswegen wollte Maria in einem Seitengemach Platz nehmen  und nicht  an  dem reich besetzten Tisch  des  Cyrenius  und seiner Hauptleute. Cyrenius aber merkte das und ging gleich  der  Maria  nach  und sprach zu ihr: „O du allerliebste Mutter dieses  meines Lebens, was  willst  du  denn tun ? An dir und deinem Kinde ist mir ja am  meisten gelegen. Du bist die Königin unserer Gesellschaft  und  gerade du möchtest nicht  teilnehmen an meinem Freudenmahl, das  ich  gerade  deinetwegen  hier  veranstalten ließ ? O  sehe, das  geht  durchaus  nicht an. Komme daher nur geschwind  hinein ins große Gemach und setze  dich  zu  meiner Rechten und zu meiner Linken setze deinen Gemahl.  Maria  aber sprach: „O sehe, lieber Herr, ich habe ja gar ärmliche  Kleider,  wie werden sich diese an deiner so glänzenden Seite ausnehmen ?“ Cyrenius aber sprach: „O du liebe Mutter, so dich meine  goldenen  Kleider, die für mich gar  keinen Wert haben,  beirren sollten, da möchte ich sie  sogleich  von  mir  werfen  und  dafür  einen  allergemeinsten  Matrosenrock anziehen, um dich nur bei meiner Tafel  nicht  zu  missen.“ Da  die  Maria  von  der  großen  Herablassung  des  Cyrenius  überzeugt war, so kehrte sie um und setzte sich  zu  Cyrenius  an  die Tafel, mit dem Kinde auf ihren Armen.  Als sie nun alle am Tische saßen, da sah das Kindlein den Cyrenius fortwährend an und Cyrenius  konnte auch vor lauter Liebe  zum  Kinde seine Augen von Ihm nicht abwenden. Eine kurze Zeit hielt er es aus.   Aber  dann  wurde  seine  Liebe zum Kinde so mächtig und er fragte den lieben Kleinen:„Gelt, Du mein Leben, du möchtest wieder  zu mir auf  meine  Arme ?“ Das Kindlein lächelte den  Cyrenius  gar  lieblich  an  und  sagte  wieder sehr deutlich:„O Mein geliebter Cyrenius, zu dir gehe Ich sehr  gerne, weil du Mich sehr lieb hast. Darum habe  auch Ich dich so lieb.“ 

Dein Außenmensch Cyrenius soll das Kindlein annehmen,  nimm  es an ! Nehmen wir das kleine Jesu-Kindlein auf unsere Arme  und  hören wir die Worte, die Er zu uns spricht. Er liebt dich und mich ! 

Sogleich  streckte  Cyrenius  seine  Arme  nach  dem  Kindlein  aus, nahm es zu sich, küßte es und koste es inbrünstig. 

Küssen und kosen auch wir Ihn in unserer Vorstellung.

Bei  dieser  Gelegenheit  aber  sprach Maria scherzend   zum Jesu-Kindlein: „Mache aber den Herrn Cyrenius ja  nicht  schmutzig.“ Cyrenius aber sprach zur Maria in hoher  Rührung: „O liebe  Mutter, ich möchte wünschen, daß ich so rein wäre wie dieses Kindlein. Daß ich so rein würde,  dieses  Kind  würdig  auf  meinen Armen zu  tragen.  Dieses  Kind  kann  mich  nur  reinigen,  aber  nimmer  beschmutzen.“ 

Hier wandte sich Cyrenius   wieder  dem  Kindlein  zu  und sprach: 

„Mein Kind, gelt, ich bin wohl noch sehr unrein, dir unwürdig, Dich zu  tragen ?“Das Kindlein  aber  sprach abermals  deutlich: „Cyrenius,  wer Mich liebt wie du, der ist rein und  Ich  liebe  ihn  wie  er Mich liebt.“ 

Darum erwecke die Liebe in deinem Herzen, jetzt in diesem  Augenblick. Fühlen wir die Glut der Liebe unseres Vaters in uns strömen. 

Cyrenius fragt erneut das Kindlein ganz entzückt:„Aber wie kommt es, du mein Kindlein, daß du, kaum ein paar Monate alt,  schon  so  vernünftig und deutlich sprichst? Hat Dich das  Deine liebe Mutter gelehrt ?“ Das Kindlein aber, gar sanft lächend, richtete  sich  auf den Armen des Cyrenius ganz gerade auf und sprach  wie  ein  kleiner Herr: „Cyrenius, es kommt nicht auf das Alter und auf das  Erlernen an, sondern darauf,  was für einen  Geist  man  hat.  Lernen muß nur der Leib und die Seele, aber der Geist hat  schon  alles  in sich aus Gott. Ich  aber  habe  den  rechten  Geist  vollmächtig  aus  Gott, siehe darum kann Ich auch schon so früh reden.“  Diese  Antwort brachte den Cyrenius  wie auch die ganze andere Gesellschaft völlig außer sich vor Verwunderung und der Oberste  selbst  sagte:

„Beim Zeus, dieses Kind beschämt  schon jetzt  mit  dieser  Antwort all unsere Weisen. Was ist da Plato, Sokrates  und  all  die  anderen Weisen mehr, was aber  wird  dieses Kind erst leisten im Mannesalter?“ Und Cyrenius sprach: „Sicher mehr  als  all   unsere  Weisen samt all unseren Göttern.“

Bei diesen Worten wurde Maronius Pilla merklich verlegen, blasser und blasser und danach unterhielt sich Cyrenius  mit  ihm  und  den  übrigen über Roms Götter und das wunderbare Kindlein.  Am  Ende meinte Maronius Pilla: „Fürwahr, diese wunderbaren Kindes-Worte stehen schon jetzt in  einem  höheren  Ansehen  bei  mir  als  drei  Olympe voll ganz frisch gebackener  Götter!“   Cyrennius   sprach:  „Maronius, wenn das dein Ernst ist,  dann  sei  dir  alles  vergeben.  Aber nun wollen wir darüber ehe noch so manches  Wort  wechseln. 

Darum vorderhand nichts  mehr  weiter!“  Hier  gestand  Maronius      Pilla  dem  Cyrenius, daß er Josef und  Maria  nicht  kenne  und  entschuldigte sich  deswegen.  Maronius  beteuerte  seine  Aufrichtigkeit  und  Cyrenius sprach zu ihm: „Eines geht  mir zur  Bekräftigung  deiner Worte noch ab und das ist das Urteil jenes  weisen  Mannes,  dessen ich dir schon  in Tyrus  erwähnt  habe. Dieser Mann, dieses  Orakel steht nun vor uns hier. Dieser Mann hat dich bis in  die  innersten  Gedankenregungen durchschaut, darum wollen  wir  nun  ihn  fragen,  was er von dir hält. Dir soll nach seinem Ausspruch geschehen. Setzt  er dich dann wieder zum Landpfleger zu Jerusalem  ein,  so  will  ich  es  bestätigen, setzt er dich aber nicht ein, so bleibst du meine Geisel.“  Hier wurde Josef  darum gefragt und  er  sprach:  „Edelster  Freund Cyrenius, vor mir ist Maronius nun rein  und du  kannst  ihm  wieder deine Stelle geben ohne Bedenken. Wir aber stehen in der  Hand  des allmächtigen, ewigen Gottes, welche Macht soll  sich  da  gegen  uns auflehnen können?“ Hier hob Cyrenius seine Hand auf  und  sprach:  „Maronius Pilla, du bist wieder Landpfleger zu Jerusalem.“    Maronius Pilla sprach: „Gib mir dieses Amt nicht,  gib  dieses Amt  einem  anderen, behalte mich als deinen  Freund  bei  dir,  denn  das  macht  mich glücklicher!“ Und Cyrenius sprach: „So sei denn mein Amtsgefährte, solange Herodes lebt und dann erst sollst du Oberpfleger vom ganzen Judenlande sein.“ Maronius Pilla nahm diesen Antrag  dankbar an.

Wir wollen dieses Geschehen auf uns in der Entsprechungskunde  beziehen.Maronius Pilla,der sich ja mit Herodes verband, entspricht dem  äußeren Menschenverständnis  im  Kopfverstand  unseres  Menschen. Die Spekulationen, unser Ich-Bewußtsein, was sich eben mit dem Bösen verbindet, weil es vor dem Leben Angst hat, wie  es  ja  Maronius Pilla hatte. Nun  erkennt  unser  Ichbewußtsein  Gott  im  Herzen  und beugt sich dem weisen Josef, er erkennt die erleuchtete  Vernunft  aus dem Gesetz und dem Worte Gottes an. Und so  tat es  auch  Maronius Pilla,so tut es auch unser menschlicher Verstand, aus weltlichem  Wissen geworden und gereift, beugt sich dem  erleuchteten  Verstand  aus dem Gottwortwissen. Das sollen auch wir tun,  immerzu,  damit  Gott  die Wiedergeburt  in uns verwirklichen kann. 

Nun besprachen sich die Anwesenden noch über Herodes und  Maronius  Pilla erzählte, wie er vom herrschsüchtigen Herodes  zum  Kindermorden genötigt wurde und er gestand ein, daß er so unter Zwang  handeln mußte, wollte er nicht selbst das Leben verlieren. Und Josef sagte:„Der ewig eine Gott segne dich für diese deine getreuen Worte.

Glaube es  mir, du wirst dich überzeugen, Gott  der  ewig  Gerechte wird diesem  Auswurf   des  Menschen  Herodes  noch  eine  Krone, nach der er so blutdürstig ist, noch auf´s Haupt setzen, vor der sich alle Welt wundern wird.“ Hier hob das  Kindlein  seine  Hand hoch und  sprach  ganz  deutlich: „Herodes,  Herodes,  Ich  habe  keinen Fluch für dich, aber eine Krone  auf  dieser  Welt  sollst  du  tragen, die dir zur großen Qual wird und schmerzlicher, denn die  Last  des Goldes, die du nach Rom zahlen mußtest.                         

Zur Zeit aber als dieses Kindlein es ausgesprochen hatte, ward Herodes mit Läusen übersät  und  sein Gesinde hatte  bis zu seinem Tode  nichts anderes zu tun, als ihn von Läusen zu reinigen, die sich immer mehr vermehrten und endlich auch seinen leiblichen Tod  herbeiführten. 

Cyrenius war nun sehr ergrimmt über alles,  was  er  über  Herodes hörte,  besonders  darüber,  daß  Maronius  Pilla  von Herodes  gezwungen wurde und er erregte sich derartig über das Scheusal  Herodes  und bedauerte, daß er ihn  nicht  hingerichtet hatte.  Alle  erbebten über diesen  Grimmausbruch  sehr. Nur  das  Kindlein  blieb furchtlos und schaute  trotz  der  gewaltigen  Stimme  des  Cyrenius friedvoll und ruhig in sein Angesicht. Als sich der Sturm im Gemüte des Cyrnius etwas gelegt hatte, da sprach  das  Kindlein zu ihm:„O Cyrenius, höre Mich an, komm her zu Mir,  nimm  Mich  auf  deine Arme und trage Mich hinaus ins Freie. Dort  werde  Ich  dir  etwas zeigen.“Diese Worte flossen wie Balsam auf  das  wunde  Herz  des Cyrenius und er ging alsbald mit offenen Armen zum Kindlein nahm es voll Liebe auf seine Arme und  trug  es  unter  der Begleitung des  Josef, der Maria und  des  Maronius  Pilla  hinaus  ins  Freie.  Dort  fragte sogleich das Kindlein den Cyrenius:„Wer von uns beiden hat denn wohl den längsten Arm, miß den Meinen  gegen  den  deinen.“

Dem Cyrenius  befremdete diese Frage. Er wußte nicht, was er dem Kinde antworten sollte, denn er sah     doch  offenbar, daß sein  Arm dreimal länger war als der des Kindes. „Cyrenius, du siehst deinen Arm viel länger an als den Meinigen.  Ich  aber  sage  dir,  daß  der Meinige um vieles länger ist als der deinige Arm. Siehst  du dort  in tüchtiger Entfernung von uns die hohe Säule, geziert mit einem Götzen? Greife von hier mit deinem längeren Arm hin, reiße die  Säule nieder und zermalme sie dann mit  deinen  Fingern.  Cyrenius  aber noch betroffener als früher aber sprach nach  einer  kurzen  Pause:

„O Kindlein, Du mein Leben, das ist außer  Gott  niemandem  möglich.“ Das Kindlein aber streckte Seinen  Arm  nach der Säule  aus,  die gut 1000 Schritte  entfernt  stand, und die  Säule  stürzte  nieder und ward alsbald  zu  Staub.  Darauf  sprach  das  Kindlein : „Also kümmere dich nicht vergeblich um  den  Herodes,  denn  Mein  Arm langt weiter als der deinige. Herodes hat seinen Lohn, du aber vergib ihm wie Ich ihm  vergeben habe, so wirst du besser fahren denn auch er ist ein blinder Erdensohn.“ Diese Worte  nahmen  dem  Cyrenius allen Groll und er fing an,  das  Kindlein  heimlich  förmlich anzubeten. 

Beten auch wir das Kindlein an, schauen  wir,  wie  die  Götzensäule  vernichtet ist. Erleben, erfühlen, erlieben wir das Wunder. Lassen wir dieses Wort unseres geliebten Vaters in unsere  Seele  gluten,  damit daraus das Leben der Liebe und des Lichtes aus Gott geboren werde. Fühlen wir die Liebe, die vom Kinde ausgeht. Wisse, du bist der Cyrenius. Unsere gottzugewandte Liebe des Wachbewußtseins ist unser Cyrenius und diese Liebe  gebietet  über  viele  Teile  unseres  physischen Körpers, über das Reich der Welt. Weißt du, wer das  Kindlein  auf deinen Armen oder in deinem Herzen ist ? Es ist unser  göttlicher  Geist, aus Liebe geboren, der Geist aus Jesu Christi. Dieser Geist ist in seiner Wirksamkeit der heilige Geist.  Ich  nenne  ihn  den  Urichgeist, weil er aus dem  Urich  geworden ist. Dieser  Geist  der  Liebe aus dem Vater, aus Jesus, wird uns am Tage  der Eingeburt  ins Herz  der  Seele   gelegt  oder  vielmehr  in  den  geschaffenen  Geist,  den Geist, den wir schon seit der Geburt haben. Diesen  Geist  nenne ich den Geburtsgeist. Das  Jesu-Kindlein,  der  Urichgeist  ist  nun  vollkommen  angenommen  von  unserem  Cyrenius,  von  der  gottzugewandten Seelenliebe unseres  Wachbewußtseins. Wir  haben  unsere  Sorgen im Wachbewußtsein, das Böse und das Falsche, symbolisiert durch Herodes. Herodes ist der Götze unseres menschlichen  Selbstbewußtseins.Und nun streckt unser kleiner Jesus die Hand gegen die Säule, geziert mit einem Götzen. Säule  bedeutet  nach  Swedenborg das Erhaltende, das Befestigende einer  Kirchen-  oder  Glaubensansicht. Ein Götze aber ist menschliche Falschheit oder Lehrwahrheiten aus philosophischen oder religiösen Gründen, die  sich  in  uns  gefestigt haben, befestigt worden  sind. Aber gerade solche  Säulen  dürfen nicht in unserem Gehirne, in unserer Seele bestehen bleiben. Deshalb streckt der Urichgeist unserer Liebe  seine  Hand  aus  und  vernichtet diese Götzensäule, die wohl 1000 Schritte entfernt ist.  Auch das hat seine Bedeutung. Im positiven  Sinne  ist  1000  die Zahl  der  Verwirklichung Gottes. Er will sich in Jesus verwirklichen. Die Säule steht so weit weg, d.h. unsere Begründungen sind  weit  von  Gott entfernt, von dem Kindlein. Sie  sind  aber verbreitet  und festgesetzt in allen drei Bereichen.  1000  setzt  sich  zusammen  aus 1 und  drei Nullen, sie bedeuten unsere drei ineinandersteckenden  Körper. Eine  Null ist der äußere Körper, der Fleischleib, eine weitere Null  ist  unsere Seele und die dritte Null ist unser Geist. Soweit  hat  sich  unser  Gesamtmensch von der 1 Gottes entfernt  und  Schuld  daran  ist der Götze, unsere Begründungen, die von  Jesus  vernichtet  werden. Im  gewissen Sinne ist die Götzensäule  ein  Symbol  von  Herodes,  der sich so sehr in unserer Seele eingenistet hat. Das Böse  und  Falsche hat sich so sehr  eingenistet, daß sie den  göttlichen  Urichgeist,  das Knäblein, ermorden oder töten will. Das Knäblein darf  nicht getötet  werden. Es wird in das  Wachbewußtsein  nach  Ostrazine  gebracht und so überlebt es den Kindermord.

Kehren wir wieder zum Evangelium zurück. 

Maronius Pilla  entsetzte  sich  gewaltig  über die Wunderkraft  des  Kleinkindes. Er zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub.  Er  hielt  Josef  für irgendeinen  großen  Gott  seiner  vielen  Götter. Er hatte Angst, daß auch sein Leben wie die Säule durch die Hand  der  Götter vernichtet werden würde. Er sagte: „So  war  doch  diese  Säule dem Gott Jupiter gewidmet, all die Stürme der Zeit  hatte  sie  überdauert. Nun kommt ein unmündiges Kindlein  und  zerstört  sie, zermalt sie zu Sand, ohne sie zu berühren. Was wird geschehen,  wenn das unmündige Kind schon solches bewirkt ?“ Er war  vollkommen von dieser Situation  und Begebenheit überfordert  und  zitterte nun am ganzen Leib. Cyrenius aber erbarmte sich seiner, ebenso Josef.   Cyrenius klärte Maronius Pilla auf. Er hatte  Mitleid  mit  ihm  und wollte ihn in die wahre Lebensschule Gottes  führen.  Ebenso  auch Josef, denn beide lebten und handelten nach dem göttlichen Grundsatz der Liebe, der reinen Nächstenliebe. Dieser Grundsatz lautete, wie es  Josef  aussprach:  Betrachten wir  jeden  Sünder  wie  einen  Bruder, so wird uns auch Gott als seine irrenden Kinder betrachten.

Im Gegenteil aber nur als böswillige Geschöpfe,  die allzeit  Seinen  Gerichten unterliegen und werden getötet werden gleich den  Ephemeriden.“ (gleich den  Eintagsfliegen). Und dann sprach Josef  die  bedeutunggsvollen Worte, ein Evangelium legte ihm da Gott in sein Herz: „Denn siehe, darum hat der Herr uns Menschen  zwei Augen gegeben und nur einen Mund, einen Mund zum Reden, auf  daß wir mit dem einen Auge die Menschen nur als Menschen,  mit  dem  anderen aber als Brüder betrachten sollen. Fehlen die Menschen  vor uns,  so sollen wir das Bruderauge offen halten und  das  Menschenauge  schließen. Fehlen aber die Brüder vor uns, da sollen  wir  das  Bruderauge schließen und das Menschenauge auf uns selbst richten und uns also nach selbst gegenüber den fehlenden Brüdern  als  fehlende Menschen ansehen. Mit dem einen Munde sollen wir aber alle gleich einen Gott , einen Herrn und einen Vater  bekennen,  so wird Er uns alle als Seine Kinder anerkennen1 Denn auch Gott hat  zwei  Augen und einen Mund; mit  dem  einen  Auge  sieht  Er  Seine  Geschöpfe und mit dem andern Seine Kinder. Beschauen  wir  uns  mit  dem Bruderauge, da sieht uns der Vater mit dem Vaterauge an;  beschauen wir uns aber mit dem Menschenauge, da sieht uns Gott mit dem Schöpferauge an, und Sein eben auch nur ein Mund kündet den Kindern Seine Liebe, aber den Geschöpfen Sein Gericht. Also ist es recht und billig, daß wir also für unseren Bruder Maronius sorgen! 

Fehlt irgend ein Nebenmensch, dann schließen  wir  das  Bruderauge und richten  das  Menschenauge  auf  uns  selbst.  Erkennen  wir  die Schuld an uns, damit Gott, der Vater,  Sein Vaterauge der  Liebe auf uns richten kann! Das Auge für die  Gerechtigkeit  und des Gesetzes sollt ihr verschließen. Richtet nicht, damit ihr nicht  gerichtet werdet. Oder wie wir im Vater-Unser bitten: Vergib uns unsere  Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. 

Es war  Abend  geworden  und  Maria  legte  das  müde  gewordene Kindlein in die Wiege. Die Wiege  hatte  Josef  in  Ostrazine gezimmert und Josefs jüngster Sohn mußte  gewöhnlich  die  Kindermagd machen. Er wiegte das  Kindlein,  auf  daß  es  einschlafen  möchte.

Der jüngste Sohn, Jakobus,  war  der Verfasser  des  Jakobus-Evangeliums. Maria ging in die Küche, um  ein  Nachtmahl  zu  bereiten. Jakob wollte, daß das  Kindlein  diesmal  etwas  früher  einschlafen möchte, weil er gerne mit seinen Brüdern draußen die  Beleuchtung  eines Triumpfbogens geschaut hätte. Dieser war dem Cyrenius  unfern der Villa errichtet worden. Er  wiegte das Kindlein fleißig  und  sang und pfiff  dabei. Das Kindlein wollte dennoch  nicht  einschlafen. Wenn er mit dem Wiegen innehielt,  fing  das  Kindlein  sich zu rühren an und zeigte dem Wieger, daß es noch nicht schlafe. 

Darüber denken wir nach. Wir stehen auch an der Wiege. Unser kleines Jesulein will aber  noch  nicht  einschlafen.  Das  brachte  unsere männliche  Kindsmagd  beinahe zum Verzweifeln. Warum? Draußen war  alles  schon  hell von  brennenden  Fackeln. Der  Triumpfbogen lockte ihn. Jakob beschloß daher, das Kindlein,  wenn  es auch noch wache, ein wenig zu verlassen, um den Spektakel draußen ein wenig anzugaffen.   Wird   unsere   Liebe  zu   Jesus,  durch  Jakob  vorgestellt, nicht auch immer wieder von der Welt gerockt, wollen wir  da  nicht  ab und zu wieder in die Welt hinauslaufen und  das  Spektakel  erleben, den Triumpfbogen der Welt schauen, die Freuden  der Welt  genießen? Es ist verzeihlich.  

Als sich aber unser Jakob ein  wenig  erholt  hatte,  da  sprach  das Kindlein: „Jakob, wenn du Mich nun verläßt,  so soll es dir übel  gehen. Bin Ich denn nicht mehr wert als der törichte  Spektakel  draußen und deine eitle Neugier? Siehe, all die  Sterne  und  alle  Engel beneiden dich um  deinen Dienst, den du nun Mir erweisest und du bist voll Ungeduld  über Mich und willst Mich verlassen.  Wahrlich, so du das tust, so bist du nicht wert, Mich zum Bruder zu haben. Geh nur hinaus, wenn dir der Spektakel der Welt lieber ist als Ich! Siehe,  das  Zimmer ist voller  Engel,  die  da  bereit  sind,  Mir  zu  dienen,  wenn dir dein kleiner und leichter Dienst an Mir  lästig  ist.“  Diese Rede benahm dem Jakob alle Lust zum  Hinausgehen.  Er  blieb  an  der Wiege und bat das Kindlein förmlich um Vergebung und wiegte  es fleißig. Das Kindlein sprach zu Jakob:„Es sei dir alles vergeben,  aber  ein  anderes Mal laß dich ja nimmer von der  Welt  bestechen.  Denn Ich bin mehr als alle Welt, alle Himmel,  alle  Menschen  und  alle Engel.“ Diese Worte brachten unseren Jakob beinahe ums  Leben, denn er wurde leise gewahr, wer  denn  da  hinter  dem  Kinde steckte.

Nun aber kam auch schon Maria  und Josef  und  die  anderen  vier  Söhne ins Zimmer und setzten sich zu Tische.  Jakob  aber  erzählte sogleich, was ihm begegnet war. 

Betrachten wir dieses Ereignis aus der Entsprechungskunde.

Wer ist Jakob in Bezug auf uns und unsere Liebe  zum  Vater ? Wer  war die Kindsmagd  und  hütete den  kleinen  Jesus  in  der  Wiege ?  Das ist unsere einfältige, kindliche  Liebe,  die  noch  an  natürlichen  Liebarten festhält. Deswegen heißt Jakob im inneren Entsprechungssinn vom  hebräischen her übersetzt:  An  der  Verse  festhalten. Die kindliche Liebe hält an der Verse fest. Die Verse ist das Äußerste am Menschen, das Letzte. Der Fuß bedeutet ja das Natürliche. Es ist das am natürlichen Jesus Festhalten. Diese Liebe ist gegenüber  der  geistigen Liebe noch sehr schwach,  die  das  Sein  und  Wesen  Gottes  erfaßt. Aber sie ist notwendig. So ist Jakob der Hüter des Kindes. Er  hütet den kindlichen Gottgeist. Die erste jugendliche Liebe, die  Gott erfaßt in eine Art Verliebtsein. Wer hat dies nicht erlebt ?  Diese Liebe ist auch noch sehr verlangend nach der Welt. Deshalb war es auch so, daß Jakob das Kindlein schnell zum Schlafen bringen wollte. Der Gottgeist läßt sich aber von der Liebe, die noch so  kindlich  ist  und Jesus noch im Natürlichen erfaßt, nicht in den Schlaf, in den Ruhezustand bringen. Der Jakob wollte so gern in die Welt hinauseilen, aber das verhinderte der Gottgeist. Der Gottgeist zieht unsere Liebe immer ab von der Welt, damit wir in ihr nicht stecken bleiben und das ist ihr Kampf. Dann sagt der Herr durch das Jesu-Kindlein die wunderbaren Worte:„Siehe, das ganze Zimmer ist voller Engel, die bereit sind, Mir zu dienen. Wenn dir dein kleiner und leichter Dienst an Mir lästig  ist, dann kommen die Engel des Himmels.“

Wenn unsere natürliche Liebe erlahmt, dann kommen  die  Engel  des  Himmels und helfen uns, die Liebe neu zu beleben. Und so ist dies Ereignis für uns das Leben der Liebe in Jakob, dem Versenerfasser,  ist dies nicht ein kleiner Betrug an uns selbst? Wir betrügen uns noch mit dem Edelsten und Herrlichsten der Liebe ?                          

Nun erzählte aber unser Jakob all  das  Geschehen  und  Josef  sagte zum Jakob:„Ja, also ist es und ist alle Zeit so gewesen und  wird alle  Zeit so sein. Man muß Gott schon im geringsten Teil mehr lieben als  alle Herrlichkeit in der Welt. Denn was geht  den  Menschen  all  die  schreienden Herrlichkeiten der Welt an? Bedenke, David selbst mußte sich flüchten vor seinem eigenen Sohn und  Salomon  mußte  bitter die Ungnade des Herrn empfinden, weil er zu  sehr  den  Herrlichkeiten der Welt nachging. Gott aber schenkt uns  in  jeder  Sekunde  ein neues Leben. Wie sollten wir Ihn da nicht  im  geringsten Teile  mehr  lieben als die Welt, die vergeht und ist voll Aases und Unrates ? Wir aber sind unter uns alle überzeugt, daß dies unser Kindlein von oben ist und heißt Gottes Sohn. Es ist somit kein geringer Teil Gottes; daher ist es auch billig, daß wir es mehr  lieben  als  alle  Welt.  Daher soll allezeit unser Augenmerk auf  dies Kindlein gerichtet sein, denn das Kind ist mehr als wir und alle  Welt!  Nehmet  euch  an  mir  ein Beispiel, und sehet, welche schwere Opfer ich alter Mann alle schon diesem Gotteskinde gebracht habe ! Aber ich brachte sie  leicht  und  mit großer Liebe, weil ich Gott mehr liebe als alle Welt.  Haben  wir  aber dadurch je irgend etwas  verloren?  O nein!   Wir  haben  noch nach jedem Opfer gewonnen ! Also  denket  und  tuet  auch  ihr  alle  dasselbe, und ihr werdet nie etwas  verlieren,  sondern  allezeit  nur hoch gewinnen! Zudem ist dieses Kind ja ohnehin so sanfter Art, daß es wahrlich eine Freude ist, bei Ihm zu sein. Nur höchst selten weint es laut. Es ist noch nie krank gewesen und  wenn  man  es  lockt,  so sieht es so munter und  fröhlich umher und lächelt jeden  Menschen so herzlich an,  daß  man  dadurch  zu  Tränen  gerührt  wird.  Und  jetzt, da es auch wunderbar zu reden hat angefangen,  möchte  man es ja gar erdrücken vor lauter Liebe. Daher also meine Kinder,  bedenket wohl, wer dieses Kindlein ist, und wartet  und  pfleget  es  ja sorgfältigst ! Denn sonst könnte Es  euch  gebührendermaßen  strafen, wenn ihr es als unser höchstes Gut geringer achten möchtet als alle die nichtssagenden Torheiten der Welt!“

Diese Rede brachte alle 5 Söhne zum Weinen, alle standen vom  Tische auf, umlagerten die Wiege des  Kindes  und  das  Kindlein sah  seine Brüder gar freundlichst an und segnete  sie  und  sprach:  „O Brüder werdet Mir gleich, wollet ihr ewig glücklich sein!“  Und  die Brüder weinten und aßen nichts an diesem Abend. 

Beherzigen auch wir diese  Worte,  die  Josef,  unser  Verstand,  aus  Glauben und Liebe geboren, in unser Herz eingießt.  Beherzigen  wir  noch  mehr  die Worte des kleinen Jesu-Kindleins, die Er zu  uns  allen, die Ihn lieben, gesprochen hat: „O  Brüder,  werdet  Mir  gleich, wollet ihr ewig glücklich sein !“ Werden wir Ihm gleich !  Ihm,  dem geliebten Jesus Christus, damit wir  ewig  glücklich  sein  können  in Seinem göttlichen Reiche.