erreichen, und der Staatsverband hat in der Kirche seine sicherste Gewähr, weil sie über die Gewissen herrscht, wer die Gesetze aus innerem Pflichtgefühl vollzieht, offenbar der beste Untertan ist, hingegen, wenn die Stimme des Gewissens schweigt oder unterdrückt wird, das Schwert oft vergebens in der Hand irdischer Gewalten blinkt. Despotie oder Anarchie an die Stelle der Gesetze oder deren Vollzug tritt, und auch in  der Fülle irdischen Glückes störet den Genuß die Folter eines Schuld bewussten Gewissens,  doch liegt die Befugnis im Staatszweck, äußere Religionsverhältnisse insoweit zu prüfen, ob sie den Anhängern von Sekten und Meinungsäußerungen, die mit diesem nicht vereinbar sind, die Aufnahme zu versagen, und ihrer  Verbreitung Einhalt zu tun, Übergriffen und Eingriffen kirchlicher Institutionen einen Damm zu setzen, was auch der Kirche bezüglich auf Übergriffe des Staates in ihr Gebiet gebührend zustehen muß.

 

Gleichwie übrigens nirgends in der Schöpfung ein Gegensatz ist, so wird die Kirche, welche die Gottesverehrung in Erfüllung der Pflichten der Liebe lehrt, die Menschen jedes Glaubens mit Bruderliebe umschlingen, wenn sie auch in Dogmen und äußeren Kultus sich verirrten, es wird hierin die Bahn zum dereinstigen Wiedervereine aller in die eine und wahre Kirche liegen.

 

Den Verfall derselben weiset die Geschichte nach; wissenschaftliches Forschen hatte sich im kühnen Fluge in überirdische Sphären getäuscht, die Kunst suchte vergebens das Göttliche zu bilden und lieferte statt dessen Idole, die Gottheit wurde entstellt, zu profanen Zwecken missbraucht, zum Gotte jeglicher Leidenschaft nur durch Blut und Brandopfer zu sühnen; man verwechselte die Schöpfung mit dem Schöpfer , baute zur Anbetung geschaffener Wesen Altäre, und formte sich Götter und Dämone: denn auch über menschlichem Wissen und Bildung steht ein Kulminationspunkt, auf dem Boden einstiger Größe liegen nur die Trümmer ihres Verfalles, wo ehemals hochgebildete Nationen wohnten, sind nunmehr Barbaren; von den Wissenschaften und Künsten der erstern zeugen bloß Fragmente und Ruinen. – Doch auch die Barbaren werden wieder gesittet, die Kunst bildet mittels ihrer Ruinen , um nach dem stets einem Gesetze der irdischen Schöpfung dem Wechseln zwischen Werden und Sein von Neuem zu blühen.

 

Das Wahre, Gute und Schöne, der Abdruck der Gottheit in der Schöpfung wird immerfort sein.