31.  Abschnitt

 Jesus mit Nikodemus; Jakobsbrunnen und Garizim   

Wandeln wir erneut ein kleines Stück mit unserem über  alles geliebten  Jesus. Über Raum und Zeit erhebt sich unsere Seele und wir stehen in  der Herberge in der Nähe von Jerusalem, wo Jesus für  kurze Zeit wohnte. Es war üblich, daß unser Jesus Tag und  Nacht  besucht wurde und zwar von allerlei Menschen, die  aus  der  nahen Stadt zu Ihm  kamen. In  der  vorletzten  Nacht  Seines Aufenthaltes kam ein gewisser Nikodemus zu Jesus: Er war ein Pharisäer und ungefähr im Ansehen und in der  Würde  eines  gegenwärtigen  Kardinals. Außerdem  war  Nikodemus ein reichster Großbürger  Jerusalems und  ihr  oberster  Bürgermeister. Nach der Begrüßung  sagte Jesus  zu  Nikodemus.„Wahrlich,  wahrlich, Ich  sage  dir,  es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, sonst kann er das Reich Gottes nicht  sehen und in dasselbe kommen.“

Jesus spricht jetzt diese Worte zu uns. Dein Nikodemus in dir (wörtlich  übersetzt  heißt Nikodemus: der Sieger des Volkes) kommt nun zu Jesus.

Gestatte mir eine kleine Deutung. Du kannst danach  deine  Deutung in  dir  selbst  entdecken. Unser  Erdenleben  ist die Nacht.  In  diese  Nacht  kommt  der  Sieger oder Überwinder der nächtlichen  Gedanken und hungert.  Wonach  hungert  er?

Nun, er hungert nach der Liebe und nach  der  Weisheit  Gottes,  die sich  in  Jesus Christus verkörpert hat. Unser Nikodemus fragt in seinen Nachtgedanken, ob er  noch  einmal  geboren werden soll, damit er in das Reich Gottes  kommen  könne.

Jesus antwortet Nikodemus wie auch heute dir. Seine Antwort ist ein  Gleichnis und ein Bild. Du mußt aus Wasser und Geist geboren werden. Doch Gott  gibt uns die Erklärung Selbst noch ein bißchen  weiter in der Neuoffenbarung,  Er spricht: 

Deine Seele  muß  mit  dem  Wasser  der  Demut  und  der Selbstverleugnung  gereinigt  werden  und  mit  dem Geist der Wahrheit. 

Wir können uns die Frage stellen, wie die  Reinigung  mit  dem  Demutswasser der Selbstverleugnung geschieht. Das Demutswasser ist der Alltag, den du in deiner Umwelt selbst erlebst, jeden Tag, mit all den vielen Menschen  um  dich  herum,  mit  all  den Geschehnissen.

Die Konflikte mit deinem Nächsten, mit deinen  Arbeitsleistungen in der irdischen Welt, mit deinen Leiderfahrungen und auch  mit deinen Freunden und schließlich mit deinem körperlichen Tod.All diese Prüfungen während deines Erdenlebens,  die  man  auch  Versuchungen nennen  kann,  sind im gewissen Sinne die große  Selbstverleugnung  im  Demutswasser  deines Daseins. Wer  es  versteht,  geduldig  und liebend all diese Ereignisse ohne Murren und Hadern freiwillig anzunehmen, der  wird  von  diesem  Wasser  der  Demütigung  gereinigt.

Wer sich aber dagegen sträubt,  der  wird  ertrinken  im  Wasser seines Hochmutes. Denn wisse, was  vom  Fleische  geboren  ist , wird  mit  dem Leibe zugrunde gehen. Was jedoch vom Geiste geboren ist, wird mit dem Geiste in Christi auferstehen. Dein Geist in dir mit  deinem Zentralbewußtsein in deinem Herzen ist die  Gegenwart  Gottes in dir. Und wisse, dein Geist  in dir ist  Leben  und Leben wirkt Gott und Gott wiedergebärt sich in den  Geistgeborenen.  Sein Gottgeboren-Werden  in dir aber ist wie der Wind. Er weht  und  fährt,  wohin  er will. Du hörst Sein Sausen, wenn du in Demut gehorsam bist, dem  Worte  Gottes. Wohl verstehst du noch nicht das Warum und Woher. Aber zur rechten Zeit wird deine gotterweckte Weisheit  alle  Rätsel lösen. Und Jesus gab uns noch einen Rat durch Seinen Schreibknecht Jakob Lorber im 8.GEJ 140. Da spricht der Herr zu uns, wie wir uns zu unserer  Umwelt  verhalten  sollen. Präge  dir diese Worte in dein Herz ein, glaube an sie und vor allem sei danach tätig, denn nur dein Tatleben nach diesem  Wort  beweist  dir  seine  Wahrheit  und  ihre Richtigkeit. So spricht der Herr: 

Aber wer da ungeduldig  wird  und  über  dies  und  jenes,  das er doch nicht ändern kann,  murrt  und  oft  sogar  in seinem gemeinen  Grimme Lästerungen über die ihm widrig  vorkommenden  Erscheinungen in dieser Welt   denkt     und  offen  ausspricht,  der  eignet  sich die  Liebe  Gottes nicht  an,  sondern  entfernt sich  nur mehr und mehr von ihr, und das  gibt  keinem  Menschen weder  eine  irdische und  noch  weniger eine  jenseitige  Ruhe  und  Glückseligkeit. Denn  alles  geschieht  ja  nur  durch  die  Liebe  Gottes,  wie schon gesagt, zum wahren Wohle  des  Menschen. Erkennt  der Mensch das  dankbar  in seinem Gemüte an, so nähert er sich auch  stets der Liebe  und  der  Ordnung   Gottes und  geht  dann  bald  und  leicht  ganz  in  dieselbe über und wird dadurch selbst  weise  und  mächtig; tut er  aber das  Gegenteil,  so   wird er denn stets dümmer und in allem schwächer und machtloser. Es muß alles so sein und     bestehen, wie es ist und besteht und alles  kann dem  Menschen frommen, wenn er es  nur weise benützt. Aber wenn      er  es  unweise  benützt  und  sonst nicht mit der Ordnung Gottes   im  Einklang  wandelt,  dem  muß  am  Ende alles schädlich werden. Wer sich dann  über  die  Schädlichkeit der Dinge  und  Einrichtungen  in dieser Naturwelt ärgert und dabei  gegen die Weisheit und Macht Gottes zu  Felde     zieht, der ärgert sich  offenbar  auch  über  Gott  und  verhöhnt Seine Liebe und Seine Weisheit.  

Danken wir Gott,  danken wir Jesus, unserem Vater im  Himmel. Lob und Preis und Ehre sei Ihm, dem allgütigen Herrscher aller Engel und Menschen. Bedenke weiter, unsere irdischen Erkenntnisse  mit  ihren  Gebeten  vermögen  nicht  gen Himmel zu fahren. Nur der Geist Gottes in deinem Herzen, der vom Himmel gekommen ist, fährt gen Himmel. Er ist es allein, dein  Geist,  der  durch   dich   die  Wahrheit  aus dem Himmel  erkennen,  beten,  wollen  und   die  Werke  Christi  tun kann.  Wir  müssen  mit  unserem  äußeren  Verstande,  mit  unserem   äußeren menschlichen  Wollen,  mit  all  unseren  äußerlichen gut  gemeinten  Werken, wir müssen mit Jesus gekreuzigt werden, damit der lebendige Christus in uns aufererstehen  kann. Der  menschliche  Verstand muß in uns gekreuzigt  werden, der aus Eigenem verstehen will. Wir müssen gekreuzigt werden mit  unserem  eigenen Wollen, das aus Eigenem heraus  dem  Willen  Gottes  gehorsam  sein  will.

Alle unsere Werke müssen gekreuzigt  werden,  wenn sie  mit  Eigenbezug  getan werden, mit unserem Ego in der Meinung, daß wir Gott

oder unserem Nächsten etwas Gutes tun. Bedenke, Gott  denkt durch uns, Gott denkt durch dich und  mich. Wir  brauchen  uns  nur darauf einzustellen, daß Gott durch  uns  wirkt  und nicht die Teufel und Dämonen oder die  bösen  Geister. Gott  allein  möge durch  uns wirken, durch uns denken und durch uns wollen. Sind wir  so  in  der  Demut, dann werden wir gekreuzigt. Dann haben  wir  das  Kreuz auf uns genommen und nach der Kreuzigung  werden  wir lebendig  auferstehen

in Christus.  Dieses  Todwerden  und dieses Grablegen, die Auferstehung  und  schließlich die  Himmelfahrt vermitteln uns erst das ewige Leben. Ja, Gott ist in dir wieder  Mensch  geworden. Jesus liebt nicht nur deine Seele, Er liebt auch dein Fleisch, deine  Welt und alles, was du liest, was du hörst, verstehst,  betätigst. Jesus gebiert Sich  in dich wahrhaftig in gleicher Weise ein wie Er es vor  2.000 Jahren im  Menschensohne Jesus  von  Nazareth  tat. Du darfst die gleiche  Eingeburt  erleben.  Du  erlebst sie, wenn du Sein Wort  liebst,  hörst  und  es annimmst und es tätigst. Du erlebst und erliebst die Eingeburt damit. Du  erliebst  dein  Leben,  das wirklich Leben ist und das wir Gott nennen und  das  dich  ungetrennt  mit  dem  ewigen Gottleben  verschmelzen kann. Jesus ist in dir, in  deiner Welt  und  Er  ist  nicht deshalb eingeboren worden, daß du gerichtest werdest,  sondern  daß  dein  Fleisch durch Ihn in der Verherrlichung oder Verklärung selig  werde.  Merke  dir,  dein lieberweckter Tätigkeitsglaube an diese Sohnwerdung  in Jesus Christus erhebt dich aus dem Gericht der Hierarchie Satana.

Weißt du, wer die Hierarchie Satana ist und was sie bedeutet?

Unter der Hierarchie Satana  versteht das  Gottwort  der  Neuoffenbarung die stoffliche Welt im Gesamten. Alles Materielle, alles  Daseiende, das  Geschöpfliche,  diese  Hierarchie  Satana  wird  auch  der  große  Schöpfungsmensch  genannt.  Materielles Denken gleicht der  Finsternis,  die  das  geistige Licht der Liebe Gottes nie  und nimmer  verstehen  wird. Wer  jedoch  die Wahrheit  aus  dem  Gottwort  annimmmt,   an  diese  Wahrheit   glaubt  und  danach  tätig  wird,  der kommt an das heilige Licht und in das  heilige  Licht  der Liebe Gottes. Die Liebe Gottes aber hat sich im Menschen Jesus Christus manifestiert.  In dir ebenso  durch  Jesus. So  kommt  Jesus  zu  dir,  Er  kommt heimlich, Er kommt verborgen vor den Nachbarn deiner Umwelt und das  Schöne  daran  ist,  du merkst es selbst kaum. Aber du wirst der Liebe aus Jesus inne  durch  die  Taten  der  Nächstenliebe und der grenzenlos flammenden Liebe zu deinem Gott und Schöpfer. 

„Jesus mein,  des Lebens Licht, nun  ist  die  Nacht  vergangen. Mein Geistes Haupt zu Dir ich richt, Dein Anblick zu empfangen. Mein Leben schenkst Du mir auf´s neu, es sei auch Dir verschrieben, mit neuem Ernst,  mit neuer Treu Dich diesen Tag zu lieben. Durchdring  mit Deinem Lebenssaft Herze und  Gedanken,  bekleide mich  mit  Deiner Kraft,  im  Groben  nicht  zu wanken.  Mein  treuer  Hirte  sei  mir nah,  steh  immer  mir  zur  Seite,  und wenn ich irre, sollst Du ja mich wieder zu  Dir leiten. Zeig mir in  jedem Augenblick, wie ich  soll Dir gefallen, halt  mich  vom Bösen stets zurück,  regiere mich  in allem. Gib, daß  mich Deine  Bande führ im Geiste in Deinem  Lichte  und  als  ein  Fremdling  leben  wir  vor Deinem  Angesichte.  Ach  halt   mich   fest  mit  Deiner Hand,  daß  ich  nicht  fall  noch  weiche,  zeug  weiter durch der Liebe Hand, bis ich mein  Ziel  erreiche.“ 

Wie damals Nikodemus zu Jesus kam, so kommt nun Nikodemus zu deinem Jesu-Geist in dir. Dein Nikodemus ist dein Gott zugewandter Verstand,  der  in  den  Nachtgedanken  endlich  die  Frage  an Jesus stellt. Dein Jesus in  dir  ist  dein   göttlicher  Urgeist  der  göttlichen Liebe, das  Fünklein,  das  Etwas  aus  Gott.  Und  dein  Nikodemus kommt nun zu deinem Jesu-Geist, in die Gegenwart  deines  himmlischen Gottgeistes über dein Bewußtsein gerückt, bis der Morgen der  Liebe  die  erweckte  Vernunft  im  Himmelsgold  der  Gnadensonne  verklärt. Wir  erleben  Jesus in  der  Nacht  unseres  eigenen  Erdenlebens. Wir schließen  unsere  Leibesaugen, wir lernen mit  den  Augen  unserer  Seele  und  der  Allgegenwart  unseres  Gottgeistes die Jesu-Zeit und Sein Leben zu erschauen. Da wandern wir mit den  Füßen unserer Seele mit Ihm und Seinen Aposteln. Wir gehen in die Nähe von Enon, dem neuen Taufort von Johannes  am Jordan. Sei dabei, vielleicht kann dein geistiger Blick den Jordan sehen  oder  sogar  die Jünger des Herrn und Jesus Selbst. Wir mischen uns mitten  unter die  Apostel. Mit der Verkündigung des neuen Evangeliums sind wir Berufene geworden und Auserwählte in der Schar  der  Jünger  des  Herrn. Doch  nur  die  Auserkorenen werden Jesus schauen. Auserkoren sind die, die Ihn über alles lieben und  Seine leichten Gebote der Liebe halten und den Nächsten wie sich selbst  lieben. Wir wandern nordwärts, wir verlassen Judäa und kommen in die Landschaft von Samaria. Von Ferne sehen wir Sichar. Sichar  ist eingebettet in eine  leicht  hügelige Landschaft. Vermutlich wuchsen zur Jesu-Zeit hier Ölbäume, Cypressen, Feigen und Zedern. Wir dürfen uns eine  Landschaft  in  unserem Sinne einrichten. Ja,  es bleibt deiner Phantasie überlassen, was du im Geiste jetzt  erschauen  willst.  Du wirst mir entgegnen, die Phantasie

sei menschliche Einbildung  und  habe  nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Ich will deinem Einwand nicht widersprechen, aber höre dazu ein göttliches Wort. Du  kannst  das  Original-Zitat  in der Geistigen Sonne, 2.Band, Kap. 44,Vers 14, nachlesen. Wörtlich spricht der Herr in der Sphäre des Johannes durch Jakob Lorber zu uns: 

Liebe Freunde und Brüder! Das ist von  der sehr stark  naturmäßigen  Seite   aus  betrachtet  ganz  klar  und  richtig, aber von der nur einigermaßen mehr  geistigen schon ganz grundfalsch. Wenn ihr  eure  äußeren groben Sinne  in  Anschlag bringet, da wird es sich mit der  Anschauung  dieser herrlichen Dinge freilich wohl etwas schwer  tun;  ich  aber rede hier von der Angewöhnung des geistigen  Sinnes;  und das Auge des Geistes ist  euer Vorstellungsvermögen,  euer     Gefühl und die mit demselben lebendig  verbundene  Phantasie. Dieses Auge allein müßt ihr öffnen und in  das  weiße      Licht  des  Geistes  wenden,  und  in  solcher Wendung eine Zeitlang  euch  ruhig  verhalten;   so  werdet  ihr  das,  was hier besprochen wird, mit eurem geistigen Auge ebensogut      zu  schauen  anfangen, als  so  ihr  es schauen  möchtet  mit  eurem Fleischauge.

Also muß ja notwendig ein jeder, der in  das  Leben  seines Geistes  eingehen will, sich tagtäglich auf  eine  Zeitlang  in  die  vollkommene Ruhe seines Geistes begeben und muß in dieser nicht  etwa mit  allerlei Gedanken  umherschweifen, sondern er muß einen Gedanken nur fassen und  diesen  als  ein bestimmtes Objekt  unverwandt  betrachten.  Der  beste Gedanke ist hier freilich der Herr.  Und  wenn  jemand  solches mit Eifer und aller  möglichen  Selbstverleugnung  fort  und fort tun wird, so wird dadurch die Sehe wie  das Gehör seines Geistes stets mehr und mehr an  innerer  Schärfe  gewinnen, und nach  einer  eben  nicht  zu langen Zeit werden  diese beiden Sinneswerkzeuge  des  Geistes  so  sehr  erhöht  werden, daß  er  mit  der  größten Leichtigkeit dort geistige Formen von der wunderbaren  Art  erblicken  wird,  wo  er  vorher nichts als eine formlose Leere zu erschauen  wähnte. Und so wird er auch  mit Leichtigkeit Töne und Worte  vernehmen, wo ihm vorher eine ewige Stille zu sein schien.  

Was sagen diese Worte aus?  Sie sind eine Liebesaufforderung  Jesu  Christi  an uns, sozusagen eine Willensbitte des  Herrn an Seine Kinder,  die  daran glauben wollen. Da gibt Jesus  einen  guten  Rat, die Augen des Geistes zu öffnen und  unsere Gefühle zu  erwecken, verbunden mit der lebendigen Phantasie. Ja,  deshalb öffnen wir die Augen des Geistes, schauen wir das  weiße  Licht  in  voller  Ruhe und willst du in das Leben deines Geistes eingehen, so mußt du  notwendig  täglich  diese  kurze Zeit üben. Darum üben wir unsere geistigen Augen, schauen wir nach bestem Vorstellungsvermögen die Zeit, die  Landschaft, den  Herrn  Selbst mit Seinen Jüngern und alle Geschehnisse rund herum. Doch  bitte schauen wir  ohne Suggestionen, ohne etwas zu   erzwingen,  lassen  wir  einfach  fließen   und  geschehen, was die Liebe unseres Herzens uns an  Bildern göttlichen Wortes  in

der Phantasie unserer  Liebesweisheit   erstehen   läßt.  Schauen  wir  Samaria  und  wisse,  dein  Geistgedanke  ist freilich  allein der Herr und der Herr  ist  Jesus,  Jesus und Sein Wort und alles, was um Ihn herum  geschah,  all  dies   ist  unser  eine  Gedanke,  angeregt  vom  Herrn aus Seinem Worte  der  Neuoffenbarung.  Hier dürfen wir alle Geschichten   hören.  Du  mußt  selber  tun, du  mußt  selber Gottes Originalwort studieren, es  anerkennen,  daran  glauben und  danach  tun. Diese Abschnitte wollen dir nur eine kleine Hilfe sein und nicht mehr.

Und so wandern  wir  in  unserer  geisterweckten  Phantasie  an  der  Seite  Jesu  und  Seiner  Jünger  durch  Sichar,  eine kleine Stadt, die einstmals der Patriarch  Jakob seinem Sohn Josef schenkte.  Es  war dies sozusagen ein Weihegeschenk  Jakobs  an  Josef, besser gesagt ein Wiegengeschenk. Sichar liegt  in einer sehr  schönen  Hügellandschaft. Viele  wohlbemittelte  Samariten und  reiche  Römer  bewohnen  die Stadt. Mit  Jesus  waren  wir  nun  schon  acht  Stunden  unterwegs. Zwölf Uhr ist es geworden, ungefähr 40 Schritte  vom Dorfe entfernt liegt der  bekannte  alte  Jakobsbrunnen. Dieser  Brunnen  hat eine sehr gute Quelle und ist von schattigen Bäumen umwachsen. Unser geliebter Jesus und alle Jünger sind schon sehr müde. Wir sind alle durstig nach dem  Wasser der Wahrheit. Der alte Jakobsbrunnen scheint mir so recht ein  Sinnbild  des  göttlichen  Wortes und Seiner heiligen Wahrheit zu sein. Während einige Jünger um ein Gefäß zum Wasser Schöpfen gehen,  kommt  wie gerufen  eine  Samariterin, um Wasser zu holen. Lauschen wir dem Gespräch, das sich zwischen Je-

sus und der Samariterin, die Irhael  heißt, entwickelt. Jesus  sitzt  am  Brunnenrande, wir schauen in das weite Land, auf die Hügel Gorazim und Ebal und dazwischen in  der  Ebene, in der Nähe von Sichar, der  Jakobsbrunnen. O Jesus, Du bist da und wenn wir  unseren  Vater  in  Jesum  Christum  nicht schauen  können, wir  wissen, Er ist da durch Sein göttliches Wort: 

Als Ich noch immer vergeblich auf ein Gefäß aus dem Dörfchen harre, da kommt wie gerufen  eine  Samariterin  aus  Sichar  mit  einem Kruge, sich für  den  heißen  Tag  aus  dem  Jakobsbrunnen,  dessen Wasser sehr frisch  war, einen köstlichen Labetrunk zu holen. Als sie, auf  Mich  anfangs  gar  nicht achtend, ihren Krug voll Wassers aus dem Brunnen an einer Schnur  gezogen hatte, da erst rede Ich sie an und sage: „Weib! Mich dürstet es  sehr, gib Mir zu  trinken  aus  deinem Kruge!“ Das Weib macht große Augen, da es an  Mir  einen  Juden erschaut, und sagt     nach einer Weile: „Du bist doch auch  einer von denen, die mir zur  Stadt hinein begegneten und fragten, wo man darinnen Speise zu kaufen bekäme? Das waren stolze Juden; Du  bist  sicher  auch  ein  Jude,  wie  Dich  Deine Tracht verrät, und ich bin ein samaritisches Weib! Wie verlangst Du von mir, daß ich Dir  Wasser zu trinken gebe?! Gelt, ihr stolzen  Juden,  in  der Not wäre ein armes samaritisches Weib euch  auch gut genug, aber sonst habt ihr keine Augen und Ohren mehr für uns! Ja, so  ich  es  vermöchte,  mit diesem Kruge Wassers ganz Judäa zu ersäufen, so  gäbe  ich Dir mit großem Vergnügen aus diesem Kruge das verlangte Wasser  zu  trinken; sonst  aber möchte ich Dich lieber sterben sehen vor Durst,  als  Dir darreichen auch nur einen Tropfen Wassers aus diesem Kruge!“

Sage Ich: „Weil du blind bist in deiner Erkenntnis, darum redest  du  also; wärest du offensehender Erkenntnis und  erkenntest die Gnade Gottes und Den, der zu dir spricht und  gesagt  hat:  ,Weib,  gib  Mir zu trinken!’,  da würdest du niederfallen vor Ihm und Ihn bitten  um  ein  rechtes  Wasser,  und  Er gäbe dir zu trinken  lebendiges  Wasser!

Ich  sage  es  dir,  wer  Mir  aber  glaubt,  daß  Ich  ihm  sage,  aus dessen   Leibe  werden  Ströme  des  gleichen  lebendigen  Wassers fließen, wie solches geschrieben steht  im  Jesaias 44,3 und im Joel 3,1.“

Hier heißt es: 

Denn Ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf  das  Dürre. Ich will Meinen Geist  auf deinen Samen gießen und Meinen  Segen  auf  deine  Nachkommen.  Und nach diesen  will  Ich  Meinen Geist  ausgießen  über  alles  Fleisch  und eure Söhne und Töchter sollen weissagen. Eure Ältesten  sollen  Träume haben und eure Jünglinge  sollen Gesichte sehen. 

Und weiter spricht das Weib im 1.GEJ 26,11: 

Du scheinst in der Schrift wohl bewandert zu  sein! Aber, wie ich es erkenne aus Deiner Bitte um einen Trunk Wassers aus meinem Kruge, und wie Du sicher kein Gefäß hast, mit dem Du Dir ein  Wasser  aus  diesem Brunnen schöpfen könntest, und mit der Hand das Wasser  nicht  erreichen  kannst,  da  der  Brunnen tief ist und niemand mit der Hand bis zum Wasser  langen kann, so möchte ich wohl deine Kunst wissen, mit der Du  von  irgendwoher es  Dir  verschaffen könntest!?  Wer und was bist du denn, daß Du also mit mir zu reden Dir getraust? Bist     Du gar mehr als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen  gegeben  hat,  aus dem er, seine Kinder und sein Vieh getrunken haben?! Was machst Du aus Dir! Sieh, ich bin ein armes Weib; denn wäre ich reich, so käme ich in dieser Hitze nicht selbst, mir einen Labetrunk zu holen.“ Sage Ich: „Ich sagte es dir ja,  daß du in deiner Erkenntnis blind  bist,  und  so  ist   es denn auch wohl begreiflich, daß du  Mich  nicht  verstehen  kannst und magst. Sieh, Ich sagte es dir auch: Wer Meinem  Worte  glaubt,  aus dessen Lenden werden  Ströme  des  lebendigen  Wassers  fließen.  So  Ich  dir aber ein lebendiges Wasser anbot, so ist es ja klar, daß Ich  dir  damit  den Durst des Lebens für ewig stillen wollte!  Denn  sieh, Mein  Wort, Meine  Lehre  sind  solch  ein  Wasser!“ Denn wer das natürliche   Wasser  dieses,  wie  auch  eines   anderen  Brunnens  trinkt, den dürstet es in kurzer  Zeit wieder. Wer aber das geistige Wasser (Meiner Lehre)  trinkt (gläubig in sein Herz aufnimmt), das  nur Ich  allein geben kann, den  dürstet es  ewig  nimmer  wieder;  denn  das Wasser, das Ich jemandem gebe,  wird  in  ihm  zu  einem  Wasserbrunnen, dessen  Wasser ins  ewige  Leben  hinüberquillt.  Sieh,  du hältst Mich für einen stolzen,  hochmütigen Juden, und sieh, Ich bin von ganzer Seele sanftmütig  und  durch  und durch voll der tiefsten Demut. Mein lebendig Wasser  aber  ist  eben  diese Demut  selbst; wer demnach nicht also demütig wird, wie  Ich es Selbst  bin,   wird am Reiche Gottes, das  nun  zur  Erde  herabgekommen  ist,  keinen  Teil haben.  Zugleich  aber  ist  das  dir  angebotene  Lebenswasser

auch die einzig wahre Erkenntnis Gottes und des ewigen Lebens aus Gott,  quillt  also  aus  Gott, dem Leben alles  Lebens,  in  den  Menschen als das  ewige  Leben,  wird  da  zu  einem unversiegbar ewig bleibenden Leben, das da in das Leben  Gottes  zurückquillt  und  in Gott ein und dasselbe freitätigste Leben  bewirkt.  Siehe, ein solches Wasser biete Ich dir; wie magst du Mich  gar so falsch verstehen?!“

Spricht das Weib: „So gib mir denn ein solches Wasser, auf daß  es  mich nimmer dürsten solle und ich nicht mehr  nötig  hätte,  hierher zu  kommen den beschwerlichen Weg, um mir ein  Wasser  aus  diesem Brunnen zu  schöpfen! Denn sieh, ich wohne am anderen Ende der  Stadt  und  habe  sonach einen  recht weiten Weg bis hierher!“

Sage Ich: „O Weib, du bist überaus dumm, mit dir ist  nichts  zu  reden,  da du von geistigen Dingen keine Ahnung hast! Gehe aber hin in die Stadt und rufe deinen Mann und komme mit ihm  wieder hierher;  mit  ihm  will Ich reden, der wird Mich sicher besser verstehen als  du!  Das  Weib  erwidert  darauf   ganz  schnippisch: „Ich  habe  keinen  Mann!“,     worauf Ich dann mit einer etwas lächelnden Miene zu ihr sage: „Kurz, gut und richtig, also völlig recht hast du nun geredet. Denn sieh, Meine  Liebe, fünf Männer hast du bereits gehabt, und da deine Natur ihrer Natur nicht entsprach, so wurden sie bald krank und starben; denn über ein Jahr hielt es keiner aus mit dir. In deinem Leibe ist ein arges Gewürm, und wer mit dir zu tun bekommt, der wird von deinem Gewürm bald getötet. Der Mann aber,  den  du nun hast, ist nicht dein Mann, sondern nur dein Buhlknecht.“

Hier erschrickt das Weib in ihrem Gemüte,  will  sich  jedoch  nicht verraten, sagt aber nach einer Weile dennoch: „Herr, ich sehe, daß Du  ein  Prophet     bist!  Da Du so viel weißt, so  weißt  Du  vielleicht  auch,  was  mir  hülfe!? “Wohl weiß ich’s, daß in derlei nur Gott  allein  helfen  kann;  aber  wie  und wo soll man Ihn darum  anbeten? Unsere Väter sagen, auf dem Berge Garizim, allwo schon die ersten Erzväter Gott angebetet  haben,  müsse  man Gott anbeten. Ihr aber saget, zu  Jerusalem sei die rechte Stätte, da man Gott anbeten  solle! So aber Du  sichtlich  ein  Prophet  bist,  da  sage  mir,  wo man eigentlich wirksam Gott anbeten soll! Denn sieh, ich bin noch jung, und die Menschen sagen, ich sei ein wunderschönes Weib;  es wäre ja doch etwas Entsetzliches, so mich meine Würmer bei  lebendigem Leibe  auffressen sollten! O  ich  armes,  elendes  Weib!“ Sage  Ich:  „Weib, Ich kenne wohl deine Armut, deine Not und  deinen schlechten Leib; aber Ich kenne auch dein Herz, das  gerade  nicht  das beste, aber auch nicht schlecht zu nennen  ist,  und  sieh,  das  ist  der Grund, daß Ich nun mit dir rede. Wo  aber  das  Herz  nur  einigermaßen gut ist, da ist  auch  noch  jegliche  Hilfe  möglich! - Aber da bist du ganz irrig daran, so du     zweifelst, wo man Gott  würdig  und wirksam anbeten solle! Sieh,  Ich  sage  es  dir, glaube  es  Mir:  es kommt die Zeit, und sie ist schon da, daß  ihr  weder auf  dem  Berge noch zu Jerusalem den Vater anbeten werdet!“    Denn siehe, Gott ist ein Geist, und die Ihn anbeten, müssen Ihn  im Geiste und in der Wahrheit anbeten! Und sieh,  dazu  braucht  es  weder  einen  Berg noch irgend einen Tempel, sondern ein möglichst reines,   liebevolles, demütiges Herz! Ist das Herz das, was es sein soll,  nämlich ein Gefäß der Liebe zu Gott, ein Gefäß der Sanftmut und Demut,  dann  ist  volle  Wahrheit  in solch  einem  Herzen;  wo aber Wahrheit ist, da ist Licht und Freiheit,  denn     das Licht der Wahrheit  macht  jegliches Herz frei. Ist aber das Herz  frei, so ist  auch  frei  der  ganze Mensch. Wer demnach mit solch einem Herzen Gott liebt, der ist ein rechter Anbeter Gottes des Vaters.“  Sagt das Weib: „Ja Herr, nun hast Du klarer geredet! Aber sage mir: Hast Du  nun  keinen  Durst mehr und magst nicht  trinken  aus   dem  Kruge  einer  Sünderin?“

Sage Ich: „Liebes Weib, laß das nur gut sein, denn sieh, du bist Mir lieber als dein Krug und dein Wasser! Als Ich  ehedem  von  dir  zu trinken begehrte, meinte Ich nicht deinen Krug, sondern dein Herz, darin ein  viel  köstlicheres  Wasser  ist  als in diesem Brunnen und  in  deinem  Kruge. Mit  dem Wasser deines Herzens kannst du auch  heilen  deinen  ganzen Leib;  denn was an dir Mir wohltut, das wird dich heilen, so du glauben kannst!“   

Sinne über diese Worte nach, die da gewechselt wurden. Was glaubst du, wer der Jakobsbrunnen ist, zu dem  Irhael  kommt?  Wer ist  Jesus, der zu trinken verlangt, der dürstet nach dem Wasser,  wer  sind  die  fünf   Männer?  Gestatte  mir  eine   kleine   Deutung. Schmücke sie weiter aus  in  deinem  Gemüte und erkenne sie schöner und  klarer. Siehe,  der  Brunnen,  der  frisches  Wasser gibt,  ist das lebendige Wort Gottes. Das göttliche  Wort,  das  uns  in  irgend  einer Schrift gereicht wird, in der Bibel oder in  der  Neuoffenbarung.

Wir dürsten nach diesem Wort und wir  dürsten  nach  der  Liebe  zu Gott,  unserem Vater.  Und  da kommt auch Jesus, angelockt von unserer kleinen Liebe mit Seiner  großen  Liebe und sie  kommt  zu uns im Wasser und wir sollen in Demut  erkennen,  daß Er es ist, der uns da um Wasser bittet. Irhael  ist  unsere  Seele, die  sehnsüchtig  nach Wahrheit und Liebe verlangt. Da kommt Er und bietet uns an  die reine   Wahrheit  aus  Seinem  Herzen.  Die buchstäbliche Wahrheit des Jakobsbrunnens, der im Schatten  der  Bäume  liegt,  kann  uns  nicht mehr sättigen und wir  werden   immer  wieder  durstig werden. Aber das lebendige Wort in der eigenen Seele,  gesprochen aus  dem  Jesu-Munde,  macht  uns  ganz  lebendig  und  da verlangt  Gott auch, daß wir den Mann rufen. Wir haben fünf  Männer. Die  fünf Männer sind unsere fünf Sinne, die wir einziehen sollen. Wir sollen weder nach außen  hören, noch nach außen sehen, noch  nach  außen riechen, noch nach außen  schmecken, noch nach außen fühlen. Wir sollen vielmehr in uns Einkehr  halten. Da werden wir Jesus erleben, der uns  am  Jakobsbrunnen,  unseres  Gottwort-Forschens  begegnet.  Da  sagt  uns Jesus: „Es kommt die Zeit und sie ist schon  da,  daß  ihr  weder  auf dem Berge, noch zu Jerusalem  den  Vater anbetet, sondern  im  eigenen Herzen. Erlebe es in deinem Herzen,  wie Jesus Christus  bei  dir  Einkehr hält, wenn du am Brunnen des göttlichen Wortes die Buchstaben  liest  und   die  Worte verstehst,  nach  ihnen  tust  und  handelst.

Durch Eckehart von Hochheim sagt  der Herr: „Und  nimmermehr offenbart sich Gott der Seele ganz und  vollends, wenn  sie  nicht  ihren Mann herbeibringt, ihren  freien Willen.“ Und darum sprach der Herr Jesus:„Weib, du  sprichst wahr, du hast fünf Männer gehabt, sie sind tot und den du jetzt hast, ist nicht dein Mann.“

Welches waren die fünf Männer? Es waren die fünf Sinne,  mit denen  hatte  sie gesündigt und darum waren sie tot und  der  Mann,  den  sie jetzt hat, war nicht ihr Mann. Das war ihr freier Wille. Er  gehörte  ihr  nicht, denn  er  war gebunden  in Todsünden und sie, die  Irhael  hatte keine Gewalt über ihn und darum gehörte er ihr  nicht. Denn  worüber der Mensch keine Gewalt hat, das gehört  ihm  nicht.  Es  gehört  vielmehr dem, der darüber Gewalt hat.

Über diese Worte laß  uns  nachsinnen  und  laß uns  Gewalt  erlangen  über den Willen, daß wir ihn der Demut, dem  göttlichen  Willen untertan  machen. Denn der Wille ist frei. Der Wille aber ist  Knecht, wenn er Sünde tut. Er ist  erst  dann ein  freier Wille, wenn  wir  den  Willen  unseres  geliebten Jesu-Vaters  erfüllen. Darum freue dich und fürchte dich nicht, denn du bist Gottes.

Wenn wir in voller Demut sind, im inneren Worte und in der inneren Liebe, entflammt unser  Herz  derartig  mächtig,  daß  das  lebendige  Wasser  der  Liebe  aus unseren Lenden  quillt  und  unseren ganzen Leib heilt von allen  Krankheiten. Darum beten wir Gott  an  im  reinen, demütigen, liebevollsten Herzen. Jetzt  wollen  wir  hören,  was uns der Herr über die Demut sagt. So spricht  der  Herr  durch  Emanuel  Swedenborg  in den Himmlischen Geheimnissen  ( Ziff. 1153): 

Das wahre Gebet und der wahre  Gottesdienst  besteht  in der Anbetung des  Herrn, der  Anbetung des Herrn in der Demut. Es ist die Demut in der Anerkennung, daß man gar     nichts Lebendiges und gar nichts Gutes habe. Die   Demut erkennt aus sich, daß  alles,  was  man  hat,  tot  ist,  ja  leichenhaft  und es ist Demut, wenn man dies anerkennt, daß vom Herrn Jesus  Christus  alles Lebendige und Gute  ist. Und  je  mehr der Mensch dies anerkennt und     nicht loß mit  seinem  Munde,  sondern  mit  seinem  Herzen,  desto mehr ist er in der Demut. 

Soweit die Worte  durch  Swedenborg.  Über  diese  Worte  laß  uns nachsinnen und  übe zugleich diese Demut. Erkenne in dir, daß alles von dir tot ist und ohne Leben und daß das einzige  Leben  Gott  selber ist. Dies ist die wahre Demut.

Jesus bleibt zwei Tage in Sichar, in der  Nähe  des  Jakobsbrunnens, die Irhael bekehrt noch viele Samariten, Jesus  macht  reiche  Belehrungen, gibt dem Johannes  die  Anweisungen über Sein Evangelium und beruft Matthäus, den Zöllner, zu seinem Lehramt als Evangelium-Schreiber. Abschließend sagt der Herr zu den  Samaritern:                                   

So ihr Meine Lehre vernehmet, da nehmet sie auf und bleibet  tätig  in ihr. Sodann erst werdet ihr des Heiles wahrhaft teilhaftig werden können,  das Ich euch heute verkünden werde vom  Berge  Garizim.  Also nicht das Hören allein, sondern  das  Tun  nach  Meiner Lehre wird  euch  erst  das  Heil,  das aus Jerusalem  zu  euch  gekommen ist, teilhaftig werden lassen. Denn wisset,  der  Mensch dieser Erde ist nicht minder berufen, vollkommen  zu  werden     wie der Vater im Himmel vollkommen ist. Bis auf diese Zeit war  dies  unmöglich, da auf dieser Erde der Tod das Zepter führte.  Aber  von  nun  an  soll es jedermann möglich sein, der sich ernstlich angelegen  wird  sein lassen, zu leben nach Meiner Lehre.                                    

Darauf berief Ich Meine Schreiber und wir machten uns alle auf den Weg zum Berge Garizim. Und als wir nach einer Stunde  Weges  bei dem Berg anlangten, da fragte Mich ein Oberpriester namens  Jonael, ob er  hinaufgehen  solle  und öffnen auf dem Berge Garizim das alte Gotteshaus. Ich aber zeigte ihm die Gegend und die vielen Menschen, die uns gefolgt sind und  sagte zu ihm „Siehe, Freund, das ist das älteste und  allerrechteste  Haus Gottes. Aber es ist  verwahrlost. Darum will Ich es nun wieder aufbauen  und aufrichten, wie Ich  das  Haus der Irhael aufgerichtet habe und dazu bedarf es des alten Hauses nicht und  es genügt diese Gegend am Fuße  des  Berges.  Öffnet sonach  eure Ohren, Augen und Herzen und bereitet  euch, denn nun geschieht  das  vor  euren  Augen, wovon  der große Prophet Jesaias geweissagt hat. 

Wir aber sind dabei und die  Bergpredigt  dauerte  damals  drei  Stunden. Du kannst diese Bergpredigt im Matthäus-Evangelium (Kap.5-7)  nachlesen. Nach den Angaben des Herrn durch  Jakob Lorber  ist  sie  dort voll  wiedergegeben.

Und so sprach Jesus, wir wollen nur einige Worte hören: 

Selig sind, die da geistig arm sind, denn das Himmelreich ist ihr. Selig sind, die da  Leid  tragen, denn  sie sollen getröstet werden.  Selig  sind  die  Sanftmütigen, denn  sie werden das Erdreich besitzen. Selig sind, die da hungert und dürstet nach     der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden. Selig  sind die Barmherzigen, denn  sie  werden  Barmherzigkeit  erlangen. Selig sind, die reinen  Herzens  sind,  denn  sie  werden  Gott      schauen. Selig  sind  die Friedfertigen, denn sie  werden  Gottes  Kinder  heißen.  Selig   sind,  die  um     der Gerechtigkeit willen  verfolgt  werden,  denn  das  Himmelreich   ist  ihrer.     Selig seid  ihr, wenn  euch  die  Menschen  um  Meinetwillen  schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles wider euch,  so  sie  daran  lügen.  Seid  fröhlich und getrost, es wird euch im Himmel wohl belohnt  werden.  Denn also  haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.  

Wir hören diese Worte und  Jesus  tut  Seinen  heiligen  Mund wieder  auf  und spricht: 

Ihr seid das Salz der Erde, wo nun das Salz dumm wird, womit soll  man salzen? Es ist zu nichts hinfort nütze, denn daß man es hinausschütte und lasse es die Leute zertreten. Ihr seid das Licht der Welt.  Es mag die  Stadt,  die  auf einen     Berg liegt, nicht  verborgen  sein.  Man  zündet auch nicht ein  Licht  an und  setzt  es  unter  einen  Scheffel, sondern auf einen Leuchter, so  leuchtet es dann allen, die im Hau    se sind. Also laßt euer Licht  leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke  sehen und  euren Vater im  Himmel preisen.

Ihr sollt nicht wähnen, daß Ich gekommen bin, das Gesetz  oder die  Propheten  aufzulösen.  Ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. 

Und so spricht Jesus auf dem Berge Garizim, der da in unserem  Herzen  die  innerste Stätte der Gottgegenwart  ist.  Dort  beginnt  Jesus Seine  Bergpredigt  und mit den Seligpreisungen. Alle Engel und  alles,  was  je  geboren  war,  muß  nun schweigen, wenn die Wahrheit des Vaters in deiner Seele spricht. Denn alle Weisheit der Engel und alle Weisheit aller Kreaturen, sind ein reines Nichts vor der grundlosen Weisheit Gottes.

Diese Weisheit hat  gesprochen, daß die Armen selig sind. Nun  gibt es  zweierlei  Arme. Die eine Armut ist eine äußere Armut und diese ist gut und sehr zu loben  am  Menschen, der sie mit Willen auf sich  nimmt, aus Liebe  zum  Herrn  Jesus Christus. Von dieser Armut soll hier nicht gesprochen werden. Indessen gibt es noch eine andere Armut, eine innere Armut, die unter jenen Worten unseres Herrn  Jesus zu verstehen ist, wenn Er sagt, selig sind die Armen im Geiste.

Nun bitte ich dich, ebenso arm zu sein, auf daß du  diese  Rede  verstehst. Wenn  du dieser  Wahrheit  nicht gleichst, so kannst du diese Wahrheit  nicht  verstehen.

Höre  denn,  was  uns der Herr  durch  Eckehart  von  Hochheim  als Schlußwort verkündet (32. Predigt) 

Das ist ein armer Mensch, der nichts will und nichts  weiß und  nichts  hat und darum, so ein Mensch noch einen Willen hat, den  allerliebsten Willen Gottes erfüllen zu wollen, so hat er eine solche Armut nicht in sich, von  der  gesprochen wurde.

So höre denn,  der  Mensch  muß  so  seines  geschaffenen  Willens  ledig  sein  wie  er  es  war,  als er noch nicht war.     Denn ich  sage euch bei der  ewigen Wahrheit, solange ihr den Willen habt, den Willen Gottes  zu   erfüllen  und  das     Verlangen nach der Ewigkeit und nach Gott, solange seid ihr  nicht richtig arm. Denn nur das  ist  ein  armer  Mensch, der     nichts will und  nichts begehrt.  

Daß wir aber so geistig arm werden, dazu helfe uns die  Liebe  zu  Jesus Christus, in der wir dann in aller Demut erkennen, daß Er es  will, der durch uns will. Daß Er es will, der durch uns denkt und weiß und daß Er es ist, der durch uns hat und besitzt.

Erheben wir unsere  Herzen  und erwecken wir unser Gemüt  zu  den  lebendigen Taten, damit wir wahrlich Jünger Christi sind und werden können und damit Jesus Christus endlich  in  uns  wieder  König  sein kann, in unserem Herzen, und daß wir dann wahrlich  die  Armen  im Geiste sind, durch die  unser  Herr  Jesus Christus denkt und will und wirket die Werke Seiner  Liebe. Die  Liebe  und  der  Friede  unseres himmlischen Vaters in Jesus Christus sei mit uns allen.